Wie kann Inklusion gelingen? Kulturelle

Bayerischer Bezirketag
Nürnberg 19.10.2015
Wie kann Inklusion gelingen?
Kulturelle Teilhabe
durch Abbau von Barrieren
Prof. Dr. Irmgard Merkt TU Dortmund
Inklusion hat nicht immer klare Konturen
William Turner (1845) Sonnenaufgang mit einem Boot
zwischen Landzungen
Kulturelle Teilhabe
Aus Zugang zu Teilnahme
wird Teilhabe
Die beiden Ebenen der Teilhabe:
Rezeption und Produktion
Auf dem Weg zur Inklusion:
Rezeption
UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen, 26.03.2009
§ 30 Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben
1. Die Vertragsstaaten erkennen das Recht von
Menschen mit Behinderungen an, gleichberechtigt
am kulturellen Leben teilzunehmen, und treffen alle
geeigneten Maßnahmen, um sicherzustellen, dass
Menschen mit Behinderungen
a) Zugang zu kulturellem Material in zugänglichen
Formaten haben;
Auf dem Weg zur Inklusion:
Rezeption
b) Zugang zu Fernsehprogrammen, Filmen, Theater
und anderen kulturellen Aktivitäten in
zugänglichen Formaten haben;
c) Zugang zu Orten kultureller Darbietungen oder
Dienstleistungen, wie Theatern, Museen, Kinos,
Bibliotheken und Tourismusdiensten, sowie, so
weit wie möglich, zu Denkmälern und Stätten
von nationaler kultureller Bedeutung haben.
Beispiel für Teilhabe:
Fernsehprogramme
• Neues Rundfunkbeitragsmodell ab 2013:
Menschen mit Behinderung entrichten anteilig
einen Beitrag; dies schafft
• finanziellen Voraussetzungen für Untertitelung
und Audiodeskription in den öffentlichrechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten
• Die ARD untertitelt bis zu 90 Prozent der
Sendungen, die Anzahl der Filme mit
Audiodeskription wächst; Gebärdensprache bei
Phönix
• Private Senderfamilien engagieren sich wenig
Was ist Audiodeskription?
• Zielgruppe: Blinde und sehbehinderte Menschen
• Methode: Was im Film im Bild zu sehen ist, wird von
einem Sprecher oder einer Sprecherin beschrieben.
• Beispielsweise:
Informationen zur Handlung,
zum Aussehen der Personen,
zu Körpersprache und Gesichtsausdrücken,
über Kostüme und Schauplätze.
• Alles muss knapp und klar formuliert sein und in die
Pausen zwischen den Dialogen des Films passen.
Bayerischer Rundfunk
• Die Programmangebote
• Ein barrierefreies Programm ist seit jeher das Ziel des
BR. Im Bayerischen Fernsehen können Schwerhörige,
Gehörlose und Ertaubte durchschnittlich 55 Prozent
des Gesamtprogramms mit Videotext- oder DVBUntertiteln verfolgen, im Hauptabendprogramm
zwischen 18.00 und 23.00 Uhr beträgt die
Untertitelquote im Wochendurchschnitt sogar rund 85
Prozent. Beachtlich ist auch der Anteil der
Audiodeskription, von Bayerns beliebter Daily
"Dahoam is Dahoam" über Serien bis zu Filmen.
Filmförderung
Neue Richtlinien der Filmförderungsanstalt FFA
seit 1. Mai 2013
• Förderung von Kinofilmen aller Genres nur,
wenn Audiodeskription und Untertitelung mit
produziert wird.
