„Heilbäder können medizinische Grundversorgung sicherstellen.“

www.heilbaeder-bw.de · Ausgabe 01 / 2016
POLITIK
Im Bäderland Baden-Württemberg
AKTUELLES
Forderung:
Vorsorge soll Pflichtleistung werden
Gesundheit 4.0:
Neue Wege
für Heilbäder
POLITIK
Neuer HBV-Präsident Fritz Link im Interview:
Kurorte sind
­beson­dere
­Schutzzonen
Auch als OnlineMagazin unter
www.heilbaeder-bw.de
„Heilbäder ­können
medizinische
­Grundversorgung
­sicherstellen.“
2
/Am Rande
Sehr geehrte Damen und Herren,
in den Heilbädern und Kurorten
schrillen immer mehr die Alarmglocken: Unsere Einrichtungen
haben zusehends Schwierigkeiten,
Badeärzte zu gewinnen. Helfen
könnte, wenn die ambulante
Vorsorgemaßnahme endlich zu
einer Pflicht­leistung in der GKV
werden würde. Deshalb brauchen
wir eine aktive Landesregierung,
die diese Forderung im Bundesrat
platziert.
Das neue Landesgesundheitsgesetz begrüßen wir ausdrücklich. Aber Prävention darf im Land nicht ohne die Heilbäder
und Kurorte stattfinden. Deshalb müssen wir Mitglied im neu
zu schaffenden Landesausschuss für Gesundheitsförderung
und Prävention werden.
Ein weiteres Problem: fehlende Ärzte im ländlichen Raum.
Viele, vor allem ältere Menschen müssen oft unzählige
­Kilometer zum nächsten Arzt zurücklegen. Dieser Zustand ist
einer modernen Gesundheitsinfrastruktur unwürdig, wo doch
eigentlich ausreichend Mediziner zur Verfügung stehen.
Deshalb braucht es die Heilbäder und Kurorte als Gesundheitskompetenzzentren mehr denn je – vor allem im ländlichen
Raum. Die Heilbäder und Kurorte sind sehr gut aufgestellt, und
zwar nicht nur im Gesundheitstourismus, sondern insbeson­dere
auch in einer breiten medizinischen Versorgung. Deshalb wollen
wir 2016 unseren Blick verstärkt auf den Ausbau der Kliniken in
den Heilbädern und Kurorten zu Ambulanzen, die die häusliche
Versorgung bzw. Notfallversorgung im ländlichen Raum
sicherstellen können, richten.
INHALT
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Fritz Link
Präsident des Heilbäderverbandes
Baden-Württemberg e. V.
Gastgeber für den Bädertag 2015
war Bad Mergentheim.
TITEL
„Gesundheitsleuchttürme
im ländlichen Raum“
3
POLITIK
Perspektiven für das Bäderland Nr. 1
5
Mehr Anerkennung für den
Wirtschaftsfaktor Kurort
7
Wirtschaftsfaktor Kurort
8
Ambulanzen für Allgemeinund Notfallmedizin
Es droht Prädikats-Verlust
9
10
Heilbäder und Kurorte in den Landesausschuss
für Gesundheitsförderung und Prävention 12
Bundesweite Begriffsbestimmungen
unverzichtbar 12
Nachhaltige Prävention mit ambulanter
Kur möglich 13
AKTUELLES
Förderfähig: Bis zu 50 Prozent
der Gesamtkosten
14
Nachhaltige Weiterentwicklung
der Stadt
15
Bädertag in Bad Mergentheim wählt Fritz Link zum neuen Präsidenten
„Unsere Stärken wieder erlebbar machen“
16
Gesundheit 4.0 verändert das
Gesundheitssystem
17
„Gesundheitsleuchttürme im
­ländlichen Raum“
TERMINE
19
Die Digitalisierung greift auch sukzessive in der Gesundheitsbranche. Deshalb stellen wir uns aktiv dem Zukunftsthema
„Gesundheit 4.0“. Welche Chancen bietet die Digitalisierung für
unsere Angebote und Therapiemöglichkeiten? In den ­Antworten
sehen wir unsere neuen Herausforderungen für die nächsten
Jahre – es bleibt spannend.
/ Politik 3
Fritz Link (53), Bürgermeister von Königsfeld im Schwarzwald, ist neuer Präsident des
Heilbäderverbandes Baden-Württemberg. Er folgt auf Prof. Dr. Ekkehart Meroth (58),
früherer Bürgermeister von Bad Krozingen. Meroth wurde zum neuen Ehrenpräsidenten des Verbandes ernannt.
I
n seiner Antrittsrede erklärte Link: „Auch
wenn in den kommenden Jahren einige
Herausforderungen zu meistern sind,
­haben wir als Heilbäder und Kurorte die
­idealen Voraussetzungen für Menschen, die
entweder etwas für den präventiven Erhalt
oder für die rehabilitative Wiederherstellung
ihrer Gesundheit tun wollen.“ Als Zielsetzungen nannte Link, wieder mehr Badeärzte für
die Kurorte gewinnen zu können, die Heil­
bäder und Kurorte als ambulante Vorsorgezentren auszubauen, eine jüngere Zielgruppe
4
/Politik
/ Politik 5
als Besucher der Heilbäder und Kurorte anzulocken sowie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum durch die Heilbäder und
Kurorte gewährleisten zu können. „Mein Ziel ist es, die Heilbäder
und Kurorte zu Gesundheits­leuchttürmen im ländlichen Raum zu
machen.“ Zugleich setzt Link, der bereits seit 1999 dem Vorstand
des Heilbäderverbandes ­Baden-Württemberg angehört, auf eine
­s tarke Vernetzung mit ­L eistungserbringern und der Politik. Der
Heilbäderverband Baden-Württemberg habe mit allen Beteiligten
den richtigen Weg beschritten. Nun gelte es, zusammen mit den
handelnden Akteuren und der Politik, ­verbindliche Konzepte zu
entwickeln und zu ­beschließen, die ­letztlich wiederum der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum z­ ugute kämen.
