Das Wachstum der Vogelkirsche in Unterfranken

Auf Versuchsflächen des Mü nchener Lehrstuhles für Waldwachstumskunde
Das Wachstum der Vogelki rsche
in Unterfranken
Von Heinz Utschig und Paul Jurschitzka, Freising
Die Vogelkirsche ist eine seit Jahrhunderten geschätz te Baumart, der Anbau in
Waldbeständen sollte wegen ihres wertvollen Holzes gefördert werden. Im
Bereich der OFoD Würzburg wurden fünf Standraum versuche des Ertragskundlichen Versuchswesens in Bayern für die Vogelkirsche ange legt. Die
Eignung verschiedener Techniken zur Kulturvorbereitung und -begründung
wird vorgestellt, Die Auswirkungen unterschiedlicher Pffanzverbände auf das
Wachstum der Vogelkirschen und der Nebenbaumarten werden anha nd von
Versuchsffächenaufnahmen diskutiert und Empfehlungen für die Begründung,
Pffege und Astung von Kirschenbeständen gegeben.
langfristige n Vers uchsflächen im Rahmen
de s e rtragskundlichen Vers uchswesens
Die Vog elkir sche ist seit Jahrhunderten
eine geschätzte Baumart. Doch das Angebot an Kirschenh olz wird durch den
ständ ige n Rückgang der Mittelwälder Ins-
in Bayern (Leitung Prof. DR. F. FRANZ, vgl.
Tabelle 1). Ziel der 197 6 bego nnenen
sche se kundäre Mischb au ma rt trifft ma n
sie vo r a llem in artenre icheren M isc hwäl -
dern (1).
Die Wildkirsche gedeiht auf fast allen
Standorten , a uß er auf staunassen bzw .
sauren , und sie ist e ine au sgeprägte Lichtbaumart, die nur in de r Jugend Schatten
gut verträgt (1). Sie bildet ein flach angelegtes H e rz wurze lsystem a us, de sse n
Ha uptwurze lma sse in den Se itenwurzel n
liegt, der Feinwur zelanleil ist ger ing (8).
Sie zeig t ein seh r rasch es H öhenwachsturn, da s bereits im Alte r von 25 Jahre n
kulmini ert . Mit 60 Ja hren ist das Höhenwachs tum meist abgesc hlossen . Nach M.
be sondere in F rank reich . de n Be nelux-
Untersuchungen ist, Vorschläge zur Be~
Ländern und dem ehemaligen Jugoslawi-
gr ündung und Pflege von Kirschenbe -
e n imm e r ger inger. Eben so sinkt de r An-
stä nden zu er arbeiten .
60 Ja hren auf besonders wüchsigen Standorte n Höhen von 31 m, auf mittlere n Stand orten Höhen von 24 m. Ihr Brusthöhen-
Ökologie der Vogelkirsche
cm . Mit ca . 80 Jah ren setzt in der Regel
Das Verbreitungsgebiet der Vogelkirsche
(Prunus avium L.) erstreckt sich über fast
ganz Euro pa (5). Anzut reffen ist die Waldkirsche vor allem in der kollinen bis submontanen Stufe (200 bis 700 m ü.NN).
Pflanz ensoziologisch gehört sie als Verba ndscha ra kte ra rt zum Eich en-Hainbu chenwald, kommt abe r auch im Eiche nBuchenw aid, Eichen-Eschenwald und Kietern-Stieleichenwald vor. In reichere n Buche nwaldgesellschaften wird die Kirsch e
relativ rasch ab (3) .
fall von ve rwertbaren Dimens ionen aus
de m O bstbau durch die Verwendun g von
Halb- und Niedrigstäm men . Die Nachfrage nac h de m we rtvollen, schönen und gut
zu bea rbeitende n Kirschenholz hingegen
steigt stetig an.
w ie a uch in a nderen Landesforstve rwa l-
tu ngen , sei t den 70er Jahren mehr Aufmerksamk eit ges chenkt. Ergebnis diese r
Be mühungen war eine Vielzahl von Te st-
a nbauten de r Vo gelkirsch e in Untertran- '
ken (FLEoER , 2) und die Anlage von fünf
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Bodenbearbeitung
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Behand lung
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Re st noch unb eb anoen
Die Versuchsflächen
Die Versuchsan lage Wü rzbu rg 127 wur de a ls e rster S tandraumve rsuch in Baye rn
fü r die Baumarten Vogelkirsch e. Bergaho rn und Ha inbuche angelegt. Er umfa ßt
5 Parzellen , au f den e n verschiedene M i·
schungsformen (Reinbe stand . gruppenwe ise Mischung, Re ihenmi schung) von
Vogelkirsche und Bergahorn getestet we rden sollten . Wegen e rhebliche r Anwuchsschwierigkeiten von Ber ga horn und Vogel kirsche ha ben sich nur T eilbereiche des
I Ver suches befriedig end entwickelt.
