INHALT Leitthema: Anfang - Ende Ende - Neuanfang | H. Treblin-Malecki....................................................... 6 Unser Anfang als Profifamilie® - Ende offen | Christina .......................... 8 Anfang und Ende der Fastenzeit | J. ......................................................... 10 Anfang und Ende | A. Möllerhaus Kinderredaktion .................................. 10 Ein Ende und doch wieder ein Neu-Anfang | D. Robben ....................... 11 Veränderungen müssen geplant werden | I. Stehmann ........................ 14 Weitere Themen Presseschau: Ein neues Zuhause für junge Flüchtlinge | ..................... 13 „Ich geb‘ und geb‘ – und was bleibt hängen?“ | K. ................................ 15 Cybermobbing | C. Rensmann ................................................................... 20 Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe feiert 40 Jahre | Y. Schauf .... 21 Was ist denn bitte eine Profifamilie® ? | C. Struck ................................... 23 „Altes und Neues“ von der BKJH Lüneburg | A. Schmitz-Köster ......... 24 10 Jahre Backhaus in Berlin – und ich war dabei | Selena .................... 25 Bewohnerin des Mutter/Vater und Kind - Hauses erzählt | A. Hoffmann 19 Knapp zwei Jahre Mutter/Vater und Kind | L. ......................................... 27 Auch mit kleinen Schritten zum großen Glück | K. ............................... 28 Nachbarschaftstreffen am 16.01.2016 | R. .............................................. 29 Lust auf Kuba!? | P. Schmackpfeffer .......................................................... 30 Besuch der Internorga in Hamburg | M. Schmidt ................................... 31 Petra Hengemühle stellt sich vor | P. Hengemühle ................................ 31 Rubriken Vorwort ............................................................................................................ 4 Intro Familie Backhaus .................................................................................. 5 Buchvorstellung: Justine und die Kinderrechte | A. Backhaus............. 22 DVD-Empfehlung: „Alles steht Kopf“ | I. Mittelbach ............................... 25 Lösungen Heft 108 ....................................................................................... 32 Rätsel .............................................................................................................. 33 Fast das Letzte .............................................................................................. 34 Wissenswertes der BKJH ............................................................................ 35 Die nächste Ausgabe ................................................................................... 38 DURCHBLICK Ausgabe 109 3 VORWORT Liebe Leser_innen, Anfang und Ende, von A und O (hergeleitet vom klassischem griechischen Alphabets: von A - Alpha bis Ω - Omega). Diese zwei Begriffe sind Begrenzungen, Trennungen, Zerteilung von unendlicher Zeit und unendlichem Raum. Jeder Anfang birgt in sich ein Ende, aber auch alle Chancen, so wie jedes Ende einen neuen Anfang ermöglicht. An dieser Stelle könnte man noch philosophischer werden und nach dem Unterschied fragen: „Ist Zeit wesentlich eine passive Begrenzung, die „geschieht“, während die räumliche mir zustößt?“1 Der Autor des kurzen Essays endet mit den Worten: „Die Endlichkeit prägt dem Kontinuum Struktur auf. Nur so ist überhaupt ein unendliches Wahrnehmen interessant. (…) Denn Beispiele sind endliche Struktur, die unser Leben liefert.“2 Alles Endliche unterliegt der Vergänglichkeit. Nur die gedankliche und handelnde Energie ist unvergänglich, da Energie ewig ist. BODO HANSMANN Durchblick Redaktion Profivater Unser Leben liefert Beispiele, auch in diesem Durchblick. So ist diese Ausgabe voller Beispiele von Endlichkeit, die, so der oben zitierte Autor, „das Salz des Unendlichen“ sind. So haben wir die Rubrik „Wonneproppen des Monats“, müssen aber in dieser Ausgabe über den Tod einer unserer Einrichtung verbundenen Person berichten. Einige Autor_innen berichten von Veranstaltungen, Feiern, Fortbildungen. Rückschauen auf die Anfänge und die Zeit bis jetzt in den Beiträgen. „Fast Zwei Jahre Mutter/Vater und Kind“-Haus und dem Bericht von Selena: „10 Jahre Backhaus in Berlin - und ich war dabei!“. Unter dem Aspekt Anfang und Ende können somit alle Berichte dieser Ausgabe interessante Entdeckungen ermöglichen. Lesen Sie unter diesem Gesichtspunkt jeden Beitrag: Anfang und Ende - Raum und Zeit - Unendlich und Ewig. BKJH Emsland Quelle: 1. www.philmath.org/ BedRaumZeit.pdf; Manfred Hörz; 28.03.16 2 ebd. In diesem Sinne, Ihr Auch bei der Gestaltung des Deckblatts haben wir in der Redaktion einige Zeit über verschiedene Bilder diskutiert. Hier eine der Alternativen. Welches Foto hätten Sie gewählt? 4 DURCHBLICK Ausgabe 109 INTRO Liebe Leser_innen, „Man wird als Baby geboren … und irgendwann ist man total alt und ist im Himmel bei Gott“ so die Interpretation zweier Kinder, in einer Gesprächsrunde zu dem Leitthema dieser Ausgabe: „Anfang - Ende“. Tiefgründiger bezieht sich der 15-jährige Samir auf das Thema „Ende“, das Ende seiner Flucht aus Afghanistan. Auf die Frage nach seinem Befinden, nach den Strapazen und Gefahren seiner langen Reisen, antwortet er: „Jetzt ist alles gut.“ (ab S. 13). Samir lebt in einer unserer zwei neugegründeten Wohngruppen für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Dieser Durchblick zeichnet sich insbesondere durch seine Perspektive aus. Viele junge Menschen berichten dieses Mal unmittelbar aus ihrem Leben. Eine Mutter und somit „Insiderin“ aus dem Mutter-Vater-KindHaus in Meppen erzählt in einem Interview eindrucksvoll, wie es sich wirklich anfühlt, als sehr junge Mutter den Alltag zu bewältigen (S. 19). Selena (17) berichtet zum 10-jährigen Jubiläum der BKJH Berlin aus der Perspektive des ersten Kindes, das in eine Profifamilie® der BKJH Berlin vermittelt wurde (S. 25). MARIANNE UND GERHARD BACKHAUS Gründer_in und Träger_in Doch leider beschäftigte uns das Thema „Ende“ in den vergangenen Wochen mehr als der Anfang: Unsere ehemalige und hoch geschätzte Auszubildende Mariam Schmidt verstarb sehr plötzlich. Unser Mitgefühl, unsere Gedanken gelten den ihr vertrauten Menschen, besonders ihrer Familie. Ein Thema, welches uns und den in der BKJH arbeitenden und lebenden Menschen besonders am Herzen liegt, ist die Bindung und die Theorie um diese. Wir finden, dass diesem Thema, welches das Überleben des Menschen erst garantiert, gar nicht genug Beachtung geschenkt werden kann. Daher danken wir K…, Erziehungsleitung der BKJH Oldenburg, für die ausführliche Beschreibung der Inhalte aus dem BKJH-Fachtag in Huntlosen (ab S. 15). SEBASTIAN BACKHAUS Aufsichtsführender Gesellschafter Nun hoffen wir, dass die Saison für Sie und Ihre Familie einen guten Anfang nimmt und freuen uns sehr, Ihnen zum 40jährigen Jubiläum der BKJH Anfang Juni persönlich zu begegnen. Herzlichst Ihre DURCHBLICK Ausgabe 109 5 ENDE - NEUANFANG Übergänge von Profifamilien® in gruppenpädagogische Einrichtungen Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν µένει - Pánta chorei kaì oudèn ménei: Alles bewegt sich fort und nichts bleibt Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln nach Heraklit von Ephesos, um 500 v.Chr. Allgemeine Vorüberlegung Der Lauf des Lebens eines jeden Menschen erweist sich als eine Abfolge von Übergängen. Die Lebensabschnittsübergänge sind mehr oder weniger dicht aneinandergereiht. Jedem Menschen bieten sich in seinen Übergangsphasen mehr oder weniger Mitgestaltungsmöglichkeiten. Das Hinübergleiten von einem vorherigen, bekannten Zustand in einen unbekannten Folge-Zustand ist eine existenzielle menschheitliche Erfahrung seit Jahrtausenden, (s. Heraklit von Ephesos). Übergänge können als erfreulich und ersehnt wahrgenommen werden, dies insbesondere dann, wenn sie gemeinschaftlich erlebt und von stimulierenden Riten begleitet werden (z.B. Geburtstage, Einschulung, Firmung, Konfirmation, Versetzung, Übergang in die weiterführende Schule, Schulabgang, Ausbildungsbeginn, Studienbeginn, Volljährigkeit, Verselbständigung, Beginn der beruflichen Probezeit, Festanstellung, Partnerschaftsbeginn usw. usw.). Nicht immer ist der Verbleib in der Profifamilie® für einen jungen Menschen in der Pubertät die beste Lösung und der Wechsel/Übergang in eine Wohngruppe steht an. Harten Übergängen hilflos und ohne eigenen Einfluss ausgeliefert zu sein, beinhaltet für jeden ein hohes Belastungsrisiko mit Gefahr eines permanent nachfolgenden Wiederauflebens des Erlebten mit allen regressiven und aggressiven Begleiterscheinungen. Dies umso mehr dann, wenn harte Übergänge aufgrund der Individualisierung von Lebensläufen nicht gemeinschaftlich durch gezielte Übergangsbegleitung mitgetragen werden. Hinzu kommt, dass für bestimmte Lebensumstände immer ein herausragendes Überforderungsrisiko anzunehmen ist, als da sind: Frühe Lebensjahre, biografische Übergangsphasen wie Pubertät, Dauerstress, psychische Belastung, mangelhafte Rekreation, Termindruck, und andere Belastungsnotstände. Wenn auf solche Lebensumstände zusätzlich Belastungen durch harte Übergänge treffen, dann droht ein biografischer Scherbenhaufen. 6 DURCHBLICK Ausgabe 109 Die Lebensbelastung wird dann nämlich nicht nur verdoppelt, sondern potenziert, weil einer kaum erträglichen Lebensphase noch weitere massive Angstgründe hinzugefügt werden. Die Grenzen des Aushaltbaren werden dann überschritten. Das KIND im Mittelpunkt: Kein Spruch, sondern der Ernstfall. Die Abmilderung harter Übergänge zugunsten der Weiterlebensmöglichkeit des jungen Menschen Kinder in der stationären Jugendhilfe sind oftmals bereits erheblich vorbelastet, dies umso mehr, wenn sie erst nach langen häufigem Wechsel schließlich bei den Möglichkeiten der BKJH anlanden. Es ist anzunehmen, dass das bisherige Leben mit Tausenden an Stressoren gepflastert war und dass das Verlassen der Herkunftsfamilie, das Verlassen der Bereitschaftspflege oder eines Kinderheimes, der Wechsel in eine oder mehrere Pflegefamilien und schließlich die Anbahnung und Überleitung in eine Profifamilie® mit mehr oder weniger harten Übergängen gekoppelt war. Junge Menschen in der stationären Jugendhilfe sind also in erhöhtem Maße Veränderungen ausgesetzt, die sie gar nicht oder kaum beeinflussen können. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sie ihr bisheriges Leben nur zu einem ganz geringen Grade selbst unter Kontrolle hatten, vielmehr waren und sind sie überwiegend dem ohne Einflussmöglichkeit ausgeliefert, was andere mit ihnen machen. Wenn dann wieder einmal ein Übergang bevorsteht, weil eine „Maßnahme“ „abgebrochen“ werden muss, dann wird diesen Kindern abverlangt, dass sie ohne ein Grundgefühl von Schutz und Stabilität wieder einmal auf etwas Neues, Unbekanntes und somit Angstbesetztes zugehen. Angst vor etwas unbekanntem Neuen kann aber ein Mensch, und erst Recht ein junger Mensch nur aushalten, wenn er die Erfahrung von Geborgenheit und Zuversicht in sich trägt. Mit dem Vertrauensvorschuss ins Leben „es wird schon irgendwie gut gehen“ aufgrund der Erfahrung, dass es ja immer „irgendwie gut gegangen ist“, kann ein junger Mensch in HELGA TREBLINMALECKI Bereichsleitung BKJH Aurich Verbindung mit jugendlicher Entdeckerlust unbekanntes Terrain betreten. Am eigenen Vertrauensvorschuss in die Zukunft mangelt es vermutlich den allermeisten Kindern in der stationären Jugendhilfe, sonst wären sie nicht so psychisch belastet in das System der stationären Hilfen gekommen. Ein junger Mensch im Übergang muss also in einer höchstbelastenden Situation noch nie dagewesenes Vertrauen zu sich gewinnen, damit er den Schritt ins Unbekannte mutig wagen kann. Das scheint unmöglich. Wie kann ein junger Mensch ein Beziehungsgeflecht (und sei es noch so negativ für ihn, aber etwas Negatives ist immer noch besser als ein Garnichts), einen Ort und einen bisherigen biografischen Abschnitt eintauschen gegen ein nebulöses Dunkel? Wie können die für den jungen Menschen professionell und emotional engagierten Erwachsenen in einer solchen Situation des Wechsels im betroffenen Kind solche Ressourcen aktivieren, dass der Wechsel eben nicht als ein Absturz ins Fremde erlebt wird? Dass das Leben nicht schon wieder einmal als total fremdbestimmt erlebt wird? Dass eine Form der Beteiligung gefunden wird, damit die Erfahrung der Selbstbestimmung gewonnen wird? Es ist eine Zwickmühle für die Professionellen, erkannt zu haben, dass ein Wechsel des „settings“ notwendig ist, um die Entwicklungsbedingungen des jungen Menschen zu verbessern, dass aber ein Wechsel unabhängig von seiner Notwendigkeit dennoch eine hochgradige Belastung für das Kind ist, weil Kontinuität und Bindungsstabilität allenfalls ein (begründbares) Hoffnungswort für die Zukunft sind. Wie kann das ohne neue Beeinträchtigung gehen? Auch ist nicht zu übersehen, dass die ‚abgebende‘ Profifamilie® in einer solchen Krisensituation des Wechsels eines Kindes aus der Familie in eine gruppenpädagogische Einrichtung nicht mit sozialpädagogischen und emotionalen Reserven gesegnet sein wird, um dem Kind sicheres Geleit zu geben. Vielmehr ist zu vermuten, dass eine abgebende Familie sich mit vielerlei Überlegungen und Emotionen herumplagen wird, ganz zu schweigen von den leiblichen Kindern, die sich auch neu orientieren müssen. Da also alle Beteiligten rundherum belastet sind, bedarf es zu der Erledigung der festgelegten Aufgaben einen Lotsen für den Über- gang.1 Der Übergangslotse muss dem Kind aus vorherigen, einschätzbaren, verlässlichen Kontakten vertraut sein. Er oder sie sorgt für Klarheit und Durchschaubarkeit des Verfahrens für alle Beteiligten. Er oder sie sorgt für das Fernhalten von oft üblichen Bewertungen (…es ist besser für dich, wenn Du die Familie verlässt - du hast die Familie an die Grenze ihrer Kraft gebracht, die können nicht mehr -…deine Mutter kann dich auf gar keinen Fall nehmen, das wäre ganz schlecht für dich -…dein Vater kommt für dich gar nicht infrage, er würde deine Situation nur noch verschlimmern… - …du bist für ein normales alltägliches Zusammenleben untragbar… usw. usw.) Stattdessen werden nüchtern die infrage kommenden Möglichkeiten dargelegt und die Wahrscheinlichkeit der Vorzüge dieser Möglichkeiten entfaltet. Die Bedenken des Kindes werden aufmerksam angehört. Das Kind wird nicht mit professionellen Einschätzungen mundtot gemacht. Der Lotse gewährleistet das Partizipationsrecht des Kindes. Die Lebensmodalitäten für das Kind in der gruppenpädagogischen Einrichtung werden mitwirkend ausgehandelt. Die Verbindungswünsche des Kindes zu den Profieltern, Herkunftseltern und bisherigen Freundschaften werden berücksichtigt. Der Lotse bleibt für eine begrenzte Zeit Moderator des Wechsels, kann aber auch danach vom Kind, wenn es das wünscht, als eine Art Ombudsmann/Ombudsfrau in Anspruch genommen werden. Die Kontakte des Kindes zu seiner Ombudsfrau/seinem Ombudsmann obliegen nicht der Kontrolle der gruppenpädagogischen Einrichtung. Auch nicht die Kontakte des Kindes zu seiner bisherigen Profifamilie® . Mit Zustimmung des Kindes werden sich Ombudsmann/Ombudsfrau und abgebende Profifamilie® mit der gruppenpädagogischen Einrichtung ins Benehmen setzen. Der Lotse gewährleistet, dass alle relevanten Informationen aus Hilfeplangesprächen, aus dem Zusammenleben mit der Profifamilie® , aus Kindergarten und Schule und über Interventionen Dritter, an die gruppenpädagogische Einrichtung weitergegeben werden. Die Technik der Überleitung Es ist dafür zu sorgen, dass alle den jungen Quelle: 1. Begriff aus der Tagung ‚Lotsen im Übergang‘ Rahmenbedingungen und Standards bei der Gestaltung von Übergängen für Pflegekinder. Dokumentation zur Fachtagung vom 14.15.6.2012 in Berlin des Deutschen Instituts für Urbanistik DURCHBLICK Ausgabe 109 7 Menschen betreffenden wichtigen Informationen zur Sicherung wenigstens einer gewissen Kontinuität in diesem Umbruch durch die Kräfte, deren Zuständigkeit endet, an die Kräfte, deren Zuständigkeit beginnt, weitergegeben werden. Die Weitergabe kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Bei mündlicher Weitergabe ist für einen separaten Raum zu sorgen, in dem es keine Störungen durch Alltagsanforderungen gibt. Das Übergabegespräch darf nicht zeitlich eingeengt werden - es muss möglich sein, alle Fragen zu stellen. Bei mündlicher Übergabe ist ein Protokoll anzufertigen. Ein Verzeichnis der übergebenen Schriftstücke ist anzufertigen. Ein wesentlicher Bestandteil der Übergabe ist die Anamnese. Diese haben die Kräfte, deren Zuständigkeit beginnt, vorurteilsfrei zur Kenntnis zu nehmen, d.h., sie dürfen sich nicht in ihrer eigenständigen sozialpädagogischen Diagnostik beeinträchtigen lassen, sie dürfen Erkanntes aber auch nicht ignorieren. Die Fachkräfte der übernehmenden Einrichtung müssen sich der Gefahr der Selbstgerechtigkeit bewusst sein. Es ist völlig fehl am Platz, einen Wechsel für die eigene berufliche Selbstwertstabilisierung zu instrumentalisieren, nach dem Motto: „Jetzt kommen wir als die Fachleute dran, wir werden die Probleme schon lösen.“ Die abgebende Familie hat zumindest auch eine Fachkraft, und diese wird unterstützt durch Coaching und Supervision: Sie ist also nicht doof. Die Notwendigkeit, die Chancen und die Gefahren eines Wechsels sind nüchtern und kindbezogen zu analysieren. Fehleranalysen sind angebracht und hilfreich, sind aber nicht mit Schuldzuweisung zu verwechseln. Schuldzuweisung ist unprofessionell. Eigene Versagensängste in Form von Schuldverschiebung auf das Kind ist völlig inakzeptabel (z.B. „Das Kind ist mehr als schwierig … das Kind ist nicht tragbar … das Kind ist extrem aggressiv … neurotisch, pathologisch“). Die Pathologisierung von Klient_innen stellt nicht den_die Klient_innen infrage, sondern die sich so äußernde Fachkraft. Bei einer schriftlichen Übergabe sollten alle Schriftstücke, Hilfeplanergebnisse, Entwicklungsberichte einschließlich einer ausführlichen schriftlichen Anamnese übergeben werden. Im Nachhinein, nach einer angemessenen Lesezeit, kommt es zu einem nachbereitenden 8 DURCHBLICK Ausgabe 109 Gespräch, bei dem alle Fragen gestellt werden können und bei dem insbesondere Informationslücken aufgefüllt werden können. Das Gespräch sollte protokolliert werden. Egal, ob schriftliche oder mündliche Übergabe - die Regeln für nachfolgende Kontakte mit der abgebenden Familie sind schriftlich festzuhalten. Einige Gedanken zugunsten der abgebenden Familie Es ist geradezu zu hoffen, dass der abgebenden Familie der weitere Weg des Kindes nicht egal ist, nach dem Motto: Was war ist gewesen, neues Spiel-neues Glück. Trennungsschmerz bei den Erwachsenen ist nicht unprofessionell. Unprofessionell ist es lediglich, die eigene Verlustnot zum Maßstab allen Handelns werden zu lassen. Trennungsschmerz zeugt von Bindung. Um beruflich nicht handlungsunfähig zu werden, sollte die abgebende Familie, aus Fürsorge des Anstellungsträgers heraus, bei Bedarf und Notwendigkeit die Möglichkeit bekommen, Supervision in Anspruch zu nehmen. Hier kann auch bedacht werden, wie sich die Veränderung der Konstellation auf die eigenen Kinder auswirkt und wie alles mit ihnen nachgearbeitet werden kann. Möglicherweise sind Erörterungen in der Erziehungskonferenz zur Klärung hinreichend. Den Betroffenen sollte ausreichend Zeit gegeben werden und Empathie entgegengebracht werden. Für jede Erziehungsleitung dürfte es ein Leichtes sein, diese Atmosphäre der Empathie und der vernünftigen Analyse zu fördern. Jede Erziehungsleitung weiß, dass das Erörtern von Abbrüchen, Übergängen und Wechsel im Vorbereitungskurs nicht nachhaltig genug ist, sondern dass im Rückgriff hierauf neu herausgearbeitet werden muss, dass es nicht um Versagen geht, selbst dann nicht, wenn Fehler der Vergangenheit bearbeitet werden. Ist das alles nun über das Normal- Maß hinausgehender Luxus ? Nein, das Bundeskinderschutzgesetz intendiert Kontinuitätssicherung ebenso wie SGB VIII, § 37 und 86. Kontinuitätssicherung nicht nur beim Wechsel aus einer Profifamilie® in eine gruppenpädagogische Einrichtung, sondern auch Kontinuitätssicherung durch Instruieren von Krankheitsvertretungen, bei Zuständigkeitswechsel durch Personalveränderung, bei Zuständig- keitswechsel der Jugendämter, bei Zuständigkeitswechsel der Vormundschaft. Alle für einen jungen Menschen Verantwortlichen haben vernetzt und kooperativ zusammen zu arbeiten: „Ich bin die Vertretung, ich habe keine Ahnung“ ist gesetzwidrig. Wenn ein fallzuständiger Mitarbeiter eines Jugendamtes außenwirksam etwas veranlasst und ein Kollege dieses nach wenigen Tagen wieder ohne Absprache ändert, so ist dieses gesetzwidrig, weil gegen die Kontinuität. Wenn Profifamilien® bemerken, dass sie mit ihren Möglichkeiten immer wieder an Grenzen stoßen, so dass eine kontinuierliche Begleitung eines Kindes nicht mehr möglich ist, so ist dies mitzuteilen, damit Lösungen zugunsten des Kindes erarbeitet werden können. Niemand muss alles können, aber jede Erziehungsfachkraft muss wissen, wann ein Weitergeleiten in eine verbesserte Situation erforderlich ist. UNSER ANFANG ALS PROFIFAMILIE® - ENDE OFFEN Nachdem wir den obligatorischen Vorbereitungskurs abgeschlossen hatten, war unser Anfang als Profifamilie® sehr aufregend und erfolgte erstaunlich „kurzfristig“. Hin und wieder kommt es uns wie ein Märchen vor: Es war einmal eine Profifamilie®, die viele Jahre mit dem Gedanken spielte, einem fremden Kind ein Zuhause zu geben. Es stellte sich der Familie nur die Frage, wie und wann ist der passende Zeitpunkt. Im November 2013 kam Frau Gottschalk vom Landesjugendamt zu uns und wir bekamen die Erlaubnis ein Kind aufzunehmen. Im Gespräch mit unserer Erziehungsleiterin Petra Schmackpfeffer und dem Bereichsleiter Herrn Robben gaben wir an, dass uns das Geschlecht und die Hautfarbe egal wären. Wichtig war uns, dass das aufgenommene Kind jünger als unsere beiden Söhne sein sollte. Sehr klein bzw. jung musste es somit sein. Ich erinnere mich noch gut daran, als Herr Robben und Frau Gottschalk beim Hausbesuch in unserem Wohnzimmer saßen und der Meinung waren, dass es schwierig werden könnte, ein so kleines Kind zu bekommen. Wir hatten Zeit und Geduld … Nur eineinhalb Monate später waren wir dann wider Erwarten zu einem Gespräch in einem Jugendamt eingeladen und trauten unseren Ohren nicht … fünf Tage später zog ein neugeborenes Kind bei uns ein - vier Tage vor Weihnachten. So winzig klein, dass ich es kaum aus dem Maxicosi nehmen mochte. Es brachte spontan alles bei uns durcheinander. Eine besinnliche Weihnachtszeit sieht definitiv anders aus. Zwischen Möbel kaufen und aufbauen, Flaschen zubereiten, Pampers wickeln, Tannenbaum aufbauen und Geschenke für die Paten unserer Kinder basteln, lag auf einmal ein kleines Wunder. Es war kaum zu glauben! Winzig klein, süß und mit viel Hunger trat es in unsere Familie. Jetzt ist er schon über zwei Jahre bei uns. Er ist ein richtiger Rabauke geworden, der sich stark für seine Interessen und Bedürfnisse einsetzt. Einen großen Appetit hat er immer noch. Wir freuen uns jeden Tag aufs Neue, dass er da ist und unsere Familie bereichert. Auf eine ganz spezielle und besondere Art wissen wir, dass das neue Familienmitglied in diesem Moment für uns als Familie ein tolles „Weihnachtsgeschenk“ war. CHRISTINA K. Profimutter BKJH Oldenburg Wir sind froh, dass er bei uns lebt und hoffen, dass er noch lange bei uns bleiben kann. DURCHBLICK Ausgabe 109 9 ANFANG UND ENDE DER FASTENZEIT Die Fastenzeit bringt eine jahrhunderttausend alte Tradition mit sich und wird bis heute fortgeführt. Nur warum fasten wir eigentlich? Und welchen Hintergrund bringt dieses Thema mit sich? Im Alltag werden wir damit konfrontiert, auf bestimmte Genussmittel zu verzichten, doch weniger mit dem bewussten Umgang damit. In den Medien werden wir überflutet mit Rezepten, Tipps und Anleitungen wie wir unseren „Winterspeck“ in der Zeit los werden. Doch steckt da mehr als nur eine diätreiche Zeit dahinter? In der Tat hat das Fasten weit mehr Hintergründe und wird in der heutigen Zeit häufig verfremdet. Der Ursprung geht weit zurück und ist ein fester Bestandteil vieler Religionen. Im Christentum wird die Fastenzeit häufig über einen Zeitraum von 40 Tagen durchgeführt, davon sind die Sonntage ausgeschlossen. Der Ursprung eines Fastens hat zum Beispiel einen religiösen Hintergrund und beginnt im Christentum am Aschermittwoch. Mit dem Gründonnerstag nimmt das Fasten sein Ende. Ziel des Fastens ist auf leibliche Genüsse zu verzichten, um Platz für einen bewussten und ganzheitlichen Umgang zu erleben. Hierbei soll der Mensch einen bewussten Umgang mit seinem Körper herstellen (Spannbauer, 2015). In der Fastenzeit soll der Mensch durch Besinnung und Achtsamkeit, sowohl seinen Körper, seine Gefühle, Gedanken, Handlungen und Glauben bewusst erleben und empfinden. Des Weiteren geht es darum sich von dem alltäglichen Stresspegel zu befreien und Dankbarkeit für das Leben zu empfinden. Eine Online Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hat ergeben, dass mindestens jeder zehnte Erwachsene in Deutschland auf etwas in der Fastenzeit verzichten möchte. Zehn Prozent haben einen festen Fastenvorsatz, weitere neun Prozent spielen mit dem Gedanken. Am wichtigsten benennen die Fastenden laut YouGov-Umfrage gesundheitliche Gründe: 53 Prozent handeln aus dem Motiv heraus. Sich selbst oder anderen beweisen, dass sie noch von einer bestimmten Gewohnheit lassen können, wollen 47 Prozent. Je 27 Prozent fasten aus Tradition oder aus religiösen Gründen. Eine konsumkritische Haltung nennen 20 Prozent. Die Zahlen zeigen den unterschiedlichen Umgang und die ganz eigene Motivation zu der Thematik. Ob und in welcher Form jeder Mensch fastet, ist jedem selbst überlassen. Doch über die Beweggründe sollte sich jede_r im Klaren sein und diese Zeit als etwas Bewusstes wahrnehmen. Quellen: www.spiegel.de/gesundh eit/ernaehrung/fastenjeder-zehnte-deutschewill-waehrend-fasten zeit-verzicht-ueben-a956933.html Christa Spannbauer: 40 Tage Achtsamkeit. Verlag Herder, 2016, S. 7. ANFANG UND ENDE Beispiele sind: • Aufwachen und einschlafen • Der Tag und die Nacht • Der Schultag beginnt und endet • Die verschiedenen Tätigkeiten oder Hobbys im Alltag • Texte, Bücher, Bilder • Straßen, Strecken, Fahrten • Jahreszeiten • … Wir, die jungen Menschen aus dem Kinderredaktionsteam, verbinden dieses Thema als erstes mit dem eigenen Leben. Nach einer kleinen Gesprächsrunde wurde allen deutlich, dass uns dieses Thema mehr als einmal täglich begegnet. 