Segregation Stadtsoziologie Viviane Stutz, Mara Todisco, Mirjam Wendel Segregation 2 Inhalt • • • • • Einleitung Definition von Segregation Soziale Segregation Ethnische Segregation Studie Segregation 3 Definition von Segregation • „Mit Segregation wird die Konzentration bestimmter sozialer Gruppen auf bestimmte Teilräume einer Stadt oder einer Stadtregion gemessen.“ (Hartmut Häussermann, Walter Siebel) Segregation 4 Voraussetzungen 1. Sowohl soziale als auch räumliche Unterschiede müssen in einer Stadt vorhanden sein. 2. Ein differenziertes Angebot von Wohnungsqualitäten. Segregation 5 Soziale Segregation • Segregation (Konzentration bestimmter sozialer Gruppen auf bestimmte Teilräume einer Stadt oder einer Stadtregion) nach vorwiegend ökonomischen Kriterien bzw. nach Klassen- oder Schichtzugehörigkeit. (Hartmut Häussermann, Walter Siebel) Segregation 6 Ursachen • Gesellschaftliche Strukturprinzipien und Wertvorstellungen, nach denen der soziale Raum einer Stadt gegliedert ist. • Angebotsseite des Wohnungsmarktes • Nachfrageseite des Wohnungsmarktes Segregation 7 Grundlagen für die ungleiche Verteilung des Wohnungsangebots I • Kein einheitlicher Wohnungsmarkt Verschiedene Segmente • Barrieren • • • • Preisdifferenzen Prestige-Images Administrative Richtlinien Informelle Diskriminierung Segregation 8 Grundlagen für die ungleiche Verteilung des Wohnungsangebots II • Politische Differenzierung von Räumen • Ökonomische Differenzierung von Räumen • Symbolische Differenzierung von Räumen • Soziale Differenzierung von Räumen Segregation 9 Wohnungsnachfrage: Ressourcen I 1. Ökonomische Ressourcen Höhe des Haushaltseinkommens Sicherheit des Einkommens Vermögen 2. Kognitive Ressourcen Sprachfähigkeit Kenntnisse des Wohnungsmarkts, Mietrechts, wohlfahrtsstaatliche Bestimmungen Segregation 10 Wohnungsnachfrage: Ressourcen II 3. Soziale Ressourcen Soziale Netze Informationen Gatekeeper 4. Politische Ressourcen Organisationsfähigkeit Zugang zu politischen Eliten Sozialstaatliche Anspruchsrechte auf Wohngeld und preisgebundene Sozialwohnungen Segregation 11 Determinanten der Wohnortentscheidung Makro-Ebene Meso-Ebene Mikro-Ebene Individualebene Segregation 12 Weitere Wahlmöglichkeiten • Präferenzen bezüglich der Wohngegend • Lebenszyklus Segregation 13 Arten von sozialer Segregation Freiwillige oder aktive Segregation Erzwungene oder passive Segregation Segregation 14 Effekte der Segregation • Benachteiligende Wirkung auf die – Materiellen Lebensbedingungen – Sozialen Lebensbedingungen • Symbolische Beeinträchtigungen Segregation 15 Kumulative Effekte • Selektive Abwanderung und Verarmung der Bewohner Sich selbst verstärkende Spirale der Abwärtsentwicklung soziales Milieu als Umwelt sozialer Lernprozesse Abwanderung oder Anpassung Stigmatisierungsprozess Segregation 16 Ethnische Segregation • Segregation nach ethnischen Merkmalen: herkunftsspezifisch • Wohnungsvergabe bzgl. Migranten „Lückenbüsser“ Segregation 17 Wohnungsbedingungen • Zuwanderung primär auf die grossen Städte • Gegend: wenig begehrt • Wohnungen: meist überbelegt und sanierungsbedürftig Segregation 18 Ethnische Segregationsmuster • Fallstudien aus einzelnen Städten • Konzentration auf wenige Stadtteile • Vier unterschiedliche Quartiertypen Segregation 19 Quartiertypus 1. Innerstädtische Altbaugebiete mit Substandardwohnungen grösster Typus des Ausländerwohnens, z.B.: am Rande der Innenstadt, Sanierungsgebiete 2. Alte Arbeitsquartiere von Emissionen belastet Segregation 20 Quartiertypus 3. Wohnbestände an umweltbelastenden Standorten (Verkehrslärm, Mülldeponie usw.) 4. Sozialwohnungen in unattraktiven Bauformen und ungünstigen Standorten Unterschichtung: Ausländer