der strommarkt braucht investitionssignale auf der kippe von der

Mai 2015
P.B.B. – Zul.-Nr. GZ 022031249 M
„Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG
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Retouren an PF555, 1008 Wien
Postnummer 1
Das Fachmagazin der österreichischen E-Wirtschaft
AUF DER KIPPE VON DER MARKT- ZUR PLANWIRTSCHAFT
Wie viel Regulierung verträgt die Energiewirtschaft?
DER STROMMARKT BRAUCHT INVESTITIONSSIGNALE
Foto: Hotel Schachner
Gesetzliche Einschränkungen nehmen zu
Immer einen Schritt voraus mit
vertragsbegleitenden Dienstleistungen
Die GasVersorgung Süddeutschland GmbH (GVS) ist seit 1978 in Österreich aktiv.
Seit Februar 2015 auch in allen drei Marktgebieten.
Darunter versteht die GVS zum Beispiel
umfangreiche Reportings. Die Kunden
erhalten eine übersichtliche grafische
Darstellung über die vereinbarten Mindest- und Höchstabnahmemengen. Der
laufende Lastgang wird ebenso aufbereitet wie die noch fehlenden Mengen für die
Mindestabnahme.
Bei der Tranchenübersicht listet die GVS
die offenen und abgeschlossenen Tranchen vor dem Hintergrund der tatsächlichen Preisentwicklung auf. Wer sich
operativ entlasten möchte, kann sich des
Zielpreissystems bedienen. So kann der
Kunde die individuellen Zielpreise für
seine Tranchenfixierung oder Beschaffung
vorgeben oder diese mittels eines Preiskorridors überwachen lassen. Bei Unteroder Überschreitung erfolgt automatisch
der Deal.
Die GVS, mit Sitz in Stuttgart, gehört zu
den großen deutschen Erdgasgesellschaften und ist seit 1961 Partner von Stadtwerken und Industriebetrieben im In-
Foto: GVS
Regionale Energieversorger und Stadtwerke in Österreich profitieren von dem
leistungsstarken und kundenorientierten
Gasanbieter: Neben einer breiten Produktpalette für die Erdgasbeschaffung
bietet die GVS ihren Kunden zahlreiche
Dienstleistungen. „Getreu dem Motto
‚Ihre Energie. Unsere Leidenschaft‘ gibt
es bei uns individuelle, kundenorientierte
Services. Das engagierte GVS-Team
entwickelt für jeden Kunden maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen“, erläutert Helmut Kusterer, GVSVerantwortlicher für Vertrieb-Dienstleistungen. Zur Angebotspalette gehören
Bilanzkreis- und Portfoliomanagement,
Lastprognosen, Erstellung von Preisprognosen sowie umfassende innovative
vertragsbegleitende Dienstleistungen.
Helmut Kusterer, Leiter Vertrieb-Dienstleistungen
bei der GasVersorgung Süddeutschland
und Ausland. 2014 lagen der ErdgasAbsatz bei 57,8 Milliarden Kilowattstunden und der Umsatz bei 1,45 Milliarden
Euro. Im Unternehmen arbeiten 89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gesellschafter ist die Energie Baden-Württemberg
AG (EnBW).
Nachhaltig sauberer Strom aus Wasserkraft?
Die Wasserkraft hat mit über 60% den größten Anteil an der österreichischen
Stromerzeugung. ABB unterstützt aktiv die Entwicklung des Ausbaus von
Wasserkraftwerken mit fundiertem Know-How und innovativen Produkten
nicht nur im Inland, sondern auch bei ausländischen Projekten und leistet
damit einen wichtigen Beitrag für eine saubere Energieerzeugung. Dadurch
trägt ABB auch wesentlich zur nachhaltigen Reduktion der CO2-Belastungen
für unsere Umwelt bei. www.abb.at
Natürlich.
04
INHALT
Inhalt
_ Coverstory
06 Entlastung von Bürokratie und Bevormundung gefordert
Foto: APG
_ Inhalt
06
12
Auf der Kippe von der Markt- zur Planwirtschaft
16 »Die Energiewende findet im Verteilnetz statt«
22 Interview: »Menschen informieren und motivieren«
24 Frauenpower für die Elektrotechnik
28 Stromhandel – Marktsignale für Investitionen notwendig
Foto: BDEW
34 Power-Gen Europe am Puls der Energiebranche
16
36 Der Wunsch nach Energieautonomie
42 Mehr Puffer als Speicher
46 Serie: Großbritanniens Bekenntnis zur Kernenergie
52 Kleinwasserkraftwerk Mühlhof als Pionier
55 Standardisation Corner
56 Mobilität durch indirekte Nutzung von Strom
28
60 Blitzlichter
62 Termine
EDITORIAL
Zur Sache:
Über.Regulierung
Dr. Barbara Schmidt
Generalsekretärin Oesterreichs Energie
Das Thema Regulierung beschäftigt die E-Wirtschaft nunmehr seit knapp 20 Jahren, als im
Vorfeld der Liberalisierung des Strombinnenmarkts die entsprechenden Institutionen und
ihre Rechtsgrundlagen geschaffen wurden. Es ist klar, dass es in einer Branche, die mit den
Netzen ein natürliches Monopol aufweist und die aus historischen Monopolen hervorging,
Regulierung nötig ist. Regulierung durch staatliche Institutionen beruht ja auf dem
Anspruch, wohlfahrtmindernde Konsequenzen von Marktversagen zu minimieren – und
das ist erforderlich, wenn man Markt und natürliche Monopole zusammenbringen will.
Erlaubt ist jedoch die Frage nach dem Ausmaß der Regulierung. Es besteht ja heute weitgehend Einigkeit darüber, dass die Kernaufgabe der Regulierung von leitungsgebundenen
Wirtschaftssektoren vorwiegend in einer effizienten Bewirtschaftung des Netzbereiches
liegt. Zusätzlich hat sie die Aufgabe, funktionierende Marktmechanismen in den Wettbewerbsbereichen zu sichern. Aber – 2015 ist nicht 1995. Heute haben wir einen funktionierenden Markt, das bestätigt uns sogar die EU. Unsere Branche hat immer neue Aufgaben
zu schultern – zum Beispiel das Thema Energieeffizienz – und wird dennoch ständig mit
neuen Bürokratievorschriften bedrängt, ausgehorcht und mit Misstrauen behandelt.
Österreichs E-Wirtschaft ist so von der ausufernden Anwendung der Befugnisse der
Regulierungsbehörde in vielerlei Weise betroffen, während falsch und übermäßig konstruierte Maßnahmen von staatlicher Seite oder seitens der Regulierer auch zu Fehlentwicklungen im liberalisierten Bereich geführt haben. Sie müssen ständig durch immer weiter
gehende legistische und regulatorische Maßnahmen nachkorrigiert werden. Zusehends
betrachtet sich die Regulierungsbehörde als Preiskontrollor, Margenkontrollor, Anreizgeber für in- und ausländische Konkurrenten, Konsumenteninformationsstelle und Konsumentenschützer mit Befugnis zur Vorschreibung von umfassendsten Statistikaufgaben und
Einblick in Geschäftsgeheimnisse von Unternehmen.
Wir sind daher der Ansicht, dass jetzt die Zeit für Reformen reif ist. „More of the same“
bringt mehr Schaden als Nutzen, und wir brauchen eine bürokratische Entlastung. Dieses
Thema bildet den Schwerpunkt des Hefts, das Sie in Händen halten.
Ihre
Generalsekretärin Oesterreichs Energie
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COVERSTORY
Foto: Fotolia/Silver
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COVERSTORY
07
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„
rfolgreich.Österreich“ – unter diesem Motto steht das
Arbeitsprogramm der österreichischen Bundesregierung für
die Jahre 2013 bis 2018. Auf Seite 16 findet sich das Kapitel
„Entbürokratisierung und Entlastung“. Ziel der dort skizzierten Maßnahmen ist es, den durch Bürokratie verursachten
Kosten- und Zeitaufwand massiv zu reduzieren. Auch Österreichs E-Wirtschaft ist in vielerlei Hinsicht stark von überbordender Bürokratie betroffen.
Anlagengenehmigungen, UVP-Verfahren und Regulierung bis
weit in den Wettbewerbsbereich hinein erschweren die Arbeit.
Gesetzliche Maßnahmen im In- und Ausland haben zudem
das Funktionieren der Strommärkte stark beeinträchtigt und
legen der Wirtschaft Ketten an.
In dieser Regulierungsperiode will die Bundesregierung
gegensteuern: Unter der Überschrift „Sichere Energieversorgung für Österreich“ findet sich im Regierungsprogramm ein
Regulierungsthema. Die Bundesregierung hat sich „ein effizientes, leistbares und sozial verträgliches Energiesystem“ zum
Ziel gesetzt. Dazu gehört auch eine „stärkere Konzentration
der E-Control auf Regulierungstätigkeit“.
Drei Kernbotschaften von
Oesterreichs Energie
Die Forderungen und Hauptbotschaften von Oesterreichs
Energie:
• Das Regierungsprogramm der Bundesregierung fordert
Entbürokratisierung und Entlastung auch bei der StrommarktRegulierung. Oesterreichs Energie schließt sich dieser Forderung vollinhaltlich an.
• Der europäische Binnenmarkt für Strom erfordert eine
Regulierung der Stromnetze. Österreichs Regulierung geht
aber weit über die Vorgaben der EU hinaus, greift tief in den
liberalisierten Wettbewerbsbereich ein und enthält überschießende bürokratische Vorschriften. Oesterreichs Energie fordert
im Interesse eines funktionierenden Marktes die Rückführung
der E-Control und ihrer regulatorischen Vorschriften auf die
Kernkompetenzen, nämlich die Regulierung des im natürlichen
Monopol stehenden Netzes. Tendenzen zum Aufbau einer Sonderwettbewerbsbehörde werden abgelehnt und sind zu beenden.
08
COVERSTORY
• Oesterreichs Energie fordert von Behörden und Regulator die
Gleichbehandlung der E-Wirtschaft mit anderen Wirtschaftsbranchen, soweit keine anderslautenden Vorgaben seitens der
EU gelten. Das bedeutet eine Reduktion des überschießenden
Melde- und Statistikwesens, Abkehr von Generalverdacht und
Bespitzelungsmethoden (Whistleblower-Plattform) und offene
direkte Kommunikation statt medialer Untergriffe.
Österreichs E-Wirtschaft garantiert seit Jahrzehnten eine
effiziente, wettbewerbsfähige, leistbare und sozial verträgliche
Stromversorgung, basierend zu zwei Drittel auf erneuerbaren
Energien. Diese Stromversorgung hat sich auch unter den
Rahmenbedingungen des liberalisierten europäischen Binnenmarktes bestens bewährt. „Aus Versorgern mit Monopolcharakter wurden flexible Akteure auf einem wettbewerbsintensiven
Strommarkt“, erklärte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von
Oesterreichs Energie. Unbundling und Regulierung erforderten
eine Aufteilung der traditionellen Wertschöpfungskette der
Branche, die nicht nur Vorteile brachte, sondern auch Mehrkosten, hohen Bürokratieaufwand nach sich zogen und bestehende
Synergiepotenziale entwerteten. Die alten Vorgaben für die
Regulierung gelten daher nicht mehr. Schmidt: „Es gibt keine
Monopole mehr, die ‚aufgebrochen’ werden müssten, sondern
selbst die EU bescheinigt dem österreichischen Strommarkt,
einer der wettbewerbsintensivsten der Union zu sein.“
Verschärfte Reglementierung
2015, eineinhalb Jahrzehnte nach der Liberalisierung des Strommarktes, zeichnen sich zudem neue und noch größere Herausforderungen ab als zum Start der Liberalisierung: Auf Basis
gesetzlicher Maßnahmen entwickelte sich im Bereich der Erzeugung ein starkes Marktsegment, das den Rahmen des bisherigen
„Energy-only-Marktes“ sprengt.
Zudem wurde die Reglementierung, Regulierung und Bürokratisierung der Branche in vielen Schritten ständig weiter
verschärft, sodass sie heute weit über das ursprüngliche Ziel
hinausgeht und eine Eigendynamik entwickelt hat, die ständig neue, immer tiefer gehende Eingriffe und Reglementierungen erfordert. Schließlich gilt es noch die Aufgaben des Energieeffizienzgesetzes zu meistern. Schmidt: „Die Herausforderung besteht heute darin, die Regulierungsbehörden zwar
mit ausreichender Flexibilität, Unabhängigkeit und Mitteln
auszustatten, gleichzeitig aber insbesondere eine über das
Ziel hinausschießende Überregulierung der Märkte zu
verhindern.“
Richtiges Maß der Regulierung
In Österreich lagen die Schwerpunkte der Arbeit der E-Control zu Beginn der Regulierung 2001 in der Erarbeitung und
Umsetzung der Marktregeln sowie im Bereich der Schlichtungs- und Missbrauchsverfahren.
Außerdem überprüfte die E-Control die Netznutzungstarife,
veröffentlichte Preisvergleiche für die Konsumenten, installierte ein System für die Behandlung von KleinwasserkraftZertifikaten und informierte alle Marktteilnehmer umfassend
über die Marktöffnung.
Heute verfügt die E-Control über einen Personalstand von
Aufgaben europäischer Regulierungsbehörden
Festlegung und Genehmigung von Netztarifen:
• Festlegung bestimmter Bedingungen im Netzbereich
(Anschlussbedingungen, Ausgleichsleistungen, Netzzugang)
• Monitoring der langfristigen Versorgungssicherheit (insb.
Investitionspläne der Netzbetreiber, Zuverlässigkeit und
Sicherheit der Netze)
• Monitoring der Marktöffnung (Wettbewerb)
• Monitoring der Umsetzung der europäischen rechtlichen
Vorgaben und grenzüberschreitende Zusammenarbeit
• Jährliche Berichterstattung an die Kommission
• Unterstützung der Wettbewerbsbehörden bei einschlägigen
Fällen und Zusammenarbeit mit den zuständigen Institutionen im Bereich des Verbraucherschutzes
Befugnisse von Regulierungsbehörden im Binnenmarkt:
• Erlass bindender Entscheidungen/Verordnungen
• Durchführung von Marktuntersuchungen
• Durchführung verhältnismäßiger Maßnahmen zur Förderung
des Wettbewerbs
• Befugnis zur Zusammenarbeit mit der nationalen Wettbewerbsbehörde und Finanzmarktregulierungsbehörde oder
der Kommission in Wettbewerbsfragen sowie Erhebung
relevanter Informationen
• Vorschlag der Verhängung bzw. eigenständige Verhängung
von verhältnismäßigen Sanktionen
• Anweisungsbefugnisse zur Streitbeilegung
COVERSTORY
09
Kompetenzen der E-Control
Die Kompetenzen der E-Control wurden seit ihrem Bestehen
kontinuierlich erweitert. Heute führt die E-Control bereits
deutlich umfangreichere Arbeitsschwerpunkte in ihren aktuellen Jahresberichten alleine für den Bereich Strom auf:
• Öffentlichkeitsarbeit
• Anlaufstelle für Konsumenten
• Regulierung der Netze: Tarifierung Strom inklusive
Tarifverfahren neu
• Investitionen österreichischer Strom- und Gasnetzbetreiber
• Grenzüberschreitende Lieferungen
• Strompreisvergleiche Industrie/Haushalte
• Entwicklung Regelenergiemarkt
• Aufsicht Regelzonenführer
• Aufsicht Verrechnungsstelle
• Aufsicht Marktteilnehmer
• Monitoring § 88 ElWOG
121 Mitarbeitern und verbucht jährliche Ausgaben von
19,9 Mio. Euro, also ein Vielfaches der Größenordnung von
Oesterreichs Energie, die ihr als Interessenvertretung gegenübersteht. Im Vergleich kommen der italienische Regulator
AEEG oder der französische Regulator CRE, umgerechnet
auf die Marktgröße, gerade einmal mit einem Fünftel bzw.
einem Sechstel an Personal aus, um ihre regulatorischen
Aufgaben zu erledigen.
• Smart-Meter-Monitoring
• Genehmigung Allgemeine Verteilernetzbedingungen
• Genehmigung Allgemeine Lieferbedingungen
• Aufgaben aus der Energielenkung
• Ausfalls- und Störungsstatistik für Österreich
• Langfristprognose
• Streitschlichtungsverfahren ECK – Strom
• Marktaufsicht Ökostrom/Ökostromdeckelung
• Stromkennzeichnungsbericht
• Aufsicht Handelsplätze (EPEX, EXAA)
• Neue Überwachungsaufgaben für die
E-Control im Strommarkt
• Energiegroßhandelsdaten-VO
• Internationale Mitarbeit im Strombereich (CEER,
zahlreiche Kooperationsprojekte)
ihre Kompetenzen durch unterschiedliche weitere Online-Tools
laufend ausgebaut (etwa KMU-Energiepreis-Check, Spritpreisrechner, Energiespar-Check). Dazu kommen zahlreiche
Informationsveranstaltungen, mediale Aktivitäten (inklusive
Social Media), eine Energie-Hotline und der Versand von Informationsschreiben an verschiedene Marktteilnehmer, Bürgermeister und Gemeinden. Die E-Control ist zudem auf praktisch
allen energierelevanten Messen – von Energiesparmessen
über Hausbaumessen bis hin zu Seniorenmessen – mit hohem
Marketing- und Personalaufwand vertreten.
Viel Personal, hohe Ausgaben
Auch in Bezug auf die Ausgaben liegen andere europäische
Regulatoren deutlich unter dem Niveau der E-Control. Ebenfalls auf die Marktgröße bezogen belaufen sich die Ausgaben
der dänischen Regulierungsbehörde DERA gerade einmal auf
die Hälfte bzw. des italienischen Regulators sogar deutlich
weniger als die Hälfte der Kosten, die die E-Control verursacht. Alleine in den Jahren zwischen 2008 und 2012 stiegen
die Kosten der heimischen Regulierungsbehörde um durchschnittlich 15 Prozent pro Jahr.
Ergänzend zu ihren bereits umfangreichen Arbeitsschwerpunkten betreibt die E-Control selbst noch einen aufwändigen Online-Tarifkalkulator für den Vergleich der Strom- und
Gaspreise für Endkunden. Neben dem Tarifkalkulator wird
auch ein Spritpreismonitor durch die Regulierungsbehörde
für Strom und Gas betrieben, der eigentlich ausschließlich
dem Mineralölbereich zuzuordnen ist.
Im Bereich der Endkundenaktivitäten hat die E-Control zudem
›Die alten Vorgaben für Regulierung
gelten nicht mehr.‹
Daneben werden im Rahmen der jährlichen „Gemeindetour“
mehrere hundert Gemeinden besucht, um Beratungsgespräche
für Endkunden anzubieten. Zentrale Themen der Beratungsoffensive sind, Fragen zum Lieferantenwechsel, zur Rechnung
und Probleme mit Energieversorgern zu klären.
Wettbewerbsverzerrung
2014 war die E-Control auch in den Nachbarländern aktiv,
um ausländische Lieferanten im Rahmen von Workshops
auf den Markteintritt vorzubereiten und sich über die
Wettbewerbsbedingungen in Österreich auszutauschen.
Schwerpunkt eines Workshops in Berlin mit hochrangigen
10
COVERSTORY
Regulierungsbehörden in Zahlen:
Eine Gegenüberstellung von Mitarbeiterzahlen zu Anzahl von Unternehmen
ergeben keine Aussagen zur Qualität oder Effektivität der Reg.-Behörden
*im Strom-und-Gas-Sektor
Vertretern der E-Control war es, die Rahmenbedingungen
für einen Markteintritt sowie einen umfangreichen, extra
erstellten Leitfaden für einen Markteintritt am österreichischen Strom- und Gasmarkt vorzustellen, obwohl ohnehin
die legistischen Vorgaben und Rahmenbedingungen für
jeden neuen Marktteilnehmer transparent durch die geltenden gesetzlichen Regelungen nachvollzogen werden können
und dies keinesfalls zu den Kernaufgaben des österreichischen Regulators zählt.
Heuer richtete die E-Control zudem eine „WhistleblowerPlattform“ ein, deren Ziel es ist, anonym Hinweise über Insiderhandel, Marktmanipulation oder Wettbewerbsverstöße im
Strom- oder Gasbereich zu erhalten. Und ganz neu: Verbraucher können seit Anfang April online unter „frag.e-control.at“
Quelle: EY/Ernst & Young GmbH/WPG
Fragen zu Strom und Gas an den Regulator stellen. Auch
über Twitter und Instagram können mit dem Hashtag
#fragecontrol Fragen an die Energieexperten der E-Control
gerichtet werden.
An Lasten bekommt auch der liberalisierte Bereich der
E-Wirtschaft von der E-Control rund 440 Mio. Euro/Jahr
aufgebürdet. Viele dieser Kosten fallen bei ausländischen
Konkurrenten der österreichischen E-Wirtschaft nicht an.
Überschüssige Regulierungsmaßnahmen benachteiligen
Österreichs E-Wirtschaft daher im Wettbewerb mit dem Ausland und stören die Entwicklung im Inland. Die vielfältigen
Regulierungsvorgaben sind damit verantwortlich dafür, dass
weniger in den technologischen Fortschritt investiert werden
kann und senken damit auch das Innovationsniveau.
KOMMENTAR
11
Kommentar
von Dkfm. Milan Frühbauer
Kein Sterbenswörtchen war zu hören: Die
monatelange Diskussion zur Steuerreform hat den Begriff gemieden wie der
Teufel das Weihwasser. Ein politisches
Schweigekartell von atemberaubender
Konsequenz wurde uns da vorgeführt.
Der Terminus „Eigenvorsorge“ kommt in
der steuerpolitischen Debatte gegenwärtig nicht mehr vor.
Weder Regierungskoalition noch Oppositionsparteien „erinnerten“ sich oder die
Gesellschaft an den Umstand, dass es
mit dem Aufbau der zweiten und dritten
Säule der Eigenvorsorge für Alter und
Pflegebedürftigkeit nicht zum Besten
bestellt ist. Österreich hinkt hier hoffnungslos hinter den Industriestaaten in
der OECD nach. Noch immer stammen
hierzulande rund 85 Prozent der Pensionseinkommen aus dem Umlageverfahren des ASVG.
In anderen vergleichbaren Ländern sind
das 60 oder noch weniger Prozent. Österreich steuert auf eine Pensionslücke zu,
deren gesellschaftspolitische Sprengkraft
wir sträflich unterschätzen. Altersarmut
wird in 20 Jahren ein Breitenphänomen
werden. Schon ein Blick in das individuelle Pensionskonto – der seit knapp einen
Jahr auf Knopfdruck via Online möglich
ist – macht ab dem 30. Lebensjahr mehr
als nachdenklich. Von der weiterhin
steigenden Lebenserwartung und dem
jährlichen Anstieg des Bundeszuschusses
zur Pensionsversicherung in Milliardenhöhe ganz zu schweigen. Das sind Zeitbomben für das Umlageverfahren.
Was läge also näher als durch steuerliche Anreize möglichst viele Österreicher
zur individuellen Pensionsvorsorge zu
ermuntern und so eine Entlastung vom
Druck auf die staatliche Pension zu
bekommen. Dazu gäbe es ein breites
Instrumentarium. Doch in jüngerer
Vergangenheit gab es nur Kürzungen
diverser staatlicher Prämien.
Die Kursgewinnbesteuerung bei Wertpapieren macht die Eigenvorsorge hingegen
noch schwieriger. Und die anhaltende
Niedrigzinsphase bläst der Eigenvorsorge
als scharfer Gegenwind ins Gesicht.
Fiskalische Incentives könnten helfen,
doch die in der Gesetzeswerdung befindliche Steuerreform negiert das Thema völlig.
Nun war nicht zu erwarten, dass in der
aktuellen Situation der Staatsfinanzen,
verschärft durch hartes Lager auf dem
Absolute
Funkstille
Hypo-Alpe-Lattenrost, eine breite Diskussion über Steuererleichterungen für
Eigenvorsorgende losbricht. Aber ein
kleines Signal hätte genügt, um zu zeigen,
dass die Politik um die Brisanz des
Themas weiß. Vielleicht widmet sich in
der parlamentarischen Debatte der eine
oder andere Abgeordnete dieser explosiven Ausgangslage für die kommenden
Jahrzehnte. Man würde sich schon über
Problemerkennung sehr freuen.
Oder bleibt etwa die Arbeiterkammer
Oberösterreich tonangebend? Deren
eingefrorener Posthornton: Die Rente ist
sicher, und die Eigenvorsorge ist ein
Marketing-Schmäh von Banken und
Versicherungen. Und das unter der
„Schirmherrschaft“ verfassungsrechtlicher Verankerung.
Dkfm. Milan Frühbauer
langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Industrie“, Journalist
und Universitätslektor für
Öffentlichkeitsarbeit
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POLITIK
Foto: Fotolia/Äggkopp
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Auf Markt- aft
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Plan
Mit dem Thema „Überregulierung - wie viel Regulierung verträgt die E-Wirtschaft?“
befasste sich Anfang Mai ein Trendforum von Oesterreichs Energie. Das Resümee:
Zu viel Regulierung könnte den Erfolg der Marktliberalisierung in ihr Gegenteil verkehren.