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15
2 x1 ,5 m
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4
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x 1.5 m
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Der Kirschenve rsuch Mell ri ch sta dt 128
wurde im Frühjahr 1977 auf eh em als
lan dwirtschaftlich genu tztem Brachland
begründet. Die Versuchsfläche liegt im
Wuchsbezirk Nö rdliche Fränkische Platte
und gehört zum Geme indewald Stockheim.
der vom FA Mellrichstadt betreut wird . Der
Bestand stockt auf einem Grenz ertragsboden, einer trockenen, flac hgründ igen
Kalk rendzina. Die Versuch sa nlage weist
3 P a rze llen mit eine r Ge samtfläche von
0.306 ha auf. Alle Parzellen wurde n im
Pflan zverband 2 x 1,5 m begründet.
Der Versuc h Ro hrb ru nn 626 Iiegl im
Wuchsbez irk Hochspessart im FA Rohr-
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Abb. 1: Der Versuchspfan der Fläche Rohrbrunn 626
288
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Pflanzve rfahren
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: 1 x 1.5 m
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durchm esse r e rreicht maximal 70 bis 80
Im Rah me n de r langfristigen Wa ldbauplanung de r baye rischen Staatsforstve rwa ltung wurde dem Anbau der Kirsche,
I
sta rk von der Buche bedrängt. Als typ i-
AFZ 6/ 1993
brunn. Er ist auf einem Südhang , Höhenlage 435 m ü.NN. begründet worde n. Der
Standort ist eine sandige Braune rde. die
am Hangfuß kolluvial geprägt ist. Die potentielle natürliche Vegetation auf der Fläche ist ein Hainsimsen-Buchenwald . Der
Versuchwurd e 1981 als WIesen-Erstaufforstung begr ündet und umfaßI 24 Parzellen, die Gesa mtfläche beträgt 7,36 ha. Auf
de n Parzellen wurden drei verschiedene
Pflanzverbände (1 x 1,5 m, 2 x 1,5 m und
4 x 3,0 m), verschiedene Bodenbear beItu ng smeth oden . Pflanzverfahren und
Laubholzbeimischungen erprobt.
Zwei Kirschenstandraumversuche liegen Im Bereich des unterfränkischen FA
Arnste in, im Wuchsbezirk Nördliche Fränkische Platte . auf einer mäßig frischen
Parabraunerde. Der Versuch Arn st ein 631
umfaßt 4 Parzel len mit den Verbänden 1 x
1,5 rn, 2 x 1,5 m, 2 x 3,0 m und 4 x 3.0 rn,
die Gesamtfläche beträgt 0,86 ha. Auf
dem 199 1 angefegten Versuch Arnstei n
637, mit einer Gesam tfläc he von 0,54 ha
wird auf 6 Parzellen untersucht, ob die
Belassung eines leichten Altholzschirmes
aus Eiche sich in der Jun gwuchsphase
positiv auf die Entwicklung von der Kirschen- und Wai nußkultur auswirkt.
Erfa hrungen mit
Kirschenkulturen
Kult ur vo rbereit ung
Zur Ku!turvorberei tung ist unbedingt erforde rlich, daß Graswuchs an der PflanzsteIle entfernt wird. Die Bearbeitung der
Pflanzstreifen mit dem Streifenpfl ug hat
sich bewährt. Es entstehen 10 bis 15 cm
tiefe und ca. 40 cm breite Streifen. Die
Fräsung der Pflanz streifen verbesse rte
auf dem Versuch Rohrbrunn 626 die Anwuchsergebnisse nicht.
Pfl anzenmaterial, Pf lanzve rf ahren
und Pflanzverbände
Die Vogelkirsche unte rlieg t nicht dem
Gesetz für forstl iches Saa t- und Pflanzgut.
