Dissoziative Effekte der Feedback-Valenz auf Automatizität und Präzisionsleistung beim motorischen Fertigkeitserwerb CHRISTINA ZOBE Universität Paderborn Einleitung Die Wahrnehmung von Bewegungsfehlern induziert die Generierung von Hypothesen zur Korrektur dieser Fehler. Dies führt zu expliziten Verarbeitungsprozessen, die Automatisierungsprozesse hemmen (Masters & Maxwell, 2004). Dabei bestimmt die subjektive Einschätzung darüber, ob die Fehlerhöhe als positiv oder negativ (Valenz) interpretiert wird. Bei Feedback mit positiver Valenz zeigen sich hohe Entladungsraten von Dopaminneuronen, denen eine wichtige Funktion für die motorische Automatisierung zugeschrieben wird (Beck et al., 2012). Durch die Manipulation der Feedback-Valenz mit Hilfe normativen Feedbacks (Rückmeldung von Normreferenzwerten) konnten Lernvorteile gegenüber einer Kontrollbedingung oder negativ normiertem Feedback gezeigt werden (Lewthwaite & Wulf, 2010). Es wird angenommen, dass positive Feedback-Valenz neben höheren Präzisionsleistungen auch zu einer höheren Automatisierung führt als negative Feedback-Valenz. Methode In einem Experiment mit Prä-Post-Design übten die Versuchspersonen (n = 56) in 5 Einheiten (720 Trials) eine Ellenbogen-Extensions-Flexions-Sequenz mit 3 Umkehrpunkten (Ziel: präzise Ausführung mit max. 1,2 Sek. Bewegungszeit). Bei 14% der Trials wurde Feedback zu den Umkehrpunkten als Balkendiagramm präsentiert. Eine zusätzliche Referenzlinie stelle die Leistung einer angeblichen Normgruppe über (normativ negativ = NEG) oder unter (normativ positiv = POS) der eigenen Leistung dar (Faktor Gruppe). Zudem gab es eine aktive (Feedback mit neutraler Valenz) und eine passive (kein Üben) Kontrollgruppe. Im Prä- und Retentionstest (Faktor MZP) wurden die Präzision der Armbewegung und eine n-Back-Aufgabe unter Einzel- und Doppeltätigkeit (Faktor ED) getestet. Ergebnisse & Diskussion POS reduziert die Doppeltätigkeitskosten signifikant, p = .003; eta2p = .51 (MZP x ED). Aufgrund fehlender Doppeltätigkeitskostenreduktion in der KGp wird diese als Automatisierung interpretiert. Hingegen scheinen NEG und KGa nicht zu automatisieren, p > .431; eta2p < .05. POS zeigt ebenso wie die KGa keine Verbesserung der Präzisionsleistung, p > .477; eta2p = .03, diese tritt aber bei NEG auf, p = .010; eta2p = .41. Wie erwartet scheint positive Valenz die Automatisierung zu fördern, während negative Valenz hemmend wirkt. Entgegen der a priori aufgestellten Annahme begünstigt die negative Valenz hingegen die Präzisionsleistung. Dies könnte durch eine Modulation motivationaler Faktoren erklärbar sein. Literatur Masters, R. S. W. & Maxwell, J. P. (2004). Implicit motor learning, reinvestment and movement disruption: What you don´t know won´t hurt you? In A. M. Williams & N. J. Hodges (Eds.), Skill acquisition in sport: Research, theory and practice (pp. 207-228). New York: Routledge. Beck, F., Blischke, K. & Abler, B. (2012). Dopaminerge Modulation striataler Plastizität: „Türöffner“Funktion in der Automatisierung von Willkürbewegungen. Sportwissenschaft, 42, 271-279. Lewthwaite, R., & Wulf, G. (2010). Social-comparative feedback affects motor skill learning. The Quarterly Journal of Experimental Psychology, 63, 738-749.
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