Von Klaus Fischer
W
„
ir brauchen so viel Regulierung wie nötig und so wenig
Regulierung wie möglich.“ So fasste Wolfgang Anzengruber,
Präsident von Oesterreichs Energie, beim Trendforum im Wiener
Ares Tower, das Thema „Über.Regulierung-wie viel Regulierung
verträgt die E-Wirtschaft?“ zusammen. Anzengruber erläuterte,
als „natürliches Monopol“ müsse der Bereich der Stromnetze
selbstverständlich reguliert werden, doch mische sich die
Regulierung zunehmend auch in den Wettbewerbsbereich ein,
also in Erzeugung sowie Handel und Vertrieb.
Immerhin trage die EU-Kommission die Fahne des Wettbewerbs
„noch vor sich her“. Doch tendierten die EU-Mitgliedstaaten
immer mehr zu einer Renationalisierung ihrer Strommärkte,
statt den Energiebinnenmarkt weiterzuentwickeln. Und gerade
in Österreich neige die Regulierungsbehörde E-Control dazu,
jedes Vakuum auszufüllen, das die Energiepolitik eröffne.
Zu Beginn der Liberalisierung habe die Trennung zwischen
dem regulierten Netzbereich und dem weitgehend „freien“
Wettbewerbsbereich gut funktioniert. Im „planwirtschaftlich“
organisierten Netzbereich sei es gelungen, die Kosten deutlich
zu reduzieren. Mittlerweile nehmen jedoch gerade auch im
„marktwirtschaftlichen Bereich“ der Erzeugung, des Handels
und des Vertriebs die „planwirtschaftlichen“ Instrumente
überhand, kritisierte Anzengruber: „Ich bin üblicherweise ein
optimistischer Mensch. Aber wir stehen auf der Kippe. Der
bisher marktwirtschaftliche Bereich, der wenig Regulierung
haben sollte, kippt wieder zurück in die Planwirtschaft.“
Teilweise sei die E-Wirtschaft aber auch selbst schuld, wenn sie
nach Regeln rufe und sich dann wundere, wenn diese eingeführt
würden: „Das heißt, wir lassen uns Freiräume, die eingeführt
wurden, wieder freiwillig wegnehmen. Wir kämpfen gar nicht
mehr darum.“ Die E-Control setze aber auch energiepolitische
Maßnahmen, was definitiv nicht zu ihren Aufgaben gehöre: „Der
Regulator soll den Markt und dessen Funktionieren überwachen.
Aber er macht auch Energiepolitik“, kritisierte Anzengruber.
Freiräume werden preisgegeben
Ein weiteres Problem seien auch die Doppelgleisigkeiten
zwischen den verschiedenen Martkaufsichtsbehörden: „Bei-
POLITIK
13
01
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03
01 Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie.
02 Intensive Diskussionen fanden
beim Get-together auch noch auf
der Terrasse des Wiener Ares
Towers statt.
03 Univ.-Prof. Dr. Peter Bußjäger,
Direktor des Instituts für Föderalismus, Universität Innsbruck
04 V.l.n.r.: Dr. Ulrich Schuh,
Forschungsvorstand Eco Austria,
Institut für Wirtschaftsforschung;
Dipl.-Ing. Walter Boltz, Vorstand
E-Control Austria; Univ.-Prof. Dr.
Peter Bußjäger, Direktor des Instituts für Föderalismus, Universität
Innsbruck; Dr. Barbara Schmidt,
Generalsekretärin Oesterreichs
Energie; Dr. Matthias Strolz, Vorsitzender & Klubobmann NEOS – Das
Neue Österreich und Liberales
Forum; Dipl.-Ing. Wolfgang Anzengruber, Präsident Oesterreichs Energie.
Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer
04
14
POLITIK
spielsweise haben wir eine Bundeswettbewerbsbehörde.
Gleichzeitig obliegen aber auch der E-Control Angelegenheiten
der Wettbewerbskontrolle.“ Dies führt, laut Anzengruber, zu
Unklarheiten und zu Rechtsunsicherheit für die E-Wirtschaft.
Für Verwunderung in der Branche sorgt auch die „Whistleblower-Plattform“ der E-Control, mit der diese nach eigenen
Angaben Fällen vermeintlichen Marktmissbrauchs auf die Spur
zu kommen trachte. Es frage sich, ob damit die E-Wirtschaft
unter Generalverdacht stehe.
Die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara
Schmidt, ergänzte, selbstverständlich bedürfe der vergleichsweise junge Energiemarkt der Regulierung. Auch zweifle niemand an der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit der E-Control.
Dennoch erweise sich die Vielzahl an Vorschriften, Regeln und
Normen bisweilen als kontraproduktiv.
›Der Regulator sieht sich offenbar
als Commander und Controller.‹
Anstatt daraus die Konsequenzen zu ziehen und „zurückzurudern“, beharrten die Behörden jedoch auf dem einmal festgelegten Kurs und verschärften dadurch das Problem, sagte
Schmidt. Immer neue Novellen des Elektrizitätswirtschaftsund Organisationsgesetzes brächten immer neue und weiter
reichende Kompetenzen für die E-Control mit sich. Freilich
habe der Regulator die Gesetze auszuführen. Doch verstehe er
seine Rolle offenbar als die eines „Commanders und Controllers“ des Energiemarktes und nutze seine Spielräume nicht
selten sehr stark aus. Unter anderem sehe er sich als Informationsstelle für Konsumenten. „Im Gegenzug ,verkauft` der
Verein für Konsumenteninformation Strom. Das ist doch die
verkehrte Welt“, monierte Schmidt.
Notwendige Regelungen im Bereich der Netze würden nicht
erfolgen, jedoch Verfahren der E-Control gegen Netzbetreiber
geführt, „wenn ihre Trafos in der falschen Farbe angestrichen
oder mit einem alten Logo versehen sind“.
In einer Aussendung zur Whistleblower-Plattform habe die
E-Control die Stromkunden dazu aufgerufen, sich bei mutmaßlichen Marktmissbrauchsfällen anonym zu melden: „Das tut
dem Vertrauen in den Markt nicht gut.“ Schmidt verwies auf
das Arbeitsprogramm der Bundesregierung, dem zufolge diese
eine Entbürokratisierung, die „stärkere Konzentration der
E-Control auf die Regulierungstätigkeit“ sowie die Zusammenführung aller österreichischen Regulierungsbehörden von der
E-Control über den Telekom-Regulator RTR bis zur SchienenControl GmbH für den Eisenbahnbereich anstrebt.
Wie Schmidt ausführte, ist diesbezüglich bisher noch nichts
geschehen. Speziell auf die Entbürokratisierung und die Konzentration der E-Control auf die Regulierungstätigkeit wird die
E-Wirtschaft aber künftig verstärkt drängen, kündigte Schmidt
an: „Wir sollten uns bemühen, die Liberalisierung gemeinsam
zu einer Erfolgsstory zu machen.“
Noch mehr Regulierung
E-Control-Vorstand Walter Boltz räumte ein, dass die Energiemärkte im Prinzip überreguliert sind. Allerdings sei dies nicht
den Regulatoren anzulasten. Die EU-Mitgliedstaaten hätten
beschlossen, einen Energiebinnenmarkt zu schaffen. Die
einfachsten Mittel, um dies zu erreichen, nämlich die Einführung eines grenzüberschreitenden Wettbewerbs sowie die
Aufteilung marktbeherrschender Unternehmen, hätten sie
jedoch nicht angewandt: „Deshalb gibt es nun eine große Zahl
von Regeln und faktisch eine Überregulierung. Weil aber der
Markt nach wie vor nicht wie gewünscht funktioniert, wird es
vermutlich notwendig sein, noch mehr zu regulieren.“
Die E-Control tue nichts, was nicht gesetzlich gedeckt sei.
Allerdings nehme sie ihre Kompetenzen intensiv wahr. Boltz:
„Wenn wir schon Aufgaben haben, wollen wir diese auch
ordentlich erfüllen.“ Über Details lasse sich immer diskutieren:
„Aber die Dinge, die die Energiewirtschaft an der Regulierung
wirklich stören, sind EU-rechtlich ziemlich einzementiert.“
›Whistleblower-Plattformen sind
eines Rechtsstaates unwürdig.‹
Die Whistleblower-Plattform verteidigte Boltz: „Schon bisher
hätte uns jeder ein anonymes Mail schicken können.“ Dass sich
der Nutzen der Plattform in Grenzen hält, gab Boltz zu: Die dort
bisher eingegangenen Meldungen wären vor deren Einführung
„wohl an die Schlichtungsstelle der E-Control gerichtet worden“.
Zu viel des Guten
Peter Bußjäger, Direktor des Instituts für Föderalismus der
Universität Innsbruck, bezeichnete die Plattform dagegen als
„eines liberalen Rechtsstaates unwürdig“ und vermutlich auch
nutzlos. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft habe ebenfalls
eine solche eingerichtet: „Jetzt ersticken sie in Meldungen von
irgendwelchen Querulanten.“ Bußjäger fügte hinzu, eine verstärkte Regulierungsdichte mache den Bestand an Regeln
immer undurchschaubarer. Dies führe letztlich zu Unsicherheit
und zu Steuerungsunfähigkeit, also zu genau jenen Problemen,
POLITIK
15
die die Regulierung ja eigentlich lösen solle.
Ulrich Schuh, der Forschungsvorstand des Institutes für Wirtschaftsforschung, Eco Austria, konstatierte, Regulierung sei
grundsätzlich „nicht der Feind des Wettbewerbs, sondern die
Voraussetzung für dessen Funktionieren“. Allerdings müsse in
tauglicher Weise reguliert werden, was oft nicht der Fall sei.
Schuh bezeichnete dies als „Handlungsorientierung“ der
Regulierung: „Man macht etwas, ohne sich zu überlegen,
warum und wozu.“ Als Beispiel nannte Schuh etwa das Agieren
der Politik in Bezug auf die Finanz- und Wirtschaftskrise des
Jahres 2008. Bis heute sei völlig unklar, wie sich eine neuerliche Krise dieser Art verhindern lasse.
Die Politik habe eine „sehr strikte Regulierung eingeführt, die
aber nichts bringt“. Gerade in Österreich sei Ähnliches in einer
Vielzahl von Politikfeldern der Fall: „Die Politik sagt nicht,
welche Ziele sie anstrebt, und sie beauftragt ihre Beamten
nicht, die effizientesten Mittel zum Erreichen der Ziele zu
wählen. Das ist der Grund für die Überregulierung, die die
Unternehmen spüren.“
Es sei dringend geboten, den Gedanken des Wettbewerbs
gerade auch auf europäischer Ebene zu propagieren. Die
EU-Kommission sei ohnehin bestrebt, „den Wettbewerb zu
stärken, und das ist gut“. Nicht zuletzt im Bereich der Energieund Klimapolitik liefen dem jedoch die Ökologisierungstendenzen zuwider: „Wir müssen kritisch hinterfragen, ob wir mit der
europäischen Umweltpolitik auf dem richtigen Weg sind.“
Zudem fehle es insbesondere in Österreich an Vertrauen in den
Markt und in den Wettbewerb: „Es besteht eine enorme Angst.
Viele wollen jeden Wettbewerb bereits im Keim ersticken.“
Ähnlich argumentierte der Vorsitzender der NEOS, Matthias
Strolz. Das Ziel der Liberalisierung des Strommarktes sei „nicht
so ganz erreicht“ worden. Nach wie vor dominiere die etablierte E-Wirtschaft. Die E-Control „spioniere“ den Energieversorgern nach, was bis dato indessen keine dramatischen
Ergebnisse erbracht habe. Kritik übte Strolz am österreichischen Gesetzwerdungsprozedere. Er kritisierte, dass die Entwürfe für Gesetze zumeist immer noch von den Sozialpartnern
oder von „Ministerialbürokraten“ verfasst würden. Angesichts
der neuen Rahmenbedingungen habe dies speziell im Energiebereich keinen Sinn mehr.
In seinem Resümee plädierte Anzengruber jedenfalls für „Vertrauen in den Markt“. Im direkten Vergleich der ökonomischen
Systeme in der vormaligen Bundesrepublik Deutschland (BRD)
und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik
(DDR) habe sich die Marktwirtschaft eindeutig überlegen
gezeigt: „Im Osten hat die Autoindustrie den Wartburg hervorgebracht, im Westen den Porsche.“
„Ohne Mut funktioniert es nicht“
Warum Regulierung nicht notwendigerweise mehr Sicherheit bringt und Deregulierung nicht zwangsläufig zu mehr
Unsicherheit führt, erläuterte der Förderalismusforscher
Peter Bußjäger in seinem Impulsvortrag beim Trendforum
von Oesterreichs Energie.
Etwa 2400 Rechtsakte ergingen allein im vergangenen Jahr
auf EU-Ebene, davon fast 1400 unmittelbar anwendbare
Verordnungen. In Österreich kamen weitere rund 1000 Bundes- und Landesgesetze sowie eine schier unüberschaubare
Zahl von Verordnungen und verwaltungsinternen Interessen
hinzu, schilderte Bußjäger. Die exakte Zahl der Rechtsnormen lässt sich laut Bußjäger nicht eruieren. Gemeinhin
werde eine freie Entfaltung wirtschaftlicher Kräfte durch
Deregulierung erwartet. Insofern sei es interessant, dass
im Elektrizitätssektor „durch Regulierung erst der Markt
hergestellt werden soll. Das ist eine besonders raffinierte
Form von Regulierung“.
Sorge vor Unsicherheit
Die Deregulierung ist laut Bußjäger seit einiger Zeit in
Verruf geraten, da – zu Recht oder zu Unrecht – der Eindruck
besteht, diese habe zur „Herstellung ungezügelter Finanzmärkte geführt, die die Welt oder zumindest Europa nahe an
den Abgrund brachten.“ Kein Mangel ist Bußjäger zufolge
auch an „Regulierungsbremsen“. So fürchtet etwa die Verwaltung nicht nur den Verlust eigener Einflussbereiche und
Funktionen, sondern auch erreichter Standards etwa im
Umwelt- und Sozialbereich sowie das Entstehen „von Ungewissheit und Unsicherheit“. Und gerade „die Sorge der
Gesellschaft vor Ungewissheit ist die größte Deregulierungsbremse. Eine Gesellschaft, die größtmögliche Sicherheit sucht, kann mit Deregulierung nichts anfangen.“ Denn
diese ermögliche Neues und lasse der Kreativität freien
Raum - und damit dem Erfolg wie auch dem Scheitern.
Bußjäger warnte indessen: Auch ein Mehr an Regulierung
biete keineswegs zwangsläufig ein Mehr an Sicherheit. In
vielen Bereichen sei die heutige „Dichte der Regulierung mit
der Unüberschaubarkeit der Rechtsvorschriften gar nicht
mehr in der Lage, für Rechtssicherheit zu sorgen.“ Die wahre
Kunst der Deregulierung bestehe darin, die Bürger und die
Wirtschaft zu „entfesseln“, ohne berechtigte öffentliche
Interessen aufs Spiel zu setzen. Bußjäger: „Mein Appell ist:
Ohne Mut funktioniert es nicht. Deregulierung ist immer
mutiger als Regulierung“.
16
POLITIK
»Die Energiewende
findet im
Verteilnetz statt«
Vor dem Hintergrund der Energiewende wirken aktuell zwei maßgebliche Entwicklungen
auf die Netzwirtschaft ein und beschleunigen den Umbau hin zu einem intelligenten
und effizienten Verteilungssystem.
Von Roger Kohlmann
E
Sicherer Netzbetrieb
Zweitens stellt das regulatorische Umfeld erhöhte Anforderungen an die datentechnische Vernetzung des Energiesystems. Die Entflechtung von Stromerzeugung, -übertragung
und -verteilung und die Zuweisung spezifischer Rollen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten an eine steigende Zahl von
Marktteilnehmern bringen erheblich mehr Schnittstellen
sowie einen erhöhten Datenaustausch mit sich.
Die Digitalisierung findet in einer zunehmenden Konvergenz von
Energiewirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) Ausdruck; ein Prozess der sich aktuell – regulatorisch
wie praktisch – im Aufbau des so genannten Energieinformationsnetzes verdichtet: Die Betreiber von Erzeugungsanlagen,
Betreiber von Elektrizitätsverteilernetzen, Elektrizitätslieferanten sowie gewerbliche und industrielle Letztverbraucher sind
gesetzlich verpflichtet, den Übertragungsnetzbetreibern sowie
vorgelagerten Betreibern von Elektrizitätsverteilernetzen auf
Verlangen unverzüglich die Informationen einschließlich etwaiger Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse bereitzustellen, die für
einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb notwendig sind.
Dieser muss zwecks Handhabbarkeit in intelligenten und
automatisierten Prozessen erfolgen. Für die Energiewirtschaft
insgesamt, aber insbesondere für die Netzbetreiber hat dies
eine umfassende informations- und kommunikationstechnische Umwälzung zur Folge – verbunden mit Risiken und
Chancen. Im Grundsatz ist dabei die rasch fortschreitende
Digitalisierung der Branche zu beobachten.
Aktuell entsteht entlang dieser gesetzlichen Vorgabe im
Rahmen eines fünfstufigen Verfahrens die inhaltlich, zeitlich
und prozessual konkrete Beschreibung des zukünftigen
Daten- und Informationsaustauschs. Dabei handeln das
deutsche Wirtschaftsministerium, die Bundesnetzagentur und
der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
(BDEW) in enger Abstimmung.
in intelligentes Verteilungssystem wird zukünftig deutlich
stärker als bisher durch Informations- und Kommunikationstechnologie vernetzt. Erstens erfordert eine zunehmend dezentrale Erzeugungslandschaft und damit ein sicherer und zuverlässigen Netzbetrieb einen stark erhöhten Bedarf an netzebenenund wertschöpfungsstufenübergreifender Kommunikation.
POLITIK
17
Die Arbeiten am Energieinformationsnetz werfen unter anderem hinsichtlich des zukünftigen Rollenverständnisses von
Marktteilnehmern, der Aufgabenzuordnung oder der Sicherheit und operativen Abwicklung von Prozessen Fragen auf,
deren Beantwortung auf anschauliche Weise zeigt, wie weitreichend die im Zuge der Digitalisierung auf die Branche
zukommenden Veränderungen sind.
Gleichzeitig können aus diesen Entwicklungen Thesen
abgeleitet werden, die über einen mittelfristigen Zeithorizont hinausweisen.
Die Energiewende findet im Verteilnetz statt: Gut 90 Prozent
der Erneuerbaren-Energien-Anlagen sind an das Verteilnetz
angeschlossen. Insbesondere die Gruppe der Flächen- und
110-kV-Netzbetreiber in Deutschland wächst in diesem
Zusammenhang schrittweise in eine neue Rolle hinein.
In zahlreichen Gegenden Deutschlands, zum Beispiel in
Ostdeutschland oder Schleswig-Holstein, übersteigt die
installierte regenerative Leistung die regionale Last um ein
Vielfaches. Das erfordert eine ganz neue Kommunikation
zwischen Verteilnetz- und Übertragungsnetzbetreiber – sei
es bei Fragen zur Systemsicherheit, zur Netzplanung oder zur
Erbringung von Systemdienstleistungen durch Erneuerbare,
um nur einige Aspekte zu nennen.
Diese neuen Aufgaben erfordern nicht nur den reibungslosen und raschen Austausch zum Teil großer Datenmengen,
sie verändern potenziell auch das Profil der Akteure und
ihren Wirkungskreis.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Tendenz hin zu
einem möglicherweise neuen Rollenverständnis der Netzebenen wird nicht durch die Digitalisierung ausgelöst, sondern
durch den Strukturwandel der Energiewende. Aber es liegt
auf der Hand, dass die digitale Verfügbarkeit von Daten in
Echtzeit beziehungsweise ihre Nutzung und diskriminierungsfreie Weiterverteilung an Berechtigte neue Verantwortlichkeiten konstituieren und neue Geschäftsfelder eröffnen.
Vor diesem Hintergrund haben die Verteilnetzbetreiber im
BDEW den Ansatz entwickelt, im Smart Grid als neutrale
Akteure das Handlungsfeld für fairen Wettbewerb („level
Zur
Person
Dkfm. Roger Kohlmann ist seit 2009 Mitglied der Hauptgeschäftsführung des deutschen Bundesverbands der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW). Er leitet zudem den
Geschäftsbereich „Energienetze und Regulierung“. Kohlmann
studierte an der Universität der Bundeswehr in Hamburg.
Seit 1996 arbeitete er in der Energiewirtschaft: nach der
RWE Rheinbraun im Braunkohleunternehmen Laubag; dann
leitete er drei Jahre die Kommunikation der RWE Power.
2004 wechselte er als Stellvertretender Hauptgeschäftsführer
zum Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), seit 2007
war er Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDEW.
Foto: BDEW
Veränderungen im Rollenverständnis
18
POLITIK
playing field“) herzustellen, das von den Marktparteien für
den Handel, die Belieferung von Endkunden und für weitere
Dienstleistungen wie etwa dem Anbieten von Demand-Response-Services genutzt werden kann.
Aktuell ist offen, ob dieser Ansatz im Rahmen zukünftiger
regulatorischer Vorgaben zwecks Definition der Schnittstellen
von Markt und reguliertem Bereich berücksichtigt wird. Die
Erhebung beziehungsweise Zuleitung relevanter Einsatzplanungs-, Stamm-, Mess- und Online-Bewegungsdaten legt eine
zentrale Funktion des Verteilnetzbetreibers nahe. Gleichzeitig
stellt diese Aufgabe neue Ansprüche an die Investitionsfähigkeit, IT-Kompetenz und IT-Sicherheit.
Daten- und Marktkommunikation entwickelt, welche die
wichtigsten Handlungsfelder der nächsten Jahre aufzeigt.
Ziel ist es, hinsichtlich der zukünftig notwendigen Ausgestaltung von Prozessen, Codes und Datenformaten mit dem
Regulierer ein gemeinsames Verständnis der Inhalte auf einer
konkreten und praxistauglichen Zeitachse zu entwickeln.
Vier Thesen
Aus den vier vorstehend geschilderten Themenfeldern, die in
engem Zusammenhang mit dem Energieinformationsnetz zu
sehen sind, lassen sich Thesen ableiten, die in der Gesamtheit
in Richtung einer neuen Qualität effizienter Smart Grids und
ihrer Betreiber weisen:
Sicheres Internet der Dinge
Das schrittweise Aufbrechen der einst festen System- und
Prozessgrenzen der Energieversorgungsunternehmen und der
Wertschöpfungsstufen bringt erhebliche Veränderungen mit
sich. Wie realistisch die Bedrohung durch externe Angriffe für
die Branche ist, zeigen autorisierte Selbstversuche aus der
jüngeren Vergangenheit.
Angesichts der Kritikalität des Versorgungssystems hat die
Energiewirtschaft beim Aufbau des brancheneigenen Internets der Dinge diesen Aspekt im Fokus. Insbesondere mit
Blick auf die im IT-Sicherheitskatalog der Bundesnetzagentur
geforderte Einführung eines Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) für IKT-Systeme und der Zertifizierung
des ISMS gemäß dem internationalen Standard ISO/IEC 27001
werden Netzbetreiber ihre Systeme teilweise ertüchtigen und
kontinuierlich auf dem neuesten sicherheitstechnischen
Standard halten müssen.
Die grundlegende Bedeutung einer zukunftsfähigen Datenund Marktkommunikation für das Internet der Energiewirtschaft wurde bereits angedeutet. Angesicht der erheblichen
Kosten für den Auf- und Umbau der Kommunikations- und
IT-Landschaft in der Energiewirtschaft müssen Fehlinvestitionen oder permanente, politische Richtungswechsel unbedingt vermieden werden.
Vor diesem Hintergrund arbeitet die Branche daran, zu
einem gemeinsamen Arbeitsprogramm und einem darauf
abgestimmten Regulierungsrahmen mit der Bundesnetzagentur zu kommen. Dazu hat der BDEW eine Roadmap
• Vor dem Hintergrund der Energiewende und der zunehmenden Digitalisierung der Branche wird mittel- bis langfristig
eine neue Allokation von Aufgaben und Pflichten der Netzbetreiber zwischen den Netzebenen erfolgen. Möglicherweise
wird ein Resultat dieser Entwicklung die Erweiterung der
Gruppe systemführender Netzbetreiber sein.
• Verteilnetzbetreiber, die ihre Digitalisierung als Chance
begreifen, werden eine noch zentralere Aufgabe bzw. Rolle
im zukünftigen dezentralen Energieversorgungssystem
einnehmen. In der Folge wird sich die Kernkompetenz dieser
Unternehmen substanziell IKT-orientiert erweitern.
• Sicherheit wird ein Treiber der Erweiterung von IKTKompetenz der Netzbetreiber werden.
• Die Komplexität der Prozesslandschaft und die Tiefe
regulatorischer Vorgaben werden im Zuge der Digitalisierung exponenziell zunehmen. Die Marktkommunikation
und damit verbundene Fragestellungen werden in Zukunft
stärker in den Fokus strategischer Unternehmensentscheidungen rücken.