Deshalb empfiehlt es sich, nur Pflanzenmaterial von anerkannten Kontrollzeichenherkünften (12) zu verwenden. Bewährt
haben sich Kirschenpflanzen 1/0 mit einer
Pflanzenhöhe von 30 bis 50 ode r 50 bis 80
cm. Auf de r Fläche Rohrbnunn 626 war ein
Verg leich de r Anwuch sergebn isse zwischen der Pflanzung mit Winkelpflanzung
und mit Pflanzlochbohrer möglich. Das
Herstellen der Pflanzlöcher mit dem Grubberbohrer war gege nüber der Winkelpflanzung sehr arbeitsaufw endig, ein besserer Anwu chserfolg konnt e jedoch nicht
festgestellt werden.
Auf den fünf Versuchs flächen wurden
die Verbände 1 x 1,5 m (6.666 N/ha), 2 x
Tab. 1: Kir sche nv ers uche des ert rag s kundlichen Versuch swesen s i n Baye r n
~e rsuc hl
~~erwartg.
- IOFOD
I Ve rsuchsregion
Roh rb ru nn 626
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Wü rzb urg 127
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Bei ein igen Ver suchen si nd außer Vogelk ir sche (Kir) auc h Bergahorn (Ah). Hai nbuche (H bU) , wt nterttn de
(Li) und Walnuß (Jug) an der Bestoc kung beteiligt. ') Die Fläche n sind der Vers uchskategor ie der
Stand raumversu che (SIr) und Mis chbestandsversuch e (M w) zuzuordnen.
1,5 m (3.333 N/ha), 2 x 3,0 m (1.666 N/ha)
oder 4 x 3,0 m (833 N/ha ) erprobt. Das
Versuchskonzept sollte eine rela tiv große
Variation der Ausgangsverbände aufweisen. Mit der Pflanzung im zeitigen Frühjahr konnten die Mäuse schäden eines
Winters vermieden werden (2).
Die Wahl geeigne ter Nebenbau marte n
ist von besonderer Bedeutung . Die Haupt und Nebenbaumarte n sollte n im Höhenwachstumsverlauf harmonieren (9), d.h.
eine rasche Juqendentwicklunq und ein
frühes Nachlassen des Höhenzuwachses
aufweisen. Dies bewirkt zum einen, daß
die Astentwi cklung der ju nge n Vogelkirschen durch den rasche n Bestandesschluß gebremst wird, zum anderen wird
ausgesc hlossen, daß die Nebenbaumarten im höheren Alter der Voge lkirsche in
die Krone wachsen , wie es z.B. bei den
Schattba umarten Buche und Linde befürchte t werden muß.
Als Nebenbaumarten werden vo n H.
und M. SPIECKER Bergahorn, Esc he. Roterle und Hainbuche empfohlen, D ITO (7)
hingegen bevorzugt die Winlerlinde als
Nebenbaumart. Auf den hier bespro chenen Ve rs uchen wurden a ls Ne ben baumarten Winterlinde oder Hainbuche
(2/0) im Verband 2 x 1,5 m In zusätzlichen
Reihen gleichzeitig eingebracht. Dami t
ergab en sich Begrü ndu ngsdichten vo n
10.000, 6.666, 5.000 und 4.167 Pflanzen
pro Hektar.
Wird ein Vogelkirschenbestand mit weitem Pllanzverband begründet, so wächst
den 8 aumarten de s Nebenbestandes
mehr und mehr die Rolle von echten Misch baumarte n zu. da sie in Konkurre nz zu r
Hauptbaumart treten müssen. um auf die
Qualität des Kirschen bestan des einwi rken zu können. Schafft de r Kirschenbestand selbst rasch einen leichten Dickungsschluß, so erlol gt die Qualität sdIfferenzierung durch die Haupfbaumart Kirsche
allein .
