www.heilbaeder-bw.de · Ausgabe 01 / 2016 POLITIK Im Bäderland Baden-Württemberg AKTUELLES Forderung: Vorsorge soll Pflichtleistung werden Gesundheit 4.0: Neue Wege für Heilbäder POLITIK Neuer HBV-Präsident Fritz Link im Interview: Kurorte sind besondere Schutzzonen Auch als OnlineMagazin unter www.heilbaeder-bw.de „Heilbäder können medizinische Grundversorgung sicherstellen.“ 2 /Am Rande Sehr geehrte Damen und Herren, in den Heilbädern und Kurorten schrillen immer mehr die Alarmglocken: Unsere Einrichtungen haben zusehends Schwierigkeiten, Badeärzte zu gewinnen. Helfen könnte, wenn die ambulante Vorsorgemaßnahme endlich zu einer Pflichtleistung in der GKV werden würde. Deshalb brauchen wir eine aktive Landesregierung, die diese Forderung im Bundesrat platziert. Das neue Landesgesundheitsgesetz begrüßen wir ausdrücklich. Aber Prävention darf im Land nicht ohne die Heilbäder und Kurorte stattfinden. Deshalb müssen wir Mitglied im neu zu schaffenden Landesausschuss für Gesundheitsförderung und Prävention werden. Ein weiteres Problem: fehlende Ärzte im ländlichen Raum. Viele, vor allem ältere Menschen müssen oft unzählige Kilometer zum nächsten Arzt zurücklegen. Dieser Zustand ist einer modernen Gesundheitsinfrastruktur unwürdig, wo doch eigentlich ausreichend Mediziner zur Verfügung stehen. Deshalb braucht es die Heilbäder und Kurorte als Gesundheitskompetenzzentren mehr denn je – vor allem im ländlichen Raum. Die Heilbäder und Kurorte sind sehr gut aufgestellt, und zwar nicht nur im Gesundheitstourismus, sondern insbesondere auch in einer breiten medizinischen Versorgung. Deshalb wollen wir 2016 unseren Blick verstärkt auf den Ausbau der Kliniken in den Heilbädern und Kurorten zu Ambulanzen, die die häusliche Versorgung bzw. Notfallversorgung im ländlichen Raum sicherstellen können, richten. INHALT Mit freundlichen Grüßen Ihr Fritz Link Präsident des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg e. V. Gastgeber für den Bädertag 2015 war Bad Mergentheim. TITEL „Gesundheitsleuchttürme im ländlichen Raum“ 3 POLITIK Perspektiven für das Bäderland Nr. 1 5 Mehr Anerkennung für den Wirtschaftsfaktor Kurort 7 Wirtschaftsfaktor Kurort 8 Ambulanzen für Allgemeinund Notfallmedizin Es droht Prädikats-Verlust 9 10 Heilbäder und Kurorte in den Landesausschuss für Gesundheitsförderung und Prävention 12 Bundesweite Begriffsbestimmungen unverzichtbar 12 Nachhaltige Prävention mit ambulanter Kur möglich 13 AKTUELLES Förderfähig: Bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten 14 Nachhaltige Weiterentwicklung der Stadt 15 Bädertag in Bad Mergentheim wählt Fritz Link zum neuen Präsidenten „Unsere Stärken wieder erlebbar machen“ 16 Gesundheit 4.0 verändert das Gesundheitssystem 17 „Gesundheitsleuchttürme im ländlichen Raum“ TERMINE 19 Die Digitalisierung greift auch sukzessive in der Gesundheitsbranche. Deshalb stellen wir uns aktiv dem Zukunftsthema „Gesundheit 4.0“. Welche Chancen bietet die Digitalisierung für unsere Angebote und Therapiemöglichkeiten? In den Antworten sehen wir unsere neuen Herausforderungen für die nächsten Jahre – es bleibt spannend. / Politik 3 Fritz Link (53), Bürgermeister von Königsfeld im Schwarzwald, ist neuer Präsident des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg. Er folgt auf Prof. Dr. Ekkehart Meroth (58), früherer Bürgermeister von Bad Krozingen. Meroth wurde zum neuen Ehrenpräsidenten des Verbandes ernannt. I n seiner Antrittsrede erklärte Link: „Auch wenn in den kommenden Jahren einige Herausforderungen zu meistern sind, haben wir als Heilbäder und Kurorte die idealen Voraussetzungen für Menschen, die entweder etwas für den präventiven Erhalt oder für die rehabilitative Wiederherstellung ihrer Gesundheit tun wollen.“ Als Zielsetzungen nannte Link, wieder mehr Badeärzte für die Kurorte gewinnen zu können, die Heil bäder und Kurorte als ambulante Vorsorgezentren auszubauen, eine jüngere Zielgruppe 4 /Politik / Politik 5 als Besucher der Heilbäder und Kurorte anzulocken sowie die medizinische Versorgung im ländlichen Raum durch die Heilbäder und Kurorte gewährleisten zu können. „Mein Ziel ist es, die Heilbäder und Kurorte zu Gesundheitsleuchttürmen im ländlichen Raum zu machen.“ Zugleich setzt Link, der bereits seit 1999 dem Vorstand des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg angehört, auf eine s tarke Vernetzung mit L eistungserbringern und der Politik. Der Heilbäderverband Baden-Württemberg habe mit allen Beteiligten den richtigen Weg beschritten. Nun gelte es, zusammen mit den handelnden Akteuren und der Politik, verbindliche Konzepte zu entwickeln und zu beschließen, die letztlich wiederum der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum z ugute kämen. Den Dank der Landesregierung an den alten und den neuen Präsidenten überbrachte Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Prof. Dr. Ekkehart Meroth habe das Amt mit großem Engagement ausgeübt. Ohne dessen Tun wären dem Heilbäderverband Baden-Württemberg viele erfolgreiche Meilensteine verwehrt geblieben, meinte Bonde und sagte: „Der ehemalige Präsident wie auch der gesamte Verband waren und sind stets geschätzte Gesprächspartner der Landesregierung.