Dass Auschwitz nie wieder sei! – Lehren über den Holocaust Aus An

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Dass Auschwitz nie wieder sei! – Lehren über den Holocaust
Aus Anlass des 71. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27.
Januar 1945 trafen sich in Krakau die Bildungsgewerkschaften aus Polen (ZNP und NSZZ
„Solidarność“), Israel (Histadrut Hamorim und A.S.S.T.I.), Deutschland (GEW und VBE), Österreich
(GÖD), Lettland (LIZDA) und Großbritannien (NASUWT) um darüber zu sprechen, wie heute über den
Holocaust in ihren Ländern unterrichtet wird. Das Seminar organisierten die Gewerkschaften
gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Diese Treffen finden seit 2008 in der Regel alle zwei
Jahre statt, zuletzt gemeinsam mit der gewerkschaftlichen Bildungsinternationale (EI) anlässlich des
70. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers. Ehrengast und Hauptredner war damals der
amerikanische Historiker Timothy Snyder. (Einen ausführlichen Bericht über die Konferenz 2015,
Videos, Bilder und mehr finden Sie auf dieser
dreisprachigen Internetseite:
http://holocausteducation.eu/ )
In diesem Jahr, am 25. Januar 2016, stellte
Avraham Rocheli von Histadrut Hamorim in
seiner Inputrede die drei Perspektiven des
Holocaust vor: der Opfer, der Täter und der
Zeugen. „Fremdenfeindlichkeit, die Krise der
Multikulturalität, die steigende Bedeutung
rechter Parteien bewirken, dass der Unterricht über den Holocaust noch
mehr an Bedeutung gewinnt“, betonte er.
Andrzej Kacorzyk, Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau,
erklärte den Seminarteilnehmer_innen Auftrag und Arbeitsweise des
Museums als authentische Gedenkstätte und stellte das Programm der
diesjährigen Feierlichkeit vor, bei denen das Thema „Rückkehr“ im
Vordergrund stand. Marta Berecka, Leiterin der Bildungsabteilung des
Internationalen Zentrums
für Bildung über Auschwitz
und den Holocaust
unternahm mit den Seminarteilnehmenden eine
virtuelle Führung durch das Zentrum, seine
Bildungsmethoden, -projekte und –materialien. So
findet man beispielsweise auf der Homepage des
Zentrums seit Kurzem einen Film und ein Interview mit
dem im letzten Jahr verstorbenen AuschwitzÜberlebenden Władysław Bartoszewski, das
hervorragend zu Bildungszwecken genutzt werden kann.
(http://auschwitz.org/en/education/resources-for-teachers/ ) Die Teilnehmer_innen probierten
anschließend die von Marta Berecka vorgestellten Workshopmethoden in internationalen
Kleingruppen aus.
Der nächste Tag begann mit einem Besuch des Museums in der Schindler-Fabrik. Danach stellten die
Teilnehmer_innen ihre Unterrichtserfahrungen über den Holocaust vor. Es folgte eine lebendige
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Diskussion und der Austausch von Ideen und best
practices. Obwohl die Lehrpläne in den
verschiedenen Ländern sich unterscheiden (in
Israel beispielsweise werden 30% der
Geschichtsstunden dem Nationalsozialismus,
Holocaust und Zweiten Weltkrieg gewidmet; in
Großbritannien werden aus der Staatskasse
Bildungsreisen für Schüler_innen nach Auschwitz
finanziert, was z.B. in Polen nicht der Fall ist), war
man sich einig, dass das Thema interdisziplinär,
stark an individuellen Geschichten basierend und
themenübergreifend unterrichtet werden sollte.
Einen weiteren Input zur Diskussion gab Judith Höhne,
Bildungsreferentin der Internationalen Jugendbegegnungsstätte
(IJBS) in Oświęcim. Ausgehend von den Projekterfahrungen der
IJBS diskutierten die Seminarteilneher_innen auch hier mit Blick
auf den Holocaust über Lehrmethoden und deren
Übertragbarkeit in die
einzelnen Ländern und
Bildungscurricula.
Die Zusammenfassung
des Seminars machte Marzanna Pogorzelska von der
Universität Opole in Anknüpfung an die Thesen von
Timothy Snyder, dass es verschiedene Wege gegeben
habe, die zu Auschwitz führten und dass dies ein ganzer
Prozess war. In der darauf folgenden Diskussion kam man
auf die aktuelle politische Situation in den einzelnen Ländern zu sprechen, und auf die Frage, wie und
ob Politik in der Schule unterrichtet werden sollte. „Die Rolle des Lehrers und der Lehrerin ist es, ihre
Schüler zu bewussten Bürger_innen zu erziehen“, fasste Avraham Rocheli die Diskussion zusammen.
Am 27. Januar nahmen die Gewerkschaftsdelegationen an den offiziellen Feierlichkeiten in Auschwitz
und einer Führung durch das Museum Auschwitz-Birkenau teil.