Barrierefreiheit und Theater
Das Staatstheater Nürnberg informiert auf
seiner Homepage über
• Fahrstühle
• Rollstuhlplätze
• Behindertengerechte Toiletten
• Induktionsschleifen
• Parkmöglichkeiten
Auf dem Weg zur Inklusion:
Produktion
UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen, 26.03.2009
2. Die Vertragsstaaten treffen geeignete
Maßnahmen, um Menschen mit
Behinderungen die Möglichkeit zu geben, ihr
kreatives, künstlerisches und intellektuelles
Potenzial zu entfalten und zu nutzen, nicht
nur für sich selbst, sondern auch zur
Bereicherung der Gesellschaft (www.institutfuer-menschenrechte.de)
Teilhabe durch Produktion
Voraussetzung:
Ausbildung von Menschen mit Behinderung
Ausbildung für die künstlerische Arbeit mit
Menschen mit Behinderung
Ziele
Gemeinsame Projekte
Präsentation in der Öffentlichkeit
Ausbildung von Menschen mit
Behinderung
1. Breitenbildung
2. Talentförderung
3. (Semi)Professionalisierung
1. Breitenbildung
Jede und jeder kann dabei sein
Laien- bzw. Amateurkultur
Anspruch:
Kulturelle Bildung auch in der
Freizeit
Beispiel: Chor „stimmig“
Artikel in englischer Sprache über den Chor „stimmig“
http://www.fk-reha.musik.tudortmund.de/cms/de/Personen/Lehrstuhl/Ver__ffentlichungen/Appro
aches_4_2_2012_Merkt_Article.pdf
2. Talentförderung
Unterricht
• Ausbildung von Menschen mit Behinderung
– Instrumentalspiel
– Gesang
– Tanz, Bewegung
• Ausbildung für Ensemble-Mitwirkung mit
professionellen MusikerInnenin der Freizeit
– Mitwirkung in tragender Rolle: Künstlerischer
Beitrag
– Präsenz in der Öffentlichkeit
2. Talentförderung
Beispiele
• Chor Thonkunst, Leipzig
www.thonkunst.de/
• Dortmunder Modell: Musik
http://www.fk-reha.musik.tudortmund.de/cms/de/DOMO__Musik/Aktuelles
/Auf_dem_Weg_zur_Inklusion__Das_Dortmunder_Modell_Musik.pdf
Professionalisierung
Professionelle Öffentlichkeit
• Ausbildung für Zusammenarbeit mit
professionellen Künstlerinnen und Künstlern
– Interdisziplinäres Arbeiten
– Bühnenpräsenz
• Beispiel: Ensemble I can be your translator
www.icanbeyourtranslator.de/
• Projekt Displace Marilyn Monroe
http://www.icanbeyourtranslator.de/p/?p=113
Inklusion gelingt wenn...
Behinderung in
den Hintergrund tritt
und
das Produkt
Kunst in
den Vordergrund
Ausbildung für die künstlerische Arbeit
mit Menschen mit Behinderung
• Verband deutscher Musikschulen
Ausbildungsgang BLIMBAM des Verbandes Deutscher
Musikschulen
• Ausbildung an Kunst- und Musikhochschulen
???????????????????????????????????????
• Ausbildung in künstlerischen Fächern der
Lehrerausbildung
????????????
Ausbildung für die künstlerische Arbeit
mit Menschen mit Behinderung
• Lern – und Lehrinhalte wären
– Blick für Kompetenzen
– Blick auf Assistenzbedarf
– Methodenrepertoire der Vermittlung
– Projektarbeit
Chancen für Inklusion durch
Kooperation
• Schulen – Kulturprogramme
• Kulturinstitutionen – Behinderteninstitutionen
– Förderungen
- Abfragen von Vermittlungsaktivitäten
- Förderung von Aktivitäten
- Quotenfrage
- Qualitätsfrage
Abbau von Barrieren
• Äußere Barrieren: Zugänge
• Innere Barrieren: Emotionen
– Unsicherheit, Angst, Ekel
– Angst, Fehler zu machen
• Innere Barrieren: Denken in Konzepten
– Urteile über Menschen mit Behinderung “Die
können das nicht, weil...“
– Sachargumente: „Das geht nicht weil...“
Abbau von Barrieren
• Gemeinsame Erfahrungen durch gemeinsame
Projekte
• Präsentation gemeinsamer = inklusiver
Projekte in der Öffentlichkeit
• Zunehmende künstlerische Qualität
• Zunehmende Normalität
Inklusion gewinnt Konturen
Willian Turner The Chain Pier Brighton 1828