58 Horizontales Bearbeitungszentrum LiFlex II 444 von Licon Modular und flexibel bearbeiten In der neuen Maschinengeneration der Licon Bearbeitungszentren wurde der Focus auf geringere Massen, ausgewogenes Verhältnis zwischen Masse und Steifigkeit, weniger Energieverbrauch, Dynamik und optimales Prozessverhalten der gesamten Maschine gelegt. H ier liegen auch die Vorteile der zweispindligen LiFlex II 444. Sie kann speziell auf Anwenderbedürfnisse konfiguriert werden und schöpft dabei aus dem reichhaltigen Programm der Systembaugruppen im Hause Licon. Ihre Stärken entwickelt sie in Produktivität und Flexibilität bei der fünfachsigen Bearbeitung. Maschinenbau Das Maschinenbett und der X-Schlitten bestehen aus einer StahlSchweißkonstruktion, die Y- und Z-Schlitteneinheiten sind aus Der Maschinenaufbau der neuen Modellreihen ist auf wirtschaftliche Bearbeitung ausgerichtet. Guss. Die Linearachsen sind mit konventionellen Antrieben und Kugelrollspindeln ausgestattet. Die rotatorischen Einheiten, bei der vorgestellten Maschine die A-und B-Achsen, werden über Torqueantriebe gefahren. Die Drehachse (Chicken-Grill) wird über eine Schnecke mit beidseitigen Hirth-Ringen angetrieben. Alle Baugruppen sind statisch und dynamisch über die FEMMethode (FiniteElementMethode) gerechnet und optimiert. Bei der konstruktiven Auslegung der Maschinengeneration stand im Vordergrund, einen direkten Kraftfluss von der Zerspanung in das Gestell zu realisieren, ausgeführt in kurzen Wegen und steifen Verbindungen. Dies wurde erreicht durch das steife Ständergestell, das als „Wand“ direkt im Maschinenbett integriert ist und an der die Führungen für X-Achse angebaut Die LiFlex II Modellreihen bestehen aus einem Direct Load Trunnion, dem Pallet Changer (PC) und Double Trunnion (DT). www.fertigung.de AUF HERZ + NIEREN Maschinen-Check sind. Die Y-Achse läuft auf dem Schlitten der X-Achse. Die Z-Achse wird als Pinolen-Schlitteneinheit gefahren. Die Entwicklung des neuen Maschinenlayouts basierte auf einer Auswahl von 20 verschiedenen Konstruktionsvarianten, bei der schlussendlich die jetzt gebaute Variante, in einer dynamischen Simulation gerechnet, als optimal herausgearbeitet wurde. Dabei standen auch die Kriterien Zugänglichkeit und Ergonomie mit im Hauptfokus. Die in der Simulation erzielten Ergebnisse bezüglich Dämpfungsverhalten und Frequenzgang an der Maschine wurde am realen Produkt nachgemessen und waren zufriedenstellend identisch. Die rotatorischen Module für die A- und B-Achse sind auf Sockeln der Betteinheit aufgesetzt und damit ebenfalls über kurze Wege im Kraftfluss. Der Antrieb der Drehachse (B-Achse) wird durch einen Torquemotor dargestellt. Die A-Achse ist bei den Maschinen zweifach vorhanden und als Rundtisch eingebaut, mit Drehzahlen bis 100 min-1 einsetzbar und verfügt über eine 11-kanalige Medienzuführung für Spann- und Überwachungsaufgaben. Aufgrund der doch enormen Ausmaße in der Schwenkachse wirken sich auftretende Temperatureinflüsse qualitätsbeeinflussend aus. Stichmaße lassen sich bei der i3-Technologie korrigieren, das heißt X-, Y-, und Z-Achse sind unabhängig voneinander einstellbar, was momentan bei Maschinen mit Spindelabstand 700 mm machbar ist. Bei abhängigen Achsen wird bei Stichmaßkorrekturen vermittelt. Ein Warmlaufprogramm von 30 min vor dem Maschinenstart oder das zyklische Antasten der Werkstücke über einen Messtaster können zusätz- Meine Meinung Die neue Maschinengeneration bei Licon ist konsequent auf wirtschaftliche Bearbeitung beim Anwender ausgerichtet. Durch die Nutzung der Modularität in den Baugruppen – eine Domäne bei Licon – wird die „passende Maschine“ konfiguriert. Die Bedienungs-, Beladungs- und Wartungszugänglichkeit ist gut. Es gibt etliche praxisorientierte Lösungen, wie beim Palettenwechsler, im Spindelwechsel, bei Werkzeugmagazinen, die