Renovation Haus «zum Engelskopf», Gallusstr. 16

6WDGW6W*DOOHQ
'HQNPDOSIOHJH
Renovation Haus «zum Engelskopf», Gallusstr. 16
Beiträge zur Denkmalpflege, Juni 2015
Dokumentation Denkmalpflege
Bereits seit 1863 befindet sich das klassizistische
Haus an der Gallusstrasse 16 im Besitz der Industrieund Handelskammer, dem ehemaligen Kaufmännischen Direktorium. Erbaut wurde es jedoch vierzig
Jahre zuvor als Wohnhaus für den erfolgreichen Wiler
Tuchhändler Johann Joseph Karrer. Der Entwurf
stammt von Hans Conrad Stadler, einem der ersten
Architekten mit akademischer Ausbildung, der in
seiner Heimatstadt Zürich zu den wichtigsten Vertretern des Klassizismus gehörte. Das streng axial
aufgebaute Haus mit dem Säulenportikus und den
fünf Fensterachsen überrascht im Inneren mit einer
luftigen, im Halbrund verlaufenden Treppenanlage.
Vorbild dafür war der von Hans Kaspar Escher, Architekt und Gründer der Maschinenbau-Firma «Escher,
Wyss & Cie.» 1811 in Zürich erbaute «Schönenhof»,
der eine sehr ähnliche Grundrissdisposition aufwies
(1935 abgebrochen).
Wie Bauherr Karrer und seine Frau Maria, geborene Morel, im «Engelskopf» gewohnt haben, weiss
man heute nicht mehr. Überliefert sind nur noch die
Aufnahmepläne eines 1916 vom Kaufmännischen Direktorium in Auftrag gegebenen Umbaus. Zu dieser
Zeit wurde die Legalisation ins Parterre verschoben,
wo sie heute noch angeschrieben ist, und das Dach
ausgebaut. Leider verschwanden 1967 zwei hofseitige Anbauten aus der Erstellerzeit mit Remisen,
Waschküchen, Bad und Terrassen.
Bei der kürzlich abgeschlossenen Innenrenovation
erhielten die Räume dank Befunden wieder etwas
von ihrer ursprünglichen, klassizistischen Farbigkeit
zurück. Das Konzept der Architektinnen und Architekten beschränkte sich auf die Oberflächen und auf
grösstmögliche originale Substanzerhaltung. Einzig
die Sanitäranlagen wurden vollständig erneuert und
sind nun behindertengerecht ausgebaut.
Das Treppenhaus erhält viel Licht über die hohen Bogenfenster zum nördlichen Hof hin. Die Grundrissdisposition mit Foyer, darum herum angeordneten Zimmern und durch vier Säulen abgetrenntem, halbkreisrundem Treppenhaus hat der Architekt bei verschiedenen klassizistischen Häusern angewendet.
Das Entree vor und nach der sanften Sanierung. Geändert hat sich vor allem die
Farbigkeit der Wände und der Säulen, die Böden wurden nur gereinigt. Zusammen
mit der neuen Beleuchtung erscheinen die Räume sehr viel wärmer und eleganter.
Bauherrschaft
Unter den Spannteppichen versteckten sich wertvolle Parkettböden, die nun
wieder instandgesetzt wurden und mit dem raumhohen Täfer und den einfachen Stukkaturen eine stimmige Atmosphäre ergeben.
Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell (IHK)
Architekt
architekten : rlc ag
Malerarbeiten
Malerei Kostgeld AG
Bodenbeläge
Scheuermann AG und Schmitt Natursteinwerk AG
Schreinerarbeiten
Bresga Innenausbau AG
Projektbegleitung
Niklaus Ledergerber, Leiter Denkmalpflege
Text und Satz
Katrin Eberhard, wissenschaftliche Mitarbeiterin
St. Gallen
Rheineck
St. Gallen
Goldach und Herisau
St. Gallen
Dokumentation Denkmalpflege Stadt St.Gallen | N° 18 | Fotos: architekten : rlc ag, Denkmalpflege der Stadt St. Gallen | Juni 2015
Zur Zeit seiner Entstehung 1823-26 stand das Haus «zum
Engelskopf» vis-à-vis der neun Meter hohen Schiedmauer
zum Kloster. Heute ist die Sicht frei auf die Kathedrale.