MENSCHEN MENSCHEN Über Stock und Stein: Pepe Lienhard geht mit Schäferhund Garou gern die Murg entlang. 12. 201 9. 5 «Die Natur ist meine KRAFTQUELLE» Die Musik ist sein Leben, ins Grüne gehen sein tägliches Ritual. Am 12. September begleitet Bandleader PEPE LIENHARD die Leser der «Schweizer Familie» am Nationalen Wandertag in Disentis Sedrun. Interview Fabienne Eichelberger Fotos Basil Stücheli 18 Schweizer Familie 36/2015 Schweizer Familie 36/2015 19 MENSCHEN «Die Natur ist das Geheimnis meiner Zufriedenheit»: Pepe Lienhard geht täglich spazieren. Freunde und Berufskollegen: Konzert mit Udo Jürgens kurz vor dessen Tod 2014. «Ich sass an Udo Jürgens’ Totenbett und bedankte mich für die gemeinsame Zeit. Ich sagte ihm Adieu, das bedeutet mir viel.» Herr Lienhard, wann hatten Sie zuletzt Blasen an den Füssen vom Wandern? Vermutlich vor fast fünfzig Jahren in der Rekrutenschule. Ich spielte in der Militär musik und ging davon aus, dass ich von den anstrengenden Aufgaben verschont bleibe. Allerdings waren damals alle Musi ker auch Sanitäter. Ich musste daher einen 70-Kilometer-Marsch mit einer Bahre auf dem Rücken absolvieren. Am nächsten Tag hatte ich nicht nur Blasen an den Füs sen, sondern auch einen wunden Rücken. Nahm Ihnen dieses Erlebnis die Lust am Wandern? Überhaupt nicht. Als meine Töchter Nina und Lara klein waren, gingen wir oft wan dern. Das habe ich genossen. Besonders gerne beobachteten wir gemeinsam Mur meli, Gämse und Steinböcke. Am 12. September sind Sie am Nationalen Wandertag der «Schwei zer Familie» in Disentis Sedrun dabei. Kennen Sie die Region? Ich trat schon in Disentis auf. Die Gegend kenne ich jedoch nicht. Aber ich freue mich und werde bestimmt etwas weh mütig, wenn ich mit den vielen fröhlichen Kindern mitlaufen darf. Meine Töchter sind heute 27 und 25. Seit ihren Teenager jahren waren wir nicht mehr gemeinsam in den Bergen. 20 Schweizer Familie 36/2015 Wo gingen Sie früher mit Ihrer Familie wandern? Wir liebten das Valsertal und verbrachten unsere Ferien oft dort. Obwohl wir die Gegend nur durch Zufall entdeckten. Wie kam das? Wir fuhren mit dem Wohnwagen ins Bündnerland und wollten an abgelegenen Orten übernachten. Leider waren Wohn wagen überall verboten. Nur auf überfüll ten Campingplätzen durften wir schlafen – und das entsprach nicht unserer Idee von romantischen Familienferien. Ich wurde so wütend, dass ich den Wohnwagen ab geben und den nächsten Flug nach Thai land buchen wollte. Und wie sind Sie trotzdem im Valsertal gelandet? Irgendwann sah ich den Abzweiger «Vals». Wir fuhren durchs Tal und entdeckten am Ende den Parkplatz einer Sesselbahn, auf dem wir problemlos übernachten durften. Er lag mitten in der Natur, und wir waren völlig alleine. Von dort aus erkundeten wir das Valsertal. Passierte Ihnen beim Wandern schon mal ein Missgeschick? Ja, ein selbst verschuldetes. Was ist geschehen? Als meine Kinder klein waren, übernach teten wir in einer Alphütte in Zermatt. Am nächsten Tag stand eine grosse Bergtour auf dem Programm. Ich wollte nur kurz im Gemeinschaftsraum etwas trinken und stiess auf eine Gruppe Bergführer – alles glatte Kerle. Aber die tischten einen bösen Schnaps nach dem anderen auf. Ich schlief zwei Stunden, hatte am Morgen einen rie sigen Schädel und musste mit einer Toch ter auf den Schultern auf die Bergwande rung. Ich schwitzte Blut und Wasser. Heute verzichten Sie auf Bergtouren und gehen lieber mit Ihrer Frau Christine und Ihrem Hund Garou spazieren. ➳ BANDLEADER Pepe Lienhard, geboren am 23. März 1946, ist in Lenzburg AG aufgewachsen. Sein Jus-Studium brach er 1969 zugunsten der Musik ab. Er gründete das Pepe Lienhard Sextett, mit dem er Hits wie «Swiss Lady» und «Sheila Baby» landete. 