INHALT - Backhaus Kinder

INHALT
Leitthema: Anfang - Ende
Ende - Neuanfang | H. Treblin-Malecki....................................................... 6
Unser Anfang als Profifamilie® - Ende offen | Christina .......................... 8
Anfang und Ende der Fastenzeit | J. ......................................................... 10
Anfang und Ende | A. Möllerhaus Kinderredaktion .................................. 10
Ein Ende und doch wieder ein Neu-Anfang | D. Robben ....................... 11
Veränderungen müssen geplant werden | I. Stehmann ........................ 14
Weitere Themen
Presseschau: Ein neues Zuhause für junge Flüchtlinge | ..................... 13
„Ich geb‘ und geb‘ – und was bleibt hängen?“ | K. ................................ 15
Cybermobbing | C. Rensmann ................................................................... 20
Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe feiert 40 Jahre | Y. Schauf .... 21
Was ist denn bitte eine Profifamilie® ? | C. Struck ................................... 23
„Altes und Neues“ von der BKJH Lüneburg | A. Schmitz-Köster ......... 24
10 Jahre Backhaus in Berlin – und ich war dabei | Selena .................... 25
Bewohnerin des Mutter/Vater und Kind - Hauses erzählt | A. Hoffmann 19
Knapp zwei Jahre Mutter/Vater und Kind | L. ......................................... 27
Auch mit kleinen Schritten zum großen Glück | K. ............................... 28
Nachbarschaftstreffen am 16.01.2016 | R. .............................................. 29
Lust auf Kuba!? | P. Schmackpfeffer .......................................................... 30
Besuch der Internorga in Hamburg | M. Schmidt ................................... 31
Petra Hengemühle stellt sich vor | P. Hengemühle ................................ 31
Rubriken
Vorwort ............................................................................................................ 4
Intro Familie Backhaus .................................................................................. 5
Buchvorstellung: Justine und die Kinderrechte | A. Backhaus............. 22
DVD-Empfehlung: „Alles steht Kopf“ | I. Mittelbach ............................... 25
Lösungen Heft 108 ....................................................................................... 32
Rätsel .............................................................................................................. 33
Fast das Letzte .............................................................................................. 34
Wissenswertes der BKJH ............................................................................ 35
Die nächste Ausgabe ................................................................................... 38
DURCHBLICK Ausgabe 109
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VORWORT
Liebe Leser_innen,
Anfang und Ende, von A und O (hergeleitet vom klassischem griechischen Alphabets: von A - Alpha bis Ω - Omega). Diese zwei Begriffe
sind Begrenzungen, Trennungen, Zerteilung von unendlicher Zeit und
unendlichem Raum. Jeder Anfang birgt in sich ein Ende, aber auch alle
Chancen, so wie jedes Ende einen neuen Anfang ermöglicht. An dieser
Stelle könnte man noch philosophischer werden und nach dem Unterschied fragen: „Ist Zeit wesentlich eine passive Begrenzung, die „geschieht“, während die räumliche mir zustößt?“1 Der Autor des kurzen
Essays endet mit den Worten: „Die Endlichkeit prägt dem Kontinuum
Struktur auf. Nur so ist überhaupt ein unendliches Wahrnehmen interessant. (…) Denn Beispiele sind endliche Struktur, die unser Leben
liefert.“2 Alles Endliche unterliegt der Vergänglichkeit. Nur die gedankliche und handelnde Energie ist unvergänglich, da Energie ewig ist.
BODO HANSMANN
Durchblick Redaktion
Profivater
Unser Leben liefert Beispiele, auch in diesem Durchblick. So ist diese
Ausgabe voller Beispiele von Endlichkeit, die, so der oben zitierte Autor, „das Salz des Unendlichen“ sind. So haben wir die Rubrik „Wonneproppen des Monats“, müssen aber in dieser Ausgabe über den Tod
einer unserer Einrichtung verbundenen Person berichten. Einige Autor_innen berichten von Veranstaltungen, Feiern, Fortbildungen. Rückschauen auf die Anfänge und die Zeit bis jetzt in den Beiträgen. „Fast
Zwei Jahre Mutter/Vater und Kind“-Haus und dem Bericht von Selena:
„10 Jahre Backhaus in Berlin - und ich war dabei!“. Unter dem Aspekt
Anfang und Ende können somit alle Berichte dieser Ausgabe interessante Entdeckungen ermöglichen.
Lesen Sie unter diesem Gesichtspunkt jeden Beitrag: Anfang und Ende
- Raum und Zeit - Unendlich und Ewig.
BKJH Emsland
Quelle:
1. www.philmath.org/
BedRaumZeit.pdf; Manfred Hörz; 28.03.16
2 ebd.
In diesem Sinne,
Ihr
Auch bei der Gestaltung des Deckblatts haben wir in der Redaktion einige Zeit über verschiedene Bilder diskutiert. Hier eine der Alternativen. Welches Foto hätten Sie gewählt?
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DURCHBLICK Ausgabe 109
INTRO
Liebe Leser_innen,
„Man wird als Baby geboren … und irgendwann ist man total alt und ist
im Himmel bei Gott“ so die Interpretation zweier Kinder, in einer Gesprächsrunde zu dem Leitthema dieser Ausgabe: „Anfang - Ende“.
Tiefgründiger bezieht sich der 15-jährige Samir auf das Thema „Ende“,
das Ende seiner Flucht aus Afghanistan. Auf die Frage nach seinem
Befinden, nach den Strapazen und Gefahren seiner langen Reisen,
antwortet er: „Jetzt ist alles gut.“ (ab S. 13). Samir lebt in einer unserer
zwei neugegründeten Wohngruppen für minderjährige unbegleitete
Flüchtlinge.
Dieser Durchblick zeichnet sich insbesondere durch seine Perspektive
aus. Viele junge Menschen berichten dieses Mal unmittelbar aus ihrem
Leben. Eine Mutter und somit „Insiderin“ aus dem Mutter-Vater-KindHaus in Meppen erzählt in einem Interview eindrucksvoll, wie es sich
wirklich anfühlt, als sehr junge Mutter den Alltag zu bewältigen (S. 19).
Selena (17) berichtet zum 10-jährigen Jubiläum der BKJH Berlin aus
der Perspektive des ersten Kindes, das in eine Profifamilie® der BKJH
Berlin vermittelt wurde (S. 25).
MARIANNE UND GERHARD BACKHAUS
Gründer_in und Träger_in
Doch leider beschäftigte uns das Thema „Ende“ in den vergangenen
Wochen mehr als der Anfang: Unsere ehemalige und hoch geschätzte
Auszubildende Mariam Schmidt verstarb sehr plötzlich. Unser Mitgefühl, unsere Gedanken gelten den ihr vertrauten Menschen, besonders
ihrer Familie.
Ein Thema, welches uns und den in der BKJH arbeitenden und lebenden Menschen besonders am Herzen liegt, ist die Bindung und die
Theorie um diese. Wir finden, dass diesem Thema, welches das Überleben des Menschen erst garantiert, gar nicht genug Beachtung geschenkt werden kann. Daher danken wir K…, Erziehungsleitung der
BKJH Oldenburg, für die ausführliche Beschreibung der Inhalte aus
dem BKJH-Fachtag in Huntlosen (ab S. 15).
SEBASTIAN BACKHAUS
Aufsichtsführender Gesellschafter
Nun hoffen wir, dass die Saison für Sie und Ihre Familie einen guten
Anfang nimmt und freuen uns sehr, Ihnen zum 40jährigen Jubiläum
der BKJH Anfang Juni persönlich zu begegnen.
Herzlichst
Ihre
DURCHBLICK Ausgabe 109
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ENDE - NEUANFANG
Übergänge von Profifamilien® in gruppenpädagogische Einrichtungen
Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν µένει - Pánta chorei kaì oudèn ménei:
Alles bewegt sich fort und nichts bleibt
Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln
nach Heraklit von Ephesos, um 500 v.Chr.
Allgemeine Vorüberlegung
Der Lauf des Lebens eines jeden Menschen
erweist sich als eine Abfolge von Übergängen.
Die Lebensabschnittsübergänge sind mehr
oder weniger dicht aneinandergereiht.
Jedem Menschen bieten sich in seinen Übergangsphasen mehr oder weniger Mitgestaltungsmöglichkeiten.
Das Hinübergleiten von einem vorherigen,
bekannten Zustand in einen unbekannten Folge-Zustand ist eine existenzielle menschheitliche Erfahrung seit Jahrtausenden, (s. Heraklit
von Ephesos).
Übergänge können als erfreulich und ersehnt
wahrgenommen werden, dies insbesondere
dann, wenn sie gemeinschaftlich erlebt und
von stimulierenden Riten begleitet werden
(z.B. Geburtstage, Einschulung, Firmung, Konfirmation, Versetzung, Übergang in die weiterführende Schule, Schulabgang, Ausbildungsbeginn, Studienbeginn, Volljährigkeit,
Verselbständigung, Beginn der beruflichen
Probezeit, Festanstellung, Partnerschaftsbeginn usw. usw.).
Nicht immer ist der Verbleib in der Profifamilie® für einen jungen Menschen in der Pubertät die beste Lösung und der Wechsel/Übergang in eine Wohngruppe steht an.
Harten Übergängen hilflos und ohne eigenen
Einfluss ausgeliefert zu sein, beinhaltet für
jeden ein hohes Belastungsrisiko mit Gefahr
eines permanent nachfolgenden Wiederauflebens des Erlebten mit allen regressiven und
aggressiven Begleiterscheinungen. Dies umso
mehr dann, wenn harte Übergänge aufgrund
der Individualisierung von Lebensläufen nicht
gemeinschaftlich durch gezielte Übergangsbegleitung mitgetragen werden.
Hinzu kommt, dass für bestimmte Lebensumstände immer ein herausragendes Überforderungsrisiko anzunehmen ist, als da sind: Frühe
Lebensjahre, biografische Übergangsphasen
wie Pubertät, Dauerstress, psychische Belastung, mangelhafte Rekreation, Termindruck,
und andere Belastungsnotstände.
Wenn auf solche Lebensumstände zusätzlich
Belastungen durch harte Übergänge treffen,
dann droht ein biografischer Scherbenhaufen.
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DURCHBLICK Ausgabe 109
Die Lebensbelastung wird dann nämlich nicht
nur verdoppelt, sondern potenziert, weil einer
kaum erträglichen Lebensphase noch weitere
massive Angstgründe hinzugefügt werden.
Die Grenzen des Aushaltbaren werden dann
überschritten.
Das KIND im Mittelpunkt: Kein Spruch, sondern der Ernstfall.
Die Abmilderung harter Übergänge zugunsten
der Weiterlebensmöglichkeit des jungen Menschen
Kinder in der stationären Jugendhilfe sind
oftmals bereits erheblich vorbelastet, dies
umso mehr, wenn sie erst nach langen häufigem Wechsel schließlich bei den Möglichkeiten der BKJH anlanden. Es ist anzunehmen,
dass das bisherige Leben mit Tausenden an
Stressoren gepflastert war und dass das Verlassen der Herkunftsfamilie, das Verlassen der
Bereitschaftspflege oder eines Kinderheimes,
der Wechsel in eine oder mehrere Pflegefamilien und schließlich die Anbahnung und Überleitung in eine Profifamilie® mit mehr oder
weniger harten Übergängen gekoppelt war.
Junge Menschen in der stationären Jugendhilfe sind also in erhöhtem Maße Veränderungen ausgesetzt, die sie gar nicht oder kaum
beeinflussen können. Sie haben die Erfahrung
gemacht, dass sie ihr bisheriges Leben nur zu
einem ganz geringen Grade selbst unter Kontrolle hatten, vielmehr waren und sind sie
überwiegend dem ohne Einflussmöglichkeit
ausgeliefert, was andere mit ihnen machen.
Wenn dann wieder einmal ein Übergang bevorsteht, weil eine „Maßnahme“ „abgebrochen“ werden muss, dann wird diesen Kindern
abverlangt, dass sie ohne ein Grundgefühl von
Schutz und Stabilität wieder einmal auf etwas
Neues, Unbekanntes und somit Angstbesetztes zugehen.
Angst vor etwas unbekanntem Neuen kann
aber ein Mensch, und erst Recht ein junger
Mensch nur aushalten, wenn er die Erfahrung
von Geborgenheit und Zuversicht in sich
trägt. Mit dem Vertrauensvorschuss ins Leben
„es wird schon irgendwie gut gehen“ aufgrund
der Erfahrung, dass es ja immer „irgendwie
gut gegangen ist“, kann ein junger Mensch in
HELGA TREBLINMALECKI
Bereichsleitung
BKJH Aurich
Verbindung mit jugendlicher Entdeckerlust
unbekanntes Terrain betreten. Am eigenen
Vertrauensvorschuss in die Zukunft mangelt
es vermutlich den allermeisten Kindern in der
stationären Jugendhilfe, sonst wären sie nicht
so psychisch belastet in das System der stationären Hilfen gekommen. Ein junger Mensch
im Übergang muss also in einer höchstbelastenden Situation noch nie dagewesenes Vertrauen zu sich gewinnen, damit er den Schritt
ins Unbekannte mutig wagen kann.
Das scheint unmöglich.
Wie kann ein junger Mensch ein Beziehungsgeflecht (und sei es noch so negativ für ihn,
aber etwas Negatives ist immer noch besser
als ein Garnichts), einen Ort und einen bisherigen biografischen Abschnitt eintauschen
gegen ein nebulöses Dunkel?
Wie können die für den jungen Menschen
professionell und emotional engagierten Erwachsenen in einer solchen Situation des
Wechsels im betroffenen Kind solche Ressourcen aktivieren, dass der Wechsel eben
nicht als ein Absturz ins Fremde erlebt wird?
Dass das Leben nicht schon wieder einmal als
total fremdbestimmt erlebt wird?
Dass eine Form der Beteiligung gefunden
wird, damit die Erfahrung der Selbstbestimmung gewonnen wird?
Es ist eine Zwickmühle für die Professionellen,
erkannt zu haben, dass ein Wechsel des „settings“ notwendig ist, um die Entwicklungsbedingungen des jungen Menschen zu verbessern, dass aber ein Wechsel unabhängig von
seiner Notwendigkeit dennoch eine hochgradige Belastung für das Kind ist, weil Kontinuität
und Bindungsstabilität allenfalls ein (begründbares) Hoffnungswort für die Zukunft sind.
Wie kann das ohne neue Beeinträchtigung
gehen?
Auch ist nicht zu übersehen, dass die ‚abgebende‘ Profifamilie® in einer solchen Krisensituation des Wechsels eines Kindes aus der
Familie in eine gruppenpädagogische Einrichtung nicht mit sozialpädagogischen und
emotionalen Reserven gesegnet sein wird, um
dem Kind sicheres Geleit zu geben. Vielmehr
ist zu vermuten, dass eine abgebende Familie
sich mit vielerlei Überlegungen und Emotionen herumplagen wird, ganz zu schweigen
von den leiblichen Kindern, die sich auch neu
orientieren müssen.