10 DURCHBLICK Ausgabe 109 So hat jeder für sich eine ganz eigene Interpretation für das Thema „Anfang und Ende“ gefunden. Auf der folgenden Seite seht ihr zwei Bilder von Sophie, die sie zum dem Thema „Anfang und Ende“ gemalt hat. ASTRID MÖLLERHAUS Leitung Kinderredaktion BKJH Emsland 1 Lebenslauf 2 Frühlingsanfang: Was fällt mir ein, wenn ich das Wort Frühling höre (beide Bilder gemalt von Sophia) ANFANG UND ENDE EINER AUSBILDUNG Am Anfang einer Ausbildung arbeitet man sich in einen Beruf ein. Die Ausbildung dient dazu, dass man für einen bestimmten Job vorbereitet wird, um später alle erforderlichen Kennt- nisse zu haben. Nach einer Ausbildung gibt es die Chance, fest angestellt zu werden. Jeder Mensch sollte eine Ausbildung machen und diese auch beenden. ANNA Kinderredaktion BKJH Emsland EIN ENDE UND DOCH WIEDER EIN NEU-ANFANG! Ein Teil meiner Arbeit ist seit Jahren die Entwicklung neuer Angebote in der BKJH. So entstanden in und um die Stadt Meppen herum verschiedene neue stationäre Angebote von der Heimregelgruppe für junge Menschen bis hin zur therapeutischen, bzw. intensivpädagogischen Einrichtung. Nach der Errichtung unseres Mutter-Vater-Kind Hauses hatten wir vereinbart, dass nun der Ausbau an Wohngruppen in der Stadt und den umliegenden Ortschaften ein Ende finden muss, damit wir die Nachbar_innen und auch die Schulen in unserem Einzugsbereich nicht zu sehr belasten. Das Ende des Ausbaus in der BKJH Emsland sollte also erreicht sein. Zum Ende des letzten Jahres schnellten dann die Zahlen für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in die Höhe. Nach anfänglichem Zögern („ins Emsland wollen nur wenige“) kamen dann gegen Weihnachten immer mehr Jugendämter mit der Unterbringung von jungen Menschen nicht mehr nach. Alle Einrichtungen hatten ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Auch der Landkreis Emsland wandte sich Ende des Jahres an die BKJH und fragte an, ob wir als große Einrichtung helfen könnten. So machten wir uns zwischen den Feiertagen auf die Suche nach geeigneten Häusern für die Einrichtung einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zu Anfang Januar waren dann in der Stadt Meppen zwei Objekte gefunden, die durch die Hausmeisterei in einem „wahnsinnigen Tempo“ saniert und renoviert wurden. In nur wenigen Wochen mussten nun aus Mitarbeitenden der bestehenden Gruppen und auch durch neue Mitarbeiter_innen zwei komplette Teams gebildet werden. Am 18. Januar 2016 war es dann soweit. An diesem ersten Tag nahmen wir fünf unbegleitete minderjährige DIETER ROBBEN Bereichsleitung stellv. Gesamtleitung BKJH DURCHBLICK Ausgabe 109 11 Flüchtlinge auf. Für die BKJH war es eine neue Erfahrung und auch ein Neuanfang. Alle Mitarbeiter_innen waren und sind immer noch mit sehr viel Engagement und Euphorie bei der Arbeit. Sicherlich waren zu Beginn die Sprachprobleme die größten Hürden, die zu bewältigen waren. Nach nunmehr fast 6 Wochen können wir feststellen, dass wir zwei Wohngruppen mit insgesamt 20 jungen Menschen aus Afghanistan in Meppen haben und mittlerweile der Alltag sich einzustellen scheint. So besuchen alle jungen Menschen die Schule und machen täglich Fortschritte in der deutschen Sprache. Auch das erste Nachbarschaftsfest konnte durchgeführt werden (siehe Zeitungsbericht), damit die jungen Menschen sich in der Nachbarschaft vorstellen konnten. Den Jugendlichen war es besonders wichtig, den Gästen die neuen Räume zu zeigen und den Kuchen zu servieren. Es war schön zu sehen, wie freundlich alle Nachbar_innen die jungen Menschen empfangen und aufgenommen haben. Ausdrücklich möchte ich mich auch bei allen beteiligten Institutionen, Ämtern und dem Landesjugendamt für die unkomplizierte und gute Zusammenarbeit bedanken. Somit ist im Bereich der Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in der BKJH ein neuer Anfang geschaffen worden. KINDERWEISHEITEN OHNE KOMMENTAR Ich bin am 27. Juli geboren. Komisch, genau an meinem Geburtstag.(!) Ein Pfirsich ist wie ein Apfel mit Teppich drauf. 12 DURCHBLICK Ausgabe 109 Ich bin Rosenkohl-Vegetarier. Mein Papa ist Wassermann und meine Mutter ist Wasserwaage. PRESSESCHAU: MEPPENER TAGESPOST Sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Zuhause: die elf Jugendlichen und ihre Hausleiterin Seda Kiliç (Mitte) und den Verantwortlichen der Kinder- und Jugendhilfe. Foto: Ann-Christin Fischer EIN NEUES ZUHAUSE FÜR JUNGE FLÜCHTLINGE Backhaus eröffnet Wohngruppe in Teglingen Von Ann-Christin Fischer Meppen. Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe (BKJH) hat in Meppen-Teglingen eine neue Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eröffnet. Seit Mitte Januar haben elf junge Männer hier einen Zufluchtsort gefunden. Jetzt luden sie ihre neuen Nachbarn ein, um mit Vorurteilen aufzuräumen. Das 300 Quadratmeter große Mietshaus ist liebevoll eingerichtet und die jungen Männer haben sich herausgeputzt, einer hat sogar extra sein bestes Hemd aus dem Schrank geholt. Sie sind 15 bis 17 Jahre alt und versuchen, im mittleren Emsland ein neues Leben aufzubauen. An diesem Nachmittag im Februar versammeln sich rund 35 Nachbarn in dem Haus in Teglingen. Sie wollen die neuen Mitbürger aus Afghanistan und Somalia willkommen heißen. Mit dabei sind auch die Verantwortlichen der Kinder- und Jugendhilfe. Dieter Robben, stellvertretender Leiter der Einrichtung, erklärt, warum es die Jugendlichen gerade nach Teglingen verschlagen hat. „Der Landkreis hat uns beauftragt, im Rahmen der Jugendhilfe die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zu begleiten“, so Robben. „Sie sollen zur Schule gehen, sich integrieren und vor allem unsere Sprache erlernen.“ Eine große Herausforderung, die es nun zu bewältigen gilt. Aber die ersten Schritte sind getan. Jeden Tag haben die Jungs Deutschunterricht, bei dem Nachbarschaftstreffen können sie jeden auf Deutsch begrüßen und führen sogar das eine oder andere Gespräch. Manchmal sind auch englische Wörter zu hören. Es gibt bereits erste Kontakte in der Straße, bald möchten die Jugendlichen Sport machen, Fußball spielen, schwimmen gehen. Mit den einzelnen Vereinen hat man laut Backhaus bereits Kontakt aufgenommen. Aufgabenverteilung Im Moment erarbeiten die sechs Betreuer zusammen mit einem Dolmetscher und den Flüchtlingen Regeln und Strukturen. Morgens um halb sieben beginnt zurzeit ihr Tag. „Jedes Kind hat eine Aufgabe, zum Beispiel den Müll rausbringen, Staub wischen oder Teller decken“, berichtet Hausleiterin Seda Kiliç, sie ist Türkin mit syrischen Wurzeln. Dazu hat sie noch in den Niederlanden gewohnt, bis es sie nach Deutschland verschlagen hat. „Wir verstehen uns super und ich versuche, ihnen die einfache Sprache näher zu bringen“, schildert Kiliç. „Wir möchten, dass sie sich wohlfühlen.“ Darum gibt es auch syrisches Essen, es soll ein Stück Heimat für die Ju- DURCHBLICK Ausgabe 109 13 gendlichen sein. Bis die Jungs zur Schule gehen können, wird laut Backhaus noch etwas Zeit vergehen, darum werden sie zur Zeit noch in ihrem neuen Zuhause unterrichtet. „Geplant ist, dass sie in Sprintklassen untergebracht werden“, so Robben. Obwohl sich die Jugendlichen vorher nicht kannten, verstehen sie sich gut. Wase Hassani ist 15 Jahre alt und erzählt auf Deutsch, warum er sich gut fühlt: „Die Jungs sind gute Jungs, ich mag alle. Wir verstehen uns super, hören zusammen Musik, spielen Fußball.“ Samir Ahmadi sei ein guter Freund von ihm. Der 15-Jährige kommt ebenfalls aus Afghanistan und grinst, als man ihn nach seinem Befinden fragt. Seine Meinung: „Jetzt ist alles gut.“ VERÄNDERUNGEN MÜSSEN GEPLANT WERDEN Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze am Anfang eines Jahres. Rauchen aufgeben, abnehmen, mehr Sport, mehr Zeit für die Familie, ...! Jede_r hat seine eigene Liste der guten Vorsätze. Warum fällt es uns so schwer, die Vorsätze durchzuhalten? Warum ist es so schwer, sich zum Einhalten unserer Vorsätze zu motivieren? Der Anfang eines Jahres scheint ein guter Anlass zu sein, etwas Neues zu beginnen. Das Ende eines Jahres ein guter Zeitpunkt, sich von „Lastern“ zu befreien. Wenn das denn so einfach wäre! Ich glaube der Anfang eines Jahres ist nicht entscheidend. Entscheidend ist der tiefe Wille für Veränderungen. Ich kann jeden Tag des Jahres mit diesem Willen beginnen, meinen Anfang bestimme ich selbst und damit auch meine Motivation. Aber – Veränderungen müssen geplant werden. „Ich nehme jetzt ab“, reicht nicht aus. Wie will ich abnehmen, wie setze ich mein Vorhaben um? Machen wir uns darüber keine Gedanken, sind die guten Vorsätze zum Scheitern verurteilt. Außerdem sollte ein guter Vorsatz nicht mit Druck beginnen, sondern mit realistischen Schritten und Zielen. Seien wir gnädig mit uns, auch wenn es mal nicht klappt. Belohnen wir uns, wenn es gut funktioniert. Seien wir doch ehrlich. Es ist einfacher, sich schlechte Angewohnheiten anzueignen als sich schlechte abzugewöhnen. Vielleicht helfen uns diese Gedanken, unsere guten Vorsätze, die wir uns am Anfang setzen, durchzuhalten, so dass wir am Ende sagen können, wir haben es geschafft. Nachruf Für uns alle unfassbar verstarb unsere ehemalige Mitarbeiterin der Verwaltung Mariam Schmidt Ihr plötzlicher Tod im Alter von nur 24 Jahren hat uns alle sehr betroffen gemacht. Wir trauern mit ihrer Familie um einen sehr lieben Menschen, den wir in guter und dankbarer Erinnerung behalten werden. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt ihrer Familie. Im Namen des großen Teams der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe 14 DURCHBLICK Ausgabe 109 IRENE STEHMANN Erziehungsleitung BKJH Emsland „ICH GEB‘ UND GEB‘ - UND WAS BLEIBT HÄNGEN?“ „Mehr als du denkst!“ Das Wertvolle in meiner und unserer Arbeit sehen – und gesehen werden! Am 16.01.2016 fand der jährliche Fachtag der BKJH Oldenburg statt, dieses Mal zum Thema Bindung. Das Leben mit aufgenommenen Kindern, die meist aufgrund ihrer bisherigen Bindungserfahrungen Auffälligkeiten oder gar Störungen mitbringen, ist für die Profifamilien® immer wieder eine Herausforderung. Angekündigt haben wir den Fachtag wie folgt: „Häufig kommt ein Gespräch über die aufgenommenen Kinder oder Jugendlichen auf das Thema, dass sie sich nicht so in die Familie einfügen oder einbringen, wie man es sich wünscht und – trotz oder auch nach vielen Jahren des Zusammenlebens – erwartet. Der junge Mensch macht nicht mit, arbeitet dagegen, schwingt emotional nicht mit im Familiengefüge oder ist einfach anders. Das führt immer wieder zu Situationen, an denen sich die Profifamilie® „die Zähne ausbeißt“ und die einfach schwer zu verstehen ist. Oft fangen die Familien an zu zweifeln, ob all die Arbeit und das Engagement, die investierte Energie und das Gefühl sich überhaupt lohnen und ob das alles einen Sinn hat. Was steckt dahinter? Warum verhalten sich die jungen Menschen so, wie sie es tun? Was können wir tun? Und wie können wir mit unseren eigenen Gefühlen, Erwartungen und Bedürfnissen umgehen? Auch die Profifamilie® wird in den Blick genommen: Was erwarte ich als Profifamilie® und als Mensch? Was haben wir alle schon geleistet und erreicht? Welche Bedürfnisse habe ich/ haben wir als Profifamilie® und wie kann ich damit umgehen? Den Blick auf das Positive, auf das Erreichte und die Leistung jedes Einzelnen im Zusammenleben zu richten, soll nicht zu kurz kommen.