den Fertigungsablauf beim Kunden optimieren. Kundenorientierung steht im Hauptfokus, auch bei der Prozessauslegung, bei Probebearbeitungen und im „after-sales“ ist Licon partnerschaftlich unterwegs. Die systematische Erfassung und Auswertung von Daten aus dem Service wird in einer Datenbank realisiert. Hier ist ein weiterer Ausbau geplant. Edwin Neugebauer maschinencheck Ergebnisse Die ausführliche Tabelle finden Sie unter www.fertigung.de maximale Punktezahl Punktezahl LiFlex II 444 Maschineninbetriebnahme 25,00 23,00 Zeitaufwand bis Job 1 12,50 12,50 Nachweis Bearbeitungsqualität 2,50 2,00 Achsenvermessung 2,50 2,50 Einweisung Anwender 7,50 6,00 100,00 85,50 Zugänglichkeit bei Wartungsarbeiten 25,00 22,50 Zugänglichkeit bei Störungen 35,00 28,00 Hauptspindel-Austauschzeit 15,00 15,00 AustauschzeitVorschubkomponenten 15,00 12,00 automatische Überwachungsfunktionen 10,00 8,00 Wartungsfreundlichkeit Automatisierung Maschinenstart/Referenzfahren 100,00 90,00 30,00 24,00 Bedienung/Beschickung 30,00 30,00 Aufwand für Werkstückspannung/ Teiletransport 40,00 36,00 Steuerung 50,00 38,00 Steuerung/Komfortfunktionen 30,00 24,00 Kollisionsbetrachtungen 20,00 14,00 Umrüstfreundlichkeit 50,00 45,00 Flexibilität Spanntisch 25,00 25,00 Einrichteaufwand 15,00 12,00 Mehrfachspannung/Modelmix 10,00 8,00 Service 75,00 63,70 Verfügbarkeit-Servicepersonal 30,00 30,00 Ersatzteillager/Anfertigung von Ersatzteilen 22,50 15,70 Teilezeichnungen-Archiv; Internetverfügbarkeit 15,00 12,00 7,50 6,00 TCO 85,00 64,60 Analyse Kostentreiber vorhanden 34,00 27,20 Bewertung und Zahlen: Ausfallzeiten/Reparaturzeit 34,00 23,80 KVP-Maschinenlieferant bei Ausfallmeldung 17,00 13,60 Vertragsgestaltung Wartungsverträge 15,00 10,00 Garantiezeit 5,00 4,00 Zahlungsbedingungen 5,00 3,00 TCO-Prozess fixiert Summe 5,00 3,00 500,00 419,80 Die Verfügbarkeit von diversen Modulen in den einzelnen Baugruppen der Maschine ist eine Domäne bei Licon. Das ermöglicht dem Anwender eine schnelle und spezifische Ausführung „seiner Maschine“. 83 84 AUF HERZ + NIEREN Maschinen-Check fertigung April/2015 Prozessauslegung, Auswahl der Maschinengröße, Probebearbeitungen, die Fertigung erster Serienteile, mit den dazugehörenden Maschinen- und Prozessfähigkeitsuntersuchungen und eine komplette Unterstützung im Technologie-Management wird angeboten. lich zur Steigerung der Bearbeitungsqualität angewählt werden. Auf der Pinolenbaugruppe ist im hinteren Bereich der Spindel ein Beschleunigungssensor eingebaut, der bei Crash-Situationen die Spindel vor größeren Schäden schützen soll. Licon baut jetzt auch den Hauptanteil seiner Spindeln selbst. Dafür sind Prüfstände und Einfahrstationen vorhanden. Ein vorteilhafter Aspekt ist der schnelle Wechsel der Spindel an der Maschine. Dazu sind auf dem Schlitten der Pinoleneinheit zwei Wellen montiert, auf welchen die Spindel aufliegt, wenn sie aus der Aufnahmehülse nach hinten herausgezogen wird. Diese Variante ist entstanden, da man die Auskragung der Pinolen beim Bearbeiten möglichst klein halten wollte und somit für eine ergonomische Demontage der Spindel nach vorn der Platz nicht ausreicht. Die Werkzeugmagazine sind als Scheibenmagazin (30 Werkzeuge), als L-förmige Kette (60 Plätze) oder als Eigenbau-Kettenmagazin bis 120 Plätze ausgeführt. Hier ist die Kette als mäanderförmige Struktur oberhalb der Arbeitsebene angeordnet. Die Werkzeuge können in Spannfuttern HSK 63 (Option HSK 100) gespannt werden. Zugänglichkeit zur Maschine, sowohl beim Bedienen als auch bei Wartungsarbeiten oder zur Störungsbeseitigung, ist ausreichend vorhanden, speziell im Rückraum hinter der Pinoleneinheit ist ausreichend Standfläche. Alle Maschinen werden im Hause Licon konzipiert und auch montiert. Der Eigenfertigungsanteil bei den Baugruppen liegt bei etwa 80 Prozent. Licon versteht