Da also alle Beteiligten rundherum belastet
sind, bedarf es zu der Erledigung der festgelegten Aufgaben einen Lotsen für den Über-
gang.1
Der Übergangslotse muss dem Kind aus vorherigen, einschätzbaren, verlässlichen Kontakten vertraut sein.
Er oder sie sorgt für Klarheit und Durchschaubarkeit des Verfahrens für alle Beteiligten.
Er oder sie sorgt für das Fernhalten von oft
üblichen Bewertungen (…es ist besser für
dich, wenn Du die Familie verlässt - du hast
die Familie an die Grenze ihrer Kraft gebracht,
die können nicht mehr -…deine Mutter kann
dich auf gar keinen Fall nehmen, das wäre
ganz schlecht für dich -…dein Vater kommt
für dich gar nicht infrage, er würde deine
Situation nur noch verschlimmern… - …du bist
für ein normales alltägliches Zusammenleben
untragbar… usw. usw.)
Stattdessen werden nüchtern die infrage
kommenden Möglichkeiten dargelegt und die
Wahrscheinlichkeit der Vorzüge dieser Möglichkeiten entfaltet.
Die Bedenken des Kindes werden aufmerksam angehört. Das Kind wird nicht mit professionellen Einschätzungen mundtot gemacht.
Der Lotse gewährleistet das Partizipationsrecht des Kindes.
Die Lebensmodalitäten für das Kind in der
gruppenpädagogischen Einrichtung werden
mitwirkend ausgehandelt.
Die Verbindungswünsche des Kindes zu den
Profieltern, Herkunftseltern und bisherigen
Freundschaften werden berücksichtigt.
Der Lotse bleibt für eine begrenzte Zeit Moderator des Wechsels, kann aber auch danach
vom Kind, wenn es das wünscht, als eine Art
Ombudsmann/Ombudsfrau in Anspruch genommen werden.
Die Kontakte des Kindes zu seiner Ombudsfrau/seinem Ombudsmann obliegen nicht der
Kontrolle der gruppenpädagogischen Einrichtung.
Auch nicht die Kontakte des Kindes zu seiner
bisherigen Profifamilie® .
Mit Zustimmung des Kindes werden sich Ombudsmann/Ombudsfrau und abgebende Profifamilie® mit der gruppenpädagogischen Einrichtung ins Benehmen setzen.
Der Lotse gewährleistet, dass alle relevanten
Informationen aus Hilfeplangesprächen, aus
dem Zusammenleben mit der Profifamilie® ,
aus Kindergarten und Schule und über Interventionen Dritter, an die gruppenpädagogische Einrichtung weitergegeben werden.
Die Technik der Überleitung
Es ist dafür zu sorgen, dass alle den jungen
Quelle:
1. Begriff aus der Tagung
‚Lotsen im Übergang‘ Rahmenbedingungen
und Standards bei der
Gestaltung von Übergängen für Pflegekinder.
Dokumentation zur
Fachtagung vom 14.15.6.2012 in Berlin des
Deutschen Instituts für
Urbanistik
DURCHBLICK Ausgabe 109
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Menschen betreffenden wichtigen Informationen zur Sicherung wenigstens einer gewissen Kontinuität in diesem Umbruch durch die
Kräfte, deren Zuständigkeit endet, an die Kräfte, deren Zuständigkeit beginnt, weitergegeben werden.
Die Weitergabe kann mündlich oder schriftlich erfolgen.
Bei mündlicher Weitergabe ist für einen separaten Raum zu sorgen, in dem es keine Störungen durch Alltagsanforderungen gibt. Das
Übergabegespräch darf nicht zeitlich eingeengt werden - es muss möglich sein, alle Fragen zu stellen. Bei mündlicher Übergabe ist
ein Protokoll anzufertigen. Ein Verzeichnis der
übergebenen Schriftstücke ist anzufertigen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Übergabe ist
die Anamnese. Diese haben die Kräfte, deren
Zuständigkeit beginnt, vorurteilsfrei zur
Kenntnis zu nehmen, d.h., sie dürfen sich
nicht in ihrer eigenständigen sozialpädagogischen Diagnostik beeinträchtigen lassen, sie
dürfen Erkanntes aber auch nicht ignorieren.
Die Fachkräfte der übernehmenden Einrichtung müssen sich der Gefahr der Selbstgerechtigkeit bewusst sein. Es ist völlig fehl am
Platz, einen Wechsel für die eigene berufliche
Selbstwertstabilisierung zu instrumentalisieren, nach dem Motto: „Jetzt kommen wir als
die Fachleute dran, wir werden die Probleme
schon lösen.“ Die abgebende Familie hat
zumindest auch eine Fachkraft, und diese
wird unterstützt durch Coaching und Supervision: Sie ist also nicht doof. Die Notwendigkeit, die Chancen und die Gefahren eines
Wechsels sind nüchtern und kindbezogen zu
analysieren. Fehleranalysen sind angebracht
und hilfreich, sind aber nicht mit Schuldzuweisung zu verwechseln. Schuldzuweisung ist
unprofessionell.
Eigene Versagensängste in Form von Schuldverschiebung auf das Kind ist völlig inakzeptabel (z.B. „Das Kind ist mehr als schwierig … das
Kind ist nicht tragbar … das Kind ist extrem
aggressiv … neurotisch, pathologisch“).
Die Pathologisierung von Klient_innen stellt
nicht den_die Klient_innen infrage, sondern
die sich so äußernde Fachkraft.
Bei einer schriftlichen Übergabe sollten alle
Schriftstücke, Hilfeplanergebnisse, Entwicklungsberichte einschließlich einer ausführlichen schriftlichen Anamnese übergeben werden.
Im Nachhinein, nach einer angemessenen Lesezeit, kommt es zu einem nachbereitenden
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DURCHBLICK Ausgabe 109
Gespräch, bei dem alle Fragen gestellt werden
können und bei dem insbesondere Informationslücken aufgefüllt werden können.
Das Gespräch sollte protokolliert werden.
Egal, ob schriftliche oder mündliche Übergabe - die Regeln für nachfolgende Kontakte
mit der abgebenden Familie sind schriftlich
festzuhalten.
Einige Gedanken zugunsten der abgebenden
Familie
Es ist geradezu zu hoffen, dass der abgebenden Familie der weitere Weg des Kindes nicht
egal ist, nach dem Motto: Was war ist gewesen, neues Spiel-neues Glück.
Trennungsschmerz bei den Erwachsenen ist
nicht unprofessionell. Unprofessionell ist es
lediglich, die eigene Verlustnot zum Maßstab
allen Handelns werden zu lassen.
Trennungsschmerz zeugt von Bindung.
Um beruflich nicht handlungsunfähig zu werden, sollte die abgebende Familie, aus Fürsorge des Anstellungsträgers heraus, bei Bedarf
und Notwendigkeit die Möglichkeit bekommen, Supervision in Anspruch zu nehmen.
Hier kann auch bedacht werden, wie sich die
Veränderung der Konstellation auf die eigenen Kinder auswirkt und wie alles mit ihnen
nachgearbeitet werden kann.
Möglicherweise sind Erörterungen in der
Erziehungskonferenz zur Klärung hinreichend.
Den Betroffenen sollte ausreichend Zeit gegeben werden und Empathie entgegengebracht werden.
Für jede Erziehungsleitung dürfte es ein
Leichtes sein, diese Atmosphäre der Empathie
und der vernünftigen Analyse zu fördern.
Jede Erziehungsleitung weiß, dass das Erörtern von Abbrüchen, Übergängen und Wechsel im Vorbereitungskurs nicht nachhaltig
genug ist, sondern dass im Rückgriff hierauf
neu herausgearbeitet werden muss, dass es
nicht um Versagen geht, selbst dann nicht,
wenn Fehler der Vergangenheit bearbeitet
werden.
Ist das alles nun über das Normal- Maß
hinausgehender Luxus ?
Nein, das Bundeskinderschutzgesetz intendiert Kontinuitätssicherung ebenso wie SGB
VIII, § 37 und 86.
Kontinuitätssicherung nicht nur beim Wechsel
aus einer Profifamilie® in eine gruppenpädagogische Einrichtung, sondern auch Kontinuitätssicherung durch Instruieren von Krankheitsvertretungen, bei Zuständigkeitswechsel
durch Personalveränderung, bei Zuständig-
keitswechsel der Jugendämter, bei Zuständigkeitswechsel der Vormundschaft. Alle für
einen jungen Menschen Verantwortlichen
haben vernetzt und kooperativ zusammen zu
arbeiten: „Ich bin die Vertretung, ich habe
keine Ahnung“ ist gesetzwidrig.
Wenn ein fallzuständiger Mitarbeiter eines
Jugendamtes außenwirksam etwas veranlasst
und ein Kollege dieses nach wenigen Tagen
wieder ohne Absprache ändert, so ist dieses
gesetzwidrig, weil gegen die Kontinuität.
Wenn Profifamilien® bemerken, dass sie mit
ihren Möglichkeiten immer wieder an Grenzen stoßen, so dass eine kontinuierliche Begleitung eines Kindes nicht mehr möglich ist,
so ist dies mitzuteilen, damit Lösungen zugunsten des Kindes erarbeitet werden können.
Niemand muss alles können, aber jede Erziehungsfachkraft muss wissen, wann ein Weitergeleiten in eine verbesserte Situation erforderlich ist.
UNSER ANFANG ALS PROFIFAMILIE® - ENDE OFFEN
Nachdem wir den obligatorischen Vorbereitungskurs abgeschlossen hatten, war unser
Anfang als Profifamilie® sehr aufregend und
erfolgte erstaunlich „kurzfristig“.
Hin und wieder kommt es uns wie ein Märchen vor: Es war einmal eine Profifamilie®, die
viele Jahre mit dem Gedanken spielte, einem
fremden Kind ein Zuhause zu geben. Es stellte
sich der Familie nur die Frage, wie und wann
ist der passende Zeitpunkt.
Im November 2013 kam Frau Gottschalk vom
Landesjugendamt zu uns und wir bekamen
die Erlaubnis ein Kind aufzunehmen. Im Gespräch mit unserer Erziehungsleiterin Petra
Schmackpfeffer und dem Bereichsleiter Herrn
Robben gaben wir an, dass uns das Geschlecht und die Hautfarbe egal wären. Wichtig war uns, dass das aufgenommene Kind
jünger als unsere beiden Söhne sein sollte.
Sehr klein bzw. jung musste es somit sein. Ich
erinnere mich noch gut daran, als Herr Robben und Frau Gottschalk beim Hausbesuch in
unserem Wohnzimmer saßen und der Meinung waren, dass es schwierig werden könnte, ein so kleines Kind zu bekommen. Wir
hatten Zeit und Geduld …
Nur eineinhalb Monate später waren wir dann
wider Erwarten zu einem Gespräch in einem
Jugendamt eingeladen und trauten unseren
Ohren nicht … fünf Tage später zog ein neugeborenes Kind bei uns ein - vier Tage vor
Weihnachten. So winzig klein, dass ich es
kaum aus dem Maxicosi nehmen mochte. Es
brachte spontan alles bei uns durcheinander.
Eine besinnliche Weihnachtszeit sieht definitiv
anders aus. Zwischen Möbel kaufen und aufbauen, Flaschen zubereiten, Pampers wickeln,
Tannenbaum aufbauen und Geschenke für
die Paten unserer Kinder basteln, lag auf einmal ein kleines Wunder. Es war kaum zu glauben! Winzig klein, süß und mit viel Hunger trat
es in unsere Familie.
Jetzt ist er schon über zwei Jahre bei uns. Er
ist ein richtiger Rabauke geworden, der sich
stark für seine Interessen und Bedürfnisse
einsetzt. Einen großen Appetit hat er immer
noch.
Wir freuen uns jeden Tag aufs Neue, dass er
da ist und unsere Familie bereichert.
Auf eine ganz spezielle und besondere Art
wissen wir, dass das neue Familienmitglied in
diesem Moment für uns als Familie ein tolles
„Weihnachtsgeschenk“ war.
CHRISTINA K.
Profimutter
BKJH Oldenburg
Wir sind froh, dass er bei uns lebt und hoffen,
dass er noch lange bei uns bleiben kann.
DURCHBLICK Ausgabe 109
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ANFANG UND ENDE DER FASTENZEIT
Die Fastenzeit bringt eine jahrhunderttausend
alte Tradition mit sich und wird bis heute
fortgeführt.
Nur warum fasten wir eigentlich? Und welchen
Hintergrund bringt dieses Thema mit sich?
Im Alltag werden wir damit konfrontiert, auf
bestimmte Genussmittel zu verzichten, doch
weniger mit dem bewussten Umgang damit.
In den Medien werden wir überflutet mit Rezepten, Tipps und Anleitungen wie wir unseren „Winterspeck“ in der Zeit los werden.
Doch steckt da mehr als nur eine diätreiche
Zeit dahinter?
In der Tat hat das Fasten weit mehr Hintergründe und wird in der heutigen Zeit häufig
verfremdet. Der Ursprung geht weit zurück
und ist ein fester Bestandteil vieler Religionen.
Im Christentum wird die Fastenzeit häufig über
einen Zeitraum von 40 Tagen durchgeführt,
davon sind die Sonntage ausgeschlossen. Der
Ursprung eines Fastens hat zum Beispiel einen
religiösen Hintergrund und beginnt im Christentum am Aschermittwoch. Mit dem Gründonnerstag nimmt das Fasten sein Ende. Ziel
des Fastens ist auf leibliche Genüsse zu verzichten, um Platz für einen bewussten und
ganzheitlichen Umgang zu erleben. Hierbei soll
der Mensch einen bewussten Umgang mit
seinem Körper herstellen (Spannbauer, 2015).
In der Fastenzeit soll der Mensch durch Besinnung und Achtsamkeit, sowohl seinen Körper,
seine Gefühle, Gedanken, Handlungen und
Glauben bewusst erleben und empfinden. Des
Weiteren geht es darum sich von dem alltäglichen Stresspegel zu befreien und Dankbarkeit
für das Leben zu empfinden.
Eine Online Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hat ergeben, dass
mindestens jeder zehnte Erwachsene in
Deutschland auf etwas in der Fastenzeit verzichten möchte. Zehn Prozent haben einen
festen Fastenvorsatz, weitere neun Prozent
spielen mit dem Gedanken. Am wichtigsten
benennen die Fastenden laut YouGov-Umfrage gesundheitliche Gründe: 53 Prozent handeln aus dem Motiv heraus. Sich selbst oder
anderen beweisen, dass sie noch von einer
bestimmten Gewohnheit lassen können, wollen 47 Prozent. Je 27 Prozent fasten aus Tradition oder aus religiösen Gründen. Eine konsumkritische Haltung nennen 20 Prozent.
Die Zahlen zeigen den unterschiedlichen
Umgang und die ganz eigene Motivation zu
der Thematik. Ob und in welcher Form jeder
Mensch fastet, ist jedem selbst überlassen.
Doch über die Beweggründe sollte sich jede_r
im Klaren sein und diese Zeit als etwas Bewusstes wahrnehmen.
