Instrument Zufallsstichprobe Ziel Vorgehensweise Ziel einer Zufallsstichprobe ist es, mit einer kleinen repräsentativen Menge das Gesamtbild aller Daten oder Proben gleicher Merkmale darzustellen. Dies erfolgt in der Regel, um eine faktenbasierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Die Erläuterungen in diesem Instrument gliedern sich in zwei Teile: Zuerst ein „unwissenschaftlicher“ eher pragmatischer Ansatz. Darauf folgt eine kurze statistische Einlassung zur Genauigkeit von Stichprobenergebnissen. Nutzbar bei den Modulen I. Pragmatischer Ansatz (für eine erste orientierende Untersuchung): Anwendungsbeispiel: Ein Unternehmen hat seine Material- und Personalaufwände zwar auftragsbezogen erfasst, diese sind jedoch nicht den einzelnen Leistungs- bzw. Projektphasen zugeordnet. Wenn Sie nun messen wollen, wie sich beispielsweise der Personalaufwand auf die einzelnen Projektphasen verteilt, gibt es zwei Möglichkeiten: II. Entwicklung & Vermarktung 2. Ideen bewerten und auswählen 5. Geschäftsprozesse aufnehmen und gestalten III. Produktivitätssteigerung 2. Geschäftsprozesse aufnehmen und gestalten 4. Lösungen und Maßnahmen Aufwand Der Aufwand ist abhängig von Art und Umfang der Informationen, die gewonnen werden sollen. Wichtig: Der Aufwand der Erhebung einer Zufallsstichprobe ist, entgegen der weitläufigen Meinung, nicht von der Masse der zur Verfügung stehenden Daten abhängig, sondern von der Streuung der Ergebnisse. Je homogener die Daten also verteilt sind, desto kleiner darf die Stichprobe sein. Vergleich Vorteile > repräsentatives Ergebnis > kostengünstig, da nur ein Teil aller Informationen ausgewertet wird Nachteile > Unsachgemäße Stichprobenauswahl führt zu falschen Ergebnissen. > Große Stichprobenumfänge erhöhen den Aufwand. Instrument: Zufallsstichprobe 1. Die nächsten neuen Aufträge detailliert erfassen (Auftragstagebuch führen) 2. Abgeschlossene Aufträge auswerten (Stichprobe ziehen) Sofern viele Aufträge gleichzeitig abgewickelt und diese in einer angemessen kurzen Zeit abgeschlossen werden, ist Variante 1 voraussichtlich einfacher zu realisieren. Falls aber die Auftragsdauer mehrere Monate umfasst, kann es zielführend sein, bereits abgeschlossene Aufträge auszuwerten. Das sind dann z. B. „alle Aufträge der letzten 3 Monate“ oder eine Stichprobe z. B. aus den Aufträgen der letzten 3 Jahre. Hier kommt Statistik ins Spiel: „alle Aufträge der letzten 3 Monate“ ist eine „Vollerhebung“, denn es sind ja alle Aufträge betrachtet worden. Dies liefert ein Ergebnis, das für den betrachteten Zeitraum unverrückbar wahr ist. Für „die Aufträge der letzten 3 Jahre“ ist eine Vollerhebung ggf. sehr aufwändig. Mit einer Stichprobe soll daher kostengünstig ein annähernd wahres – also „repräsentatives“ – Ergebnis erzeugt werden. PROMIDIS 11/2015 1/3 Dazu wird hier die Vorgehensweise zur Durchführung einer einfachen Zufallsstichprobe erläutert. Wichtig: Einer der häufigsten Fehler von Stichprobenbetrachtungen ist es, die Daten zu nehmen, „die gerade da sind“. In einem solchen Fall kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass es einen besonderen, in der Regel