Volljährigkeit - Pflegekinder

Soziale Arbeit
Wie erleben Pflegeeltern den
Übergang ihrer Pflegekinder in
die Volljährigkeit?
6. Jahrestagung der Pflegekinder-Aktion Schweiz
13. November 2015
Karin Werner
ZHAW, Soziale Arbeit
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Inhalt
• Vorgeschichte
• Ergebnisse einer explorativen, qualitativen Studie
Subjektive Sichtweisen von Pflegeeltern im Hin- und/oder
Rückblick auf den Übergang der Pflegekinder in die Volljährigkeit
• Vorläufiges Fazit
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Vorgeschichte: Praxisentwicklungsprojekt
Erarbeitung eines Leitfadens für die Begleitung von
Pflegekindern im Übergang zur Volljährigkeit
Regionalstelle Pflegefamilien für Bezirk Hinwil, Meilen,
Pfäffikon, Uster, AJB:
Elena Penuelas, Mitarbeiterin
Margrit Lätsch, Mitarbeiterin
ZHAW, Departement Soziale Arbeit:
Karin Werner, Dozentin und Projektleiterin
Susanne Müggler, Masterstudentin und Assistentin
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Qualitative Interviews mit Pflegeeltern
Explorative, qualitative Studie
Fragestellung:
Welche Themen beschäftigen Pflegeeltern im Zusammenhang mit
dem Übergang in die Volljährigkeit ihres Pflegekindes?
• Was lief/läuft gut?
• Wo gab/gibt es Schwierigkeiten?
• Worauf ist speziell zu achten?
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
Allgemeine Einschätzung
Die Beendigung des offiziellen Pflegeverhältnisses mit dem
Erreichen der Volljährigkeit des Pflegekindes wird als ungeeigneter
bzw. unnatürlicher Zeitpunkt betrachtet:
«Zum Zeitpunkt der Volljährigkeit wird von Pflegekindern etwas
abverlangt was von keinem „normalen“ Kind und auch von keinem
Heimkind verlangt wird; kein normales Kind muss sich, wenn es 18
Jahre alt wird, mit der Frage beschäftigen ob, es noch bei seinen
Eltern leben darf» (PM)
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
• In allen befragten Fällen wird das Pflegekind auch nach der
Volljährigkeit in der Pflegefamilie leben
• Alltägliches Zusammenleben
- Keine grossen Veränderungen oder
- Anlass für Neuaushandlung
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
• Zufriedenheit mit der Vorbereitung auf die Volljährigkeit des
Pflegekindes durch den Beistand:
- von „sehr zufrieden“ bis „sehr unzufrieden“
• Auch bei guter Vorbereitung durch den Beistand:
- „man muss sich Informationen selbst zusammensuchen und
sich auch selbst kundig machen“
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
Zu klärende Fragen im Hinblick auf Volljährigkeit:
• Lebensunterhalt des Pflegekindes
- „zeitaufwändig, bis man den Durchblick hat“
• Administration und Finanzverwaltung
- Unterschiedliche Lösungen
• Erwachsenenschutzmassnahme
- „unbedingt prüfen“ bis „möglichst verhindern“
Zürcher Fachhochschule
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Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
• Entschädigung für Betreuung
- Verzicht auf Betreuungsgeld
- Antrag auf Betreuungsgeld
• Unterschiedliche Finanzierung der „Pflegeverhältnisse“ nach
Volljährigkeit in verschiedenen Gemeinden
• Fehlende Anerkennung der Arbeit von Pflegeeltern nach
Volljährigkeit der Pflegekinder
• Keine fachliche Unterstützung für Pflegeeltern und ehemalige
Pflegekinder nach Volljährigkeit
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
• In Einzelfällen: Ausarbeitung von „freiwilligen Pflegeverträgen“
- Zeitlicher Rahmen
- Kost- und Logisregelung
- Kontoeinsicht
- etc.
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Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
Aspekte der Beziehung zum Pflegekind: Volljährigkeit
• Keine grosse Veränderung der Beziehung zum Pflegekind
«Ich erwarte nicht, dass sich da mit dem 18. Geburtstag unserer
Pflegetochter gross etwas verändert» (PM).
• Spezieller Moment in der Beziehung zwischen Pflegeeltern und
Pflegekind:
«Die Situation ist zwiespältig, denn bei leiblichen Kindern gibt es
eine bestimmte Kontinuität, da geht das Familienleben einfach
weiter und es ist kein so grosser Schritt, wenn die Kinder volljährig
werden, und den man sich besonders überlegt. Und hier, im Falle
der Pflegefamilie müssen sich alle überlegen, bleiben die
Pflegekinder noch bei den Pflegeeltern und wie geht dann dieses
Verhältnis weiter?» (PV)
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Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
Aspekte der Beziehung zum Pflegekind: weitere Perspektive
• Weiterentwicklung der Beziehung nach dem Auszug des
Pflegekindes
-
Zürcher Fachhochschule
Wunsch nach Fortführung der Beziehung
Frage nach Rolle
Unsicherheit
Angst
Soziale Arbeit
Exkurs
Aktualisierung von latentem Spannungsverhältnis
Pflegefamilie als
- private Familie und
- Teil der sozialstaatlichen Kinder- und Jugendhilfe
Besondere Herausforderungen
• Frage der Zugehörigkeit
• Veränderung/Transformation der Beziehung
Kaum Thematisierung in der Fachliteratur
• Mögliche Entwicklungswege für Beziehungen fehlen
Zürcher Fachhochschule
Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
Bedarf:
• Frühzeitige Vorbereitung auf Volljährigkeit
• Aufbereitete Informationen
- schriftliche Vereinbarungen / freiwillige Pflegeverträge
- Möglichkeiten der Finanzierung des “Pflegeverhältnis” nach
Volljährigkeit
- Beistandschaften
• Professionelle Unterstützung nach Volljährigkeit für Pflegeeltern und
erwachsene “Pflegekinder”
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Soziale Arbeit
Ergebnisse Interviews mit Pflegeeltern
Bedarf:
• Gesetzliche Grundlage für Pflegeverhältnisse über Volljährigkeit
hinaus, mindestens bis zum Abschluss der Erstausbildung
• Entsprechend verlängerte Beaufsichtigung, Begleitung und
Finanzierung von Pflegeverhältnissen
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Soziale Arbeit
Vorläufiges Fazit bzw. Fragen
• Ende Pflegevertrag mit Volljährigkeit ist ein ungeeigneter Zeitpunkt
• Übergang frühzeitig planen
• Aufbereitete Informationen für Pflegeeltern und Pflegekinder
• Fachstellen für Pflegeeltern und ehemalige “Pflegekinder” nach
Volljährigkeit
• Gesetzliche Grundlage für Pflegeverhältnisse über die Volljährigkeit
hinaus
• Beziehungsveränderung: Frage nach der Rolle, Unsicherheit
• Kaum Fachliteratur zu möglichen Entwicklungswegen der Beziehung
zwischen Pflegeeltern und ehemaligen Pflegekindern
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Soziale Arbeit
Zum Schluss
Dank den InterviewpartnerInnen
und
Ihnen für die Aufmerksamkeit!
Karin Werner
ZHAW, Institut für Kindheit, Jugend und Familie
Pfingstweidstr. 96, Postfach 707
8037 Zürich
Tel: 058 934 88 39, email: [email protected]
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