2015_08 MTD Prospitalia 066_082_11

M E D I Z I N T EC H N I K
M T- I N F O
Prospitalia-Jahreskongress
Werterhalt für Instrumenten-Schatz
Der Krankenhauseinkauf als Wertschöpfungspartner in den Kliniken
stand im Fokus des Jahreskongresses
der Krankenhauseinkaufsorganisation
Prospitalia Ende April in Stuttgart.
Darunter zeigten auch die Amefa als
Verbund sowie Roeser Medical Flagge
für den Fachhandel als Partner für die
Krankenhäuser. Amefa-Geschäftsführer Marcus H. Simon und Stefan Weiß,
Geschäftsführer von Medika (Hof), bestritten einen der neun Partner-Workshops. Mit dem Thema Instrumentenmanagement trafen sie die Interessen
der Klinikeinkäufer, die trotz des morgendlichen Zeitpunktes den Tagungsraum mit mehr als 50 Zuhörern überfüllten.
arcus Simon stellte zunächst die
Amefa-Gruppe vor. Sie zählt ein
Dutzend Gesellschafter, die fast das gesamte Bundesgebiet abdecken. Sie wurde von Krankenhaus-orientierten und
leistungsstarken Medizintechnik-Fachhändlern gegründet, um ihren Einkauf
zu optimieren und ihr Dienstleistungs-
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und Logistikangebot zu vereinheitlichen.
Die Amefa GmbH selber beliefert ausschließlich den Fachhandel, der wiederum die Endkunden im stationären und
niedergelassenen Bereich versorgt. Von
der Tochter Praxis-Partner, laut Simon
„bundesweit größter Versandhändler von
Medikalprodukten im niedergelassenen
Bereich“, werden Arztpraxen beliefert.
Außerdem liefere die Tochter Medimex
ihre Eigenmarken-Produkte auch direkt
an Krankenhäuser.
Die Amefa mache einen Jahresumsatz
von mehr als 50 Mio. Euro. Die Gesellschafter kämen zusammen auf 400 bis
500 Mio. Euro. Die Amefa habe 85 Mitarbeiter, davon 27 in Logistik, 32 im Vertrieb und 26 in der Verwaltung. Innerhalb
der Gruppe verteilen sich die mehr als
180 Außendienstkräfte auf gut 100 „Generalisten“ und jeweils über 40 Spezialisten
und Techniker.
Simon pries den Klinikvertretern die
Vorzüge des Medizintechnik-Fachhandels an, wie z. B. Lieferant von B- und CProdukten als Portfoliofunktion, teilweise exklusiver Vertriebspartner von Herstellern, Berater, Hersteller von Eigenmarken sowie umfassender Dienstleister
in Instrumentenmanagement, Logistik,
Montage und Reparatur.
Stefan Weiß (l.) und Marcus Simon machten
den Klinik-Einkäufern den Service des medizinischen Fachhandels u. a. im InstrumentenManagement schmackhaft.
Handel punktet mit Service
Beim Bezug von Waren über Händler
haben laut Stefan Weiß die Kunden den
Vorteil der freien, Hersteller-übergreifenden Lieferantenwahl – und dies nicht nur
bei Instrumenten. Ein fehlendes Instrumenten-Management könne zu verdeckten Kosten führen, indem die Siebe überfrachtet würden bzw. nicht bedarfsgerecht seien. Auch verschiedene Systemkomponenten für vergleichbare Anwendungen wirkten kostensteigernd. Eine
fehlende Qualitätssicherung könne zu-
Gepacktes Sieb mit rund 100 Instrumenten, von denen tatsächlich nur 25 benutzt werden (Bild rechts).
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MTD 8/2015
© MTD-Verlag GmbH, Amtzell 2015, www.mtd.de
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Amefa-Fachhandelspartner
dem zu Problemen bei der Aufbereitung
oder zu Korrosionen führen oder die
Funktion der Instrumente werde beeinträchtigt. Zu den möglichen Gefahren
gehörten nicht geplante Investitionen,
negative Patientenwahrnehmung, Probleme bei behördlichen Überwachungen
und fehlende Transparenz des Bestandes.
Stefan Weiß berichtete, dass u. a. die
Unikliniken Erlangen und Regensburg
seinem Unternehmen das Management
im Instrumentenbereich anvertraut hätten. Erfahrungswerte aus verschiedenen
Projekten zeigten, dass Kliniken der
Maximalversorgung locker Instrumente
für einen zweistelligen Millionenbetrag
im Bestand haben, bei Kliniken mit ca.