1980 gründete Pepe Lienhard seine Big Band, mit der er Weltstars wie Frank Sinatra und Sammy Davis jr. begleitete. Seit 1982 war Pepe Lienhard Bandleader von Udo Jürgens. Er hat zwei Töchter, Nina, 27, und Lara, 25. Pepe Lienhard lebt mit seiner Frau Christine in Frauenfeld TG. Foto: RDB Schweizer Familie 36/2015 21 MENSCHEN Werden Sie dann dauernd angesprochen? Nein. Die Leute kennen mich hier. In der Schweiz ist es sowieso nicht unange nehm, bekannt zu sein. Ausserdem bin ich keiner, der polarisiert und angefein det wird. Ich äussere mich beispielsweise nicht politisch – ich mache einfach Unterhaltungsmusik. Damit sind Sie musikalisch auf dem Gipfel angekommen. Sie traten in den Achtzigerjahren mit Weltstars wie Frank Sinatra und Sammy Davis jr. auf. Ich war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hatte viel Glück im Leben. Aber man «Man sollte auf dieser Welt anständig leben und es nicht im nächsten Versuch richten wollen.» muss bereit sein, wenn das Glück vorbei kommt. Ich war immer ehrgeizig, habe mich stets um gute Musiker bemüht und versucht, mit ihnen auszukommen – auch wenn sie extrovertierte Künstler oder ver rückte Sängerinnen waren. Das ist bei mir nicht der Fall. Als ich 1983 mit Frank Sinatra auf der Bühne stand, fühlte ich mich eher klein. Er und seine Musiker hatten ein unglaubliches Niveau, da wird man ganz bescheiden. Vermutlich hätte ich noch bezahlt, um mitzuspielen. Ein Grund für Ihren Erfolg ist also, dass Sie mit schwierigen Persönlich keiten gut arbeiten können? Sie arbeiteten seit 1982 mit Udo Jürgens zusammen, waren sein Bandleader. Gemeinsam tourten Sie um die Welt und waren befreundet. Wie erlebten Sie die letzten Stunden vor seinem Tod im Dezember 2014? Das ist meine grösste Qualität. Ein Band leader lässt sich mit einem Fussballtrai ner vergleichen: Er muss nicht besser spielen als die anderen, aber er muss sein Team dazu bringen, gerne und gut zusammenzuarbeiten. Wer so erfolgreich ist wie Sie, läuft irgendwann Gefahr, abzuheben. Ich war mit meinem Hund unterwegs und hatte kein Handy bei mir. Als ich nach Hause kam, sagte mir meine Frau, Udo sei beim Spazieren zusammengebrochen. Sein Chauffeur Billy hatte sie angerufen. ANZEIGE Ich fuhr sofort ins Spital. Udo war bewusstlos, die Ärzte rangen bereits um sein Leben. Udos Part nerin, sein Manager Freddy Burger, Billy und ich hofften auf ein Wunder. Leider traf es nicht ein. Wie wichtig war es für Sie, dass Sie noch ins Spital konnten? Es hätte mir sehr leidgetan, wäre Udo irgendwo verunglückt, und plötzlich hätte die Urne da gestanden. Ich bin froh, konnte ich noch ein paar Stunden bei ihm sein. Ich sass an seinem Toten bett und bedankte mich für die gemeinsame Zeit. Ich sagte ihm Adieu – das bedeutet mir viel. Wie haben Sie den Tod von Udo Jürgens verkraftet? Ich kann seine Shows bis heute nicht an einem Stück schauen. Mir