18 | REPORTAGE HERSTELLERÜBERGREIFENDER SERVICE Ein Tag im Leben eines Technischen Spezialisten Aufzug ist nicht gleich Aufzug: Die Servicetechniker von KONE sind bestens ausgebildet, die herstellerübergreifende Instandhaltung und Entstörung von Aufzügen verläuft daher in aller Regel problemlos. Allerdings treten immer wieder mal außergewöhnliche Fehler auf, für deren Behebung Spezialwissen gefragt ist. Hier kommen die Technischen Spezialisten von KONE ins Spiel. Einer von ihnen ist David Donath vom KONE Büro in Berlin. David Donath liebt Technik. Der gelernte Elektroinstallateur arbeitet seit zweieinhalb Jahren bei KONE, die Aufzugbranche kennt er schon länger: Elf Jahre war er bei einem regionalen, in Berlin ansässigen Aufzugbauer tätig. Dann beschloss der 36-Jährige, noch einmal die Schulbank zu drücken. Im Abendstudium erlangte er den Abschluss zum Staatlich geprüften Automatisierungstechniker. Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung bewarb er sich bei KONE. „Ich habe nur diese eine Bewerbung losgeschickt, es hat auf Anhieb gepasst“, so Donath. Der Aufgabenbereich des Technischen Spezialisten ist vielfältig. Unter anderem gibt er Trainings zur Technik der Gen2-Anlagen von Otis, in der KONE Academy in Hannover sowie in den Regionalbüros des Unternehmens. „Dabei geht es darum, unseren Servicetechnikern zu nahezubringen, worauf es bei der Wartung dieser Aufzüge ankommt“, sagt Donath. Sein Wissen über die Anlagen des Mitbewerbers stammt aus der Zeit, als er noch bei seinem vorherigen Arbeitgeber tätig war, wo er mehrere Aufzüge dieses Typs wartete. Weiterhin ist er Ansprechpartner für die sieben Kompetenzträger von KONE in Berlin. „Das sind Servicetechniker mit Erfahrung bei der systematischen Störungssuche, die sich besonders gut mit bestimmten Anlagentypen oder Bauteilegruppen auskennen“, erklärt Donath. „Oft können sie unseren Servicetechnikern bereits bei der Entstörung weiterhelfen. Wenn nicht, wenden sie sich an mich.“ Der Clinica-Prozess Was Donath beschreibt, ist Teil eines Prozesses, um die Störungsrate von Aufzügen zu senken. Denn wenn eine Anlage in kurzer Zeit mehrmals ausfällt, ist es mit der Entstörung allein nicht getan – vielmehr muss die zugrunde liegende Ursache abgestellt werden. In solchen Fällen bittet der Servicetechniker zunächst den Kompetenzträger um Unterstützung. Kann dieser nicht weiterhelfen, tritt er an den Technischen Spezialisten heran. Da auch dieser nicht immer die Lösung parat hat, meldet er sich beim Service Support, der in der KONE Zentrale in Hannover ansässig ist. Digitales Helferlein: Das Tablet dient zum Austausch und als Wissensdatenbank. Der Service Support agiert bei der Lösungssuche deutschland-, gegebenenfalls sogar weltweit, um das notwendige Know-how zu beschaffen. Wie verabredet, treffen wir uns mit Donath im KONE Büro in Berlin-Adlershof. Er sichtet gerade E-Mails zu Aufzügen, die in letzter Zeit oft entstört werden mussten. Sorgen macht ihm insbesondere eine Anlage in einer Senioreneinrichtung, bei der sich die Türen in der Haltestelle zum wiederholten Mal nicht öffnen wollten. „In der Türsteuerung ist irgendwie der Wurm drin“, so der Technische Spezialist skeptisch. Donath nimmt die Anlage in Clinica auf – ein Prozess, bei dem sogenannte „kranke“ Anlagen auf Herz und Nieren geprüft werden. Die Arbeit im Büro gehört für den Technischen Spezialisten zwar zum Alltag, wohler fühlt er sich jedoch draußen, an den Anlagen. Dass er es vornehmlich mit Aufzügen zu tun hat, bei denen es vermehrt zu Ausfällen kommt, stört ihn nicht, im Gegenteil: „Die Fehlersuche ist oft eine Herausforderung“, sagt Donath, „eine störungsanfällige Anlage wieder in einen technisch einwandfreien Zustand zu versetzen, ist ein gutes, befriedigendes Gefühl.