IB + IA Anfänger Semantik

IB + IA Anfänger
Semantik
Sommersemester 2015
Dr. Ileana-Maria RATCU
Semantische Relationen/
Bedeutungsbeziehungen
• Lexeme stehen aufgrund ihrer Bedeutung
auch außerhalb konkreter Kontexte in
beschreibaren Beziehungen zu anderen
Wörtern.
• Die wichtigsten Bedeutungsbeziehungen sind:
Semantische Relationen
– die Übereinstimmung
– die Über-oder Unterordnung
– der Gegensatz
– die Reihung zwischen den jeweiligen
Lexemen
– die Ambiguität (Mehrdeutigkeit)
Semantische Relationen
1) Übereinstimmung
(vollständig, partiell)
3) Gegensatz
– Synonymie – strikte,
– Kontradiktion
partielle
– Antonymie
– Referenzidentität
4) Reihung (Heteronymie)
– Bedeutungsähnlichkeit
2) Überordnung/
Unterordnung
– Hyperonymie
– Hyponymie
– Kohyponymie
5) Ambiguität
(Mehrdeutigkeit)
– Homonymie
– Polysemie
Übereinstimmung von Bedeutungen
• Synonymie ist die Bedeutungsgleichheit –
verschiedene Wörter haben dieselbe
Bedeutung.
• Diese Bedeutung ist kontextunabhängig, d.h.
die Wörter haben in allen Kontexten die
gleiche Wirkung.
Apfelsine – Orange
Raum - Saal
Vetter – Cousin
Junge - Knabe
Strikte Synoymie
• strikte Synonymie – Die Anzahl dieser
Synonyme ist recht klein:
s Streichholz – s Zündholz; e Couch – s Sofa
Oft wird die Striktheit von Synoymen
eingeschränkt: Bestimmte
Verwendungsweisen sind regional oder
dialektal geprägt
Partielle Synonymie
• Liegt eine solche etwas weitere Form der
Synonymie vor, spricht man auch von
partieller Synonymie (Homoionym).
• Es gibt partielle Synoyme aus verschiedenen
Bereichen:
• Standardsprache – Argot:
• s Geld (s Zahlungsmittel) - e Knete, r Zaster, r
Schotter, e Kohle, e Mäuse;
Partielle Synonymie
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Derbe vs. gehobene Sprache
s Gesicht, e Visage, e Fresse,s Antlitz
Fachwort vs. Laienwort
r Appendix, r Wurmfortsatz, r Blinddarm
indigenes Wort vs. Fremdwor
r Fahrstuhl, r Lift, r Aufzug
Regionale Differenzierung
Brötchen, s Kipferl, e Schrippe, e Semmel, s
Rundstück
Bedeutungähnlichkeit
• Die Bedeutungsähnlichkeit besteht zwischen
Wörtern, die einen Sachbereich, wie z.B. den
der Zeit lexikalisch ausdifferenzieren:
• r Augenblick, r Moment, r Zeitpunkt, r
Zeitraum, r Abschnitt, e Frist, e Phase, e Weile
• Die Gesamtheit solcher Wörter bildet ein
Wortfeld (zur Wortfeldtheorie in den
nachfolgenden Vorlesungen mehr)
Überordnung - Unterordnung
• Eine Hyperonym ist ein Oberbegriff, dem
Hyponyme (Unterbegriffe) zugeordnet sind.
• Durch diese Relation kann der Wortschatz
insgesamt hierarchisch aufgegliedert werden.
• Die meisten konkreten Nomina lassen sich
bestimmten Obergriffen zuordnen.
Überordnung - Unterordnung
• Die Beziehung zwischen Kopf und Körper,
oder zwischen Räder und Auto
ordnen wir automatisch hierarchisch,
weil wir wissen, dass das Eine ein Teil des
Anderen, des Ganzen ist.
Kohyponyme zum Hyperonym
„Mann“
• Bursch, Chauvinist, Herr, Kerl, Lebensgefährte,
Macho, Männchen, Mannsbild, Partner,
Pascha, Rentner, Typ, Weichei, Witwer,
Eunuch, Kastrat
• Chauvinismus: auf übertriebenem Selbstwertgefühl
beruhende Grundhaltung von Männern, die bewirkt,
dass Frauen geringer geachtet werden,
gesellschaftliche Nachteile erleiden: männlicher C.
• © Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001
Hyperonym „Mann“
• Die aufgeführten Hyponyme zum Hyperonym
„Mann“
sind Kohyponyme und bilden eine Klasse.
Gegensatz
• Die Gegensatzwörter sind miteinander
inkompatibel, schließen einander aus.
• Kontradiktionen sind Wortpaare, die einen
Bereich strikt in genau zwei Teile teilen, wie:
•
tot – lebendig;
•
rund – eckig;
•
natürlich – künstlich;
•
Himmel – Erde;
(vollkommene Antonymie)
Antonyme
• Zwischen groß und klein,
»heiß und kalt,
» hell und dunkel
» lassen sich Zwischenstufen finden.
• krank – kränklich – erholt – gesund
• dunkel – dämmrig – licht – hell
• warm – lauwarm – kühl - kalt
Reihung
• Wortreihen, die einen Bedeutungsbereich im
Idealfall vollständig abdecken, werden aus
Heteronymen gebildet: z. B. die Wochentage,
die Monate.
• sehr gut – gut – befridigend – ausreichend –
mangelhalt - ungenügend
Mehrdeutigkeit
• Ambiguität entsteht, wenn einer
Ausdrucksseite eines sprachlichen Zeichens
verschiedene Bedeutungen zugeorndet
werden.
• Bank – Polysem:
• die Bank – Geldinstitut
• die Bank in der Schule - Sitzmöbel
• die Bank im Park - Sitzmöbel
Mehrdeutigkeit
• Kiefer ist ein Homonym:
• die Kiefer – Nadelbaum
• der Kiefer – Knochen des Gesichtsschädels
• Wie unterscheidet man zwischen der
Polysemie und der Homonymie?
Mehrdeutigkeit
• Eine praktikable Unterscheidung ist, dass
Polysemie etymologisch auf einer
gemeinsamen Kernbedeutung basiert.
• So bilden Bank/ Geldinstitut und
Bank/Sitzmöbel ein Polysem, weil die banca
im Mittelalter der lange Tisch der
Geldwechsler war.
Mehrdeutigkeit
• Dagegen sind Kiefer/Nadelbaum und
Kiefer/Schädelknochen Homonyme, weil sie
sprachgeschichtlich nicht auf einer
gemeinsamen Grundbedeutung basieren.
• Gleiche Ausdrucksform hinsichtlich
Orthographie: Homographie
• Gleiche Ausdrucksform hinsichtlich
Aussprache: Homophonie
Mehrdeutigkeit
• Die Kriterien zur Unterscheidung von
Polysemen und Homonymen sind aber
umstritten.
Homonymie
• Andere Beispiele:
• der Ton – der Laut
• der Ton – feinkörniges Sediment
• die Mark – Währung
• die Mark – Grenze
• das Mark – weichere Substanz in den Knochen