Strukturplanung Konversion - Bericht Teil C

C
Strategische Leitlinien
Kontinuität der Planungsziele neue Akzente
Die Konversion ist für die Stadt Mannheim eine einzigartige Möglichkeit und zugleich eine enorme Herausforderung, die nur mit einer integrierten Stadtentwicklungsplanung zielführend zu steuern ist. Die Ausführungen
in Kapitel A zeigen, dass eine Vielzahl von aufeinander
abgestimmten gesamtstädtischen und teilräumlichen
Konzepten existieren. Diese bilden eine bewährte und
tragfähige Grundlage für die Stadtplanung. Es konnte
dargelegt werden, dass eine Änderung grundlegender
Zielvorstellungen der Stadtentwicklung aufgrund der Konversion nicht erforderlich erscheint.
Es wird das Ziel verfolgt, im Bereich der Turley Barracks,
des Benjamin Franklin Village, der Hammonds Barracks
und am Nordrand der Spinelli Barracks, attraktive Stadtquartiere mit einer herausragenden Freiraumqualität zu
schaffen. In diesen Quartieren sollten die Möglichkeiten
für eine Nutzungsmischung insbesondere in den erhaltenswerten Bestandsgebäuden genutzt werden. Unter
dem Leitmotiv »Kunst- und Arbeitshöfe« (Weißbuch Konversion) sollen neue Formen der Mischung von Wohnen,
Arbeiten, Kultur, sozialer Infrastruktur, Nahversorgung
und Gastronomie entstehen.
Die bisherigen Ziele und Konzepte werden durch Planungen auf den Konversionsflächen nicht grundsätzlich in
Frage zu stellen sein. Vielmehr ist die Konversion der Anlass dazu, die Ziele und Konzepte zur Stadtentwicklung
weiter fortzuschreiben, zu aktualisieren und ggf. auch
inhaltlich zu akzentuieren.
Im Rahmen der Konversion kann die Siedlungsstruktur
Mannheims weiter optimiert und feingesteuert werden.
Durch das zur Verfügung stehende Flächenangebot
können im Zuge von Verlagerungen Betriebe und Anlagen einen besseren Standort finden um z. B. Konflikte in
Gemengelagen zu lösen oder damit die Betriebe Expansionsmöglichkeiten eröffnet bekommen.
Oberstes Ziel der Stadt Mannheim ist die Innenentwicklung und damit verbunden die Stärkung der Innenstadt
sowie der urbanen Qualitäten in den innerstädtischen
und innenstadtnahen Quartieren (siehe Change2).
Das langfristige Ziel der intensiveren Hinwendung der
Stadt zu den Flüssen (»blau_Mannheim_blau«) bleibt
bestehen und wird auch durch die Konversion nicht in
Frage gestellt.
Das Modell Räumliche Ordnung (MRO) hat sich durch
seine robuste Grundstruktur bewährt. Der zeitlose Charakter der grundsätzlichen Zielaussagen ermöglicht das
Anknüpfen und die kontinuierliche Weiterentwicklung des
Planwerks. Mit der Konversion können Zielaussagen aus
dem MRO nun endlich auch in die Realität umgesetzt
werden. Dies betrifft insbesondere die Ausgestaltung der
Grünzüge Nordwest II, Nord, Nordost und Südost.
Eine Modifikation des MRO ist hinsichtlich der Ausweisung der konkreten Bauflächen notwendig. Die Konversionsflächen eröffnen Chancen zu weiteren Innenentwicklungen, so dass eine Siedlungsentwicklung am Stadtrand
für Wohnen (z. B. Alteichwald) oder für Gewerbe obsolet
geworden ist.
Ferner sollte die Konversion zum Anlass genommen werden zukünftig Stadtentwicklung verstärkt auch unter qualitativen Aspekten zu diskutieren. Die mit dem Change2Prozess in Gang gesetzte Diskussion um die zukünftigen
Lebensqualitäten ist durch die Konversion räumlich zu
konkretisieren.
Die Entwicklung attraktiver Stadtquartiere und vernetzender Landschaftsräume auf den ehemaligen Militärflächen
kann wesentlich zur Profilierung Mannheims als Standort
zum Wohnen beitragen.
Mit dem Ausbau weicher Standortfaktoren können auch
vor dem Hintergrund des demographischen Wandels
Wanderungsgewinne aus dem Umland erzielt werden.
Hierzu gilt es eine angebotsorientierte Wohnungspolitik
zu betreiben.
188 | 189
Strategische Leitlinien
Wohnquartiere mit Substanz- oder Funktionsschwächen
können saniert werden, in dem das Wohnungsangebot
auf den Konversionsflächen in angemessenem Umfang
als Ausweichstandort für nicht zu sanierende Wohnungen
genutzt wird.
Die Integration der Konversionsflächen in die nähere
Umgebung ist dabei als Chance zu begreifen, um städtebauliche Missstände zu beseitigen und Dysfunktionen in
den vorhandenen Quartieren zu kompensieren. Keinesfalls darf die Konversion zu einer »Sogwirkung« führen,
die durch Segregationsprozesse soziale Schieflagen an
anderen Orten erzeugt und damit die übergeordneten
Ziele der Stadtentwicklung unterläuft.
Die Konversion eröffnet Mannheim die Chance, das
vielfältige Angebot an Quartieren noch weiter auszudifferenzieren und eine neue Zielgruppen zu erreichen. Dabei
sollte einerseits Wert auf die Schaffung von Alltagsqualitäten gelegt werden und andererseits auch Projekte
mit herausragender Qualität gefördert werden, z. B.
durch neue Wohnformen oder innovative Architektur.
Das Image Mannheims hinsichtlich der Wohnqualitäten
soll durch eine qualitätsorientierte Strategie neu definiert
werden.