Die konsequente Verfolgung des Energieinformationsansatzes ermöglicht den Aufbau effizienter Smart Grids. Voraussetzung dafür sind im regulierten Bereich jedoch immer
entsprechende Rahmenbedingungen. Sind diese gegeben,
verbindet sich damit in der Folge eine große Chance: Innovative Netztechnologien können zum Motor einer durch Strukturwandel geprägten Branche werden und legen die Basis
für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland.
KOMMENTAR
19
Kommentar
von Dr. Christof Zernatto
Österreich ist nicht nur das Land der
Berge, sondern auch ein Land umfassender Regulierung. Das zeigte beispielsweise das Impulsreferat von Prof. Peter
Bußjäger beim jüngsten Trendforum von
Oesterreichs Energie am 7. Mai, in dem
er sich unter anderem auf das steirische
Tanzschulgesetz bezog. In der Steiermark
dürfen demnach nur besonders geprüfte
Tanzlehrer bei Bällen Polonaisen einstudieren. Wie es bei Strom zugeht, zeigte
das Video von Oesterreichs Energie mit
folgendem Text:
Bevor wir heute über Strom diskutieren,
wollen wir kurz über Tomaten reden,
pardon: Paradeiser. Natürlich wissen wir,
dass Vergleiche hinken, aber stellen Sie
sich Folgendes vor: Ein Händler kauft bei
15 Lieferanten Paradeiser ein. Dafür gibt
es natürlich ein eigenes Gesetz, das
vorschreibt, dass unser Händler und
sämtliche Lieferanten der Aufsichtsbehörde einiges melden müssen: welcher
Lieferant, welche Menge, Vertragsdatum,
Preis, Nebenbedingungen, Lieferort,
Lieferzeitraum, Markanteile etc.
Natürlich hat unser Händler seine Paradeiser gesetzeskonform mit Preisschildern versehen. Doch die Paradeis-Control
(P-Control Austria) besteht auf genauer
Marktaufsicht. Sie fordert Meldungen:
Wie viele Paradeiser wurden verkauft,
wann wurde geliefert, wie hoch war der
Durchschnittspreis, welche Verkäufe
gingen an welche Kundengruppen?
Weiters muss unser Händler vieles für die
P-Control dokumentieren und melden:
wenn sich ein Kunde beschwert, dessen
Kundengruppe, dessen Haushaltsgröße,
seinen Kassabeleg.
Ein absurdes Beispiel aus einer fiktiven
Paradeiswelt? Nein, das ist die aktuelle
Praxis im Strommarkt. Stromerzeugung,
-handel und -vertrieb sind offiziell ein
liberalisierter Markt, aber diese bürokratischen Hürden würden auch grüne
Paradeiser rot werden lassen. Man fragt
sich: Wozu braucht der Regulator das?
Es muss einen verborgenen Nutzen
geben. Seit Kurzem betreibt E-Control
auch eine „Whistleblower-Plattform“.
Dort kann man lesen: „Wir sind auf SIE
angewiesen, um wettbewerbsschädigendes Verhalten zu unterbinden! Sie können
uns anonym und nicht zurückverfolgbar
Hinweise über derartige wettbewerbswidrige Praktiken übermitteln.“
„Pfeiferlbläser“ im
„Paradeisland“
Dazu kommen noch vielerlei andere
Regulierungsmaßnahmen, Meldepflichten und Kontrollversuche, die nicht
unbedingt mit der ursprünglichen
Aufgabe der Netzregulierung zu tun
haben. Im Laufe der vergangenen Jahre
hat sich gezeigt, dass jeder Eingriff von
außen in den Strommarkt den Bedarf
nach weiteren Eingriffen, weiterer
Kontrolle, weiteren Meldepflichten und
Korrektur von dadurch entstandenen
unterwünschten Entwicklungen entstehen ließ. Diesen Kreislauf sollte man
dringend unterbrechen, die regulatorische Zwangsjacke weiter schnallen. Das
Ziel: So viel Regulierung wie nötig, so
wenig Regulierung wie möglich.
Dr. Christof Zernatto
Sprecher des Forums
Versorgungssicherheit
20
BRENNPUNKT EUROPA
Follow-up zur Energieunionsmitteilung: EU-Minister
diskutieren regionale Kooperationen und erneuerbare Energien
Europäische Strategie für den Wärme- und Kältesektor für Ende 2015 geplant
Von Ralf Pastleitner
Im Mittelpunkt der Debatten bei der
informellen Sitzung der Umwelt- und
Energieminister in Riga am 15. und 16.
April 2015 standen die Themen Biodiversität, vor allem im Zusammenhang
mit dem Ausbau erneuerbarer Energien,
eine neue Strategie im Wärme- und
Kältebereich sowie regionale Kooperationen im Energiesektor. Die Europäische
Kommission war durch Umweltkommissar Karmenu Vella, Klima- und
Energiekommissar Miguel Arias Cañete
sowie Generaldirektor Dominique Ristori vertreten.
Im Hinblick auf die für Ende 2015 angekündigte Strategie zum Wärme- und
Kältesektor diskutierten die Minister
über deren mögliche Inhalte, wobei sie
vor allem die Bedeutung von Synergien
zwischen verschiedenen Energiesys-
Info
Dr. Ralf Pastleitner ist Leiter des
Brüsseler Büros von Oesterreichs
Energie und berichtet in dieser
Rubrik über die aktuellen Themen
aus der EU-Zentrale. Oesterreichs
Energie garantiert mit einem
starken Team und einer effizienten
Branchenvertretung in Brüssel,
dass die Stimme der österreichischen E-Wirtschaft in der EU gehört wird und Entscheidungen im
Sinne der Branche getroffen
werden.
temen hervorhoben. Laut Kommissar
Arias Cañete geht es bei diesem Themenkomplex insbesondere um folgende
Fragen:
• Was ist der Stand der Technik?
• Wie kann der Sektor zur Versorgungssicherheit beitragen?
• Wie könnte der Sektor im Falle einer
Gasversorgungskrise reagieren?
• Wie kann die Wettbewerbsfähigkeit
der europäischen Industrie in diesem
Sektor erhöht werden?
• Wie könnten Projekte unter Umständen über den „Juncker-Investitionsplan“ gefördert werden?
Bereits im Februar 2015 hatte die
Europäische Kommission den Wärmeund Kältesektor und insbesondere
die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
im Rahmen einer großen Konferenz
„Heating and Cooling in the European
Energy Transition“ adressiert und deren
Stellenwert für die Energiepolitik der
EU aufgezeigt.
Erneuerbare Energien und
Biodiversität
Mit Blick auf das Ziel der Europäischen
Union, den Verlust der biologischen
Vielfalt bis 2020 zu stoppen, stellt die
Nutzung erneuerbarer Energiequellen
eine der Herausforderungen zur Zielerreichung dar. Daher lag der Fokus in
den Gesprächen der Minister auf der
Identifizierung von Lösungen, mit denen
sowohl die Biodiversität gewahrt bleibt
als auch die Nutzung erneuerbarer
Energiequellen gesteigert werden kann.
Eine der angestrebten Maßnahmen ist
die Entwicklung der nächsten Generation von erneuerbaren Energie-Technologien sowie Energiespeichern. Dabei
wird auf die schon in der Mitteilung
zur Energieunion erwähnten Pläne
für ein „Erneuerbare Energien-Paket“
verwiesen, welches auch eine neue
Strategie für nachhaltige Bioenergie
enthalten soll.
Auf Basis eines Dokuments der lettischen Ratspräsidentschaft tauschten
sich die Energieminister außerdem
zum aktuellen Stand der regionalen
Zusammenarbeit im Energiesektor
aus. Als besondere Herausforderungen
empfanden die Minister hierbei unter
anderem die fehlende Kooperation
zwischen den nationalen Regulatoren,
die Notwendigkeit technischer Unterstützung und Koordinierung und die
mangelnde Konvergenz technischer und
rechtlicher Bedingungen.
Einige Mitgliedstaaten sahen daher
laut Ratspräsidentschaft in der Praxis
einen verstärkten Bedarf an technischer
Unterstützung und Koordinierung durch
die Europäische Kommission. Gleichzeitig sollten die Kooperationen aber
auch von Seiten der Mitgliedstaaten
vorangetrieben werden.
POLITIK
21
Kurzmeldungen
Politik
Foto: evwind
politik fördern, ohne den Wettbewerb
übermäßig zu verzerren, teilte die
Kommission mit. Grundsätzlich sind
Subventionen in der EU verboten, damit
die bezuschussten Unternehmen keine
unfairen Vorteile gegenüber der Konkurrenz bekommen.
EU erlaubt WindparkSubventionen
Die EU-Kommission hat Deutschland
erlaubt, 20 Windparks in Nord- und
Ostsee mit Steuergeldern zu bezuschussen. Das Vorhaben werde die Ziele
der EU in der Energie- und Umwelt-
Bayern droht mit Klage
Im Streit um geplanten Höchstspannungstrassen behält sich Bayern eine
Klage gegen den Bund vor. „Der Bund
kann sich nicht einfach über die Länder
hinwegsetzen“, sagte der bayrische
Finanzminister Markus Söder in
München. „Er muss landesplanerische
Vorgaben beachten.“ Es wäre gut, wenn
es am Ende einen Kompromiss gäbe,
sagte Söder zur Debatte über die beiden
geplanten Trassen, die künftig Strom aus
Nord- und Ostdeutschland nach Bayern
leiten sollen. „Wenn das nicht möglich
ist, wären wir auch bereit, es juristisch
entscheiden zu lassen.“ Bayern hatte die
Trassen 2013 im Bundesrat jedoch mitgebilligt und auf Anrufung des Vermittlungsausschusses verzichtet.
Die Investitionskosten der 17 Projekte in der Nordsee und der drei in
der Ostsee bezifferte die Kommission
auf zusammen fast 30 Mrd. Euro. Auf
welche Höhe sich die Subventionen
belaufen, ist noch nicht zu sagen. Denn
sie sollten nicht in fixen Summen, sondern in Form von Prämien zusätzlich
zum Marktpreis für den hergestellten
Strom gewährt werden.
Russland – neue Gasleitung
nach Europa
Die neue Gaspipeline Turkish Stream
soll vom russischen Küstenort Anapa
durch das Schwarze Meer über die
Türkei bis an die griechische Grenze
verlegt werden. Damit Russland dies
verwirklichen kann, muss Griechenland
dem Weiterbau der Turkisch Stream
zustimmen. Dann könnten die Balkanstaaten und auch Italien mit Gas
beliefert werden. Das Vorhaben des
russischen Staatskonzerns Gazprom
ersetzt frühere Pläne für die transeuropäische Pipeline South Stream. Russland will damit von 2019 an auf die
krisengeschüttelte Ukraine als bisher
wichtigstes Transitland für Gas in die
EU ganz verzichten.
Erstmalige Sektoruntersuchung
Die Europäische Kommission hat
Ende April eine beihilferechtliche
Sektoruntersuchung in Bezug auf
mitgliedstaatliche Maßnahmen
zur Sicherung einer ausreichenden
Stromversorgung (Kapazitätsmechanismen) eingeleitet. Mit dieser
Untersuchung, der ersten, die auf
der Grundlage der EU-Beihilfevorschriften durchgeführt wird, soll
insbesondere geprüft werden, ob mit
den jeweiligen Kapazitätsmechanismen eine ausreichende Stromversorgung gewährleistet wird, ohne
den Wettbewerb oder den Handel im
EU-Binnenmarkt zu verzerren.
Die Kommission wird zunächst
ausgewählten Behörden und
Marktteilnehmern in elf EU-Ländern – Belgien, Kroatien, Dänemark,
Frankreich, Deutschland, Irland,
Italien, Polen, Portugal, Spanien und
Schweden – Fragenkataloge vorlegen.
Mit Hilfe der Sektoruntersuchung
möchte die Kommission bereits
bestehende oder geplante Kapazitätsmechanismen besser verstehen. Ferner wird sie prüfen, ob
bestimmte Gestaltungsmerkmale
der Kapazitätsmechanismen den
Wettbewerb zwischen Kapazitätsanbietern verzerren oder den
grenzüberschreitenden Handel
behindern.
22
POLITIK
Interview
»Menschen informieren
und motivieren«
Der technologische Fortschritt im Energiesektor stellt
den Menschen als Verbraucher vor immer komplexere
Herausforderungen. Den „Faktor Mensch“ rechtzeitig in den
Entwicklungsprozess zu integrieren sei daher der Schlüssel
zur Zukunft, erklärt Brigitte Bach, Leiterin des Energy
Departements am Austrian Institute of Technology.
Interview: Gerlinde Maschler
Oesterreichs Energie: Die Energiefrage ist eine zentrale Frage
unserer Zeit. Wie innovativ ist Österreich in diesem Sektor,
und wie schätzen Sie die internationale Technologieentwicklung in den von Ihnen erforschten Bereichen ein?
Brigitte Bach: Auch als kleines Land kann man einiges
erreichen: Österreich hat mit den beiden Themen „Smart
City“ und „Smart Grid“, mit starker Unterstützung des
Austrian Institute of Technology (AIT), in Europa bereits
viel Anerkennung bekommen und wird als Vorzeigebeispiel gesehen. Beide Bereiche setzen auf Technologieführerschaft in Kombination mit Systemkompetenz. Bei
„Smart Grid“ geht es zum Beispiel um Komponenten wie
Wechselrichter oder Ortstransformatoren im Kontext
eines „smarten“ Niederspannungs- oder Mittelspannungsnetzes.
gewinnt man die Menschen für ein Smart-City-Vorhaben, das
Verständnis für die Technologien, aber auch für neue Lebensformen erfordert?
Brigitte Bach: Das ist ein spannendes Thema. Zu der
ohnehin schon komplexen Fragestellung der Vernetzung
von Infrastruktur, Energie, Mobilität und gebauter
Umwelt kommt plötzlich noch der Faktor Mensch dazu,
also eine weitere Dimension. Es ist nicht immer leicht, die
interdisziplinäre Forschung zusammenzuführen, doch es
ist hochrelevant.
„Smart City“ ist ebenfalls ein Systemthema, und dahinter
steht die Frage: Wie kann man die Städte der Zukunft
effizient und nachhaltig planen? Dazu müssen Gebäudebestand und Raumplanung mit der Energieversorgung, der
Mobilität, dem Verhalten von Bewohnern und einigen
anderen Fragen vernetzt betrachtet werden. Österreich ist
es gemeinsam mit dem AIT gelungen, die interdisziplinäre
Forschung schneller und effizienter zu organisieren als
dies in anderen europäischen Ländern passiert ist.
Die Menschen sollten verstehen, welche Technologien für
eine Stadt nützlich sind: im Kontext mit unterschiedlichen
Themen wie Klimawandel, Katastrophenschutz, Arbeitsplätze oder Wirtschaftskrisen. Gefordert sind Politik und
Stadtverwaltung, die Menschen sensibilisieren und dafür
gewinnen muss, dass sie diese Anliegen der Zukunft unterstützen. Die europäische Politik versucht, in ihren Forschungsprojekten diese Herausforderung Schritt für
Schritt zu integrieren. Im Bereich der „Smart City“ wird
auf unterschiedlichen Ebenen geforscht: Dies beginnt bei
der Untersuchung verschiedener Technologien, geht weiter
bei Demonstratoren, der Systemintegration und der Idee
eines „living labs“, also einer Methode zur Erhebung der
Bedürfnisse der Nutzer im Entwicklungsprozess.
Oesterreichs Energie: Bei der Entwicklung von „Smart Cities“
geht es nicht nur um neue Technologien, sondern auch um
soziale, gesellschaftliche und gesundheitliche Aspekte. Wie
Die Menschen sollen integriert und gefragt werden, wie es
ihnen mit neuen Technologien geht. Ein Beispiel in Salzburg: die „Rosa Zukunft“ – ein Gebäudekonstrukt, das
POLITIK
23
Oesterreichs Energie: Derzeit werden in zwölf österreichischen Modellregionen Smart Grids – teilweise bereits sehr
erfolgreich – getestet. Wie beurteilen Sie die bisherigen Ergebnisse, und wie geht es weiter?
Brigitte Bach: Es sind große Schritte gelungen, und nun
geht es weiter mit der so genannten Skalierbarkeit: Also
wie kann man Lösungen, die derzeit im Kleinen als eine
Vielzahl an einzelnen Möglichkeiten stattfinden, auf große
Netze oder Netzgebiete übertragen, und wie funktioniert
„Smart Grid“ in großen Systemen? Österreich könnte dabei
in einer Partnerschaft aus Netzbetreibern und Industrie
eine bedeutende Rolle spielen.
Oesterreichs Energie: Wie wahrscheinlich sind Technologiesprünge bei der Stromerzeugung bzw. bei der effizienten
Stromverteilung und neue Trends in den nächsten Jahren?
Brigitte Bach: In wenigen Jahren wird es wohl keine
Revolution geben. Infrastruktur entwickelt sich in sehr
langfristigen Zyklen. Der Trend geht zu verteilter Versorgung. Das zeigt sich auch jetzt schon und hat mit Fotovoltaik und Windkraft bereits eingesetzt. In der Fotovoltaik
zum Beispiel werden künftig nicht mehr nur große
Anlagen gebaut werden, sondern es sollen alle bebauten
Oberflächen für Energieproduktion mit Dünnschichtfotovoltaik-Modulen oder Beschichtungen auf Dächern, Fenstern, Fassaden oder Parkplätzen genützt werden.
Langfristig werden alle Oberflächen kostengünstig elektrische Energie erzeugen, und diese wird für lokale Anwendung oder für die Weiterverwendung im Netz zur Verfügung stehen. Technologien, die genau das ermöglichen,
werden weiterentwickelt werden. Radikale Sprünge würde
ich eher bei einzelnen Erzeugungstechnologien, weniger
beim Netz der Zukunft und bei der smarten und thermischen Energieversorgung insgesamt, erwarten. Die Integration muss allerdings besser und effizienter ermöglicht
werden. Themen wie Regelung, Automatisierung, Standardisierung und Sicherheit sollten rasch geklärt werden.
Zur
Person
Mag. Dipl.-Ing. Dr. Brigitte Bach studierte Astronomie in Wien
und Tübingen und absolvierte ein Studium der Technischen
Physik an der TU Wien. Nach mehreren Jahren in Forschung
und Wirtschaft trat sie beim Austrian Institute of Technologie (AIT) ein, wo sie seit 2009 das Energy Department leitet.
Bach ist unter anderem Mitglied des Executive Committee
der EERA (European Energy Research Alliance), Koordinatorin des „EERA Joint Programme Smart Cities“ sowie Vorsitzende der „Horizon 2020 Advisory Group on Energy“. Auf
nationaler Ebene hält sie den Vorsitz des externen Expertenbeirates für die Initiative „Smart City Wien“. 2009 erhielt sie
die Auszeichnung „Österreicherin des Jahres“ in der Kategorie „Forschung“.
Foto: AIT
nachhaltig mit Energie versorgt wird und in welchem
auch bereits Energiemanagement in der Praxis angewendet wird. Die Bewohner werden informiert und motiviert, damit sie nachhaltige Energie effizient einsetzen.
Die wichtigste Frage ist: Wie kann man das so gestalten,
dass es für die Menschen selbstverständlich, spannend
und vor allem keine Last ist? Das wird der Schlüssel der
Zukunft sein.
POLITIK
Foto: OVE/Matter
24
Den Startschuss für ein lebendiges Networking gab im April ein femOVE-Treffen der Branchenexpertinnen.
Frauenpower für die
Elektrotechnik
Unter dem Namen femOVE hat sich vor sechs Jahren ein Frauennetzwerk für Technikerinnen im
Österreichischen Verband für Elektrotechnik gegründet. Jetzt startet frau dort mit neuer Energie durch.
Von Gerlinde Maschler
M
eist sagt ein Bild mehr als tausend Worte: Michaela
Leonhardt zeigt als neue Vorsitzende des Frauennetzwerkes
femOVE ein Foto, auf dem elf Männer und eine einzige Frau zu
sehen sind. Das Grüppchen repräsentierte die Spitze des Österreichischen Verbandes für Elektrotechnik (OVE) vor wenigen
Jahren. Heute hat der 17-köpfige OVE-Vorstand immerhin schon
drei weibliche Mitglieder, darunter auch die Generalsekretärin
von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt. Doch mit 55 Frauen
unter rund 1500 OVE-Mitgliedern ist der Frauenanteil immer
noch viel zu gering.
Frauen in der Technik sind auch im dritten Jahrtausend eine
seltene Spezies und es bedarf mehr als frohe Werbebotschaften,
um dies zu ändern, findet Michaela Leonhardt. femOVE wurde
innerhalb des OVE bereits im Jahr 2009 gegründet. Vor wenigen
Monaten hat die studierte Mathematikerin Leonhardt, die in
ihrem Brotberuf Teil des Teams beim Netzwerkbetreiber APG ist,
den Vorsitz im femOVE übernommen.
„Wir wissen, dass Frauen in technischen Berufen sehr ,verstreut‘
sind und sich untereinander vielfach nicht kennen. Wir möchten
POLITIK
25
daher diese Frauen miteinander bekannt machen, denn ein
starkes Netzwerk ist die Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Karriere“, so die überzeugte Netzwerkerin zu den Aktivitäten
von femOVE, und sie ergänzt: „Mit femOVE möchten wir eine
attraktive Plattform schaffen, die dazu beiträgt, Synergien zu
nutzen, berufliche Kontakte zu intensivieren und den Erfahrungs- und Wissensaustausch unter den Vertreterinnen der
Branche zu fördern.“
Den Startschuss für ein lebendiges Networking gab femOVE
Ende April unter dem Motto „Smarte Zukunft im Zeichen der
Verbindungen – von intelligenten Netzen & Netzwerken“ in
Kooperation mit dem Energy Department des Austrian Institute of Technology (AIT). Rund 60 Teilnehmerinnen – Führungskräfte aus der Branche der Elektrotechnik, Informationstechnik und Energiewirtschaft, Professorinnen und
Studentinnen – waren dabei, als Michaela Leonhardt ihre
Pläne und Ideen für mehr Frauenpower in der Technik präsentierte: Wie macht man Frauen in elektrotechnischen
Berufen sichtbarer, wie begeistert man Schülerinnen für einen
elektrotechnischen Beruf, wie motiviert man Frauen der
Branche zu mehr informellem und fachlichem Erfahrungsund Wissensaustausch und schließlich: Wie kommen mehr
Frauen in Führungspositionen? All das sind die grundsätzlichen Fragen, denen sich femOVE in den nächsten Jahren
intensiv widmen wird.
In ihrer Strategie setzt Leonhardt auf ein breites Spektrum
aus persönlichen Netzwerktreffen – etwa als Frühstückstermine mit weiblichen Führungskräften –, auf einen halbjährlichen Newsletter mit Fachartikeln und Interviews, Medienarbeit und auf Kontakte mit Schulen.
Denn ein besonderes Anliegen von femOVE ist der weibliche
Nachwuchs: Im Rahmen einer Kooperation mit dem Kreativwettbewerb „Technolution“ sollen etwa Oberstufenschülerinnen die Berufslaufbahnen von Frauen in Technik und Naturwissenschaft recherchieren und über sie schreiben. Um auch
das Interesse junger Mädchen für technische Berufe zu
wecken, setzt femOVE auf die frühe Einbindung von Eltern.
Für Herbst dieses Jahres ist im OVE dazu eine Veranstaltung
mit der Darstellung neuer Berufsbilder geplant, um die
Schülerinnen zur Wahl einer technischen Ausbildung in
Lehre, HTL und Universität zu motivieren.
Nach dem Überblick über die aktuellen und künftigen Aktivitäten des Frauennetzwerks hatten die Gäste des ersten femOVENetzwerktreffens dann ausreichend Gelegenheit, das Austrian
Institute of Technologie (AIT) näher kennenzulernen, bei dem
Foto: OVE/Matter
60 Teilnehmerinnen bei ersten Treffen
Neue femOVE-Vorsitzende mit vielen Plänen und Ideen:
Dr. Michaela Leonhardt (APG)
Brigitte Bach, Leiterin des AIT-Energy Departments (siehe
Interview Seite 22/23) das Forschungsinstitut nicht zuletzt als
attraktiven Arbeitsplatz für Frauen präsentierte: „Wir möchten
auch motivierte Frauen für die Forschung aus technischen und
naturwissenschaftlichen Fachrichtungen gewinnen, die bei uns
viele spannende Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der
Energieforschung und Energietechnik finden.“ Eine von ihnen,
die junge Wissenschaftlerin Tara Esterl, stellte die Smart
Grids-Aktivitäten am Energy Department des AIT vor, bevor
eine Besichtigung des einzigartigen Smart-Grid-Labors sowie
„spannende“ Einblicke in die Hochspannungshalle des AIT
folgten. Bereits am 22. Oktober findet in Kooperation mit APG
das nächste große Netzwerktreffen statt.
Frauennetzwerk femOVE
• Mitgliederplattform innerhalb des OVE, mit der Frauen
in der Elektrotechnik verstärkt unterstützt werden
sollen (2009 gegründet)
• Vorsitzende: Michaela Leonhardt, Ph.D.