Den Dank der Landesregierung an den alten und den neuen Präsidenten überbrachte Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum
und Verbraucherschutz. Prof. Dr. Ekkehart Meroth habe das Amt
mit großem Engagement ­ausgeübt. Ohne dessen Tun wären dem
Heilbäderverband Baden-Württemberg viele erfolgreiche Meilensteine verwehrt geblieben, meinte Bonde und sagte: „Der ­ehemalige
­Präsident wie auch der gesamte Verband waren und sind stets
­geschätzte Gesprächspartner der Landesregierung.“
Das neue Präsidium des Heilbäderver­bandes
von ­Baden-Württemberg
Für vier Jahre neu gewählter Präsident ist Fritz Link, Bürgermeister von
­Königsfeld im Schwarzwald. Ihm zur Seite stehen die drei Vizepräsidenten Walter Klumpp, Bürgermeister von Bad ­Dürrheim, Katrin ­Löbbecke,
­Kurdirektorin von Bad Mergentheim, und Peter Diesch, Bürgermeister von
Bad Buchau.
In den Vorstand des Verbandes wurden gewählt:
• Klaus Mack, Bürgermeister von Bad Wildbad
• Klaus Detlev Huge, Bürgermeister von Bad Schönborn
• Dr. Christoph Hoffmann, Bürgermeister von Bad Bellingen
• Alexander Guhl, Bürgermeister von Bad Säckingen
• Brigitte Goertz-Meissner, Baden-Baden
• Katrin Löbbecke, Bad Mergentheim
• Roland Bürkle, Bürgermeister von Bad Wurzach
• Peter Blank, Bad Waldsee
• Eva-Maria Rühle, Bad Urach
Bädertag in Bad Mergentheim sieht optimale Rahmenbedingungen für das Land
Perspektiven für das
Bäderland Nr. 1
• Dr. med. Harro Böckmann, Bad Krozingen
• Dr. med. Johannes Naumann, Bad Krozingen
• Thorsten Rudolph, Hochschwarzwald Tourismus GmbH
• Michael Skorzak, Bad Ditzenbach
Als Rechnungsprüfer wurden Frank Rieg aus Bad Wildbad und Josef Oehler
aus Bad Rippoldsau-Schapbach für weitere vier Jahre bestätigt.
Links oben: Fritz Link (rechts) wurde beim Bädertag des Heilbäderverbandes
Baden-­Württemberg in Bad Mergentheim zum Nachfolger von Prof. Dr. Ekkehart
Meroth (links) gewählt. Mit im Bild: Minister für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Alexander Bonde (2. v. l.) und Katrin Löbbecke, Kurdirektorin
von Bad Mergentheim und neue Vizepräsidentin des Verbandes.
Links unten: Einstimmige Entscheidung für den neuen Präsidenten Fritz Link.
Wie kann man den Aufenthalten in Heilbädern und Kurorten als wichtige Maßnahme
zur Gesundheitsprävention wieder mehr Bedeutung zukommen lassen? Wie können wieder mehr Badeärzte für die Heilbäder und Kurorte gewonnen werden? Anworten auf
diese Fragen gab es beim baden-württembergischen Bädertag vom 12. bis 13. ­November
2015 in Bad Mergentheim.
„W
ir können im L and einen
­Zuwachs der Übernachtungszahlen von 3,9 Prozent verzeichnen. Die Heilbäder und Kurorte haben
um 1,5 Prozent zugelegt“, so Alexander
­Bonde, Minister für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz. Die aktuellen Übernachtungszahlen aus den Monaten Januar bis
September würden die hohe Qualität der
Heilbäder und Kurorte unter Beweis stellen,
an der man weiter festhalten müsse.
Das Land hatte mit einer umfassenden ­Studie
für optimale Rahmenbedingungen gesorgt,
um die Wachstumspotenziale in den Heil­
bädern und Kurorten zu identifizieren. Die
Ergebnisse dieser Studie präsentierte Jan
Kobernuß vom Institut für Tourismus- und
Freizeitforschung (ift) in Köln und gab den
Vertretern der Heilbäder und Kurorte 52
Hand­lungsempfehlungen mit auf den Weg.
Konkrete Ansatzpunkte waren beispiels­weise
der Ausbau medizinischer Kompetenzen, die
Rund 60 Abgesandte der Heilbäder und ­Kurorte
sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und­
Wissenschaft informierten sich über Möglichkeiten,
das Bäderland Nr. 1 voranzubringen.
6
/Politik
Ausweitung örtlicher Angebote sowie der
abendlichen Öffnungszeiten im lokalen
­Einzelhandel, die Nachbetreuung von Klinikpatienten mit gleichzeitiger Bindung an den
Ort oder neue attraktive Anlagenkonzepte inklusive kommunikationsfördernder
­M odule in Kurparks. „Diese Handlungs­
empfehlungen sind Perspektiven für die
Leistungserbringer vor Ort, um unseren
­Status als Bäderland Nr. 1 in Deutschland
zu untermauern.“
Auch Prof. Dr. Bernd Eisenstein von der
FH Westküste in Heide sieht die Zukunft
der Heilbäder und Kurorte zuversicht­lich: ­D emografischer Wandel, Wertewandel, medizinischer Fortschritt, steigendes
Gesundheitsbewusstsein – all das seien
gesellschaftliche Entwicklungen, die das
Ansehen der Heilbäder und Kurorte begünstigen. Auch die Tendenz, dass alles immer
kürzer und schneller gehen müsse, sei für
die Heilbäder und Kurorte eine Chance.
So führe dieser Trend zwar zu kürzeren
­Auf­enthalten in Heilbädern und Kurorten,
erhöhe aber auch das Bedürfnis nach Entspannung und Ruhe. Und genau das bieten
die Heilbäder und Kurorte: eine Oase der
Ruhe und ­Er­h olung. „Der Markt für Ge­
sundheitstourismus ist da und erfreulicherweise werden Baden-Württemberg hohe
Kompetenzen im Gesundheitstourismus
zugeschrieben“, so ­Eisenstein. Grundlage
für seine Prog­n osen sind umfangreiche
­ arktforschungsdaten, die seit 2009 jährM
lich ­erhoben ­werden.
Spannende Erkenntnisse kamen auch aus
einer Studie von der InternetmarketingAgentur Enzian aus Bad Wörishofen: Demnach greifen knapp 65 Prozent der deutschen
Internetnutzer bei Gesundheitsfragen aufs
Internet zurück. 53 Prozent der Internet­
nutzer über 60 nutzen das Internet, um
­M ediziner zu finden, und 73 Prozent der
unter 30-Jährigen recherchieren im Internet,
um wichtige Vorab-Informationen über
einen Arzt zu erfahren. Enzian empfiehlt
den ­Heilbädern und Kurorten, sich im Netz
noch aktiver zu vermarkten und Such­
maschinenoptimierung zu betreiben. Ein
erster ­L ösungsvorschlag: „Medizian“, der
eigens entwickelte Gesundheitsfinder.
