wirSINDs on the road 2016 Der Start in das Abenteuer verlief etwas ruppig – anders als gedacht! Wir mussten wieder einmal erfahren, dass der Dienstleistungssektor in Deutschland verbesserungswürdig ist. Das Taxi des Unternehmens 55.55.55 war trotz detaillierter Bestellung zu klein. Es war Stress pur. Irgendwie hat es dann doch noch so „olala“ funktioniert. Preis für die Fahrt von der Klarastraße bis zur Wentzingerstraße (Hintereingang Bahnhof), also max. 1 Kilometer: 15 Euro. Dann ging's geradezu weiter: der DB Wagenstandanzeiger war für unseren Zug irrelevant. Die Folge war, die Fahrräder standen in der 2. Klasse, wir saßen in der 1.Klasse Einige Fluggesellschaften bieten am Frankfurter Flughafen einen Check-in gleich im Terminal 1 an. Das wäre für uns vorteilhaft gewesen. Denn dann hätten wir die Fahrradboxen nicht persönlich ins Terminal 2 transportieren müssen. Doch die Annahme wurde mit der Begründung verweigert „Fly Emirates würde die Kartons aufmachen und alles überprüfen" - kurze Atemnot! Wir brauchten eine ¾ Stunde zum Check-in-Schalter (Grund: nicht alle Aufzüge konnten Gepäckstücke unserer Größe aufnehmen). Dort erfuhren wir, dass unser Flieger mindestens zwei Stunden Verspätung hat. Auf jeden Fall wurden unsere Fahrradboxen nicht geöffnet. Das Einchecken verlief in freundlicher, endlich entspannter Situation. Der Flug in der A 380 war angenehm. In Dubai erfuhren wir, dass sich unser Weiterflug um 2 ½ Stunden verzögern würde. Und so kamen wir am 4.1.2016 um 17 Uhr in Auckland an, und es war so etwas von angenehm, von David in Empfang genommen zu werden. Zunächst wohnten wir eine Woche bei Jude und David, die uns perfekt versorgt und „betreut“ haben. Von ihnen erfuhren wir auch viel vom „Wechsel“ in NZ bezüglich Globalisierung, Kapital und Mobilität. Die Lebenshaltungskosten sind erheblich gestiegen, die Preise für Immobilien eskaliert. Einfache Häuser kosten jetzt nicht unter 1 Mio. NZD, mit Blick aufs Meer 2 Mio. Im bevorzugten Gebiet geht nichts unter 4 Mio. NZD. 1 Nach einer Woche absoluter Gemütlichkeit war das Ende angesagt. Das Fahrrad wurde gesattelt. David und Jude brachten uns circa 60 Kilometer südlich von Auckland an die Startrampe – und los ging's. Der erste Tag brachte uns nach Te Aroha auf Johns B&B. Grünen Rasen. John ist gefühlte 99 Jahre alt und lebt mit einer 35-jährigen Kasachin zusammen. In dem B&B standen uns die private Küche und das Bad zur Verfügung. Die Fahrt nach Te Aroha war ruhig, ausgeglichen, unser Puls zu hoch, die Oberschenkel noch nicht in Form. Zudem hatte Ursula mit einer Erkältung zu kämpfen. Der nächste Tag brachte uns in den Opal Hot Spring Holiday Park in der Nähe von Hobbiton (bitte im Internet suchen!). Tags darauf regnete es – don't trust NZ summer – ergo Pause. Eine halbe Stunde im private pool der hot springs, sollte unsere Muskeln für die Weiterfahrt entspannen. Am nächsten Tag fuhren wir frohen Mutes weiter. Der Himmel blau, kein Wind…Nach der ersten Kreuzung links ab, und dann standen wir im „Höllental“, nur lauter, steiler und ebenfalls mit schweren LKWs gespickt, die für uns RadlerInnen nur wenig Herz zeigten. Endlich in Tauranga angekommen, fühlten wir uns wie im Wonnemonat August in St. Tropez. Auf dem Holiday Park (ein Standplatz dort hätte 65 NZD gekostet) ging für unser Zelt nichts mehr, so dass wir noch fünf Kilometer bis zum Campground „Golden Grove“ radeln mussten. Ach ja, ein Campingplatz lag noch auf dem Weg zum Golden Grove, dort kostete eine Übernachtung aber 146 NZD! Auf dem Holiday Park Campground waren wir nicht die einzigen RadlerInnen, ein neuseeländisches Radlerpaar (auch in der warmshowers.org Comunity) und ein Deutscher stimmten uns wieder frohen Mutes. Auf unserer Route Richtung Südinsel waren wir vier Tage in YHA in