• vernetzt Frauen, die in der Elektrotechnik,
Informationstechnik und Energiewirtschaft auf
unterschiedlichen Hierarchieebenen tätig sind
• fördert den Erfahrungs- und Wissensaustausch sowie das
Auffinden und Nützen von Synergien
• anhand konkreter Rollenbilder sollen Schülerinnen mehr
Interesse an technischen Berufen entwickeln und damit
verbundene Chancen kennenlernen
• Weitere Informationen:
https://www.ove.at/mitglieder-plattformen/femove/
26
WIRTSCHAFT
Kurzmeldungen Wirtschaft
Energieagentur wird
Monitoringstelle
Die gemäß Energieeffizienzgesetz
auszuschreibende Nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle wurde nach
Abschluss des Vergabeverfahrens an
den Bestbieter, die Österreichische
Energieagentur vergeben. Damit wurde
gemäß den Vorgaben der EU-Energieeffizienz-Richtlinie und des Energieeffizienzgesetzes eine geeignete Stelle
beauftragt, die notwendigen Aufgaben
der Bewertung von Effizienzmaßnahmen
sowie des Monitorings durchzuführen.
Die Energieagentur steht für Gespräche
mit den Branchenvertretern zur Verfügung und beginnt unmittelbar mit dem
Aufbau der erforderlichen Infrastruktur,
damit eine möglichst unbürokratische
und praxistaugliche Umsetzung gewährleistet werden kann, heißt es. Um die
EU-Richtlinie zu erfüllen, setzt das
Gesetz auf strategische Maßnahmen (wie
Das Siemens Transformatorenwerk in
Weiz konnte Ende April auf die Auslieferung seines 4000sten Leistungstransformators verweisen. Der 150 t schwere
Koloss – davon alleine rund 34 t Kupferdraht – wurde für den US-Kunden
Exelon-ComEd entwickelt und gefertigt.
Transformatoren wie dieser tragen weltweit zur Sicherung einer zuverlässigen
Stromversorgung bei.
Gewinn gehalten
Die Energie Steiermark AG hat 2014
trotz des Rückgangs beim Umsatz – von
rund 1,73 auf 1,37 Mrd. Euro – den
operativen Gewinn mit 61,6 Mio. Euro
(2013: 62,2 Mio.) gehalten. Grund für
den Rückgang sei das wärmste Jahr seit
Aufzeichnungsbeginn, was sich auf den
Absatz von Fernwärme, Gas und Strom
auswirkte, hieß es. Das Ergebnis vor
Steuern lag bei 73,8 Mio. Euro (2013: 33
Mio. Euro).
APG schafft Markt für Primärregelenergie
Die Austrian Power Grid AG (APG) intensiviert die internationale
Zusammenarbeit zum Austausch von Regelenergie. Mit 8. April
wurden zwei für die gemeinsame Beschaffung von Primärregelenergie bestehende Kooperationen zusammengeführt.
Die Beschaffung benötigter Regelenergie war bis vor Kurzem
lediglich innerhalb der Regelzone des jeweiligen Übertragungsnetzbetreibers auf nationaler Ebene möglich. Dank
einer Kooperation mit dem Schweizer TSO Swissgrid AG kann
die APG seit 2013 jedoch auch Regelenergie in der Schweiz
beschaffen – und umgekehrt.
Seit Anfang April kann die APG die benötigte Primärregelleistung darüber hinaus in zwei weiteren Ländern beschaffen:
Durch die Zusammenführung der bestehenden Kooperationen
Foto: APG
Foto: Siemens
Transformator geliefert
etwa die thermische Sanierung) sowie auf
ein Verpflichtungssystem. Dabei müssen
Energieversorger Effizienzmaßnahmen
im Umfang von 0,6 Prozent ihrer Vorjahresenergieabsätze nachweisen. Die
Lieferantenverpflichtung gilt erstmals für
das Jahr 2015. Im Sinne einer Übergangsphase können aber – wie gesetzlich vorgesehen – auch die schon 2014 gesetzten
Maßnahmen für 2015 mitangerechnet
werden. Die Zielbewertung erfolgt im Februar 2016 durch die Monitoringstelle.
zwischen der APG und Swissgrid sowie jener der deutschen
Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH, Amprion GmbH, TenneT TSO GmbH und TransnetBW GmbH mit der
niederländischen TenneT TSO B.V. schreitet die Marktöffnung
weiter voran. Durch die Erweiterung des grenzüberschreitenden
Austausches von Primärregelleistung werden höhere Liquidität
und größerer Wettbewerb am Primärregelenergiemarkt der teilnehmenden Länder erwartet.
WIRTSCHAFT
27
Wien Energie investiert in Erneuerbare
Energieeffizienz –
Zielerreichung fraglich
Die heimischen Energieunternehmen
erwarten, dass die Ziele des seit
Jahresbeginn geltenden Energieeffzienzgesetzes heuer nur zu rund zwei
Drittel erreicht werden und sind auch für
nächstes Jahr kaum optimistischer. Dies
geht aus einer aktuellen Deloitte-Studie
hervor. Die Unternehmen müssen
eine Einsparung von 0,6 Prozent ihrer
Energielieferungen nachweisen. Derzeit
geht man von einer Zielerreichung von
65,6 Prozent im ersten Jahr und von 65,1
Prozent in der ersten Folgeperiode aus.
73 Prozent der Unternehmen wünschen
sich mehr Klarheit bei der Anrechenbarkeit der Maßnahmen. 85 Prozent gaben
an, die Maßnahmen beim Kunden zu
setzen, 60 Prozent planen zusätzliche
Schritte innerhalb des eigenen Unternehmens. 28 Prozent der Unternehmen
haben bereits interne Maßnahmen
gesetzt, 80 Prozent setzen auf Energieeffizienzberatung. EU-weit liege
Österreich bei der Umsetzung der
Energieeffizienz-Richtlinie im guten Mittelfeld. Ein bisschen besser sind Irland
und Dänemark, so die Experten des
Beratungsunternehmens.
700 Mio. Euro investieren, davon sollen
rund 60 Prozent in Erneuerbare fließen,
so Thomas Irschik, Vorsitzender der Wien
Energie-Geschäftsführung. Bei den Bürgerbeteiligungsmodellen für Solarenergie
höre der Boom nicht auf, mittlerweile
sind 18 Anlagen in Betrieb. Nun soll das
Modell auch auf die Windkraft ausgeweitet werden. Ausgebaut werden soll
auch die erneuerbare Wärmeerzeugung.
Foto: Wien Energie
Die Wien Energie investiert massiv in
den Ausbau der erneuerbaren Energien.
2014 lag deren Anteil an der Stromerzeugung bei 21 Prozent und bei der Wärmeerzeugung bei 26 Prozent. Insgesamt
wurden knapp 220 Mio. Euro investiert,
um 44,3 Prozent mehr als im Jahr davor.
Davon entfiel mehr als die Hälfte auf
Erneuerbare. In den nächsten fünf
Jahren will die Wien Energie mehr als
Sturmtief brachte
Wind-Rekord
Shell will Energiebranche
aufmischen
Das Sturmtief „Niklas“ hat in Österreich einen neuen Rekordwert bei
Windenergie gebracht. Am 31. März
lieferte die Windkraft in der Spitze
eine Leistung von 2001 MW. Damit
wurde erstmals die 2000-MW-Grenze
überschritten.
Der letzte Höchstwert war am
20. Dezember 2014 mit 1840 MW
erzielt worden. Insgesamt war in
Österreich per Jahresende 2014 eine
Windkrafterzeugungskapazität von
2095 MW installiert, heißt es. In
Österreich seien die Windräder in den
vergangenen Tagen fast durchwegs auf
Nennlast gefahren.
In Deutschland habe die installierte
Windkraftkapazität Ende des Vorjahres etwas mehr als 38.000 MW
betragen. Am 30. März wurden zur
Spitzenlastzeit mehr als 30.000 MW
an Windkraftleistung geliefert, dazu
kamen noch mehr als 13.000 MW aus
Solaranlagen, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative
Energien (IWR) mit. Diese Leistung
von zusammen knapp 44.000 MW entspreche einer Leistung von rund
40 durchschnittlichen Großkraftwerken.
Unter dem Druck des Ölpreisverfalls
hat Shell die größte Übernahme in
der Energiebranche seit mehr als
zehn Jahren gestemmt und kaufte
für umgerechnet 64 Mrd. Euro den
britischen Gasproduzenten BG. Der
britisch-niederländische Energiegigant will damit zum global führenden
Anbieter von Flüssiggas aufsteigen
und den Rückstand zum US-Ölweltmarktführer ExxonMobil verringern.
Wegen der großen Präsenz beider
Unternehmen in der Europäischen
Union, in Australien, Brasilien und
China rechnet Shell-Chef Ben van
Beurden allerdings mit intensiven
Verhandlungen mit den Wettbewerbshütern.
Es ist die erste Großfusion in der
Branche seit den Zeiten um die Jahrtausendwende, als sich die Energiekonzerne wegen sinkender Preise in
ähnlichen Schwierigkeiten befanden.
Damals kaufte der britische Ölmulti
BP die amerikanischen Rivalen Amoco
und Arco. Exxon übernahm Mobil,
und Chevron schloss sich mit Texaco
zusammen.
28
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFT
29
Stromhandel –
Marktsignale
für Investitionen
notwendig
Im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes hat sich in den
letzten 15 Jahren ein nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten
orientierter Markt entwickelt. Seit einigen Jahren zeigt sich jedoch
wieder ein Gegentrend – gesetzliche Einschränkungen nehmen zu.
N
Foto: Fotolia
ationale und europäische Gesetzgeber setzen immer
öfter Maßnahmen, die den liberalisierten Strommarkt wieder
beschränken. Ein besonderes Beispiel dafür ist das enorm
gestiegene Stromerzeugungsvolumen aus geförderter, nicht
marktpreisabhängiger erneuerbarer Energie in Deutschland,
welches auf nationale Fördermechanismen und nicht auf eine
freie Marktentwicklung zurückzuführen ist. Es ist also ein
ständig liquider werdenden Markt zu beobachten, der aber
gleichzeitig durch regulative Eingriffe massiv beeinflusst
wird, erläutert Erwin Mair, Geschäftsführer der Energie AG
Oberösterreich Trading GmbH.
Die größte Herausforderung der nächsten Jahre werde
deshalb sein, die geförderten Anlagen in die betriebliche
Optimierung mit Anlagen, welche unter Wettbewerbsbedingungen agieren, zusammenzuführen. Darüber hinaus ist das
Marktdesign so weiterzuentwickeln, dass der Markt geeignete
Signale für langfristig richtige Investitionsentscheidungen
liefert, so Mair, der weiter ausführt: „Die Liberalisierung des
europäischen Elektrizitätsmarktes ist unmittelbar mit einem
liquiden und transparenten Stromgroßhandelsmarkt verbunden. Durch die große Anzahl von Marktteilnehmern, die
entweder Strom einkaufen oder verkaufen wollen, haben sich
seit Beginn der Liberalisierung Marktstrukturen entwickelt,
die eine effiziente Abwicklung der Stromgeschäfte ermöglichen. In Österreich wurde am 19. Februar 1999 erstmals der
freie Handel mit Strom zugelassen. In der Folge konzentrierte
sich die Handelstätigkeit zuerst auf bilaterale Geschäfte.“
30
WIRTSCHAFT
Foto: EEX Quelle: Oesterreichs Energie
Volumina
Handelsmarkt – Volumina in Fristigkeit
Schematische Darstellung der Größenverhältnisse
Regelenergie
Spotgeschäfte
Die deutschen Strombörsen in Leipzig und Frankfurt
wurden als organisierte Marktplätze für die Abwicklung
von Spotgeschäften im Jahr 2002 zur Energiebörse EEX (European Energy Exchange) mit Sitz in Leipzig fusioniert. Noch im
Jahr 2002 folgte die EXAA (Energy Exchange Austria) als österreichische Strombörse, der Handel mit Terminprodukten wurde
als weiterer Schritt ab 2003 an der EEX eingeführt.
Während in den ersten Jahren vor allem die Entwicklung des
Spotgeschäftes im Vordergrund stand, wurde in den Folgejahren insbesondere die Geschäftstätigkeit am Terminmarkt
massiv ausgebaut. Der Terminmarkt OTC und an Börsen zeigt
Handelsvolumina, die etwa in Deutschland und Österreich
beim Achtfachen des physischen Stromabsatzes liegen, schildert der Geschäftsführer der Energie Oberösterreich Trading.
Kurzfristhandel im Fokus
Durch die Veränderungen im europäischen Strommarkt in
Folge der Energiewende speisen mit dem massiven Ausbau
von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen zunehmend mehr Produktionsanlagen ins öffentliche Netz ein, deren Stromerzeugung abhängig von den Wetterverhältnissen stark schwankt
und nicht längerfristig vorhersehbar ist. Dies führt dazu,
dass zunehmend mehr Strom kurzfristig am Spotmarkt zum
Ausgleich von Angebot und Nachfrage benötigt wird.
Termingeschäfte
Fristigkeit
Das Ausmaß der an den Börsen abgewickelten Geschäfte
spiegelt dies wider, die Volumina im Spothandel sind in
den letzten Jahren massiv gestiegen. Aufgrund der kurzen
Reaktionszeiten auf Schwankungen der Stromerzeugung aus
erneuerbarer Energie gewinnt insbesondere auch der Intraday-Handel als Fahrplanhandel am aktuellen Tag besondere
Bedeutung. Auch diese Intraday-Geschäfte werden dem
Spotmarkt zugerechnet. Heute werden im gemeinsamen
Marktgebiet Österreich-Deutschland rund 64 Prozent des
physischen Stromabsatzes im Spotmarkt gehandelt, legt
Mair dar.
Funktion der Spotmärkte
Die Spotmärkte sind die kurzfristigsten Märkte des Stromgroßhandels. Sie dienen den Marktteilnehmern dazu, ihr
Erzeugungs- oder Verbrauchsportfolio für Fälligkeiten innerhalb des laufenden Tages oder der Folgetage zu optimieren.
Dabei werden typischerweise Überschuss- oder Fehlmengen
verkauft oder beschafft, die sich aus dem Verbrauch oder der
Erzeugung in den entsprechenden Zeiträumen ergeben. Vor
allem erzeugungsseitig kommt den Spotmärkten angesichts
des stetig wachsenden Ausmaßes an volatiler Erzeugung aus
Wind- und Fotovoltaikanlagen eine wachsende Bedeutung zu,
erklärt Michael Pichler von der e&t Energie Handelsgesellschaft, Research & Analysis.
WIRTSCHAFT
Bezüglich der Spotmarktplätze wird – so wie bei den längerfristigen Terminmärkten auch – grundsätzlich zwischen den
so genannten Over-the-counter-(OTC)Geschäften und dem
Börsenhandel unterschieden. OTC-Geschäfte werden dabei
direkt oder über Vermittlung eines Brokers zwischen zwei
Unternehmen abgeschlossen und weisen dementsprechend
grundsätzlich eine weitgehende Formfreiheit auf. Allerdings
unterliegen OTC-Geschäfte dem Kontrahentenrisiko (Ausfall der Lieferung) und dem finanziellen Erfüllungsrisiko
(Nicht-Bezahlung). Diese Risiken werden im regulierten
Börsenhandel durch die von den Kontrahenten jeweils hinterlegten Sicherheiten eliminiert.
Für den Energiehandel der österreichischen Marktteilnehmer
sind als die wichtigsten Spotbörsen die Wiener EXAA sowie
die Pariser EPEX SPOT, eine Tochter der Leipziger EEX, zu
nennen. An beiden Spotbörsen wird Day-ahead-Handel für die
gemeinsame deutsch-österreichische Preiszone durchgeführt
– an der EPEX SPOT zusätzlich auch für die französische und
Schweizer Preiszone, führt Pichler aus.
Am börslichen Day-ahead-Markt wird in Form einer Auktion
Strom für den nächsten Tag bzw. die nächsten Tage gehandelt.
Hier geben die Marktteilnehmer bis zum Day-ahead-Börsenschluss (10:12 Uhr an der EXAA, 12:00 Uhr an der EPEX SPOT)
ihre Kaufs- und Verkaufsgebote für einzelne Stunden oder
Stundenblöcke ab: beispielsweise Base (alle Stunden eines
Tages) und Peak (08:00 Uhr bis 20:00 Uhr) neben mehreren
weiteren Varianten und an der EXAA auch Viertelstundenprodukte – ab. Innerhalb der Preisuntergrenzen von –500
Euro/MWh (EPEX SPOT) bzw. –150 Euro/MWh (EXAA) und
Preisobergrenzen von jeweils +3000 Euro/MWh und der Mindesthandelsmenge von 0,1 MWh/h sind sie dabei bezüglich
der Anzahl und Kombinationen ihrer Gebote weitestgehend
frei, lässt Pichler das Geschehen detailliert Revue passieren.
Die Spotbörsen erstellen direkt nach Börsenschluss aus den
eingegangenen Geboten je Zeiteinheit unter Berücksichtigung
der Blockgebote die aggregierten Angebots- und Nachfragekurven und ermitteln anhand deren Schnittpunkts die Preise
sowie die Verkaufs- und Kaufzuschläge. Die Ergebnisse der
geschlossenen Auktion werden zeitnah veröffentlicht.
Nah am Erfüllungszeitpunkt
Pichler: „Noch näher am Erfüllungszeitpunkt als im Dayahead-Markt kann auf den Intraday-Märkten agiert werden.
Die EPEX SPOT bietet Intraday-Handel für die vier deutschen und die österreichische Regelzone (APG) an – aber
auch für die Schweizer und französische. In einem kontinuierlichen 24-h-Handel können dabei ab 16:00 Uhr des
31
jeweiligen Vortages Minimal- (Verkauf) und Maximalgebote
(Kauf) für alle Viertelstunden (diese aber nicht für die APG)
und Stunden eines Tages sowie für Stundenblöcke laufend
in das Börsenorderbuch eingegeben werden.“ Die minimalen
Vorlaufzeiten betragen dabei an der EPEX SPOT 45 Minuten
(deutsche Regelzonen) bzw. 75 Minuten vor Beginn der
Lieferstunde (APG).
Sobald zwei Gebote kompatibel sind – das heißt, der maximale Kaufpreis ist höher als der minimale Verkaufspreis –,
werden sie ausgeführt (matching). Für die deutschen Regelzonen organisiert die EPEX SPOT neben dem kontinuierlichen Intraday-Handel zusätzlich auch täglich um 15:00 Uhr
Intraday-Auktionen für die 96 Viertelstundenkontrakte des
jeweiligen Folgetages, so Pichler.
Ausgleich herstellen
Der Frage nach dem Nutzen des Spothandels für Stromhändler, insbesondere für ein integriertes Unternehmen,
bestehend aus Erzeugung, Handel und Vertrieb, widmet sich
Wolfgang Lyssy, Leiter Energiewirtschaft/Handel der Kelag:
„Für ein integriertes Unternehmen ist der Spothandel in
erster Linie ein geeignetes Instrument, um den Ausgleich
zwischen Strombedarf und Stromaufbringung zeitnahe
herzustellen. Involviert sind alle Wertschöpfungsstufen,
von der Erzeugung über den Handel bis hin zum Vertrieb.
Ein integriertes Unternehmen hat zumeist als Asset die
Kunden des Vertriebes und die Erzeugung aus eigenen Kraftwerken und aus Beteiligungen. Ohne dass es exakte längerfristige Prognosen gibt, muss versucht werden, die Assets
energiewirtschaftlich optimal zu bewirtschaften. Je näher
aber die Prognose am Erfüllungszeitraum liegt, desto besser
wird sie.“
Die Ungenauigkeiten von Prognosen, wie Temperatur, Bewölkungsgrad, Niederschlag und Wind und deren Umsetzung in
Verbrauchs- und Einspeiseprognosen sowie unvorhersehbare
Ereignisse, wie Ausfälle von Erzeugungs- und Transportkapazitäten, führen zwangsläufig zu Abweichungen zwischen
den erwarteten und den tatsächlich auftretenden Lastgängen
und Erzeugungen. Der Spotmarkt bietet die Möglichkeit,
sich der Vorgabe einer ausgeglichenen Bilanzgruppe unter
Marktbedingungen auch kurzfristig zu nähern, den Ausgleichsenergiebedarf zu minimieren bzw. sich dem Risiko des
Ausgleichsenergiemarktes weniger aussetzen zu müssen,
sagt Lyssy.
Der Spothandel dient darüber hinaus der wirtschaftlichen
Optimierung des Einsatzes flexibler Kraftwerksleistungen.
Die Erzeugungsstruktur hat sich über die Jahre, zumeist
32
WIRTSCHAFT
schon vor der vollständigen Liberalisierung 2001, entwickelt.
Die flexiblen Erzeugungsanlagen werden unter heutigen
Marktgegebenheiten anders als ursprünglich konzipiert
eingesetzt. In den vergangenen zehn bis 15 Jahren wurde sie
entsprechend den jeweiligen Marktbedingungen ergänzt.
Die Preissignale des Spotmarktes, welche in immer stärkerem
Ausmaß durch die fluktuierende Erzeugung der erneuerbaren
Energien entstehen, führen zu Einsatzentscheidungen in
beide „Lastrichtungen“. Bei Pumpspeicherkraftwerken als
flexibelster Anlagentyp, von denen in Österreich beträchtliche Kapazitäten vorhanden sind, stehen höhere Erzeugung
oder geringere Pumpleistungen genauso zur Verfügung wie
verminderte Erzeugung oder höhere Pumpleistung. Der
Vorteil für ein integriertes Unternehmen liegt neben der
Generierung zusätzlicher Erlöse für die Kraftwerke auch in
der zukunftstauglichen Unterstützung der Energiewende mit
ihrem Mix aus den verschiedensten erneuerbaren Energiequellen, unterstreicht Lyssy.
Der dritte wesentliche Anwendungsbereich des Spothandels
ist das Schließen von Positionen aus einem spekulativen
„Positions- oder Margenhandel“. Bewusst – in Erwartung
bestimmter Preisentwicklungen – offen gelassene Positionen
können auf diesem liquiden Markt kurzfristig glattgestellt
werden. Der Handel nutzt immer mehr die Möglichkeiten des
Spotmarktes.
Rahmenbedingungen im liberalisierten
Strommarkt
Grundsätzliches Ziel der Liberalisierung war und ist es,
über Wettbewerb zu marktgerechten Preisen für Endkunden
zu kommen. Strombörsen stellen dabei einen organisierten
Marktplatz für den Handel von standardisierten Stromprodukten dar. Voraussetzung für die Entwicklung organisierter
Marktplätze sind eine ausreichende Anzahl von Marktteilnehmern und entsprechende Geschäftsvolumina. Dann
bilden sich neben der bilateralen Geschäftstätigkeit – zum
Beispiel auch über Brokerplattformen – automatisch Börsenhandelsplätze, die eine kostengünstigere Abwicklung
als Dienstleistung anbieten, erläutert Markus Watscher,
Tiwag-Abteilungsleiter Dispatching.
Für den Handel an den Börsen gelten für alle Beteiligten
jeweils einheitliche rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen. So unterliegen die Spot- und Intraday-Börsen,
wie alle anderen Strombörsen, jener Gesetzgebung, welche für
ihren jeweiligen Standort gilt. Genauso wie die Börsen müssen auch die Teilnehmer bzw. Händler an den Börsen den
entsprechenden Regelungen und Rahmenbedingungen
Genüge tun, etwa der Verordnung über die Integrität und
Transparenz des Energiemarktes (REMIT). Dass dann verpflichtende Datenmeldungen direkt von den Börsen weitergemeldet werden können, ist ein zusätzlicher Vorteil für die
Börsenmitglieder.
„Bidding Zones“
Weiters gelten für die Händler an den Börsen die Regelungen
und Vorschriften der jeweiligen Börse selbst. Darunter
fallen unter anderem die Einhaltung der Angebotsfristen
sowie die Vorschriften zur Abwicklung des Handels und der
entsprechenden Sicherheitshinterlegung bzw. allgemein der
Zahlungsflüsse. Die Strombörsen bieten dabei die Handelsmöglichkeit für verschiedene Marktgebiete, so genannte
Bidding Zones mit jeweils einheitlichen Preisen, legt
Watscher dar.
›Die Volumina im Spothandel
sind in den letzten Jahren
massiv gestiegen.‹
Sollen Energiemengen zwischen verschiedenen Marktgebieten, also Bidding Zones, gehandelt werden, so braucht es
dafür eine so genannte Übertragungs- oder Transportkapazität zwischen den relevanten Gebieten. Entweder muss diese
„explizit“ erworben werden, dann muss nicht nur ein Vertrag
über den Austausch der Energie zustande kommen, sondern
auch eine entsprechende Übertragungskapazität zwischen
den Handelsgebieten zur Verfügung stehen. Dies bedeutet in
der Regel, dass zusätzlich zur Energiemenge auch eine entsprechende Übertragungskapazität zum Beispiel beim Netzbetreiber gekauft werden muss. Oder die Übertragungs- oder
Transportkapazität wird „implizit“ erstanden, dabei wird
etwa die Übertragungskapazität den involvierten Börsen von
den involvierten Netzbetreibern „zugestanden“ und bei der
Berechnung des jeweiligen Marktpreises „grenzüberschreitender“ Gebote berücksichtigt, führt Watscher aus.