Hier können sich Ärzte und Kliniken regi­s­
trieren, um in Suchmaschinen noch besser
gefunden zu werden.
Links: Jan Kobernuß hatte
52 Handlungsempfehlungen
zur ­Fortentwicklung der
­Heilbäder und Kurorte im
Gepäck.
Rechts: Fred-Jürgen Stradinger,
Referatsleiter für Tourismus
im Ministerium für Ländlichen
Raum und Verbraucherschutz
Baden-Württemberg, begrüßt
den Tatendrang der Heilbäder
und Kurorte.
Unten: Abendliche Öffnungszeiten für den Einzelhandel, um
tagsüber eingespannte Klinik­
gäste zu erreichen – nur eine
der 52 vorgestellen Handlungs­
empfehlungen des ift Köln.
Fritz Link: „Koalitionsvertrag noch nicht abgearbeitet“
Mehr Anerkennung für den
Wirtschaftsfaktor Kurort
Im März wird in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt. Höchste Zeit für eine
Regierungsbilanz aus gesundheitspolitischem Blickwinkel. Fritz Link, seit November
2015 Präsident des HBV, bilanziert, welche Pläne die Landesregierung umgesetzt hat
und was aus Sicht der Heilbäder und Kurorte dringend angegangen werden muss.
Gesundheit!: Prävention und Gesundheitsförderung sind gesundheitspolitische
Schwerpunkte des 2011 geschlossenen
Ko ali ti o n s ve r tr age s d e r gr ün - r o te n
­L andesregierung. Was hat sich in dieser
Hinsicht in den vergangenen fünf Jahren
aus Sicht des HBV verändert?
Fritz Link: Auf der einen Seite wurden e
­ inige
gute Ansätze entwickelt, beispielsweise
durch die Bundesratsinitiative und Verabschiedung des Präventionsgesetzes. Ambulante Kuren sind wissenschaftlich erwiesen
ein zentraler Baustein für die gesundheit­
liche Prävention. Doch bei niedergelassenen
Ärzten und Krankenkassen scheint diese
Tatsache nicht angekommen zu sein. Denn
die Zahl der verschriebenen Kuren ist in den
vergangenen 30 Jahren um mehr als 90
­Prozent gesunken! Die ambulante Vorsorgeleistung muss mehr Gewicht bekommen,
beispielsweise, indem sie zu einer Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung wird. An diesem Punkt sind die hehren
Ziele im Koalitionsvertrag noch nicht ab­
gearbeitet. Wir fordern insoweit eine
­Bundesratsinitiative des Landes!
Gesundheit!: Gibt es neben der Förderung
ambulanter Kuren weitere Punkte, die die
Arbeit des HBV betreffen?
Fritz Link: Selbstverständlich. Gerade in der
Sicherstellung einer flächendeckenden
­medizinischen Grundversorgung und der
Notfallmedizin können die Heilbäder und
Kurorte einen wichtigen Beitrag leisten.
Denn wir haben in Baden-Württemberg 56
vorwiegend im ländlichen Raum gelegene
Orte, die mit ihren Einrichtungen eine hervorragende Basis für die Einrichtung von
ärztlichen Praxen, etwa in den bestehenden Kliniken, bieten. Für das Land und die
primär zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen wäre es auch finanziell attraktiv,
hier mit den Mitgliedern des HBV zu­
sammenzuarbeiten, da ja Grundstrukturen
und Fachkräfte bereits vorhanden sind.
Dadurch müsste deutlich weniger ­inves­tiert werden als in komplett neue ­Zentren.
­Z udem könnten hierdurch ­w ichtige Arbeitsplätze im ländlichen Raum gesichert
und damit ein wichtiger Beitrag geleistet
­werden, diese Punkte aus dem Koalitions­
vertrag zu erfüllen. Und eines darf man in
diesem Zusammenhang nicht vergessen:
Die Leistungen der Heilbäder und Kurorte
sind ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor – und das eben in tendenziell
strukturschwachen Räumen.
Gesundheit!: Wie hoch ist denn der Umsatz,
den die HBV-Mitglieder jährlich erwirtschaften?
Fritz Link: Laut der Erhebung des dwif in
München ­liegen wir seit Jahren in einem
Bereich von über drei Milliarden Euro und
damit im ­Bereich der Pro7Sat1-Gruppe oder
der Hugo Boss AG.
/Politik 7
8
/Politik
/Politik 9
Zahlen – Daten – Fakten
Kliniken in Heilbädern und Kurorten
Wirtschaftsfaktor Kurort
Jahresumsatz Heilbäder und Kurorte in
Baden-Württemberg 2015:
Durchschnittsverdienste pro Jahr 2015:
Ambulanzen für Allgemeinund Notfallmedizin
Vergleich verordneter Badekuren
1990 / 2014:
> 3.000.000.000 Euro
Anzahl berufstätiger Ärzte 2014:
365.200 (BW 48.699)
Gegenüber Vorjahr: +0,98 % (BW +2,7 %)
(Quelle: Bundesärztekammer und Ärztekammer BW)
Anzahl berufstätiger Balneologen 2014:
1.523 (BW 255)
Gegenüber Vorjahr: –3,4 % (BW –3,4 %)
(Quelle: Bundesärztekammer und Ärztekammer BW)
Bettenauslastung in BW-Heilbädern und
Kurorten (Januar bis September 2015):
47 % (2014 gesamt: 43,3 %)
Ankünfte in BW-Heilbädern und Kurorten
(Januar bis S
­ eptember 2015):
2,34 Mio. (2014 gesamt: 2,93 Mio.)
davon 607.000 ausländische Gäste
8.000 €
Balneologe
116.000 €
264.000 €
Allgemeinarzt Radiologe
Top Ten der Herkunftsländer in BadenWürttemberg 2015:
Ankünfte
1. Schweiz
2. Frankreich
3. Niederlande
4. Belgien
5. UK
6. USA
7. Italien
8. Österreich
9. Luxemburg
10. Russland
Oben: Gerade für ältere
Menschen ist der Arzt vor
Ort wichtig.