Coleman Barracks
Benjamin Franklin Village
Taylor Barracks
Turley Barracks
Spinelli Barracks
Hammonds Barracks
Legende
Konversionsfläche
STEM Barracks
Gewerbeflächen
Gewerbeflächen (Planung)
Sonderflächen
Wohnflächen
Gemeinbedarfsfläche
Mischnutzung
Grünfläche
Landwirtschaftsfläche
Waldfläche
Wasserfläche
Verkehrsfläche
Bahntrasse
Rheinau-Kaserne
Stadtteilgrenze
Grünzug
Stadtgrenze
51
Strukturkonzept
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Grünzüge
Das im MRO dargestellte Prinzip der radialen Grünzüge
soll auch zukünftig die konzeptionelle Basis für die übergeordnete Freiraum- und Siedlungsstruktur darstellen.
Damit kann die Stadtentwicklung den Anforderungen
des Klimawandels, der Erholungsqualität, der Identitätsstiftung, der Adressbildung und der Biotopvernetzung
entsprechen. Zur Umsetzung der fachlichen Konzepte bedarf es eines einprägsamen, stärker pointiertem
Leitbild für den Freiraum, welches zur Akzeptanz in der
Bürgerschaft beitragen soll. Dazu sollen die vier von der
Konversion berührten Grünzüge (von insgesamt 7 Grünzügen) stärker in das Bewusstsein der Bürger gebracht
werden.
Der sog. »Grünzug Nordwest II« reicht von der Neckarmündung über die Friesenheimer Insel, den Deponiehügel den Bereich Krähenflügel zwischen Sandhofen
und Schönau zur Coleman Barracks und weiter bis zum
Sandtorfer Bruch. Der Grünzug ist aufgrund der wenigen
öffentlichen Grünflächen, seiner starken Segmentierung,
der trennenden Wirkung der Verkehrstrassen und der
Coleman Barracks sowie der Randlage in Bezug auf
Wohnquartiere kaum als durchgängiger Freiraum erlebbar.
Handlungsansätze für den Grünzug sind die Ausweisung
weiterer öffentlich nutzbarer Grünflächen, die Akzentuierung besonderer Orte, die Überwindung von Bahntrassen, die Schaffung attraktiver Wegeverbindungen und die
Öffnung der Coleman Barracks.
Thematische Schwerpunkte des Grünzugs sind die
Flussläufe, die Hafenanlagen, die Industrieanlagen, im
Norden die gärtnerische Nutzung inkl. der Gartenbaubetriebe sowie das weite, offene Plateau der Coleman
Barracks mit der strukturbestimmenden Start- und Landebahn.
Einen gänzlich anderen Charakter weist der Grünzug
Nord auf. Er beginnt am Neckarufer und führt über den
Alten Messplatz und den Herzogenriedpark zum Weidenbergel zwischen der Gartenstadt und dem Benjamin
Franklin Village und endet im Käfertaler Wald. Wesentliche Hemmnisse sind die teils geringen Dimensionen
sowie die Trasse der Riedbahn. Für die Konversion ist
der Grünzug von großer Bedeutung, da er die Anbindung
des Benjamin Franklin Village an die Innenstadt herstellen könnte und dabei auch die Turley Barracks tangieren
würden.
190 | 191
Strategische Leitlinien
Für die weitere Stärkung des Grünzugs sind die Überwindung der Riedbahn im Zuge des Baus der Stadtbahn
Nord, die durchgängige Gestaltung im Raum zwischen
Waldhof und Käfertal, die Integration der Turley Barracks
sowie die Vernetzung mit dem Benjamin Franklin Village
die wesentlichen Handlungsansätze. Themenschwerpunkte sind urbane Freiräume, patchworkartige Feldflur
und der Käfertaler Wald. Die Berücksichtigung der wohnortnahen Erholung für die Bewohner der dicht besiedelten Quartiere beiderseits des Grünzugs ist bei der weiteren Gestaltung besonders zu beachten.
Für das gesamtstädtische Grünsystem von herausragender Bedeutung ist der Grünzug Nordost. Er entwickelt
sich vom Luisenpark über den Pfeifferswörth und Hauptfriedhof zur Feudenheimer Au. Die Weiterführung nach
Osten wird durch die Spinelli Barracks blockiert. Östlich
der Konversionsflächen schließen sich der Bürgerpark
Feudenheim, die Vogelstangseen und die Feldflur zwischen der Vogelstang und Wallstadt an. Der Grünzug
öffnet sich zur freien Landschaft und verweist auf die
Bergstraße und den Odenwald.
Im Rahmen der Konversion ist die Barrierewirkung der
Spinelli Barracks aufzuheben und ein durchgängiges
Wegenetz herzustellen. Die Anbindung an die Taylor Barracks durch Wege- und Grünverbindungen ist zu gewährleisten.
Der Grünzug Südost führt von der Oststadt zum Dossenwald. Er wird geprägt durch die Verkehrs- und Freizeitinfrastrukturen und dem Kontrast zwischen offenem
Raum im Norden und dem Waldgebiet im Süden. Zwar
ist die Bedeutung des Grünzugs für die Konversion insgesamt eher untergeordnet, die STEM Barracks und die
Rheinau-Kaserne können jedoch aufgrund ihrer besonderen historischen Bedeutung sowie der Lage am Rand
des Grünzugs wichtige Mosaiksteine für die Weiterentwicklung des Freiraums darstellen. Für die Hammonds
Barracks besteht über den Grünzug Südost neben dem
Neckarraum eine weitere Vernetzungsmöglichkeit mit der
Oststadt und Innenstadt.