Für den marktgebietüberschreitenden Handel gibt es derzeit
je nach Marktgebiet unterschiedliche Regelungen: Im Rahmen
der EU-Netzkodizes zur Kapazitätsvergabe strebt die „Guideline on Capacity Allocation and Congestion Management“ (GL
CACM) die Entwicklung eines verbindlichen Rechtsrahmens
für die grenzüberschreitende Nutzung der Elektrizitätsnetze
in Europa an.
WIRTSCHAFT
Regionale Märkte
Im Zuge der Liberalisierung haben sich verschiedene so
genannte regionale Märkte mit eigenen Entwicklungsgeschwindigkeiten und Besonderheiten und jeweils nationalen
und für eine Region relevanten Börsen-Handelsplätzen
herausgebildet. Den Beginn hat dabei NordPool für den
skandinavischen Raum bereits am Beginn der 90er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts gemacht. In Deutschland hat sich
die EEX (European Energy Exchange) entwickelt, deren Spotmarkt für Strom 2009 in das neue Unternehmen EPEX SPOT
SE mit Sitz in Paris überführt wurde. Daneben hat sich in
Österreich die Energiebörse EXAA als Handelsplatz insbesondere für den Day-ahead-Bereich etabliert.
›Das gemeinsame grenzüberschreitende
Marktgebiet Österreich-Deutschland
bildet eine Besonderheit.‹
Die Bedeutung eines Marktplatzes steigt dabei mit der
Liquidität des jeweiligen Marktes, und hierbei gibt es große
Unterschiede zwischen den Regionen.
Wie Watscher anmerkt, bildet das gemeinsame grenzüberschreitende Marktgebiet Österreich-Deutschland eine Besonderheit
und ist auf Basis einer ausgeprägten Liquidität und dadurch
nicht vorhandener Marktmacht einzelner Teilnehmer beispielhaft für die europäische Entwicklung.
Insbesondere für kleinere und mittelgroße Unternehmen
stellt der Zugang zu organisierten Marktplätzen einen erheblichen Vorteil dar. Dies gilt im Besonderen für österreichische Marktteilnehmer, die heute ihre Geschäfte im größeren
Marktgebiet Deutschland-Österreich abwickeln können. Bei
beschränktem Aufwand ist auf einem liquiden Marktplatz
sichergestellt, dass ein fairer und repräsentativer Marktpreis
ermittelt wird. Auch die Risiken werden durch die Standardisierung der Produkte und der Abwicklung minimiert.
Beschränkungen im Handel
Eine große Herausforderung insbesondere für den Handel
an den Spotmärkten stellen Handelsbeschränkungen dar.
Watscher: „Diese Handelsbeschränkungen werden insbesondere von den Übertragungsnetzbetreibern, als Verantwortliche für die Systemsicherheit des Netzbetriebes, immer
wieder ausgerufen.“ Diese Handelsbeschränkungen entstehen
wegen Netzengpässen (engpassbehaftete Leitungen) und
33
können einerseits in einem Eingriff der Netzbetreiber in den
marktbasierten Kraftwerksbetrieb in Form von so genannten
Redispatch-Maßnahmen, andererseits in einem Handelsstopp
für definierte Zeiten gipfeln.
Beide Maßnahmen stellen auf die eine oder andere Art
einen massiven Einschnitt im Ablauf des Handels dar und
führen dadurch zu Störungen bei der freien Preisbildung
der Spotmärkte. Weiters wird auch die Bewirtschaftung
der Bilanzgruppen durch die Händler für den Ausgleich der
Bilanzgruppen immer schwieriger, weil die nötige kurzfristige Verfügbarkeit der Werkzeuge des Intraday-Handels nicht
immer gewährleistet ist. Dies führt in der Regel zu einem
erhöhten Bedarf an Ausgleichsenergie für die Bilanzgruppen,
weil möglicherweise durch die Einschränkung der Liquidität
bei Aussetzen des grenzüberschreitenden Intraday-Handels
in Österreich keine Handelspartner für kurzfristige Handelsgeschäfte zum Bilanzausgleich gefunden werden können.
Die entsprechenden geltenden bzw. kommenden Regelungen
(zum Beispiel GL CACM) sollen dabei Mechanismen etablieren, die zu einer Beseitigung dieser Engpasssituationen
und insbesondere zu einer Minimierung und Marktgestaltung
der Handelseinschränkungen führen.
Credo für Marktintegration
Die gemeinsame Bidding Zone Deutschland-Österreich als
einheitlicher Marktplatz zeigt, wie vorteilhaft sich die Schaffung von möglichst großen Marktgebieten auf den Handel
auswirkt, unterstreicht Watscher. Die Händler finden eine
ausreichende Liquidität und damit Sicherheit, ihre jeweilige
Position auszugleichen und damit auch den kurzfristigen
Ausgleich ihrer Bilanzgruppen zu fairen Preisen zu bewerkstelligen. Damit wird ein aktiver Beitrag zur Erhöhung der
Systemsicherheit und zur Reduktion des Bedarfs an Ausgleichsenergie- und -kosten erbracht.
Das Beispiel der gemeinsamen Bidding Zone ÖsterreichDeutschland zeigt aber auch, dass es noch Verbesserungsbedarf
gibt, da nicht alle Handelsbedingungen, wie beispielsweise
die Vorlaufzeiten für die Abwicklung von Handelsgeschäften,
insbesondere der Anmeldung grenzüberschreitender Fahrpläne,
gleich sind und damit eine Ungleichbehandlung von Teilnehmern im gemeinsamen Markt besteht.
Es zeigt sich, dass sich mit der Integration von Marktgebieten
und der Schaffung von größeren Marktgebieten mit möglichst
einheitlichen Handelsbedingungen die Ziele der Liberalisierung –
marktbasierte, faire Strompreise – am besten erreichen lassen.
34
WIRTSCHAFT
Power-Gen am Puls
der Energiebranche
Die „Power-Gen Europe and Renewable Energy World Europe“ findet von 9.–11. Juni 2015 in Amsterdam
statt. Für Mitglieder von Oesterreichs Energie gibt es nicht nur eine Fülle von Informationen sondern auch
Sonderkonditionen.
Von Harald Hornacek
S
eit der ersten Konferenz im Jahr 1993 hat sich die Power
Gen–Europe and Renewable Energy World Europe zu einem
fixen Bestandteil in der Energiebranche entwickelt. Im Vorjahr
fand die Veranstaltung in Köln statt, mehr als 11.000 Teilnehmer, 435 Aussteller und über 1000 Delegierte waren dabei. Auch
in Amsterdam rechnet man heuer mit einem ähnlichen hohen
Interesse des Fachpublikums. Experten aus der Energiebranche
aus über 100 Ländern werden erwartet. In Verbindung mit der
Renewable Energy World Europe hat sich die Power-Gen zu
einem Branchentreffen erster Güte entwickelt. Veranstaltet wird
das Event von der PennWell Corporation, einem Medienunternehmen, das sich auf BtB-Kommunikation spezialisiert hat.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung stehen die
dramatischen Veränderungen in der europäischen Energiewirtschaft. Neue und flexible Geschäftsmodelle, die gerade
im Entstehen sind, werden ebenso behandelt wie innovative
Ansätze für Energiemarkt-Modelle von morgen. Denn eine
„grüne Gesellschaft“ verlangt auch neue Lösungen für Konsumenten – und zugleich marktfähige Geschäftsmodelle für die
Energiebranche. Daher stehen auf der Power-Gen Europe
and Renewable Energy World Europe 2015 folgende Themen
im Fokus:
• flexible Produktion
• Smart-Energy-Systeme
• dezentrale Produktion
• Clean-Coal-Technologien
• Kraftwerksplanung, -betrieb und -modernisierung
• Energiespeicherung
• Entwicklung der erneuerbaren Energien
• veränderte Rolle der Versorgungsunternehmen
• Urban Energy
Zu den Vortragenden auf der Konferenz zählen unter anderem
Maria van der Hoeven, Executive Director International
Energy Agency, Marie Donnelly von der Europäischen Kommission (Direktorin DG Energy), Wolfgang Konrad, CEO Distributed Generation Siemens AG Deutschland sowie aus den
Niederlanden Ineke Dezentjé Hamming-Bluemink, President
FME–Dutch Employers’ Association.
Foto: PennWell
Power-Gen Europe and Renewable
Energy World Europe 9.–11. Juni 2015
Amsterdam Rai, Amsterdam/NL
Preise und weitere Veranstaltungsinfos auf:
www.powergeneurope.com
Für Mitglieder von Oesterreichs Energie gelten beim Messebesuch spezielle Sonderrabatte.
KOMMENTAR
35
Kommentar
von Dr. Thomas Hofer
Fragt man bei österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmern derzeit
nach der Befindlichkeit, kann man sich
auf emotionale Eruptionen einstellen:
Kaum zuvor war die Stimmung so
schlecht. Festzumachen ist das an zwei
konkreten Punkten. Einerseits wird die
Steuer- und Abgabenquote als viel zu
hoch empfunden, andererseits bekrittelt
man die überbordende Bürokratie und
Behördenwillkür.
All das führt zum Gedeihen einer Spezies, die man gemeinhin als „Wutbürger“ subsumiert. Konkret auf die Selbstständigen umgemünzt, haben wir es
also mit Wu(n)ternehmern zu tun. Selbst
Untergruppen sind auszumachen: die
Wut-Manager beispielsweise, die den
Verfall der Standortqualität beanstanden; oder die zuletzt besonders aktiven
Wut-Wirte und Wut-Hoteliers. Letztere
veranstalteten gar Protestkundgebungen zur Art der Gegenfinanzierung der
jüngsten Steuerreform.
Was ist da politisch passiert? Als Hauptgrund ist die vielen immer unmöglicher
erscheinende Zusammenarbeit zwischen
SP und VP zu erkennen. Beide stehen
einander, auch wenn das nach außen
gern heruntergespielt wird, skeptisch bis
feindlich gegenüber. Die VP sieht sich
zwar als Schutzmantelmadonna der
Unternehmerschaft und wehrte in der
Eigenwahrnehmung erfolgreich Vermögenssubstanzsteuern, das erklärte
Lieblingsprojekt des Koalitionspartners,
ab. Doch der Preis war hoch: Neben
Steuererhöhungen nahm man eben auch
die eine oder andere gegen die eigene
Klientel gerichtete Maßnahme in Kauf.
Auf der anderen Seite steht die SP, welche auf die in der Bevölkerung seit der
Finanzkrise 2008 verstärkt verankerte
Kontrollsehnsucht baut. Seit dem Auffliegen der Praktiken einiger Banken und
Spekulanten stehen die Unternehmer
insgesamt unter Generalverdacht. In der
einfachen Welt der Politik lässt sich
dieser auch rasch in ein Patentrezept
gießen: verstärkte Regulierung, um nicht
zu sagen: Überwachung. Das ist die
Notwehrmaßnahme des unter Druck
geratenen politischen Systems. Regulierung suggeriert Sicherheit.
Dr. Thomas Hofer
Politikberater, Buchautor und
Universitätslektor für
politische Kommunikation
www.hppa.at
Das bipolare
Wesen
Im Widerstreit der Entwürfe von SP und
VP kommt es zu grotesken Zuspitzungen:
Wer sich etwa jene Passagen im Regierungsprogramm vor Augen führt, die
zum breiten Thema Regulierung formuliert wurden, kann nur an eine bipolare
Störung des Koalitionswesens glauben.
Einerseits ist da von Entbürokratisierung und Entlastung, gar von einer
Rückführung auf die Kernaufgaben von
Regulierung und der Einsetzung einer
Deregulierungskommission die Rede,
andererseits stellt man Regulierungslücken und davon ausgehend eine Gefährdung des Wohlstands fest.
Dass zwischen Arbeiterkammer und
Industriellenvereinigung in dieser Frage
mehr als ein Blatt Papier passt, überrascht nicht. Doch eine Koalition sollte
sich doch auf eine gemeinsame Stoßrichtung festlegen. Eineinhalb Jahre nach
Antreten dieser Regierung ist diese noch
immer nicht gefunden.
Foto: Carina Traxler
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WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFT
37
Der Wunsch
nach Energieautonomie
Die Klimadebatte ist in vielen Gemeinden und Regionen bereits seit
Langem an der Basis angekommen. Dort hat man schon früh große Anstrengungen unternommen, Strom autonom zu produzieren.
Gemeinden wie etwa Neumarkt im Mühlviertel oder Freistadt erlebten
dadurch einen wahren Fotovoltaikboom. Eine Reportage.
Von Margarete Endl
D
ie ersten Sonnenstrahlen blitzen in Neumarkt im
Mühlkreis durch die Wolken. Sie treffen auf die schimmernden Fotovoltaikpanele am Dach des Gemeindeamtes.
Der Wetterbericht kündigt für das Mühlviertel am Morgen
leichte Bewölkung und tagsüber viel Sonne an. Die Gemeindebediensteten sitzen an ihren Computern, und auch die
Fotovoltaikanlage hat ihr Tagwerk begonnen. Um neun Uhr
produziert sie 2,5 kW, das würde reichen, um Computer,
Server, Kühlschrank und Kaffeemaschine zu versorgen. Um
13:00 Uhr, als die Sonne vom wolkenlosen Himmel strahlt,
erzeugt die 85 m2 große Anlage 10,6 kW. Am Abend zeigt der
Zähler eine produzierte Tagesmenge von 75 kWh an.
Doch der Stromerzeuger auf dem Amtsdach ist nicht der
einzige in Neumarkt. Die Volksschule hat eine 30-kWp-Anlage, und acht Bauern in dem ländlichen Ort haben auf
ihren Ställen, auf Scheunen und Wohngebäuden ebenfalls
große Fotovoltaikanlagen montiert.
Im nahegelegenen Kefermarkt produzieren Polizeistation,
Feuerwehr, Schule und das Gemeindeamt sowie etliche
private Gebäudebesitzer ihren Strom. In allen zum Bezirk
Freistadt zählenden Gemeinden hat Helios Sonnenstrom,
eine Tochtergesellschaft des Vereins „Energiebezirk
Freistadt“, seit 2012 die Dächer von öffentlichen Gebäuden
und privaten Hausbesitzern gepachtet und darauf Fotovoltaikanlagen installiert. Ein Teil der für die Investition
nötigen sieben Mio. Euro wurde als Bürgerbeteiligung auf-
WIRTSCHAFT
Foto: Norbert Miesenberger
38
Harmonie von Alt und Neu: Steinbloß-Bauernhof in Neumarkt mit Fotovoltaikdach.
gebracht. In einer zweiten Investitionsrunde drängten auch
Gemeinden aus anderen Bezirken auf eine Teilnahme.
Privat statt Verpachtung
Nun hat Helios 224 Anlagen in 44 Gemeinden, die eine
Gesamtleistung von 4,3 MW haben. „Wir haben das größte
Sonnenkraftwerk Österreichs gebaut“, sagt Helios-Geschäftsführer Norbert Miesenberger deshalb. Der Bezirk
Freistadt und Umgebung erlebt gerade einen Fotovoltaikboom. Denn Helios habe auch eine Dynamik bei Privaten
ausgelöst, so Miesenberger. Private Hausbesitzer, die lieber
ihre eigene Anlage wollten, statt ihr Dach zu verpachten,
installierten in den letzten Jahren rund 1000 Fotovoltaikanlagen und investierten dafür insgesamt rund 20 Mio. Euro.
Der Bezirk hat nun 1500 Fotovoltaikanlagen, mit denen,
übers Jahr gerechnet, zehn Prozent seines Strombedarfs
produziert werden – vor drei Jahren war es nur ein Prozent.
Miesenberger ist ein unermüdlicher Verfechter der Energiewende. Er baute den „Energiebezirk Freistadt“ auf, einen
Verein, der Beratung für die thermische Gebäudesanierung,
die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien
und ganz allgemein für eine klimaschonende Lebensweise
macht. Im Bemühen, ähnliche Einrichtungen in ganz Österreich zu schaffen, schlugen er und andere Energieaktivisten
dem Klimafonds vor, dafür eine Förderschiene zu entwickeln. Seit 2009 gibt es nun das Förderprogramm Klimaund Energiemodellregionen; der Bezirk Freistadt ist eine
davon.
Energiebewusstsein kann nur schwer von oben verordnet
werden, es muss auch von unten entstehen. Das passiert
langsam, oft herrscht dabei Stillstand, doch manchmal
kommt es zu großen Sprüngen, und dann geht etwas weiter.
Konrad Pilgerstorfer etwa ist Landwirt in Windhaag, einer
Gemeinde nördlich von Freistadt an der tschechischen
Grenze. 1996, als junger Bauer, der am elterlichen Hof mitarbeitete, installierte die Familie einen neuen Hackschnitzelkessel. „Wenn schon eine neue Heizung, dann gleich
ordentlich“, sagte er und ließ auch thermische Solarkollektoren installieren.
Im Herbst 2000 passierte dann jedoch etwas nicht Planbares, als viele Leute in der Grenzregion zu Tschechien
gegen das Kernkraftwerk Temelín protestierten und viele
Bauern sich anschlossen. So manche Teilnehmer überlegten
WIRTSCHAFT
danach, was sie sonst noch tun könnten. „Man kann nicht
– nur dagegen sein“, sagte sich etwa Pilgerstorfer – und
installierte eine Fotovoltaikanlage auf seinem Dach.
Förderungen stoßen Initiativen an
Die Klimadebatte ist jedenfalls in vielen Gemeinden und
Regionen Österreichs in der einen oder anderen Form angekommen. Da wird sogar hin und wieder geprahlt, wie viele
m2 Fotovoltaik man auf dem Hausdach hat und wie weit
das Elektroauto fährt. Noch ist es eine Minderheit in der
Bevölkerung, doch ihr Anteil wächst – besonders, wenn die
Förderung zum Umstieg auf erneuerbare Energien passt.
Bei weiten Teilen der Bevölkerung regt vor allem der Autonomiegedanke die Phantasie an.
Ländliche Regionen haben bei der Wende zu einer CO2freien, erneuerbaren Energieversorgung spezielle Vorteile
und Nachteile: Vorteile sind die Ressourcen an Biomasse
und freien Flächen, Nachteile die oft vereinzelten Siedlungen, alte Gebäude mit hohem Energieverbrauch und die
Notwendigkeit eines Autos, um mobil zu sein. Ein Vorteil
wiederum mag sein, dass Energiepioniere einen ganzen Ort,
eine ganze Region mitreißen können.
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mehr als zehn Hektar Wald haben, eingeladen, Hackgut zu
liefern, doch niemand hat sich bereit erklärt, die Versorgung zu übernehmen.“ So lieferten Sägewerke ihre Holzabfälle. Einige Jahre später installierte das Krankenhaus
Freistadt eine Hackschnitzelheizung. „Nun haben wir
Bauern das Holz von Windhaag nach Freistadt gefahren. Da
haben wir uns gefragt, warum wir nicht auch unsere eigene
Heizung beliefern“, erzählt Pilgerstorfer. 1999 schließlich
gründete eine Gruppe von Landwirten die „Bioenergie
Windhaag“ und übernahm die Heizanlage samt Brennstoffversorgung.
Da war bereits Alfred Klepatsch Bürgermeister, der in
Windhaag als Energiepionier gilt. Doch er hatte es anfangs
nicht leicht, die Bevölkerung für seine Ideen zu begeistern.
In seinen ersten Jahren als Bürgermeister begann er einen
Agenda-21-Prozess. Der lief äußerst zäh, Anerkennung kam
oft nur von außen. Als der Freistädter Johann Moser Mitte
der 1990er-Jahre einen Ort im Mühlviertel suchte, wo er
Windräder aufstellen konnte, was damals eine Pioniertat
war, suchte er gemeinsam mit Klepatsch einen Standort
und wählte eine Wiese in der Ortschaft Spörbichl. „Das ist
mein Grund“, sagte Klepatsch, „da brauchen wir niemanden
fragen, wenn wir eine Windmessung machen.“
Die Klimamodellregion Freistadt ist nur eine der Regionen, die durch kleine und große Initiativen die Energieversorgung in eine CO2-arme, erneuerbare Richtung
drängen. Bevor durch eine Änderung des Förderregimes
der Fotovoltaik-Boom in Österreich begann, setzte gerade
die ländliche Bevölkerung primär auf Biomasse. Manche
Landwirte hatten sich im Zuge der Modernisierung eine
Ölheizung angeschafft, selbst wenn sie Waldbesitz hatten.
Nun warfen sie den Ölkessel wieder hinaus und ersetzten
ihn durch einen Hackschnitzelkessel.
Doch wie unsicher und zögerlich dies in den 1980ern, den
Anfangsjahren der neuen Biomasseöfen, anlief, zeigt das
Beispiel Windhaag: 43 Prozent der Gemeindefläche sind
bewaldet, die Hälfe wird landwirtschaftlich genutzt. Mitte
der 1980er Jahre stand der Neubau des Gemeindeamts an.
Eigentlich wäre es üblich gewesen, eine Ölheizung einzubauen. Doch der damalige Bürgermeister Hubert Roiss
wollte das neue Gebäude und die daneben liegende Schule
mit Holz beheizen. Kommunale Biomasse-Nahwärme war
damals etwas ganz Neues, die schließlich in Windhaag
errichtete Anlage dann eine der ersten in Österreich.
Aufbruchstimmung folgte Protesten
Eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung habe die sehr
großzügige Förderung für den Prototyp gespielt, gesteht
Roiss. Aber er dachte auch an die Verdienstmöglichkeiten
der Windhaager Bevölkerung: „Ich habe alle Landwirte, die
Das Ergebnis der Untersuchung war ein Schock: Windhaag
verbrauchte 45 GWh Energie pro Jahr und produzierte nur
37 Prozent dieser Energie selbst. Die Windhaager hatten
ein viel besseres Bild von sich selber gehabt, angesichts
1999 errichtete Windhaag zwei Windräder, die über eine
Bürgerbeteiligung finanziert wurden. Ein Jahr später
waren die Temelín-Proteste an der Grenze. Er hätte viel
Kritisches zur Protestbewegung zu sagen, so Klepatsch,
doch in Sachen Energie entstand bei vielen eine Aufbruchsstimmung, ein „Jetzt mach ma was!“.
Biomasse und Windräder, Temelín-Protest und erste Fotovoltaikanlagen begründeten den Ruf von Windhaag, eine
in Sachen Energie progressive Gemeinde zu sein. Prompt
folgten Auszeichnungen, etwa der europäische Solarpreis
2002 in Berlin. Doch damit nicht genug. So hatte man die
Idee, im örtlichen Museum eine Ausstellung über den
Ressourcenreichtum der Gemeinde zu machen. Als Baustein dafür machte die Gemeinde eine genaue Analyse des
Energieverbrauchs und der Ressourcen für erneuerbare
Energie. Jeder Haushalt, jeder Bauernhof, jedes Gewerbe
wurde befragt, 50 Personen beteiligten sich an der Datensammlung.
40
WIRTSCHAFT
Der Bezirk Freistadt mit seinen 65.000 Einwohnern verbraucht jährlich 1246 GWh. 60 Prozent davon werden für
die Heizung der Gebäude benötigt, 28 Prozent verbraucht
der Verkehr, zwölf Prozent der verwendeten Energie ist
elektrischer Strom. Das zeigen Energieerhebungen in elf
Gemeinden, die der Energiebezirk Freistadt durchführte
und dann auf alle 27 Gemeinden hochrechnete. Das ist
beispielhaft für fast alle ländlichen Regionen Österreichs.
Rund 60 Prozent der verbrauchten Energie stammen aus
fossilen Quellen. Das Energieleitbild des Energiebezirks
Freistadt ist jedoch ehrgeizig: eine 100-prozentige Eigenversorgung mit erneuerbarer Energie.
Noch zu wenig E-Mobilität
Das am schwersten zu lösende Problem dabei ist die
hohe Mobilität. Rund dreißig Prozent der Einwohner des
Bezirks pendeln zur Arbeit nach Linz, zum großen Teil mit
dem eigenen Pkw – bis eine großflächige Einführung von
Elektroautos kommt, wird der Verkehr weiter auf fossilen
Treibstoffen beruhen.
Das größte Potenzial zur kompletten Eigenversorgung
auf Basis erneuerbarer Energie besteht im Wärmebedarf.
Die durchschnittliche Energiekennzahl der Wohngebäude
beträgt 232 kWh; der derzeitige jährliche Wärmeverbrauch
von 740 GWh könnte durch Dämmen auf unter 300 GWh
gedrückt werden.