“ Das neue Präsidium des Heilbäderverbandes von Baden-Württemberg Für vier Jahre neu gewählter Präsident ist Fritz Link, Bürgermeister von Königsfeld im Schwarzwald. Ihm zur Seite stehen die drei Vizepräsidenten Walter Klumpp, Bürgermeister von Bad Dürrheim, Katrin Löbbecke, Kurdirektorin von Bad Mergentheim, und Peter Diesch, Bürgermeister von Bad Buchau. In den Vorstand des Verbandes wurden gewählt: • Klaus Mack, Bürgermeister von Bad Wildbad • Klaus Detlev Huge, Bürgermeister von Bad Schönborn • Dr. Christoph Hoffmann, Bürgermeister von Bad Bellingen • Alexander Guhl, Bürgermeister von Bad Säckingen • Brigitte Goertz-Meissner, Baden-Baden • Katrin Löbbecke, Bad Mergentheim • Roland Bürkle, Bürgermeister von Bad Wurzach • Peter Blank, Bad Waldsee • Eva-Maria Rühle, Bad Urach Bädertag in Bad Mergentheim sieht optimale Rahmenbedingungen für das Land Perspektiven für das Bäderland Nr. 1 • Dr. med. Harro Böckmann, Bad Krozingen • Dr. med. Johannes Naumann, Bad Krozingen • Thorsten Rudolph, Hochschwarzwald Tourismus GmbH • Michael Skorzak, Bad Ditzenbach Als Rechnungsprüfer wurden Frank Rieg aus Bad Wildbad und Josef Oehler aus Bad Rippoldsau-Schapbach für weitere vier Jahre bestätigt. Links oben: Fritz Link (rechts) wurde beim Bädertag des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg in Bad Mergentheim zum Nachfolger von Prof. Dr. Ekkehart Meroth (links) gewählt. Mit im Bild: Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Alexander Bonde (2. v. l.) und Katrin Löbbecke, Kurdirektorin von Bad Mergentheim und neue Vizepräsidentin des Verbandes. Links unten: Einstimmige Entscheidung für den neuen Präsidenten Fritz Link. Wie kann man den Aufenthalten in Heilbädern und Kurorten als wichtige Maßnahme zur Gesundheitsprävention wieder mehr Bedeutung zukommen lassen? Wie können wieder mehr Badeärzte für die Heilbäder und Kurorte gewonnen werden? Anworten auf diese Fragen gab es beim baden-württembergischen Bädertag vom 12. bis 13. November 2015 in Bad Mergentheim. „W ir können im L and einen Zuwachs der Übernachtungszahlen von 3,9 Prozent verzeichnen. Die Heilbäder und Kurorte haben um 1,5 Prozent zugelegt“, so Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Die aktuellen Übernachtungszahlen aus den Monaten Januar bis September würden die hohe Qualität der Heilbäder und Kurorte unter Beweis stellen, an der man weiter festhalten müsse. Das Land hatte mit einer umfassenden Studie für optimale Rahmenbedingungen gesorgt, um die Wachstumspotenziale in den Heil bädern und Kurorten zu identifizieren. Die Ergebnisse dieser Studie präsentierte Jan Kobernuß vom Institut für Tourismus- und Freizeitforschung (ift) in Köln und gab den Vertretern der Heilbäder und Kurorte 52 Handlungsempfehlungen mit auf den Weg. Konkrete Ansatzpunkte waren beispielsweise der Ausbau medizinischer Kompetenzen, die Rund 60 Abgesandte der Heilbäder und Kurorte sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft informierten sich über Möglichkeiten, das Bäderland Nr. 1 voranzubringen. 6 /Politik Ausweitung örtlicher Angebote sowie der abendlichen Öffnungszeiten im lokalen Einzelhandel, die Nachbetreuung von Klinikpatienten mit gleichzeitiger Bindung an den Ort oder neue attraktive Anlagenkonzepte inklusive kommunikationsfördernder M odule in Kurparks. „Diese Handlungs empfehlungen sind Perspektiven für die Leistungserbringer vor Ort, um unseren Status als Bäderland Nr. 1 in Deutschland zu untermauern.“ Auch Prof. Dr. Bernd Eisenstein von der FH Westküste in Heide sieht die Zukunft der Heilbäder und Kurorte zuversichtlich: D emografischer Wandel, Wertewandel, medizinischer Fortschritt, steigendes Gesundheitsbewusstsein – all das seien gesellschaftliche Entwicklungen, die das Ansehen der Heilbäder und Kurorte begünstigen. Auch die Tendenz, dass alles immer kürzer und schneller gehen müsse, sei für die Heilbäder und Kurorte eine Chance. So führe dieser Trend zwar zu kürzeren Aufenthalten in Heilbädern und Kurorten, erhöhe aber auch das Bedürfnis nach Entspannung und Ruhe. Und genau das bieten die Heilbäder und Kurorte: eine Oase der Ruhe und Erh olung. „Der Markt für Ge sundheitstourismus ist da und erfreulicherweise werden Baden-Württemberg hohe Kompetenzen im Gesundheitstourismus zugeschrieben“, so Eisenstein. Grundlage für seine Progn osen sind umfangreiche arktforschungsdaten, die seit 2009 jährM lich erhoben werden. Spannende Erkenntnisse kamen auch aus einer Studie von der InternetmarketingAgentur Enzian aus Bad Wörishofen: Demnach greifen knapp 65 Prozent der deutschen Internetnutzer bei Gesundheitsfragen aufs Internet zurück. 