“ Komplizierte Fehlersuche Wir fahren mit Donath raus, zu einem 21-geschossigen Hochhaus in BerlinMarzahn. Dort angekommen, treffen KONE kontakt 03.2015 20 | REPORTAGE wir uns mit Oliver Wesel, Servicetechniker bei KONE – die beiden Aufzüge im Hochhaus gehören zu seiner Route. Die rund 35 Jahren alten Anlagen sind aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt, die noch aus DDR-Zeiten stammen, und verfügen über analoge Transistor-Logik-Steuerungen – das macht die Fehlersuche kompliziert, denn zu jedem Befehl gibt es ein Logik-Modul. „Das kommt der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich“, erklärt Donath. Das aktuelle Problem: Die Antriebe gehen nach ca. zehn Minuten in einen Ruhemodus und müssten wieder starten, wenn ein Aufzug angefordert wird – genau das tun sie aber nicht. Mit einem Logiktaster prüfen Donath und Wesel jedes einzelne Logik-Modul, bis sie den defekten Transistor entdeckt haben. Nachdem dieser ersetzt ist, arbeiten die Aufzüge wieder einwandfrei – die Fehlersuche und -behebung hat jedoch eine ganze Weile gedauert. „Transistor-Logik gehört zwar zu den Grundlagen der Elektrotechnik, nach der Berufsschule kommt man aber eigentlich kaum noch damit in Berührung“, lacht Donath. Auch wenn die Aufzüge wieder laufen, sieht Donath ihr Ende nahen: „Es gibt kaum noch Ersatzteile, die Technik ist komplett veraltet.“ Ebenfalls kritisch ist der hohe Energieverbrauch, die Anlagen haben eine Leistungsaufnahme von 35 kW/h – ein KONE MiniSpace® mit derselben Förderhöhe und Tragkraft kommt gerade einmal auf etwa 7,5 kW/h. „Bislang konnte sich der Betreiber auf den Bestandschutz berufen“, erklärt Donath, „mit Inkrafttreten der neuen Betriebssicherheitsverordnung steht hier jedoch auf kurz oder lang ein Komplettaustausch an.“ Wie dem auch sei, Donaths Arbeit an den Anlagen ist fürs Erste getan. Zuverlässiger Aufzug, zufriedener Kunde Die zweite Anlage, die wir uns an diesem Tag ansehen, befindet sich ebenfalls in Berlin-Marzahn. Es handelt sich um einen Hydraulikaufzug mit acht Haltestellen in einem Neubau. An der Liegenschaft treffen wir uns mit Ralf Ziegelsdorff, der seit kurzem ebenfalls als Technischer Spezialist bei KONE tätig ist und von Donath eingearbeitet wird. Bei der Anlage, um die es geht, handelt es sich um ein Fabrikat von Schiese, einem Aufzugbauer aus Luckenwalde. Die Anlage wurde im Baukastenprinzip zusammengestellt: Das Hydraulikaggregat stammt von der Alfred Giehl GmbH, die Steuerung von der Firma NewLift. Das Problem dieser Anlage: Obwohl die Steuerung tadellos funktionierte und Fahrsignale gab, fiel der Aufzug über Wochen immer wieder aus – der Fahrkorb wollte sich partout nicht in Bewegung setzen. Über die Ursache für die häufigen Störungen können selbst Donath und Ziegelsdorff nur mutmaßen: Sie vermuten ein Motorproblem im Zusammenhang mit dem Hydraulikventil, das für den richtigen Öldruck und somit den bündigen Halt der Kabine in der Etage zuständig ist. Doch vermuten heißt nicht wissen, weshalb Donath eine speicherprogrammierbare Diagnoseeinheit angeschlossen hat. „Das war vor drei Wochen, seitdem ist der Fehler nicht wieder aufgetreten“, sagt Donath. „Das heißt, wir wissen nach wie vor nicht, was die Störungen verursacht hat. Ich behalte die Anlage daher weiter im Auge“, so der Technische Spezialist. „Jedenfalls fährt der Aufzug aber wieder zuverlässig, der Kunde ist zufrieden.“ Abschließend reflektiert der Technische Spezialist noch ein wenig über seine Arbeit bei KONE: „Es ist eine tolle Firma, aus Kollegen werden oft Freunde, mit denen man auch privat mal etwas unternimmt. Das Wichtigste aber ist, dass wir wie eine Familie zusammenhalten, gemeinsam an einem Strang ziehen und uns permanent austauschen, wodurch unser technisches Know-how mit jedem Tag wächst. Die Störungsraten sinken kontinuierlich – ein gutes Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Transistor-Logik-Steuerung aus Zeiten der DDR: Die Fehlersuche ist kompliziert, da es zu jedem Befehl ein Logik-Modul gibt. KONE kontakt 03.2015
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