kommen die Tränen. Wir er lebten nicht nur beruflich, sondern auch privat viele schöne Momente zusammen. Am Abend vor seinem Tod gingen wir noch mit unseren Partne rinnen essen. Udo war voller Pläne. Sein Herzstill stand hat mich daher sehr schockiert – aber für ihn war es vermutlich gut so. Wie meinen Sie das? ➳ ANZEIGE In jeder Lebensphase bestens aufgehoben FÜR DEN PERFEKTEN WANDERTAG. Foto by Robert Bösch Ich bin nicht mehr so fit wie früher, habe Arthrose in den Knien vom vielen Stehen auf der Bühne. Ganze Wanderwochen traue ich mir nicht mehr zu. Jetzt ent decken wir mit Garou unseren neuen Wohnort, den Kanton Thurgau. Ich spa ziere gerne die Murg entlang. Bei Helsana erhalten Sie nicht nur Zugang zu bester medizinischer Versorgung, Sie profitieren auch von attraktiven Konditionen und Sparmöglichkeiten. Hier erfahren Sie mehr: 0844 80 81 82 oder helsana.ch Teilnehmende Händler unter www.sport2000.ch Udo wollte kein alter, gebrechlicher Mann werden. Für ihn wäre es schlimm gewesen, hätte er vor den Augen der Öffentlichkeit vor sich hin vegetieren müssen. Durch sei nen plötzlichen Tod hat er nicht gelitten und trat als strahlender Star ab. Hat sein Tod Sie verändert? Nein. Ich denke deswegen nicht vermehrt an den eigenen Tod. Ich versuche generell, keine offenen Rechnungen zu hinterlassen und nichts aufzuschieben, bis es zu spät ist. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Nein, wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Ich gehe davon aus, dass es keine zweite Runde gibt. Man sollte auf dieser Welt anständig leben und es nicht im nächsten Versuch richten wollen. Sie sagten einst, Ihre Asche soll über dem Urwald von Borneo verstreut werden, weil dort Ihre Lieblings vögel – die Hornvögel – leben. Ist das noch immer Ihr Wunsch? «Die Morgensonne und pfeifende Vögel sind für mich der Gegensatz zu Kunstlicht und Showzirkus.» Ich möchte nach wie vor, dass meine Asche einen Baum düngt. Aber in der Schweiz, nicht mehr in Borneo. Meine Frau und meine Kinder sollen einen Ort haben, an dem sie mich besuchen können. Ein Grab mit kirchlichen Symbolen möchte ich nicht. Warum? Für mich ist die Natur die höchste Macht und das Geheimnis meiner Zufriedenheit. Können Sie das erklären? Ich bin mit Leib und Seele Musiker, liebe es, auf der Bühne zu stehen. Doch die Natur ist meine Kraftquelle. Die Morgen sonne und pfeifende Vögel sind für mich der Gegensatz zum künstlichen Licht und zum Showzirkus. Auch auf Tournee stehe ich stets früh auf und gehe ins Grüne. Als Bandleader sind Sie gewohnt, die Führung zu übernehmen. Müssen Sie auch privat immer die Zügel in der Hand halten? e s s la K le o o c e E in Nein. Solange es nicht um Musik geht, habe ich keine Mühe, die Führung abzu geben. Ich laufe beim Spazieren gerne mal meiner Frau nach. Wir sind gleichwertige Partner. Babsi Banane Bruno Broccoli Ruedi Rüebli Berta Birne Dann preschen Sie also auch am Nationalen Wandertag nicht voraus? Ich werde mich wohl im Mittelfeld bewe gen. Da ich die Gegend nicht kenne, möch te ich nicht den ganzen Rattenschwanz auf eine falsche Fährte locken. ● ANZEIGE Das Magnesium für eine aktive Freizeit Magnesium Biomed ACTIV: ® Damit das Wandern nicht zum Krampf wird. Zur Nahrungsergänzung. 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