53 Prozent der Internet nutzer über 60 nutzen das Internet, um M ediziner zu finden, und 73 Prozent der unter 30-Jährigen recherchieren im Internet, um wichtige Vorab-Informationen über einen Arzt zu erfahren. Enzian empfiehlt den Heilbädern und Kurorten, sich im Netz noch aktiver zu vermarkten und Such maschinenoptimierung zu betreiben. Ein erster L ösungsvorschlag: „Medizian“, der eigens entwickelte Gesundheitsfinder. Hier können sich Ärzte und Kliniken regis trieren, um in Suchmaschinen noch besser gefunden zu werden. Links: Jan Kobernuß hatte 52 Handlungsempfehlungen zur Fortentwicklung der Heilbäder und Kurorte im Gepäck. Rechts: Fred-Jürgen Stradinger, Referatsleiter für Tourismus im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, begrüßt den Tatendrang der Heilbäder und Kurorte. Unten: Abendliche Öffnungszeiten für den Einzelhandel, um tagsüber eingespannte Klinik gäste zu erreichen – nur eine der 52 vorgestellen Handlungs empfehlungen des ift Köln. Fritz Link: „Koalitionsvertrag noch nicht abgearbeitet“ Mehr Anerkennung für den Wirtschaftsfaktor Kurort Im März wird in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt. Höchste Zeit für eine Regierungsbilanz aus gesundheitspolitischem Blickwinkel. Fritz Link, seit November 2015 Präsident des HBV, bilanziert, welche Pläne die Landesregierung umgesetzt hat und was aus Sicht der Heilbäder und Kurorte dringend angegangen werden muss. Gesundheit!: Prävention und Gesundheitsförderung sind gesundheitspolitische Schwerpunkte des 2011 geschlossenen Ko ali ti o n s ve r tr age s d e r gr ün - r o te n L andesregierung. Was hat sich in dieser Hinsicht in den vergangenen fünf Jahren aus Sicht des HBV verändert? Fritz Link: Auf der einen Seite wurden e inige gute Ansätze entwickelt, beispielsweise durch die Bundesratsinitiative und Verabschiedung des Präventionsgesetzes. Ambulante Kuren sind wissenschaftlich erwiesen ein zentraler Baustein für die gesundheit liche Prävention. Doch bei niedergelassenen Ärzten und Krankenkassen scheint diese Tatsache nicht angekommen zu sein. Denn die Zahl der verschriebenen Kuren ist in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 90 Prozent gesunken! Die ambulante Vorsorgeleistung muss mehr Gewicht bekommen, beispielsweise, indem sie zu einer Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung wird. An diesem Punkt sind die hehren Ziele im Koalitionsvertrag noch nicht ab gearbeitet. Wir fordern insoweit eine Bundesratsinitiative des Landes! Gesundheit!: Gibt es neben der Förderung ambulanter Kuren weitere Punkte, die die Arbeit des HBV betreffen? Fritz Link: Selbstverständlich. Gerade in der Sicherstellung einer flächendeckenden medizinischen Grundversorgung und der Notfallmedizin können die Heilbäder und Kurorte einen wichtigen Beitrag leisten. Denn wir haben in Baden-Württemberg 56 vorwiegend im ländlichen Raum gelegene Orte, die mit ihren Einrichtungen eine hervorragende Basis für die Einrichtung von ärztlichen Praxen, etwa in den bestehenden Kliniken, bieten. Für das Land und die primär zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen wäre es auch finanziell attraktiv, hier mit den Mitgliedern des HBV zu sammenzuarbeiten, da ja Grundstrukturen und Fachkräfte bereits vorhanden sind. Dadurch müsste deutlich weniger investiert werden als in komplett neue Zentren. Z udem könnten hierdurch w ichtige Arbeitsplätze im ländlichen Raum gesichert und damit ein wichtiger Beitrag geleistet werden, diese Punkte aus dem Koalitions vertrag zu erfüllen. Und eines darf man in diesem Zusammenhang nicht vergessen: Die Leistungen der Heilbäder und Kurorte sind ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor – und das eben in tendenziell strukturschwachen Räumen. Gesundheit!: Wie hoch ist denn der Umsatz, den die HBV-Mitglieder jährlich erwirtschaften? Fritz Link: Laut der Erhebung des dwif in München liegen wir seit Jahren in einem Bereich von über drei Milliarden Euro und damit im Bereich der Pro7Sat1-Gruppe oder der Hugo Boss AG. /Politik 7 8 /Politik /Politik 9 Zahlen – Daten – Fakten Kliniken in Heilbädern und Kurorten Wirtschaftsfaktor Kurort Jahresumsatz Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg 2015: Durchschnittsverdienste pro Jahr 2015: Ambulanzen für Allgemeinund Notfallmedizin Vergleich verordneter Badekuren 1990 / 2014: > 3.000.000.000 Euro Anzahl berufstätiger Ärzte 2014: 365.200 (BW 48.699) Gegenüber Vorjahr: +0,98 % (BW +2,7 %) (Quelle: Bundesärztekammer und Ärztekammer BW) Anzahl berufstätiger Balneologen 2014: 1.523 (BW 255) Gegenüber Vorjahr: –3,4 % (BW –3,4 %) (Quelle: Bundesärztekammer und Ärztekammer BW) Bettenauslastung in BW-Heilbädern und Kurorten (Januar bis September 2015): 47 % (2014 gesamt: 43,3 %) Ankünfte in BW-Heilbädern und Kurorten (Januar bis S eptember 2015): 2,34 Mio. (2014 gesamt: 2,93 Mio.) davon 607.000 ausländische Gäste 8.000 € Balneologe 116.000 € 264.000 € Allgemeinarzt Radiologe Top Ten der Herkunftsländer in BadenWürttemberg 2015: Ankünfte 1. Schweiz 2. Frankreich 3. Niederlande 4. Belgien 5. UK 6. USA 7. Italien 8. Österreich 9. Luxemburg 10. Russland Oben: Gerade für ältere Menschen ist der Arzt vor Ort wichtig. BW Während es junge Ärzte in die Städte zieht, bleiben die älteren Menschen auf dem Land zurück. Die dortige ärztliche Versorgung wird daher immer schwieriger. Häufig müssen Patienten viele Kilometer weit zum nächsten Arzt fahren. Die laut dem Rettungsdienstgesetz geforderten maximal fünfzehn Minuten bis zum Rettungsort können im ländlichen Raum oft nicht eingehalten werden. > 900.000 L aut Ärztemonitor 2014 sehen knapp 75 Prozent der befragten Ärzte es als problematisch an, Nachfolger für sich zu finden – besonders schwierig ist die Nachfolge von Landärzten. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Ärztemangels auf dem Land bilden Heilbäder und Kurorte nicht nur ein städtisches Kleinod im ländlichen Raum und einen willkommenen Ausstieg aus dem l auten großstädtischen Alltag, sondern auch die Möglichkeit zur breiten medizinischen Versorgung. Top Ten der Herkunftsländer in BadenWürttemberg 2015: Übernachtungen 1. Schweiz 2. Frankreich 3. Niederlande 4. Belgien 5. Luxemburg 6. Russland 7. UK 8. Österreich 9. Italien 10. USA Quelle (wenn nicht anders vermerkt): Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 57.831 4.467 1990 Bundesweit 2014 Baden-Württemberg (BW) „Der gute Ruf und das Ansehen der Heilbäder und Kurorte sind eine Chance für den ländlichen Raum. Hier darf der Verband in seinen Bemühungen nicht nachlassen, die Kliniken in den Heilbädern und Kurorten auch für die Akut- und Notfallversorgung im ländlichen Raum zugänglich zu machen“, appelliert Arne Mellert, Geschäftsführer des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg an die Politik. Heilbäder und Kurorte verfügen über jahrzehntelange Erfahrungen und haben sich aufgrund ihrer Prädikate mit Naturheilverfahren, komplexen, individuell zugeschnittenen Therapiekonzepten und ortstypischen Heilmitteln zu nachweislich erfolgreichen Gesundheitskompetenzzen tren entwickelt. Eine ihrer großen Stärken liegt darin, regional nahe und dennoch in ländlichen Erholungsgebieten angesiedelt zu sein. Würden die Kliniken in den Heilbädern und Kurorten zu Ambulanzen für Allgemeinund Notfallmedizin ausgeweitet werden, könnte auch der Problematik schwindender Badeärz te entgegengewirk t werden. „B adeärzte verdienten im Jahr 2014 und 2015 durchschnittlich teilweise nur 8.000 Euro brutto, inklusive Privatkuren. Davon kann keiner leben“, erklärt Dr. med. Harro B öckmann, Vorsitzender des Verbands Unten: Vor allem für junge Ärzte ist das Land als P raxisstandort unattraktiv. eutscher Badeärzte e. V. für den Bereich D Baden-Württemberg. Wären die Badeärzte aber gleichzeitig als Akut- und Notfall mediziner in den Klinikambulanzen einge setzt, würde der Beruf wieder an Attraktivität gewinnen. „Heilbäder und Kurorte generieren Arbeitsplätze und stabilisieren den ländlichen Raum. Lassen Sie uns Syn ergieeffekte von Badeärzten und Ärzten im ländlichen Raum nutzen und so eine m edizinische Versorgung auf dem Land sicherstellen“, so Böckmann. 10 /Politik /Politik 11 Heilbäder und Kurorte als „Gebiete für besondere Nutzungen“ Es droht P rädikats-Verlust Fracking, Lärm, Stromtrassen – diese Einflüsse gefährden den Erfolg der höher prädikatisierten Heilbäder und Kurorte im Bäderland Nr. 1. Die Heilbäder und Kurorte verfügen über jahrzehntelange Erfahrung und Kompetenz in Heil- und Therapiekonzepten mit ortsgebundenen Heilmitteln des Bodens wie Moor-Torf und Fango, des Thermal- und Mineralwassers und des Klimas sowie in den Naturheilverfahren nach Kneipp, Schroth und Felke. Diese Heilmittel sind per se heilend, lindernd oder vorbeugend und damit Grundlage und Qualitätssicherung der Kur. Werden sie durch fremde Eingriffe wie Fracking, Lärm oder Stromtrassen gestört, droht den Heilbädern und Kurorten der Verlust ihrer Prädikate. Boden als Quelle zahlreicher Heilmittel Ein neues Fracking-Gesetz soll auch in Deutschland den Einsatz von Fracking neu regulieren. Laut Gesetzesentwurf des Bundes soll Fracking „in allen sensiblen Gebieten zur Trinkwasserge winnung und des Naturschutzes“ verboten werden. Ein Eingriff durch Fracking-Verfahren in Heilbädern und Kurorten mit Thermal-, Mineral- oder solehaltigen Heilquellen kann zu einer Schädigung medizinisch-balneologischer Wirkstoffe in den Heilwässern führen. Das gefährdet die Reinheit von natürlichen Mineralwässern. Der Heilbäderverband Baden-Württemberg fordert daher ein ausnahmsloses Verbot von Fracking-Maßnahmen in prädikatisierten Gebieten. Stromtrassen gefährden heilende Wirkung Viele Studien weisen darauf hin, dass Stromtrassen statische Magnetfeldstrahlen ausstrahlen und die im menschlichen Organismus fließenden Ströme, wie z. B. Nervenleitungen, störend beeinflussen können. Heilklimatische Kurorte sind Qualitätsgaranten für Infrastruktur, Klima und Umwelt. Das zeichnet das Prädikat aus. Die Unwissenheit über gesundheitliche Auswirkungen sowie die generelle Belastung der Umwelt und Tierwelt durch Stromtrassen stellen einen potenziellen Risikofaktor für die Genesung der Besucher dar. Der Heilbä derverband Baden-Württemberg fordert daher den Verzicht