Der Grünzug ist derzeit mangels durchgängigem Wegenetz nicht in seiner Ganzheit erlebbar. Langfristige Vision
wäre die Gestaltung einer komfortablen Radroute vom
Luisenpark durch den Dossenwald zum Schwetzinger
Schloss.
st II
Grün
zug N
ordw
e
u
z
n
Grü
d
r
o
gN
I
t
s
we
Wasserfläche
Hauptstraßen
Grünzug
st
os
Stadtgrenze
zug O
üd
Bahntrasse
Grün
gS
Grünfläche
G
z
n
rü
zu
Stadtmitte
o
N
ug
ün
Siedlungsfläche
t
s
o
d
r
Gr
Konversionsfläche
Grünzug Süd
Legende
N
g
u
z
n
ü
r
G
d
r
o
t
52
Grünzüge
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Sandtorfer Bruch
Coleman Barracks von Norden
Coleman Barracks
Deponieberg auf der Friesenheimer Insel mit Coleman Barracks im Vordergrund
Grünzug Nordwest II
Von der Neckarmündung zum Sandtorfer Bruch
192 | 193
Strategische Leitlinien
Plan genordet
Käfertaler Wald
Landwirtschaft
Grünzug Nord mit Blick zum Odenwald
Kasernenhof in den Turley Barracks
Plan gedreht mit Perspektive aus Innenstadt zum Stadtrand
Grünzug Nord
Vom Alten Messplatz zum Käfertaler Wald
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Vogelstangseen
Bürgerpark mit Blick zum Odenwald
Naturdenkmal »Die Bell«
Feudenheimer Au mit Blick zur Innenstadt
Plan gedreht mit Perspektive aus Innenstadt zum Stadtrand
Grünzug Nordost
Vom Luisenpark zur Bergstraße
194 | 195
Strategische Leitlinien
Dossenwald
Rheinau-Kaserne
Landschaftsraum am Schlittweg mit Blick zum Odenwald
Luisenpark
Plan gedreht mit Perspektive aus Innenstadt zum Stadtrand
Grünzug Südost
Vom Luisenpark zum Dossenwald
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Neue Wohnstandorte und
-qualitäten
Die Analysen zum Wohnungsmarkt in Mannheim zeigen
ein kurzfristig zu erwartendes Defizit bzgl. des Angebots
im Marktsegment der Eigenheime. Derzeit ist davon
auszugehen, dass jährlich etwa 600 - 700 WE realisiert
werden können, das Angebot an Flächen bis zum Jahr
2020 jedoch nicht ausreicht. Auf Basis der in Kapitel A
dargelegten Berechnungen werden in den Konversionsflächen insgesamt etwa 65 ha Nettobauland für Eigenheime und etwa 10 ha Nettobauland für Mehrfamilienhäuser
vorzusehen sein.
Es erscheint sinnvoll, die derzeit äußerst günstige Situation am Markt zu nutzen, um insbesondere die für
die Konversion des Benjamin Franklin Village nötigen
Anfangsschubs zu erreichen. Eine Strategie der Konzentration lässt rasch eine kritische Masse an Wohneinheiten entstehen, was für die Ansiedlung von Infrastruktureinrichtungen notwendig ist und in der Außenwirkung
eine positive Botschaft für das Benjamin Franklin Village
vermittelt.
Im Zuge der Konversion besteht die Möglichkeit, das
Wohnungsangebot in qualitativer und quantitativer Hinsicht zu erweitern und Mannheim als attraktiven Wohnstandort zu profilieren. Mit der fortschreitenden Individualisierung der Lebensstile werden differenziertere Vorstellungen von zeitgemäßem Wohnen am Markt artikuliert.
Die durch die Konversion entstehenden zusätzlichen
Möglichkeiten der Schaffung von Wohnraum sind im Sinne dieser Zielgruppen zu nutzen.
Ein wesentliches Ziel der Stadtentwicklung ist die Bereitstellung von Wohnraum für die Suburbanisierer, also der
Personenkreis, der aus Mannheim in das Umland zieht
(vgl. Wanderungsmotivanalyse). Eigenheime in attraktiver
Wohnlage können insbesondere in den Spinelli Barracks,
den Hammonds Barracks und dem Benjamin Franklin
Village entstehen.
Die Unterkunftsgebäude aus den 1930er Jahren lassen
sich gut für besondere Wohnformen umnutzen. Kombinationen mit nichtstörendem Gewerbe (Büro, Dienstleister,
etc.) sind möglich und können insbesondere auch für
Menschen aus kreativen Bereichen interessante Angebote bieten.
Die Betrachtungen zum Wohnungsmarkt zeigen, dass es
sinnvoll erscheint das Benjamin Franklin Village als Siedlungsschwerpunkt auszuweisen. Das Turley-Quartier und
das Hammonds-Quartier sollten als Wohnungsbauschwerpunkte ausgewiesen werden. Arrondierungen werden
im Bereich der Spinelli Barracks sowie in untergeordnetem Maße im Bereich der Coleman Barracks am westlichen Rand der Blumenau möglich sein.
Eine besondere Herausforderung stellt der Umgang mit
dem Wohnungsbestand des Benjamin Franklin Village
dar. Aus der derzeitigen Perspektive sollte ein großer Teil
des Gebäudebestands aus städtebaulicher Sicht und
aus stadtentwicklungsstrategischen Erwägungen heraus
umgebaut oder abgerissen werden. Eine Nachnutzung
des kompletten Gebäudebestands birgt erhebliche Gefahren für den Wohnungsmarkt und verhindert die Entstehung eines zeitgemäßen Wohnquartiers. Zwar kann das
Überangebot an Geschosswohnungsbau eine Chance
darstellen Wohnraum im niedrigen Marktsegment zu
schaffen, eine Konzentration solcher Wohnungen ließe
jedoch eine soziale Monostruktur entstehen, welche auf
die Entwicklung eines attraktiven, zu den Umlandgemeinden konkurrenzfähigen Wohnstandorts hemmend wirken
würde. Eine weitere Herausforderung stellt die monotone
Reihung der Gebäude sowie nicht zeitgemäße architektonische Standards dar (Wohnungsgrundrisse, Raumhöhen, Schallschutz, Wärmedämmung, etc.).
Trotz des großen Flächenangebots im Benjamin Franklin
Village sollte auch beim Bau von neuen Eigenheimen
und der Nachnutzung der Geschosswohnungsbauten auf
eine flächensparende und kompakte Bauweise geachtet
werden. Der Standort soll auch langfristig als Siedlungsreserve dienen, um so eine weitere Inanspruchnahme
von Freiflächen im Zeitraum ab 2020 zu minimieren.
Turley Barracks
Die Turley Barracks stellen einen exzellenten innenstadtnahen Standort dar und weisen ein herausragendes Gebäudeensemble auf, welches sich für besondere
Wohnformen eignet. In nördlichen Teil sollen Eigenheime
in verdichteter Bauweise (Reihenhäuser, Stadthäuser)
entstehen.
