130 2 Vorfuß OP-Technik Der Hautschnitt erfolgt vorzugsweise über dem benachbarten distalen yy Spatium interosseum, lateral des betroffenen Gelenks. Hautschnitte in longitudinaler Richtung direkt über dem Gelenk sollten aufgrund der Gefahr späterer Narbenbildungen und Narbenkontrakturen vermieden werden. Zwischen langer Strecksehne (medial) und kurzer Strecksehne (lateyy ral), welche dargestellt und voneinander separiert werden, wird auf das Gelenk vorgegangen. Die streckseitige Gelenkkapsel wird im Längsverlauf eröffnet. Danach yy kann das Gelenk inspiziert werden. Zunächst werden sämtliche Osteophyten – sowohl des Os metatarsale yy als auch der Grundgliedbasis – entfernt. Danach wird das genaue Ausmaß des Knorpeldefekts inspiziert. yy Durch eine keilförmige Segmentresektion wird das geschädigte Areal yy entfernt und die plantaren Anteile des Metatarsaleköpfchens nach apikal transponiert. Der Drehpunkt der Rotation liegt im Scheitel der keilförmigen Osteotomie plantar (▶ Abb. 2-21). Durch die Keilentnahme kommt es zusätzlich zu einer Verkürzung des Metatarsale, was im Falle einer anlagebedingten Überlänge des MFK II problemlos akzeptiert werden kann, bei Befall des dritten Strahls dagegen unerwünscht ist. Eine Osteosynthese kann mit K-Drähten oder Gewinde-Kirschyy ner-Drähten durchgeführt werden. a b Abb. 2-21 Subkapitale extendierende Osteo tomie bei AVN. Rammelt: Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. ISBN: 978-3-7945-2863-9. © Schattauer GmbH 2.3 Metatarsalgie 131 Nachbehandlung In der Regel ist eine sofortige schmerz- und schwellungsadaptierte yy Vollbelastung im Verbandschuh möglich. Nach Abschluss der Wundheilung sollten Bewegungsübungen des yy MTP-Gelenks durchgeführt werden. Tromboseprophylaxe. yy Eine Röntgenkontrolle erfolgt 6 Wochen post-OP. yy Operative Therapie bei biomechanischer Metatarsalgie Da die Metatarsalgie, wie bereits eingangs erwähnt, einen Sammelbegriff für verschiedene Entitäten darstellt, die zu Schmerzen unter den Meta tarsaleköpfchen führen können, kommt ein breites Spektrum operativer Techniken zur Behandlung der Metatarsalgie zum Einsatz. Diese ist immer in Zusammenhang mit einer Therapie von gleichzeitig vorhandenen Fehlstellungen der Kleinzehen oder eines Hallux valgus zu planen. Im Weiteren werden die häufigsten Techniken zur Behandlung von Fehlstellungen und Deformitäten im Bereich des zentralen Vorfußes dargestellt. Merke Vor jeglicher operativer Therapie im Bereich des zentralen Vorfußes sind Ätiologie und Pathogenese der Fehlstellung bzw. Schädigung zu klären. Beugesehnentransfer im Bereich der Kleinzehen Unter funktionellen Gesichtspunkten ist der Beugesehnentransfer im engeren Sinne eine Rückverlagerung der langen oder kurzen Beugesehnen auf das Grundglied der Kleinzehe. Dadurch werden die verlagerten Sehnen echte Beuger im Grundgelenk der Zehe. Voraussetzung ist das Vorliegen einer flexiblen Fehlstellung, d. h., eine manuelle Korrektur bis zur Neutralstellung ist prä operativ noch möglich. Ein Beugesehnentransfer im Bereich der Großzehe ist unüblich. Die Flexor-hallucis-brevis-Sehne inseriert bereits am Grundglied, sodass im Bereich des Großzehengrundgelenks ohnedies kräftige Flexoren vorhanden sind. Zur Operationstechnik wird auf Kapitel 4.3.1 verwiesen. Je nachdem, ob die Verankerung der transponierten Sehnenzügel eher distal oder eher proximal im Bereich des Grundgliedes durchgeführt wird, kommt es zu mehr flektierenden oder mehr zentrierenden Kräften auf das Grundgelenk. PIP-Arthrodese im Bereich der Kleinzehen Liegt bereits eine kontrakte Fehlstellung im Bereich des PIP-Gelenks vor, ist ein Beugesehnentransfer nicht mehr empfehlenswert. Stattdessen ist eine Ausgradung der Zehe durch eine PIP-Arthrodese durchzuführen. Auch durch die PIP-Arthrodese kommt es zu einem Funktionswandel der Beugesehnen bzgl. ihrer Wirkung auf das Grundgelenk. Nach Konsolidierung der Arthrodese haben die Flexor-digitorum-brevis-Sehne und die Flexor-digitorum-longus-Sehne eine flektierende und damit stabilisierende Wirkung auf das Grundgelenk. Zur Operationstechnik wird auf Kapitel 3.4.3 verwiesen. Rammelt: Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. ISBN: 978-3-7945-2863-9. © Schattauer