Quellen:
www.spiegel.de/gesundh
eit/ernaehrung/fastenjeder-zehnte-deutschewill-waehrend-fasten
zeit-verzicht-ueben-a956933.html
Christa Spannbauer: 40
Tage Achtsamkeit. Verlag
Herder, 2016, S. 7.
ANFANG UND ENDE
Beispiele sind:
• Aufwachen und einschlafen
• Der Tag und die Nacht
• Der Schultag beginnt und endet
• Die verschiedenen Tätigkeiten oder Hobbys
im Alltag
• Texte, Bücher, Bilder
• Straßen, Strecken, Fahrten
• Jahreszeiten
• …
Wir, die jungen Menschen aus dem Kinderredaktionsteam, verbinden dieses Thema als
erstes mit dem eigenen Leben. Nach einer
kleinen Gesprächsrunde wurde allen deutlich,
dass uns dieses Thema mehr als einmal täglich begegnet.
10 DURCHBLICK Ausgabe 109
So hat jeder für sich eine ganz eigene Interpretation für das Thema „Anfang und Ende“
gefunden.
Auf der folgenden Seite seht ihr zwei Bilder
von Sophie, die sie zum dem Thema „Anfang
und Ende“ gemalt hat.
ASTRID MÖLLERHAUS
Leitung Kinderredaktion
BKJH Emsland
1 Lebenslauf 2 Frühlingsanfang: Was fällt mir ein, wenn ich das Wort Frühling höre (beide Bilder gemalt von Sophia)
ANFANG UND ENDE EINER AUSBILDUNG
Am Anfang einer Ausbildung arbeitet man sich
in einen Beruf ein. Die Ausbildung dient dazu,
dass man für einen bestimmten Job vorbereitet wird, um später alle erforderlichen Kennt-
nisse zu haben. Nach einer Ausbildung gibt es
die Chance, fest angestellt zu werden. Jeder
Mensch sollte eine Ausbildung machen und
diese auch beenden.
ANNA
Kinderredaktion
BKJH Emsland
EIN ENDE UND DOCH WIEDER EIN NEU-ANFANG!
Ein Teil meiner Arbeit ist seit Jahren die Entwicklung neuer Angebote in der BKJH. So
entstanden in und um die Stadt Meppen herum verschiedene neue stationäre Angebote
von der Heimregelgruppe für junge Menschen
bis hin zur therapeutischen, bzw. intensivpädagogischen Einrichtung. Nach der Errichtung
unseres Mutter-Vater-Kind Hauses hatten wir
vereinbart, dass nun der Ausbau an Wohngruppen in der Stadt und den umliegenden
Ortschaften ein Ende finden muss, damit wir
die Nachbar_innen und auch die Schulen in
unserem Einzugsbereich nicht zu sehr belasten. Das Ende des Ausbaus in der BKJH Emsland sollte also erreicht sein.
Zum Ende des letzten Jahres schnellten dann
die Zahlen für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in die Höhe. Nach anfänglichem Zögern („ins Emsland wollen nur wenige“) kamen dann gegen Weihnachten immer
mehr Jugendämter mit der Unterbringung
von jungen Menschen nicht mehr nach. Alle
Einrichtungen hatten ihre Kapazitätsgrenzen
erreicht. Auch der Landkreis Emsland wandte
sich Ende des Jahres an die BKJH und fragte
an, ob wir als große Einrichtung helfen könnten. So machten wir uns zwischen den Feiertagen auf die Suche nach geeigneten Häusern
für die Einrichtung einer Wohngruppe für
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zu
Anfang Januar waren dann in der Stadt Meppen zwei Objekte gefunden, die durch die
Hausmeisterei in einem „wahnsinnigen Tempo“ saniert und renoviert wurden. In nur wenigen Wochen mussten nun aus Mitarbeitenden der bestehenden Gruppen und auch
durch neue Mitarbeiter_innen zwei komplette
Teams gebildet werden. Am 18. Januar 2016
war es dann soweit. An diesem ersten Tag
nahmen wir fünf unbegleitete minderjährige
DIETER ROBBEN
Bereichsleitung
stellv. Gesamtleitung
BKJH
DURCHBLICK Ausgabe 109 11
Flüchtlinge auf. Für die BKJH war es eine neue
Erfahrung und auch ein Neuanfang. Alle Mitarbeiter_innen waren und sind immer noch
mit sehr viel Engagement und Euphorie bei
der Arbeit. Sicherlich waren zu Beginn die
Sprachprobleme die größten Hürden, die zu
bewältigen waren. Nach nunmehr fast 6 Wochen können wir feststellen, dass wir zwei
Wohngruppen mit insgesamt 20 jungen Menschen aus Afghanistan in Meppen haben und
mittlerweile der Alltag sich einzustellen
scheint. So besuchen alle jungen Menschen
die Schule und machen täglich Fortschritte in
der deutschen Sprache. Auch das erste Nachbarschaftsfest konnte durchgeführt werden
(siehe Zeitungsbericht), damit die jungen
Menschen sich in der Nachbarschaft vorstellen konnten. Den Jugendlichen war es besonders wichtig, den Gästen die neuen Räume zu zeigen und den Kuchen zu servieren.
Es war schön zu sehen, wie freundlich alle
Nachbar_innen die jungen Menschen empfangen und aufgenommen haben. Ausdrücklich möchte ich mich auch bei allen beteiligten Institutionen, Ämtern und dem Landesjugendamt für die unkomplizierte und gute
Zusammenarbeit bedanken. Somit ist im Bereich der Unterbringung von unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlingen in der BKJH ein
neuer Anfang geschaffen worden.
KINDERWEISHEITEN OHNE KOMMENTAR
Ich bin am 27. Juli geboren. Komisch, genau
an meinem Geburtstag.(!)
Ein Pfirsich ist wie ein Apfel mit Teppich drauf.
12 DURCHBLICK Ausgabe 109
Ich bin Rosenkohl-Vegetarier.
Mein Papa ist Wassermann und meine Mutter
ist Wasserwaage.
PRESSESCHAU: MEPPENER TAGESPOST
Sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Zuhause: die elf Jugendlichen und ihre Hausleiterin Seda
Kiliç (Mitte) und den Verantwortlichen der Kinder- und Jugendhilfe.
Foto: Ann-Christin Fischer
EIN NEUES ZUHAUSE FÜR JUNGE FLÜCHTLINGE
Backhaus eröffnet Wohngruppe in Teglingen
Von Ann-Christin Fischer
Meppen. Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe (BKJH) hat in Meppen-Teglingen eine
neue Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eröffnet. Seit Mitte Januar haben elf junge Männer hier einen Zufluchtsort gefunden. Jetzt luden sie ihre
neuen Nachbarn ein, um mit Vorurteilen
aufzuräumen.
Das 300 Quadratmeter große Mietshaus ist
liebevoll eingerichtet und die jungen Männer
haben sich herausgeputzt, einer hat sogar
extra sein bestes Hemd aus dem Schrank
geholt. Sie sind 15 bis 17 Jahre alt und versuchen, im mittleren Emsland ein neues Leben
aufzubauen.
An diesem Nachmittag im Februar versammeln sich rund 35 Nachbarn in dem Haus in
Teglingen. Sie wollen die neuen Mitbürger aus
Afghanistan und Somalia willkommen heißen.
Mit dabei sind auch die Verantwortlichen der
Kinder- und Jugendhilfe. Dieter Robben, stellvertretender Leiter der Einrichtung, erklärt,
warum es die Jugendlichen gerade nach
Teglingen verschlagen hat.
„Der Landkreis hat uns beauftragt, im Rahmen
der Jugendhilfe die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zu begleiten“, so Robben.
„Sie sollen zur Schule gehen, sich integrieren
und vor allem unsere Sprache erlernen.“
Eine große Herausforderung, die es nun zu
bewältigen gilt. Aber die ersten Schritte sind
getan. Jeden Tag haben die Jungs Deutschunterricht, bei dem Nachbarschaftstreffen
können sie jeden auf Deutsch begrüßen und
führen sogar das eine oder andere Gespräch.
Manchmal sind auch englische Wörter zu
hören. Es gibt bereits erste Kontakte in der
Straße, bald möchten die Jugendlichen Sport
machen, Fußball spielen, schwimmen gehen.
Mit den einzelnen Vereinen hat man laut
Backhaus bereits Kontakt aufgenommen.
Aufgabenverteilung
Im Moment erarbeiten die sechs Betreuer
zusammen mit einem Dolmetscher und den
Flüchtlingen Regeln und Strukturen. Morgens
um halb sieben beginnt zurzeit ihr Tag. „Jedes
Kind hat eine Aufgabe, zum Beispiel den Müll
rausbringen, Staub wischen oder Teller decken“, berichtet Hausleiterin Seda Kiliç, sie ist
Türkin mit syrischen Wurzeln. Dazu hat sie
noch in den Niederlanden gewohnt, bis es sie
nach Deutschland verschlagen hat.
„Wir verstehen uns super und ich versuche,
ihnen die einfache Sprache näher zu bringen“,
schildert Kiliç. „Wir möchten, dass sie sich
wohlfühlen.“ Darum gibt es auch syrisches
Essen, es soll ein Stück Heimat für die Ju-
DURCHBLICK Ausgabe 109 13
gendlichen sein. Bis die Jungs zur Schule
gehen können, wird laut Backhaus noch etwas Zeit vergehen, darum werden sie zur Zeit
noch in ihrem neuen Zuhause unterrichtet.
„Geplant ist, dass sie in Sprintklassen untergebracht werden“, so Robben.
Obwohl sich die Jugendlichen vorher nicht
kannten, verstehen sie sich gut. Wase Hassani
ist 15 Jahre alt und erzählt auf Deutsch, warum er sich gut fühlt: „Die Jungs sind gute
Jungs, ich mag alle. Wir verstehen uns super,
hören zusammen Musik, spielen Fußball.“
Samir Ahmadi sei ein guter Freund von ihm.
Der 15-Jährige kommt ebenfalls aus Afghanistan und grinst, als man ihn nach seinem Befinden fragt. Seine Meinung: „Jetzt ist alles gut.“
VERÄNDERUNGEN MÜSSEN GEPLANT WERDEN
Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze am
Anfang eines Jahres.
Rauchen aufgeben, abnehmen, mehr Sport,
mehr Zeit für die Familie, ...!
Jede_r hat seine eigene Liste der guten Vorsätze.
Warum fällt es uns so schwer, die Vorsätze
durchzuhalten?
Warum ist es so schwer, sich zum Einhalten
unserer Vorsätze zu motivieren?
Der Anfang eines Jahres scheint ein guter
Anlass zu sein, etwas Neues zu beginnen. Das
Ende eines Jahres ein guter Zeitpunkt, sich
von „Lastern“ zu befreien.
Wenn das denn so einfach wäre!
Ich glaube der Anfang eines Jahres ist nicht
entscheidend. Entscheidend ist der tiefe Wille
für Veränderungen. Ich kann jeden Tag des
Jahres mit diesem Willen beginnen, meinen
Anfang bestimme ich selbst und damit auch
meine Motivation.
Aber – Veränderungen müssen geplant werden.
„Ich nehme jetzt ab“, reicht nicht aus. Wie will
ich abnehmen, wie setze ich mein Vorhaben
um? Machen wir uns darüber keine Gedanken, sind die guten Vorsätze zum Scheitern
verurteilt.
Außerdem sollte ein guter Vorsatz nicht mit
Druck beginnen, sondern mit realistischen
Schritten und Zielen. Seien wir gnädig mit uns,
auch wenn es mal nicht klappt. Belohnen wir
uns, wenn es gut funktioniert.
Seien wir doch ehrlich. Es ist einfacher, sich
schlechte Angewohnheiten anzueignen als
sich schlechte abzugewöhnen.
Vielleicht helfen uns diese Gedanken, unsere
guten Vorsätze, die wir uns am Anfang setzen,
durchzuhalten, so dass wir am Ende sagen
können, wir haben es geschafft.
Nachruf
Für uns alle unfassbar verstarb unsere ehemalige Mitarbeiterin der Verwaltung
Mariam Schmidt
Ihr plötzlicher Tod im Alter von nur 24 Jahren hat uns alle sehr betroffen gemacht. Wir trauern mit ihrer Familie um einen sehr lieben Menschen, den wir in guter und dankbarer Erinnerung behalten werden.
Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt ihrer Familie.
Im Namen des großen Teams der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe
14 DURCHBLICK Ausgabe 109
IRENE STEHMANN
Erziehungsleitung
BKJH Emsland
„ICH GEB‘ UND GEB‘ - UND WAS BLEIBT HÄNGEN?“
„Mehr als du denkst!“
Das Wertvolle in meiner und unserer Arbeit
sehen – und gesehen werden!
Am 16.01.2016 fand der jährliche Fachtag der
BKJH Oldenburg statt, dieses Mal zum Thema
Bindung. Das Leben mit aufgenommenen
Kindern, die meist aufgrund ihrer bisherigen
Bindungserfahrungen Auffälligkeiten oder gar
Störungen mitbringen, ist für die Profifamilien® immer wieder eine Herausforderung.
Angekündigt haben wir den Fachtag wie folgt:
„Häufig kommt ein Gespräch über die aufgenommenen Kinder oder Jugendlichen auf das
Thema, dass sie sich nicht so in die Familie
einfügen oder einbringen, wie man es sich
wünscht und – trotz oder auch nach vielen
Jahren des Zusammenlebens – erwartet. Der
junge Mensch macht nicht mit, arbeitet dagegen, schwingt emotional nicht mit im Familiengefüge oder ist einfach anders. Das führt
immer wieder zu Situationen, an denen sich
die Profifamilie® „die Zähne ausbeißt“ und die
einfach schwer zu verstehen ist. Oft fangen
die Familien an zu zweifeln, ob all die Arbeit
und das Engagement, die investierte Energie
und das Gefühl sich überhaupt lohnen und ob
das alles einen Sinn hat.
Was steckt dahinter? Warum verhalten sich
die jungen Menschen so, wie sie es tun? Was
können wir tun? Und wie können wir mit
unseren eigenen Gefühlen, Erwartungen und
Bedürfnissen umgehen? Auch die Profifamilie® wird in den Blick genommen: Was erwarte ich als Profifamilie® und als Mensch? Was
haben wir alle schon geleistet und erreicht?
Welche Bedürfnisse habe ich/ haben wir als
Profifamilie® und wie kann ich damit umgehen? Den Blick auf das Positive, auf das Erreichte und die Leistung jedes Einzelnen im
Zusammenleben zu richten, soll nicht zu kurz
kommen.“
Auf dem Fachtag wurde das Thema Bindung
mit intensivem Theorieinput und lebhafter
Diskussion sowie praktischen Beispielen behandelt. Und, obwohl alle sich schon mindestens einmal im Vorbereitungskurs, d.h. vor der
ersten Aufnahme eines Kindes in die Profifamilie®, mit dem Thema beschäftigt haben,
zeigte sich, wie wertvoll es ist sich nach einiger Zeit mit den praktischen Erfahrungen und
neuen Gedanken und Fragen im Kopf noch
einmal damit intensiv auseinanderzusetzen.