Hammonds Barracks
Die Hammonds Barracks zeichnen sich durch ihre Lage
innerhalb der Ortslage Seckenheims und die inneren
Freiraumqualitäten aus. Ein Mix aus neu entstehenden Eigenheimen, hochwertigen Etagenwohnungen an
dem Quartierspark und besonderen Wohnformen in den
Bestandsgebäuden ermöglicht die Befriedigung unterschiedlicher Wohnbedürfnisse.
Spinelli Barracks
Am Standort der Spinelli Barracks können die nördlich
angrenzenden Wohnlagen in die Konversionsfläche erweitert und der Rand des neuen Grünzugs mit attraktiven
Wohngebäuden gefasst werden. Zudem sind in den bestehenden Unterkunftsgebäuden im Süden Mischformen
aus Wohnen und Arbeiten möglich.
Coleman Barracks
Benjamin Franklin Village (BFV)
Der nördliche Teil des BFV ist durch die ruhige Lage und
die exzellente Erschließungsqualität ein besonders hochwertiger Standort zum Wohnen. Der Bereich soll zukünftig als Siedlungsschwerpunkt mit einem eigenständigen
Angebot an Infrastruktur dienen. Die Offizierssiedlung am
Westrand ist als besonderes Wohnquartier für höherwertiges Wohnen zu entwickeln.
196 | 197
Strategische Leitlinien
Am östlichen Rand der Coleman Barracks wird nur eine
kleine Erweiterung der Blumenau vorgeschlagen. Der
Standort ist zwar hinsichtlich der Wohnqualität (Umweltqualität, Erholungswert etc.) sehr gut geeignet, aufgrund
der peripheren Lage und der unzureichenden Infrastrukturangebote entspräche die Ausweisung einer größeren
Fläche zum Wohnen aber nicht den Zielen der Stadtentwicklung.
Coleman Barracks
Benjamin Franklin Village
Taylor Barracks
Turley Barracks
Spinelli Barracks
Hammonds Barracks
Legende
Konversionsfläche
STEM Barracks
Gewerbe-, Industrieflächen
Hochhäuser
Block- und
Blockrandbebauung
Zeilenbebauung
Reihenhäuser
Doppel, Einfamilienhäuser
historische Ortskerne
Wohnpotenzial
Stadtgrenze
Rheinau-Kaserne
53
Wohnen
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Arbeiten
Turley Barracks
Prognosen über den Gewerbeflächenbedarf sind wegen
der »Vielzahl nicht genau einschätzbarer Einflussgrößen
(z. B. Wirschaftsentwicklung, Entwicklung einzelner Branchen und Unternehmen, Ansiedlungserfolge) generell mit
großen Problemen verbunden« (MRO, S. 44). Im MRO
wird auf Basis von Erfahrungswerten aus der Vergangenheit mit einem Bedarf von ca. 20 ha jährlich für den
Zeitraum von 1991-2000 gerechnet. Die Entwicklungen
der jüngsten Vergangenheit können diese Annahme nicht
bestätigen. Der Bedarf ist erheblich niedriger.
Im Zuge der Konversion sind die Chancen für eine
Ausweitung des Arbeitsplatzangebotes zu nutzen. Im
Zentrum des Bemühens einer wissensbasierten Stadtentwicklung sollte die Unterstützung des Clusters Kreativwirtschaft durch die Bereitstellung geeigneter Flächen
und Immobilien sowie der Herausbildung urbaner Strukturen stehen. Die Konversionsflächen bieten für dieses
Ansinnen optimale Voraussetzungen, da die Nachnutzung vieler Bestandsgebäude in architektonischer und
ökonomischer Hinsicht sinnvoll erscheint. Zudem fungieren Kreative häufig auch als »Katalysatoren« in dem
Prozess der städtebaulichen Entwicklung und sind somit
für die Entstehung attraktiver Quartiere von besonderem
Nutzen. In den erhaltenswerten Gebäuden können Zwischennutzer und Existenzgründer mit kleinteiliger Flächennachfrage Raum finden und wichtige Impulse für die
Quartiere geben.
Der in Mannheim besonders ausgeprägte Cluster der
Medizintechnologie soll durch die Bereitstellung geeigneter hochwertiger Gewerbeflächen unterstützt werden.
Hierzu kommen insbesondere die Turley Barracks, die
Taylor Barracks sowie der Gewerbestreifen des Benjamin
Franklin Villages an der B 38 in Frage.
Die Leitvorstellungen zur Wirtschaftsentwicklung Mannheims (NWPS) sehen eine Schaffung von ausreichenden
Flächenreserven für die übrigen Branchen insbesondere der Energieeffizienz und Umwelt, Produktions- und
Prozesstechnologie, Logistik, Biotechnologie, Organische Elektronik, Automotive vor. Vor dem Hintergrund
der übergeordneten Ziele der Innenentwicklung und der
Förderung urbaner Strukturen sind Flächen mit extensiver Nutzung nur im Bereich der Taylor Barracks und der
Coleman Barracks sinnvoll. In hochwertigen Lagen soll
eine Vorratshaltung für zukünftige hochwertige Bedarfe
betrieben werden.
Um den Wirtschaftsstandort Mannheim insgesamt zu
fördern, bedarf es über die Flächenbereitstellung hinaus
der aktiven Verbesserung der weichen Standortfaktoren.
Die Erhöhung der Lebensqualität und der kontinuierliche
Ausbau urbaner Strukturen sind wesentliche Voraussetzungen für die Entstehung eines »kreativen Nährbodens«. Mannheim kann mit der Konversion sein Image
als »Gründerstadt« (oder»Stadt der Macher«, »Erfinderstadt« etc.) schärfen. Dazu zählt auch die Unterstützung
der industriellen und technologischen Ausrichtung durch
Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen, die in den
Konversionsflächen ideale Standortbedingungen finden.
