Industrie 4.0

Titelthema im November-Dezember
Der Pioniergeist lebt
Industrie 4.0 - digitale Vernetzung
Die digitale Vernetzung – sowohl innerhalb des Fertigungsprozesses als auch
zwischen Lieferanten, Produzenten und
Kunden – ist für viele Unternehmen ein
zentrales Thema. Die Maschinen- und
Anlagenbauer haben bereits wichtige
Schritte auf dem Weg in die Industrie
4.0 unternommen. Gleichwohl sind noch
einige Hürden zu überwinden.
In der Fabrik der Zukunft bestellen „mitdenkende“ Produkte ihr Material selbst,
der Fertigungsprozess ist per Internet
optimal mit der späteren Auslieferung
verknüpft und der automatische Datenaustausch mit den Kunden sorgt dafür,
dass deren individuellen Wünsche
punktgenau erfüllt werden – all dies fassen Experten unter dem Begriff Industrie
4.0 zusammen (sh. Kasten rechts).
Für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau spielt das Thema eine Schlüsselrolle, da diese Unternehmen Industrie4.0-Konzepte nicht nur selbst anwenden,
sondern anderen Branchen entsprechende Komponenten auch anbieten.
Schon gut die Hälfte der Maschinen- und
Anlagenbaufirmen befasst sich heute mit
diesem Themenkomplex. Mehr als 20
Prozent tun dies sogar intensiv, während
es im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt erst sechs Prozent sind. Ein wesentliches Motiv der Maschinen- und Anlagenbauer ist der Wettbewerb – neun von
zehn Unternehmen, die sich mit der Industrie 4.0 beschäftigen, sehen darin eine
Möglichkeit, sich von der Konkurrenz
abzuheben.
Doch auch von all jenen Firmen, die das
Thema Industrie 4.0 im Blick haben, hat
der IW Consult zufolge bislang nur ein
kleiner Teil entsprechende Konzepte konsequent umgesetzt (sh. Grafik rechts):
Derzeit lassen sich sechs Prozent
der Unternehmen des Maschinenund Anlagenbaus als Industrie4.0-Pioniere klassifizieren – weitere 18 Prozent haben immerhin
schon erste Maßnahmen getroffen und zählen daher zu den Einsteigern.
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Die große Mehrheit – 77
Prozent – hat allerdings
noch keine systematischen
Schritte unternommen, um
Industrie-4.0-Konzepte zu
realisieren.
Vor allem die Mittelständler unter den
Maschinen- und Anlagenbauern gehen
diesen Weg bis jetzt eher zögerlich –
hier gehören erst gut vier Prozent zu den
Pionieren. Von den großen Unternehmen
zählen dagegen schon 19 Prozent zu
dieser Kategorie.
Doch auch wenn der Anteil jener Unternehmen, die das Thema Industrie 4.0
bereits in allen Aspekten vorantreiben,
noch überschaubar ist, sind teilweise
durchaus beachtliche Fortschritte zu sehen:
Mitarbeiter
Für die Industrie 4.0 müssen die Beschäftigten vor allem in den Bereichen IT-Infrastruktur, Automatisierungstechnik und
Datenanalyse fit gemacht werden. Und
das geschieht auch – je nach Kompetenzbereich attestiert bis zu einem Drittel
der befragten Maschinen- und Anlagenbaufirmen ihren Fachkräften
ausreibereits
chende Kenntnisse in Bezug auf
die Industrie 4.0.
tionen über sich selbst senden – zum
Beispiel an die Versandabteilung.
Weitere sieben Prozent können dank
integrierter
IT-Komponenten
jedes
Produkt im Fertigungsprozess zu jeder
Zeit genau lokalisieren.
Smart Operations
Zu den Kernelementen der Industrie 4.0
gehört die Vernetzung aller Bereiche
und Anlagen im Werk. Das klappt aber
nur, wenn alle wichtigen Daten wie
Durchlaufzeiten, die Maschinenauslastung oder Fehlerquoten automatisch erfasst werden. Derzeit verfügt immerhin
fast jedes achte Maschinen- und Anlagenbauunternehmen über entsprechende autonome Steuerungssysteme.
Strategie und Organisation
Unternehmen, die Industrie-4.0-Konzepte etablieren wollen, brauchen erst einmal Klarheit über die Potenziale in ihrem
Smart Products
Um eine automatisierte, effiziente
Produktion
zu
ermöglichen und
den Kunden jederzeit maßgeschneiderte Erzeugnisse
bieten zu können,
müssen diese mit
entsprechender Informationstechnologie ausgerüstet
sein. Schon in 14
Prozent der Unternehmen können
Produkte Informa-
ZHH-Info 11-12/2015
Titelthema im November-Dezember
Betrieb und den möglichen Nutzen. Vor
allem die Führungskräfte sind gefordert,
das Thema in der Unternehmensstrategie
und -kultur zu verankern. In dieser Hinsicht ist das Engagement offenbar besonders groß – bereits sechs von zehn
Maschinen- und Anlagenbaufirmen verfolgen nach eigenen Angaben eine Strategie, mit der sie die Industrie 4.0 realisieren wollen.
Data-driven Services
Wenn alle Daten, die ein vernetztes Pro-
dukt im Laufe
seines
Lebenszyklus
generiert,
systematisch
gesammelt
und analysiert werden,
hilft dies dem
Unternehmen, seinen
Kundenservi ce zu verbessern.
Zum
Beispiel kann
ein
Triebwerkhersteller einer Airline helfen,
den
Treibstoffverbrauch
zu
senken, indem er die Triebwerkdaten
auswertet und gegebenenfalls technische Optimierungen vornimmt.
Smart Factory
In der Industrie 4.0 steuert sich die Fertigung quasi automatisch, wobei alle Produktionsabläufe digital abgebildet werden. Dazu ist eine intelligente Erfassung
und Verarbeitung der Fertigungsdaten
erforderlich. Dies geschieht heute zumindest teilweise schon in sieben von zehn
Maschinen- und Anlagenbaufirmen.
Wenn es mit der Industrie 4.0 dennoch
nicht überall wie gewünscht vorangeht,
hat das meist triftige Gründe (sh. Grafik
links):
Knapp acht von zehn jener Unternehmen, die Industrie-4.0-Konzepte noch nicht systematisch
umgesetzt haben, haben kein
klares Bild vom möglichen wirtschaftlichen Nutzen. Fast ebenso
vielen fehlt das erforderliche
Fachwissen.
Die sogenannten Pioniere, die in Sachen
Industrie 4.0 deutlich weiter sind, haben
dagegen eher mit den Rahmenbedingungen zu kämpfen. Für 63 Prozent ist die
Finanzierung der „Fabrik von morgen“
ein großes Hemmnis. Für 60 Prozent
sind fehlende Normen und Standards
ein Problem und 47 Prozent fühlen sich
durch ungeklärte Rechtsfragen ausgebremst.
Unternehmen, die selbst testen
möchten, ob und inwieweit sie für
die Industrie 4.0 bereit sind, können
dies anhand des hierfür entwickelten Online-Selbst-Check tun unter:
industrie40-readiness.de.
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ZHH-Info 11-12/2015
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