bewohnen Wohnungsbestände unterhalb der Qualitätsstufe, welche die einheimische Unterschicht hinzunehmen gezwungen wird. Segregation 21 Erklärungsvorschläge: Ethnisch spezifische Merkmale • Wohnungsansprüche: demographische und soziale Merkmale • Mietzahlungsfähigkeit: niedrigeres Haushaltseinkommen • Informelle Formen der Wohnungssuche: Vermittlung von Wohnungen „unter der Hand“ Segregation 22 Erklärungsvorschläge: Strukturelle Ursachen • Grösse der Agglomeration: Arbeitsplätze, Bekannte und Verwandte Unterstützung • Schichtzugehörigkeit: Einkommen und Beruf • Diskriminierung: Ablehnung von Ausländern durch die Vermieter „Prestigefrage/Preisverfall“ Segregation 23 Segregation: Contra • Ökonomische Nachteile: niedrige Kaufkraft Niedergang des privatwirtschaftlichen Angebots • Politische Nachteile: Kompetente Personen verlassen den Stadtteil • Soziale Nachteile: Beschränkte Kontaktmöglichkeiten Parallelgesellschaften Segregation 24 Soziale Nachteile: Kontakthypothese • Ethnische Kolonie behindert Kontakt zu Institutionen und Individuen der Aufnahmegesellschaft Integration wird erschwert • Räumliche Nähe Kontakt Wissen Toleranz Integration (Anpassung an Verhaltensweisen der Einheimischen) Segregation 25 Segregation: Pro • Ökonomische Vorteile: Materielle Hilfsfunktionen; billige, loyale und flexible Arbeitskräfte Basis • Politische Vorteile: Verständigung gemeinsamer Interessen, politische Organisationen und Migranteninteressen • Soziale Vorteile: Soziale und psychologische Unterstützung Schutz gegen Isolation und Demoralisierung Segregation 26 Soziale Vorteile: Konflikthypothese • Enge räumliche Nähe führt zu Konfliktmöglichkeiten, nicht nur zwischen Einheimischen und Ausländern • Soziale und räumliche Distanz: Voraussetzung ist die freie Wahl der Wohnstandorte • Segregation: Mittel der Konfliktvermeidung Segregation 27 Einwände • Segregation nicht gleich Segregation • Freiwillige Segregation: Oberschicht • Erzwungene Segregation: Unterschicht Je höher das Einkommen, die Bildung und der soziale Status, desto eher beruht Segregation auf Freiwilligkeit Segregation 28 Einwände • Räumliche Nähe fördert nicht per se Toleranz • Beleg: Anteil der Einheimischen, welche in Quartieren mit hohen Ausländeranteilen leben, wählen häufiger ausländerfeindliche Parteien Sprachkompetenz als wichtige Voraussetzung Segregation 29 Einwände • Unterschiede zwischen Gruppen: Konflikte verschiedener ethnischen Gruppen • Unterschiede zwischen sozioökonomischer und ethnischer Segregation: Ursache ist nicht die Herkunft, sondern die Position auf dem Arbeitsmarkt, in der Politik und die Diskriminierung Segregation 30 Segregationstypen: Übersicht Segregation 31 „Zusammenfassung“ • Die Wohnungsmarktsituation, die Arbeitsmarktsituation, demographische Prozesse und kulturelle Faktoren sind ausschlaggebend für Art und Ausmass von ethnischer und sozialer Segregation ethnisch gering segregierte Stadt: soziale Sicherung, Verdienstmöglichkeiten, Wohnungsangebot, Bildungssystem usw. Segregation 32 „Einfluss der Umzüge auf die sozialräumlichen Prozesse im urbanen Raum Zürich“ • Studie von Corinna Heye und André Odermatt, Geographisches Institut der Universität Zürich, Abteilung Wirtschaftsgeographie Segregation 33 Einleitung • Früher: Zentren der Grossstädte waren unbeliebte Lebensräume - schlechte Luft - Drogenprobleme - Lärm Segregation „A-Stadt“ 34 Einleitung • Renaissance der Stadtzentren durch die gut ausgebildete und junge Mittelschicht • In urbanen Räumen sind Umzüge der Motor der Segregation Wichtige Rolle dabei spielt die Bebauungsstruktur der Quartiere Segregation 35 Fokus der Arbeit • Fokus der Arbeit auf den „Zusammenhang zwischen sozial- räumlichen Prozessen, Bebauungsstruktur und Umzügen in der Stadt Zürich“ Segregation 36 Zentrale Begriffe • Suburbanisierung „Verlagerung von Nutzungen und Bevölkerung aus der Kernstadt, dem ländlichen Raum oder anderen metropolitanen Gebieten in das städtische Umland bei gleichzeitiger Reorganisierung der Verteilung von Nutzungen und Bevölkerung in der gesamten Fläche des metropolitanen Gebietes.