“ Auf dem Fachtag wurde das Thema Bindung mit intensivem Theorieinput und lebhafter Diskussion sowie praktischen Beispielen behandelt. Und, obwohl alle sich schon mindestens einmal im Vorbereitungskurs, d.h. vor der ersten Aufnahme eines Kindes in die Profifamilie®, mit dem Thema beschäftigt haben, zeigte sich, wie wertvoll es ist sich nach einiger Zeit mit den praktischen Erfahrungen und neuen Gedanken und Fragen im Kopf noch einmal damit intensiv auseinanderzusetzen. Daher möchte ich an dieser Stelle noch einmal kurz in die Theorie zum Thema Bindung eingehen, wobei ich natürlich nicht die gesamte Bindungstheorie vorstellen kann und mich auf wichtige Teile beschränke. Der Fachtag wurde inhaltlich gestaltet von Frau Gabriela Reinke, Dipl.-Pädagogin, Supervisorin, Paartherapeutin, Trauma-Beraterin, Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie sowie Lehrende Transaktionsanalytikerin. Frau Reinke hat ihre Praxis für Psychotherapie und (Paar-)Beratung in Oldenburg und ist Mitarbeiterin in dem Oldenburger Institut für Weiterbildung (OLIW). Aus ihrem Script, das jede_r Teilnehmer_in des Fachtags in Kopie erhalten hat, stammen einige Teile des folgenden Textes, die ich als Zitat gekennzeichnet habe. Bindung Bindung beschreibt in der Psychologie das Bedürfnis des Menschen eine enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehung zu Mitmenschen aufzubauen. Entwickelt wurde die Bindungstheorie von John Bowlby (1958), der die These aufstellte, dass jeder Mensch mit angeborenen Verhaltenssystemen ausgestattet ist, um das „Überleben der Spezies“ (also des Menschen) zu sichern. Dazu gehöre das Bindungssystem. Die primäre Bindung besteht zwischen den wesentlichen Bezugspersonen (meist Mutter und / oder Vater) und dem Kind. „Bowlbys Theorie besagt, dass der Säugling das angeborene Bedürfnis hat, in bindungsrelevanten Situationen die Nähe, die Zuwendung und den Schutz einer vertrauten Person zu suchen. Die Entwicklung der Bindungsverhaltensweisen beginnt gleich nach der Geburt und dient dazu bei Bedarf die Nähe zur Bindungsperson herzustellen. Der Säugling sichert sich mit seinem angeborenen Verhaltensrepertoire im ersten Lebensjahr die Nähe seiner Bezugsperson, zu welcher er ein interaktives Bindungssystem aufbaut.“ Das Bindungsverhalten zeigt sich in verschiedenen beobachtbaren Verhaltensweisen wie Suchen der Bindungsperson und Nachlaufen, Weinen und Schreien, Verzweiflung, Trauer oder Ärger. Dieses Verhalten ist genetisch vorgeprägt. Die Gesamtheit der Verhaltensweisen wird als Bindungssystem bezeichnet. Das Bindungssystem ist somit überlebenswichtig für den Säugling, um von der Bezugs- DURCHBLICK Ausgabe 109 15 person / Mutter versorgt zu werden. Mit seinem Bindungsverhalten gestaltet der Säugling unbewusst, aber aktiv die Beziehungen mit. Aktivierung des Bindungssystems Konkretes Bindungsverhalten wird bei Wunsch nach Nähe oder bei Angst, Unwohlsein, Alleinsein, Schmerz, Trauer aktiviert. Diese Alarmsituationen sind von emotionalem Stress begleitet (der Herzschlag beschleunigt sich, der Cortisolspiegel steigt an). „Die wichtigste Funktion der Bindungsperson ist es, den Säugling bzw. das Kind in solchen Situationen vor Bedrohung zu schützen und ihm emotionale und reale Sicherheit zu geben. Das kindliche Bindungsstreben hat gegenüber dem Explorationsstreben (Erkundungsstreben) Priorität und wird durch Angst, Schmerz oder Müdigkeit aktiviert und durch die Nähe der Bindungsperson deaktiviert. Abgewiesene Bindungswünsche verstärken bindungssuchendes Verhalten. Erst wenn das Bindungsbedürfnis durch eine sichere emotionale Basis befriedigt ist, wird Explorationsverhalten (s.u.) möglich. Dieser Drang, die Umwelt zu erkunden, ist gegensätzlich zum Bindungsverhalten. Es nimmt im Alter von ca. 2 Jahren deutlich zu, wobei sich das Kind wiederholt bei der Mutter durch Blicke oder Körperkontakt rückversichert." Der Säugling wird mittlerweile als aktiver Interaktionspartner angesehen (kompetenter Säugling), der natürlich komplett von seinen Bezugspersonen und der Umwelt abhängig ist, aber durch sein Bindungssystem in der Lage ist seine Bezugspersonen zu motivieren, sich um ihn zu kümmern. Dazu passt normalerweise der Wunsch der Bezugsperson/ Mutter das Kind zu schützen und zu versorgen. Explorationssystem Gleichzeitig verfügt jeder Säugling auch über Verhaltensweisen zur Erkundung der Welt. Dieses sog. Explorationssystem ist ebenfalls angeboren. Jedes Kind wendet sich in erkundender Weise seiner Umwelt zu. Dies beginnt bei der Erforschung einer Rassel, die das Kind neugierig macht oder dem Befühlen der Gesichter und Brillen und geht weiter beim Herumkrabbeln und Erkunden der Topfschränke und Bücherregale. Bindungs- und Explorationssystem sind zwar gegensätzlich motiviert, sind aber wechselseitig voneinander abhängig in ihrer Entwick- 16 DURCHBLICK Ausgabe 109 lung. So wird ein Kind, das unsicher gebunden ist, evtl. weniger erkundendes Verhalten zeigen, weniger wegkrabbeln etc. Wichtig ist bei den Erkundungsbestrebungen die Haltung der Mutter bzw. Bezugsperson: Begrüßt sie dieses Verhalten und ist für das Kind (in bestimmtem Alter) als Sicherheit im Hintergrund, dann fühlt sich das Kind sicher und kann Erkundungsverhalten zeigen. Dabei zeigt häufige Rückversicherung durch Blickkontakt zur Bindungsperson bei jungen Kindern, wie wesentlich eine sichere Bindung für die Erforschung der Welt und die spätere Autonomie ist. Geht die Mutter nicht darauf ein oder lässt das Kind z.B. aus Angst nicht in die Erkundung, ist das Kind verunsichert und das Bindungssystem kann aktiviert werden. Bei älteren Kindern und Erwachsenen ist das ursprüngliche Bindungsverhalten nicht mehr so offensichtlich, es verändert sich und entwickelt sich weiter. Es bilden sich innere Arbeitsmodelle, die die individuellen frühen Bindungserfahrungen sowie die daraus abgeleiteten Erwartungen, die ein Kind oder Erwachsener gegenüber menschlichen Beziehungen hat, abbilden. (Bindungsschema, Bindungsrepräsentanz). Entscheidend für die Entwicklung der Art der Bindung ist die Feinfühligkeit der Bezugspersonen. Mit Feinfühligkeit wird ein adäquates und promptes Reagieren erwachsener Bezugspersonen auf die Äußerungen und Bedürfnisse des Säuglings verstanden. Insofern ist das spätere Bindungsverhalten des Kindes vor allem Ausdruck der erlebten Interaktion mit der Bezugsperson. Für den Umgang und das Zusammenleben mit den Kindern, die in den Profifamilien® aufgenommen werden, ist dieses Wissen von hoher Bedeutung. Bindungstypen am Ende des 1. Lebensjahres Am Ende des 1. Lebensjahres zeigt sich, auf welche Weise ein Kind an seine Hauptbezugsperson gebunden ist. Beschrieben werden vier unterschiedliche Bindungstypen: • Sichere Bindung • Unsicher-ambivalente Bindung • Unsicher-vermeidende Bindung • Desorganisierte Bindung Sichere Bindung • ausgewogene Balance zwischen Bindungsverhalten und Neugier • offene Kommunikation der Gefühle gegenüber der Bindungsperson, zeigt insbesondere auch negative Gefühle (mag sich zumuten). • Das Kind ist sich sicher, dass die Bindungsperson Leid beenden kann (Hilfe, Schutz, Trost, Sicherheit, Versorgung). • Wenn Mutter weg ist, weint es und sucht sie, zeigt reduziertes Explorationsverhalten / Spiel aus Angst, wg. fehlender Sicherheit. • Emotionales Sicherheitsgefühl. • Ermöglicht dem Kind, freundlich zu Fremden zu sein in Anwesenheit der Mutter. • Ermöglicht Explorationsverhalten (Mutter als Sicherheitsbasis). • Kind lässt sich, wenn es allein gelassen wurde, schnell wieder beruhigen, findet wieder Sicherheit und kann wieder spielen. • Körperkontakt wirkt beruhigend (Feinfühligkeit). Das Kind hat erfahren, dass es seine Bedürfnisse zeigen kann, dass auf diese Bedürfnisse mit Feinfühligkeit eingegangen wird, dass es Trost und Schutz findet es sich auf die Bezugsperson verlassen kann in jeder Hinsicht und dass es in Sicherheit lebt. Diese Erfahrung bildet die emotionale sichere Basis im Grundgefühl des Kindes und die emotionale „Brille“, durch die es die Welt, Beziehungen, Erfahrungen wahrnimmt. Unsicher vermeidende Bindung • Explorationssystem stark ausgeprägt. • Bindungsverhalten weniger. • Kind unterdrückt oder versteckt negative Gefühle gegenüber der Bezugsperson aus Angst vor Zurückweisung. • Kind versucht, Sicherheit und Aufmerksamkeit der Mutter über bestimmte Themen zu bekommen, z.B. Leistung, Spiel. • Wenig Kommunikation über Gefühle, insbesondere nicht über negative. • Kind ist freundlich zu Fremden, auch in Abwesenheit der Mutter (FST manchmal sogar freundlicher) (Gefahr von Distanzlosigkeit, Mitgehen, Selbstgefährdung). • Kind zeigt bei Weggang der Mutter nicht, dass das Bindungssystem aktiviert wurde. Exploration findet weiter statt (Spiel). • Zuwendung und Unterstützung der Bezugsperson ist an eine Bedingung geknüpft, z.B. ordentliches, angepasstes, ruhiges Verhalten, alleine Spielen o.ä., das der Bezugsperson keine Arbeit macht. • Bei Kummer, Angst oder Trostbedürftigkeit (Bedürfnisäußerungen) stand Mutter nicht zur Verfügung. Dies relativ gleichbleibend. Führt zu physiologischen Stressreaktionen (Herzschlag, Hormonausschüttung). • Das Kind stellt eigene Bedürfnisse in den Hintergrund und passt sich an. Beobachtet viel und stellt sich auf die Umwelt ein (Anpassung vs. Bedürfnisbefriedigung). Unsicher-ängstliche Bindung • Kind zeigt viel Bindungsverhalten, übertriebene Ängstlichkeit, starkes Anklammern, Untröstlichkeit bei Verlassensein und lange untröstlich beim Zurückkommen. • Reduziertes Explorationsverhalten. Kind zeigt Angst vor neuer Umgebung, neuem Spielzeug, fremden Personen. • Das Kind erlebt, dass es die Zuwendung der Mutter nicht steuern kann. • Gleichzeitig zeigt das Kind oft Ärger, schlägt Spielzeug weg, sträubt sich gegen Kontakt, quengelt und weint trotz Zuwendung der Bezugsperson. • Wirkt passiv, hilflos, verzweifelt. • Bezugsperson zeigt keine gleichbleibenden, erwartbaren, feinfühligen Reaktionen auf Bedürfnisse und Gefühlsäußerungen des Kindes. Mal tröstet sie bei Kummer, mal gibt es Strafe oder Ignorieren. Mal ist die Mutter da, mal nicht. Kind ist existentiell verunsichert. • Das Kind riskiert keine Trennung und klammert sich an. Es lebt in ständiger Angst und Alarmbereitschaft. Daher ist es ihm kaum möglich, die Welt zu erkunden, und klammert sich an. Desorganisierte Bindung • Kinder, bei denen das Bindungsverhalten nicht eindeutig zu klassifizieren war. • Kinder zeigen bizarre Verhaltensweisen, z.B. Erstarren mit tranceähnlichem Gesichtsaus- DURCHBLICK Ausgabe 109 17 • • • • druck, Aufrichten und Begrüßen, um Bezugsperson zu begrüßen, und gleich wieder zusammensinken. Zeichen von Angst ohne zu wissen, wohin sich das Kind wenden soll. Unterbrechung des organisierten Verhaltens. Vermutung, dass die Kinder durch die Bezugsperson so verstört und verängstigt sind, dass sie keine Handlungs- und Verhaltensstrategien für bedrohliche Situationen entwickeln können. Dieses Verhalten lässt sich bei Kindern beobachten, die ihre ersten Interaktionserfahrungen mit Bezugspersonen machen, die selbst durch ein Trauma verängstigt sind (2. Generation), eher nicht durch eigene Traumatisierung. Bindungsunsicherheit vs. Bindungsstörung Unterscheiden muss man die beschriebenen Bindungsunsicherheiten von Bindungsstörungen. Bindungsunsicherheiten können mit einer normalen emotionalen Entwicklung verbunden sein. Es handelt sich um eine Anpassungsleistung des Kindes an das Bindungsangebot der Bezugsperson. Bindungsstörungen werden diagnostiziert bei Kindern, deren Entwicklung dadurch insgesamt negativ beeinflusst ist. Sie haben häufig eine pathologische Entwicklung zur Folge. Auch berücksichtigt in der Diagnostik werden Merkmale der Eltern (z.B. emotional und physisch vernachlässigende Eltern) oder Merkmale der Bindungsgeschichte (Bindungsabbrüche, Wechsel), durch die eine stabile Bindung nicht entstehen kann. Bindungsstörungen werden kinder- und jugendpsychiatrisch diagnostiziert. Das innere Arbeitsmodell Je nachdem, welches Bindungsmuster ein Kind zu seinen Haupt-Bezugspersonen aufgebaut hat, wird es dieses auf andere Personen übertragen (inneres Arbeitsmodell). Es erwartet, dass die neuen Bezugspersonen auf die gleiche Weise reagieren, mit ihm umgehen und ihm Gefühle