198 | 199
Strategische Leitlinien
Die Turley Barracks bieten sich als »Premiumstandort«
aufgrund der innenstadtnahen Lage und der Nähe zum
Klinikum besonders für hochwertige Arbeitsplätze aus
dem Bereich der Medizintechnologie, der Dienstleistungen und der kreativen Berufe an. In den bestehenden
Gebäuden können besonders repräsentative Arbeitsplätze in einem hochwertigen Umfeld entstehen.
Spinelli Barracks
In den Spinelli Barracks können Arbeitsplätze in untergeordnetem Maße am südlichen Rand in den bestehenden
Gebäuden geschaffen werden. Es kommen insbesondere
Branchen der Kreativwirtschaft sowie soziale und kulturelle Einrichtungen in Frage.
Benjamin Franklin Village
Das Benjamin Franklin Village weist eine Vielzahl unterschiedlicher Lagen auf, die sich für verschiedene Branchen und Unternehmen eignen. Entlang der B 38 sollte
die hochwertige Lage im Sinne des Leitmotivs Ingenieurmeile (vgl. Weißbuch Konversion) entwickelt werden.
Im Zusammenhang mit einer Aufwertung der B�38 kann
Mannheim im Nordosten ein »Schaufenster« seiner Technologiekompetenz bilden und ein Pendant zum dienstleistungsorientierten Stadteingang an der Augustaanlage
bilden.
Taylor Barracks
Die Taylor Barracks bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten der gewerblichen Nutzung. Der Nordteil mit dem zu
erhaltenden Gebäudeensemble bietet sich für hochwertige Arbeitsplätze aus unterschiedlichen Branchen (insbeosondere Kreativwirtschaft, Medizintechnologie) an.
Der südliche Teil kann für klassisches Gewerbe genutzt
werden.
Hammonds Barracks
In den Hammonds Barracks werden Arbeitsplätze nur in
untergeordnetem Maße in den Bestandsgebäuden als
Ergänzung zur Wohnnutzung vorgesehen.
Coleman Barracks
Die Coleman Barracks bieten gute Voraussetzungen für
gewerbliche Nutzungen. Der Standort am westlichen
Rand in direkter Zuordnung zum Autobahnanschluss prädestiniert sich besonders für Unternehmen, die eine gute
Anbindung an das überörtliche Straßennetz benötigen.
In den Bestandsgebäuden im östlichen Bereich können
unterschiedliche Unternehmen, die weder auf einen gute
Anbindung noch auf ein urbanes Umfeld angewiesen
sind Raum finden.
Coleman Barracks
Benjamin Franklin Village
Taylor Barracks
Turley Barracks
Spinelli Barracks
Hammonds Barracks
Legende
Konversionsfläche
STEM Barracks
Siedlungsflächen (Wohnen)
Gewerbeflächen
Flugplatz
Hochschulflächen
Mischnutzung (Kerngebiete)
Gemeinbedarfsflächen auf
Konversionsflächen
Schwerpunktbereiche
Arbeiten
Stadtgrenze
Rheinau-Kaserne
54
Arbeiten
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Integration der Konversionsflächen
in den Stadt- und Landschaftsraum
Die Konversionsflächen sind durch ihre militärische
Nutzung über mehrere Jahrzehnte als relativ autarke
Siedlungseinheiten mit ihrer Umgebung nur in untergeordnetem Maß verflochten und für die Öffentlichkeit
nicht zugänglich. Sie stellten (und stellen teilweise heute
noch) »blinde Flecken« im Stadtkörper dar, um die sich
das Leben herum entwickelte. Mitunter bildeten (bilden)
sie massive Barrieren im städtischen Gefüge oder den
Landschaftsräumen wie z.�B. die Spinelli Barracks oder
die Coleman Barracks. An den Rändern der Militärflächen
sind teilweise »Trading down«-Prozesse feststellbar:
unattraktive Nutzungen lagerten sich zwischen die Areale
und die umgebenden Quartiere und verstärkten somit die
Isolierung.
Mit der Konversion gilt es nun wieder die Konversionsflächen in die umgebende Stadtstruktur zu integrieren.
Dazu bedarf es folgender Handlungsansätze:
Wege-, Straßen- und ÖV-Netz
Um die Integration der Konversionsflächen zu erreichen,
muss das Wegenetz ergänzt und ausgebaut werden.
Unterbrochene Wege sind wieder zu verbinden, neue
Wegeverbindungen herzustellen. Während für das Straßenetz nur geringfügige Ergänzungen notwendig erscheinen, sind im Bereich des Langsamverkehrs umfassende
Erweiterungen des Wegnetzes notwendig. Das Radroutennetz ist insbesondere im Zusammenhang mit den
Grünzügen großzügig auszubauen und in das Regionalparkkonzept zu integrieren.
Hinsichtlich des ÖV-System sind Modifikationen der
Haltestellen notwendig (Haltestellen an Turley Barracks
und Benjamin Franklin Village). Eine Netzergänzung ist
im Bereich Vogelstang - Taylor Barracks im Sinne einer
Trassenfreihaltung in Erwägung zu ziehen. Das System
der Buserschließung ist in Abhängigkeit von den geplanten Nutzungen anzupassen.
Freiraumsysteme
Mit der Umnutzung von Konversionsflächen zu Grünflächen können insbesondere im Bereich der Spinelli
Barracks und der Coleman Barracks großräumige Grünzüge realisiert werden. Darüber hinaus sind kleinräumige
Grünvernetzungen zwischen den Konversionsflächen
und den benachbarten Quartieren notwendig, z.�B. die
Anbindung des Benjamin Franklin Village an den Grünzug Nord. Die Qualifizierung der bestehenden Grünzüge
ist anzustreben.
Funktionale Verflechtungen
Zur Vernetzung der Konversionsflächen mit den benachbarten Quartieren bedarf es einer Förderung funktionaler
Verflechtungen. Eine Platzierung wichtiger Infrastrukturelemente (Nahversorgung, soziale und kulturelle Einrichtungen) an den Rändern erleichtert den Austausch und
führt zu einer Aktivierung der vernachlässigten Randzonen.
200 | 201
Strategische Leitlinien
Stadteingänge
Die Lage der Konversionsflächen in den Grünzügen oder
an den Stadteingängen stellt bei der Planung besondere
Anforderungen an die Beachtung der Außenwirkung, die
mit der zukünftigen Nutzung und Gestaltung erzielt werden kann.