von Stromtrassen in Klinikarealen der Heilbäder und Kurorte. Erholt sein und gesund werden – ohne Lärm Zahlreiche Regelungen sorgen dafür, dass die Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg als zentrale Gesundheitszentren vor Lärm durch Straßen- oder Schienenverkehr geschützt sind. Nicht geschützt sind Heilbäder und Kurorte jedoch vor Lärm durch Flugverkehr. Die Gäste der Heilbäder und Kurorte fühlen sich durch ab- und anfliegende Flugzeuge in ihrer Erholung gestört. Das Beispiel Bad Bellingen zeigt, dass Flugrouten über Kurorten und Heilbädern durchaus variieren und gesteuert w erden können. Das fordert der Heilbäderverband: Wenn der Erhalt der Heilbäder und Kurorte im Sinne der Begriffsbestimmungen festgelegt ist, dann müssen Heilbäder und Kurorte als „Gebiete für besondere Nutzungen“ im Sinne von § 11 Absatz 3 Ziffer 7 des L andesplanungsgesetzes ausgewiesen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass Heilquellen durch Fracking nicht bedroht werden, dass die nötige Ruhe nicht durch Flug-, Schienenverkehr oder andere L ärmquellen beeinträchtigt und das natürliche Landschaftsbild als Rückzugsraum für Kurgäste nicht durch Stromtrassen zerstört wird. 12 /Politik /Politik 13 Landesgesundheitsgesetz (LGG) Heilbäder und K urorte in den Landesausschuss für Gesundheitsförderung und Prävention Ende Dezember 2015 wurde im Landtag von Baden-Württemberg das neue Landesgesundheitsgesetz (LGG) beschlossen. Damit beschreitet das Land den Weg einer systematischen Verzahnung und Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen. Gesundheitsförderung und Prävention stehen damit gleichberechtigt neben medizinischer V ersorgung sowie Pflege. F Badekuren – sinnvolle Sparmaßnahmen Nachhaltige Prävention mit ambulanter Kur möglich ür die Belange der „Gesundheitsförderung und Prävention“ wird fortan ein neu geschaffener Landesausschuss zuständig sein. Dieser sektorenübergreifende Landesausschuss kann Empfehlungen zur gesundheitlichen Versorgung und Entwicklung medizinischer Versorgungsstrukturen und insbesondere zu sektorenübergreifenden Versorgungsfragen abgeben. Das fordert der Heilbäderverband: Das fordert der Heilbäderverband: Auch Kurorte sind Teil eines vernetzten Gesundheitswesens. Die Heilbäder und Kurorte stehen gleichermaßen für Primär- wie Sekundär- und Tertiärprävention. Als wesentlicher Leistungserbringer in Sachen § 8 Ziffer 13 „medizinisch-therapeutische Berufe / Heilmittelerbringer“ abgedeckt bzw. über eine zusätzliche Berufung möglich. Kurortegesetz Im Interesse bundesweit geltender Qualitäts standards für die Zuerkennung von Prädikaten, die aus Verbrauchersicht unverzichtbar sind, Fortbestand des Interdisziplinären Behandlungs- und Forschungszentrums Balneologie Ausbildung stattfindet), sondern für den Fort- Prävention werden. Dies ist im Gesetzestext über rungspräsidien hat sich in der Praxis bewährt. Der Mehrwert von Kuren muss auf allen Ebenen wieder stärker in den Vordergrund rücken. an der Universität Freiburg (weil dort deren Landesausschuss für Gesundheitsförderung und ändern. Die regionale Zuständigkeit der Regie- Bundesweite Begriffsbestimmungen unverzichtbar Die Behandlungszahlen der Kurärzte sind seit Jahren stark rückläufig. Für Arne Mellert ist daher klar: „Die ambulante Kur muss auf allen Ebenen als Vorsorgemaßnahme wieder stärker in den Fokus rücken.“ Darin sieht der Geschäftsführer des Heilbäderverbands Baden-Württemberg den Schlüssel dafür, dass diese Präventionsmaßnahme von den Krankenkassen wieder häufiger verordnet wird. bestand der Heilbäder und Kurorte ingesamt. V Rehabilitationskliniken in Zusammenarbeit oraussetzung für eine Kehrtwende sei aber, dass die Krankenkassen entsprechende Angebote ausschreiben. „Denn wenn der Patient alle Kosten selbst tragen muss, wird er eher preisgünstige Angebote im häuslichen Umfeld w ählen, deren Präventionscharakter Exp erten aber kritisch sehen. Eine ambulante qualit ätsg esicherte Kur mit ent sprechender ärztlicher Begleitung ist als Vorsorgemaßnahme wertvoller, als nach Badeärzte ohne Zukunft? plädiert der HBV mit Nachdruck für eine stärkere Verweisungstechnik auf die „Begriffsbestimmungen“ des Deutschen Heilbäderverbandes sowie des Deutschen Tourismusverbandes, wie sie in anderen Kurortegesetzen bereits praktiziert wird (z. B. Hessen). Das Land Baden-Württemberg hat im Rahmen des „Gutachtens zur Fortentwick lung des Heilbäder- und Kurortewesens in Baden-Württemberg“ eine umfangreiche Datenanalyse erhoben und von den Gutachtern einen Katalog an Maßnahmeempfehlungen für Handlungsfelder und Projekte erhalten. Die zentrale Empfehlung des Gutachtens zum Kurortegesetz Baden-Württemberg, dieses als gesetz liche Grundlage der staatlichen Aner kennung beizubehalten und lediglich über redaktionelle Anpassungen und Badearztnachwuchses HBV mit Blick auf die Entwicklung diesbezüglicher entsprechender Empfehlungen Mitglied im neuen Am Prädikatisierungsverfahren darf sich nichts des Gesundheitsförderung und Prävention muss der landesweiter Strategien und Programme sowie Das fordert der Heilbäderverband: Sicherung ist ein elementarer Pfeiler nicht nur für den Bereinigungen „schlanker“ zu machen, teilt der Heilbäderverband. U m den Fortbestand des Heilbäderund Kurortewesens im Bäderland Nr. 1 sicherzustellen, dient das Gutachten als Leitfaden und Richtschnur. Der HBV und seine Mitglieder haben sich an der Erstellung des Gutachtens aktiv beteiligt und begrüßen außerordentlich die darin vor geschlagenen Maßnahmen zur Festigung und zum Ausbau der Marktposition der Heilbäder und Kurorte im Land. Badeärzte, die jünger sind als 50 Jahre, sind in Baden-Württemberg eine Seltenheit. 