systematischen Grund gibt, warum gerade diese Daten vorliegen. Der Fachmann spricht dann von einer systematischen Verzerrung. Jede Form der manuellen Auswahl ist in gewisser Weise „beliebig“ und eben nicht zufällig. Damit kann von vornherein keine im statistischen Sinne repräsentative Stichprobe erreicht werden. Aber: Was soll ausgewertet werden? Stichprobenumfang I 2012 2013 Auftragstyp A n=30 Auftragstyp B II 2014 Auftragstyp A n=30 Auftragstyp B n=30 Auswertung möglich? Eine Gesamtaussage möglich mit n = 30 Eine Aussage je Auftragstyp möglich n = 60 > Was ist die Grundgesamtheit? > Wie erfolgt die Zufallsziehung? > Wie groß soll die Stichprobe sein? Bei der Grundgesamtheit „Alle Aufträge der letzten drei Jahre“ lässt n = 30 eine Aussage zu, wie es in den letzten 3 Jahren ausgesehen hat. Sofern aber nach Auftragstyp A und B unterschieden werden soll, kann eine Zufallsziehung mit n = 60 erfolgen, damit eine Auswertung je Auftragstyp - wahrscheinlich - möglich wird, oder es werden zwei Zufallsziehungen mit n = 30 und jeweils eigener Liste aller Aufträge der letzten 3 Jahre (getrennt nach Typ A und Typ B) durchgeführt. Was ist die Grundgesamtheit (N)? Im Beispiel ist N = „Alle Aufträge der letzten 3 Jahre“. Für die einfache Zufallsstichprobe ist es erforderlich, dass jedes Element der Grundgesamtheit mit der gleichen Wahrscheinlichkeit in die Stichprobe aufgenommen werden kann und dass die Stichprobenentnahme der einzelnen Elemente voneinander unabhängig erfolgt. Das heißt für o. g. Beispiel: Benötigt wird eine Liste, in der die Aufträge der letzten 3 Jahre vollständig und ohne Dopplungen aufgeführt sind. II. Bestimmung der Genauigkeit einer Stichprobe Anders als bei einer Wahl selbst, bei der jeder Wähler seine Stimme abgibt, wird bei einer Wahlbefragung nur eine repräsentative Anzahl an Wählern befragt. Das Ergebnis einer Befragung von drei Personen stellvertretend für das Wahlergebnis von 80 Millionen Wählern kann nicht die gesamten Meinungen der Wähler widerspiegeln. Aber wie groß sollte die Stichprobe sein? Wie erfolgt die Zufallsziehung? Die Zufallsziehung kann physisch nach dem LottoPrinzip erfolgen (für jeden Auftrag wird ein Los erstellt, die Lose werden durchmischt und die Stichprobe wird daraus gezogen) oder elektronisch mithilfe von Zufallszahlen. Umsetzung für das Beispiel: Alle Aufträge aus der Liste werden durchnummeriert, die für die Stichprobe erforderliche Anzahl von Zufallszahlen wird erzeugt (zum Beispiel in Excel-Tabellen). Alle Aufträge deren Nummer mit einer Zufallszahl übereinstimmen, werden ausgewählt. Die Anzahl der nötigen Stichproben (n) kann mathematisch berechnet werden. Möchte man mit der Stichprobe eine mit 95%iger Sicherheit (α=0,05) wahre Aussage über die Grundgesamtheit erhalten, so lässt sich der optimale Stichprobenumfang bei einer einfachen Zufallsauswahl wie folgt berechnen: Für die einfache Zufallsstichprobe sind folgende Überlegungen erforderlich: Wie groß soll die Stichprobe (n) sein? Es gibt eine Faustregel, die besagt: Liegt eine Normalverteilung der Daten vor, so kann man mit einem Stichprobenumfang von n = 30 Stichproben eine Auswertung