Daher möchte ich an dieser Stelle noch einmal kurz in die Theorie zum Thema Bindung
eingehen, wobei ich natürlich nicht die gesamte Bindungstheorie vorstellen kann und
mich auf wichtige Teile beschränke.
Der Fachtag wurde inhaltlich gestaltet von
Frau Gabriela Reinke, Dipl.-Pädagogin, Supervisorin, Paartherapeutin, Trauma-Beraterin,
Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie
sowie Lehrende Transaktionsanalytikerin. Frau
Reinke hat ihre Praxis für Psychotherapie und
(Paar-)Beratung in Oldenburg und ist Mitarbeiterin in dem Oldenburger Institut für Weiterbildung (OLIW).
Aus ihrem Script, das jede_r Teilnehmer_in
des Fachtags in Kopie erhalten hat, stammen
einige Teile des folgenden Textes, die ich als
Zitat gekennzeichnet habe.
Bindung
Bindung beschreibt in der Psychologie das
Bedürfnis des Menschen eine enge und von
intensiven Gefühlen geprägte Beziehung zu
Mitmenschen aufzubauen.
Entwickelt wurde die Bindungstheorie von
John Bowlby (1958), der die These aufstellte,
dass jeder Mensch mit angeborenen Verhaltenssystemen ausgestattet ist, um das „Überleben der Spezies“ (also des Menschen) zu
sichern. Dazu gehöre das Bindungssystem.
Die primäre Bindung besteht zwischen den
wesentlichen Bezugspersonen (meist Mutter
und / oder Vater) und dem Kind.
„Bowlbys Theorie besagt, dass der Säugling
das angeborene Bedürfnis hat, in bindungsrelevanten Situationen die Nähe, die Zuwendung und den Schutz einer vertrauten Person
zu suchen. Die Entwicklung der Bindungsverhaltensweisen beginnt gleich nach der Geburt
und dient dazu bei Bedarf die Nähe zur Bindungsperson herzustellen. Der Säugling sichert sich mit seinem angeborenen Verhaltensrepertoire im ersten Lebensjahr die Nähe
seiner Bezugsperson, zu welcher er ein interaktives Bindungssystem aufbaut.“
Das Bindungsverhalten zeigt sich in verschiedenen beobachtbaren Verhaltensweisen wie
Suchen der Bindungsperson und Nachlaufen,
Weinen und Schreien, Verzweiflung, Trauer
oder Ärger.
Dieses Verhalten ist genetisch vorgeprägt. Die
Gesamtheit der Verhaltensweisen wird als
Bindungssystem bezeichnet.
Das Bindungssystem ist somit überlebenswichtig für den Säugling, um von der Bezugs-
DURCHBLICK Ausgabe 109 15
person / Mutter versorgt zu werden. Mit seinem Bindungsverhalten gestaltet der Säugling
unbewusst, aber aktiv die Beziehungen mit.
Aktivierung des Bindungssystems
Konkretes
Bindungsverhalten
wird
bei
Wunsch nach Nähe oder bei Angst, Unwohlsein, Alleinsein, Schmerz, Trauer aktiviert. Diese Alarmsituationen sind von emotionalem
Stress begleitet (der Herzschlag beschleunigt
sich, der Cortisolspiegel steigt an).
„Die wichtigste Funktion der Bindungsperson
ist es, den Säugling bzw. das Kind in solchen
Situationen vor Bedrohung zu schützen und
ihm emotionale und reale Sicherheit zu geben.
Das kindliche Bindungsstreben hat gegenüber
dem Explorationsstreben (Erkundungsstreben)
Priorität und wird durch Angst, Schmerz oder
Müdigkeit aktiviert und durch die Nähe der
Bindungsperson deaktiviert. Abgewiesene
Bindungswünsche verstärken bindungssuchendes Verhalten.
Erst wenn das Bindungsbedürfnis durch eine
sichere emotionale Basis befriedigt ist, wird
Explorationsverhalten (s.u.) möglich. Dieser
Drang, die Umwelt zu erkunden, ist gegensätzlich zum Bindungsverhalten. Es nimmt im
Alter von ca. 2 Jahren deutlich zu, wobei sich
das Kind wiederholt bei der Mutter durch
Blicke oder Körperkontakt rückversichert."
Der Säugling wird mittlerweile als aktiver Interaktionspartner angesehen (kompetenter
Säugling), der natürlich komplett von seinen
Bezugspersonen und der Umwelt abhängig
ist, aber durch sein Bindungssystem in der
Lage ist seine Bezugspersonen zu motivieren,
sich um ihn zu kümmern. Dazu passt normalerweise der Wunsch der Bezugsperson/ Mutter das Kind zu schützen und zu versorgen.
Explorationssystem
Gleichzeitig verfügt jeder Säugling auch über
Verhaltensweisen zur Erkundung der Welt.
Dieses sog. Explorationssystem ist ebenfalls
angeboren. Jedes Kind wendet sich in erkundender Weise seiner Umwelt zu. Dies beginnt
bei der Erforschung einer Rassel, die das Kind
neugierig macht oder dem Befühlen der Gesichter und Brillen und geht weiter beim Herumkrabbeln und Erkunden der Topfschränke
und Bücherregale.
Bindungs- und Explorationssystem sind zwar
gegensätzlich motiviert, sind aber wechselseitig voneinander abhängig in ihrer Entwick-
16 DURCHBLICK Ausgabe 109
lung. So wird ein Kind, das unsicher gebunden
ist, evtl. weniger erkundendes Verhalten zeigen, weniger wegkrabbeln etc.
Wichtig ist bei den Erkundungsbestrebungen
die Haltung der Mutter bzw. Bezugsperson:
Begrüßt sie dieses Verhalten und ist für das
Kind (in bestimmtem Alter) als Sicherheit im
Hintergrund, dann fühlt sich das Kind sicher
und kann Erkundungsverhalten zeigen. Dabei
zeigt häufige Rückversicherung durch Blickkontakt zur Bindungsperson bei jungen Kindern, wie wesentlich eine sichere Bindung für
die Erforschung der Welt und die spätere
Autonomie ist. Geht die Mutter nicht darauf
ein oder lässt das Kind z.B. aus Angst nicht in
die Erkundung, ist das Kind verunsichert und
das Bindungssystem kann aktiviert werden.
Bei älteren Kindern und Erwachsenen ist das
ursprüngliche Bindungsverhalten nicht mehr
so offensichtlich, es verändert sich und entwickelt sich weiter.
Es bilden sich innere Arbeitsmodelle, die die
individuellen frühen Bindungserfahrungen
sowie die daraus abgeleiteten Erwartungen,
die ein Kind oder Erwachsener gegenüber
menschlichen Beziehungen hat, abbilden.
(Bindungsschema, Bindungsrepräsentanz).
Entscheidend für die Entwicklung der Art der
Bindung ist die Feinfühligkeit der Bezugspersonen. Mit Feinfühligkeit wird ein adäquates
und promptes Reagieren erwachsener Bezugspersonen auf die Äußerungen und Bedürfnisse des Säuglings verstanden. Insofern
ist das spätere Bindungsverhalten des Kindes
vor allem Ausdruck der erlebten Interaktion
mit der Bezugsperson.
Für den Umgang und das Zusammenleben
mit den Kindern, die in den Profifamilien®
aufgenommen werden, ist dieses Wissen von
hoher Bedeutung.
Bindungstypen am Ende des 1. Lebensjahres
Am Ende des 1. Lebensjahres zeigt sich, auf
welche Weise ein Kind an seine Hauptbezugsperson gebunden ist. Beschrieben werden vier unterschiedliche Bindungstypen:
• Sichere Bindung
• Unsicher-ambivalente Bindung
• Unsicher-vermeidende Bindung
• Desorganisierte Bindung
Sichere Bindung
• ausgewogene Balance zwischen Bindungsverhalten und Neugier
• offene Kommunikation der Gefühle gegenüber der Bindungsperson, zeigt insbesondere auch negative Gefühle (mag sich zumuten).
• Das Kind ist sich sicher, dass die Bindungsperson Leid beenden kann (Hilfe, Schutz,
Trost, Sicherheit, Versorgung).
• Wenn Mutter weg ist, weint es und sucht
sie, zeigt reduziertes Explorationsverhalten
/ Spiel aus Angst, wg. fehlender Sicherheit.
• Emotionales Sicherheitsgefühl.
• Ermöglicht dem Kind, freundlich zu Fremden zu sein in Anwesenheit der Mutter.
• Ermöglicht Explorationsverhalten (Mutter
als Sicherheitsbasis).
• Kind lässt sich, wenn es allein gelassen wurde, schnell wieder beruhigen, findet wieder
Sicherheit und kann wieder spielen.
• Körperkontakt wirkt beruhigend (Feinfühligkeit).
Das Kind hat erfahren, dass es seine Bedürfnisse zeigen kann, dass auf diese Bedürfnisse
mit Feinfühligkeit eingegangen wird, dass es
Trost und Schutz findet es sich auf die Bezugsperson verlassen kann in jeder Hinsicht
und dass es in Sicherheit lebt.
Diese Erfahrung bildet die emotionale sichere
Basis im Grundgefühl des Kindes und die
emotionale „Brille“, durch die es die Welt,
Beziehungen, Erfahrungen wahrnimmt.
Unsicher vermeidende Bindung
• Explorationssystem stark ausgeprägt.
• Bindungsverhalten weniger.
• Kind unterdrückt oder versteckt negative
Gefühle gegenüber der Bezugsperson aus
Angst vor Zurückweisung.
• Kind versucht, Sicherheit und Aufmerksamkeit der Mutter über bestimmte Themen zu
bekommen, z.B. Leistung, Spiel.
• Wenig Kommunikation über Gefühle, insbesondere nicht über negative.
• Kind ist freundlich zu Fremden, auch in Abwesenheit der Mutter (FST manchmal sogar
freundlicher) (Gefahr von Distanzlosigkeit,
Mitgehen, Selbstgefährdung).
• Kind zeigt bei Weggang der Mutter nicht,
dass das Bindungssystem aktiviert wurde.
Exploration findet weiter statt (Spiel).
• Zuwendung und Unterstützung der Bezugsperson ist an eine Bedingung geknüpft,
z.B. ordentliches, angepasstes, ruhiges
Verhalten, alleine Spielen o.ä., das der
Bezugsperson keine Arbeit macht.
• Bei Kummer, Angst oder Trostbedürftigkeit
(Bedürfnisäußerungen) stand Mutter nicht
zur Verfügung. Dies relativ gleichbleibend.
Führt zu physiologischen Stressreaktionen
(Herzschlag, Hormonausschüttung).
• Das Kind stellt eigene Bedürfnisse in den
Hintergrund und passt sich an. Beobachtet
viel und stellt sich auf die Umwelt ein (Anpassung vs. Bedürfnisbefriedigung).
Unsicher-ängstliche Bindung
• Kind zeigt viel Bindungsverhalten, übertriebene Ängstlichkeit, starkes Anklammern,
Untröstlichkeit bei Verlassensein und lange
untröstlich beim Zurückkommen.
• Reduziertes Explorationsverhalten. Kind
zeigt Angst vor neuer Umgebung, neuem
Spielzeug, fremden Personen.
• Das Kind erlebt, dass es die Zuwendung der
Mutter nicht steuern kann.
• Gleichzeitig zeigt das Kind oft Ärger, schlägt
Spielzeug weg, sträubt sich gegen Kontakt,
quengelt und weint trotz Zuwendung der
Bezugsperson.
• Wirkt passiv, hilflos, verzweifelt.
• Bezugsperson zeigt keine gleichbleibenden,
erwartbaren, feinfühligen Reaktionen auf
Bedürfnisse und Gefühlsäußerungen des
Kindes. Mal tröstet sie bei Kummer, mal gibt
es Strafe oder Ignorieren. Mal ist die Mutter
da, mal nicht. Kind ist existentiell verunsichert.
• Das Kind riskiert keine Trennung und klammert sich an. Es lebt in ständiger Angst und
Alarmbereitschaft. Daher ist es ihm kaum
möglich, die Welt zu erkunden, und klammert sich an.
Desorganisierte Bindung
• Kinder, bei denen das Bindungsverhalten
nicht eindeutig zu klassifizieren war.
• Kinder zeigen bizarre Verhaltensweisen, z.B.
Erstarren mit tranceähnlichem Gesichtsaus-
DURCHBLICK Ausgabe 109 17
•
•
•
•
druck, Aufrichten und Begrüßen, um Bezugsperson zu begrüßen, und gleich wieder
zusammensinken.
Zeichen von Angst ohne zu wissen, wohin
sich das Kind wenden soll.
Unterbrechung des organisierten Verhaltens.
Vermutung, dass die Kinder durch die Bezugsperson so verstört und verängstigt sind,
dass sie keine Handlungs- und Verhaltensstrategien für bedrohliche Situationen entwickeln können.
Dieses Verhalten lässt sich bei Kindern
beobachten, die ihre ersten Interaktionserfahrungen mit Bezugspersonen machen,
die selbst durch ein Trauma verängstigt sind
(2. Generation), eher nicht durch eigene
Traumatisierung.
Bindungsunsicherheit vs. Bindungsstörung
Unterscheiden muss man die beschriebenen
Bindungsunsicherheiten von Bindungsstörungen.
Bindungsunsicherheiten können mit einer
normalen emotionalen Entwicklung verbunden sein. Es handelt sich um eine Anpassungsleistung des Kindes an das Bindungsangebot der Bezugsperson.
Bindungsstörungen werden diagnostiziert bei
Kindern, deren Entwicklung dadurch insgesamt negativ beeinflusst ist. Sie haben häufig
eine pathologische Entwicklung zur Folge.
Auch berücksichtigt in der Diagnostik werden
Merkmale der Eltern (z.B. emotional und physisch vernachlässigende Eltern) oder Merkmale der Bindungsgeschichte (Bindungsabbrüche, Wechsel), durch die eine stabile Bindung
nicht entstehen kann.
Bindungsstörungen werden kinder- und jugendpsychiatrisch diagnostiziert.
Das innere Arbeitsmodell
Je nachdem, welches Bindungsmuster ein
Kind zu seinen Haupt-Bezugspersonen aufgebaut hat, wird es dieses auf andere Personen übertragen (inneres Arbeitsmodell). Es
erwartet, dass die neuen Bezugspersonen auf
die gleiche Weise reagieren, mit ihm umgehen und ihm Gefühle entgegenbringen, wie
die Bezugsperson der ersten Lebensmonate
oder –jahre, in denen die Bindungsentwicklung stattfand.
Entsprechend richtet das Kind sein Verhalten
darauf aus, dieselbe Art der Bindung wiederherzustellen, die ihm vertraut ist und daher
18 DURCHBLICK Ausgabe 109
Sicherheit gibt. Viele Kinder, die nicht sicher
gebunden sind, benötigen sehr viel Sicherheit
und Schutz. Bei der kleinsten Verunsicherung
empfinden sie unbewusst die Bindung und
Beziehung gefährdet, so dass das Bindungssystem oder das Explorationssystem der Kinder praktisch durchgängig und über die Maßen aktiviert ist. Wieder ein anderes Kind kann
ein Bindungsangebot mit Schutz und Beruhigung nicht annehmen und ist ausschließlich
in eigenen Themen unterwegs. Ist ein Kind so
wenig erreichbar, hat es bereits intensive
Selbstschutzstrategien entwickelt, deren Veränderung sehr viel Zeit, Geduld, Bindungsangebot (ohne die Erwartung, dass und wie es
angenommen wird) und Aushalten erfordern.