Im nordöstlichen Stadtgebiet in den Stadtteilen Käfertal,
Vogelstang und Neckarstadt-Ost konzentrieren sich mit
den Taylor Barracks, dem Benjamin Franklin Village, den
Sullivan Barracks, den Funari Barracks, den Spinelli Barracks und den Turley Barracks entlang eines Korridors
beiderseits der B 38, die derzeit aufgrund des teilweise
autobahnähnlichen Charakters eine massive Trennwirkung für die Bewohner der angrenzenden Quartiere
aufweist. Mit der Konversion entsteht nun die Möglichkeit
den Entwicklungskorridor im Nordosten neu zu denken:
der Stadteingang könnte neu definiert werden, der Straßenraum neu gefasst werden und Querbeziehungen im
Bereich Käfertal oder zwischen dem Benjamin Franklin
Village und der Vogelstang verbessert werden. Die Konversion bietet die Chance, über die reine Nachnutzung
der Flächen hinaus Potenziale zur Entwicklung von
Stadtbereichen in größerem Zusammenhang zu nutzen
und die Außenwirkung Mannheims an einer der zentralen
Stadteinfahrten neu zu definieren.
Auch die Coleman Barracks spielen hinsichtlich des Images der Stadt eine bedeutende Rolle. Sie prägen derzeit
das Erscheinungsbild Mannheims für (Durch-) Reisende
auf der Autobahn 6 und vermitteln das Bild eines Militärstandorts. Mit der Konversion besteht die Chance diesen
Transitraum mit zukunftsgerichteten Themen neu zu
definieren und das Gesamtimage Mannheims positiv zu
beeinflussen.
Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang
die STEM Barracks. Der Ort ist zwar nicht als Stadteingang zu verstehen, seine Ausrichtung zur Autobahn und
die besondere Geschichte aus der Entstehungszeit der
Autobahn in den späten 1920er Jahren prädestinieren
die Anlage als Ort einer künstlerischen Intervention zum
Thema Mobilität.
Die Turley Barracks befinden sich derzeit an einem inneren Stadteingang. Als Autofahrer nimmt man die Verengung im Verlauf der Friedrich-Ebert-Straße durch die
Kasernenanlage deutlich wahr und wird zudem durch die
Pförtnerampel auf den Wechsel in der Stadtstruktur vom
vorstädtischem zum innerstädtischem Charakter unterstützend hingewiesen. Die Turley Barracks sollten sich
zukünftig stärker zur Friedrich-Ebert-Straße hinwenden.
Diese ist in ihrer Attraktivität deutlich zu verbessern und
sollte die Funktion eines »Adressenbildners« mit positivem Image übernehmen können.
Coleman Barracks
Benjamin Franklin Village
Taylor Barracks
Turley Barracks
Spinelli Barracks
Hammonds Barracks
Legende
Konversionsfläche
STEM Barracks
Siedlungsfläche (Wohnen)
Gewerbe-, Industriefläche
Wasserflächen
Straßen
Bahntrasse
Wirkungsraum
Stadteinfahrt
Stadtgrenze
Rheinau-Kaserne
55
Stadteingänge
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Strategischer Aktionsraum
Nordosten
Mit den Turley Barracks, den Spinelli Barracks, dem
Benjamin Franklin Village und den Taylor Barracks konzentrieren sich gleich vier Konversionsflächen im Nordosten des Stadtgebiets auf engem Raum. Die militärische
Nutzung beeinflusste diesen Bereich im letzten Jahrhundert in beträchtlichem Maße. Das Aufgeben der militärischen Nutzung eröffnet nun die Chance, dem Stadtteil
Käfertal und seinem Umfeld eine neue Prägung zu geben
und dabei Fehlentwicklungen aus der Vergangenheit zu
korrigieren. Um die Wechselwirkungen der planerischen
Bemühungen auf den Einzelflächen in eine räumliche
und funktionale Beziehung zu setzen, bedarf es einer
übergeordneten Betrachtung.
Der Aktionsraum Nordost spannt sich zwischen dem
Grünzug Nord und dem Grünzug Nordost auf. Die B 38
fungiert als zentrale Erschließungsachse, an die sich
wechselseitig die Konversionsflächen anlagern. Der autogerechte Charakter der B 38 führte zu massiven Trennwirkungen in Käfertal und verhindert die Verflechtungen
in diesem Raum. Es gilt zukünftig das Erscheinungsbild
der B 38 und ihre stadträumliche Wirkung in Richtung einer adressbildenden Stadtstraße mit Boulevardcharakter
weiter zu entwickeln.
Die Grünzüge Nord und Nordost weisen derzeit durch
ihre Heterogenität keine durchgängige Gestaltung auf.
Sie sind als strukturgebende Elemente kaum erkennbar
und sind im Bewusstsein der Bevölkerung nur wenig verankert. Die durch Verkehrsinfrastrukturen entstandenen
Brüche erschweren die Ausbildung eines durchgängigen
Wegenetzes. Lagequalitäten (Wohnen am Park) werden
nur partiell genutzt. Mit der Konversion entsteht nun die
Chance, die Grünzüge auch in die Realität umzusetzen
und neue Freiraumqualitäten auszubilden.
Eine besondere Bedeutung wird zukünftig der Bahnhof
Käfertal aufweisen. Der derzeit für den SPNV (Schienenpersonennahverkehr) bedeutungslose Ort wird durch den
geplanten S-Bahn-Halt eine neue Bedeutung erfahren.
Dabei gilt es den Bahnhof in die Umgebung zu integrieren und die durch die neue Lagegunst entstehenden
Möglichkeiten im Sinne der übergeordneten Stadtentwicklung zu nutzen. Der Bahnhof Käfertal sollte als multimodaler Umsteigepunkt zwischen Verkehrsträgern fungieren. Mit einer Attraktivierung der Querung der Bahntrasse würde eine bessere Vernetzung der Quartiere und
somit auch der Turley Barracks und der Spinelli Barracks
erfolgen.