GmbH 132 2 Vorfuß Osteotomie nach Weil Von L. S. Weil wurde eine Verkürzungs-Osteotomie des distalen Os metatarsale eingeführt (▶ Abb. 2-22). Diese Osteotomie fand als Alternative zu den bis dahin üblichen Resektionsarthroplastiken des Zehengrundgelenks rasche Verbreitung. Das Verfahren wurde in Europa vor allem von L. S. Barouk als Möglichkeit einer longitudinalen Dekompression der »metatarso-phalangealen Funktionseinheit« propagiert. Eine solche Strategie hat sich vor allem bei chronischen Luxationen des Zehengrundgelenks bewährt. Das Verfahren wird aber auch bei Subluxationen und Instabilitäten des MTP-Gelenks und zur Korrektur des metatarsalen Alignments (▶ Abb. 2-23) eingesetzt. OP-Technik Der Zugang zum MTP-Gelenk erfolgt über dem benachbarten dis yy talen Spatium interosseum, vorzugsweise lateral des betroffenen Gelenks. Hautschnitte in longitudinaler Richtung direkt über dem Gelenk sollten aufgrund der Gefahr späterer Narbenbildungen und Narbenkontrakturen vermieden werden. Zwischen langer Strecksehne (medial) und kurzer Strecksehne (lateyy ral) wird auf das Gelenk vorgegangen. Die streckseitige Gelenkkapsel wird im Längsverlauf eröffnet. Die Osteotomie des Os metatarsale erfolgt mit einer oszillierenden yy Säge parallel zur Fußsohle. Dazu muss die Zehe plantar flektiert werden. Eine Plantarflexion der Zehe ist nur im reponierten Zustand möglich. Bei luxiertem MTP-Gelenk muss die Zehe zunächst distalisiert, dann reponiert und plantarflektiert werden. Um die Reposition des Grundgliedes vor das Metatarsaleköpfchen yy durchführen zu können, empfiehlt sich ein sukzessives Weichteilrelease. Dazu wird: –– die lange Strecksehne Z-förmig tenotomiert (spätere Naht unter Verlängerung dann möglich), –– die kurze Strecksehne tenotomiert, –– die streckseitige Gelenkkapsel reseziert, –– eine Ablösung der Weichteile/Gelenkkapsel medial und lateral an der Basis des Grundgliedes durchgeführt, –– die Kollateralbänder medial und lateral vom Metatarsaleköpfchen abgelöst. Insbesondere bei den letztgenannten Manövern muss darauf geachtet yy werden, die eventuell dislozierte Beugesehne nicht zu verletzen. Der Eintrittspunkt der Osteotomie in das Metatarsaleköpfchen sollte yy so gewählt werden, dass nur ein kleiner Teil des Köpfchens streckseitig geopfert wird. Nach Vervollständigung der Osteotomie kann das MFK-Köpfchen um yy das gewünschte Ausmaß nach proximal verschoben werden. Rammelt: Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. ISBN: 978-3-7945-2863-9. © Schattauer GmbH 2.3 Metatarsalgie 133 c a d e b Abb. 2-22 (a) Zugang zum MTP-Gelenk zwischen langer und kurzer Strecksehne. (b) Reposition und Plantar flexion des Grundglieds. Darstellung des streckseitigen Metatarsaleköpfchens. (c) Osteotomie parallel zur Fußsohle. (d) Verschiebung des Metatarsaleköpfchens nach proximal und Osteosynthese mit einer Spin-off- Schraube. (e) Abtragen des distalen Überstands des Metatarsaleköpfchens. Die Osteosynthese in der gewünschten Position erfolgt vorzugsweise mit einer hierfür entwickelten »Spezialschraube«. Diese von verschiedenen Herstellern entwickelten Schraubensysteme zeichnen sich i. d. R. durch einen sehr flachen Schraubenkopf aus, der spätere Metallentfernungen überflüssig macht. Die Schrauben sind üblicherweise in 4 verschiedenen Längen erhältlich (14, 13, 12 und 11 mm). Da die Größe des Mittelfußköpfchens von medial nach lateral abnimmt, kommen die 14 mm langen Schrauben vorzugweise am Os metatarsale II zum Einsatz, während lateral fast ausnahmslos die 11 mm langen Schrauben adäquat sind. Merke Das Ausmaß des Weichteilrelease kann dem Ausmaß der Fehlstellung stufenweise angepasst werden. Insbesondere eine Strecksehnenverlängerung sollte vorsichtig dosiert werden. Nachbehandlung Postoperativ ist eine schmerz- und schwellungsadaptierte Belastung yy in einem Verbandschuh möglich. Bewegungsübungen der Kleinzehe, insbesondere nach plantar, sind yy nach Abschluss der Wundheilung und Entfernen der Hautfäden empfehlenswert. Diese Übungen können vom Patienten unter physioRammelt: Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. ISBN: 978-3-7945-2863-9. © Schattauer GmbH
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