Das Verhalten, das die Kinder dabei an den
Tag legen, ist teilweise schwer auszuhalten.
Im täglichen Miteinander kann es die Erwachsenen an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Für die Kinder kann die Situation, mit
ungewohnten Bindungsangeboten konfrontiert zu sein, Dauerstress bedeuten - und
seien sie auch noch so gut gemeint. Nur über
viele Jahre können sich das Bindungsverhalten und seine Auswirkungen nach und nach
verändern.
Auswirkungen von Bindungstypen auf die
weitere Entwicklung des Kindes
„Durch die Bindungstheorie konnten langfristige Effekte der frühen Bindungsperson-KindBeziehung nachgewiesen werden. Aus der
Qualität der Bindung lassen sich einige zutreffende Vorhersagen ableiten:
Sicher gebundene Kinder zeigen später adäquateres Sozialverhalten im Kindergarten und
in der Schule, mehr Phantasie und positive
Affekte beim freien Spiel, größere und längere
Aufmerksamkeit, höheres Selbstwertgefühl
und weniger depressive Symptome. In anderen Studien zeigen sie sich offener und aufgeschlossener für neue Sozialkontakte mit Erwachsenen und Gleichaltrigen, als vermeidende und / oder ambivalent gebundene
Kinder. Sicher gebundene Jungen zeigten mit
6 Jahren weniger Psychopathologie als die
unsicher gebundenen. Auch könnten frühe
Bindungserfahrungen einen neurophysiologischen Einfluss ausüben. Hierbei konnte ein
Einfluss der Bindungserfahrungen auf die
Ausbildung der Rezeptoren des Hormons
Oxytocin gefunden werden, welches wiederum das Bindungsverhalten beeinflusst.“
(Siehe Schaubilder rechte Seite)
Die aufgebaute Bindung ist somit eine wichtige Voraussetzung für das Selbstwertgefühl
eines jeden Menschen. Im Rückschluss kann
man folgern, dass das Selbstwertgefühl
wächst oder zumindest die Voraussetzungen
dafür geschaffen werden, wenn das Kind ein
Bindungsangebot annehmen kann.
Zurück zur Schilderung unseres Fachtags:
Nach dem theoretischen Input gab es Gelegenheit, konkrete Situationen als Supervisionsfälle zu besprechen. Dies wurde von den
Profifamilien® als besonders hilfreich erlebt.
Die Verbindung der Theorie mit einem konkreten Fall ließ eine tiefere emotionale Annäherung an die Not eines Kindes mit einem
auffälligen Bindungsverhalten oder einer Bindungsstörung sowie der Profifamilie® zu.
Neben Profifamilien® der BKJH Oldenburg
nahmen auch zwei Profifamilien®, eine Erziehungsleiterin sowie unsere Bereichsleitung
Frau Treblin-Malecki an dem Fachtag teil, was
eine schöne Bereicherung war.
Der Fachtag zeichnete sich durch hohe Offenheit und Ehrlichkeit der Teilnehmer_innen
aus, so dass eine sehr gute Arbeitsatmosphäre
entstand. Mutig wurden viele Themen angesprochen und von allen Seiten beleuchtet. Es
tat allen gut, sich auszutauschen, ohne viele
Erklärungen oder Rechtfertigungen verstanden zu werden, in Einzel- und Gruppenarbeiten zu reflektieren sowie neue Sichtweisen
und Wege zu finden.
Hoffnungsvoll wurde von allen der Bericht
von Frau Treblin-Malecki aufgenommen, die
über viele Jahre hinweg selbst einen aufgenommenen Jungen begleitet hat und einen
Verlauf mit vielen Höhen und Tiefen schildern
konnte. Ihre Beziehung hat sich zu einem
heute sehr positiven und wertvollen Miteinander entwickelt.
Quelle:
Schaubilder und Zitate
stammen aus dem Script
zum Fachtag von Frau
Reinke mit ihrer freundlichen Erlaubnis. Danke!
Bindung entsteht aufgrund von Zuneigung für das Kind
Mangel an Zuneigung
Bindungssicherheit
= emotionales Gehaltensein
= ermöglicht kognitive und emotionale Entwicklung
Bindungsunsicherheit
= mangelndes emotionales Gehaltensein
= kognitive und emotionale Entwicklung ist eingeschränkt
Sichere Basis
Unsichere Basis
Aus der Erfahrung der sicheren Basis resultiert:
Aus der Erfahrung der unsicheren Basis resultiert:
An Personen binden
Lieben und geliebt werden
Entwicklung der
kognitiven und
emotionalen
Fähigkeiten
An Entwicklungsziele binden
Erforschen
Dazu gehören
Entwicklung der
psychischen und
sozialen Kompetenzen
Spielen
Erfolg
Wertvoll sein und
leben dürfen
SELBSTWERTGEFÜHL
Mangelnde Bin- Verwirrung in der Mangelnde Bindung an Personen Entwicklung der dung an Entwicklungsziele
kogn. und emot.
Fähigkeiten
Sich nicht geliebt
Entwicklung der
und nicht liebensÄngstlich, sucht psychischen und
wert fühlen.
sozialen Kompestets nach Sitenzen ist eingecherheit
Mangelndes Zuschränkt
gehörigkeitsEingeschränkte
gefühl
Misserfolg
Spielfähigkeit
Sich nicht wertvoll fühlen. Unsicher sein, ob
er/sie leben darf
MANGELNDES SELBSTWERTGEFÜHL
Grundlagen aller Pathologien
Tötung, Psychosen, Neurosen, Sucht, Kriminalität, Mord,
Dissozialität, schwere Krankheiten
DURCHBLICK Ausgabe 109 19
CYBERMOBBING
„Cyber-Mobbing bezeichnet das Schikanieren
anderer Menschen - meist über einen längeren Zeitraum - mithilfe elektronischer Kommunikationsmittel.“1
Zum Teil sind Mobbinghandlungen einzeln
betrachtet eher harmlos. Solche Handlungen
entwickeln erst eine Gewalt, wenn sie systematisch ausgeübt werden. Andere Mobbinghandlungen sind schon für sich ein massiver
Angriff auf die persönliche Würde. Der Mobbing-Forscher Heinz Leymann teilt Mobbinghandlungen in fünf Bereiche ein:
„1. Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen.
z.B. man wird ständig unterbrochen, ständige Kritik an der Leistung, Telefonterror.
2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen
Man behandelt die_den Betroffene_n wie
Luft
3. Auswirkungen auf das soziale Ansehen
Gerüchte werden verbreitet, die religiöse
Einstellung wird angegriffen
4. Angriffe auf die Qualität der Schul-, Berufsund Lebenssituation
Dem Betroffenen werden keine oder im
hohen Maße überfordernde Arbeitsaufgaben erteilt
5. Angriffe auf die Gesundheit
Androhung körperlicher Gewalt, sexuelle
Übergriffe“2
Am Anfang eines Mobbing-Prozesses steht
häufig ein Konflikt. Mobbing kann entstehen,
wenn der Konflikt nicht bearbeitet wird. Im
Laufe der Entwicklung tritt der ursprüngliche
Konflikt immer mehr in den Hintergrund und
es entwickeln sich persönliche Auseinandersetzungen. Dann wird die Person bzw.
der_die Betroffene selbst zur Zielscheibe. In
dieser zweiten Phase des Mobbing-Prozesses
passieren erschreckende Veränderungen.
Innerhalb kurzer Zeit werden Betroffene zu
Außenseiter_innen. Mobbingopfer werden oft
misstrauisch, wirken unfreundlich oder mürrisch. Sie leiden unter Leistungsabfall und
20 DURCHBLICK Ausgabe 109
Fehlzeiten im Job oder in der Schule sind die
Folge.
Gegen Mobbing vorzugehen ist möglich
wenn eine Rechtsverletzung vorliegt. Einzelne
Tatbestände wie Nötigung, Drohung, Erpressung oder Körperverletzung stellen strafbare
Handlungen dar, Mobbing selbst ist kein
Strafbestand. Die Rechtsdurchsetzung ist abhängig von dem Alter bzw. der Strafmündigkeit des Täters bzw. der Täterin.
Im Rahmen der JIM-Studie (www.mpfs.de)
wird seit mehreren Jahren nach dem Thema
Cyber-Mobbing gefragt. Zu erkennen ist, dass
das Thema, die Häufigkeit und die Zahl der
Betroffenen steigen.
Auch in unserem Arbeitsfeld ist zu erkennen,
dass das Thema Cyber-Mobbing durchaus
aktuell ist und ein Handlungsbedarf besteht.
Die jungen Menschen benötigen von den
anvertrauten pädagogischen Fachkräften
diesbezügliche eine gute Anleitung und Unterstützung. Die jungen Menschen benötigen
immer wieder eine Aufklärung über die Gesetze die auch im Internet gelten. Rechte und
Pflichten müssen den jungen Menschen bekannt gemacht werden.
Dazu gibt es im Internet viele hilfreiche Seiten,
die mit den jungen Menschen zusammen
angeschaut und besprochen werden können:
www.klicksafe.de, die EU-Initiative für mehr
Sicherheit im Netz
www.handysektor.de ist ein werbefreies Informationsangebot, das Jugendliche beim
kompetenten Umgang mit mobilen Medien
unterstützt.
www.surfen-ohne-risiko.de bietet Informationen darüber, wie sich Kinder ohne Risiko im
Internet bewegen können und schafft einen
sicheren Surfraum zum Ausprobieren.
www.mpfs.de Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest
www.juuuport.de Auf juuuport helfen sich
Jugendliche gegenseitig, wenn sie Probleme
im und mit dem Web haben.
www.netzdurchblick.de ist ein Internetratgeber für Jugendliche
CHRISTIN RENSMANN
Bereichsleitung
BKJH Emsland
Bildquelle:
Oben links: www.hanis
auland.de/spezial/mobbi
ng/mobbing-kapitel3.html/mobbing-kapitel1015.html
Unten rechts: www.gym
-nw.org/pages/aktuelles/
veranstaltungen/archivveranstaltungen-201112/
elternabend-cybermob
bing.php/
Quellen:
1. http://www.lehrer-onli
ne.de/de/url/fall-des-mo
nats -01-10.php
2. vgl. http://www.psy
chokrieg.de/artikel/www.
psychokrieg.de-Die_45_
Mobbing-Handlungen_
nach_Leymann.htm
www.polizei-beratung.de/medienangebot/
computer-und-internetkriminalitaet.html
www.nummergegenkummer.de Nummer gegen Kummer e.V. ist der Dachverband der
größten kostenfreien Beratungstelefone für
Kinder, Jugendliche und Eltern in Deutsch-
land.
www.netzcheckers.de
Das
Jugendportal
netzcheckers.de richtet sich an junge Menschen zwischen 12 und 16 Jahren und bietet
Interaktion, Information, Kommunikation und
Beratung.
Quellen:
www.lehrer-online.de/url/fall-des-Monats-01-10.php, Stand: 13.01.2010
www.psychokrieg.de/artikel/www.psychokrieg.de-Die_45_Mobbing-Handlungen_nach_Leymann.htm, Stand: 09.03.16
www.tresselt.de/mobbing.htm, Stand: 09.03.2016
www.hanisauland.de/spezial/mobbing/mobbing-kapitel-3.html/mobbing-kapitel-1015.html
www.gym-nw.org/pages/aktuelles/veranstaltungen/archiv-veranstaltungen-201112/elternabend-cybermobbing.php/
DIE BACKHAUS KINDER- UND JUGENDHILFE FEIERT 40 JAHRE
Die Backhaus Kinder- und Jugendhilfe gründete sich 1976. Das Ehepaar Gerhard und
Marianne Backhaus gründeten ein Kleinstheim
und lebten mit bis zu 10 aufgenommenen
jungen Menschen in einer großen Familie
zusammen.
Das war der Anfang der BKJH mit dem Leitmotiv KIM - Kind im Mittelpunkt. Dieses Leitmotiv motivierte das Ehepaar und die Mitarbeiter_innen immer wieder ein passendes
„Zuhause“ für die jungen Menschen zu finden.
Aktuell leben in der Einrichtung mehr als 500
junge Menschen in verschiedenen Settings.
Nach wie vor ist die Unterbringung in Profifamilien® eine Herzensangelegenheit. Dennoch sind nicht alle jungen Menschen in der
Lage in einer Familie zu wohnen. Für diese
gibt es Wohngruppen unterschiedlicher pädagogischer Ausrichtung.
Durch die Dezentralisierung und der Arbeit in
acht Bundesländern gibt es viele unterschiedliche Menschen, die die Einrichtung lange Zeit
begleitet haben, oder noch begleiten. Mit all
diesen Menschen wollen wir das 40jährige
Jubiläum gebührend feiern.
Hier eine kurze Information zum Rahmen der
Festtage:
Donnerstag, 02.06.2016
Wir wollen unsere Festwoche mit den Vertreter_innen der Landesjugendämter, der Behörden, mit ASD-Mitarbeiter_innen, Vormünder_innen und mit Vertreter_innen öffentlicher Einrichtung feiern.
Hierzu laden wir ab 10 Uhr zu einem Empfang
ein. Nach dem offiziellen Teil freuen wir uns,
einen Vortrag zu den Themen „Hilfen für
traumatisierte Kinder!“ anbieten zu können.
Hierzu konnten wir Herrn Dr. med. Andreas
Krüger (Ärztlicher Leiter des Institutes für
Psychotraumatologie des Kindes- und Jugendalters in Hamburg) gewinnen.
Freitag, 03.06.2016
Diesen Tag wollen wir in gemütlicher Atmosphäre mit unseren ehemaligen Bewohner_innen und unseren ehemaligen Mitarbeiter_innen verbringen.
Samstag 04.06.2016
Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Mitarbeiter_innen und Bewohner_innen unserer
Einrichtung. Bei unserem diesjährigen Familienfestival kommt jede_r auf seine Kosten.
Neben den kulinarischen Highlights ist für
alles gesorgt. Die jungen Menschen können
sich auf einen bunten „Kinder-Nachmittag"
freuen. In einem lockeren Rahmen werden
wir Jubilare ehren und auch die altbekannte
Tombola, deren Erlös für die Führerscheine
der uns anvertrauten jungen Menschen ist,
YVONNE SCHAUF
Gesamtleitung
BKJH
DURCHBLICK Ausgabe 109 21
werden traditionell dazu gehören.
Nach einem gemeinsamen Abendbrot gibt es
für die Erwachsenen noch die Möglichkeit bei
Musik und Tanz den Abend ausklingen zu
lassen.
Die jeweiligen Einladungen werden Ihnen in
der kommenden Zeit zugehen.