sich als Systemlieferant und unterstützt den Anwender bei seiner Auswahl der „individuellen Maschine“. Systembaugruppen Durch den Einsatz unterschiedlicher Systembaugruppen kann die LiFlex II Modellreihe in drei Hauptausführungen geliefert werden und zwar als: ■■ Direct Load Trunnion; Direktbeladung ■■ Pallet Changer (PC); Maschine mit Palettenwechsler ■■ Double Trunnion (DT); Maschine mit zwei Dreh-Schwenkeinheiten Die Anzahl der A-Achsen, Spanntische, kann ebenfalls variiert werden, von 1- bis 4-fach. Auch bei den Palettenwechslern gibt es mehrere Ausführungen. Bearbeitung Beim Maschinencheck wurde auf der LiFlex II 444 ein Leistungsfräsen an einem Rohlingsblock aus 42CrMo 4 durchgeführt. Bei voller Umschlingung des Wendeplattenmesserkopfes lief die Maschine bei etwa 80 Prozent Leistungsaufnahme ohne Probleme im Schnitt. Steuerung Als Steuerung wird die Siemens 840 sl genutzt. Die Fanuc 31 i gibt es nur auf Kundenwusch und in Abhängigkeit der Anzahl Zahlen+Fakten Maschinendaten Licon LiFlex II 444 Verfahrwege (X/Y/Z-Achse) (mm) Der zum Patent angemeldete Palettenwechsler spart die Einfahrbewegung des Wechseltisches und ist damit schneller und kostengünstiger. 400, 450, 420 Eilgang/Beschleunigung X-, Y-Achse (m/min) 460, s = 6 m/s2 Z-Achse (m/min) 90, s = 9 m/s2 A-Achse (min ) 100; Torquemotor 0,85 U/s2 B-Achse, Schwenkwinkel -45°/225°, 12 min-1, 0,5 U/s2 Tischbelastung (kg) je Spannest: 250 Arbeitsspindel (mm) HSK 100, n = 6000 min-1 Leistung, Drehmoment (kW, Nm) P = 23, M = 123 (S1), 300 (S6) Werkzeugaufnahme HSK 63-A, HSK-100 Werkzeugmagazin von 30 bis 120 Plätze Werkzeugspannung hydraulisch, Option: Nullpunktspannung Steuerung Siemens 840 D sl 530, Fanuc 31i möglich Grundfläche (m) 5,0 x 3,40 x 3,10 Gewicht (t) 19 Preis ausrüstungsabhängig -1 Auf einen Blick Horizontales Bearbeitungszentrum LiFlex II 444 von Licon Stärken: gelungene neue Maschinengeneration Modularität in allen Baureihen kundenspezifische Maschinenauslegung eigener Spindelbau gute Zugänglichkeit im Maschinenbereich FEM-gerechnete Maschine praxisorientierte Baugruppen Übernahme von kompletten Prozesslösungen für den Kunden Bearbeitung von Kundenteilen gute Service-Erreichbarkeit ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ Schwächen: ■■ TCO-Datenerfassung im Ausbau www.fertigung.de AUF HERZ + NIEREN Maschinen-Check Beim Maschinencheck wurde eine Leistungszerspanung an einem Probeblock aus 42 CrMo 4 durchgeführt, bei: n= 750 min-1; v f = 2000 mm/min; WSP-Fräser mit acht Schneiden; fz = 0,33 mm; ap = 2 mm; Umschlingung: 100 %; negativer Spanwinkel. Palette in der Arbeitsposition auf der Schwenkachse mit vorgeschaltetem Palettenwechsler. A- und B-Achsen werden über Torqueantriebe, der Antrieb der Drehachse (Chicken-Grill) wird über einen Schneckenantrieb mit Hirth-Ringen realisiert. der georderten Maschinen. Auf der Steuerung laufen eigene Makros zur Unterstützung des Bedieners bei Rückzug der Pinolen aus Stör- oder Kollisionskonturen. Service/TCO Im Service kann Licon eine 24/7-Versorgung darstellen. Die Hotline im Haus ist werktäglich von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr besetzt. Danach übernimmt ein Dienstleister die Störungsannahme. Bei Störungsmeldungseingang bis 12.00 Uhr ist der Fachmann noch am gleichen Tag unterwegs, danach am nächsten Morgen. Die Serviceeinsätze werden teilweise von Hand, teils aber auch über eine xls-Datei direkt in einer Service-Datenbank gespeichert. Hier können Auswertungen gefahren werden über Ausfallzeiten, Reparaturzeiten und baugruppenbezogene Schwerpunkte. Kosten werden in einer Betriebsdatenbank erfasst. KVPMaßnahmen werden über tägliche Qualitätsrunden im Service analysiert und eingeleitet. Edwin Neugebauer Kontakt Licon mt GmbH & Co KG, D-88471 Laupheim, Tel.: 07392/962-0, www.licon.com 85
© Copyright 2024 ExpyDoc