Rotorua. Eigentlich waren weniger Tage geplant, aber don't trust NZ summer. Vor acht Jahren waren wir ebenfalls in dieser gerade neu eröffneten YHA. Wir hatten damals sehr viel Spaß, nette Begegnungen und Unterhaltungen. Heute ist das leider ganz anders. Jede/r hat sein Tablet oder Smartphone in der Hand und läuft gebückt, immer den Blick auf das Display fixiert, durch die YHA. Direkte Kommunikation findet so nicht mehr statt. Und trotzdem ist diese YHA immer noch eine sehr gute Adresse. Auch die Zusammensetzung der Gäste hat sich im Vergleich zu früher stark verändert. Hier eine (gefühlte) persönliche Statistik, die die Veränderung zum Ausdruck bringen soll. Anzahl der Personen nach Herkunftsland bezogen auf 100 Gäste insgesamt: Land China 2008 0 2016 30 2 Frankreich Deutschland USA Australien Japan Rest der Welt 5 20 20 25 20 10 10 20 10 10 10 10 Die Struktur in Rotorua hat sich auch sehr stark verändert. Viele Immobilien stehen leer. Andererseits ist die Anzahl der chinesischen Restaurants massiv gestiegen und es gibt auch sehr viele Touristen aus fernöstlichen Regionen. Die Tourismusindustrie blüht mehr denn je. Wir hörten aus fünfter Hand, dass sich sich noch nie so viele Touristen in NZ aufgehalten haben wie jetzt – und wir als Individualreisende mittendrin. Seit zwei Tagen sind wir in Whakatane. Ein nettes, aufstrebendes Dorf, in dem es ruhig und gelassen zugeht. Das Wetter – immer ein Thema auf NZ, 24° C, gefühlte 30° C – radeln nicht möglich! Wir radeln aber nach zwei Tagen weiter und werden von Medom, einem Thailänder, der auf seinem Klappfahrrad unterwegs ist, begleitet. Zur Mittagszeit erreichten wir Opotiki. Das Zelt wurde im Holiday Park Campground aufgebaut. Opotiki bietet nicht sehr viel, ausser ein Museum (Trödelmarkt), Hotel, Backpackers, 2 Supermärkte und ein Restaurant (indisch, neuseeländisch). Das Dorf wirkt verlassen. Unser Reisebegleiter Medom fuhr mit seinem Klapprad über die SH 2 und wir via der Pacific Coast Highway (SH 35) über das east cape nach Gisborne. Wir hatten uns in Gisborne verabredet. Der erste Tag am east cape war anstrengend und wir erreichten ziemlich abgeschlagen unseren Zielort - Te Kaha. Das Te Kaha Holiday Park Motels & Cafe, Genaral Store and Takeaways liegt nicht direkt am Pazifik, die Einkaufsmöglichkeiten sind bescheiden. Spät am Abend kam noch Hubert, der Radler aus Wiesbaden. Es fährt sehr viel Fahrrad und kam ebenfalls erschlagen an - alles sei sehr anstrengend. Er radelt in 2 1/2 Monaten von Lissabon, Marseille, Korsika, Sardinien, Griechenland, Türkei, Bulgarien, ... 7600 km - uuupppssss. 3 Wir waren also für unsere weitere Fahrt vorgewarnt. Und in der Tat, es wurde/war anstrengend. Dennoch war es heute wieder eine gelungene Tagesetappe: kein Verkehr und landschaftlich ein Hochgenuss, Meer und Fauna wechselten sich ständig ab. Die Straße führt dabei ständig Auf und Ab, mit teilweise kurzen knackigen Anstiegen. Unterwegs zeigte sich wieder mal der NZ summer - es regnete; aber nur kurz, sodass wir unser Etappenziel, Te Araroa, trotz allen Widrigkeiten erreichten. Seit 26.01.2016 sind wir nun in Gisborne und werden uns von der Anstrengung erholen. Die Weiterfahrt ist für den 29.01.2016 nach Napier geplant. Wir hätten auch nicht anders gekonnt; es hat sehr stark geregnet und gestürmt. Die Folgen sahen wir am nächsten Tag on road; u.a. sind die Flüsse zum Bersten voll und braun (Schlamm) eingefärbt. Ansonsten ist alles in bester Ordnung und es geht uns gut. Die Wehwehchen und die Sandflies halten sich in Grenzen (bei Ursula) und die Gewichtsabnahme bei Rudi hält sich leider auch noch in Grenzen. Wir müssen halt auch mal das Essen genießen - gelle! Letzter Stand: 30.01.2016 Text und Bilder: Rudi Boerner 4
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