Der Bahnhof Käfertal liegt im Aktionsraum Nordost an
zentraler Stelle und kann somit zu einem wesentlichen
Impulsgeber für die Stadtentwicklung in diesem Raum
werden.
Benjamin Franklin Village
Spinelli Barracks
B 38 und OEG in Käfertal
Bahnhof Käfertal
Grünzug Nord
Herzogenried / Ulmenweg
Um die Potenziale des Mannheimer Nordostens optimal
nutzen zu können, ist ein integrierter Planungsansatz notwendig.
Neckarstadt Ost / Friedrich-Ebert-Straße
202 | 203
Strategische Leitlinien
Legende
Konversionsfläche
Siedlungsfläche
Bebauung
Grünfläche
Wasserfläche
Straßenbahn
Straßenbahn geplant
Straßen
stadträumliche Vernetzung
stadträumliche Beziehungen
Grünvernetzungen
Stadtteilgrenze
Stadtgrenze
56
Aktionsraum Nordost
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Umsetzung
Um die Chancen der Konversion in Mannheim für die
Stadtentwicklung möglichst optimal nutzen zu können,
bedarf es eines strategischen Vorgehens. Unter Strategie
wird der Einsatz von Ressourcen und damit das Handeln
im Raum und entlang der Zeitachse verstanden. Der
Umfang von etwa 530 ha Konversionsflächen macht eine
klare Schwerpunktsetzung im stadtplanerischen Handeln
notwendig.
Nutzen von Chancen, Steuern von Risiken,
Verhindern von Fehlentwicklungen
Die Konversion eröffnet Chancen und Risiken. Chancen
bestehen darin, die neuen Möglichkeiten zum Wohl der
gesamten Stadtgesellschaft zu nutzen und einen Mehrwert zu generieren. Die gegenwärtigen wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eröffnen vielfältige Chancen die Konversion für Mannheim als starken
Impuls für die Stadtentwicklung nutzen zu können.
Es sind jedoch auch die Risiken zu bedenken, die insbesondere durch eine rein nach Verwertungsgesichtspunkten durchgeführte Vermarktung entstehen würden.
Die Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt (z.�B. durch
ein »Fluten«) und das soziale Gefüge in Quartieren (z. B
durch eine bestandsorientierte Umnutzung des Benjamin
Franklin Village) sowie die Gefahren für die Zentrenstruktur sind sorgfältig zu analysieren.
Bewahren von Optionen
Die enorme Fläche von knapp 530 ha muss nicht zwingend innerhalb eines kurzen Zeitraums nachgenutzt werden. Strategische Stadtplanung kann auch ein bewusstes
»Nichthandeln« beinhalten. Das Offenhalten von Optionen
ist eine Chance für nachfolgende Generationen.
Zwischennutzungen als Katalysatoren
Konversionsflächen bieten sich zwar generell aufgrund der
Gebäudesubstanz für Zwischennutzungen an. Aufgrund
des Umfangs der Flächen und der zeitlichen Priorisierung
sollten Zwischennutzungen zielgerichtet zugelassen werden. In Flächen, die kurzfristig realisiert werden sollen,
sind Zwischennutzungen nur dann sinnvoll, wenn sie zu
dem geplanten Nutzungsgefüge passen und den Prozess
beschleunigen. Das gilt insbesondere für die Turley Barracks und die Hammonds Barracks.
In Bereichen, deren zukünftige Nutzung noch nicht endgültig klar ist, können Zwischennutzungen sinnvoll und
mitunter gar wertvoll für den weiteren Prozess sein. Die
Bereiche der Funari Barracks, der Sullivan Barracks, der
nördliche Teil der Taylor Barracks sowie der zentrale Teil
der Coleman Barracks könnten durch temporäre Nutzungen belegt werden.
Es wird empfohlen, für diese Bereiche Profile als Entscheidungsgrundlage für die Zulässigkeit von Zwischennutzungen zu entwickeln. So sollte man Einrichtungen aus den
Bereichen Kultur, Gastronomie, Kreativwirtschaft, Freizeit
nach Möglichkeit an einem Ort konzentrieren, der sich
langfristig zu einem lebendigen Quartier entwickeln soll.
204 | 205
Strategische Leitlinien
Empfehlungen für die Flächen
Rheinau-Kaserne
Für die Rheinau-Kaserne besteht derzeit nur wenig Handlungsbedarf. Die Fläche ist seit 1997 frei und soll mit dem
Nutzungsziel Grün in das übergeordnete Freiraumkonzept
integriert werden. Aufgrund der geringen Größe, der Lage
und der beabsichtigten Nutzung ist daher keine Priorisierung notwendig.
STEM Barracks
Die STEM Barracks sind seit 2011 frei und besitzen für die
Stadtentwicklung eine eher marginale Bedeutung. Die Fläche ist vor dem Hintergrund der Geschichte und der zentralen Lage in der Region als symbolischer Ort zu verstehen. Das Nutzungsziel Kultur könnte im Zusammenhang
mit den Aktivitäten zur Bewerbung als Kulturhauptstadt
gefördert werden. Zeitnah sollte eine Sicherung der denkmalwürdigen Bausubstanz erfolgen. Ein Zwischennutzung
der Anlage wäre erstrebenswert.
Hammonds Barracks
Die Umnutzung der Hammonds Barracks hat vor dem
Hintergrund der Nachfrage nach Wohnraum eine hohe Priorität. Das Gebiet weist relativ wenige Verflechtungen mit
übergeordneten Themenstellungen der Stadtentwicklung
auf und kann als »lokales Projekt« durch ein zeitnahes
Bauleitplanverfahren umgesetzt werden (2013/2014).
Turley Barracks
Die Turley Barracks weisen zwar eine relativ geringe
Größe auf, sind jedoch aufgrund der Nähe zur Innenstadt,
der prominenten Lage und der besonderen Architektur seit
geraumer Zeit im Fokus des Interesses. Die Fläche ist mit
höchster Priorität zu behandeln und kann ab 2013 realisiert werden.