9 141 Von den 150 Badeärzten sind nur neun j ünger der Arbeit schnell noch beim Psychothe rapeuten v orbeizurennen“, sagt Walter S cheller, Vorsitzender des Verbandes der Ersatzkassen (Vdek) Baden-Württemberg. 100 1/3 aller Badeärzte geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. (Quelle: Heilbäderverband Baden-Württemberg) über den Bundesrat darauf hinwirken, dass ambulante Vorsorgeleistungen GKV-Pflichtleistungen werden und ambulante Praxen in mit der Kassenärztlichen Vereinigung eingerichtet werden können. Auf diese Weise wird nicht nur der Fortbestand der Heilbäder und Kurorte, sondern gleichermaßen eine vorbildlich medizinische Versorgung im ländlichen Gerade bei Zivilisationskrankheiten wie Burn-out oder Bewegungsarmut ist der Kuraufenthalt abseits der Heimat nach haltiger als Therapietermine, zu denen man einmal in der Woche in der Mittagspause oder nach Feierabend hetzt. Ärzte können mit einer gezielt verordneten Kur dazu b eitragen, den Kostendruck vom Gesundheitssystem zu nehmen, wenn sie ambulante Kuren verschreiben. Und genau hier setzt Sigrid Ayasse von der Kurärztlichen Verwaltungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe an: „Wir müssen den Mehrwert der ambulanten Kur für Patienten und Ärzte vermitteln.“ als 50 Jahre. 50 Die künftige Landesregierung sollte deshalb Gezielte Kommunikationsmaßnahmen können helfen, dass diese Vorsorgemaß nahme wieder häufiger verordnet wird. Denn die Kassen stehen ambulanten Kuren p rinz ipiell of fen gegenüber. Sie w erden dort zwar selten prominent be worben, aber auf Anfrage gibt es gute und Raum sichergestellt. Und mit dieser kann Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle darin einnehmen, wie der demografische Wandel aktiv b ewältigt werden kann. ausführliche Informationen über Badekuren als Vorsorgemaßnahme. Nahezu alle Kassen bezuschussen zudem die Kosten der medizinisch notwendigen B ehandlungen zumeist recht umfassend. Unterschiede gibt es bei der Übernahme von Unterkunft, Verpflegung oder Kurtaxe. Mal müssen Patienten hier ihre Kosten selbst tragen (Barmer GEK), mal werden wie bei der AOK Baden-Württemberg, der IKK Classic, der KKH die Kosten mit bis zu 13 Euro täglich ersetzt – teilweise bis zu einer maximalen Aufenthaltsdauer. Die TK zahlt erst ab 14 Tagen Kuraufenthalt eine Pauschale von 100 Euro. 14 /Aktuelles /Aktuelles 15 Tobias Liedloff vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz über das Tourismusinfrastrukturprogramm Förderfähig: Bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten Gesundheit!: Inwiefern können Kommunen in Baden-Württemberg Fördergelder für die Umsetzung von Tourismusinfrastrukturvorhaben beantragen? Tobias Liedloff: Es besteht eine Reihe von Förderprogrammen, aus denen kommunale Vorhaben gefördert werden können und die einen touristischen Bezug haben. Das zen trale Fachförderprogramm für die Bezuschussung von Tourismusinfrastrukturvorhaben ist das Tourismusinfrastrukturprogramm. Gesundheit!: Welche Vorhaben können hieraus gefördert werden? Tobias Liedloff: Das Tourismusinfrastrukturprogramm kann grundsätzlich für die Förderung von kommunalen Tourismusinfrastrukturvorhaben wie z. B. die Errichtung, Sanierung oder die Modernisierung öffentlicher Tourismusinfrastruktureinrichtungen herangezogen werden. Darüber hinaus sind investive Maßnahmen wie etwa Beschil derungen an touristischen Rad- und Wanderwegen förderfähig. Grundvoraussetzung für eine Förderung ist, neben der kommunalen Trägerschaft, ein stichhaltiger Nachweis einer überwiegend touristischen Nutzung des beantragten Vorhabens bzw. der jeweiligen Einrichtung. Gesundheit!: Wer kann gefördert werden? Tobias Liedloff: Gefördert werden können Kommunen, Gemeindeverbände und – im Rahmen von Kooperationsvorhaben – auch Landkreise. Darüber hinaus sind Unternehmen mit überwiegend öffentlichen Tourismusaufgaben antragsberechtigt, an denen Kommunen und/oder Landkreise mit mindestens 50 Prozent beteiligt sind. Tourismusinfrastrukturförderung in Bad Herrenalb Nachhaltige Weiterentwicklung der Stadt Gesundheit!: Wie hoch ist der mögliche Fördersatz? Tobias Liedloff: Es gibt – in Abhängigkeit von Antragsteller und dem beantragten Vorhaben – variierende Fördersätze. Für Gemeinden oder Gemeindeteile, die nach dem Kurortegesetz prädikatisiert sind, sowie bei interkommunalen