“ (Da Cunha, Both 2004) Segregation 37 Zentrale Begriffe • Reurbanisierung „Die Bevölkerungs- und Beschäftigungszunahme in der Kernstadt, die mit einer Aufwertung der Kernstadt einhergeht.“ (Gaebe 2004) Segregation 38 Zentrale Begriffe • Gentrifizierung „Aufwertung innerstädtischer Wohnquartiere durch den Zuzug von sozial Bessergestellten und damit die Verdrängung der sozial schwächeren Schichten sowie dem damit einhergehenden Wandel der lokalen Infrastruktur.“ (Dangschat 1994) Segregation 39 Zentrale Begriffe • Marginalisierung ist das entsprechende Gegenteil von Gentrifizierung Ziel der Untersuchung: Marginalisierungs- und Gentrifizierungseffekte in der Stadt Zürich nachweisen Segregation 40 Hypothesen I • Charakteristika für Marginalisierte Quartiere: - hohe und zunehmende Ausländeranteile - hohe Arbeitslosigkeit und Sozialhilfedichte - Überwiegen des Wegzugs von Familien - Überwiegen des Wegzugs von Erwerbstätigen - hoher Zuzug von ausländischen Zuwanderern Segregation 41 Hypothesen II • Charakteristika für gentrifizierte Quartiere - Überwiegen des Zuzugs von ausserhalb der Stadt - Überwiegen des Zuzugs der so genannten „urbanen Mittelschicht“ - Überwiegen des Wegzugs von Ausländern, Arbeitslosen - Erhöhte Renovationstätigkeit und steigende Mieten - Hoher Anteil privater und institutioneller Vermieter Segregation 42 Methodik • Personen- und Haushaltsdaten der Volkszählungen von 1990 bis 2000 und der Statistik zur direkten Bundessteuer der eidgenössischen Steuerverwaltung • Analyse der Umzüge • Indizes, die Aufschluss über die sozialräumlichen Prozesse geben Segregation 43 Sozialräumliche Prozesse • Charakterisierung der Bevölkerung durch vier Indizes: – – – – Sozialer Status Lebensformen Altersstruktur Fremdsprachigkeit Segregation 44 Ergebnisse I 1. 2. 3. Kernstadt und suburbanes Umland unterscheiden sich hauptsächlich in Bezug auf ihren Individualisierungsgrad In Urbanen Kernzonen existiert eine breite Bevölkerungsschicht von gut Ausgebildeten und beruflich gut Situierten mit individualisierten Lebensformen Zwischen 1990 und 2000 haben sich die Statuswerte gesamtschweizerisch erhöht und der Grad der Individualisierung hat zugenommen Segregation 45 Ergebnisse II 4. 5. 4. In Zürich hat eine relative soziale Aufwertung der Kernstadtquartiere gegenüber den Umlandgemeinden stattgefunden Insbesondere innenstadtnahe Quartiere haben einen überdurchschnittlichen Statusanstieg erfahren (Langstrasse und Gewerbeschule) Gentrifizierungseffekt Andererseits haben Stadtrandquartiere relativ zu den anderen Quartieren an Status verloren (Schwamedingen und Hirzenbach) Marginalisierungseffekt Segregation 46 Gründe für die Effekte • Gentrifizierungseffekt: – Steigende Mietpreise in den aufgewerteten Quarteiren – Als Folge davon eine Erhöhung des Statusindex – Nettoabwanderung von ausländischen Personen Segregation 47 Gründe für die Effekte • Marginalisierungseffekt: – Stadtrandquartiere sind häufig Ankunftsquartiere für Personen aus dem Ausland sowie Abwanderungsquartiere für Leute, die sich das Leben in der Kernstadt nicht mehr leisten können Segregation 48 Diskussion • Gentrifizierte und marginalisierte Gebiete liegen oft nahe beieinander. Welche Probleme könnten daraus resultieren? Segregation 49
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