Gefahren für Kirsche nk ultu ren
Die Vogelkirsche Ist durch ihr frühes Austreiben spätfrostgefährdet. Somm ertro cknis führte in den ersten Jahren nach der
AFZ 6/1993
Pflanzung zu erheblic hen Ausfällen . Besonders die Weitv erbandsparzellen auf
dem Versuch Rohrbrunn 626 (4 x 3,0 m)
litt en Im Jahr 1985 unter der star ken
Sommertrocknis; zahlreiche Ausfälle waren dadurch im vierten Jahr nach der
Pflanzung zu verzeichnen. Auch auf dem
Versuch Mellrichsfa dt 128 war ein Drittel
der Plianzenausfälle im Jahr nach der
Pflanzung auf Trocknisschäden zu rückzuf ühren. Starker Grasw uchs verstärkt
die Wirkung länger anhaltender Trockenper rod e n .
Häufig tritt In Kulturen der Pilz Mon ilia
sea veri. die Triebspitzendürre, auf. Dieser führt zu Einschnürungen am unteren
Stamm abschnitt; außerdem können Triebe und sogar ganze Kronenteile vertrocknen ( 10). Auf der Fläche Rohrb runn 626
war 1982, ein Jahr nach der Versuchsanlage , ein starker Bel all mit dem Pilz
Gn omonia erythro stroma (Blattbräune der
Kirsche) aufgetreten . Viele Pflanzen starbe n dad urch ab und mußt en nachgebessert werden . Gegen den Pilz wurde mit
einem Hubschrauber Netzschwefelwasser lösung über der Fläche ausgebracht.
Erhebliche Wa chst um seinbußen an
J ungpflanzen können du rch das Saugen
der Blattläuse an Jungtr ieben bei über mäßigem Befall entstehen (6). Dieser Befall
kann auch bei Baumhöhen über 3 m auftreten, Dabei sterben vielfach die Gipfeltriebe ab, Seitentriebe übernehmen das
Höhenwachstum, und es entstehen Zwiesel.
Gumm ifluß (Gummosis) ist eine häufig
vo rkommende Störung des Holzaufbaus .
Darunter versteht man die Auflösung von
Zellen zur Bildung einer gumm iar tigen
Masse, die gegenüber Wunden ode r absterbenden Ästen eine Abwehrzone darstellt (9).
Auf der Versuc hsfläche Am steln 13 1
wurde die gut angewachsene Kirschenkultur in den ersten belden Jahren nach
de r Versuchsanlage 1984 durch sta rken
Mäusefraß erheblich gesch ädigt. Es Ist
mögli ch, daß bis zu 2 m hohe Kirschen
durch Ringe lfraß absterben. Dabei ist zu
beachten, daß die geringelt en Kirschen im
289
Frühjahr wie ge su nde austreiben können ,
da nur der absteigende Saftstrom durch
das Ringetn unterbrochen ist. Vollkommen ge schädigte Pllanzen sollten sobald
ats mög lich auf den Stock gesetzt werden;
die i.d.R. sehr kräftigen Stockausschläge
kö nnen noch mi t dem Bestand hoch wachsen (4), dies konnte aut den Ver-
Gru ndkonzeption des Ertragskundli ch en Versuchswe sen s i n Bayern für
Ve rban d s- und Durchf o r st ungsver such e fü r Vogelki rs ch e
Aufnahme
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suchstl ächen bestä tigt werden. Die Kon trolie der Kirschenkulturen im zeitigen Frühjahr auf Mäusefraßschäden ist notwendig.
Ung eschützte Kirs ch enkultu ren leiden
stark unter Wildverbiß und Fegeschäden.
Zaunschutz ist daher unerläß lich .
Ausfäll e und Nach bes seru ngen
I r
Auf alle n Kirschenve rsuchsflächen wa ren
erhebliche Nachbesserungen notwend ig .
In Mellrichstadt 126 waren zwischen 5,2
und 24.4 % aller Bäume bis zum Jahr 1988
ausgefallen, obwo hl in den ersten beiden
Jahren nach der Kulturanlage (1977) bereits intensive Nachbesserungen erfolgten. tn Rohrbrunn wurde1983 beim Verband 4 x 3 m jede, im Verband 2 x 1,5 m
jede zweite und im Verband 1 x 1,5 m nur
jede zw eite ausg efall ene Kirsche in jede r
zweiten Reihe ergänzt. tm Jahr 1988 lagen die Ausfallprozente auf den Parzellen
trotz dies er Nachbesserungen noc h zwischen 2,4 und 3 1.2%. Einige Parzellen
waren unabhä ngig vo n Pflanzverban d und
Bodenvorbere itung durch hohe Ausfallprozente geke nnzeich net , wo bei d ie Ausfälle kleinflächig aultraten. Diese Erscheinung konnte bisher nicht endgültig geklärt
we rden .