Kooperationsprojekten, an denen mindestens eine prädikatisierte Kommune beteiligt ist, kann der Fördersatz grundsätzlich bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten betragen. Gesundheit!: Was gibt es hinsichtlich der Antragstellung zu beachten? Tobias Liedloff: Wichtig ist, dass die potenziellen Antragsteller möglichst frühzeitig die einzelnen Maßnahmen mit dem jeweils zuständigen Regierungspräsidium besprechen. Die Regierungspräsidien können zum einen Auskunft erteilen, ob die beabsichtigte Maßnahme im Tourismusinfrastrukturprogramm förderfähig ist oder ob womöglich alternative Fördermöglichkeiten in anderen Programmen bestehen. Darüber hinaus unterstützen die Regierungspräsidien auch bei der konkreten Antragsausarbeitung. Selbstverständlich stehe auch ich gerne als Ansprechpartner in Sachen Tourismusförderung zur Verfügung. E Oben: Ein dauerhaft aufgewertetes Stadtbild lädt zum Erleben und Flanieren ein – auch nach der Gartenschau 2017. Unten: Durch zahlreiche Baumaßnahmen wird Bad Herrenalb nachhaltig aufgewertet. Der Umbau des Kurparks und des Kurhausvorplatzes läuft derzeit. in neu gestalteter Rathausplatz, die Renaturierung der Alb, einladende Sitzstufen am Wasser, naturnahe Uferwiesen, der aufgewertete Kurpark mit einheitlich gestalteter und breiterer Kur promenade – durch zahlreiche bauliche Maßnahmen wird die Stadt im Rahmen der vom 13. Mai bis 10. September 2017 stattfindenden Gartenschau nachhaltig aufgewertet. Unter dem Motto „Blütentraum und Schwarzwaldflair“ ist die Gartenschau die einmalige Chance, eine moderne Stadtentwicklung auf den Weg zu bringen und neue attraktive Lebensräume zu gestalten. Für die gesamten Baumaßnahmen werden rund zehn Millionen Euro reine Netto-Baukosten investiert, die durchschnittlich zu 60 Prozent mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg gefördert werden. Die Erneuerung der Infrastruktur im Herzen des Schwarzwaldortes setzt dauerhafte Akzente und generiert einen fortwährend hohen Aufenthaltswert für Bürger und G äste des Kurorts Bad Herrenalb. Während der Gartenschau werden viele Tausende Be sucher die Vorzüge der Stadt genießen. Sie werden erleben, dass Bad Herrenalb als Tourismusdestination und Schwarzwald kurort mit hoher Lebensqualität viel zu bieten hat. 16 /Aktuelles /Aktuelles 17 Der Spatenstich als Symbol für eine erfolgreiche touristische Standortpolitik bei gleichzeitiger Wirtschaftsförderung von Bad Schönborn. Oben: Telemedizin wird in Zukunft manchen Gang zum Arzt ersetzen. Unten: Smartwatches und -phones leisten einen Beitrag zur gesundheitlichen Prävention. Bürgermeister Klaus Detlev Huge über die Kurparkerneuerung in Bad Schönborn „Unsere Stärken wieder erlebbar machen“ Gesundheit!: Der „Sole-Aktiv-Park“ wird mit knapp 500.000 Euro vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gefördert. Was kann man sich unter der Tourismusinfrastrukturmaßnahme vorstellen? Huge: Mit der Revitalisierung des Kurparks in Bad Schönborn und dem Ausbau kleiner Themenwelten wollen wir unsere drei Kernkompetenzen „Sole“, „Heilwasser“, „B ewegung“ wieder erlebbar machen. So sollen verstärkt gesundheitsbewusste Kurzurlauber jeden Alters angesprochen werden. Denn: Wer gesunde Bewegung und nachhaltige Erholung auf kurzem Weg erleben will, der ist bei uns richtig. Gesundheit!: Welche Bedeutung hat dieses Projekt für die Stadtentwicklung von Bad Schönborn? Huge: Die Maßnahme ist ein sehr bedeutsames Schlüsselprojekt für die langfristige Positionierung unseres Kurorts und zugleich eine kommunale Unterstützung für das Thermarium und die Kliniken. Diese beiden Bereiche zusammen sind schon heute der stärkste Arbeitgeber in Bad Schönborn. Von daher ist das Projekt nicht nur als touris tische Standortpolitik, sondern auch als W irtschaftsförderung zu sehen. Vernetzung ist gefragt Im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics GmbH wurden im Mai 2015 europaweit 6.000 Haushalte nach ihrer Einstellung zu Fitness-Trackern, Pulsmessern, Smartwatches oder anderen vernetzten Gesundheitsgeräten Big Data für mehr Patientensicherheit Gesundheit 4.0 verändert das Gesundheitssystem befragt. 50 % stehen vernetzten Gesundheits- produkten positiv gegenüber. 67 % erwägen eine Anschaffung aus Präventionsmotiven. 20 % planen die Beschaffung eines entsprechenden Gerätes. 31 % der Befragten mit Kaufabsicht Gesundheit!: Bad Schönborn ist mit über 300.000 Übernachtungen bereits der Ge sundheitsstandort Nr. 1 im Landkreis Karlsruhe und der Metropolregion Rhein-Neckar. Was m öchten Sie zukünftig noch besser machen? Huge: Unsere Stärken sind recht klar profiliert: Thermarium und Reha-Kliniken. Aber unsere Bekanntheit als Kurort für den Kurzurlaub ist noch gering. Wir schöpfen das Marktpotenzial der Region zwischen Nordschwarzwald, Hessen und dem Saarland bei Weitem noch nicht aus. Hier wird sich im gemeinsamen Marketing mit dem Heil bäderverband noch einiges tun müssen, um weitere Gäste für den Ort und die Region gewinnen zu können. führen bereits gesundheitliche Routinemessungen durch. Für Klaus Detlev Huge ist die Kurparkerneuerung ein Schlüsselprojekt für Bad Schönborn. (Quelle: gfu Consumer & Home Electronics GmbH) 38 % der Deutschen erhoffen sich geringere Kostensteigerungen durch vernetzte Geräte. 