BW
Während es junge Ärzte in die Städte zieht, bleiben die älteren Menschen auf dem
Land zurück. Die dortige ärztliche Versorgung wird daher immer schwieriger. Häufig
müssen Patienten viele Kilometer weit zum nächsten Arzt fahren. Die laut dem
­Rettungsdienstgesetz geforderten maximal fünfzehn Minuten bis zum Rettungsort
­können im ländlichen Raum oft nicht eingehalten werden.
> 900.000
L
aut Ärztemonitor 2014 sehen knapp
75 Prozent der befragten Ärzte es als
problematisch an, Nachfolger für sich
zu finden – besonders schwierig ist die
­Nachfolge von Landärzten. Gerade in Zeiten
eines zunehmenden Ärztemangels auf dem
Land bilden Heilbäder und Kurorte nicht
nur ein städtisches Kleinod im ländlichen
Raum und einen willkommenen Ausstieg
aus dem ­l auten großstädtischen Alltag,
­sondern auch die Möglichkeit zur breiten
medizinischen Versorgung.
Top Ten der Herkunftsländer in BadenWürttemberg 2015:
Übernachtungen
1. Schweiz
2. Frankreich
3. Niederlande
4. Belgien
5. Luxemburg
6. Russland
7. UK
8. Österreich
9. Italien
10. USA
Quelle (wenn nicht anders vermerkt): Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
57.831
4.467
1990
Bundesweit
2014
Baden-Württemberg (BW)
„Der gute Ruf und das Ansehen der Heilbäder und Kurorte sind eine Chance für den
ländlichen Raum. Hier darf der Verband in
seinen Bemühungen nicht nachlassen, die
Kliniken in den Heilbädern und Kurorten
auch für die Akut- und Notfallversorgung im
­ländlichen Raum zugänglich zu machen“,
appelliert Arne Mellert, Geschäftsführer des
Heilbä­der­verbandes Baden-Württemberg an
die ­Politik. Heilbäder und Kurorte verfügen
über jahrzehntelange Erfahrungen und
­haben sich aufgrund ihrer Prädikate mit
Natur­heilverfahren, komplexen, individuell
zu­geschnittenen Therapiekonzepten und
­ortstypischen Heilmitteln zu nachweislich
erfolgreichen Gesundheitskompetenzzen­
tren entwickelt. Eine ihrer großen Stärken
liegt darin, regional nahe und dennoch in
ländlichen Erholungsgebieten angesiedelt
zu sein.
Würden die Kliniken in den Heilbädern und
Kurorten zu Ambulanzen für Allgemeinund Notfallmedizin ausgeweitet werden,
könnte auch der Problematik schwindender
Badeärz te entgegengewirk t werden.
„­B ade­ärzte verdienten im Jahr 2014 und
2015 durchschnittlich teilweise nur 8.000
Euro brutto, inklusive Privatkuren. Davon
kann keiner leben“, erklärt Dr. med. Harro
­B öckmann, Vorsitzender des Verbands
Unten: Vor allem für
junge Ärzte ist das
Land als P
­ raxisstandort
­unattraktiv.
­ eutscher Badeärzte e. V. für den Bereich
D
Baden-­Württemberg. Wären die Badeärzte
aber gleichzeitig als Akut- und Notfall­
mediziner in den Klinik­ambulanzen ein­ge­
setzt, würde der Beruf wieder an Attraktivität gewinnen. „Heilbäder und Kurorte
generieren Arbeitsplätze und ­stabilisieren
den ländlichen Raum. Lassen Sie uns Syn­
ergieeffekte von Badeärzten und Ärzten
im ländlichen Raum nutzen und so eine
­m edizinische Versorgung auf dem Land
­sicherstellen“, so Böckmann.
10
/Politik
/Politik 11
Heilbäder und Kurorte als „Gebiete für besondere Nutzungen“
Es droht P
­ rädikats-Verlust
Fracking, Lärm, Stromtrassen – diese Einflüsse gefährden den
Erfolg der höher prädikatisierten Heilbäder und Kurorte im
­Bäderland Nr. 1. Die Heilbäder und Kurorte verfügen über jahrzehntelange Erfahrung und Kompetenz in Heil- und Therapiekonzepten mit ortsgebundenen Heilmitteln des Bodens wie
Moor-Torf und Fango, des Thermal- und Mineralwassers und
des Klimas sowie in den Naturheilverfahren nach Kneipp,
Schroth und Felke. Diese Heilmittel sind per se heilend, lindernd
oder vorbeugend und damit Grundlage und Qualitätssicherung
der Kur. Werden sie durch fremde Eingriffe wie Fracking, Lärm
oder Stromtrassen gestört, droht den Heilbädern und Kurorten
der Verlust ihrer Prädikate.
Boden als Quelle zahlreicher Heilmittel
Ein neues Fracking-Gesetz soll auch in Deutschland den Einsatz von
Fracking neu regulieren. Laut Gesetzesentwurf des Bundes soll
Fracking „in allen sensiblen Gebieten zur Trinkwasserge­
winnung und des Naturschutzes“ verboten werden. Ein Eingriff durch ­Fracking-Verfahren in Heilbädern und Kurorten
mit Thermal-, ­Mineral- oder solehaltigen Heilquellen
kann zu einer ­Schädigung medizinisch-balneologischer
­Wirkstoffe in den Heilwässern führen. Das gefährdet
die Reinheit von natürlichen Mineralwässern. Der
Heilbäderverband Baden-­Württemberg fordert daher
ein ausnahmsloses Verbot von Fracking-Maßnahmen
in prädikatisierten Gebieten.
Stromtrassen gefährden heilende ­Wirkung
Viele Studien weisen darauf hin, dass Strom­trassen
­sta­tische Magnetfeldstrahlen aus­strahlen und die
im menschlichen Organismus fließenden Ströme,
wie z. B. Nervenleitungen, ­störend beeinflussen
­können. Heilklimatische Kur­orte sind Qualitätsgaranten für Infrastruktur, Klima und ­Umwelt.