Bleibt der elektrische Strom: Hier ist die Phantasie der
Energieunabhängigkeit oft am größten, die Zeichen der
Energiewende nach außen hin am sichtbarsten. Aber auch
der Frust über die Hürden bei der Realisierung von Fotovoltaikanlagen und Windparks kann groß sein. Der Blitzschutztechniker Franz Zacharias etwa gehörte zu den ersten
in Windhaag, die sich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach
montierten. In der Folge plante er auch für einen Unternehmer eine 110-kW-Anlage. Die elektrizitätsrechtlichen
Verhandlungen dauerten ein ganzes Jahr. „Der Kunde war
Foto: Norbert Miesenberger
der vielen Biomasseheizungen, der Windräder, kleiner Wasserkraftwerke und Fotovoltaikanlagen. Was sie am meisten
erschütterte: Die Heizung der Gebäude verschlang 59 Prozent des Energieverbrauchs, und trotz des Waldreichtums
der Gemeinde stammte ein Viertel des verbrannten Holzes
von auswärts – ganz abgesehen von den noch bestehenden
Ölheizungen. „Ich hatte immer geglaubt, dass es noch
gewaltige Reserven bei Biomasse gibt und wir alle Heizungen auf Holz umstellen könnten“, sagt Klepatsch. Nun
sah er, dass das Brennholzpotenzial angesichts des hohen
Verbrauchs der Gebäude zu gering war.
Die Kefermarkter Feuerwehr lischt Brände und erzeugt Strom.
am Schluss so frustriert, dass er das Projekt hingeworfen
hätte, wenn ich ihm nicht alle Behördengänge abgenommen
hätte“, sagt Zacharias. Einem anderen Privaten sei wegen
der behördlichen Verzögerungen der Kragen geplatzt: „So“,
hat er gesagt, „jetzt nehme ich meine 30.000 Euro, gehe ins
nächste Autogeschäft und kauf mir ein Auto; dort werde
ich anständig behandelt. Baue ich ums gleiche Geld eine
Fotovoltaikanlage, werde ich von den Behörden hingegen
sekkiert“, schildert Zacharias.
Im benachbarten Leopoldschlag wiederum gab es Zwist
wegen eines Windparks: Ein lokaler Unternehmer hatte
gemeinsam mit einem Projektteam acht Windräder geplant,
die auf einem bewaldeten Hügel zwischen Leopoldschlag
und Windschlag stehen sollten. Im Herbst 2009 wurde das
Projekt vorgestellt. Die Windhaager waren einhellig dafür, in
Leopoldschlag formierten sich Gegnerschaft. Fast zwei Jahre
wurde hitzig gestritten. Dann schloss der im Februar 2012
veröffentlichte Windmasterplan des Landes Oberösterreich
den geplanten Standort aus; er sei ein Wildtierkorridor für
Luchse und Bären, hieß es.
Der ökonomische Aspekt spielt bei der Energiewende eine
mindestens so große Rolle wie der Klimaschutz. Das beobachtet Reinhard Rudlstorfer. Der Heizungsinstallateur hat in
den vergangenen Jahren sehr viele Fotovoltaik- und solarthermische Anlagen installiert. Für die meisten Kunden sei
das ökonomische Argument bei der Kaufentscheidung ausschlaggebend, sagt er: „Das Geld auf der Bank bringt keine
Zinsen, also legt man es faktisch ,lieber aufs Dach‘ und verdient sich etwas.“ Als die Bundesregierung im Vorjahr überlegte, den Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms
zu besteuern, sank die Lust der Bürger, ihr Geld in Fotovoltaik zu stecken, allerdings auch wieder schlagartig.
ENERGIETRENDS
41
Kommentar
von Uwe Fischer
Nicht nur Häuselbauer und -sanierer
profitieren von immer leistungsfähigeren Solarpanelen, auch bei Kleinstanwendungen macht sich der technische
Fortschritt bemerkbar. In Rucksäcke
oder Umhängetaschen eingebaute
Solarzellen liefern – gutes Wetter
vorausgesetzt – ausreichend Strom, um
unterwegs sein Handy oder ein Navi
aufzuladen. Vor allem für Outdoor-Enthusiasten kann sich die Investition von
knapp 100 Euro lohnen, da Smartphone, Actioncam und all die anderen
Spielsachen, die der Technik-Liebhaber
zum Wandern, Bergsteigen oder Biken
mit sich führt, ziemlich heftige
Stromfresser sind.
Wie bei „richtigen“ Solaranlagen ist es
auch bei den mobilen Lösungen
wichtig, dass der aus dem Sonnenlicht
gewonnene Strom in einem möglichst
hochwertigen Akku zwischengespeichert wird, damit die Geräte mit
stabiler Spannung versorgt werden.
Im Normalfall lädt man diese PufferBatterie vor Beginn des Ausfluges
entweder daheim an der Steckdose
oder am Zigarettenanzünder im Auto
vollständig auf, sodass die Solarzelle
später nur noch dafür sorgen muss,
dass der Akku immer wieder nachgeladen wird. Würde man sich allein auf
die Kraft der Sonne verlassen, müsste
man den Rucksack erst mehrere
Stunden in der prallen Sonne stehen
lassen, um dann tatsächlich das Handy
daran aufladen zu können.
Neben Rucksäcken und Taschen finden
sich auch immer häufiger Akkupacks
mit eingebautem Solar-Ladegerät in der
Größe eines Smartphones, oder noch
kleiner, im Handel; in der Praxis reicht
der damit erzeugte Strom allerdings
höchstens aus, um im Ernstfall einen
Notruf absetzen zu können.
Aber über eines muss man sich freilich
im Klaren sein: All das, was Solarrucksack und Co. tatsächlich an Strom
liefern, ist, wenn man den Gesamtbedarf an Energie betrachtet, weniger als
ein Tropfen auf den heißen Stein. Wer
ein paar Solarleuchten in seinem
Garten aufstellt oder die Lampe über
der Tür mit Sonnenenergie betreibt,
spart sich zwar unter Umständen viel
Arbeit und auch ein wenig Geld
hinsichtlich der Verkabelung, auf der
Stromrechnung wird sich dadurch
jedoch keine Einsparung bemerkbar
machen.
Sonnenenergie
im Rucksack
Ein Vorteil, den all diese Gadgets mit
sich bringen, ist allerdings unumstritten:
Das Bewusstsein für alternative Energie
wird gestärkt. Und dass Kleinvieh doch
auch ein bisschen Mist macht, zeigt das
junge deutsche Unternehmen Blacksquared GmbH mit seiner Plattform
Changers.com auf – ein kleiner, an ein
spezielles Solar-Ladegerät angeschlossener Adapter misst, wie viel CO2-freien
Strom der Benutzer mit dem Set tatsächlich generiert hat, und belohnt ihn dafür
mit so genannten Recoins, die dann
gegen Klimazertifikate eingetauscht
werden können.
Uwe Fischer
Redaktionsbüro und
Multimedia-Agentur Binatang,
www.binatang.at
Foto: Siemens
42
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFT
43
Mehr Puffer
als Speicher
In Brandenburg wird Solarenergie regelenergiefähig gemacht. Der Solarpark Alt Daber gilt dafür
europaweit als „Leuchtturmprojekt“.
Von Stefan May
P
aneele für Sonnenenergie, so weit das Auge reicht: Vor
den endlos langen Reihen schwarz glänzender Bänder stehen
zwei weiße Container, zwei Energy Buffer Units (EBU). Sie
machen den Solarpark Alt Daber bei Wittstock an der Dosse
in Brandenburg, nördlich von Berlin, zum Ersten, der Regelenergie in der Hochspannungsebene erbringt.
schichtkraftwerke weltweit, und die Fläche wurde schon als
Energiespeicher ausgewiesen, erzählt Jörg Gehrmann, der
Bürgermeister von Wittstock an der Dosse: „Die hier produzierten 70 MW ersetzen das Atomkraftwerk in Greifswald,
das nach der Wende stillgelegt wurde.“
Lange wird in der Forschung bereits an Speichermöglichkeiten für die volatilen erneuerbaren Energien getüftelt, doch
der Stein der Weisen ist noch nicht gefunden – auch in Alt
Daber nicht. Der Erbauer, das deutsche Unternehmen Belectric, Spezialist für innovative Speicherlösungen, will nicht von
einem Speicher sprechen: „Es handelt sich um eine Puffereinheit“, sagt Vorstand Bernhard Beck. „Man kann kurzfristige
Leistungsfluktuationen ausgleichen.“
Fünf Jahre Entwicklungsarbeit
Eine Grafik veranschaulicht es: Mit der Batterie werden nicht
benötigte Leistungsspitzen abgeschnitten, die Anstiege davor
und danach aufgefüllt und somit die Kurven flacher gemacht.
„Das System kann auch speichern, aber dafür gibt es keinen
Markt“, sagt Beck. Ein Speicher wäre „ökonomischer Unsinn“.
Doch er ist überzeugt: „Wir brauchen systemschützende Technologien.“
„Wir müssen dahin kommen, dass die erneuerbaren Energien Systemverantwortung übernehmen“, sagt Beck. Mit der
Energy Buffer Unit (EBU) sieht er eine erste technologische
Hürde übersprungen. Bei der 36 t schweren Anlage handelt
es sich um eine Blei-Säure-Batterie mit einer Kapazität von
2000 kWh, die für den Einsatz in erneuerbaren Energie- und
konventionellen Kraftwerken vorgesehen ist. Die Maximalleistung liegt bei 800 kW in 30 Minuten, der Wirkungsgrad
bei mehr als 90 Prozent.
Belectric hat weltweit bisher mehr als 1000 MWp PV-Leistung installiert. 2002 hat die Firma das erste Freiflächenkraftwerk für Solarenergie in Europa eröffnet. Jene Anlage
im Brandenburgischen gehört zu den ganz großen: Es handelt
sich um ein ehemalige Kasernengelände. 1993 verließen die
Sowjets das Areal. Knapp 20 Jahre später wurde auf der
Brache der Solarpark mit einer Gesamtleistung von
67.805 kWp eröffnet. Damals war es eines der größten Dünn-
Fünf Jahre lang wurde an dem Speicher gearbeitet. „Heute ist
er marktfähig, ausgereift und standardisiert“, sagt Beck. Er
wird autonom am Primärenergiemarkt betrieben und erlaubt
eine Integration der erneuerbaren Energien innerhalb von einer
Sekunde. Dieser Beitrag zur Regelenergie tritt an die Stelle des
heutigen Abregelns bei Fluktuationen der Regenerativen.
Die Unterbringung im Container macht nicht nur die Einheit
leicht transportfähig. Auch die Leistungsbereitstellung der
Kraftwerke werde flexibler und das Stromnetz aktiv stabilisiert, führt der Hersteller ins Treffen.
An die Politik appelliert Belectric, Speicher als Puffer im
WIRTSCHAFT
Fotos: beigestellt
44
Bei der Energy Buffer Unit (EBU) handelt es sich um eine Blei-Säure-Batterie mit einer Kapazität von 2000
kWh, die für den Einsatz in Erneuerbaren-Energie- und konventionellen Kraftwerken vorgesehen ist.
Netz zu betrachten und administrative Hürden abzubauen,
was allein schon die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen
verbessern würde. Von der Industrie erwartet man sich, den
Ball aufzunehmen, damit die Kosten künftig gesenkt werden
könnten. Beck erinnert dabei an den Preisverfall in der Fotovoltaikentwicklung, aber auch bei Handys.
Hoher Bedarf an Speichern
Von einem hohen und wachsenden Bedarf an Speichern
spricht der skandinavische Konzern Vattenfall, der die EBU
von Alt Daber am Primärregelleistungsmarkt vermarktet.
Vattenfall ist der größte Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken, und auch für Speicher in Ostdeutschland ist er
zuständig. „Es gibt auch Speicher im Alpenraum“, sagt der
Leiter des Portfolio-Managements bei Vattenfall, Alfred Hoffmann. „Aber das wird nicht reichen.“
Primärregelleistung müsse zeitschnell reagieren, da seien
Batterien „unschlagbar“. Die neue Anlage im Brandenburgischen zeige, dass es vorwärts gehe, meint Hoffmann, „wenn
es hier auch nur für Systemdienstleister angelegt ist“. Sie
ermögliche aber laut Vattenfall eine Win-win-Situation.
Noch ist man sich aber nicht einig, welche Priorität der
Innovation einzuräumen ist. Jochen Bard vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesysteme schätzt, dass die
Größenordnung benötigter Speicher kleiner ausfallen werde,
als noch vor einigen Jahren vermutet. Während er der Ansicht
ist, dass Speicher mindestens dann benötigt würden, wenn
andere Flexibilitätsoptionen wie Biogasanlagen und Netzdienstleistungen ausgereizt seien, spricht sich Joachim Twele,
Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in
Berlin, dafür aus, alle Möglichkeiten parallel zu verfolgen.
„Wir müssen die Kosten runterbringen, darum müssen wir
mit der Entwicklung beginnen“, fordert er.
Der Entwickler der Anlage zeigt sich jedenfalls zuversichtlich: „Da es nun ein Geschäftsmodell gibt, wird es mehr Leute
interessieren und mehr Modelle geben“, sagt Tim Müller
von Adensis. „Wir müssen es schaffen, dass sich Speicher
› Erneuerbare müssen Systemverantwortung übernehmen. Die Speicher im
Alpenraum werden nicht ausreichen. ‹
rechnen.“ Deshalb sei die Anlage in Alt Daber ein „Leuchtturmprojekt“. Ziel sei es, die Regelenergie aus konventionellen
Kraftwerken zu ersetzen.
„Wir haben hier einen Speicher stehen, der mehr Strom
leistet, als er Kapazität hat“, sagte Müller bei der Präsentation der EBU. „Das ist die Herausforderung, der wir uns
stellen mussten: diese unglaubliche Leistung zu bändigen.“
Um wettbewerbsfähig zu sein, entschied man sich bei der
Entwicklung für einen Standardsolar-Wechselrichter. Dabei
handelt es sich um 1500-Volt-Geräte. Die Batterien haben
insgesamt 960 Zellen.
Die Väter der deutschen Pufferinnovation sind überzeugt:
Speicher sind marktfähig, aber die Rechnung ist schwierig.
Für das Projekt von Alt Daber war eine 30-Prozent-Förderung
durch das Land Brandenburg nötig. Nächstes Jahr sollen
zwei weitere Speicher im Land um Berlin ans Netz gehen.
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46
WIRTSCHAFT
Serie: Energiefokus Teil 3
Großbritanniens
Bekenntnis zur
Kernenergie
Die Atomkraft bleibt ein Schlüsselelement der
britischen Energiepolitik. Gleichzeitig sollen aber
auch Windkraft und Fotovoltaik gefördert und massiv
ausgebaut werden.
Von Erich Ebenkofler
47
Foto: Honestbuilding Inc.
WIRTSCHAFT
D
ie Entscheidungen der EU sind nicht immer unumstritten,
doch selten sorgte ein Erkenntnis für so viel Unverständnis wie
jenes, das die scheidende EU-Kommission im Oktober des
Vorjahres traf: Die geplante milliardenschwere staatliche
Unterstützung für Bau und Betrieb zweier neuer Reaktoren im
Atomkraftwerk Hinkley Point C in Somerset im Südwesten
Englands entspreche den europäischen Regeln, urteilte das
Gremium nach einer eingehenden Untersuchung des Falles.
und „einem gefährlichen Präzedenzfall in der europäischen
Energie-Politik“. Greenpeace ging mit der Entscheidung ebenfalls harsch ins Gericht. Bei der staatlichen Beihilfe handle es
sich um eine juristisch anfechtbare „Verzerrung der Wettbewerbsregeln“, kritisierte die Umweltschutzorganisation, „für
die es absolut keine rechtliche oder umweltpolitische Rechtfertigung gibt“.
Als rechtens befunden wurde unter anderem ein von der
britischen Regierung mit dem künftigen Betreiber Électricité
de France (EDF) vereinbarter, garantierter Stromabnahmepreis
in der Höhe von 92,5 Pfund (ca. 118 Euro) plus Inflationsausgleich pro MWh über 35 Jahre. Damit liegt er fast doppelt so
hoch wie der im Jahr 2014 in Großbritannien erzielte Marktpreis von rund 49 Pfund (ca. 62 Euro) und sogar über den
Einspeisevergütungen, die etwa Betreiber von neuen Windkraftanlagen im vergangenen Jahr in Österreich erhielten.
Diese beliefen sich hierzulande auf 94,5 Euro/MWh.
Klage gegen Atom-Subvention
Entsprechend harsch waren die Reaktionen: Rebecca Harms,
Abgeordnete der deutschen Grünen, sprach von einem Skandal
Österreichs Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen
Hinkley Point war Mitte Mai fertig: „Alternative Energieformen und neue Technologien sollen subventioniert werden,
nicht die Atomkraft“, hieß es als Begründung dazu im Bundeskanzleramt in Wien.
Die Briten sehen das naturgemäß anders. Bereits im „Nuklearen Weißbuch 2008“ hat die britische Regierung die Atomkraft
als Schlüsselelement ihrer Energiepolitik definiert und festgehalten, dass die Entkarbonisierung und Versorgungssicherheit unter anderem wesentliche Investitionen in Atomkraft-
WIRTSCHAFT
Foto: Siemens
48
werke erforderlich mache. Den Plänen zufolge sollen bis 2030
insgesamt acht weitere Nuklearreaktoren gebaut werden. Sie
sollen mehrere völlig veraltete Atomanlagen und Kohlekraftwerke ersetzen, die bis 2023 vom Netz genommen werden
müssen. Für den Premier David Cameron ist Hinkley Point C
daher „ein Symbol für die nächste Generation der Atomkraft
in Großbritannien, die für unseren zukünftigen Energiebedarf
und die langfristige Sicherheit bei der Versorgung eine wichtige Rolle spielt“.
ähnliches Schicksal könnte auch Hinkley Point C ereilen,
zumal mit den „Europäischen Druckwasserreaktoren“ (ERP)
die gleiche Technologie wie in Finnland zum Einsatz kommt.
Die EU-Kommission geht von Baukosten im Umfang von 31
Mrd. Euro aus, EDF und die Regierung in London beziffern
sie hingegen mit lediglich 19 Mrd. Euro.
Ob die Pläne der britischen Regierung in der angepeilten
Form tatsächlich realisiert werden können, ist jedoch mehr
als fraglich. Bereits das vorerst letzte, im Jahr 1995 ans Netz
gegangene Atomkraftwerk „Sizewell“ hat sich als finanzielles
Desaster erwiesen, und besser wird es nicht werden, prognostiziert ein Analysten-Team um den Pariser Energieexperten
Mycle Schneider im von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen „World Nuclear Industry Status Report“. Der Preis
pro installierter kWh für neue Reaktoren habe sich „im vergangenen Jahrzehnt nicht zuletzt aufgrund immer höherer
Sicherheitsanforderungen verachtfacht“, rechnen die Studienautoren vor – Investitionen in die Atomkraft seien daher
unrentabel geworden.
Dieses Risiko scheint auch der britischen Regierung zunehmend bewusst zu sein, weshalb sie neben der Atomkraft –
derzeit liegt ihr Anteil am Strommix bei rund 20 Prozent –
auch den Ausbau der erneuerbaren Energien forciert.
Ein leidvolles Lied weiß davon das französisch-deutsche
Konsortium aus Areva und Siemens zu singen, das derzeit mit
dem Bau des finnischen Atomkraftwerkes „Olkiluoto 3“
befasst ist. Nachdem sich die für 2009 geplante Fertigstellung
wegen Sicherheitsmängeln immer weiter verzögert hat, sind
die neueren Schätzungen zufolge geplanten Kosten von drei
Mrd. Euro auf rund 8,5 Mrd. Euro geradezu explodiert. Ein
Rückenwind für Erneuerbare
Auf 15 Prozent will das Königreich bis 2020 den Anteil
erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch steigern,
beim Stromverbrauch sollen es sogar rund 30 Prozent sein.
Das gilt als ambitioniert – 2012 lag die Quote immerhin erst
bei 4,1 Prozent.
Um entsprechende Investitionen voranzutreiben, hat die
Regierung im Dezember 2013 den rund 100 Seiten langen
„Electricity Market Reform Delivery Plan“ veröffentlicht, der
unter anderem eine Neuregelung der Vergütungen für Ökostrom enthält.
Eine Schlüsselrolle wird darin der Offshore-Windkraft
zugesprochen, einem Bereich, in dem die Briten schon jetzt
weltweit führend sind. Mit einer installierten Kapazität von
4,7 GW liegen sie nach neuesten Zahlen des Global Wind
WIRTSCHAFT
Energy Councils (GWEC) weit vor dem Zweitplatzierten
Dänemerk (2,27 GW) und dem Drittplatzierten Deutschland
(1,04 GW), das im Vorjahr Belgien auf den vierten Platz
verdrängt hat (712,5 MW). In den kommenden Jahren soll
dieser Bereich massiv ausgebaut werden. Die zwei größten
Offshore-Projekte sind mit jeweils 7,2 GW Kapazität an der
Ostküste Englands geplant, in der Zone der Dogger Bank und
East Anglia, ein weiteres mit einer Leistung von vier GW an
der Küste von Hornsea.
Neue Offshore-Parks in Schottland
Besonders ehrgeizig gibt man sich in Schottland, das bereits
jetzt rund 60 Prozent der Onshore-Windparks Großbritanniens beherbergt, die über eine Gesamtleistung von 4,85 GW
verfügen. Dort sollen im Firth of Forth und im Moray Firth
zwei neue Offshore-Parks mit einer Leistung von 3,5 bzw.
1,5 GW hinzukommen, weitere fünf Projekte sind an anderen
Standorten der schottischen Hoheitsgewässer geplant.
Damit will die schottische Regierung sicherstellen, dass ihre
Prognosen, bis 2020 den gesamten heimischen Strombedarf
aus regenerativen Quellen decken zu können, auch in Erfüllung gehen.
› Die Fotovoltaik konnte im
Vorjahr einen regelrechten
Boom verzeichnen. ‹
Aufgrund der Insellage als aussichtsreich gelten in Großbritannien zudem Gezeiten- und Meeresströmungskraftwerke.
Allerdings ist die hierfür zur Verfügung stehende Technik
noch nicht ganz ausgereift, das finanzielle Risiko wird daher
von vielen Investoren noch gescheut.
Einen regelrechten Boom konnte im Vorjahr die Fotovoltaik
verzeichnen. Allein von Jänner bis Juni 2014 verzeichnet die
britische Statistik einen Zubau an installierter Leistung von
1,1 GW, womit Großbritannien erstmals den bisherigen
Spitzenreiter Deutschland (ein GW im selben Zeitraum) beim
Zubau deplatzierte. Insgesamt waren Ende Juni 2014 auf der
Insel gut 572.000 Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 3,9 GW in Betrieb.
Geht es nach den ehrgeizigen Zielen der britische Solar Trade
Association (STA), sollen bis 2015 auf britischen Dächern
rund eine Mio. Anlagen installiert sein. Einholen werden die
Briten die Deutschen aber wohl dennoch nicht so schnell:
Deutschland verfügte Ende 2013 über eine installierte Fotovoltaikleistung von knapp 36 GW.
49
Eine vergleichsweise geringe Rolle spielt im Vereinigten
Königreich die Wasserkraft. 2012 betrug ihr Anteil an der
Stromerzeugung weniger als 1,5 Prozent. Potenzial für neue
Projekte gibt es vor allem in Schottland. Aktuell ist aber
lediglich ein einziges Vorhaben geplant, für das die endgültige Investitionsentscheidung zudem noch aussteht: In Coire
Glas im Norden Schottlands soll ein 600-MW-Kraftwerk
entstehen, das mit einem Investitionsvolumen von 800 Mio.
Euro veranschlagt ist.
Die Tatsache, dass es den Briten gelungen ist, die CO2-Emissionen seit 1997 um vierzehn Prozent zu senken, darf jedoch
nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Land nach wie vor
zu einem erheblichen Teil am Tropf der fossilen Stromerzeugung hängt. Von den 356,7 TWh Strom, die 2013 im Königreich produziert wurden, stammten 129,4 TWh, also rund 36
Prozent, aus Kohlekraftwerken. Auch Gaskraftwerke spielen
mit einem Anteil von rund 27 Prozent weiterhin eine große
Rolle, wobei die Tendenz bei beiden Energieträgern nach
unten weist.
Die mit Kohle erzeugte Strommenge sank von 2012 auf 2013
um knapp zehn Prozent, jene von Gas ging im gleichen Zeitraum von 28 auf 27 Prozent zurück. Im Gegensatz dazu
konnte die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen seit 2010 auf
52,8 TWh verdoppelt und auf einen Anteil am Strommix von
rund 15 Prozent gebracht werden.
Marode Infrastruktur
Um die von der EU formulierten Klimaziele erreichen zu
können und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten,
wird Großbritannien in den kommenden Jahren auch
substanzielle Investitionen in die Übertragungsnetze
tätigen müssen. Das britische Stromnetz gilt nämlich als so
hoffnungslos veraltet und unzureichend, dass Experten
zunehmend vor ernsten Black-outs warnen.
Neben der Erneuerung der Binnennetze ist dabei unter
anderem ein Unterseekabel nach Belgien angedacht, das für
den Stromimport und -export konzipiert ist. Das Projekt mit
dem Namen „Nemo-Link“ ist nach derzeitigen Schätzungen
mit einem Investitionsvolumen von rund 500 Mio. Pfund (ca.
640 Mio. Euro) veranschlagt. Auch im Bereich Smart Grids
und Smart Metering stehen große Investitionen an. Nach
Angaben des britischen Energieministeriums sollen bis 2020
in rund 30 Mio. Haushalten und kleinen Betrieben die herkömmlichen Stromzähler durch intelligente Lesegeräte
ersetzt werden. Verantwortlich für die Umsetzung zeichnen,
wie in Österreich auch, die Energielieferanten.
