Bildung und Widerstand – Widerstand und Bildung Sonntag Erinnerungskultur Der Sonntag dient dem Kennenlernen des F.I.E.F. seiner Umgebung, also der Annäherung an den Ort und an das Thema. Der Stellenwert von Geschichte, Geschichtsbewusstsein und Geschichtlichkeit für Bildung wird in Deutschland und Frankreich vor dem Hintergrund unterschiedlicher historischer Erfahrungen thematisiert. Exemplarisch erinnern wir an Ernest Jouhy den Gründer des F.I.E.F. und dessen widerständiges Leben zwischen Deutschland und Frankreich. Als bürgerlicher deutscher Jude, als kommunistischer Widerstandskämpfer in Frankreich während der deutschen Okkupation, als Leiter von Kinderrepubliken, als Lehrer an der Odenwaldschule, und als Hochschullehrer an der Goethe Universität in Frankfurt war sein Leben geprägt von dieser widersprüchlichen deutsch-französischen Geschichte. Besonders in den Blick nehmen wollen wir sein Verständnis von „emanzipatorischer Erziehung“. Montag Die Schule von Beauvallon Am Vormittag treffen wir Bernard Delpal (angefragt) zu einem Vortrag mit anschließendem Gespräch. Thema wird die historischen Entwicklung der pädagogischen Grundpositionen der Schule von Beauvallon und ihrer Begründerinnen Marguerite Soubeyran und Catherine Krafft sein. Wir nähern uns der Frage nach dem Verhältnis von pädagogischen Grundpositionen und praktischem widerständigem Handeln. In der abgelegenen für die NS-Besatzer nur schwer zugänglichen Region Dieulefit wurden während des Krieges 1500 Menschen vor dem Zugriff ihrer Verfolger beschützt. Die Schule von Beauvallon hatte an diesem zivilen Widerstand erheblichen Anteil. Seminar vom 2. bis 9. April 2016 Am Nachmittag besuchen wir die Schule von Beauvallon. Hier wollen wir die Frage vertiefen, wie der zivile Widerstand in Dieulefit organisiert war und vor welchem sozialen, gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund er erfolgreich sein konnte. Auf dem Rückweg besuchen wir das neu errichtete Denkmal für den zivilen Widerstand in Dieulefit. Dienstag Kann „Zivilcourage“ als ein Anfang angesehen werden, aus dem sich „Widerstand“ ergeben kann? Am Nachmittag werden wir im Rahmen einer kleinen Wanderung über die Passhöhe von Vesc zu Orten des Widerstandes (Abwurfplatz, Berghütte von Louis Aragon und Elsa Triolet) gehen. Donnerstag Exkursion nach Izieu Bildung und Widerstand II Die ganztägige Exkursion führt uns in das „Musée d´Izieu mémorial des enfants juifs exterminés“, in Izieu. Es befindet sich auf dem Anwesen des Kinderheimes, dessen Kinder am 6. April 1944 im Auftrag von Klaus Barbie nach Auschwitz deportiert wurden. An diesem Ort kreuzen sich deutsche und französische Geschichte, Résistance und Kollaboration. Wir werden an Hand von Zeichnungen und Briefen der Kinder Einblick in ihren Alltag erhalten und die neue Ausstellung des Hauses zum Thema kennenlernen. Geplant sind auch Gespräche mit Mitarbeiter/innen der Gedenkstädte über die pädagogische Arbeit des Heimes während des Krieges. Fortsetzung der Gruppenarbeit vom Mittwoch – jetzt auch mit dem Blick auf unsere Gegenwart. Mittwoch Bildung und Widerstand I Der Vormittag ist zunächst für die Auswertung der Exkursion vorgesehen. Nach einer Aussprache über unsere Eindrücke werden wir uns in Gruppen mit Texten von Ernst Papanek, A.S. Neill, Ernest Jouhy und aktuellen Beiträgen zu Bildung und Widerstand beschäftigen. Fragen und Aspekte, mit denen wir uns beschäftigen, könnten sein: Können Schulen und Heime Orte demokratischer Selbstregulierung sein? Wie weit konnte dieser Gedanke realisiert werden – und was ist davon geblieben? Über das Verhältnis von Erziehung und Bildung, Erkennen und Handeln, Aufklärung und Widerstand Wir fragen uns: Wie kann „Zivilcourage“ gelernt und auch eingeübt werden? „Ziviler Ungehorsam“ und „gewaltfreier Widerstand“ als zivilgesellschaftliche Aktionsformen – wo finden sie heute statt, wo können sie gelernt werden? Wie können Menschen zu politisch verantwortungsbewussten Subjekten und zu widerständigem Handeln befähigt werden? Sind die aktuellen Entwicklungen in unserem Bildungssystem der Herausbildung verantwortungsbewusster Subjekte