Info – Info – Info
Wir sind froh darüber, dass wir für den Auftakt
unserer Festtage den Referenten Herrn Dr.
med. Andreas Krüger gewinnen konnten.
Damit nicht nur unsere Besucher_innen, sondern auch unsere Mitarbeiter_innen von seinem Wissen profitieren können freuen wir uns
über folgende Informationen.
Am Donnerstag, 02.06.2016 wird Herr Krüger
am Vormittag zum Thema „Hilfen für traumatisierte Kinder“ referieren.
Hierzu laden wir alle Erzieher_innen und Profifamilien® in den Kossehof nach Meppen ein.
Nähere Informationen werden in den Einladungen noch bekannt gegeben.
BUCHVORSTELLUNG: JUSTINE UND DIE KINDERRECHTE
Justine und ihr Kater Joschi haben eine Mission. Sie kämpfen dafür, dass die Kinderrechte,
denen sich alle Länder der Welt bis auf die
USA verpflichtet haben, auch wirklich in die
Tat umgesetzt werden. Immer wenn irgendwo ein Kinderrecht missachtet wird, ist Justine -schwupp- zur Stelle und erklärt den Kindern, dass sie ein Recht haben, was missachtet wird. Da Justine für die Erwachsenen unsichtbar ist, müssen die Kinder selbst aktiv
werden. Justine unterstützt die Kinder dabei
auf sehr wirksame Art und Weise: Sie schlüpft
den Erwachsenen z.B. ins Ohr oder springt auf
ihre Wimpern und erinnert sie daran, wie sie
22 DURCHBLICK Ausgabe 109
ähnliche Situationen als Kinder durchleben
mussten und wie sich das angefühlt hat. Sie
erinnert die verletzte Mama, die nach der
Trennung ihrem Kind den Kontakt zum Papa
verbietet daran wie lieb die beiden sich haben
oder setzt Entscheidungsträger_innen in den
total überfüllten Bus mit dem die Schulkinder
täglich zur Schule fahren müssen.
Dieses Buch macht deutlich: Kinderrechte
sind nicht nur in einer Konvention aufgeschrieben und müssen irgendwie umgesetzt
werden. Kinderrechte sind konkret, sie betreffen Kinder und Erwachsene in ihrem Alltag. Es
lädt Erwachsene dazu ein ihr Erwachsensein
ANNE BACKHAUS
Inklusionsbeauftragte
BKJH
kritisch in den Blick zu nehmen, und macht
Kindern Mut auf ihre Rechte zu bestehen, sich
zusammenzuschließen und aktiv zu werden.
Die 12 Geschichten in denen Justine und ihr
Kater Joschi ihre Mission antreten, sind vielfältig. Es geht zum Beispiel um einen modernen Designer-Spielplatz, der eher Erwachsenen gefällt und ein Karriereprojekt des Bürgermeisters ist und die Kinder in der Nachbarschaft, die ihr Mitspracherecht einfordern und
umsetzen. Es geht auch um Kinder, die im
Restaurant ihrer Eltern arbeiten müssen und
um Jule, die in einem Pferdestall sexuell missbraucht wird und sich nicht traut es ihren
Eltern zu erzählen, weil sie sich so schämt
und schuldig fühlt.
Die Geschichten sind teilweise lustig, ermutigend und teilweise sehr bewegend und traurig. Mir sind Freuden-, Wut- und Trauertränen
während des Lesens gekommen. Zum Glück
enden alle Geschichten mit einer guten Lösung - Auftrag erfüllt!
Einige Geschichten machen es notwendig
über sie zu sprechen und sind wahrscheinlich
nicht für alle Kids zu empfehlen. Nach jeder
Geschichte gibt es eine Frage, die dazu einlädt noch einmal selbstständig über das Thema nachzudenken und eine Bastelanregung,
die auch gut in Gruppen umgesetzt werden
kann. Auf der Internetseite des Buches gibt es
ein Quiz zu Janusz Korczak, Steckbriefe zu
Justine und Joschi und ein Gästebuch in dem
auch ein Austausch über die eigenen Erfahrungen mit Kinderrechten stattfinden kann.
Dieses Buch ist empfehlenswert, vor allem
wenn es gemeinsam gelesen und diskutiert
wird. Es ist eine Lektüre die sowohl Erwachsene als auch Kinder zum Nachdenken anregt.
Autorin: Antje Szillat,
Verlag: Ed. Zweihorn
2011, Preis: 7,95€
WAS IST DENN BITTE EINE PROFIFAMILIE®?
Leistungskurs Pädagogik der Gesamtschule Bremen–Ost im Pädagogischen Zentrum Bremen
Schülerinnen des Leistungskurses Pädagogik
an der Gesamtschule Bremen – Ost informierten sich am 21. Januar ausführlich über
die Arbeit der BKJH Bremen. Sie ließen sich
zusammen mit einer Lehrkraft von den Erziehungsleitungen Ute Pügner-Selke und Christian Struck das Konzept der Profifamilie® erklären und setzten sich mit den Unterschieden von gruppenpädagogischen Einrichtungen bei Backhaus auseinander. Dazu brachten
die Schülerinnen viele Fragen mit und hatten
auch Interesse daran, warum manche Kinder
und Jugendliche nicht bei deren leiblichen
Eltern leben können. Mit vielen praktischen
Beispielen gingen die Erziehungsleitungen auf
die Funktion des Jugendamtes und des Vormundes ein, wie auch auf die Abläufe bei der
BKJH von der Anfrage bis zur Entlassung und
dem Alltag in den Profifamilien® . Es wurde
auch die Bedeutung von Erziehung in der
stationären Jugendhilfe mit den wissbegierigen jungen Menschen diskutiert. Abgerundet
wurde die Zeit mit einem Einblick, welche
Berufsbilder in der stationären Jugendhilfe
gefragt und welche „Soft Skills“ hilfreich für
die Arbeit sind. Ein runder und spannender
Vormittag in der BKJH Bremen mit den kommenden potentiellen Fachkräften in der Jugendhilfe.
CHRISTIAN STRUCK
Erziehungsleitung
BKJH Bremen / Vollersode
DURCHBLICK Ausgabe 109 23
„ALTES UND NEUES“ VON DER BKJH LÜNEBURG
Interne Fortbildung zum Thema „psychisch erkrankte Eltern“
Am 06.02.2016 fand eine Fortbildung über
psychisch erkrankte Eltern mit Dr. Lisa Schulze Steinmann in unserem Pädagogischen
Zentrum in Schneverdingen statt, zu der auch
Profifamilien® aus dem Pädagogischen Zentrum Celle und dem Pädagogischen Zentrum
Lüneburg gerne angereist sind.
Dr. Lisa Schulze Steinmann ist tätig im
Coaching, in der Supervision und der Organisationsberatung. Außerdem bietet sie themenspezifische Fortbildungen als InhouseVeranstaltungen.
Inhalte waren pädagogische Aufgaben in der
Arbeit mit Herkunftseltern, pädagogisches
Verhalten und Haltung, Häufigkeit psychischer
Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Struktu-
rierung und Umgang mit Besuchskontakten.
Wir erlebten einen abwechslungsreich gestalteten Tag mit Vortrag, Gruppenarbeit und
Diskussion, an denen sich die Teilnehmenden
intensiv beteiligten.
Die jungen Menschen der Profifamilien® erfreuten sich während der Fortbildung an einem vielfältigen Betreuungsangebot.
In der Pause gab es wieder für alle ein großzügiges Angebot an kulinarischen Besonderheiten.
Abschließend gilt ein großer Dank der Referentin für die tolle Gestaltung des Tages und
unseren Profifamilien® für die engagierte
Beteiligung und dem köstlichen Beitrag für
das Buffet.
Besuch des Pädagogischen Zentrums von Frau Schauf
Frau Schauf besuchte unser Pädagogisches
Zentrum in Schneverdingen am 11.11.2015.
Alle waren bei bester Laune und freuten sich
24 DURCHBLICK Ausgabe 109
auf den Besuch. Es fand ein intensiver Informationsaustausch bei einem gemeinsamen
Frühstück statt.
ANDREA SCHMITZKÖSTER
Bereichsleitung
BKJH Lüneburg
10 JAHRE BACKHAUS IN BERLIN- UND ICH WAR DIE ERSTE!
Hallo, ich bin das erste Mädchen, was in der BKJH
Berlin in eine Profifamilie® vermittelt wurde.
Meine „Profieltern“ wollten eigentlich einen
Jungen. Katrin Barth meinte, sie hätte gerade
ein Mädchen und zwar MICH! Sie glaubte daran, dass wir gut zueinander passen würden.
Familie E. war sich zuerst nicht sicher. Doch
dann sahen sie mich und meinten „Sie ist es!“.
Ich bin mit 7 Jahren zu ihnen gekommen,
nach dem wir schon viele Besuche hatten und
das ganze Jugendamtsding geklärt wurde.
Klar, ich war zuerst auch nicht einfach. Mädchen pur. Rosa, Kleider, Zöpfe. Ich habe sie
„kirre“ gemacht und sie haben oft überlegt, ob
es das Richtige ist. Doch nicht umsonst heißt
es Profifamilie® .
Mit der Zeit kam auch meine erste BackhausFreizeitfahrt. Es war total heiß. Katrin Barth ist
mit ein, zwei weiteren Kindern und mir zur
Nordsee gefahren.
Was für eine Tour! Mitten in der Sonne erschöpft am Fenster hängen und Stau. Es wurde
nie langweilig, auch in Laufe der Jahre nicht.
Meine neue Familie, die mein Ein und Alles ist,
wuchs immer mehr zusammen und Backhaus
ist auch zur Familie geworden. Ohne sie würden wir Kinder es sicherlich nicht so gut haben.
Ich habe oft überlegt, was aus mir geworden
wäre, wenn ich noch bei meiner Mama leben
würde oder weiter im Kinderheim.
Alle Mitarbeitenden unterstützen uns wo es
nur geht. Es fängt schon bei den Hobbys an.
Und nicht nur die Familien und ihre „neuen“ Kinder wuchsen zusammen, sondern auch die Kinder und Profifamilien® untereinander, dank der
Picknicks im Park usw. Es bildeten sich Freundschaften untereinander in Laufe der Jahre.
Man kann auch eine Familie sein, ohne dass
man blutsverwandt ist.
Ich weiß, dass ich in diesem Artikel nur
schwärme. Klar gab es auch ein paar Tiefpunkte. Aber durch diese Phasen wurden wir
stärker, größer und kamen immer besser klar.
Und ich kann einfach nur DANKE sagen!
Ihr habt es nicht leicht mit uns, nicht mit uns
und auch nicht mit unseren richtigen Eltern,
aber ihr sucht immer nach dem positiven und
versucht zu helfen.
Mein Dankeschön geht an Katrin Barth, die
von Anfang an zu mir und Familie E. stand.
Sie kämpfte immer für mich. Trotz unserer
Trennung (ich habe eine neue Erziehungsleitung bekommen) habe ich den Kontakt nie
verloren. Und ich wünsche jedem Kind/Jugendlichen da draußen auch so ein Glück.
Danke schön, durch euch konnte ich Kind
sein, habe meine Schule geschafft und mache
gerade eine Ausbildung zur Zahntechnikerin.
SELENA
17 Jahre
Jugendliche in Profifamilie®
BKJH Berlin
DVD-EMPFEHLUNG: „ALLES STEHT KOPF“
Die DVD „Alles steht Kopf“ ist für junge menschen aller Altersstufen geeignet. Hauptperson ist die elfjährige Riley, die mit ihren Eltern
vom Land in eine fremde Großstadt zieht. Ihre
bis dahin heile Welt droht zu zerbrechen.
Das Besondere an diesem Film ist, dass die
Zuschauenden einen aufschlussreichen und
gleichzeitig sehr witzigen Einblick in die Psyche des Mädchens erhalten. In ihrem Kopf
haben abwechselnd die fünf Emotionen
(Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel) das
Kommando in der Schaltzentrale. Sie werden
durch lustige Figuren dargestellt, die für turbulente Unterhaltung sorgen. Außerdem spielen die gesammelten Erfahrungen, die Riley
seit ihrer Geburt gemacht hat, eine wichtige
Rolle für ihren Umgang mit schönen und
schweren Situationen. Sie haben sie zu einer
Persönlichkeit geformt, die nun durch Enttäuschungen erschüttert wird. Die Freunde setzt
alles daran, dass Riley wieder lachen kann.
Wir haben uns den Film mit unserem 11jährigen aufgenommenen Kind angesehen. Wir
haben viel gelacht, wurden aber auch nach-
ILKA MTTELBACH
Profimutter
BKJH Emsland
DURCHBLICK Ausgabe 109 25
denklich. So fragte er mich anschließend,
warum die Wut bei ihm so stark ist und welche seiner Persönlichkeitsinseln (im Film waren es Familie, Freunde, Sport, Spaß und Ehrlichkeit) noch heil sind.
Auch als Erwachsene konnte ich mich in man-
chen Situationen wiederfinden. Positive Beziehungen sind das Fundament, auf dem ich mein
Leben bauen kann und Freude macht mir Mut
Probleme zu bewältigen. So macht der Film
anschaulich und bringt zur Sprache, was sich in
jedem Menschen täglich abspielt.
BEWOHNERIN DES „MUTTER/VATER UND KIND - HAUSES“ ERZÄHLT
Interview mit einer Bewohnerin
Seit wann lebst du im „Mutter/Vater und
Kind“- Haus?
Ich bin am 07.04.2015 eingezogen und werde
voraussichtlich Anfang April mit meinem Kind
ausziehen.
Gab es einen Kennenlerntermin?
Ja, ich habe mir im März 2015 das Haus angeschaut und ein Gespräch mit der Hausleitung
gehabt. Ich konnte mir die Gemeinschaftsräume ansehen und mein zukünftiges Zimmer. Die Hausleitung hat mir die Abläufe und
den Alltag beschrieben und meine Fragen
beantwortet.
Wieso hast du dich für diese Einrichtung entschieden?
Mir war klar, dass ich Hilfe und Unterstützung
haben möchte und nachdem ich mir die Einrichtung angeschaut habe, hatte ich den Eindruck, es könnte gut passen. Das Haus hat mir
gefallen und das Gespräch mit der Hausleitung fand ich ebenfalls gut.
Wie waren die ersten Tage für dich?
Die ersten Tage waren komisch. Die Regelungen und Vorschriften fand ich befremdlich,
alles war neu und ich kannte noch niemanden.
Wie sieht dein Alltag im „Mutter/Vater und
Kind“- Haus aus?
Ich stehe morgens auf, ziehe mich an. Dann
wickel ich mein Kind und ziehe es ebenfalls
an. Dann gehe ich frühstücken und erledige
anschließend meine Ämter und Aufgaben. Da
ich momentan in der Verselbstständigung bin,
koche ich eigenständig mein Essen. Nach der
Mittagspause steht die Kaffeerunde für alle auf
dem Plan. Im Anschluss gehe ich meist mit
meinem Kind spazieren und später kümmere
ich mich ums Abendessen. Abends mache ich
mein Amt und koche die Flaschen aus. Außerdem versorge ich über Tag mein Kind und
26 DURCHBLICK Ausgabe 109
beschäftige mich mit ihm.