15 % können mit diesen Geräten nichts anfangen. Es ist keine Frage des „Ob“, eine Digitalisierung des Gesundheitssystems kommt. Nicht einmal nach dem „Wann“ muss man fragen. Denn spätestens mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGk) hat auch in Deutschland das Thema Gesundheit 4.0 begonnen. Nach der Verabschiedung des eHealth-Gesetzes Ende 2015 sollen Arztpraxen und Krankenhäuser bis 2018 flächendeckend an eine Telematik-Infrastruktur angeschlossen sein. U nter Gesundheit 4.0 versteht man die übergreifende Vern etzung unterschied licher Gesundheitseinrichtungen und Leistungsträger, um beispielsweise wichtige Informationen schnell, verlustfrei und d ennoch sicher untereinander auszutauschen. Auch die eHealth-Funktionen, die in Fitness-Trackern oder Smartwatches an geboten w erden, sind Teil von Gesundheit 4.0, da sie einen wichtigen Beitrag zur Prävention leisten. Heilbäder und Kurorte könnten Gesundheit 4.0 nicht nur zur Datenverwaltung nutzen, sondern im Vorfeld und in der Nachsorge aktiv werden. Gesundheitswerte lassen sich so über längere Zeiträume aufzeichnen, ohne dass der Patient dafür zum 18 /Aktuelles Gerade bei häufigen Routinemessungen helfen Smartwatches, Zeit zu sparen. /Termine 19 Termine & Messen 09. 03. – 13. 03. 2016 . ..... ITB – the World’s leading travel trade show in Berlin 14. 03. – 18. 03. 2016 . ..... ceBIT in Hannover, Themenschwerpunkt: Digitalisierung 17. 03. – 18. 03. 2016 ....... 32. Bad Liebenzeller Führungsseminar 13.10.2016 ....................... Bädertag in Bad Waldsee 14.01. – 22.01.2017 ........ CMT – Die Urlaubsmesse – Internationale Ausstellung für Caravan, Motor, Touristik in Stuttgart Arzt muss. Auch die Entwicklung nach der Behandlung ist via Fitness-Tracker nachvollziehbar. Letztlich könnte dadurch der Patient enger an einen Kurort und den entsprechenden Leistungserbringer gebunden werden. Beim traditionellen Führungsseminar im März 2016 in Bad Liebenzell wird sich d eshalb der Heilbäderverband Baden- Württemberg mit dem Thema Gesundheit 4.0 befassen und der Frage nachgehen, wie Angebote von Heilbädern und Kurorten erweitert werden könnten. Patienten sind für solche Angebote sehr offen. Das ist das Ergebnis verschiedener Befragungen aus dem Frühjahr 2015 (siehe Infokasten S. 17). Aufseiten von Kliniken und Kassen sieht es e twas anders aus: So inv est ieren in Deutschland Kliniken gerade einmal ein bis zwei Prozent ihres Budgets in den IT-Ausbau. Die Dänen geben das Zehnfache dafür aus. Ein Blick auf die Angebote der Kranken kassen bestätigt diesen Eindruck: Bei einer Befragung durch das Onlineportal eHealth- für-uns hatten Anfang 2014 noch rund 75 aller Kassen kein Angebot von Telemedizin und Telemonitoring. Aktuell bietet nur eine gesetzliche Krankenkasse in Deutschland einen Zuschuss beim Kauf eines FitnessTrackers an. 13.05. – 10.09.2017 . ....... Gartenschau in Bad Herrenalb IMPRESSUM Herausgeber: Heilbäderverband Baden-Württemberg e. V. Esslinger Str. 8 D – 70182 Stuttgart Tel. 0711 892480-00 Fax 0711 892480-20 www.heilbaeder-bw.de Konzeption & Redaktion: ecomBETZ PR GmbH Goethestr. 115 73525 Schwäbisch Gmünd www.ecombetz.de Fitness-Tracker können medizinische Daten über lange Zeiträume erfassen. Gestaltung: Eberle GmbH Werbeagentur GWA Goethestr. 115 73525 Schwäbisch Gmünd www.eberle-werbeagentur.de Datensicherheit im Vordergrund © 2016 Fotos: HBV Seite 6: Karin Schmeißer Seite 9 – 11: fotolia.de Seite 14: www.foto-gallas.de Seite 17: Garmin, shutterstock.com, getty-images.com Seite 18: Withings, fotolia.de Die Zustimmung zur elektronischen Patientenakte (ePa) wächst. Die ePa ist ein Kernelement des Ende 2015 verabschiedeten E-Health-Gesetzes. Das ist das Ergebnis einer Befragung der Stiftung Münch, an der 2.001 Personen über 18 Jahre in Deutschland teilgenommen haben. Für nahezu alle Teilnehmer ist die Reproduktion und Vervielfältigung nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg e. V. Sicherheit ihrer Daten aber wichtig. Sie wollen selbst bestimmen, wem sie ihre Daten zu Verfügung stellen. 59 % sind für die Einführung der ePa. 78 % denken, dass die ePa zu einer besseren Behandlung führt. 71 % haben kein Problem mit der Speicherung, w ollen aber genau wissen, was über sie erfasst ist. 92 % wollen selbst bestimmen können, welche Daten sie wem anvertrauen. (Quelle: Stiftung Münch) www.heilbaeder-bw.de Jetzt entdecken. Attraktive Präventionsangebote im Süden. im Süden 18 besondere te Urlaubsangebo nd Kurorten in Heilbädern u bergs Baden-Württem BAD DÜRRHEIM Mit mehr Bewegung durchs Leben FREIBURG Aktiv entspannen in natür licher Umgebung THERMENHOTEL „GESUNDHEITS-BAD BUCHAU“ Rücken in Balance Besuchen Sie uns auf www.gesund-im-sueden.de
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