WIRTSCHAFT
Foto: Siemens
50
Wenn das Büro mitdenkt
Mehr als 75 Prozent der Vollkosten eines Gebäudes sind Betriebskosten. Errichter, Betreiber und Mieter
sind daher an intelligenten Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz interessiert.
Von Harald Hornacek
I
m Büro lauern eine Menge versteckter Kosten: Gebäude
konsumieren heute rund 40 Prozent des weltweiten Verbrauchs
an Primärenergie. So beträgt der jährliche Stromverbrauch ohne
Heizung und Lüftung in einem österreichischen Büroraum
zwischen 30 und 150 kWh/m2, wie die Österreichische Gesellschaft für Umwelttechnik (ÖGUT) im Rahmen einer Studie im
Auftrag des Klimafonds festgestellt hat.
Der größte Anteil am Stromverbrauch entfällt dabei auf die
Beleuchtung. Der Heizenergieverbrauch liegt bei Büros im
Durchschnitt bei 200 kWh/m2, wobei bei Objekten in Passivhaus-
standard etwa eine Verringerung des jährlichen Heizenergiebedarfes auf neun bis elf kWh/m2 möglich ist. Zur Kühlung: Hier
liegt der Primärenergiebedarf bei alten Bürogebäuden bei 65
kWh/m2 pro Jahr, bei neuen Gebäuden bei zehn kWh/m2 – und
bei optimierten Gebäuden nur noch bei drei kWh/m2.
Zu den größten Energieverbrauchern zählen Krankenhäuser.
Deren Energieaufwand kann rasch einmal dem kleinerer Städte
entsprechen: Im Jahr 2008 verbrauchten alle Krankenanstalten
Österreichs rund 8000 TJ, was rund 0,7 Prozent des gesamten
österreichischen Endenergieverbrauchs bzw. vier bis fünf
WIRTSCHAFT
Prozent des Endenergieverbrauchs des Sektors der Dienstleistungsgebäude (keine Wohngebäude) entspricht.
Schon diese Zahlen zeigen: Vor allem in nicht privat genützten
Objekten schlummern enorme Energiesparpotenziale. „Wenn wir
die Vollkosten eines Gebäudes betrachten, so entfallen nur 15
bis 20 Prozent auf die Errichtung, aber 75 bis 80 Prozent auf den
Betrieb“, weiß Walter Michor, Leiter Marketing Solution &
Service Portfolio bei Siemens Österreich. Daher liege eine wichtige Herausforderung darin, Gebäude energieautark werden zu
lassen. „Sie sollen sich über einen Zeitraum von einem Jahr
selbst über ihre Energiespeicher erhalten können“, zeichnet
Michor ein Bild der nahen Zukunft. Dazu sei es nötig, möglichst
viele Daten über das Gebäude zu sammeln, zu verwerten und in
automatisierte Handlungen zu verwandeln.
Michor bringt dazu das Beispiel des „selbst einstellenden
Raumes“, der automatisch außerhalb der Bürozeiten seine
Temperatur regelt oder während der Arbeitszeiten den Sonnenlichteinfall nützt, um Beleuchtungskosten zu senken.
51
Entstanden ist eine Plattform, welche die Gewerke im Gebäude
bündelt und zentral steuert: Heizung, Lüftung und Klima,
Beleuchtung, Beschattung, Raumautomation, Energiemanagement und Brandschutz sowie Sicherheitsdisziplinen wie Videoüberwachung und Einbruchschutz. Wobei das System offen ist
und zahlreiche Standardprotokolle unterstützt: „Nicht alle
Lösungen müssen von Siemens kommen, auch wenn wir uns das
natürlich wünschen würden“, sagt Karl Helm, Leiter Total
Building Solution. Er sieht den großen Vorteil von Desigo CC
darin, die Daten, die von den Gebäuden kommen, sinnvoll zu
verwenden. „Die meisten Gebäudedaten werden heute nicht zur
Optimierung genützt“, weiß Helm, „wir können nun diese Daten
in konkrete, automatisierte Maßnahmen zur Kostenreduktion
verwandeln.“ Desigo CC bildet den Status der Gewerke in Echtzeit ab und steuert sie, wenn gewünscht, auch remote. Das
schafft Synergien und spart Kosten sowohl bei der Installation
als auch bei der Schulung der Mitarbeiter, die nur für den
Umgang mit einer Plattform trainiert werden müssen. Eine
intuitive Bedienoberfläche der Managementplattform sowie die
Möglichkeiten, verschiedenen Anwendern unterschiedliche
Berechtigungen zu Informationen und Zugriffsmöglichkeiten zu
erteilen, runden Desigo CC ab.
Integriertes Gebäudemanagement
Gebäudeautomationssysteme sind an sich nichts Neues und
helfen seit Längerem dabei, Energiekosten möglichst gut im
Griff zu haben sowie zu optimieren. So können Raum- und
Gebäudeautomationssysteme bereits heute hohe Einsparungen realisieren, indem sie automatisch Heizung oder Kühlung,
Belüftung, Beleuchtung und Beschattung dem aktuellen
Bedarf anpassen. Brandmeldeanlagen mit leistungsfähigen
Sensoren erkennen automatisch einen entstehenden Brand
und verständigen die Feuerwehr.
Brand- und Sicherheitssysteme können selbstständig entsprechende Maßnahmen auslösen, etwa Löschsysteme aktivieren, Fluchttüren freischalten oder Aufzüge in einer sicheren Position stoppen.
Der entscheidende Punkt ist jedoch: Auch wenn entsprechende Systeme für sich genommen gut funktionieren, arbeiten sie in der Regel doch als „separate Gewerke“, die auch
separat gemanagt werden müssen. Das bringt erhöhten
Kommunikations- und Administrationsaufwand mit sich.
Ein wichtiger Schritt nach vorne könnte somit ein integriertes Gebäudemanagement sein, das alle Gewerke und Funktionen in einer einheitlichen Plattform bündelt. Das bietet
Siemens mit dem Desigo CC („Control Center“). Wobei Desigo
CC nicht die Weiterentwicklung bzw. Funktionserweiterung
einer bestehenden Plattform ist, sondern völlig neu konzipiert wurde.
Wichtig war für die Entwickler eine hohe Skalierbarkeit sowie
ein „mitwachsendes“ System zu erreichen, je nach Objektgröße
und -anzahl, denn Desigo CC ist auch für die Steuerung unterschiedlicher Standorte geeignet. Der Bedarf nach solchen Lösungen scheint jedenfalls gegeben: Derzeit werden jährlich rund 130
bis 150 Gebäudemanagementsysteme von Siemens installiert. So
ist etwa auch im neuen Krankenhaus Nord in Wien eine, allerdings etwas abgeschlankte, Desigo-CC-Lösung vorgesehen.
Bleibt die Frage, was das neue System kostet. „Wenn man damit
zehn bis 15 Prozent der Energiekosten sparen kann, rentiert sich
das sehr schnell“, meint Michor dazu.
Info
Gesetzevorgaben wie die Energieeinsparverordnung (EnEV) und Gütesiegel wie
Green Building, LEED (Leadership in
Energy and Environmental Design) oder
DGNB (Deutsche Gesellschaft für
nachhaltiges Bauen e.V.) definieren
Kriterien für Nachhaltigkeit sowie Ökound Energieeffizienz über den gesamten
Lebenszyklus eines Gebäudes. Über
Einsparungen im Betrieb hinaus wirkt sich
die Einhaltung der Kriterien wertsteigernd
aus; integrierte Gebäudemanagementsysteme stellen hierzu eine wichtige Datenbasis dar.
Foto: EVN / Plutsch
Fotos: Stadtarchiv Scheibbs
RÜCKBLICK
Foto: Stadtarchiv Scheibbs
52
Das E-Werk Mühlhof in Scheibbs 1904 mit
dem Schornstein aus dem Kesselhaus.
Friedrich Zemank (evn naturkraft),
Bürgermeisterin Christine Dünwald.
Das Scheibbser Kraftwerk Mühlhof gilt als
Modellfall.
Serie: Energiegeschichte Teil 5
Kleinwasserkraftwerk Mühlhof als
Pionier
Die Geschichte des Kleinwasserkraftwerkes Mühlhof in Niederösterreich reicht lange
zurück. Bereits 1551 findet Mühlhof in den Geschichtsbüchern der Stadt Scheibbs
als Mühle Erwähnung.
D
ie niederösterreichische Bezirkshauptstadt Scheibbs
hat seit Langem – und nicht zuletzt durch die Ausstellung
„Lichtjahre – 100 Jahre Strom in Österreich“, die im Wiener
Künstlerhaus gezeigt wurde – den Ruf des Vorreiters der
Elektrifizierung in Österreich erhalten und gefestigt. Tatsächlich war die Einführung einer elektrischen Beleuchtung im
Jahr 1886 ein sehr früher Schritt zur öffentlichen Nutzung
der Elektrizität.
In den folgenden Jahren tastete sich die Gemeinde an eine
allgemeine Versorgung privater Abnehmer mit „Licht- und Kraftstrom“ heran. Verschiedene Kraftwerksstandorte wurden ab
1886 praktisch erprobt, und schließlich wurde im Jahr 1905 das
Kraftwerk Mühlhof in Betrieb genommen; wobei der Mühlhof
bereits im Jahre 1551 erstmals als Mühle erwähnt wird.
Neben der Wasserkraftanlage wurde 1905 zudem ein thermisch betriebener Generator aufgestellt, wodurch Scheibbs
durch die frühe Anwendung einer Dampfturbine neuerlich
Pioniergeist bewies. 1925 wurde die Wasserkraftanlage mit
einem Wasserkraftmaschinensatz erneuert. Dieser Maschinensatz blieb bei der 2015 abgeschlossenen Modernisierung
museal erhalten und kann seitdem gleichzeitig mit der neuen
Maschine besichtigt werden.
Modellfall Elektrifizierung
Das Scheibbser E-Werk bzw. das Kraftwerk Mühlhof sind
auch hinsichtlich der wechselnden Eigentümer ein Modellfall.
Typisch war, dass ausgehend von einer privaten Initiative,
RÜCKBLICK
53
echtes Beispielprojekt ist, bei dem sich Denkmalschutz,
Tourismus und moderne Technik im Einklang befinden. Das
Kraftwerksgebäude und die alte Turbinenanlage stehen
nämlich unter Denkmalschutz. Daher wurde das sehr große
Kraftwerksgebäude genutzt, um die alte und neue Kraftwerkstechnik unter einem Dach zu präsentieren.
Foto: EVN / Plutsch
Der Generator, der Riementrieb und das Schwungrad wurden
für Ausstellungszwecke vor Ort belassen. Das Kammrad
wurde renoviert und ist als Ausstellungsstück im Krafthaus
an anderer Stelle wieder aufgebaut.
Das revitalisierte Kraftwerk Mühlhof verbindet Historisches und
Moderne.
nämlich der Installation einer Festbeleuchtung für die neu
errichtete Festhalle im Jahr 1886, die Stadtgemeinde die
weitere Elektrifizierung übernahm. So wie im Fall anderer
niederösterreichischer Kleinstädte übernahmen 1939 die Gauwerke Niederdonau das kommunale E-Werk und gliederten es
in das Landesnetz ein. Die damalige NEWAG, eine Vorläuferin
des EVN-Konzerns, verkaufte das Kraftwerk 1973 dann an
einen privaten Eigentümer.
Damals war der Betrieb von Kleinwasserkraftwerken personalintensiv und daher für die NEWAG unwirtschaftlich. In
den 1980er Jahren änderte sich das, weil Kleinkraftwerke
mittlerweile automatisiert betrieben werden konnten und die
gesetzlichen Rahmenbedingungen zugunsten der Kleinwasserkraft geändert wurden. Schließlich kaufte die EVN im Jahr
2012 das Kraftwerk wieder zurück.
Daraufhin ging man an die Revitalisierung des historischen Kraftwerkes. „Die Revitalisierung bestehender Kraftwerke spielt beim strategischen Ausbau der erneuerbaren
Energien eine bedeutende Rolle“, fasst „evn naturkraft“Geschäftsführer Friedrich Zemanek generell zusammen. Das
revitalisierte Kraftwerk erzeugt, ohne dass Fallhöhe und
Turbinendurchfluss erhöht wurden, nur aufgrund des neuen
Maschinensatzes, der neuen Rechenreinigungsmaschine und
der komplett neuen Automatisierungstechnik mit 1,129 GWh
um 18 Prozent mehr Strom als das alte Kraftwerk.
Schaukraftwerk eingerichtet
Christine Dünwald, Bürgermeisterin der Bezirkshauptstadt,
unterstreicht ebenfalls, dass das Kraftwerk Mühlhof ein
Alle in Betrieb befindlichen Anlagenteile werden mittels
durchsichtiger Trennwände geschützt, sodass ein gefahrloses
Besichtigen der Kraftwerksanlage für jedermann möglich ist.
Ein Umstand, den Dünwald begrüßt, die das Schaukraftwerk
Mühlhof als Teil der Scheibbser Stadtführung installierte.
Die Tätigkeiten in Scheibbs sind Teil der EVN-Investitionsoffensive in Niederösterreich, bei der die EVN zwischen 2014
und 2018 rund eine Mrd. Euro in Versorgungssicherheit,
erneuerbare Energie und sauberes Trinkwasser in Niederösterreich investiert. Die „evn naturkraft“ ist eine 100-prozentige Ökostrom-Tochtergesellschaft der EVN AG.
1999 gegründet, verfügt die „evn naturkraft“ heute über ein
Erzeugungsportfolio von 67 Lauf- und fünf Speicherkraftwerken, 14 Windparks mit einer Gesamtleistung von 224 MW,
sowie sechs Fotovoltaikanlagen. Darüber hinaus hält das
Unternehmen Beteiligungen an Donau- und Innkraftwerken.
Pro Jahr werden mehr als 1100 GWh Ökostrom erzeugt und
damit rund 640.000 t CO2 eingespart.
Info
2012 gingen zwei Kleinwasserkraftwerke
- Mühlhof und Brandstatt - ins Eigentum
des EVN-Tochterunternehmens „evn naturkraft“ über. Die beiden historischen
Kleinwasserkraftwerke an der Erlauf
erzeugen mit einer installierten Leistung
von 470 kW umweltfreundliche Energie
für rund 200 Haushalte in der Region.
Der Mühlhof wurde erstmals im Jahre
1551 als Mühle erwähnt.
54
TECHNIK
Aktive Filter für
bessere Netzqualität
ABB weist derzeit besonders auf
seine Power-Quality-Filter hin, die der
wachsenden Herausforderung von Oberschwingungen im Niederspannungsnetz
begegnen. Die Power-Quality-Filter (PQF)
ermöglichen einen störungsfreien und
effizienten Betrieb von elektrischen
Anlagen und empfindlichen Verbrauchern.
Darüber hinaus erlauben es die Filter,
die strengsten Vorschriften der Energieversorgung einzuhalten. Sie können
von den kleinsten bis zu den größten
Anwendungen im industriellen und
gebäudetechnischen Bereich eingesetzt
werden – für Oberschwingungsminderung, Lastsymmetrierung und stufenlose
Blindleistungsregelung, heißt es. Die
Vorteile des aktuellen Sortiments bestehen in der Kombination aus individueller
Einstellbarkeit auf Oberschwingungen
bis zur 50ten Ordnung mit vorzugebener
Kurvenfunktion und einem geschlossenen Regelkreis. Dies ermöglicht die
Einhaltung von Normen wie etwa G5/4,
IEEE519.
Brennstoffzelle für
Autos im Dauertest
Mit der Markteinführung von Brennstoffzellen-Autos steigt der Bedarf an
Tests weltweit. Im Fokus steht dabei das
elektrische Verhalten der Brennstoffzelle
unter dynamischen Belastungszustän-
Membrane für
Methan aus Biogas
Eberstalzell – wertvolle
Erkenntnisse
Wind- und Sonnenkraftwerke liefern oft
mehr und oft weniger Energie als gerade
benötigt wird. Bei Stromüberschuss
könne man aber Methan aus Biomüll
herstellen und so die Energie speichern,
erklären Forscher der TU Wien. Sie entwickelten spezielle Membrane, die Methan
aus Biogas herausfiltern und helfen, es
mit Ökostrom-Energie aus CO2 herzustellen. Schon im Industriemaßstab erprobt
ist die an der TU Wien hervorgebrachte
Gas-Filtertechnologie, um aus Biogas
wertvolles Methan herauszubekommen,
erklärte Michael Harasek vom Institut für
Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und
Technische Biowissenschaften. Mit überschüssigem Ökostrom könne man Wasser
in Sauerstoff und Wasserstoff aufspalten.
„Den dabei gewonnenen Wasserstoff
setzen wir mit dem aus dem Biogas abgeschiedenen CO2 um und gewinnen dabei
nochmals Methan“, erklärte Harasek.
Das von der Energie AG betriebene
Fotovoltaik-Forschungskraftwerk
Eberstalzell hat in seinen fünf Jahren
Bestand wertvolle Erkenntnisse
gebracht. So haben die verwendeten
Wechselrichter den Wirkungsgrad
wesentlich beeinflusst. Durch neu
ersetzte beträgt ihr Wirkungsgrad
nunmehr 98 und nicht mehr 94 Grad.
Die 1000-kWp-Anlage mit 7500 m2
Modulen verschiedener Bauarten kann
mehr als 1200 MWh Strom erzeugen.
Die Erzeugung bliebe in den einzelnen
Jahren völlig konstant.
Foto: Energie AG
Foto: ABB
Kurzmeldungen Technik
Voith modernisiert
italienische Kraftwerke
Voith Hydro erhält den Zuschlag für
die Modernisierung von drei Wasserkraftwerken in Italien bis 2016. Voith
wird das Kraftwerk „Alessandro Volta“
(Provinz Rom) sanieren. Voith liefert die
komplette Ausstattung für zwei Einhei-
ten mit 4,5 bzw. 2,7 MW. Im Kraftwerk
Pompegnino wird Voith die zwei jeweils
1,1 MW leistenden vertikalen KaplanTurbinen überholen. Im Kraftwerk Pont
St. Martin werden vier Francis-Turbinen
(2,53 MW Leitung) ersetzt.
den, wie sie im täglichen Fahrzyklus
auftreten können. Ein Belastungstest
der besonderen Art ist jetzt dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg
(ZSW) gelungen: Das Institut mit der
umfangreichen Brennstoffzellen- und
Batterietestinfrastruktur demonstrierte
durch Dauerbetrieb einer 100-kWBrennstoffzelle eine wöchentliche
Fahrleistung von mehr als 5600 km. Der
Wasserstoffverbrauch unter Vollbelastung lag bei 7,8 kg/h, was 1450 Normalliter/min entspricht.
STANDARDISATION CORNER
55
Normungsgremien zum Thema Netzverträglichkeit
und Spannungsqualität
Normen für die Spannungsqualität und
die Netzverträglichkeit sind für die
Netzplanung und den Netzbetrieb ein
wesentliches Thema. Will man den
Normenschaffungsprozess vom
Ursprung aus beleuchten, so ist man
bei IEC an der richtigen Adresse. Im
technischen Komitee TC 77 hat die
Normenreihe IEC 61000, Basis für die
EMV- und Power-Quality-Standardisierung, ihren Ursprung.
Aus dem Unterkomitee SC 77A des
TC 77 stammen die wichtigsten Normen für die Emissionsgrenzwerte von
elektrischen Geräten im niedrigen
Frequenzbereich, die bekannten Normen IEC 61000-3-2, 3-3, 3-11, 3-12,
aber mit der IEC 61000-4-30 die auch
Norm für die Messungen der Netzrückwirkungen.
Wäre dies nicht schon unübersichtlich
genug, beschäftigt sich auch noch ein
TC 8 mit der Spannungsqualität, den
Eigenschaften der Spannung in öffentlichen Netzen. Aber auch einzelne
Produktkomitees erachten es für notwendig, EMV-Normen für ihre Produkte
zu verfassen, die wiederum in das
Gesamtsystem wirken. Als jüngstes
Beispiel hierfür kann der Normenentwurf zur IEC 61851-21-1 genannt
werden, der die elektromagnetische
Verträglichkeit von On-Board-Ladegleichrichtern für das Laden von Elektrofahrzeugen behandelt.
International existiert zusätzlich
CISPR, eine Organisation, die den
Schutz der funkbasierten Signalüber-
tragung sicherstellen soll und dafür
Testlimits sowie Störaussendungs- und
Störfestigkeitslimits im Bereich von 9
kHz bis 400 GHz festlegt.
Alle internationalen Normungsaspekte
sind auf europäischer Ebene nochmals
abgebildet. In vielen Bereichen der
EMV- und Power-Quality-Normung ist
Europa sogar der internationalen
Normung voraus. So gibt es in Europa
schon seit einiger Zeit eine Norm für
die Spannungsqualität EN 50160,
bei IEC wird gerade an einer neuen
technischen Spezifikation TS 62749
gearbeitet.
Für die Übernahme der Reihe 61000 in
das europäische Normungswerk ist das
CENELEC TC 210 verantwortlich. Wie
bei der IEC wird die Spannungsqualität
in einem eigenen Gremium, TC 8X
behandelt. TC 8X beschäftigt sich wie
TC 8 mit den Systemaspekten der
elektrischen Energieversorgung. Neben
der Norm EN 50160 werden dort auch
Anschlusserfordernisse für Parallelerzeugungsanlagen geschaffen, zum
Beispiel EN 50438. Relativ neu ist die
Behandlung des Frequenzbereichs
9–150 kHz, der federführend derzeit im
SC 205 behandelt wird, ein Komitee,
das sich eigentlich mit leitungsgebundener Signalübertragung, der Power
Line Communication beschäftigt. Hier
treffen sich Störung und Nutzsignal im
selben Frequenzbereich, was Konflikte
vorprogrammiert.
National werden alle Normungsaktivitäten der IEC und der CENELEC im
Österreichischen Verband für Elektrotechnik OVE behandelt. Der OVE ist
einerseits für die Veröffentlichung der
Normen als OVE/ÖNORMEN, aber auch
für die Kommentierung zu den Normungsprojekten der CENELEC und IEC
verantwortlich.
Europanormen müssen in das Österreichische Normenwerk unverändert
übernommen werden. Umso wichtiger
ist die Mitarbeit in den internationalen
Normengremien, da die Inhalte für die
Normen dort festgelegt werden. Die
Erfahrung zeigt, dass Kommentare
meist nur dann eine Wirkung zeigen,
wenn man aktiv im Normungsgremium
mitarbeitet und die Kommentare vor
Ort in den Sitzungen auch diskutiert
und verteidigt. In der IEC-Normung hat
jedes Mitglied eine Stimme. Daher hat
hier auch ein kleines Land wie Österreich gute Möglichkeiten der Mitgestaltung. Bei CENELEC ist dies wesentlich
schwieriger, da es hier ein gewichtetes
System gibt, bei dem große Länder
über wesentlich höhere Stimmenanteile verfügen.
Die Arbeit in CENELEC und IEC ist
einerseits aufwändig, bringt aber
andererseits wesentliche Erfolge in der
Gestaltung des Normungssystems und
damit wesentliche Vorteile für die
engagierten Stakeholder.
Weiterführende Informationen
erhalten Sie bei:
Dipl.-Ing. Gert Pascoli, MSc,
Oesterreichs Energie, Bereich Netze,
Tel.: 01/501 98-233.
56
TECHNIK
TECHNIK
57
Mobilität durch
indirekte Nutzung
von Strom
Die Prognose, das Auto der Zukunft werde elektrisch betrieben,
widerspricht nur scheinbar der Meinung, dass ein Ende der Ära von
Verbrennungsmotoren nicht in Sicht sei. Zwar sind fossile Energieträger nicht unbegrenzt verfügbar, doch diese Probleme lassen
sich durch synthetische Verbrennungskraftstoffe umgehen – und zu
deren Produktion braucht man elektrische Energie.
Foto: Audi
Von Peter Kudlicza
58
TECHNIK
D
er wachsende Anteil der stark volatilen, wettergetriebenen – und daher nicht beeinflussbaren – Wind- und Solarenergie an der Stromerzeugung hat häufig zur Folge, dass die
Produktion höher als der Verbrauch ist. Daher sei „in Energiesystemen mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien die
Verwertung von Stromüberschüssen eine zentrale Herausforderung“, erläutert Stephan Rieke, Vertriebsleiter der Stuttgarter Etogas, und beschreibt auch gleich eine Lösung: Nach
Power-to-Gas (P2G) werde Überschussstrom zunächst genutzt,
um Wasser durch Elektrolyse in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Ein Teil des Wasserstoffs
lasse sich direkt weiterverwenden; jedoch auch methanisieren
- ein Prozess, für den man Kohlendioxid benötige (4H2 + CO2 =
CH4 + 2H2O). Neben Methan (CH4), dem Hauptbestandteil von
Erdgas, entstehe nur Wasser. Das synthetische Methan könne
gespeichert und als Kraftstoff zum Betrieb von Erdgasfahrzeugen genutzt werden.