entgegenbringen, wie die Bezugsperson der ersten Lebensmonate oder –jahre, in denen die Bindungsentwicklung stattfand. Entsprechend richtet das Kind sein Verhalten darauf aus, dieselbe Art der Bindung wiederherzustellen, die ihm vertraut ist und daher 18 DURCHBLICK Ausgabe 109 Sicherheit gibt. Viele Kinder, die nicht sicher gebunden sind, benötigen sehr viel Sicherheit und Schutz. Bei der kleinsten Verunsicherung empfinden sie unbewusst die Bindung und Beziehung gefährdet, so dass das Bindungssystem oder das Explorationssystem der Kinder praktisch durchgängig und über die Maßen aktiviert ist. Wieder ein anderes Kind kann ein Bindungsangebot mit Schutz und Beruhigung nicht annehmen und ist ausschließlich in eigenen Themen unterwegs. Ist ein Kind so wenig erreichbar, hat es bereits intensive Selbstschutzstrategien entwickelt, deren Veränderung sehr viel Zeit, Geduld, Bindungsangebot (ohne die Erwartung, dass und wie es angenommen wird) und Aushalten erfordern. Das Verhalten, das die Kinder dabei an den Tag legen, ist teilweise schwer auszuhalten. Im täglichen Miteinander kann es die Erwachsenen an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Für die Kinder kann die Situation, mit ungewohnten Bindungsangeboten konfrontiert zu sein, Dauerstress bedeuten - und seien sie auch noch so gut gemeint. Nur über viele Jahre können sich das Bindungsverhalten und seine Auswirkungen nach und nach verändern. Auswirkungen von Bindungstypen auf die weitere Entwicklung des Kindes „Durch die Bindungstheorie konnten langfristige Effekte der frühen Bindungsperson-KindBeziehung nachgewiesen werden. Aus der Qualität der Bindung lassen sich einige zutreffende Vorhersagen ableiten: Sicher gebundene Kinder zeigen später adäquateres Sozialverhalten im Kindergarten und in der Schule, mehr Phantasie und positive Affekte beim freien Spiel, größere und längere Aufmerksamkeit, höheres Selbstwertgefühl und weniger depressive Symptome. In anderen Studien zeigen sie sich offener und aufgeschlossener für neue Sozialkontakte mit Erwachsenen und Gleichaltrigen, als vermeidende und / oder ambivalent gebundene Kinder. Sicher gebundene Jungen zeigten mit 6 Jahren weniger Psychopathologie als die unsicher gebundenen. Auch könnten frühe Bindungserfahrungen einen neurophysiologischen Einfluss ausüben. Hierbei konnte ein Einfluss der Bindungserfahrungen auf die Ausbildung der Rezeptoren des Hormons Oxytocin gefunden werden, welches wiederum das Bindungsverhalten beeinflusst.“ (Siehe Schaubilder rechte Seite) Die aufgebaute Bindung ist somit eine wichtige Voraussetzung für das Selbstwertgefühl eines jeden Menschen. Im Rückschluss kann man folgern, dass das Selbstwertgefühl wächst oder zumindest die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, wenn das Kind ein Bindungsangebot annehmen kann. Zurück zur Schilderung unseres Fachtags: Nach dem theoretischen Input gab es Gelegenheit, konkrete Situationen als Supervisionsfälle zu besprechen. Dies wurde von den Profifamilien® als besonders hilfreich erlebt. Die Verbindung der Theorie mit einem konkreten Fall ließ eine tiefere emotionale Annäherung an die Not eines Kindes mit einem auffälligen Bindungsverhalten oder einer Bindungsstörung sowie der Profifamilie® zu. Neben Profifamilien® der BKJH Oldenburg nahmen auch zwei Profifamilien®, eine Erziehungsleiterin sowie unsere Bereichsleitung Frau Treblin-Malecki an dem Fachtag teil, was eine schöne Bereicherung war. Der Fachtag zeichnete sich durch hohe Offenheit und Ehrlichkeit der Teilnehmer_innen aus, so dass eine sehr gute Arbeitsatmosphäre entstand. Mutig wurden viele Themen angesprochen und von allen Seiten beleuchtet. Es tat allen gut, sich auszutauschen, ohne viele Erklärungen oder Rechtfertigungen verstanden zu werden, in Einzel- und Gruppenarbeiten zu reflektieren sowie neue Sichtweisen und Wege zu finden. Hoffnungsvoll wurde von allen der Bericht von Frau Treblin-Malecki aufgenommen, die über viele Jahre hinweg selbst einen aufgenommenen Jungen begleitet hat und einen Verlauf mit vielen Höhen und Tiefen schildern konnte. Ihre Beziehung hat sich zu einem heute sehr positiven und wertvollen Miteinander entwickelt. Quelle: Schaubilder und Zitate stammen aus dem Script zum Fachtag von Frau Reinke mit ihrer freundlichen Erlaubnis. Danke! Bindung entsteht aufgrund von Zuneigung für das Kind Mangel an Zuneigung Bindungssicherheit = emotionales Gehaltensein = ermöglicht kognitive und emotionale Entwicklung Bindungsunsicherheit = mangelndes emotionales Gehaltensein = kognitive und emotionale Entwicklung ist eingeschränkt Sichere Basis Unsichere Basis Aus der Erfahrung der sicheren Basis resultiert: Aus der Erfahrung der unsicheren Basis resultiert: An Personen binden Lieben und geliebt werden Entwicklung der kognitiven und emotionalen Fähigkeiten An Entwicklungsziele binden Erforschen Dazu gehören Entwicklung der psychischen und sozialen Kompetenzen Spielen Erfolg Wertvoll sein und leben dürfen SELBSTWERTGEFÜHL Mangelnde Bin- Verwirrung in der Mangelnde Bindung an Personen Entwicklung der dung an Entwicklungsziele kogn. und emot. Fähigkeiten Sich nicht geliebt Entwicklung der und nicht liebensÄngstlich, sucht psychischen und wert fühlen. sozialen Kompestets nach Sitenzen ist eingecherheit Mangelndes Zuschränkt gehörigkeitsEingeschränkte gefühl Misserfolg Spielfähigkeit Sich nicht wertvoll fühlen. Unsicher sein, ob er/sie leben darf MANGELNDES SELBSTWERTGEFÜHL Grundlagen aller Pathologien Tötung, Psychosen, Neurosen, Sucht, Kriminalität, Mord, Dissozialität, schwere Krankheiten DURCHBLICK Ausgabe 109 19 CYBERMOBBING „Cyber-Mobbing bezeichnet das Schikanieren anderer Menschen - meist über einen längeren Zeitraum - mithilfe elektronischer Kommunikationsmittel.“1 Zum Teil sind Mobbinghandlungen einzeln betrachtet eher harmlos. Solche Handlungen entwickeln erst eine Gewalt, wenn sie systematisch ausgeübt werden. Andere Mobbinghandlungen sind schon für sich ein massiver Angriff auf die persönliche Würde. Der Mobbing-Forscher Heinz Leymann teilt Mobbinghandlungen in fünf Bereiche ein: „1. Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen. z.B. man wird ständig unterbrochen, ständige Kritik an der Leistung, Telefonterror. 2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen Man behandelt die_den Betroffene_n wie Luft 3. Auswirkungen auf das soziale Ansehen Gerüchte werden verbreitet, die religiöse Einstellung wird angegriffen 4. Angriffe auf die Qualität der Schul-, Berufsund Lebenssituation Dem Betroffenen werden keine oder im hohen Maße überfordernde Arbeitsaufgaben erteilt 5. Angriffe auf die Gesundheit Androhung körperlicher Gewalt, sexuelle Übergriffe“2 Am Anfang eines Mobbing-Prozesses steht häufig ein Konflikt. Mobbing kann entstehen, wenn der Konflikt nicht bearbeitet wird. Im Laufe der Entwicklung tritt der ursprüngliche Konflikt immer mehr in den Hintergrund und es entwickeln sich persönliche Auseinandersetzungen. Dann wird die Person bzw. der_die Betroffene selbst zur Zielscheibe. In dieser zweiten Phase des Mobbing-Prozesses passieren erschreckende Veränderungen. Innerhalb kurzer Zeit werden Betroffene zu Außenseiter_innen. Mobbingopfer werden oft misstrauisch, wirken unfreundlich oder mürrisch. Sie leiden unter Leistungsabfall und 20 DURCHBLICK Ausgabe 109 Fehlzeiten im Job oder in der Schule sind die Folge. Gegen Mobbing vorzugehen ist möglich wenn eine Rechtsverletzung vorliegt. Einzelne Tatbestände wie Nötigung, Drohung, Erpressung oder Körperverletzung stellen strafbare Handlungen dar, Mobbing selbst ist kein Strafbestand. Die Rechtsdurchsetzung ist abhängig von dem Alter bzw. der Strafmündigkeit des Täters bzw. der Täterin. Im Rahmen der JIM-Studie (www.mpfs.de) wird seit mehreren Jahren nach dem Thema Cyber-Mobbing gefragt. Zu erkennen ist, dass das Thema, die Häufigkeit und die Zahl der Betroffenen steigen. Auch in unserem Arbeitsfeld ist zu erkennen, dass das Thema Cyber-Mobbing durchaus aktuell ist und ein Handlungsbedarf besteht. Die jungen Menschen benötigen von den anvertrauten pädagogischen Fachkräften diesbezügliche eine gute Anleitung und Unterstützung. Die jungen Menschen benötigen immer wieder eine Aufklärung über die Gesetze die auch im Internet gelten. Rechte und Pflichten müssen den jungen Menschen bekannt gemacht werden. Dazu gibt es im Internet viele hilfreiche Seiten, die mit den jungen Menschen zusammen angeschaut und besprochen werden können: www.klicksafe.de, die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz www.handysektor.de ist ein werbefreies Informationsangebot, das Jugendliche beim kompetenten Umgang mit mobilen Medien unterstützt. www.surfen-ohne-risiko.de bietet Informationen darüber, wie sich Kinder ohne Risiko im Internet bewegen können und schafft einen sicheren Surfraum zum Ausprobieren. www.mpfs.de Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest www.juuuport.de Auf juuuport helfen sich Jugendliche gegenseitig, wenn sie Probleme im und mit dem Web haben. www.netzdurchblick.de ist ein Internetratgeber für Jugendliche CHRISTIN RENSMANN Bereichsleitung BKJH Emsland Bildquelle: Oben links: www.hanis auland.de/spezial/mobbi ng/mobbing-kapitel3.html/mobbing-kapitel1015.html Unten rechts: www.gym -nw.org/pages/aktuelles/ veranstaltungen/archivveranstaltungen-201112/ elternabend-cybermob bing.php/ Quellen: 1. http://www.lehrer-onli ne.de/de/url/fall-des-mo nats -01-10.php 2. vgl. http://www.psy chokrieg.de/artikel/www. psychokrieg.de-Die_45_ Mobbing-Handlungen_ nach_Leymann.htm www.polizei-beratung.de/medienangebot/ computer-und-internetkriminalitaet.html www.nummergegenkummer.de Nummer gegen Kummer e.V. ist der Dachverband der größten kostenfreien Beratungstelefone für Kinder, Jugendliche und Eltern in Deutsch- land. www.netzcheckers.de Das Jugendportal netzcheckers.de richtet sich an junge Menschen zwischen 12 und 16 Jahren und bietet Interaktion, Information, Kommunikation und Beratung. Quellen: www.lehrer-online.de/url/fall-des-Monats-01-10.php, Stand: 13.01.2010 www.psychokrieg.de/artikel/www.psychokrieg.de-Die_45_Mobbing-Handlungen_nach_Leymann.htm, Stand: 09.03.16 www.tresselt.de/mobbing.htm, Stand: 09.03.2016 www.hanisauland.de/spezial/mobbing/mobbing-kapitel-3.html/mobbing-kapitel-1015.html www.gym-nw.org/pages/aktuelles/veranstaltungen/archiv-veranstaltungen-201112/elternabend-cybermobbing.php/ DIE BACKHAUS KINDER- UND JUGENDHILFE FEIERT 40 JAHRE Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe gründete sich 1976. Das Ehepaar Gerhard und Marianne Backhaus gründeten ein Kleinstheim und lebten mit bis zu 10 aufgenommenen jungen Menschen in einer großen Familie zusammen. Das war der Anfang der BKJH mit dem Leitmotiv KIM - Kind im Mittelpunkt. Dieses Leitmotiv motivierte das Ehepaar und die Mitarbeiter_innen immer wieder ein passendes „Zuhause“ für die jungen Menschen zu finden. Aktuell leben in der Einrichtung mehr als 500 junge Menschen in verschiedenen Settings. Nach wie vor ist die Unterbringung in Profifamilien® eine Herzensangelegenheit. Dennoch sind nicht alle jungen Menschen in der Lage in einer Familie zu wohnen. Für diese gibt es Wohngruppen unterschiedlicher pädagogischer Ausrichtung. Durch die Dezentralisierung und der Arbeit in acht Bundesländern gibt es viele unterschiedliche Menschen, die die Einrichtung lange Zeit begleitet haben, oder noch begleiten. Mit all diesen Menschen wollen wir das 40jährige Jubiläum gebührend feiern. Hier eine kurze Information zum Rahmen der Festtage: Donnerstag, 02.06.2016 Wir wollen unsere Festwoche mit den Vertreter_innen der Landesjugendämter, der Behörden, mit ASD-Mitarbeiter_innen, Vormünder_innen und mit Vertreter_innen öffentlicher Einrichtung feiern. Hierzu laden wir ab 10 Uhr zu einem Empfang ein. Nach dem offiziellen Teil freuen wir uns, einen Vortrag zu den Themen „Hilfen für traumatisierte Kinder!