Welche Regeln und Pflichten gibt es?
Regeln der Gruppe sind: keine Gewalt gegen
Niemanden, Mahlzeiten sind „teilnahmepflichtig“, das Kind steht an 1. Stelle, kein
Handy in den Gemeinschaftsräumen.
Pflichten: Ämter (z.B. Spülmaschine ein/ausräumen, Tisch decken, saugen und wischen, etc.), Kochtage, Obst holen, Zimmer &
Bad reinigen, Kind baden, Bewohnerteam,
Bestellungen für die Gruppe von Backhaus&Cafe abholen.
Was fandest du besonders hilfreich?
Die Hilfe des Teams in der Schwangerschaft
fand ich gut. Ich wurde bei Arztterminen begleitet, wurde beraten beim Kauf der Babysachen und konnte meine Fragen mit den Betreuern klären.
Nach der Geburt meines Kindes wurde ich
sehr unterstützt im Umgang mit meinem Kind
z.B. beim Baden, Stillen und beim grundsätzlichen Händeln.
Hilfreich waren für mich auch die regelmäßigen Termine bei der Psychologin.
Was gefällt dir gut?
Dass ich mein eigenes Zimmer habe und mich
zurückziehen kann. Die gemeinsamen Mahlzeiten mit allen Bewohnern und den Betreuern und die gemeinsamen Fernseh- oder
Spielabende mit den Anderen.
Hast du Veränderungswünsche/-vorschläge?
Ich würde mir, im Rahmen der Verselbstständigung, mehr Freiraum in Bezug auf die Entscheidungen, die mein Kind betreffen, wünschen. Denn nur so können wir ja zeigen, was
wir gelernt haben und dass wir selbstständig
sind und Verantwortung übernehmen können.
Außerdem würde ich mir einen noch besseren
Austausch mit den Betreuer_innen wünschen.
Vielen Dank!
ANNEKA HOFFMANN
Psychologischer Dienst
BKJH Emsland
KNAPP ZWEI JAHRE MUTTER/VATER UND KIND
Nun gibt es seit Mai 2014 das „Backhaus
Mutter/Vater und Kind“ und es bleibt spannend.
Im Mai 2014 ist die damals neu eröffnete
gruppenpädagogische Einrichtung für Mütter,
Väter und deren Kinder in Bokeloh gestartet.
In der Zwischenzeit ist viel passiert… Mütter,
Väter und Kinder sind eingezogen und auch
wieder ausgezogen. Gemeinsam und auch
getrennt, es gab schöne Abschiede und traurige Abschiede. Im August 2015 gab es dann
eine große Veränderung. Die Gruppe zog um.
Es ging in das „Stammhaus“ von Backhaus.
Dies ist Vielen als das damalige Privathaus, als
Kleinstheim, als Clearinghaus, als Zentrale
oder auch als Jugendwohngruppe bekannt.
Dieses Haus hat im Laufe seines Bestehens
bereits viele Veränderungen miterlebt und
heute ist es nun die Mutter/Vater und KindGruppe. Mit der Veränderung des Hauses gab
es auch eine Veränderung in der Platzzahl.
Durch eine andere Größe und vor allem durch
eine andere Zimmeraufteilung können nun
insgesamt sechs Familien, anstatt von vorher
fünf Familien aufgenommen werden. Mit
einer erhöhten Platzzahl geht auch ein erhöhter Personalschlüssel einher und es konnte
eine weitere Mitarbeiterin eingestellt werden.
Wir fühlen uns im Haus sehr wohl.
DURCHBLICK Ausgabe 109 27
AUCH MIT KLEINEN SCHRITTEN ZUM GROßEN GLÜCK
Die Jugendwohngruppe Bokeloh und das
Mutter-Vater-Kind-Haus haben in den
Sommerferien 2015 die Häuser getauscht.
Es war eine sehr stressige Zeit und der Umzug
war sehr abenteuerlich. Aber die stressige Zeit
hat sich gelohnt, alle Bewohner_innen und
Mitarbeiter_innen haben sich mittlerweile gut
eingelebt und fühlen sich sehr wohl.
Hiermit zeige ich nun ein Interview mit einigen Bewohner_innen der Jugendwohngruppe, hierzu auch ein paar Eindrücke auf Bildern
von den Wohnräumen und Jugendzimmern.
Zineta (13 Jahre)
Wie war für dich der Umzug in dein neues
Zuhause?
Ich finde es hier sehr schön und vor allem
ruhig. Der Umzug war sehr stressig, hat sich
im Nachhinein aber sehr gelohnt. Ich fühle
mich hier mittlerweile wohl und bin angekommen. Die Räumlichkeiten sind genau
nach meinem Geschmack und sehr schön
gestaltet. In der Wohngruppe habe ich viel
Platz und kann viel erleben.
Was genau hat sich für dich verändert?
Im neuem Zuhause ist es sehr ruhig - hier bin
28 DURCHBLICK Ausgabe 109
ich für mich. Die Lautstärke hat sich verändert. Es ist nun sehr ruhig, was ich sehr angenehm empfinde. Hier kann ich „leben“ und
mich „wohlfühlen“. Ich bin sehr glücklich
darüber.
Fabien (16 Jahre)
Wie war für dich der Einzug in dein neues
Zuhause?
Ich finde das Leben hier besser – nur die
Heizung geht öfter aus, das stört etwas. Es ist
ruhiger und angenehmer geworden. Es kommen nicht mehr so viele Menschen in die
Wohngruppe. Hier kann ich leichter abschalten. Außerdem ist es hier sehr wohnlicher und
Neuer eingerichtet. Ich fühle mich hier sehr
wohl – hab ein großes Bett und ein eigenes
Bad. Wer hat das schon? Ich bin sehr zufrieden.
Was hat sich für dich verändert?
Früher konnte ich nur am Wochenende mal
richtig abschalten. Nun kann ich jeden Tag
abschalten – ERHOLUNG PUR! Zudem brauchen wir keine Tiere mehr täglich versorgen
und haben einen pflegeleichten Garten. Die
Hofrunden sind somit am Wochenende leichter zu managen.
Mirco (15 Jahre)
Wie war für dich der Einzug in dein neues zu
Hause?
Sehr gut, war aufregend und spannend.
Die Jugendzimmer sind schöner und größer.
Ich habe eines der größten Zimmer mit Balkon. Hier fühle ich mich wohl. Wir haben
einen großen und schönen Garten. Auf der
Terrasse haben wir einen Kaninchenstall mit
zwei Kaninchen. Dies ist besonders wichtig für
mich. Eines der Kaninchen ist mein Pflegekaninchen.
Was hat sich für dich verändert?
Ich finde es im neuem zu Hause ruhiger und
angenehmer. Das Wohnzimmer ist viel gemütlicher und wohnlicher. Hier kann ich gut
abschalten und in Ruhe auch mal Fernsehen
schauen oder Gespräche führen.
NACHBARSCHAFTSTREFFEN AM 16.01.2016
Am 16.Januar 2016 haben wir unsere Nachbarschaft zu einem Frühstücksbüffet in die
Gruppenpädagogische Einrichtung „Backhaus
Vollersode“ eingeladen. Wir haben uns sehr
gefreut, dass unserer Einladung 11 Nachbar_innen gefolgt sind. Für unser Vorhaben
wurde das Wohnzimmer komplett ausgeräumt, Gartentische und Bierzeltgarnituren
schafften Platz für uns und unsere Gäste.
Insgesamt feierten wir mit 28 Personen.
Ich habe mit „meiner Auszubildenden“ Melanie und der Hausleitung gemeinsam überlegt,
mit welchen Leckereien wir alle verwöhnen
können. Melanie hat mir tatkräftig beim Einkauf geholfen und die Lebensmittel für das
Büffet separat weggeräumt.
Samstagmorgen sind wir dann zeitig gestartet
und alle Kolleg_innen hier im Haus haben
mitgeholfen. Melanie hat den Rohkostteller
angerichtet und den Obstsalat zubereitet,
andere wiederum hatten die Tische gedeckt
und das Wohnzimmer frühlingshaft geschmückt. Es wurden kreative Platten belegt,
Rührei und gekochte Eier zubereitet und vieles mehr. Unser Ergebnis konnte sich sehen
lassen. Die Gäste waren pünktlich vor Ort. Es
war eine ganz tolle, gemütliche Atmosphäre.
Alle haben sich angeregt unterhalten, unsere
Nachbar_innen waren ganz begeistert von
dem leckeren Büffet und fühlten sich sehr
wohl bei uns. Dem leckeren Büfett wurde
tatkräftig zu Leibe gerückt. Die Kinder und
Jugendlichen freuten sich über das tolle
Frühstück und warten schon gespannt auf das
nächste Treffen irgendwann in diesem Jahr.
Im Anschluss haben wir alle gemeinsam aufgeräumt und alles wieder in den Urzustand
zurückgebracht.
Fazit für alle: “Es war eine supertolle, gemütliche Veranstaltung.“
DURCHBLICK Ausgabe 109 29
LUST AUF KUBA!?
Dann freuen Sie sich auf meinen Reisebericht
in der nächsten Ausgabe!
Hier ist ein kleiner visueller Vorgeschmack
dieser wunderschönen, bunten und fruchtbaren Insel ...
PETRA SCHMACKPFEFFER
Erziehungsleitung
BKJH Oldenburg
1 Ackerbau im fruchtbaren Vinalestal 2 Öffentliches Transportmittel 3 Kuba hat viele Traumstrände 4 traumhafte Unterwasserwelt 5 Farbenfrohe Stadt Santiago de Cuba 6 Tabakernte 7 Mit einem 8 Zylinder Ford auf Erkundungstour
Bilder: Petra Schmackpfeffer
Kuba (span. Cuba [ˈkuβa], amtliche Bezeichnung Republik Kuba) ist ein Inselstaat in der
Karibik. Er grenzt im Nordwesten bzw. Norden
an den Golf von Mexiko bzw. an den Atlantischen Ozean und im Süden an das Karibische
Meer. Hauptstadt des Landes ist Havanna.
Die maximale Ausdehnung der Hauptinsel
beträgt von West (Cabo San Antonio) nach
30 DURCHBLICK Ausgabe 109
Ost (Punta Maisí) 1250 Kilometer. Die
schmalste Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 31
Kilometer. Der Abstand zum amerikanischen
Festland beträgt 154 Kilometer nach Key West
(USA) und 210 Kilometer nach Yucatán (Mexiko). Da die Umrisse entfernt an ein Krokodil
erinnern, wird Kuba auch gern als der „grüne
Kaiman“ (spanisch: caimán verde) bezeichnet.
Quelle:
Infos zu Kuba:
https://de.wikipedia.org/
wiki/Kuba, 29.03.16
BESUCH DER INTERNORGA IN HAMBURG
Wie schon in den vergangenen Jahren haben
wir auch in diesem Jahr wieder mit unseren
Auszubildenden eine Messe besucht.
Diesmal haben wir uns für die INTERNORGA
in Hamburg entschieden. Die INTERNORGA
Hamburg ist die europäische Leitmesse für
Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien.
Da wir im letzten Jahr unseren Lieferanten
gewechselt haben, wollten wir uns auch mal
einen Einblick vor Ort verschaffen. Am Stand
unseres neuen Lieferanten (Hambrock) wurden uns die neusten Produkte vorgestellt und
zur Verkostung zur Verfügung gestellt.
Unsere Auszubildende zur Fachkraft für
Hauswirtschaft Nadine zeigte sich besonders
beeindruckt von der Anwesenheit mehrerer
Fernsehköch_innen. Dazu wird Sie nun selbst
was erzählen:
In einer der zahlreichen Hallen waren gleich
zwei Fernsehköche anwesend. Zum einen
Mike Süsser (bekannt aus „Die Kochprofis“).
und zum anderen Stefan Marquard (bekannt
aus „Kocharena“).
Beide haben an verschiedenen Ständen für
die Besucher_innen live gekocht und dabei
erzählt was und wie sie es zubereiten. Sarah
Wiener war direkt am Eingang, aber leider der
Andrang zu groß um ein Foto mit ihr zu machen. Ansonsten war es eine sehr große und
interessante Messe auf der es jede Menge zu
sehen und zu lernen gab.
MAIK SCHMIDT
Küchenmeister
Café KIM
BKJH Emsland
PETRA HENGEMÜHLE STELLT SICH VOR
Hallo, mein Name ist Petra Hengemühle und
ich bin seit dem 01. September 2015 bei der
Backhaus Kinder- und Jugendhilfe in der
Finanzbuchhaltung angestellt. Ich bin 37 Jahre alt, habe eine 4jährige Tochter namens
Antonia und bin seit neun Jahren verheiratet.
Im Anschluss an meine Ausbildung zur Industriekauffrau habe ich eine Weiterbildung
zur Finanzbuchhalterin und PC-Systembetreuerin gemacht. Nach der Maßnahme war
ich kurzfristig in zwei weiteren Büros beschäftigt und bin danach in einem Steuerberatungsbüro in Lingen angefangen und konnte
dort 13 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbuchhaltung sammeln. Neben meiner Toch-
ter und meinem Mann, liebe ich es, in meiner
Freizeit zu lesen und zur Entspannung mache
ich sehr gerne meine Yogaübungen.
Ich arbeite für die BKJH in der Verwaltung in
Meppen und betreue die Finanzbuchhaltung
und den Zahlungsverkehr für die Einrichtungen Aurich, Berlin und Rheinland. Ich buche
und kontrolliere die Belege der Profifamilien®,
Eingangsrechnungen, Ausgangsrechnungen,
Quittungen sowie die Kontoauszüge. Zum
Ende meiner Vorstellung möchte ich mich
bedanken für die herzliche Aufnahme in das
Verwaltungsteam der Backhaus Kinder-und
Jugendhilfe und freue mich auf eine weitere
interessante Zeit.
PETRA HENGEMÜHLE
Buchhaltung
BKJH
DURCHBLICK Ausgabe 109 31
LÖSUNGEN HEFT 108
PIRATENSUCHE
Piratensuche
1 Pirat mit zwei Haken
2 Pirat mit Pfeife
3
3 Pirat mit zwei Degen
1
4 Flaschen mit Flaschenpost
4
Fernrohre
Totenköpfe
2
4
Na! Wer hat alles entdeckt?
32 DURCHBLICK Ausgabe 109
Krabben
RÄTSEL
Telefonnummer
Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen. Sie unterhalten sich und
beschließen dann, am folgenden Tag zusammen Essen zu gehen vorausgesetzt, er denkt daran, sie anzurufen und die Verabredung zu
bestätigen. Am nächsten Morgen stellt er fest, dass er zwar alle sieben
Ziffern der Telefonnummer weiß (2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8), sich aber nicht
mehr an ihre Reihenfolge erinnert.Angenommen, der Mann wählt jede
mögliche Kombination, wie groß wäre die Chance, dass er die richtige Nummer erwischt?