Damit würde, so Rieke, P2G „die Perspektive eines nachhaltigen Transportsektors eröffnen“; der Wirkungsgrad „Strom
zu Methan“ erreiche theoretisch bis zu 60 Prozent; bei
zusätzlicher Nutzung der Wärme sogar mehr als 80 Prozent.
In einer seit mehreren Jahren gemeinsam mit dem Zentrum
für Solarenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) betriebenen Pilotanlage sei „ohne jede Optimierungsmaßnahme“ ein
Wirkungsgrad von 40 Prozent erzielt worden.
Mittlerweile habe Etogas für Audi im niedersächsischen
Werlte die weltgrößte P2G-Anlage errichtet, die, sagt Rieke,
„die komplette Verfahrenskette nachhaltiger erneuerbarer
Langstreckenmobilität von der Windenergie zum ‚e-gas‘Fahrzeug demonstriert“. Und Rupert Stadler, Vorsitzender
des Vorstands der Audi AG, sekundiert: „Der Clou an der
Sache ist: Wir nutzen überschüssigen Windstrom. Energie,
die sonst komplett wirkungslos verpuffen würde. Mit Audi
e-gas können 1500 Audi A3 g-tron jährlich jeweils 15.000 km
CO2-neutral fahren.“
Der durchaus nützliche Nebeneffekt: Ein Rohstoff für die
Methanisierung ist das als schädliches Treibhausgas wahrgenommene CO2. Rieke glaubt, dass man daher künftig mit
der CO2-Verwertung sogar Einnahmen lukrieren könnte.
Zur Frage nach der Wirtschaftlichkeit heutiger P2G-Anlagen
räumte er indes ein, dass diese gegenwärtig noch „um den
Faktor drei zu teuer“ seien und das Synthesegas mit dem
Preis für russisches Erdgas nicht konkurrieren könne.
Längerfristig rechne man jedoch mit einer Halbierung
der Kosten.
Sprit-Designer als moderne Alchimisten
Die Erzeugung von „künstlichem Erdgas“ als Kraftstoff ist indes
nur eine von mehreren Möglichkeiten, um mit Hilfe von elektrischer Energie den Betrieb von Verbrennungsmotoren in Kraftfahrzeugen gewissermaßen bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu
sichern: Sprit-Designer suchen, als moderne Alchimisten, nach
einer „goldenen Formel“ für nachhaltige Mobilität.
Foto: Emitec/Emissionskonzepte Motoren
Es sei bereits großtechnisch möglich, fossile durch nachhaltig hergestellte Kraftstoffe zu ersetzen, berichteten Eberhard Jacob von Emissionskonzepte Motoren UG in Krailling/
Oberbayern und Wolfgang Maus von der Emitec Gesellschaft
für Emissionstechnologie in Lohmar bei Köln in ihrem
Doppelvortrag beim Wiener Internationalen Motorensymposium 2014. Man müsse sich von der gedanklichen Kopplung
„Verbrennungsmotor = fossile Kraftstoffe“ wegbewegen. Ihr
Ansatz, vereinfacht dargestellt: Das bei industriellen Prozessen und der (konventionellen) Stromerzeugung anfallende
Kohlendioxid CO2 solle als Rohstoff gewonnen werden und
gemeinsam mit nachhaltig hergestelltem Wasserstoff als
Basis für synthetische Kraftstoffe dienen.
Antriebe auf Basis Elektroenergie: Potenzial für „Sub-Zero
Emission Vehicle“ (CWtL = Carbon Dioxide & Water to Liquid;
OEM = Oxymethylenether)
Dabei liege der Fokus jedoch nicht auf Methanol oder
Dimethylether (DME), die beide aus CO2 und H2 direkt synthetisierbar seien. Diese, durchaus wertvollen, Energieträger
ließen sich wegen ihrer Toxizität und des hohen Dampfdrucks
bei Umgebungstemperaturen nur begrenzt als Kraftstoffe
einsetzen. So genannte C1-Kraftstoffe auf Etherbasis hätten
TECHNIK
59
Jens Hadler von der APL Automobil-Prüftechnik Landau zeigt
sich überzeugt, dass nachhaltige Mobilität neben der E-Mobilität wegen der erforderlichen hohen Energiedichte nicht ohne
chemisch gebundene Energie umsetzbar sein werde. Hierbei
sei jedoch die Realisierung eines emissionsfreien Motors eine
objektive Notwendigkeit und von großer gesellschaftlicher
Relevanz.
Auch Robert Schlögl, Direktor des Max-Planck-Instituts für
chemische Energiekonversion in Mülheim/Ruhr, geht davon aus,
dass sowohl Strom als auch Kraftstoffe die Basis eines künftigen Mobilitätssystems sein werden.
Foto: Emitec/Emissionskonzepte Motoren
Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler hebt hervor, dass
jedes Antriebskonzept – Batterieelektrik, Brennstoffzelle,
Plug-in-Hybride und klassische Verbrennungsmotoren – jeweils
Stärken und Schwächen hätte. „Gegeneinander aufrechnen kann
man das nicht nach dem Motto ‚Was ist mehr wert: die große
Reichweite beim Diesel, oder dass beim batterieelektrischen
Auto lokal keine Abgase entstehen?‘ Ein Geschäftsmann mit
vielen Dienstreisen antwortet da anders als ein emissionsgeplagter Großstadtbewohner.“
Methanolherstellung (Carbon Dioxide & Water to Liquid – CWtL;
oben), OME-Produktion (Oxymethylenether als Basis für einen
synthetischen Dieselkraftstoff; Mitte), MTG-Verfahren (Methanol-to-Gasoline; synthetisches Benzin; unten)
diese Nachteile nicht und ermöglichten niedrigste Abgasemissionen bei reduziertem Aufwand für die Abgasnachbehandlung. „Ihr Einsatz bietet die Möglichkeit, die Erfolgsstory des
Verbrennungsmotors auch für die nächsten Jahrhunderte
abzusichern“, erklärten die beiden Experten.
Sie beschrieben Versuche mit dem CO2-neutral und nachhaltig herstellbaren flüssigen Kraftstoff Oxymethylenether
(OME), der bereits großtechnisch aus Methanol produziert
werde, ungiftig sei und durch weitere Zusätze als Ersatz für
Diesel- und Ottokraftstoff dienen könne. Hinzu komme, dass
Motoren, die mit diesem „Designer-Kraftstoff“ betrieben
werden, möglicherweise sogar „negative Emissionen“ (SubZero Emissions) bewirken könnten. Dies würde bedeuten,
dass die aus dem Auspuff geblasenen Rückstände „sauberer“
als die angesaugte Umgebungsluft wären.
Im Jahr 2030 würden nach aktuellen Studien rund 40 Prozent
aller neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge elektrifiziert oder teilelektrifiziert sein, davon fast zwei Drittel in
Form von Hybrid-Antrieben. Stadler: „Das bedeutet im Umkehrschluss: Mehr als 80 Prozent haben dann nach wie vor einen
,Verbrenner‘ an Bord.“ Bleibt noch die Frage nach der direkten
Nutzung von Wasserstoff, dem „alles verbindenden Element
für die Speicherung von Energie, Verstetigung der Stromversorgung aus regenerativen Quellen und als künftiger Kraftstoff“, so
Karl-Friedrich Stracke von Magna Steyr. Die Wasserstoff- und
Brennstoffzellen-Technologie sei eine sinnvolle Erweiterung der
Elektromobilität – vor allem für mittlere und längere Strecken.
Viele Automobilhersteller hätten in den vergangenen Jahren und
Jahrzehnten Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieben entwickelt; nun bestehe die Herausforderung darin, die Marktakzeptanz für Brennstoffzellen-Pkw zu erhöhen, um wirtschaftliche
Stückzahlen zu erzielen und die Kosten zu reduzieren. Denn
„Fakt ist, dass alle zum Zeitpunkt existierenden Speichermethoden schwerer, größer, komplexer und folglich auch teurer
als Tanksysteme für konventionelle Benzin-/Diesel-Kraftstoffe
sind“, so Stracke. Hinzu komme, dass eine Wasserstoffinfrastruktur erst aufgebaut werden müsse; derzeit sei der Betrieb
von Brennstoffzellenfahrzeugen auf „sehr wenige Regionen
mit H2-Tankstellen begrenzt“. Bei Magna Steyr ist man jedoch
überzeugt, dass „durch die fortschreitende Energiewende die
Bedeutung von Wasserstoff als Energieträger und Kraftstoff
stetig zunehmen“ werde.
60
BLITZLICHTER
Blitzlichter
Jubiläum voller Energie
Die Bayerische Umweltministerin Ulrike
Scharf, Landrat Meyer und Landrat-Stellvertreter Raimund Kneidinger
Foto: Tiwag
Tiwag – neuer Vorstandsvorsitzender
Dr. Bruno Wallnöfer (li) und
Mag. Dr. Erich Entstrasser.
Die Tiwag erhält mit Jahresbeginn 2016
einen neuen Vorstandsvorsitzenden.
Vorstandsdirektor Erich Entstrasser
löst Bruno Wallnöfer ab, der in den
Ruhestand tritt. Wallnöfer war seit
2003 im Tiwag-Vorstand. Seit 2004 ist er
Vorstandsvorsitzender. Entstrasser ist
seit 1985 bei der Tiwag tätig, seit 2013
gehört er dem Vorstand an. Das Unternehmen bestellte zudem Thomas Gasser
zum künftigen Vorstandsmitglied für
Energiewirtschaft und Kraftwerksführung. Gasser wird seine Funktion in den
nächsten Monaten übernehmen.
sowie Zentrumsleiter Ralf Braun-Reichert, Untergriesbachs Bürgermeister
Hermann Duschl und Verbund-Vertreter
Herfried Harreiter und der Werksgruppenleiter Karl Maresch eröffneten den
Erlebnisweg.
Am 22. Mai feierte Paul Kiendler seinen
55. Geburtstag. Der Grazer absolvierte
die BHAK II und legte nach der Matura
noch die Meisterprüfung als „Getreidemüller“ ab; zwei Jahre danach übernahm er bereits die Verantwortung für
den Familienbetrieb. Kiendler führt ein
Traditionsunternehmen, das seit 2006,
dem 300-Jahre-Jubiläum des Hauses,
das Steirische Landeswappen trägt. Bei
Oesterreichs Energie engagiert sich der
Geschäftsführer der Kiendler GmbH im
Hauptausschuss.
Oesterreichs Energie gratuliert herzlich!
Staatspreis für
Energietechnologie
ausgeschrieben
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Umweltminister Andrä
Rupprechter und Technologieminister
Alois Stöger loben gemeinsam den
„Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie 2015“ aus. Der Staatspreis soll
die steigende Bedeutung der Umweltund Energietechnologie – sowohl für
die Wirtschaft als auch für Umwelt-,
Energie-, Ressourcen- und Forschungspolitik – unterstreichen.Der Staatspreis
ist die höchste Auszeichnung der heimischen Energie- und Umwelttechnologiebranche und zeichnet Unternehmen
für ihre technologischen Innovationen,
hochqualitativen Produkte und Systemleistungen der Umwelttechnik aus.
Zudem wird der Sonderpreis „Start-up
Ressourceneffizienz“ vergeben. Dieser
zeichnet Jungunternehmer aus, die mit
ihren Projektideen einen wesentlichen
Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz leisten.
Foto: Archiv
Der Verbund-Konzern hat anlässlich der
Einweihung eines Erlebnisweges beim
Haus am Strom in Jochenstein in seiner
Lehrwerkstätte in Töging ein ModellLaufrad für einen Erlebnislehrpfad anfertigen lassen. Fünf Lehrlinge arbeiteten an
dem maßstabsgetreuen Mini-Laufrad mit
Tongenerator und bauten die Maschine,
die nun im Gerinne rund um das Haus
am Strom aus der Kraft des Wassers ein
akustisches Signal erzeugen kann.
Foto: Verbund
Jochenstein – Erlebnislehrpfad eingeweiht
KR Paul Kiendler
Energie AG – Beteiligung
an weiterem Windpark
Die Energie AG hat sich an einem weiteren Windpark beteiligt. Sie fixierte
eine Teilübernahme von Anlagen in
Munderfing im Bezirk Braunau am
Inn. Im Dezember des vergangenen
Jahres hatte sie sich in drei Windparks in Niederösterreich eingekauft.
Der Windpark in Munderfing umfasst
fünf – 2014 in Betrieb genommene
– Anlagen für eine Jahresstromerzeugung von rund 32 Mio. kWh, das
entspricht dem Bedarf von fast 10.000
Haushalten.
BLITZLICHTER
Foto: Energie Burgenland
Der Dachverband
Erneuerbare
Energie Österreich
hat Peter Püspök
zum neuen Verbandspräsidenten
gewählt. Hiermit
tritt er die Nachfolge von Josef
Plank an, der seit
Dkfm. Peter Püspök
der Gründung die
Obmannschaft inne hatte und jetzt auf
eigenes Ersuchen die Präsidentschaft
übergibt. Vor seiner Pensionierung
war Püspök unter anderem Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank
Niederösterreich-Wien.
Sereinig als WECPräsident wiederbestellt
Die Generalversammlung
des Österreichischen Nationalkomitees des
Weltenergierates (WEC Austria) bestätigte
Johann Sereinig
für weitere
Dr. Johann Sereinig
drei Jahre in
seiner Funktion als Präsident von WEC
Austria. Neben den bisherigen Präsidiumsmitgliedern Günther Brauner und
Wolfgang Hesoun wurden Josef Reisel
und Christian Schönbauer ebenfalls für
weitere drei Jahre bestätigt.
Foto: Verbund
Foto: Oikocredit
Wechsel bei Erneuerbare
Energie Österreich
Die neu errichtete
Anlage auf den sogenannten Lobäckern
im Süden von Eisenstadt ist mit 2300 m2
Freifläche eine der
größten Fotovoltaikanlagen des Burgenlandes. „Für die
Energie Burgenland
ist Fotovoltaik ein
weiteres Standbein
bei der Ökostromvon links: Mag. Michael Gerbavsits (Vorstandssprecher Energie Burgenversorgung. Die
land), Mag. Klaus Grabenhofer (Geschäftsführer Energie Burgenland
Sonne ist eine unerService GmbH), Ing. Thomas Torda (Geschäftsführer Energie Burgenland
Service GmbH), Dr. Alois Ecker (Vorstand Energie Burgenland)
schöpfliche Energiequelle, die wir mit
der neuen Anlage
Fotovoltaikanlage
Lobäcker nun noch besser nutzen
Lobäcker in Betrieb
können“, sind sich Michael Gerbavsits
und Alois Ecker, die VorstandsdirekNeben der Fotovoltaikanlage Lobtoren der Energie Burgenland, einig.
äcker, die kürzlich in Betrieb genommen
Das Energieunternehmen hat 340.000
wurde, plant die Energie Burgenland
Euro in das Projekt investiert und ist
heuer noch sechs weitere Anlagen.
Errichter und Betreiber der Anlage.
61
OVE veranstaltet
Videowettbewerb
Bereits zum dritten Mal veranstaltet
ScienceClip.at, die Plattform für Wissenschafts- und Technikvermittlung
des Österreichischen Verbandes für
Elektrotechnik (OVE), in Kooperation
mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) einen Videowettbewerb
für Schüler und Studierende. Während
Schüler Videos mit max. fünf Minuten
Laufzeit zum Thema „Unter Strom“
einreichen können, werden Studierende
vor die Herausforderung gestellt, im
Instagram-Stil 15-Sekunden-Einblicke
in die Welt der Forschung zu geben. Den
besten Videos winken Actionkameras
im Gesamtwert von rund 1500 Euro.
Neuer VerbundAufsichtsrat
Der Verbund-Konzern hat einen
neuen Aufsichtsrat. Ende April
wurden fünf, bereits bisher dem
Aufsichtsrat angehörige, Mitglieder
und fünf neue Mitglieder bestimmt.
Die neuen Mitglieder sind Elisabeth
Engelbrechtsmüller-Strauß, Werner
Muhm, Susanne Riess, Jürgen Roth
und Michael Süß.
Dem Verbund-Aufsichtsrat werden
künftig Peter Püspök, Reinhold Süßenbacher, Alfred Heinzel und Herbert
Kaufmann nicht mehr angehören.
Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Gilbert Frizberg wurde
in seiner Funktion bestätigt. Als
Stellvertretende Vorsitzende wurden
Michael Süß und Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß gewählt.
62
VERANSTALTUNGEN
Veranstaltungen:
Oesterreichs
Energie Akademie
02. bis 03. Juni 2015
Die erste Meile – von der Geschäftsidee
zum erfolgreichen Geschäftsmodell
Seminar, Wien
In diesem zweitägigen Praxisworkshop
lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie
mit der international erfolgreichsten
Methode für Geschäftsmodell-Innovation
die zentralen Bausteine Ihres Geschäftsmodells aufbauen und systematisch die
größten Chancen und Risiken erkennen.
In einer interaktiven Mischung aus
Vorträgen, Kleingruppenarbeit und Diskussionsforen arbeiten Sie an aktuellen
Geschäftsideen aus der Energiewirtschaft und erfahren die neuesten Strategien, mit denen Sie auf der ersten Meile
Ihren Erfolg erhöhen und die Kosten und
Risiken drastisch senken können.
09. bis 10. Juni 2015
13. bis 14. Oktober 2015
Basisseminar „Gesamtheitliches
Notfall- und Krisenmanagement“
Seminar, Wien
Ziel des Seminars ist es, die TeilnehmerInnen anhand eines Szenarios die
Anforderungen an Entscheidungsträger
bei außergewöhnlichen Ereignissen
unmittelbar und persönlich erfahren zu
lassen. Dabei müssen im Rahmen der
Ereignisbewältigung Entscheidungstechniken auf Basis bisheriger Erfahrungen im Team oder als Einzelperson
angewandt, Entscheidungen getroffen
und die festgelegten Maßnahmen
zeitgerecht intern und extern kommuniziert werden. Abschließend werden aus
den Erfahrungen der TeilnehmerInnen
Folgerungen für ein Führungssystem
zur Bewältigung außergewöhnlicher
Ereignisse ausgearbeitet.
17. und 18. Juni 2015
Anschluss und Parallelbetrieb
von PV-Anlagen
Seminar, Wien
Im Zuge des verstärkten Ausbaus der
erneuerbaren Energien kommt dem
Thema Anschluss und Parallelbetrieb
von PV-Anlagen eine immer größer
werdende Bedeutung zu. Der erste
Tag beschäftigt sich mit den Inhalten
wie Netzintegration, Power Quality,
Vorschriften für den Netzanschluss,
Anschlussbeurteilung sowie netzstützenden Funktionen von dezentralen
Erzeugungsanlagen. Der zweite Tag
steht ganz im Zeichen der Praxis mit
Demonstrationen und praktischen
Übungen im Labor.
22. Juni 2015
Von Netzrückwirkungen zur EMV
Seminar, Wien
Es kommen neue Herausforderungen auf
die Mitarbeiter der EVU zu – es wird Verständnis zwischen Ursache und Wirkung
im Bereich elektromagnetischer Verträglichkeit benötigt. Das Seminar informiert
darüber, welche grundsätzlichen elektrotechnischen Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen hier dahinter stehen;
letztendlich stellen sich die bekannten
Netzrückwirkungen als ein Teilgebiet
der EMV heraus. Neben einem Überblick
zu den Kopplungsmechanismen werden
auch viele praktische Beispiele zu bereits
beobachteten EMV-Problemen erörtert.
23. bis 24. Juni 2015
29. bis 30. September 2015
Österreichs E-Wirtschaft kompakt
Seminar, Wien
Lernen Sie bei diesem Seminar wirtschaftliche und technische Zusammenhänge der E-Wirtschaft kennen, und
erfahren Sie mehr über die Hintergründe
und die aktuellen Entwicklungen in den
Bereichen Erzeugung, Netze, Handel
& Vertrieb und Recht. Darüber hinaus
erhalten Sie Einblicke in die energiewirtschaftlichen Mechanismen der
EU und die wichtigsten technischen
Regelwerke von Österreichs Energie.
Eine Exkursion zur AustrianPower Grid
Control rundet das Angebot ab.
15. und 16. September 2015
Fortbildungsseminar für Brandschutzbeauftragte und Brandschutzwarte
Seminar, Linz
Entsprechend der Technischen Richtlinie für vorbeugenden Brandschutz
– TRVB O 117 – ist für Brandschutzbeauftragte innerhalb von 5 Jahren ein
Fortbildungsseminar zu besuchen, um
die Verlängerung der Gültigkeit des
Brandschutzpasses um darauf folgende 5 Jahre zu erlangen und aktuelle Informationen über Neuerungen
auf dem Gebiet des Brandschutzes zu
erhalten. Für Brandschutzwarte wird
ein Fortbildungsseminar empfohlen (die
VERANSTALTUNGEN
Fortbildung von Brandschutzwarten
hat innerhalb von 5 Jahren zumindest
innerbetrieblich durch den Brandschutzbeauftragten zu erfolgen).
16. September 2015
Erst- und wiederkehrende Überprüfung
elektrischer Anlagen und elektrischer
Betriebsmittel im EVU
Seminar, Wien
Es ist als positive Entwicklung anzusehen, dass elektrische Anlagen und
Betriebsmittel wiederkehrenden
Überprüfungen unterliegen. Önormen,
Arbeitnehmerschutzgesetz und andere
Vorschriften zählen zu den Herausforderungen für Energieunternehmen.
Das Seminar gibt einen Überblick zu
den wichtigsten Bestimmungen und
Normen in diesem Bereich, und Sie
erhalten darüber hinaus auch Hinweise
zur praktischen Durchführung und der
Organisation von Prüfabläufen.
23. September 2015
Elektrische Energietechnik
für NichttechnikerInnen
Seminar, Wien
Dieses Seminar vertieft Ihr Grundverständnis der wirtschaftlich-technischen Zusammenhänge im elektrischen
Energiesystem. Ausgehend von den
angegebenen Inhalten und unter Berücksichtigung Ihrer Interessenfelder soll
sich ein praxisorientierter Seminartag
entwickeln. Ziel ist es, die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen
Ihnen und den TechnikerInnen in Ihrem
Unternehmen effizienter zu gestalten.
6. bis 8. Oktober 2015
Brandschutz in Elektrizitätsunternehmen
Seminar, Lebring
Diese Basisausbildung ermöglicht Ihnen,
einen Brandschutzpass zu erlangen, und
wendet sich damit an jene Mitarbeiter in
Elektrizitätsunternehmen bzw. Mehrspartenunternehmen, die als Brandschutzbeauftragte tätig sind oder als solche
eingesetzt werden sollen, sowie an Mitarbeiter projektierender Abteilungen, die
mit Aufgaben des Brandschutzes befasst
sind. Auch Brandschutzwarte können
diese umfassende Ausbildung besuchen.
20. Oktober 2015
TAEV – Technische Anschlussbedingungen für den Anschluss an öffentliche
Versorgungsnetze
Seminar, Salzburg
Informieren Sie sich aus erster Hand
über die aktuellen und wichtigsten
Aspekte zu den technischen Festlegungen der Netzbetreiber über die
Ausführungen des Hausanschlusses
und die technischen Bedingungen des
Anschlusses an das öffentliche Netz.
Erhalten Sie darüber hinaus einen kompakten Überblick über die geltenden
Errichtungsbestimmungen für elektrische Niederspannungsanlagen.
03. bis 05. November 2015
Grundlagenseminar Netzrückwirkungen
Seminar, Salzburg
Bei diesem Grundlagenseminar
63
erhalten Sie eine Übersicht über die
Arten von Netzrückwirkungen sowie
eine Einführung in die elektrotechnischen Grundlagen der Entstehung von
Oberschwingungen und deren Auswirkungen. Auch das Thema Messtechnik
bildet einen praktischen Schwerpunkt
des Seminars. Am 3. Tag (Workshop
Messtechnik) werden einerseits Grundlagen behandelt, andererseits besteht
für die Teilnehmer auch die Möglichkeit,
selbstständig Messaufgaben zu wählen.
Weitere Termine, Information und Anmeldung:
Oesterreichs Energie Akademie,
Brahmsplatz 3, 1040 Wien
Tel.: +43 1/501 98-304,
Fax: +43 1/501 98-902
E-Mail: [email protected],
www.akademie.oesterreichsenergie.at
Weitere
Branchentermine:
15. bis 17. Juni 2015
Prozess- und Datenmanagement in der
Energiesteuerung
Fachtagung, Berlin
marcus evans Germany Ltd, Unter den
Linden 21, 10117 Berlin
Tel.: + 49 30 89061-283,
Fax: + 49 30 89061-434
E-Mail: [email protected],
Internet: www.marcusevansde.com
Impressum
Herausgeber und Medieninhaber: Österreichs E-Wirtschaft, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien, Telefon: +43 1/501 98-0, Telefax: +43 1/505 12 18, E-Mail: [email protected], Internet:
www.oesterreichsenergie.at Redaktion: Ernst Brandstetter, Chefredakteur; Monika Bachhofer, Chefin vom Dienst Verleger: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, Hainburger
Straße 33, 1030 Wien, Telefon: +43 1/514 14-0, Telefax: +43 1/514 14-405 Anzeigen: Peter Syrch, DW 332, [email protected]; Elisabeth Samadinger-Regner, DW 281, elisabeth.
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