“ anbieten zu können. Hierzu konnten wir Herrn Dr. med. Andreas Krüger (Ärztlicher Leiter des Institutes für Psychotraumatologie des Kindes- und Jugendalters in Hamburg) gewinnen. Freitag, 03.06.2016 Diesen Tag wollen wir in gemütlicher Atmosphäre mit unseren ehemaligen Bewohner_innen und unseren ehemaligen Mitarbeiter_innen verbringen. Samstag 04.06.2016 Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Mitarbeiter_innen und Bewohner_innen unserer Einrichtung. Bei unserem diesjährigen Familienfestival kommt jede_r auf seine Kosten. Neben den kulinarischen Highlights ist für alles gesorgt. Die jungen Menschen können sich auf einen bunten „Kinder-Nachmittag" freuen. In einem lockeren Rahmen werden wir Jubilare ehren und auch die altbekannte Tombola, deren Erlös für die Führerscheine der uns anvertrauten jungen Menschen ist, YVONNE SCHAUF Gesamtleitung BKJH DURCHBLICK Ausgabe 109 21 werden traditionell dazu gehören. Nach einem gemeinsamen Abendbrot gibt es für die Erwachsenen noch die Möglichkeit bei Musik und Tanz den Abend ausklingen zu lassen. Die jeweiligen Einladungen werden Ihnen in der kommenden Zeit zugehen. Info – Info – Info Wir sind froh darüber, dass wir für den Auftakt unserer Festtage den Referenten Herrn Dr. med. Andreas Krüger gewinnen konnten. Damit nicht nur unsere Besucher_innen, sondern auch unsere Mitarbeiter_innen von seinem Wissen profitieren können freuen wir uns über folgende Informationen. Am Donnerstag, 02.06.2016 wird Herr Krüger am Vormittag zum Thema „Hilfen für traumatisierte Kinder“ referieren. Hierzu laden wir alle Erzieher_innen und Profifamilien® in den Kossehof nach Meppen ein. Nähere Informationen werden in den Einladungen noch bekannt gegeben. BUCHVORSTELLUNG: JUSTINE UND DIE KINDERRECHTE Justine und ihr Kater Joschi haben eine Mission. Sie kämpfen dafür, dass die Kinderrechte, denen sich alle Länder der Welt bis auf die USA verpflichtet haben, auch wirklich in die Tat umgesetzt werden. Immer wenn irgendwo ein Kinderrecht missachtet wird, ist Justine -schwupp- zur Stelle und erklärt den Kindern, dass sie ein Recht haben, was missachtet wird. Da Justine für die Erwachsenen unsichtbar ist, müssen die Kinder selbst aktiv werden. Justine unterstützt die Kinder dabei auf sehr wirksame Art und Weise: Sie schlüpft den Erwachsenen z.B. ins Ohr oder springt auf ihre Wimpern und erinnert sie daran, wie sie 22 DURCHBLICK Ausgabe 109 ähnliche Situationen als Kinder durchleben mussten und wie sich das angefühlt hat. Sie erinnert die verletzte Mama, die nach der Trennung ihrem Kind den Kontakt zum Papa verbietet daran wie lieb die beiden sich haben oder setzt Entscheidungsträger_innen in den total überfüllten Bus mit dem die Schulkinder täglich zur Schule fahren müssen. Dieses Buch macht deutlich: Kinderrechte sind nicht nur in einer Konvention aufgeschrieben und müssen irgendwie umgesetzt werden. Kinderrechte sind konkret, sie betreffen Kinder und Erwachsene in ihrem Alltag. Es lädt Erwachsene dazu ein ihr Erwachsensein ANNE BACKHAUS Inklusionsbeauftragte BKJH kritisch in den Blick zu nehmen, und macht Kindern Mut auf ihre Rechte zu bestehen, sich zusammenzuschließen und aktiv zu werden. Die 12 Geschichten in denen Justine und ihr Kater Joschi ihre Mission antreten, sind vielfältig. Es geht zum Beispiel um einen modernen Designer-Spielplatz, der eher Erwachsenen gefällt und ein Karriereprojekt des Bürgermeisters ist und die Kinder in der Nachbarschaft, die ihr Mitspracherecht einfordern und umsetzen. Es geht auch um Kinder, die im Restaurant ihrer Eltern arbeiten müssen und um Jule, die in einem Pferdestall sexuell missbraucht wird und sich nicht traut es ihren Eltern zu erzählen, weil sie sich so schämt und schuldig fühlt. Die Geschichten sind teilweise lustig, ermutigend und teilweise sehr bewegend und traurig. Mir sind Freuden-, Wut- und Trauertränen während des Lesens gekommen. Zum Glück enden alle Geschichten mit einer guten Lösung - Auftrag erfüllt! Einige Geschichten machen es notwendig über sie zu sprechen und sind wahrscheinlich nicht für alle Kids zu empfehlen. Nach jeder Geschichte gibt es eine Frage, die dazu einlädt noch einmal selbstständig über das Thema nachzudenken und eine Bastelanregung, die auch gut in Gruppen umgesetzt werden kann. Auf der Internetseite des Buches gibt es ein Quiz zu Janusz Korczak, Steckbriefe zu Justine und Joschi und ein Gästebuch in dem auch ein Austausch über die eigenen Erfahrungen mit Kinderrechten stattfinden kann. Dieses Buch ist empfehlenswert, vor allem wenn es gemeinsam gelesen und diskutiert wird. Es ist eine Lektüre die sowohl Erwachsene als auch Kinder zum Nachdenken anregt. Autorin: Antje Szillat, Verlag: Ed. Zweihorn 2011, Preis: 7,95€ WAS IST DENN BITTE EINE PROFIFAMILIE®? Leistungskurs Pädagogik der Gesamtschule Bremen–Ost im Pädagogischen Zentrum Bremen Schülerinnen des Leistungskurses Pädagogik an der Gesamtschule Bremen – Ost informierten sich am 21. Januar ausführlich über die Arbeit der BKJH Bremen. Sie ließen sich zusammen mit einer Lehrkraft von den Erziehungsleitungen Ute Pügner-Selke und Christian Struck das Konzept der Profifamilie® erklären und setzten sich mit den Unterschieden von gruppenpädagogischen Einrichtungen bei Backhaus auseinander. Dazu brachten die Schülerinnen viele Fragen mit und hatten auch Interesse daran, warum manche Kinder und Jugendliche nicht bei deren leiblichen Eltern leben können. Mit vielen praktischen Beispielen gingen die Erziehungsleitungen auf die Funktion des Jugendamtes und des Vormundes ein, wie auch auf die Abläufe bei der BKJH von der Anfrage bis zur Entlassung und dem Alltag in den Profifamilien® . Es wurde auch die Bedeutung von Erziehung in der stationären Jugendhilfe mit den wissbegierigen jungen Menschen diskutiert. Abgerundet wurde die Zeit mit einem Einblick, welche Berufsbilder in der stationären Jugendhilfe gefragt und welche „Soft Skills“ hilfreich für die Arbeit sind. Ein runder und spannender Vormittag in der BKJH Bremen mit den kommenden potentiellen Fachkräften in der Jugendhilfe. CHRISTIAN STRUCK Erziehungsleitung BKJH Bremen / Vollersode DURCHBLICK Ausgabe 109 23 „ALTES UND NEUES“ VON DER BKJH LÜNEBURG Interne Fortbildung zum Thema „psychisch erkrankte Eltern“ Am 06.02.2016 fand eine Fortbildung über psychisch erkrankte Eltern mit Dr. Lisa Schulze Steinmann in unserem Pädagogischen Zentrum in Schneverdingen statt, zu der auch Profifamilien® aus dem Pädagogischen Zentrum Celle und dem Pädagogischen Zentrum Lüneburg gerne angereist sind. Dr. Lisa Schulze Steinmann ist tätig im Coaching, in der Supervision und der Organisationsberatung. Außerdem bietet sie themenspezifische Fortbildungen als InhouseVeranstaltungen. Inhalte waren pädagogische Aufgaben in der Arbeit mit Herkunftseltern, pädagogisches Verhalten und Haltung, Häufigkeit psychischer Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Struktu- rierung und Umgang mit Besuchskontakten. Wir erlebten einen abwechslungsreich gestalteten Tag mit Vortrag, Gruppenarbeit und Diskussion, an denen sich die Teilnehmenden intensiv beteiligten. Die jungen Menschen der Profifamilien® erfreuten sich während der Fortbildung an einem vielfältigen Betreuungsangebot. In der Pause gab es wieder für alle ein großzügiges Angebot an kulinarischen Besonderheiten. Abschließend gilt ein großer Dank der Referentin für die tolle Gestaltung des Tages und unseren Profifamilien® für die engagierte Beteiligung und dem köstlichen Beitrag für das Buffet. Besuch des Pädagogischen Zentrums von Frau Schauf Frau Schauf besuchte unser Pädagogisches Zentrum in Schneverdingen am 11.11.2015. Alle waren bei bester Laune und freuten sich 24 DURCHBLICK Ausgabe 109 auf den Besuch. Es fand ein intensiver Informationsaustausch bei einem gemeinsamen Frühstück statt. ANDREA SCHMITZKÖSTER Bereichsleitung BKJH Lüneburg 10 JAHRE BACKHAUS IN BERLIN- UND ICH WAR DIE ERSTE! Hallo, ich bin das erste Mädchen, was in der BKJH Berlin in eine Profifamilie® vermittelt wurde. Meine „Profieltern“ wollten eigentlich einen Jungen. Katrin Barth meinte, sie hätte gerade ein Mädchen und zwar MICH! Sie glaubte daran, dass wir gut zueinander passen würden. Familie E. war sich zuerst nicht sicher. Doch dann sahen sie mich und meinten „Sie ist es!“. Ich bin mit 7 Jahren zu ihnen gekommen, nach dem wir schon viele Besuche hatten und das ganze Jugendamtsding geklärt wurde. Klar, ich war zuerst auch nicht einfach. Mädchen pur. Rosa, Kleider, Zöpfe. Ich habe sie „kirre“ gemacht und sie haben oft überlegt, ob es das Richtige ist. Doch nicht umsonst heißt es Profifamilie® . Mit der Zeit kam auch meine erste BackhausFreizeitfahrt. Es war total heiß. Katrin Barth ist mit ein, zwei weiteren Kindern und mir zur Nordsee gefahren. Was für eine Tour! Mitten in der Sonne erschöpft am Fenster hängen und Stau. Es wurde nie langweilig, auch in Laufe der Jahre nicht. Meine neue Familie, die mein Ein und Alles ist, wuchs immer mehr zusammen und Backhaus ist auch zur Familie geworden. Ohne sie würden wir Kinder es sicherlich nicht so gut haben. Ich habe oft überlegt, was aus mir geworden wäre, wenn ich noch bei meiner Mama leben würde oder weiter im Kinderheim. Alle Mitarbeitenden unterstützen uns wo es nur geht. Es fängt schon bei den Hobbys an. Und nicht nur die Familien und ihre „neuen“ Kinder wuchsen zusammen, sondern auch die Kinder und Profifamilien® untereinander, dank der Picknicks im Park usw. Es bildeten sich Freundschaften untereinander in Laufe der Jahre. Man kann auch eine Familie sein, ohne dass man blutsverwandt ist. Ich weiß, dass ich in diesem Artikel nur schwärme. Klar gab es auch ein paar Tiefpunkte. Aber durch diese Phasen wurden wir stärker, größer und kamen immer besser klar. Und ich kann einfach nur DANKE sagen! Ihr habt es nicht leicht mit uns, nicht mit uns und auch nicht mit unseren richtigen Eltern, aber ihr sucht immer nach dem positiven und versucht zu helfen. Mein Dankeschön geht an Katrin Barth, die von Anfang an zu mir und Familie E. stand. Sie kämpfte immer für mich. Trotz unserer Trennung (ich habe eine neue Erziehungsleitung bekommen) habe ich den Kontakt nie verloren. Und ich wünsche jedem Kind/Jugendlichen da draußen auch so ein Glück. Danke schön, durch euch konnte ich Kind sein, habe meine Schule geschafft und mache gerade eine Ausbildung zur Zahntechnikerin. SELENA 17 Jahre Jugendliche in Profifamilie® BKJH Berlin DVD-EMPFEHLUNG: „ALLES STEHT KOPF“ Die DVD „Alles steht Kopf“ ist für junge menschen aller Altersstufen geeignet. Hauptperson ist die elfjährige Riley, die mit ihren Eltern vom Land in eine fremde Großstadt zieht. Ihre bis dahin heile Welt droht zu zerbrechen. Das Besondere an diesem Film ist, dass die Zuschauenden einen aufschlussreichen und gleichzeitig sehr witzigen Einblick in die Psyche des Mädchens erhalten. In ihrem Kopf haben abwechselnd die fünf Emotionen (Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel) das Kommando in der Schaltzentrale. Sie werden durch lustige Figuren dargestellt, die für turbulente Unterhaltung sorgen. Außerdem spielen die gesammelten Erfahrungen, die Riley seit ihrer Geburt gemacht hat, eine wichtige Rolle für ihren Umgang mit schönen und schweren Situationen. Sie haben sie zu einer Persönlichkeit geformt, die nun durch Enttäuschungen erschüttert wird. Die Freunde setzt alles daran, dass Riley wieder lachen kann. Wir haben uns den Film mit unserem 11jährigen aufgenommenen Kind angesehen. Wir haben viel gelacht, wurden aber auch nach- ILKA MTTELBACH Profimutter BKJH Emsland DURCHBLICK Ausgabe 109 25 denklich. So fragte er mich anschließend, warum die Wut bei ihm so stark ist und welche seiner Persönlichkeitsinseln (im Film waren es Familie, Freunde, Sport, Spaß und Ehrlichkeit) noch heil sind. Auch als Erwachsene konnte ich mich in man- chen Situationen wiederfinden. Positive Beziehungen sind das Fundament, auf dem ich mein Leben bauen kann und Freude macht mir Mut Probleme zu bewältigen. So macht der Film anschaulich und bringt zur Sprache, was sich in jedem Menschen täglich abspielt. BEWOHNERIN DES „MUTTER/VATER UND KIND - HAUSES“ ERZÄHLT Interview mit einer Bewohnerin Seit wann lebst du im „Mutter/Vater und Kind“- Haus? Ich bin am 07.04.2015 eingezogen und werde voraussichtlich Anfang April mit meinem Kind ausziehen. Gab es einen Kennenlerntermin? Ja, ich habe mir im März 2015 das Haus angeschaut und ein Gespräch mit der Hausleitung gehabt. Ich konnte mir die Gemeinschaftsräume ansehen und mein zukünftiges Zimmer. Die Hausleitung hat mir die Abläufe und den Alltag beschrieben und meine Fragen beantwortet. Wieso hast du dich für diese Einrichtung entschieden? Mir war klar, dass ich Hilfe und Unterstützung haben möchte und nachdem ich mir die Einrichtung angeschaut habe, hatte ich den Eindruck, es könnte gut passen. Das Haus hat mir gefallen und das Gespräch mit der Hausleitung fand ich ebenfalls gut. Wie waren die ersten Tage für dich? Die ersten Tage waren komisch. Die Regelungen und Vorschriften fand ich befremdlich, alles war neu und ich kannte noch niemanden. Wie sieht dein Alltag im „Mutter/Vater und Kind“- Haus aus? Ich stehe morgens auf, ziehe mich an. Dann wickel ich mein Kind und ziehe es ebenfalls an. Dann gehe ich