Das zeichnet das ­Prädikat aus. Die Unwissenheit über gesundheitliche Auswirkungen
­sowie die ­generelle Belastung der Umwelt
und Tierwelt durch Stromtrassen stellen
­einen ­potenziellen Risikofaktor für die
­Genesung der Besucher dar. Der Heil­bä­
der­verband Baden-Württemberg ­fordert
­daher den Verzicht von Stromtrassen in
Klinik­arealen der Heilbäder und Kurorte.
Erholt sein und gesund werden –
ohne Lärm
Zahlreiche Regelungen sorgen dafür, dass die
Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg
als zentrale Gesundheitszentren vor Lärm durch
­Straßen- oder Schienenverkehr geschützt sind.
Nicht geschützt sind Heilbäder und Kurorte
­jedoch vor Lärm durch Flugverkehr. Die Gäste
der Heil­bäder und Kurorte fühlen sich durch
ab- und anfliegende Flugzeuge in ihrer Erholung gestört. Das ­Beispiel Bad Bellingen zeigt,
dass ­Flugrouten über Kurorten und Heilbädern
durchaus variieren und gesteuert w
­ erden können.
Das fordert der ­Heilbäderverband:
Wenn der Erhalt der Heilbäder und Kurorte im Sinne der Begriffsbestimmungen festgelegt ist, dann ­müssen
Heilbäder und Kurorte als „Gebiete für besondere Nutzungen“ im Sinne von § 11 Absatz 3 Ziffer 7 des
­L andesplanungsgesetzes ausgewiesen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass Heilquellen durch
Fracking nicht bedroht werden, dass die nötige Ruhe nicht durch Flug-, Schienenverkehr oder andere
­L ärm­quellen beeinträchtigt und das natürliche Landschaftsbild als Rückzugsraum für Kurgäste nicht durch
Stromtrassen ­zerstört wird.
12
/Politik
/Politik 13
Landesgesundheitsgesetz (LGG)
Heilbäder und K
­ urorte in den ­Landesausschuss
für ­Gesundheitsförderung und Prävention
Ende Dezember 2015 wurde im Landtag von Baden-Württemberg
das neue Landesgesundheitsgesetz (LGG) beschlossen. Damit
­beschreitet das Land den Weg einer syste­ma­tischen Verzahnung
und Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen. Gesundheitsförderung und Prävention stehen damit gleichberechtigt
­neben medizinischer V
­ ersorgung sowie Pflege.
F
Badekuren – sinnvolle Sparmaßnahmen
Nachhaltige Prävention mit
­ambulanter Kur möglich
ür die Belange der „Gesundheits­förderung und Prä­vention“
wird ­fortan ein neu geschaffener Landesausschuss zu­ständig
sein. Dieser sekto­renübergreifende Landesausschuss kann
­Empfehlungen zur gesundheitlichen Versorgung und Entwicklung
medizinischer Versorgungsstrukturen und insbesondere zu sektorenübergreifenden Versorgungsfragen abgeben.
Das fordert der
­Heilbäderverband:
Das fordert der
­Heilbäderverband:
Auch Kurorte sind Teil eines
vernetzten Gesundheitswesens.
Die
Heilbäder und Kurorte stehen gleichermaßen für
Primär- wie Sekundär- und Tertiärprävention.
Als wesentlicher Leistungserbringer in Sachen
§ 8 ­Ziffer 13 „medizinisch-therapeutische Berufe /
Heilmittelerbringer“ abgedeckt bzw. über eine
­zusätzliche Berufung möglich.
Kurortegesetz
Im Interesse bundesweit geltender Qualitäts­
standards für die Zuerkennung von ­Prädikaten,
die aus Verbrauchersicht ­un­verzichtbar sind,
Fortbestand des Interdisziplinären Behandlungs- und Forschungszentrums Balneologie
Ausbildung stattfindet), sondern für den Fort-
Prävention werden. Dies ist im Gesetzestext über
rungspräsidien hat sich in der Praxis bewährt.
Der Mehrwert von Kuren muss auf
allen Ebenen wieder stärker in den
Vordergrund rücken.
an der Universität Freiburg (weil dort deren
Landesausschuss für Gesundheitsförderung und
ändern. Die regionale Zuständigkeit der Regie-
Bundesweite
­Begriffs­­be­stimmungen
­unverzichtbar
Die Behandlungszahlen der Kurärzte sind seit Jahren stark rückläufig. Für Arne Mellert ist
daher klar: „Die ambulante Kur muss auf allen Ebenen als Vorsorgemaßnahme wieder
stärker in den Fokus rücken.“ Darin sieht der Geschäftsführer des Heilbäder­verbands
­Baden-Württemberg den Schlüssel dafür, dass diese Präventionsmaßnahme von den
Krankenkassen wieder häufiger verordnet wird.
bestand der Heilbäder und Kurorte ­ingesamt.
V
Rehabilitationskliniken in Zusammenarbeit
oraussetzung für eine Kehrtwende
sei aber, dass die Krankenkassen
entsprechende Angebote ausschreiben. „Denn wenn der Patient alle
Kosten selbst tragen muss, wird er eher
preisgünstige ­Angebote im häuslichen Umfeld ­w ählen, deren Präventionscharakter
Ex­p erten aber kritisch sehen. Eine ambulante quali­t äts­g esicherte Kur mit ent­
sprechender ärzt­licher Begleitung ist als
Vorsorgemaßnahme wertvoller, als nach
Badeärzte ohne Zukunft?
plädiert der HBV mit Nachdruck für eine
­stärkere Verweisungstechnik auf die „Begriffsbestimmungen“ des ­Deutschen Heilbäderverbandes sowie des Deutschen Tourismusverbandes, wie sie in anderen Kurortegesetzen bereits
praktiziert wird (z. B. Hessen).