o
Behandlung :
Pflanzung (PF)
Pflanzen 110 . Früh jahrs- oder Herbstp flan zun g
Nachbesserung (NB) in de n erste n Jahren
Erg änz e nd e Maßnahmen
1 Mäusebekäm pfung
2 Ve rbu scht e Exe mplare auf den StOCk setzen
3 Formsch nitt e
4 Ent na hm e von ve rdämmenden Höl zern
5 Einbringen von schaltpf lege nden Nebe nba uma rten (Li . Hbu. Bu }
A st ung (A)
Mindest e['lS die dep perte End slam mza hl (200250 Bäume/ha) sollte geastet we rd en , 5-6 m
asttrete Sc hattränqe wi rd in 2 Astung sdurc hgänge n a nge str eb t: 1) 300 A 3 m; 2) 200 -250 A 5-6 rn,
Gr Onastu ng mö gl ic h, c üosuc ster Astunosa eit pu nkt ist i m Spä tw in ter (geringer Gumm ifluß) .
Ju ng bestandspflege
Vier bis zehn Jahre nach der Pflanzun g
erfolgten erste Pflegemaßnahmen. Besonde rs ungün stige Stamm formen wu rden auf den Stock gesetzt. Die kräftigen
Stockausschläge erreichten bald wieder
die Höhe des umgebenden Bestande s
und zeigten häufig günstigere Stammformen als der ursprüngliche Stamm. In
Mellrichstadt wu rde geteste t, wann der
günstigste Ze itpunkt für das Auf-d en Stock-Setzen ist. Die Schnittarbeiten erfolgten in der zweiten M ärz-, April- oder
Maih älfte . Bei Schnittarbeiten im März
wu rden die me isten Austriebe erzielt:
Dur c hforstun g (DF)
Zeit punkt I
Die Ou rc hl or st ungseingriffe erf olg en cbern öneno rtentrert. Bis zum Eintr itt der Hiebsr uh e (50 -60
Jahre ) werden d ie Be stande in untersch ied licher
Ei ngrilf sstä rk e bis zur Endba umzahl ( 150 /ha )
durch forstet
Produkl ionsz ie l ist etn mit tle re r BHD von 50 - 70
cm im Alte r von 70 (7 5) Ja hren.
Der Nebe nbestand ist zu pfleg en und zu erhalten . durchwach sende Bäume we rden entn cm rnen.
H iebsruhe (H A )
Ab Al te r 50-60 , wenn d ie Dur chforstung zuqunsten der Elite bäume abgeschlosse n ist
März
Apri l
Auf n ahme
Bis zum Err eic he n der De ronotzqrenze:
Erhebung vo n Höh e (h), Form (F) un d ausscnetd en oem Bes tand (Na )
A b Derb hol z:
Erhebung vo n Höhe (h). Durchmess er (0), Form
(F). au ssch eidendem Bestand (Na ). Kron enmessung en (Km) , Sta m mana lysen ($ IA) und Kub ie run gen (Kb)
290
l: f
I
Austrieb e
m a~ . H öhe -~:
c v. e/S toc k
70 cm
0 7 .2/$ l ock
46 cm
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K,r
Li
Kir ü
KU
li
2
Abb . 2: Höhenrelalion von Hauptbaumart
Kirsche (Kir) zur NebenbaumarI Linde (Li)
in Mellrichstadl 128. Der Pflanzverband
für Parze lle 1-3 wa r 2 x 1,5 m.
Dars te ll ung der Hö hen ve rteifung als Bos -ptot: innerha lb der Box sind 50 % de r Meßw ert e, die
Spann weit e des Plo ts beschreibt den Bereich . in
dem 95 % d er Meßwert e lieg en, Ausreißer werden
mit St ern ge kennzeichnet.
besch rän ken . Diese we rden durch einen
Formschnitt ge kürzt. da s Höhe nwachstum
des Leittriebes wird dadurch gefördert.
Über 1 cm große Schn ittflächen müssen
zur Ve rmeidung von Pilzinfektione n mit
Wundw achs verschlo ssen werden .