frühstücken und erledige anschließend meine Ämter und Aufgaben. Da ich momentan in der Verselbstständigung bin, koche ich eigenständig mein Essen. Nach der Mittagspause steht die Kaffeerunde für alle auf dem Plan. Im Anschluss gehe ich meist mit meinem Kind spazieren und später kümmere ich mich ums Abendessen. Abends mache ich mein Amt und koche die Flaschen aus. Außerdem versorge ich über Tag mein Kind und 26 DURCHBLICK Ausgabe 109 beschäftige mich mit ihm. Welche Regeln und Pflichten gibt es? Regeln der Gruppe sind: keine Gewalt gegen Niemanden, Mahlzeiten sind „teilnahmepflichtig“, das Kind steht an 1. Stelle, kein Handy in den Gemeinschaftsräumen. Pflichten: Ämter (z.B. Spülmaschine ein/ausräumen, Tisch decken, saugen und wischen, etc.), Kochtage, Obst holen, Zimmer & Bad reinigen, Kind baden, Bewohnerteam, Bestellungen für die Gruppe von Backhaus&Cafe abholen. Was fandest du besonders hilfreich? Die Hilfe des Teams in der Schwangerschaft fand ich gut. Ich wurde bei Arztterminen begleitet, wurde beraten beim Kauf der Babysachen und konnte meine Fragen mit den Betreuern klären. Nach der Geburt meines Kindes wurde ich sehr unterstützt im Umgang mit meinem Kind z.B. beim Baden, Stillen und beim grundsätzlichen Händeln. Hilfreich waren für mich auch die regelmäßigen Termine bei der Psychologin. Was gefällt dir gut? Dass ich mein eigenes Zimmer habe und mich zurückziehen kann. Die gemeinsamen Mahlzeiten mit allen Bewohnern und den Betreuern und die gemeinsamen Fernseh- oder Spielabende mit den Anderen. Hast du Veränderungswünsche/-vorschläge? Ich würde mir, im Rahmen der Verselbstständigung, mehr Freiraum in Bezug auf die Entscheidungen, die mein Kind betreffen, wünschen. Denn nur so können wir ja zeigen, was wir gelernt haben und dass wir selbstständig sind und Verantwortung übernehmen können. Außerdem würde ich mir einen noch besseren Austausch mit den Betreuer_innen wünschen. Vielen Dank! ANNEKA HOFFMANN Psychologischer Dienst BKJH Emsland KNAPP ZWEI JAHRE MUTTER/VATER UND KIND Nun gibt es seit Mai 2014 das „Backhaus Mutter/Vater und Kind“ und es bleibt spannend. Im Mai 2014 ist die damals neu eröffnete gruppenpädagogische Einrichtung für Mütter, Väter und deren Kinder in Bokeloh gestartet. In der Zwischenzeit ist viel passiert… Mütter, Väter und Kinder sind eingezogen und auch wieder ausgezogen. Gemeinsam und auch getrennt, es gab schöne Abschiede und traurige Abschiede. Im August 2015 gab es dann eine große Veränderung. Die Gruppe zog um. Es ging in das „Stammhaus“ von Backhaus. Dies ist Vielen als das damalige Privathaus, als Kleinstheim, als Clearinghaus, als Zentrale oder auch als Jugendwohngruppe bekannt. Dieses Haus hat im Laufe seines Bestehens bereits viele Veränderungen miterlebt und heute ist es nun die Mutter/Vater und KindGruppe. Mit der Veränderung des Hauses gab es auch eine Veränderung in der Platzzahl. Durch eine andere Größe und vor allem durch eine andere Zimmeraufteilung können nun insgesamt sechs Familien, anstatt von vorher fünf Familien aufgenommen werden. Mit einer erhöhten Platzzahl geht auch ein erhöhter Personalschlüssel einher und es konnte eine weitere Mitarbeiterin eingestellt werden. Wir fühlen uns im Haus sehr wohl. DURCHBLICK Ausgabe 109 27 AUCH MIT KLEINEN SCHRITTEN ZUM GROßEN GLÜCK Die Jugendwohngruppe Bokeloh und das Mutter-Vater-Kind-Haus haben in den Sommerferien 2015 die Häuser getauscht. Es war eine sehr stressige Zeit und der Umzug war sehr abenteuerlich. Aber die stressige Zeit hat sich gelohnt, alle Bewohner_innen und Mitarbeiter_innen haben sich mittlerweile gut eingelebt und fühlen sich sehr wohl. Hiermit zeige ich nun ein Interview mit einigen Bewohner_innen der Jugendwohngruppe, hierzu auch ein paar Eindrücke auf Bildern von den Wohnräumen und Jugendzimmern. Zineta (13 Jahre) Wie war für dich der Umzug in dein neues Zuhause? Ich finde es hier sehr schön und vor allem ruhig. Der Umzug war sehr stressig, hat sich im Nachhinein aber sehr gelohnt. Ich fühle mich hier mittlerweile wohl und bin angekommen. Die Räumlichkeiten sind genau nach meinem Geschmack und sehr schön gestaltet. In der Wohngruppe habe ich viel Platz und kann viel erleben. Was genau hat sich für dich verändert? Im neuem Zuhause ist es sehr ruhig - hier bin 28 DURCHBLICK Ausgabe 109 ich für mich. Die Lautstärke hat sich verändert. Es ist nun sehr ruhig, was ich sehr angenehm empfinde. Hier kann ich „leben“ und mich „wohlfühlen“. Ich bin sehr glücklich darüber. Fabien (16 Jahre) Wie war für dich der Einzug in dein neues Zuhause? Ich finde das Leben hier besser – nur die Heizung geht öfter aus, das stört etwas. Es ist ruhiger und angenehmer geworden. Es kommen nicht mehr so viele Menschen in die Wohngruppe. Hier kann ich leichter abschalten. Außerdem ist es hier sehr wohnlicher und Neuer eingerichtet. Ich fühle mich hier sehr wohl – hab ein großes Bett und ein eigenes Bad. Wer hat das schon? Ich bin sehr zufrieden. Was hat sich für dich verändert? Früher konnte ich nur am Wochenende mal richtig abschalten. Nun kann ich jeden Tag abschalten – ERHOLUNG PUR! Zudem brauchen wir keine Tiere mehr täglich versorgen und haben einen pflegeleichten Garten. Die Hofrunden sind somit am Wochenende leichter zu managen. Mirco (15 Jahre) Wie war für dich der Einzug in dein neues zu Hause? Sehr gut, war aufregend und spannend. Die Jugendzimmer sind schöner und größer. Ich habe eines der größten Zimmer mit Balkon. Hier fühle ich mich wohl. Wir haben einen großen und schönen Garten. Auf der Terrasse haben wir einen Kaninchenstall mit zwei Kaninchen. Dies ist besonders wichtig für mich. Eines der Kaninchen ist mein Pflegekaninchen. Was hat sich für dich verändert? Ich finde es im neuem zu Hause ruhiger und angenehmer. Das Wohnzimmer ist viel gemütlicher und wohnlicher. Hier kann ich gut abschalten und in Ruhe auch mal Fernsehen schauen oder Gespräche führen. NACHBARSCHAFTSTREFFEN AM 16.01.2016 Am 16.Januar 2016 haben wir unsere Nachbarschaft zu einem Frühstücksbüffet in die Gruppenpädagogische Einrichtung „Backhaus Vollersode“ eingeladen. Wir haben uns sehr gefreut, dass unserer Einladung 11 Nachbar_innen gefolgt sind. Für unser Vorhaben wurde das Wohnzimmer komplett ausgeräumt, Gartentische und Bierzeltgarnituren schafften Platz für uns und unsere Gäste. Insgesamt feierten wir mit 28 Personen. Ich habe mit „meiner Auszubildenden“ Melanie und der Hausleitung gemeinsam überlegt, mit welchen Leckereien wir alle verwöhnen können. Melanie hat mir tatkräftig beim Einkauf geholfen und die Lebensmittel für das Büffet separat weggeräumt. Samstagmorgen sind wir dann zeitig gestartet und alle Kolleg_innen hier im Haus haben mitgeholfen. Melanie hat den Rohkostteller angerichtet und den Obstsalat zubereitet, andere wiederum hatten die Tische gedeckt und das Wohnzimmer frühlingshaft geschmückt. Es wurden kreative Platten belegt, Rührei und gekochte Eier zubereitet und vieles mehr. Unser Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Gäste waren pünktlich vor Ort. Es war eine ganz tolle, gemütliche Atmosphäre. Alle haben sich angeregt unterhalten, unsere Nachbar_innen waren ganz begeistert von dem leckeren Büffet und fühlten sich sehr wohl bei uns. Dem leckeren Büfett wurde tatkräftig zu Leibe gerückt. Die Kinder und Jugendlichen freuten sich über das tolle Frühstück und warten schon gespannt auf das nächste Treffen irgendwann in diesem Jahr. Im Anschluss haben wir alle gemeinsam aufgeräumt und alles wieder in den Urzustand zurückgebracht. Fazit für alle: “Es war eine supertolle, gemütliche Veranstaltung.“ DURCHBLICK Ausgabe 109 29 LUST AUF KUBA!? Dann freuen Sie sich auf meinen Reisebericht in der nächsten Ausgabe! Hier ist ein kleiner visueller Vorgeschmack dieser wunderschönen, bunten und fruchtbaren Insel ... PETRA SCHMACKPFEFFER Erziehungsleitung BKJH Oldenburg 1 Ackerbau im fruchtbaren Vinalestal 2 Öffentliches Transportmittel 3 Kuba hat viele Traumstrände 4 traumhafte Unterwasserwelt 5 Farbenfrohe Stadt Santiago de Cuba 6 Tabakernte 7 Mit einem 8 Zylinder Ford auf Erkundungstour Bilder: Petra Schmackpfeffer Kuba (span. Cuba [ˈkuβa], amtliche Bezeichnung Republik Kuba) ist ein Inselstaat in der Karibik. Er grenzt im Nordwesten bzw. Norden an den Golf von Mexiko bzw. an den Atlantischen Ozean und im Süden an das Karibische Meer. Hauptstadt des Landes ist Havanna. Die maximale Ausdehnung der Hauptinsel beträgt von West (Cabo San Antonio) nach 30 DURCHBLICK Ausgabe 109 Ost (Punta Maisí) 1250 Kilometer. Die schmalste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 31 Kilometer. Der Abstand zum amerikanischen Festland beträgt 154 Kilometer nach Key West (USA) und 210 Kilometer nach Yucatán (Mexiko). Da die Umrisse entfernt an ein Krokodil erinnern, wird Kuba auch gern als der „grüne Kaiman“ (spanisch: caimán verde) bezeichnet. Quelle: Infos zu Kuba: https://de.wikipedia.org/ wiki/Kuba, 29.03.16 BESUCH DER INTERNORGA IN HAMBURG Wie schon in den vergangenen Jahren haben wir auch in diesem Jahr wieder mit unseren Auszubildenden eine Messe besucht. Diesmal haben wir uns für die INTERNORGA in Hamburg entschieden. Die INTERNORGA Hamburg ist die europäische Leitmesse für Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien. Da wir im letzten Jahr unseren Lieferanten gewechselt haben, wollten wir uns auch mal einen Einblick vor Ort verschaffen. Am Stand unseres neuen Lieferanten (Hambrock) wurden uns die neusten Produkte vorgestellt und zur Verkostung zur Verfügung gestellt. Unsere Auszubildende zur Fachkraft für Hauswirtschaft Nadine zeigte sich besonders beeindruckt von der Anwesenheit mehrerer Fernsehköch_innen. Dazu wird Sie nun selbst was erzählen: In einer der zahlreichen Hallen waren gleich zwei Fernsehköche anwesend. Zum einen Mike Süsser (bekannt aus „Die Kochprofis“). und zum anderen Stefan Marquard (bekannt aus „Kocharena“). Beide haben an verschiedenen Ständen für die Besucher_innen live gekocht und dabei erzählt was und wie sie es zubereiten. Sarah Wiener war direkt am Eingang, aber leider der Andrang zu groß um ein Foto mit ihr zu machen. Ansonsten war es eine sehr große und interessante Messe auf der es jede Menge zu sehen und zu lernen gab. MAIK SCHMIDT Küchenmeister Café KIM BKJH Emsland PETRA HENGEMÜHLE STELLT SICH VOR Hallo, mein Name ist Petra Hengemühle und ich bin seit dem 01. September 2015 bei der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe in der Finanzbuchhaltung angestellt. Ich bin 37 Jahre alt, habe eine 4jährige Tochter namens Antonia und bin seit neun Jahren verheiratet. Im Anschluss an meine Ausbildung zur Industriekauffrau habe ich eine Weiterbildung zur Finanzbuchhalterin und PC-Systembetreuerin gemacht. Nach der Maßnahme war ich kurzfristig in zwei weiteren Büros beschäftigt und bin danach in einem Steuerberatungsbüro in Lingen angefangen und konnte dort 13 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbuchhaltung sammeln. Neben meiner Toch- ter und meinem Mann, liebe ich es, in meiner Freizeit zu lesen und zur Entspannung mache ich sehr gerne meine Yogaübungen. Ich arbeite für die BKJH in der Verwaltung in Meppen und betreue die Finanzbuchhaltung und den Zahlungsverkehr für die Einrichtungen Aurich, Berlin und Rheinland. Ich buche und kontrolliere die Belege der Profifamilien®, Eingangsrechnungen, Ausgangsrechnungen, Quittungen sowie die Kontoauszüge. Zum Ende meiner Vorstellung möchte ich mich bedanken für die herzliche Aufnahme in das Verwaltungsteam der Backhaus Kinder-und Jugendhilfe und freue mich auf eine weitere interessante Zeit. PETRA HENGEMÜHLE Buchhaltung BKJH DURCHBLICK Ausgabe 109 31 LÖSUNGEN HEFT 108 PIRATENSUCHE Piratensuche 1 Pirat mit zwei Haken 2 Pirat mit Pfeife 3 3 Pirat mit zwei Degen 1 4 Flaschen mit Flaschenpost 4 Fernrohre Totenköpfe 2 4 Na! Wer hat alles entdeckt? 