förderlich oder gewinnt eher eine Erziehung zur Anpassung die Oberhand? Für den Nachmittag ist die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse der Gruppenarbeit im Plenum und eine Zusammenfassung der Ergebnisse vorgesehen. Freitag Abschlussgespräch Der Freitagvormittag steht zur freien Verfügung der Teilnehmer/innen. Es gibt die Gelegenheit zum Besuch des Wochenmarktes in Dieulefit, zu Ausflügen in die Umgebung, Spaziergängen, … Für den Nachmittag ist ein abschließendes Gespräch über die Ergebnisse des Seminars geplant. Widerstand und Bildung Vorbereitungstreffen Am 12. März 2016 findet von 10.00 – 15.00 Uhr in der Landesgeschäftsstelle der GEW Hessen im Zimmerweg 12 ein Vorbereitungstreffen statt. Bei diesem Treffen wollen wir uns kennen lernen und dem Thema annähern. Als Einstieg in die Thematik wird uns Johannes Winter, der auch an zahlreichen vergangenen Seminaren teilgenommen hat, über seine Arbeit am Thema berichten. Er hat aktuell ein Buch publiziert („Mit Künstlern unterwegs - Wo Maler, Dichter und Musiker ihr Glück fanden“) das u.a. auch einen Beitrag über Ernest Jouhy enthält. Nach Kennenlernrunde, Referat und Diskussion können wir die Texte für die Gruppenarbeit im Seminar in La Begude auswählen, die dann dort vorgestellt und diskutiert werden sollen. Zielgruppe: Zunächst einmal richtet sich das Seminar an alle, für die die Geschichtlichkeit ihrer eigenen Existenz - und dazu zählt auch die Geschichte der Pädagogik - ein Thema ist und die sich insbesondere für die deutsch-französische Geschichte und unsere Leitfrage, was befähigt Menschen zum Widerstand, interessieren. Neben Lehrerinnen und Lehrern könnten dies Schüler/innen und Student/innen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lokaler Initiativen (Gedenkstätten, Stolpersteine, Geschichtswerkstätten, Studienkreis deutscher Widerstand...) oder von Museen eben alle sein, die ein Interesse an kritischer emanzipatorischer Bildung haben. Die Anerkennung als Lehrerfortbildung wird beantragt. Weitere Informationen unter: www.lea-bildung.de und www.fieflabegude.com Seminarleitung: Helga Roth, Edgar Weick, Bernd Heyl Ein Seminar im F.I.E.F. La Bégude-de-Mazenc / Provence Vom 2. – 9. April 2016 Das Seminar selbst findet in der von Ernest Jouhy gegründeten deutsch-französischen Begegnungsstätte F.I.E.F. in La Bégude-de-Mazenc, einem sehr schön erhaltenen mittelalterlichen Dorf der Drôme Provençale, statt. Die Unterkunft erfolgt in einfachen Zweibettzimmern, das Essen ist vorzüglich und die provençalische Atmosphäre verspricht den Teilnehmer/ innen eine neue Sicht der Dinge. Den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern wird ein Reader mit ausgewählten Texten zum Thema zur Verfügung gestellt. Wie im F.I.E.F. üblich, werden französische Gesprächspartner/innen in die Seminargestaltung einbezogen. Der Widerstand hat Menschen gerettet. Er hat in der Geschichte der Befreiung vom Faschismus ein Zeugnis menschlicher Fähigkeiten hinterlassen, das uns nicht erst heute die Frage stellt: Wie kann Bildung dazu beitragen, diese Fähigkeit zu stärken oder gar zu entwickeln? Im Zentrum des Rettungswiderstandes in Dieulefit stand die Reformschule von Beauvallon. Die Heime des Kinderhilfswerks der OSE sollten Orte der Rettung jüdischer Kinder sein. Kann dieser Schule von Beauvallon und dem Kinderheim Izieu damit zugleich auch eine Pädagogik der Widerständigkeit zugeschrieben werden? Wir beschäftigen uns mit Texten von Ernst Papanek und Ernest Jouhy, die beide als Pädagogen in Heimen der OSE gearbeitet haben und werden zugleich aktuelle Beiträge zum Thema dieses Seminars in unsere Diskussion einbeziehen. Bei Bedarf wird Kinderbetreuung angeboten. Kosten für Unterkunft und Verpflegung: Entgelt (DZ) 590,00 Euro Einzelzimmer (EZ) 660,00 Euro Bei Bedarf wird Kinderbetreuung organisiert. Anmeldung: Einfach anrufen: 069-97129327 Oder faxen: 069-97129397 Online-Buchung: www.lea-bildung.de E-Mail: [email protected] Das lea-Büro ist in der Regel montags bis freitags von 9.00 bis 16.00 Uhr besetzt. Mémorial à la Résistance civile Dieulefit
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