300 Betten und drei „schneidenden“
Fachdisziplinen könne man den Wert
auf einen einstelligen Millionenbetrag
beziffern. Dokumentierte Analysen zeigten dabei Quoten von 40 bis 80 Prozent
des Instrumentariums, das eigentlich
optimiert, instandgesetzt und/oder erneuert werden müsste. Viele der Instrumente tauchten in den Bilanzen zudem
nicht mehr auf, weil sie buchhalterisch
bereits abgeschrieben worden seien.
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Akribische Analyse
Hier setzte der Service des Fachhandelspartners an. Zunächst erfolge
eine Bestandsanalyse im Zuge
einer Teilsichtung der Siebe,
um nicht den kompletten
OP-Betrieb zu behindern.
Erfahrungsgemäß sei die
Qualität der Siebe innerhalb einer Klinik häufig
vergleichbar. Erhoben
werden die Zahl der Siebe und die Häufigkeit
ihres Einsatzes. Qualitativ würden die Instrumente bewertet
und die Siebe daraufhin überprüft, ob sie
richtig zusammengestellt sind.
Hier fließe auch die Standzeit der Siebe ein: umso länger sie verunreinigt
blieben, umso schädlicher für die Qualität der Instrumente. Problematisch sei es auch, wenn die Instrumente zu eng auf die Siebe
„gepackt“ werden.
Abschließend wird der Bestand
bewertet. Der Händler analysiere
zudem die Prozesse für die Reparatur bzw. Ersatzbeschaffung und den
Instrumentenkreislauf zwischen OP/
Station und Steri (inklusive der Maschinenkapazitäten).
Nach diesen Vorarbeiten folge die
Optimierung. Siebe würden standardisiert und anhand aktueller Anforderungen definiert und strukturiert. So könnte
die Zahl der Siebe reduziert oder ergänzt
werden. Lasse sich der Instrumentenkreislauf beschleunigen, könnten auch
Siebe und Instrumente eingespart werden. Definiert werden zudem Reparatur-,
Ersatz- und Neubedarf. Mindestens einmal pro Jahr würden nach Rücksprache
mit den Ärzten die Siebe erneut analysiert und optimiert.
Qualitätsnetzwerk
Instrumenten-Management
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bestandes wird durch einen frühzeitigen
Austausch von defekten Produkten sichergestellt. Die Klinik erhält aus einer Hand:
■ Dokumentation
■ Controlling
■ Bestandsanalysen
■ Beschaffungs- und
Reparaturmanagement
Reparaturen würden fast ausschließlich
bei den jeweiligen Herstellern durchgeführt. Außerdem würden Original-Ersatzteile verwendet. So bleiben nicht nur die
CE-Konformität, sondern auch die Herstellergarantie und die Sicherheit für Betreiber und Patient erhalten. Durch den
wirtschaftlich sinnvollen Reparaturaustausch sowie den Ersatz durch Originalinstrumente lasse sich zudem ein Investitionsstau vermeiden, der entstehen
könne, wenn man einen Reparaturbetrieb mit dem rein funktionserhaltenden
Service beauftrage.
Der Service über einen QNI-Händler
bringe weitere Vorteile für die Kliniken.
Weiß nannte die zentrale Abwicklung
der kompletten Werterhaltungsprozesse,
einen zentralen Ansprechpartner, die
persönliche Beratung vor Ort und die
vereinfachte Rechnungslegung über einen
Anbieter statt mehrere Dienstleister bzw.
Hersteller. Dies werde möglich durch
eine Hersteller-übergreifende logistische
Zusammenfassung bei Abholung und
Rücklieferung. Der Händler stelle zudem
ein Vorabaustauschlager bei der Reparatur von Optiken bereit bzw. einen Leihgerätepool. So könnten auch Sieb-Ausfallzeiten verkürzt werden.
Ein Trumpf seien auch die kundenspezifischen Auswertungen z. B. nach Menge und Preis, Kostenstellen, Einzelinstrumenten, Durchlauf- und Reparaturzeiten. Der QNI-Service bringe auch Sicherheit im Qualitätsmanagementsystem.
Um Reparaturen zu vermeiden, schulen
die Experten des Handelspartners zudem die Mitarbeiter für OP, ZSVA und
Medizintechnik. Außerdem erfolge eine
Aufbereitungsanalyse des Instrumentenras
kreislaufes.
Stefan Weiß stellte den KrankenhausEinkäufern auch das Qualitätsnetzwerk
Instrumenten-Management vor (www.qnimanagement.de). Hier haben die AmefaGesellschafter Krauth+Timmermann,
Medika, Roeser und Stoss Medica ihr
Know-how gebündelt. Das Netzwerk stellt
durch Hersteller-übergreifenden Service
die Prozessoptimierung in den Vordergrund. Der Werterhalt des InstrumentenMTD 8/2015
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