32 DURCHBLICK Ausgabe 109 Krabben RÄTSEL Telefonnummer Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen. Sie unterhalten sich und beschließen dann, am folgenden Tag zusammen Essen zu gehen vorausgesetzt, er denkt daran, sie anzurufen und die Verabredung zu bestätigen. Am nächsten Morgen stellt er fest, dass er zwar alle sieben Ziffern der Telefonnummer weiß (2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8), sich aber nicht mehr an ihre Reihenfolge erinnert.Angenommen, der Mann wählt jede mögliche Kombination, wie groß wäre die Chance, dass er die richtige Nummer erwischt? Kunterbunte Schirme Drehen Sie die zwölf bunten Regenschirme so, dass die Farbfelder benachbarter Zwölfecke übereinstimmen. (Bild rechts) Handschlag Bei einer Geschäftsbesprechung gibt jeder Teilnehmer jedem anderen Anwesenden einmal die Hand. Wenn fünfzehn Handschläge erfolgen, wie viele Leute nehmen dann an der Besprechung teil? Begrüßung Sechs Personen sitzen um einen runden Tisch herum. Wie viele Kombinationen von Handschlägen sind möglich, ohne dass es zu Überkreuzungen kommt? Sechseck mit kleinen Schönheitsfehlern Ein regelmäßiges Sechseck kann man in genau sechs identische gleichseitige Dreiecke unterteilen. Wie ist das aber bei einem unregelmäßigen Sechseck (Bild rechts)? In die Form passen nicht weniger als 15 gleichseitige Dreiecke unterschiedlicher Größe, von denen einige gleich groß sein können. Zeichnen Sie sie mithilfe des Gittermusters ein. Zimmerschlüssel Der Hotelpage führt acht Gäste zu ihren Zimmern mit den Nummern 1 bis 8. Dummerweise sind die Schlüsselanhänger nicht beschriftet, außerdem hat der Portier die Reihenfolge vertauscht. Wie viele Versuche benötigt der Page maximal, um alle Türen zu öffnen? DURCHBLICK Ausgabe 109 33 FAST DAS LETZTE Chefin zur ewig zu spät kommenden Mitarbeiterin: „Sie kommen diese Woche schon zum vierten Mal zu spät! Was schließen Sie daraus?“ „Es ist Donnerstag!“ Frau Grün stößt ihren Mann im Theater an und flüstert: „Mein Nebenmann schläft!“ Darau Herr Grün: „Und warum weckst du mich?“ „Ach“, seufzt sie bekümmert, „morgen muss ich schon wieder zum Frisör, mit Grauen gehe ich dahin.“ Darauf er: „Und wie ich dich kenne, kommst du mit Roten zurück.“ Der alte Schlagersänger geht nach langer Zeit noch einmal auf Tournee. Zu seinem Konzert kommt nur eine Besucherin. „Heute singe ich nur für Sie, Gnädigste.“ „Dann machen Sie bitte schnell. Ich muss hier noch alles sauber machen.“ Klister lässt sich rasieren. Der Lehrling bedient ihn, und die Prozedur fällt entsprechend aus. Beim Zahlen fragt Klister erstaunt: „Wieso heute 10 Euro 50? Sonst zahle ich doch immer nur 10 Euro?“ „Stimmt“, antwortet der Meister, „aber heute kommen noch vier Pflaster dazu!“ Gast: „Was können Sie mir denn empfehlen?“ Ober: „Das Restaurant zwei Häuser weiter.“ Ein Unternehmer zum anderen: „Warum sind deine Arbeiter immer so pünktlich?“ „Einfacher Trick: 30 Arbeiter, aber nur 20 Parkplätze!“ Der Gast möchte zahlen. Der Ober fragt: „Was hatten Sie denn?“ Der Gast: „Das weiß nur der Koch, bestellt hatte ich ein Steak.“ Der Chef lehnt sich nach dem Diktat im Sessel zurück und sagt erwartungsfroh: „Bitte noch einmal vorlesen, ich bin auf ihre Version gespannt.“ „Soll ich Ihnen das Mittagessen auf die Kabine bringen?“, fragt der Ober den seekranken Passagier, „oder soll ich es gleich über Bord werfen?“ „Chef, darf ich heute zwei Stunden früher Schluss machen? Meine Frau will mit mir einkaufen gehen.“ „Kommt ja überhaupt nicht in Frage, Schulze!“ „Vielen Dank Chef, ich wusste, Sie würden mich nicht im Stich lassen.“ Ein Radfahrer fährt ganz gemütlich Schlangenlinien unmittelbar vor der Straßenbahn. Die Fahrerin ist wütend, lehnt sich raus und schreit: „Du Verkehrsraudi! Kannst du nicht woanders fahren?!“ Darauf der Radfahrer, mit sanftem Lächen: „Ich schon …“ Ein Fahrschüler fragt seinen Lehrer bereits nach wenigen Stunden; „Wie viele werde ich noch brauchen, bis ich die Prüfung machen kann?“ – „Drei“, antwortet einsilbig der Fahrlehrer, „Was, nur noch drei Stunden?“ – „Nein, drei Autos.“ Sportunfälle 34 DURCHBLICK Ausgabe 109 WISSENSWERTES DER BKJH Wer Sind Wir? Wir sind das große und vielfältige Team eines sozialen Unternehmens, das sich seit 1976 für die Vermittlung nachhaltiger Bindung einsetzt. In der Balance zwischen Professionalität, Leidenschaft und Realität leben wir unser Leitbild KiM – Kind im Mittelpunkt. Dies ist das Leitmotiv für unser gesamtes Wirken und für alle die von uns zu treffenden Entscheidungen. Unser Engagement für junge Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können, wurzelt in der aktiven Auseinandersetzung mit der Heimkampagne der 1970er Jahre. Wir kehrten uns bewusst von Großeinrichtungen ab. Unserer Überzeugung nach kann eine sichere Bindung zwischen aufgenommen Kindern"/"Jugendlichen und Bezugspersonen nur im kleinen, möglichst familienähnlichen Rahmen erreicht werden. Gleichzeitig wird ein professioneller Wirkungskreis benötigt, um den oft traumatischen Vorerfahrungen der jungen Menschen gerecht zu werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass durch die BKJH-Konzepte und dem Engagement der BKJH-Fachkräfte verlässliche Bindungen entstehen, die einen therapeutischen Effekt erzielen und Traumata auffangen können. ZIELE UND ABSICHTEN Wir unterbrechen die tradierte Fremdunterbringung in den Generationen und können diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten nachweislich Erfolge aufweisen. Unsere Absicht ist die Förderung der jungen Menschen zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten, die mit Freude einem sinnerfüllten Leben entgegen blicken. Unser Ziel ist, die uns anvertrauten Menschen zur nachhaltigen Unabhängigkeit von staatlichen Hilfeleistungen zu befähigen. METHODEN Den überwiegend emotional unterversorgten Kindern und Jugendlichen bieten wir im Rahmen des Bindungskonzeptes das „Nachnähren“ von Grundbedürfnissen in einem geschützten Rahmen an. Die Erfahrungen von zuverlässigen Bezugspersonen, in Profifamilien® zuverlässigen „Ersatzeltern“, stellen das Fundament dar, um die Ziele der BKJHAngebote zu erreichen. Dabei ist der professionelle Umgang mit der Herkunftsfamilie der aufgenommenen jungen Menschen unabdingbar und wird nach Möglichkeit durch die BKJH gefördert. So können die Kinder und Jugendlichen ihre Angstbindungen lösen, Übertragungsmechanismen abbauen, das Zurückfallen in alte Verhaltensweisen vermeiden und sich ihrer Wurzeln bewusst werden. DURCHBLICK Ausgabe 109 35 PROFIFAMILIE® Die Profifamilie® (Erziehungsstelle nach § 34 SGB VIII) bildet das Kernstück der BKJH. Mit über 35 Jahren Erfahrung in der pädagogischen Begleitung von Profifamilien®, schauen wir auf die Lebensentwicklung von mehreren Generationen junger Menschen zurück. Das Vorleben von Werten und das Befriedigen von Grundbedürfnissen sind die wichtigsten Aufgaben einer Profifamilie®. Mindestens ein Elternteil einer Profifamilie® verfügt über eine pädagogische Ausbildung und wird in einem Vorbereitungskurs der BKJH vorbereitet. Nach erfolgreichem Abschluss können Profifamilien® bis zu zwei junge Menschen aufnehmen. Auch Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Paare kommen für diese Aufgabe in Frage. Wichtiger Bestandteil dieses pädagogischen Engagements ist die Zusammenarbeit mit der Erziehungsleitung im jeweiligen Pädagogischen Zentrum. Die Profifamilien® treffen sich dazu wöchentlich in den Erziehungskonferenzen unter der Moderation der Erziehungsleitung und erhalten somit die kontinuierliche Möglichkeit zu Austausch, Reflektion und Beratung. Auch die notwendigen Kontakte zum Herkunftssystem werden durch die Erziehungsleitungen moderiert. Sie finden in der Regel in den Pädagogischen Zentren statt. Die BKJH bietet dem pädagogisch ausgebildeten Elternteil ein sozialversicherungspflichtiges Anstellungsverhältnis und bei Bedarf Entlastungen für das gesamte Familiensystem. DAS CLEARINGHAUS Das Clearinghaus in Meppen ist eine diagnostische Einrichtung mit acht Plätzen für junge Menschen im Alter von 0 bis 14 Jahren. In einem Zeitraum von drei Monaten bieten wir für die Jugendämter eine pädagogische/psychologische Diagnostik an, mit der wir eine Empfehlung für die weitere Lebensperspektive des Kindes abgeben. Weitere diagnostische Fragestellungen werden in Kooperation mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum in Meppen abgeklärt. PSYCHOLOGISCHER DIENST Der Psychologische Dienst der BKJH befindet sich in Meppen, in unmittelbarer Nähe zur Zentrale. Das Team besteht aus DiplomPsycholog_innen, u.a. mit therapeutischer Zusatzausbildung. Der Psychologische Dienst steht den uns anvertrauten jungen Menschen mit Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten, psychologischen Störungen und Traumatisierungen zur Verfügung. MUTTER/VATER UND KIND HAUS Das „Backhaus Mutter/Vater und Kind Haus“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Müttern und Vätern mit ihren Kindern eine neue Perspektive bis hin zur Verselbständigung zu geben. Hier können sie zur Ruhe kommen, den nötigen Schutz erfahren und sich mit pädagogischer Hilfe weiter entwickeln. Einerseits werden die Eltern beraten, begleitet und betreut, andererseits werden die Erziehung und der Schutz der Kinder sichergestellt. 36 DURCHBLICK Ausgabe 109 INTENSIVPÄDAGOGISCHE UND THERAPEUTISCHE WOHNGRUPPEN Die Erfahrungen im Clearinghaus haben uns gezeigt, dass einige junge Menschen mehr Förderung benötigen und nach der Diagnostikphase nicht in ein niederschwelliges Setting wechseln können. Somit haben wir in Meppen drei Wohngruppen mit unterschiedlichen pädagogisch/psychologischen Leistungsangeboten gegründet, u."a. mit einem tiergestützten Angebot auf einem Bauernhof. Ein wesentlicher Bestandteil der inhaltlichen Arbeit dieser Wohngruppen ist die enge Zusammenarbeit mit dem psychologischen Dienst der BKJH. BERUFSAUSBILDUNG Für die heranwachsenden jungen Menschen haben wir verschiedene Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung geschaffen, die sozialpädagogisch intensiv begleitet werden. Diese Ausbildungsbereiche sind speziell für junge Menschen aus Einrichtungen"/"Profifamilien® der BKJH entwickelt, die auf dem freien Ausbildungsmarkt keine Chancen bekommen. • • • • • • • • Fachwerker_in im Garten- und Landschaftsbau Hauswirtschafter_in und Fachpraktiker_in Hauswirtschaft Köchin"/"Koch und Fachkraft im Gastgewerbe Verkäufer_in Kauffrau_mann für Büromanagement Maler_in und Lackierer_in Restaurantfachfrau_mann Hotelfachfrau_mann ERHOLUNGSMÖGLICHKEITEN Um unseren Mitarbeitenden und ihren Familien eine Freude zu bereiten und möglicher emotionaler und geistiger Erschöpfung vorzubeugen, bieten wir an verschiedenen Standorten Erholungsmöglichkeiten an. Folgende Auswahl stellen wir zur Verfügung: • • • • Ferien- und Fortbildungshaus in Vlagtwedde (NL) Ferienhaus in der Lüneburger Heide Ferienwohnung im Pädagogischen Zentrum der BKJH-Aurich Ferienwohnungen im Pädagogischen Zentrum der BKJHUckermark Für detaillierte Informationen, auch zu Regel- und Jugendwohngruppen, sowie Kleinstheimen und Ihrem möglichen Mitwirken in der BKJH, besuchen Sie uns auf www.backhaus.de oder fordern Sie unsere Broschüren unter [email protected] oder T 059 31 . 54 11. DURCHBLICK Ausgabe 109 37 DIE NÄCHSTE AUSGABE N° 110 // 40 Jahre Backhaus Die kommende Ausgabe wird ganz im Sinne dieses großen Jubiläums stehen. Wir würde uns freuen, wenn sie ihre Erfahrungen mit der BKJH aus den vergangenen Jahrzehnten hier in einem Artikel oder mit Bildern teilen würden. Können Sie aus eigenen Erfahrungen von dem Beginn der BKJH berichten? Oder gibt es Kinder, die heute Erwachsene sind, die selbst den Anfang miterlebt haben? Wie haben Sie als Fachkraft die Entwicklung der BKJH wahrgenommen? Was ist beim Größerwerden verloren gegangen, was wird als Gewinn wahrgenommen? Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit! Beiträge bitte an: BODO HANSMANN Backhaus Kinder- und Jugendhilfe Emsland Fillastraße 7 | 49716 Meppen [email protected] T 059" 21""."72" 31"47 Hinweise zur Lieferung Beiträge können sowohl als Brief oder als Datenträger gesendet werden (alle gängigen Dateiformate können bearbeitet werden). Vom Fax bitte ich möglichst abzusehen. Bei Einsendungen von Fotos bitte darauf achten, dass diese scharf, hell und nicht zu klein sind. Jede Einsendung bitte mit der Rubrik, für die sie bestimmt ist, und mit dem Namen des/der Autor_in versehen. Hinweise zum Inhalt Für folgende Rubriken können Beiträge verfasst werden: Vorstellung des Leitungsteams, aller Kolleg_innen (nicht nur aus dem pädagogischen Bereich) und ihrer Familien, sowie potentieller Mitarbeiter_innen. Aktuelles (z. B. Presseschau, Allgemeines zur Heimerziehung, politische Sichtweisen) Berichte über Aktivitäten unserer Familien (z.B. Feste, Urlaub) Buchbesprechungen (Kinder- und Fachbücher) Kinderseiten, die auch von Kindern gestaltet sein sollten Informationen über interne und externe Fortbildungsangebote Witze, Kindermund und Rätsel Kleinanzeigen (suche, biete, tausche …) Leser_innenbriefe Praktische Tipps (Basteln, Werken, Rezepte …) Interne und externe Termine und Veranstaltungshinweise Sonstiges Im Internet finden Sie uns unter: www.backhaus.de 38 DURCHBLICK Ausgabe 109
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