Das Land Baden-Württemberg hat im
Rahmen des „Gutachtens zur Fortentwick­
lung des Heilbäder- und Kurorte­wesens in
Baden-Württemberg“ eine ­umfang­reiche
Datenanalyse erhoben und von den Gutachtern einen Katalog an Maßnahmeempfehlungen für Handlungsfelder und
Projekte erhalten. Die zentrale Empfehlung des Gutachtens zum Kurortegesetz
Baden-­Württemberg, dieses als gesetz­
liche Grundlage der staatlichen Aner­
kennung beizubehalten und lediglich
über redaktionelle ­Anpassungen und
Badearztnachwuchses
HBV mit Blick auf die Entwicklung diesbezüglicher
­entsprechender Empfehlungen Mitglied im neuen
Am Prädikatisierungsverfahren darf sich nichts
des
­Ge­sundheitsförderung und Prävention muss der
landesweiter Strategien und Programme sowie
Das fordert der
­Heilbäderverband:
Sicherung
ist ein elementarer Pfeiler nicht nur für den
Bereinigun­gen „schlanker“ zu machen,
teilt der Heilbäderverband.­
U
m den Fortbestand des Heilbäderund Kurortewesens im Bäderland
Nr. 1 sicherzustellen, dient das Gutachten als Leitfaden und Richtschnur. Der
HBV und seine Mitglieder haben sich an der
Erstellung des Gutachtens aktiv beteiligt und
begrüßen außerordentlich die darin vor­
geschlagenen Maßnahmen zur Festigung
und zum Ausbau der Marktposition der
­Heilbäder und Kurorte im Land.
Badeärzte, die jünger sind als 50 Jahre, sind in
Baden-Württemberg eine Sel­tenheit.
9
141
Von den 150 Badeärzten sind nur neun j­ ünger
der Arbeit schnell noch beim Psycho­the­
rapeuten ­v orbeizurennen“, sagt Walter
­S cheller, ­Vor­sitzender des Verbandes der
Ersatz­kassen (Vdek) Baden-­Württemberg.
100
1/3 aller Badeärzte geht in den nächsten
­Jahren in den Ruhestand.
(Quelle: Heilbäderverband Baden-Württemberg)
über den Bundesrat darauf hinwirken, dass
ambulante Vorsorgeleis­tungen GKV-Pflichtleistungen werden und ambulante Praxen in
mit der Kassenärztlichen Vereinigung eingerichtet werden können. Auf diese Weise wird
nicht nur der Fortbestand der Heilbäder und
Kurorte, sondern gleichermaßen eine vorbildlich medizinische Versorgung im ländlichen
Gerade bei Zivilisationskrankheiten wie
Burn-out oder Bewegungsarmut ist der
­Kuraufenthalt abseits der Heimat nach­
haltiger als Therapietermine, zu denen man
einmal in der Woche in der Mittagspause
oder nach Feierabend hetzt. Ärzte können
mit einer gezielt verordneten Kur dazu
­b eitragen, den Kostendruck vom Gesundheitssystem zu nehmen, wenn sie ambu­lante Kuren verschreiben. Und genau hier
setzt Sigrid ­Ayasse von der Kurärztlichen
Verwaltungsstelle der Kassenärztlichen
­Vereinigung Westfalen-Lippe an: „Wir
­müssen den ­Mehrwert der ambulanten Kur
für ­Patienten und Ärzte vermitteln.“
als 50 Jahre.
50
Die künftige Landesregierung ­sollte deshalb
Gezielte Kommunikationsmaßnahmen
­können helfen, dass diese Vorsorgemaß­
nahme wieder häufiger verordnet wird.
Denn die Kassen stehen ambulanten
Kuren ­p rin­z ipiell of fen gegenüber. Sie
­w erden dort zwar selten prominent be­
worben, aber auf An­frage gibt es gute und
Raum sichergestellt. Und mit dieser kann
Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle darin
einnehmen, wie der demografische Wandel
aktiv b
­ ewältigt werden kann.
aus­führliche ­Informationen über Badeku­ren
als Vorsorgemaß­nahme.
Nahezu alle Kassen bezuschussen zudem
die Kosten der medizinisch notwendigen
­B ehandlungen zumeist recht umfassend.
­Unterschiede gibt es bei der Übernahme
von Unterkunft, Verpflegung oder Kurtaxe.
Mal müssen Patienten hier ihre Kosten
selbst tragen (Barmer GEK), mal werden
wie bei der AOK Baden-Württemberg, der
IKK Classic, der KKH die Kosten mit bis zu
13 Euro täglich ersetzt – teilweise bis zu
einer maximalen Aufenthaltsdauer. Die
TK zahlt erst ab 14 Tagen Kuraufenthalt
eine Pauschale von 100 Euro.
14
/Aktuelles
/Aktuelles 15
Tobias Liedloff vom Ministerium für Ländlichen Raum und
­Verbraucherschutz über das Tourismusinfrastrukturprogramm
Förderfähig:
Bis zu 50 Prozent der
Gesamtkosten
Gesundheit!: Inwiefern können Kommunen in Baden-Württemberg Fördergelder für die
Umsetzung von Tourismusinfrastrukturvorhaben beantragen?
Tobias Liedloff: Es besteht eine Reihe von Förderprogrammen, aus denen kommunale
Vorhaben gefördert werden können und die einen touristischen Bezug haben. Das zen­
trale Fachförderprogramm für die Bezuschussung von Tourismusinfrastrukturvor­haben
ist das Tourismusinfrastrukturprogramm.
Gesundheit!: Welche Vorhaben können hieraus gefördert werden?
Tobias Liedloff: Das Tourismusinfrastrukturprogramm kann grundsätzlich für die
­Förderung von kommunalen Tourismusinfrastrukturvorhaben wie z. B. die Errichtung,
­Sanierung oder die Modernisierung öffentlicher Tourismusinfrastruktureinrichtungen
herangezogen werden. Darüber hinaus sind investive Maßnahmen wie etwa Beschil­­
derungen an touristischen Rad- und Wanderwegen förderfähig. Grundvoraussetzung
für eine ­Förderung ist, neben der kommunalen Trägerschaft, ein stichhaltiger Nachweis
­einer überwiegend touristischen Nutzung des beantragten Vorhabens bzw. der
­jeweiligen Einrichtung.
Gesundheit!: Wer kann gefördert werden?
Tobias Liedloff: Gefördert werden können Kommunen, Gemeindeverbände und – im
Rahmen von Kooperationsvorhaben – auch Landkreise. Darüber hinaus sind Unternehmen mit überwiegend öffentlichen Tourismusaufgaben antragsberechtigt, an denen
Kommunen und/oder Landkreise mit mindestens 50 Prozent beteiligt sind.
Tourismusinfrastrukturförderung in Bad Herrenalb
Nachhaltige Weiterentwicklung der Stadt
Gesundheit!: Wie hoch ist der mögliche Fördersatz?