durchführen. Instrument: Zufallsstichprobe n≥ f∙ s2 x e2 α mit f = z1 − ² = 1,96² 2 Die Genauigkeit einer Stichprobe lässt sich durch die Parameter Stichprobenfehler und Konfidenzniveau näher beschreiben. Auf Basis einer Stichprobenerhebung kann der wahre Wert einer Grundgesamtheit (N) nicht exakt gemessen werden, sondern er wird aus den Stichprobenergebnissen näherungsweise geschätzt. PROMIDIS 11/2015 2/3 Der Stichprobenfehler beschreibt die durchschnittliche Abweichung der Stichprobenergebnisse gegenüber dem wahren Wert. Mit Hilfe des maximalen Stichprobenfehlers lässt sich ein Intervall (Konfidenzintervall) beschreiben, in dem der wahre Wert zu finden ist. Die Schätzungsgenauigkeit beschreibt nun, mit welcher Sicherheit der aus den Stichprobenergebnissen hochgerechnete Wert, in diesem Konfidenzintervall liegt. Stichprobenfehler und Konfidenzintervall sind abhängig von der Streuung der zu bewertenden Merkmale. Diese ist allerdings in der Regel vor einer Messung unbekannt. Um zu einer verlässlichen Abschätzung zu kommen, welcher Stichprobenumfang zu hinreichend genauen Bewertungsergebnissen führt, wird – falls möglich – auf Messergebnisse früherer Untersuchungen zurückgegriffen. Dazu muss die Streuung der Stichprobe als Varianz bekannt sein. Falls eine Abschätzung der Streuung im Vorfeld nicht möglich ist, so kann die Stichprobe basierend auf der Grundgesamtheit berechnet werden. Dies führt allerdings in der Regel zu sehr großen Stichprobenumfängen. Alternativ kann bei einer einfachen Zufallsstichprobe im Nachhinein die Genauigkeit der Ergebnisse, also das Konfidenzintervall, berechnet werden, so dass für die Entscheidungsfindung diese Information mit zur Verfügung steht. Der Stichprobenumfang wird abhängig von der Grundgesamtheit folgendermaßen berechnet: n≥ N 1 + e2 N Dabei ist e fest vorzugeben. Formeln zur Berechnung wesentlicher Parameter sind: Arithmetischer Mittelwert 𝑥̅ 𝑛 𝑥̅ = 1 ∑ 𝑥𝑖 𝑛 𝑖=1 Varianz 𝑠𝑥 2 𝑛 𝑠𝑥 2 = 1 ∑(𝑥𝑖 − 𝑥̅ )2 𝑛 𝑖=1 Standardabweichung 𝑠𝑥 𝑠𝑥 = √𝑠𝑥 2 Stichprobenfehler 𝑆𝐹(𝑥̅ ) 𝑆𝐹(𝑥̅ ) = 𝑠𝑥 √𝑛 Maximaler Stichprobenfehler 𝑒 𝑒 = 2 ∗ 𝑆𝐹(𝑥̅ ) Konfidenzintervall 𝐾𝐼 𝐾𝐼 = 𝑥̅ ± 𝑒 Konfidenzniveau Die Irrtumswahrscheinlichkeit wird auf den in der Wirtschaftsund Sozialstatistik üblichen Wert von α= 0,05 gesetzt, das entspricht einer Schätzungsgenauigkeit von 95 %. 𝛼 = 0,05 Weiterführende Informationen > http://user.demogr.mpg.de/doblhammer/zufall.pdf > https://www.uni-due.de/imperia/md/content/ soziologie/5_auswahlverfahren.pdf > Universität Dresden „Einfache Zufallsstichprobe“; online unter http://elearning.tudresden.de/versuchsplanung/e35/e3904/e3958/ zuletzt nachgesehen am 02.10.2015. > https://www.empiwifo.uni-freiburg.de/lehreteaching-1/winter-term-08-09/materialienwirtschaftsstatistik/II_Stichprobe Impressum Autorin: Susanne Crezelius; DGQ e. V. Redaktion: Alexander Sonntag, Beate Schlink; RKW Kompetenzzentrum November 2015 Diese Publikation wurde im Rahmen des Projektes „Produktivitätsmanagement für industrielle Dienstleistungen stärken“ (PROMIDIS) erstellt. Instrument: Zufallsstichprobe PROMIDIS 11/2015 3/3
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