Ast un g
Da die Kirsche zu de n Totas te rhaltern
zählt , wi rd empfohlen, bei Erreichen einer
Obe rhöhe von 6 m eine Astung auf 3 m
Höhe durchzuführen. Die Auswahl von
max. 300 gleichmäßig verteilten Bäumen
je ha (ent sp richt de r doppelten Endsla mmza hl) reicht t ür die Astung au s.
Grünastung ist bis ca. 2 cm Astdurchme sser bei Ästen oh ne Kern holz durchaus möglich, soll te sich aber au f die unteren Kronenbereiche besch ränken . Äste
übe r 2 c m Du rch m esse r sind be reit s
verkernt. Dadurch wird bei der Astung de r
Wundverschluß beeinträchtigt, GummifluB
kann auftreten, Eintrittsplorten für Fäulnispilze we rden durch die Astung ges chaffen. Ein VerschluB des Schnittes mit Baumwachs ist unbeding t notwendig . Dickere
Äst e dü rfe n nur trocken geastet we rden.
L_Ma_i
i-.- 0 4 ,7/~0:c;.~~;_
.~ ~_~m_ _ .._
Die Mittelwerte der Höhe des jeweils höchsten Austriebes pro Stock belegen, daß
die Schnittführun g im März besonders
günstig ist. Ma ximale Austr iebshöhen vo n
im März auf den Stock gesetzten Kirschen
erreichten 1,8 m.
Der gü nstigste Zeitpunkt für die Astung
ist nach unseren Erfah rungen der Spät win te r, dann kann die Astun g be sonders
gut mit der Astungss chere dur chgel ührt
werden. Damit die Wunde klein bleibt ,
sollt e die Schnittführung senkrech t zur
Astachse erfolgen.
Dabei ist besonder s auf di e richtige
Schn ittfüh rung zu achten ; nur sehr tief
angesetzte, la st bodengleiche Schnitte
lassen optimale Stockausschläge erwa rten. Weitere notwendige Pflegemaßnahmen in Kirs chenkulturen sind der Hück schnitt mehrtrieb iger Pflanzen und de r
Formschnitt an Kirschen mit Grobfor men
und Zwieseln. Formschnitte sollten sich
auf tief angesetzte , weit ausladende Äs te
Die Grundkonzeption der Behandlung der
Vogelkirsche auf den fünf Versuchsflächen
kann der Übersicht 1 entnommen w erden.
Auf dem Versuch Rohrbrunn 626 wurden
d ie 24 Pa rzell en schem atisch in zwei Gruppen aufgeteilt (Abb. 1), um zu unterschiedliche n Zeiten begin nende Pflegekonzep -
AFZ 6/1993
Du rchforst ungskonzepte
tionen (Beginn der Astu ng bei 2m ü be rhöhe
und bei 6m überhöhe ) durchfüh ren zu
könne n.
Ertrag skundliche
Ver su ch s erg eb ni s se
Die Durchme sser- und Höhenzentra lwerte
der Par zelle n von Rohr brunn 626 lieg en
unabhän gig vom Pflanzverb and auf hohem Niveau (aus 11):
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Verb and
i
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d,oo
~1X1.' 5 m --'·T-1 f)Ö- cn1 ~r- -3.62'C;:;:;- ---·· - - - -
2 x 1.5 m
I 0 ,90 cm
L.~ .~~_ ~ , 0 3 c m
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3 .34 cm
,
3 . to ~~
_
Der obe re Durchmesser liegt bei 3,1 bis
3,6 crn, der Mitte fwe rt der Höhen aller
Parzellen bet rägt 2,4 m, die Höhe der
Nebenbaum arten ist mit 2.0 m geringer
als diejen ige der Voge lkirschen ( 11), Innerhal b de r Verbände streuen die Werte
für die ein zelnen Parzellen stark um den
Mitt elwert. Diese Va riat ion wi rd zu m einen
veru rsacht du rch die Lage der Parzellen
am Hang . zu m anderen durch di e besonder s ung ünstigen Wuchs leistun gen auf
einigen Te ilfl ächen.