Kunterbunte Schirme
Drehen Sie die zwölf bunten Regenschirme so, dass die Farbfelder
benachbarter Zwölfecke übereinstimmen. (Bild rechts)
Handschlag
Bei einer Geschäftsbesprechung gibt jeder
Teilnehmer jedem anderen Anwesenden einmal die Hand. Wenn fünfzehn Handschläge
erfolgen, wie viele Leute nehmen dann an der
Besprechung teil?
Begrüßung
Sechs Personen sitzen um einen runden Tisch herum. Wie viele Kombinationen von Handschlägen sind möglich, ohne dass es zu Überkreuzungen kommt?
Sechseck mit kleinen Schönheitsfehlern
Ein regelmäßiges Sechseck kann man in genau sechs identische gleichseitige Dreiecke unterteilen. Wie ist das aber bei einem unregelmäßigen
Sechseck (Bild rechts)? In die Form passen nicht weniger als 15 gleichseitige Dreiecke unterschiedlicher Größe, von denen einige gleich groß
sein können. Zeichnen Sie sie mithilfe des Gittermusters ein.
Zimmerschlüssel
Der Hotelpage führt acht Gäste zu ihren Zimmern mit den Nummern 1
bis 8. Dummerweise sind die Schlüsselanhänger nicht beschriftet,
außerdem hat der Portier die Reihenfolge vertauscht. Wie viele Versuche benötigt der Page maximal, um alle Türen zu öffnen?
DURCHBLICK Ausgabe 109 33
FAST DAS LETZTE
Chefin zur ewig zu spät kommenden Mitarbeiterin: „Sie kommen diese Woche schon
zum vierten Mal zu spät! Was schließen Sie
daraus?“ „Es ist Donnerstag!“
Frau Grün stößt ihren Mann im Theater an und
flüstert: „Mein Nebenmann schläft!“ Darau
Herr Grün: „Und warum weckst du mich?“
„Ach“, seufzt sie bekümmert, „morgen muss
ich schon wieder zum Frisör, mit Grauen gehe
ich dahin.“ Darauf er: „Und wie ich dich
kenne, kommst du mit Roten zurück.“
Der alte Schlagersänger geht nach langer Zeit
noch einmal auf Tournee. Zu seinem Konzert
kommt nur eine Besucherin. „Heute singe ich
nur für Sie, Gnädigste.“ „Dann machen Sie
bitte schnell. Ich muss hier noch alles sauber
machen.“
Klister lässt sich rasieren. Der Lehrling bedient
ihn, und die Prozedur fällt entsprechend aus.
Beim Zahlen fragt Klister erstaunt: „Wieso
heute 10 Euro 50? Sonst zahle ich doch
immer nur 10 Euro?“ „Stimmt“, antwortet der
Meister, „aber heute kommen noch vier
Pflaster dazu!“
Gast: „Was können Sie mir denn empfehlen?“
Ober: „Das Restaurant zwei Häuser weiter.“
Ein Unternehmer zum anderen: „Warum sind
deine Arbeiter immer so pünktlich?“
„Einfacher Trick: 30 Arbeiter, aber nur 20
Parkplätze!“
Der Gast möchte zahlen. Der Ober fragt: „Was
hatten Sie denn?“ Der Gast: „Das weiß nur der
Koch, bestellt hatte ich ein Steak.“
Der Chef lehnt sich nach dem Diktat im Sessel
zurück und sagt erwartungsfroh: „Bitte noch
einmal vorlesen, ich bin auf ihre Version gespannt.“
„Soll ich Ihnen das Mittagessen auf die Kabine
bringen?“, fragt der Ober den seekranken
Passagier, „oder soll ich es gleich über Bord
werfen?“
„Chef, darf ich heute zwei Stunden früher
Schluss machen? Meine Frau will mit mir
einkaufen gehen.“ „Kommt ja überhaupt nicht
in Frage, Schulze!“ „Vielen Dank Chef, ich
wusste, Sie würden mich nicht im Stich
lassen.“
Ein Radfahrer fährt ganz gemütlich Schlangenlinien unmittelbar vor der Straßenbahn.
Die Fahrerin ist wütend, lehnt sich raus und
schreit: „Du Verkehrsraudi! Kannst du nicht
woanders fahren?!“ Darauf der Radfahrer, mit
sanftem Lächen: „Ich schon …“
Ein Fahrschüler fragt seinen Lehrer bereits
nach wenigen Stunden; „Wie viele werde ich
noch brauchen, bis ich die Prüfung machen
kann?“ – „Drei“, antwortet einsilbig der Fahrlehrer, „Was, nur noch drei Stunden?“ – „Nein,
drei Autos.“
Sportunfälle
34 DURCHBLICK Ausgabe 109
WISSENSWERTES DER BKJH
Wer Sind Wir?
Wir sind das große und vielfältige Team eines sozialen Unternehmens,
das sich seit 1976 für die Vermittlung nachhaltiger Bindung einsetzt. In
der Balance zwischen Professionalität, Leidenschaft und Realität leben
wir unser Leitbild KiM – Kind im Mittelpunkt. Dies ist das Leitmotiv für
unser gesamtes Wirken und für alle die von uns zu treffenden Entscheidungen.
Unser Engagement für junge Menschen, die aus unterschiedlichsten
Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie aufwachsen können, wurzelt in
der aktiven Auseinandersetzung mit der Heimkampagne der 1970er
Jahre. Wir kehrten uns bewusst von Großeinrichtungen ab. Unserer
Überzeugung nach kann eine sichere Bindung zwischen aufgenommen Kindern"/"Jugendlichen und Bezugspersonen nur im kleinen, möglichst familienähnlichen Rahmen erreicht werden. Gleichzeitig wird ein
professioneller Wirkungskreis benötigt, um den oft traumatischen Vorerfahrungen der jungen Menschen gerecht zu werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass durch die BKJH-Konzepte und dem Engagement der
BKJH-Fachkräfte verlässliche Bindungen entstehen, die einen therapeutischen Effekt erzielen und Traumata auffangen können.
ZIELE UND ABSICHTEN
Wir unterbrechen die tradierte Fremdunterbringung in den Generationen und können diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten
nachweislich Erfolge aufweisen. Unsere Absicht ist die Förderung der
jungen Menschen zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten, die mit
Freude einem sinnerfüllten Leben entgegen blicken. Unser Ziel ist, die
uns anvertrauten Menschen zur nachhaltigen Unabhängigkeit von
staatlichen Hilfeleistungen zu befähigen.
METHODEN
Den überwiegend emotional unterversorgten Kindern und Jugendlichen bieten wir im Rahmen des Bindungskonzeptes das „Nachnähren“
von Grundbedürfnissen in einem geschützten Rahmen an. Die Erfahrungen von zuverlässigen Bezugspersonen, in Profifamilien® zuverlässigen „Ersatzeltern“, stellen das Fundament dar, um die Ziele der BKJHAngebote zu erreichen. Dabei ist der professionelle Umgang mit der
Herkunftsfamilie der aufgenommenen jungen Menschen unabdingbar
und wird nach Möglichkeit durch die BKJH gefördert. So können die
Kinder und Jugendlichen ihre Angstbindungen lösen, Übertragungsmechanismen abbauen, das Zurückfallen in alte Verhaltensweisen
vermeiden und sich ihrer Wurzeln bewusst werden.
DURCHBLICK Ausgabe 109 35
PROFIFAMILIE®
Die Profifamilie® (Erziehungsstelle nach § 34 SGB VIII) bildet das Kernstück der BKJH. Mit über 35 Jahren Erfahrung in der pädagogischen
Begleitung von Profifamilien®, schauen wir auf die Lebensentwicklung
von mehreren Generationen junger Menschen zurück. Das Vorleben
von Werten und das Befriedigen von Grundbedürfnissen sind die wichtigsten Aufgaben einer Profifamilie®. Mindestens ein Elternteil einer
Profifamilie® verfügt über eine pädagogische Ausbildung und wird in
einem Vorbereitungskurs der BKJH vorbereitet. Nach erfolgreichem
Abschluss können Profifamilien® bis zu zwei junge Menschen aufnehmen. Auch Alleinerziehende und gleichgeschlechtliche Paare kommen
für diese Aufgabe in Frage. Wichtiger Bestandteil dieses pädagogischen
Engagements ist die Zusammenarbeit mit der Erziehungsleitung im
jeweiligen Pädagogischen Zentrum. Die Profifamilien® treffen sich
dazu wöchentlich in den Erziehungskonferenzen unter der Moderation
der Erziehungsleitung und erhalten somit die kontinuierliche Möglichkeit zu Austausch, Reflektion und Beratung. Auch die notwendigen
Kontakte zum Herkunftssystem werden durch die Erziehungsleitungen
moderiert. Sie finden in der Regel in den Pädagogischen Zentren statt.
Die BKJH bietet dem pädagogisch ausgebildeten Elternteil ein sozialversicherungspflichtiges Anstellungsverhältnis und bei Bedarf Entlastungen für das gesamte Familiensystem.
DAS CLEARINGHAUS
Das Clearinghaus in Meppen ist eine diagnostische Einrichtung mit
acht Plätzen für junge Menschen im Alter von 0 bis 14 Jahren. In einem
Zeitraum von drei Monaten bieten wir für die Jugendämter eine pädagogische/psychologische Diagnostik an, mit der wir eine Empfehlung
für die weitere Lebensperspektive des Kindes abgeben. Weitere diagnostische Fragestellungen werden in Kooperation mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum in Meppen abgeklärt.
PSYCHOLOGISCHER DIENST
Der Psychologische Dienst der BKJH befindet sich in Meppen, in unmittelbarer Nähe zur Zentrale. Das Team besteht aus DiplomPsycholog_innen, u.a. mit therapeutischer Zusatzausbildung. Der Psychologische Dienst steht den uns anvertrauten jungen Menschen mit
Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten, psychologischen Störungen und Traumatisierungen zur Verfügung.
MUTTER/VATER UND KIND HAUS
Das „Backhaus Mutter/Vater und Kind Haus“ hat es sich zur Aufgabe
gemacht, jungen Müttern und Vätern mit ihren Kindern eine neue Perspektive bis hin zur Verselbständigung zu geben. Hier können sie zur
Ruhe kommen, den nötigen Schutz erfahren und sich mit pädagogischer Hilfe weiter entwickeln. Einerseits werden die Eltern beraten,
begleitet und betreut, andererseits werden die Erziehung und der
Schutz der Kinder sichergestellt.
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INTENSIVPÄDAGOGISCHE
UND THERAPEUTISCHE WOHNGRUPPEN
Die Erfahrungen im Clearinghaus haben uns gezeigt, dass einige junge
Menschen mehr Förderung benötigen und nach der Diagnostikphase
nicht in ein niederschwelliges Setting wechseln können. Somit haben
wir in Meppen drei Wohngruppen mit unterschiedlichen pädagogisch/psychologischen Leistungsangeboten gegründet, u."a. mit einem
tiergestützten Angebot auf einem Bauernhof. Ein wesentlicher Bestandteil der inhaltlichen Arbeit dieser Wohngruppen ist die enge Zusammenarbeit mit dem psychologischen Dienst der BKJH.
BERUFSAUSBILDUNG
Für die heranwachsenden jungen Menschen haben wir verschiedene
Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung geschaffen, die sozialpädagogisch intensiv begleitet werden. Diese Ausbildungsbereiche sind
speziell für junge Menschen aus Einrichtungen"/"Profifamilien® der BKJH
entwickelt, die auf dem freien Ausbildungsmarkt keine Chancen bekommen.
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Fachwerker_in im Garten- und Landschaftsbau
Hauswirtschafter_in und Fachpraktiker_in Hauswirtschaft
Köchin"/"Koch und Fachkraft im Gastgewerbe
Verkäufer_in
Kauffrau_mann für Büromanagement
Maler_in und Lackierer_in
Restaurantfachfrau_mann
Hotelfachfrau_mann
ERHOLUNGSMÖGLICHKEITEN
Um unseren Mitarbeitenden und ihren Familien eine Freude zu bereiten und möglicher emotionaler und geistiger Erschöpfung vorzubeugen, bieten wir an verschiedenen Standorten Erholungsmöglichkeiten
an. Folgende Auswahl stellen wir zur Verfügung:
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Ferien- und Fortbildungshaus in Vlagtwedde (NL)
Ferienhaus in der Lüneburger Heide
Ferienwohnung im Pädagogischen Zentrum der BKJH-Aurich
Ferienwohnungen im Pädagogischen Zentrum der BKJHUckermark
Für detaillierte Informationen, auch zu Regel- und Jugendwohngruppen, sowie Kleinstheimen und Ihrem möglichen Mitwirken in der
BKJH, besuchen Sie uns auf www.backhaus.de oder fordern Sie unsere
Broschüren unter [email protected]
oder T 059 31 . 54 11.
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DIE NÄCHSTE AUSGABE
N° 110 // 40 Jahre Backhaus
Die kommende Ausgabe wird ganz im Sinne dieses großen Jubiläums
stehen. Wir würde uns freuen, wenn sie ihre Erfahrungen mit der BKJH
aus den vergangenen Jahrzehnten hier in einem Artikel oder mit
Bildern teilen würden. Können Sie aus eigenen Erfahrungen von dem
Beginn der BKJH berichten? Oder gibt es Kinder, die heute
Erwachsene sind, die selbst den Anfang miterlebt haben? Wie haben
Sie als Fachkraft die Entwicklung der BKJH wahrgenommen? Was ist
beim Größerwerden verloren gegangen, was wird als Gewinn
wahrgenommen? Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit!
Beiträge bitte an:
BODO HANSMANN
Backhaus Kinder- und Jugendhilfe Emsland
Fillastraße 7 | 49716 Meppen
[email protected]
T 059" 21""."72" 31"47
Hinweise zur Lieferung
Beiträge können sowohl als Brief oder als Datenträger gesendet
werden (alle gängigen Dateiformate können bearbeitet werden). Vom
Fax bitte ich möglichst abzusehen. Bei Einsendungen von Fotos bitte
darauf achten, dass diese scharf, hell und nicht zu klein sind.
Jede Einsendung bitte mit der Rubrik, für die sie bestimmt ist, und mit
dem Namen des/der Autor_in versehen.
Hinweise zum Inhalt
Für folgende Rubriken können Beiträge verfasst werden:
Vorstellung des Leitungsteams, aller Kolleg_innen (nicht nur aus dem
pädagogischen Bereich) und ihrer Familien, sowie potentieller
Mitarbeiter_innen.
Aktuelles (z. B. Presseschau, Allgemeines zur Heimerziehung,
politische Sichtweisen)
Berichte über Aktivitäten unserer Familien (z.B. Feste, Urlaub)
Buchbesprechungen (Kinder- und Fachbücher)
Kinderseiten, die auch von Kindern gestaltet sein sollten
Informationen über interne und externe Fortbildungsangebote
Witze, Kindermund und Rätsel
Kleinanzeigen (suche, biete, tausche …)
Leser_innenbriefe
Praktische Tipps (Basteln, Werken, Rezepte …)
Interne und externe Termine und Veranstaltungshinweise
Sonstiges
Im Internet finden Sie uns unter:
www.backhaus.de
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