Tobias Liedloff: Es gibt – in Abhängigkeit von Antragsteller und dem beantragten Vorhaben – variierende Fördersätze. Für Gemeinden oder Gemeindeteile, die nach dem
Kurortegesetz prädikatisiert sind, sowie bei interkommunalen Kooperations­projekten,
an denen mindestens eine prädikatisierte Kommune beteiligt ist, kann der Fördersatz
grundsätzlich bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten betragen.
Gesundheit!: Was gibt es hinsichtlich der Antragstellung zu beachten?
Tobias Liedloff: Wichtig ist, dass die potenziellen Antragsteller möglichst frühzeitig die
einzelnen Maßnahmen mit dem jeweils zuständigen Regierungspräsidium besprechen.
Die Regierungspräsidien können zum einen Auskunft erteilen, ob die beabsichtigte
Maßnahme im Tourismusinfrastrukturprogramm förderfähig ist oder ob womöglich
­alternative Fördermöglichkeiten in anderen Programmen bestehen. Darüber hinaus
­unterstützen die Regierungspräsidien auch bei der konkreten Antragsausarbeitung.
Selbstverständlich stehe auch ich gerne als Ansprechpartner in Sachen Tourismusförderung zur Verfügung.
E
Oben: Ein dauerhaft aufgewertetes Stadtbild
lädt zum Erleben und Flanieren ein – auch nach
der Gartenschau 2017.
Unten: Durch zahlreiche Baumaßnahmen wird
Bad Herrenalb nachhaltig aufgewertet. Der
Umbau des Kurparks und des Kurhausvorplatzes
läuft derzeit.
in neu gestalteter Rathausplatz, die
Renaturierung der Alb, einladende
­Sitzstufen am Wasser, naturnahe Uferwiesen, der aufgewertete Kurpark mit
­einheitlich gestalteter und breiterer Kur­
promenade – durch zahlreiche bauliche
­Maßnahmen wird die Stadt im Rahmen der
vom 13. Mai bis 10. September 2017 stattfindenden Gartenschau nachhaltig aufgewertet. Unter dem Motto „Blütentraum und
Schwarzwaldflair“ ist die Gartenschau die
einmalige Chance, eine moderne Stadtentwicklung auf den Weg zu bringen und neue
attraktive Lebensräume zu gestalten. Für die
gesamten Baumaßnahmen werden rund
zehn Millionen Euro reine Netto-Baukosten
investiert, die durchschnittlich zu 60 Prozent
mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg
gefördert werden.
Die Erneuerung der Infrastruktur im Herzen
des Schwarzwaldortes setzt dauerhafte
­Akzente und generiert einen fortwährend
hohen Aufenthaltswert für Bürger und G
­ äste
des Kurorts Bad Herrenalb. Während der
Gartenschau werden viele Tausende Be­
sucher die Vorzüge der Stadt genießen. Sie
werden erleben, dass Bad Herrenalb als
­Tourismusdestination und Schwarzwald­
kurort mit hoher Lebensqualität viel zu
­bieten hat.
16
/Aktuelles
/Aktuelles 17
Der Spatenstich als Symbol
für eine erfolgreiche
­touristische S­tandortpolitik
bei ­gleichzeitiger
­Wirtschaftsförderung von
Bad Schönborn.
Oben: Telemedizin wird in Zukunft manchen
Gang zum Arzt ersetzen.
Unten: Smartwatches und -phones leisten einen
Beitrag zur gesundheitlichen Prävention.
Bürgermeister Klaus Detlev Huge über die Kurparkerneuerung in Bad Schönborn
„Unsere Stärken wieder ­erlebbar machen“
Gesundheit!: Der „Sole-Aktiv-Park“ wird mit knapp 500.000 Euro vom Ministerium für
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gefördert. Was kann man sich unter der
­Tourismusinfrastrukturmaßnahme vorstellen?
Huge: Mit der Revitalisierung des Kurparks in Bad Schönborn und dem Ausbau kleiner
Themenwelten wollen wir unsere drei Kernkompetenzen „Sole“, „Heilwasser“,
„­B e­wegung“ wieder erlebbar machen. So sollen verstärkt gesundheitsbewusste
­Kurzurlauber jeden Alters angesprochen werden. Denn: Wer gesunde Bewegung und
nachhaltige Erholung auf kurzem Weg erleben will, der ist bei uns richtig.
Gesundheit!: Welche Bedeutung hat dieses Projekt für die Stadtentwicklung von Bad
Schönborn?
Huge: Die Maßnahme ist ein sehr bedeut­sames Schlüsselprojekt für die langfristige
Positionierung unseres Kurorts und zugleich eine kommunale Unterstützung für das
­Thermarium und die Kliniken. Diese beiden Bereiche zusammen sind schon heute der
stärkste Arbeitgeber in Bad Schönborn. Von daher ist das Projekt nicht nur als touris­
ti­sche Standortpolitik, sondern auch als W
­ irtschaftsförderung zu sehen.
Vernetzung ist gefragt
Im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics GmbH wurden im Mai 2015 ­europaweit
6.000 Haushalte nach ihrer Einstellung zu
Fitness-Trackern, Pulsmessern, Smartwatches
oder anderen vernetzten Gesundheitsgeräten
Big Data für mehr Patientensicherheit
Gesundheit 4.0 verändert
das Gesundheitssystem
­befragt.
50 %
stehen vernetzten Gesundheits-
produkten positiv gegenüber.
67 %
erwägen eine Anschaffung aus
Präventionsmotiven.
20 %
planen die Beschaffung eines
entsprechenden Gerätes.
31 %
der Befragten mit Kaufabsicht
Gesundheit!: Bad Schönborn ist mit über 300.000 Übernachtungen bereits der Ge­
sundheitsstandort Nr. 1 im Landkreis ­Karlsruhe und der Metropolregion Rhein-Neckar.
Was m
­ öchten Sie zukünftig noch besser machen?
Huge: Unsere Stärken sind recht klar profiliert: Thermarium und Reha-Kliniken. Aber
unsere Bekanntheit als Kurort für den Kurzurlaub ist noch gering. Wir schöpfen das
Marktpotenzial der Region zwischen ­Nordschwarzwald, Hessen und dem Saarland bei
Weitem noch nicht aus. Hier wird sich im gemeinsamen Marketing mit dem Heil­
bäderverband noch einiges tun müssen, um weitere Gäste für den Ort und die Region
gewinnen zu können.
führen bereits gesundheitliche ­
Routinemessungen durch.