Auf der Versuchsflä che Mellr ichstadt
128 liegt im Aller vo n 12 Jahren de r obe re
Durchmesser zw ischen 4,2 und 5.4 cm ,
die mittle re Höhe liegt bei 2.9 m. Die
Vert eilung de r Höhen de r Voge lkirsche n
und der Neben baumart Linde ist für die
drei Parzellen inAbb. 2 dargestellt. Bei der
Bew ertung der Wu chsleist ung in Mell richs tad t ist zu bea chten, daß es sic h bei
dem Stan dort um einen G renz ertraqsb oden hande lt. Bisher blieben die Ne benbau marten auf allen Parz ellen in Mellrichstadt 128 und Roh rbrunn 626 im Höhenwachstum hinter der Voge lkirsche zurück.
Dickungsschluß wu rde bishe r nur in den
Engver bänden erreicht.
Höh enzuw ach s nach Pfl an zverb and
An ausgewählt en Probebäumen wu rde
der Höhenzuwachs von 1986 bis 1988 ge messen. Die Länge der Höhentriebe liegt
im Mitt el bei 4 0 cm pro Jahr. Ein Vergleich
der drei vers chiedenen Verbände auf den
Ve rsuchsfläch en in Rohrbrunn 626 läßt
bish er kaum Untersc hiede de s Höhenzuwac hses er kennen. Es zei gt sich. da ß di e
Höhenwuchsleistung bis zum Alter von 8
Jahren wei tgehend unabhä ngig vom Verband ist.
An bau de r Ki rsc he unter ei ne m
Allholzschirm
Auf der Fläche in Me llrichstadt wirkte sich
der Se itenschu tz eines ben achbarten Altbest a ndes wach stumsförd ernd auf die
Kirsc henkult ur aus . Zu r Untersuchung der
Frage , wie sich eine Kirsch enk ultur unt er
einem leichten Altholzschirm von Eiche
entwickelt, wurde im FA A rnstein 1991 ein
neue r Versuch (A RN 637) angelegt. Die
Entwicklung der Kirschen im Halbschatten
w ird mi t besonderem Interesse beobachtet. Dieser Versuchsansatz erscheint seh r
vielversprechend, da die Kirsche bisher in
Wirt schaft swäldern nur im Mitle lwald mit
bedeu tenden Anteilen an der Bestockung
beteil igt war. Die Schattento leranz de r
Vog elk irsche in den ersten 10 Jahren
sche int wes entlich größer zu sein als bisher angenomm en.
Bewertung
Alle gewählten Pllan zverbände können
zur Bestandesbegründung herangezogen
werden . Durch engere Aus gangsverbände
wird der Nachbesserungsaufwand minimiert Und da s Auswahlpotential an Elitebäumen steigt deutlich an. Damit ist die
Erzeugung hochwert igen Kirschenholzes
gew ährleistet.
Ein größerer Standrau m des Einzelbaumes führt zur Ausbildung stärkerer Äste.
Die Risiken. die von stärkeren Ästen auf
den wertvollen unteren Schaftteil ausgehen, z.B. durch die Gefahr, daß Fäulnis
über verkernte Äste eindringt, sind be i
weite r Bestandesbegründung und starke r
Durchforstung höher. Dafür ist die Kronenausfo rmung insgesamt günstiger zu beu rteilen , und größer e EinzeIbaumdimensione n sind zu erwarten . Weg en des hohen Risikos von Ausfäll en in den ersten
Jahren erscheint ein Pflanzverb and von
2 x 1,5 m tür die Kir sch e besonde rs
em pfehlensert. Die Nebenbaumarten sollten ebenlalls im Verband 2 x 1.5 m zwischen die Kirschenreihen untergebracht
we rden. Diese Vorgehensweise hat sich
AFZ 6/1993
auc h bei Testanbauten in Unterfranken
bew ährt (2).
Seitensch utz durch benachbarte Bestände od er die Belassung eines leichten
Schirmes wirken sich bisher sehr positiv
auf das Wach stum und die Qualität sentwicklung der Kirschen kultur aus .
We nn ein Zieldurchmesser der Vogelkirsche n von ca . 60 cm im Alter von 60 bis 80
Jahren erreicht werden soll,' müssen spä testens nach Abs chluß de r Astungsph ase
(Alte r 20-25 Jah re) die EIlteanwärter ohne
Kronen span nung erwachsen. Jä h rlic he
Durchmesserzuwächse von mindestens
1 cm sind notwend ig, um diesen Zieldurch messer zu erreichen.
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