Renovation Gallusstrasse 34, Pfarreiheim Dom

6WDGW6W*DOOHQ
'HQNPDOSIOHJH
Renovation Gallusstrasse 34, Pfarreiheim Dom
Beiträge zur Denkmalpflege, Juli 2015
Dokumentation Denkmalpflege
Am oberen Gallusplatz werden die ältesten Häuser der Stadt St. Gallen vermutet: Hier sollen die
einzigen Bauten stehen, die den grossen Stadtbrand von 1418 überlebt haben. Deshalb wurde die
Dendrochronologische Analyse der Gallusstrasse 34
mit einiger Neugierde erwartet. Die untersuchten
Hölzer aus dem Erdgeschoss datieren jedoch «erst»
von 1450, so dass wir auch bei diesem Haus davon
ausgehen können, dass es nach dem Feuer errichtet
wurde. Nichtsdestotrotz sind 566 Jahre natürlich ein
stattliches Alter für ein Gebäude.
Das Haus «Zur Jägerei» ist der repräsentativste Bau
der westlichen Randbebauung des Gallusplatzes und
nimmt als Eckbau eine beherrschende Position ein.
Im früheren 16. Jahrhundert gehörte die «Jägerei»
Bartolomäus Steck, dem Schwager Vadians; 1597
liess die Handelsfamilie Zollikofer das Haus aufstocken. Gleichzeitig vereinte sie wohl auch die beiden
bis dahin vermutlich eigenständigen Häuser, den auf
1450 datierten Fachwerkbau und das rechte, eventuell ältere Steinhaus. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts
entstand im Westen ein Anbau, der eine neue, noble
Treppe aufnahm, und die Fassade zum Gallusplatz
erhielt ihren schmückenden, dreigeschossigen Holzerker. Am Bogenfenster unterhalb des Erkers verrät
eine Inschrift das Jahr dieses Eingriffs: 1756. In den
1970er Jahren erfolgte aussen die Freilegung des
Fachwerks, innen ein tiefgreifender Umbau und der
Einzug des Pfarreiheims Dom.
Die inzwischen in die Jahre gekommenen Räume
und Fassaden wurden nun aufgefrischt. Ein durchlässigeres Erdgeschoss trägt dem Bedürfnis nach mehr
Offenheit Rechnung und der Saal in Erdgeschoss
konnte vergrössert werden. Für weitergehende Informationen sei auf die kleine, aber feine Broschüre der
Katholischen Kirchgemeinde verwiesen.
Starke Farbakzente und unterschiedlichste Materialien prägten die
Innenausstattung bis zur soeben abgeschlossenen Renovation. Sie
stammten grösstenteils von einem Eingriff in den 1970er Jahren.
Herzstück des Hauses ist die barocke Treppenanlage von 1756, die durch die Entfernung der Spannteppiche und die zurückhaltende, elegante Farbgebung wieder besser zur Geltung kommt. Das Balustergeländer der Treppe ist mit Flachschnitzereien verziert. Im Bild das erste Obergeschoss.
Bauherrschaft
Katholische Kirchgemeinde
Bei der Vergrösserung des Liftschachts kam
auf Höhe des dritten Obergeschosses eine
alte Türöffnung zum Vorschein.
Ein Zimmer im dritten Obergeschoss besitzt eine Stuckdecke mit Rokoko-Ornamenten. Der Boden stammt aus den
1970er Jahren und wurde nur neu versiegelt.
St. Gallen
Architekt
Klaiber Partnership AG, Cédric Bossart, Daniel Brühlmann
St. Gallen
Malerarbeiten
Gebrüder Hanimann AG
St. Gallen
Schreinerarbeiten
Koster AG Holzwelten
St. Gallen
Bodenbeläge Naturstein
AWAG Wurster GmbH
Thal
Fenster
Klarer Fenster AG
St. Gallen
Signaletik
feinform grafik, Andrea Gmünder / signtech gmbh
Zürich, St. Gallen
Projektbegleitung
Niklaus Ledergerber, Leiter Denkmalpflege
Text und Satz
Katrin Eberhard, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Dokumentation Denkmalpflege Stadt St.Gallen | N° 19 | Fotos: Klaiber Partnership AG, Anna-Tina Eberhard, Denkmalpflege der Stadt St. Gallen | Juli 2015
Ausschnitt aus einer Postkarte, um 1900. Die
Gallusstrasse 34 war damals mit einer klassizistischen Fassadenmalerei geschmückt.