Taylor Barracks
Die Taylor Barracks sind seit 2011 frei und können umgehend nachgenutzt werden. Im Rahmen der Bauleitplanung
können die ausstehenden Klärungen erfolgen, so dass
eine Vermarktung ab 2013/2014 erfolgen kann.
Benjamin Franklin Village
Die Nachnutzung der Fläche des Benjamin Franklin Village stellt die größte Herausforderung im Rahmen der
Konversion dar. Um eine klare Vorstellung von den Chancen und Risiken zu erhalten und die Auswirkungen auf
die Stadtentwicklung besser einordnen zu können, ist
eine zeitnahe vertiefte Entwurfsplanung notwendig. Die
Möglichkeiten des Gebäudeerhalts sind durch Gutachten
umgehend zu klären. Es erscheint sinnvoll, die gegenwärtige Marktsituation zu nutzen, um in relativ kurzer Zeit
einen möglichst großen Teil der Fläche zu realisieren. Das
schnelle Erreichen einer »kritischen Masse« ist bei einer
Quartiersentwicklung für die Versorgung notwendig.
Die Offizierssiedlung sollte umgehend nachgenutzt werden, um den Standort positiv am Markt zu positionieren.
Es wird empfohlen, für den Landschaftsraum westlich
des Benjamin Franklin Village ein Entwicklungskonzept
zu erarbeiten, um die Vernetzung mit dem Grünzug Nord
ermöglichen zu können.
Coleman Barracks
Benjamin Franklin Village
Taylor Barracks
Turley Barracks
Spinelli Barracks
Hammonds Barracks
Legende
Siedlungsfläche (Wohnen)
STEM Barracks
Gewerbe-, Industriefläche
Wasserflächen
Bahntrasse
langfristige Umsetzung
mittelfristige Umsetzung
kurzfristige Umsetzung
Stadtteilgrenzen
Stadtgrenze
Rheinau-Kaserne
57
Prioritäten und Umsetzung
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Die Bereiche der Funari Barracks und der südliche Teil der
Sullivan Barracks scheinen aufgrund der Bausubstanz und
der günstigen Lage für »urbane Zwischennutzungen« besonders geeignet. Dieser Aspekt sollte umgehend vertiefend untersucht werden, um unmittelbar nach Freiwerden
der Fläche handlungsfähig sein zu können.
Spinelli Barracks
Die Spinelli Barracks werden erst mittelfristig frei, so dass
die Fläche derzeit eher eine mittlere Priorität aufweist. Die
konkrete städtebauliche Planung für die Wohnbebauung
am nordwestlichen Rand kann vorgezogen werden, falls
ein Herauslösen dieses Geländeteils möglich wäre. Im
Zusammenhang mit den Spinelli Barracks stehen die Bereiche des Käfertaler Bahnhofs und der B 38. Hierzu sollte
zeitnah eine Strukturplanung auf Quartiersebene erfolgen,
um konkrete Handlungsansätze und Maßnahmen identifizieren zu können.
Coleman Barracks
Die Coleman Barracks sind aus mehreren Gründen derzeit mit einer geringeren Priorität zu behandeln:
•die Fläche wird vermutlich erst ab 2015 frei, so dass keine unmittelbare Handlungsnotwendigkeit besteht
•das Areal liegt vergleichsweise peripher
•von der Konversion sind nur wenige Bürger unmittelbar
betroffen
•mit dem Freiwerden ist nicht zwingend eine umgehende
Nachnutzung notwendig; ein Brachliegen der Fläche
wäre aus Sicht der Stadtentwicklung tolerierbar
Für den Bereich Coleman Barracks sollte eine integrierte
großräumige Planung erfolgen. Für den Landschaftsraum
Sandhofen sind im Zuge eines landschaftsplanerischen
Entwicklungskonzepts Möglichkeiten der besseren Wegevernetzung zwischen Coleman Barracks, Rheinufer und
Lampertheim zu entwickeln.
Der südlich anschließende Freiraum (als Teil des Grünzugs Nordwest II) sollte trotz der langfristigen Umsetzungsperspektive freiraumplanerisch hinsichtlich der
Aufwertungspotenziale und der Verbesserung von Wegeverbindungen untersucht werden.
Die Erweiterung der Siedlung Blumenau nach Westen ist
im Sinne einer Angebotsplanung eher mittel- bis langfristig
vorzusehen.
Im zentralen Bereich der Coleman Barracks bestehen
einige nachnutzungsfähige Gebäude, die nach Freiwerden
der Fläche auch temporär genutzt werden können. Die
Coleman Barracks werden als strategische Reservefläche
angesehen, die in wesentlichen Teilen dem Landschaftsraum zugeschlagen wird. Ein konkretes Nachnutzungskonzept für die Fläche ist erst mittelfristig zu erarbeiten.
Hierzu wären nach Aufgeben der Fläche zunächst detaillierte Bestandsanalysen notwendig.
206 | 207
Strategische Leitlinien
Landschaftsraum
Sandhofen
Coleman
Blumenau West
Coleman
zentral
Scharhof Ost
Grünzug
Coleman Friesenheimer
Insel
Grünzug Nord
Franklin
Taylor
Käfertal /
Spinelli Nord
Turley
Grünzug
Nord-Ost
Hammonds
Legende
STEM
Konversionsfläche
Siedlungsfläche (Wohnen)
Gewerbe-, Industriefläche
Wasserflächen
Bahntrasse
städtebauliche Vertiefungen
landschaftslanerische
Vertiefungen
Stadtteilgrenzen
Stadtgrenze
Rheinau
58
weitere Planungsschritte
Strukturplanung Konversion 06.2012
Stadt Mannheim * BS+ städtebau und architektur / Dittmann + Komplizen
Auftraggeber:
Collinistraße 1
68161 Mannheim
Planungsbüros:
städtebau und architektur
Kennedyallee 34 * 60596 Frankfurt am Main
tel 069.260140-43 * fax 069.260140-41
[email protected] * www.bsplus.de
Dittmann + Komplizen
Landschaftsarchitektur
Wiesenstr. 23 * 60385 Frankfurt am Main
tel 069.945 973 69 * fax 0321.21237529
[email protected] * www.dk-la.de