Für Klaus Detlev Huge ist die Kurparkerneuerung ein Schlüsselprojekt für Bad Schönborn.
(Quelle: gfu Consumer & Home Electronics GmbH)
38 %
der Deutschen erhoffen sich geringere
Kostensteigerungen durch vernetzte
Geräte.
15 %
können mit diesen Geräten nichts
anfangen.
Es ist keine Frage des „Ob“, eine Digitalisierung des Gesundheitssystems kommt. Nicht
einmal nach dem „Wann“ muss man fragen. Denn spätestens mit der Einführung der
elektronischen Gesundheitskarte (eGk) hat auch in Deutschland das Thema Gesund­heit 4.0 begonnen. Nach der Verabschiedung des eHealth-Gesetzes Ende 2015 sollen
­Arzt­praxen und Krankenhäuser bis 2018 flächendeckend an eine Telematik-Infrastruktur
­angeschlossen sein.
U
nter Gesundheit 4.0 versteht man die
­übergreifende Ver­n etzung unterschied­
licher Gesundheits­einrichtungen und
Leistungsträger, um ­beispielsweise ­wichtige
Informationen schnell, verlustfrei und
­d ennoch ­sicher ­untereinander auszutauschen. Auch die eHealth-­Funk­tionen, die
in Fitness-Trackern oder Smartwatches an­
geboten ­w erden, sind Teil von Gesundheit 4.0, da sie einen ­wichtigen Beitrag zur
Prävention leisten.
Heilbäder und Kurorte könnten ­Ge­sund­heit 4.0
nicht nur zur Daten­verwaltung nutzen, sondern
im Vorfeld und in der Nachsorge aktiv werden.
­Gesundheitswerte lassen sich so über längere Zeiträume a­ufzeichnen, ohne dass der Patient dafür zum
18
/Aktuelles
Gerade bei häufigen Routinemessungen
helfen Smartwatches, Zeit zu sparen.
/Termine 19
Termine & Messen 09. 03. – 13. 03. 2016 . ..... ITB – the World’s leading travel trade show
in Berlin
14. 03. – 18. 03. 2016 . ..... ceBIT in Hannover,
Themenschwerpunkt: Digitalisierung
17. 03. – 18. 03. 2016 ....... 32. Bad Liebenzeller Führungsseminar
13.10.2016 ....................... Bädertag in Bad Waldsee
14.01. – 22.01.2017 ........ CMT – Die Urlaubsmesse – Internationale
Ausstellung für Caravan, Motor, Touristik
in Stuttgart
Arzt muss. Auch die ­Entwicklung nach der
­Behandlung ist via Fitness-Tracker ­nach­vollziehbar. Letztlich könnte dadurch der Patient
enger an einen Kurort und den ­entsprechenden Leistungserbringer gebunden werden.
Beim traditionellen Führungsseminar im
März 2016 in Bad Liebenzell wird sich
­d eshalb der Heilbäderverband Baden-­
Württemberg mit dem Thema Gesund­heit
4.0 befassen und der Frage nachgehen, wie
Angebote von Heilbädern und ­Kurorten
­erweitert ­werden könnten. ­Patienten sind
für ­solche Angebote sehr ­offen. Das ist das
­Ergebnis verschiedener Befragungen aus
dem Frühjahr 2015 (siehe Infokasten S. 17).
Aufseiten von Kli­niken und Kassen sieht
es ­e twas anders aus: So in­v es­t ieren in
­Deutsch­land Kliniken gerade ­einmal ein bis
zwei ­Prozent ihres Budgets in den IT-­Ausbau.
Die Dänen geben das Zehn­fache dafür aus.
Ein Blick auf die Angebote der Kranken­
kassen ­bestätigt diesen ­Eindruck: Bei einer
Be­fragung durch das Onlineportal eHealth-­
für-uns ­hatten ­Anfang 2014 noch rund 75
aller ­Kassen kein A­ngebot von ­Telemedizin
und Telemoni­to­ring. Aktuell bietet nur eine
­gesetzliche Krankenkasse in Deutschland
einen ­Zuschuss beim Kauf eines FitnessTrackers an.
13.05. – 10.09.2017 . ....... Gartenschau in Bad Herrenalb
IMPRESSUM
Herausgeber:
Heilbäderverband
Baden-Württemberg e. V.
Esslinger Str. 8
D – 70182 Stuttgart
Tel. 0711 892480-00
Fax 0711 892480-20
www.heilbaeder-bw.de
Konzeption & Redaktion:
ecomBETZ PR GmbH
Goethestr. 115
73525 Schwäbisch Gmünd
www.ecombetz.de
Fitness-Tracker können
­medizinische Daten über lange
Zeiträume erfassen.
Gestaltung:
Eberle GmbH Werbeagentur GWA
Goethestr. 115
73525 Schwäbisch Gmünd
www.eberle-werbeagentur.de
Datensicherheit im Vordergrund
© 2016
Fotos: HBV
Seite 6: Karin Schmeißer
Seite 9 – 11: fotolia.de
Seite 14: www.foto-gallas.de
Seite 17: Garmin, shutterstock.com,
getty-images.com
Seite 18: Withings, fotolia.de
Die Zustimmung zur elektronischen Patientenakte (ePa) wächst. Die ePa ist ein Kernelement des Ende
2015 verabschiedeten E-Health-Gesetzes. Das ist das Ergebnis einer Befragung der Stiftung Münch, an der
2.001 ­Personen über 18 Jahre in Deutschland teil­genommen haben. Für nahezu alle Teilnehmer ist die
Reproduktion und Vervielfältigung
nur nach ausdrücklicher
Genehmigung des Heilbäderverbandes
Baden-Württemberg e. V.
­Sicherheit ihrer Daten aber wichtig. Sie wollen selbst bestimmen, wem sie ihre Daten zu Verfügung stellen.
59 %
sind für die Einführung der ePa.
78 %
denken, dass die ePa zu einer besseren Behandlung führt.
71 %
haben kein Problem mit der Speicherung, w
ollen aber genau wissen, was über sie erfasst ist.
92 %
wollen selbst bestimmen können, welche Daten sie wem anvertrauen.
(Quelle: Stiftung Münch)
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