Examenskurs Fall 08 BerR

A ist Buchhalter bei der Firma des B. Von dem Geld seines
Arbeitgebers veruntreute er € 5.000,-- in verschiedenen Arten von
Geldscheinen. Für € 2.500,-- dieses Geldes erwarb A käuflich von
dem 17jährigen Maler C ein Gemälde. Für weitere € 500,-- kaufte A
bei einem Pelzhaus einen Pelzmantel, den er seiner Freundin D mit
dem Bemerken schenkte, er habe eine Erbschaft gemacht. Die
restlichen € 2.000,-- steckte er in seine Brieftasche und besuchte
damit die Spielbank seines Wohnortes. Er verlor das gesamte Geld
beim Spiel und ist seitdem flüchtig.
Um seinen Verlust zu decken und für seine Kosten Ersatz zu
erlangen, verlangt B:
von C € 2.500,--,
von D den Pelzmantel
und von der Spielbank € 2.000,--.
Die Eltern des C tragen vor, sie genehmigten das Geschäft zwar
nicht, verlangten aber vor Zahlung Rückgabe des Gemäldes. D
verweigert die Herausgabe des Pelzmantels. Der Ansicht des B, der
A habe an seinem Wohnort nicht spielen dürfen, hält die Spielbank
entgegen, sie habe nicht gewusst, dass A an ihrem Niederlassungsort
seinen Wohnsitz habe. Jedenfalls sei der Mangel durch Leistung
geheilt. Sind die Ansprüche zu Recht erhoben?
A. Ansprüche B gegen C
I. § 985 BGB (-)
1.
Ursprüngliches Eigentum des B
2.
Übereignung A an C?
a)
Dingliche Einigung
b)
Übergabe
c)
§§ 932, 935 II BGB
II. § 816 I 2 BGB (+/-)
1.
Wirksame Verfügung eines
Nichtberechtigten
2.
Rechtsgrundlos = unentgeltlich (C war
minderjährig)?
h.L.: nein + Minderjährigenschutz
III. § 812 I 1, 2. Alt. BGB (-)
B. Ansprüche B gegen D
I. § 823 II BGB i.V.m. § 259 StGB
II. § 816 I 2 BGB
III. § 822 BGB
1.
Haftung des A gegenüber B aus § 812 I 1,
2. Alt. BGB und aus § 816 I 1 BGB
2.
Unentgeltliche Zuwendung des Erlangten
(auch: Surrogate!)
3.
Subsidiarität der Haftung des Dritten
(aber: §§ 818 III, 819 I BGB). Faktische
Subsidiarität genügt nicht (h. M.)
C. Ansprüche B gegen Spielbank
I. § 985 BGB
1.
§§ 929 S. 1, 932 Abs. 1, 935 Abs.
2 BGB
2.
§§ 948, 947 Abs. 2 BGB
II. § 816 Abs. 1 S. 2
1.
Verfügung als Nichtberechtigter
2.
Unentgeltlichkeit der Verfügung
a)
Gewinnchance
b)
Nichtigkeit des
Spielvertrages
3.
Rechtsgrundlos = unentgeltlich?
Hier dafür BGHZ 37, 363 (str.)
4. Haftungsumfang
a) lediglich Billigkeitsentschädigung
b) h.M.: voller Schadensersatz.
c) Schmerzensgeld
aa) Alte Rspr. (BGHZ 20, 61, 68 ff.; 22, 43,
48) (-), § 253 II BGB („Schadensersatz“)
bb) Lit.: (+ ohne Genugtuungsfunktion)
B.
I.
1.
2.
3.
Ansprüche C gegen B
§ 823 Abs. 1 BGB
Verletzung des C durch Handlung des B
Adäquanz (ggf. +)
Unterbrechung des
Zurechnungszusammenhangs
4. Rechtfertigung des B wegen
verkehrsrichtigen Verhaltens
5. Jedenfalls handelte B aber nicht
schuldhaft, § 276 Abs. 1 S. 1, Abs. 2
BGB
II. § 823 II BGB iVm. § 2 II StVO (-)
III. § 18 I StVG (-)
Hinweis: kann auch vor I. geprüft werden!
C. Ansprüche C gegen D
I.§ 7 Abs. 1 StVG
1. Verletzung beim Betrieb; persönlicher und sachlicher
Schutzbereich
2. Halter
3. Versagen der Vorrichtungen des Lkw (Steuerung);
keine höhere Gewalt
4. Materieller und immaterieller Schadensersatz
II. § 831 I 1 BGB
1. Verrichtungsgehilfe
2. objektiver Tatbestand der § 823 ff. BGB durch
B rechtswidrig erfüllt
a) BGHZ 24, 21: verkehrsrichtiges Verhalten
des B
b) Schutzzweck des § 831 BGB
c) RG (WarnRspr. 1908/09 Nr. 98):
wortlautgemäß gegenständliche
Rechtswidrigkeit (= tatbestandliches Unrecht
iSd. § 823 I BGB)
3. in Ausübung
4. Vermutungen des § 831 BGB
Abwandlung:
A. Ansprüche A gegen C
I. § 823 Abs. 1 BGB
1.Körperverletzungserfolg
2. Rechtfertigung gemäß § 227 BGB
a)gegenwärtiger Angriff des A
b)Rechtswidrigkeit
verkehrsrichtiges Verhalten ist nach
ganz h.M. im Rahmen von § 227 BGB
nicht zu berücksichtigen
c) Erforderlichkeit
II. § 904 S. 2 BGB (-)
B. Ansprüche A gegen B (-, Ausgangsfall)
C. Ansprüche A gegen D wie Ausgangsfall