Erfahrungsbericht Malta 2014/2015 – Full Year

University of Malta, Malta
Angela Derka
Full year 2014-2015
Erfahrungsbericht Malta 2014/2015 – Full Year
Warum Malta?
Malta ist nicht gerade das erste Reiseziel was einem in den Sinn kommt, wenn man an ein
Auslandssemester während des Studiums denkt. Ich selbst bin über Umwege nach Malta
gekommen, nachdem es mit dem Auslandsjahr in den USA nicht geklappt hat und ich nicht
nach Großbritannien wollte, habe ich mich nach kurzem Überlegen für Malta entschieden. Im
Endeffekt war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens und ich kann jedem nur
empfehlen ein oder zwei Semester auf Malta zu verbringen.
Die Sprache
Der Sprachaspekt ist meiner Meinung nach der Negativste an einem Auslandsaufenthalt auf
der Insel. Man muss sich bewusst sein, dass man seine englische Aussprache auf Malta kaum
verbessern kann, da die Malteser ihren ganz eigenen Akzent beim Englisch-Sprechen haben.
Sie bringen in die Englische Aussprache die Intonation des Maltesischen, welches die
Hauptsprache auf den maltesischen Inseln ist, da so gut wie alle hier unter den Einheimischen
Maltesisch sprechen. Maltesisch ist eine Mischung aus Italienischen, Französischen und
Arabischen Wörtern, wobei in den letzten Jahrzehnten auch immer mehr Wörter aus dem
Englischen entlehnt wurden. Obwohl Englisch und Maltesisch die Amtssprachen auf Malta
sind, lernen Kinder meist von vorne herein maltesisch und Englisch dann nach ein paar Jahren
ab der Vorschule. Dadurch haben auch die meisten Malteser eine sehr maltesische Aussprache
und man merkt, dass sie teilweise mehrere Fehler im Englischen machen als man selbst. Das
<r> wird nicht wie im Englischen gesprochen, sondern gerollt. Zudem können die meisten
Malteser das <th> gar nicht aussprechen, weshalb es eigentlich immer wie ein <d> klingt. Mit
der Vermutung, dass zumindest die Professoren an der Uni schönes Britisch sprechen lag ich
leider auch falsch. Die Dozenten und Professoren haben zwar eine bessere Aussprache als die
Malteser im Supermarkt oder anderswo, jedoch ist sie nicht rein britisch, sondern immer noch
schwer mit maltesischem Akzent. Manche Dozenten im English Department sprachen fast
britisches Englisch, wohingegen die Dozenten in anderen Fächern, die ich belegt habe
(Ethnologie und Tourismus) dagegen eine sehr maltesische Prägung in der Aussprache hatten.
Dennoch muss man klarstellen, dass das Englisch der Dozenten flüssig und ohne Probleme zu
verstehen ist.
Die Insel
Malta ist mit seinen 37km von rechts nach links schon sehr klein, jedoch wenn man dann mal
auf der Insel ist kommt einem das gar nicht mehr so klein vor. Ein Grund dafür wäre zum
Beispiel, dass man für eine 15 minütige Strecke mit dem Auto mit dem öffentlichen
Verkehrsmittel über eine Stunde braucht. Der Public Transport hier ist definitiv zu verbessern,
da die Busse manchmal zu früh, manchmal zu spät und manchmal auch gar nicht auftauchen.
Wenn man also den Bus zur Uni kriegen will sollte man sich am besten 20 Minuten vor
geplanter Abfahrt an die Bushaltestelle stellen – just in case. Dazu kommt, dass es viel zu
viele Autos auf Malta gibt, was den Verkehr manchmal – aber vor allem in Stoßzeiten – fast
zum Stillstand kommen lässt. Um ein zu spät kommen gar nicht erst zu riskieren bin ich von
vorne herein immer zur Uni gelaufen. Auch sehr gewöhnungsbedürftig ist, dass Malta eine
totale Katzeninsel ist. Überall streunen Katzen; selbst auf dem Unicampus sieht man sie
immer wieder auf dem Campus als auch im Klassenzimmer. Es kann schon mal passieren,
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dass auf dem Stuhl neben einem eine Katze schläft und schnurrt. Auf dem Gelände wird aber
auch durchgehend Katzenfutter verstreut, so dass es kein Wunder ist, dass sich dort Katzen
wohl fühlen. Dennoch hat Malta ein ganz tolles Flair, mit der alten und neuen Hauptstadt
Mdina und Valletta, Tempeln, die älter sind als die Pyramiden und super Stränden, wie
Golden Bay oder der Blue Lagoon und einer einzigartigen Partymeile.
Die Universität
Zum Thema Uni kann man sagen, dass es nur eine Universität für die ganze Insel gibt, auf die
ca. 10 000 maltesische Studenten und 1000 Erasmus + International Studenten gehen. Für so
viele Studenten gibt es jedoch nur 600 Parkplätze weshalb es normal ist, dass Studenten so
wie Dozenten oftmals auch zu spät in den Unterricht kommen. Der Campus sieht auf der
Karte verdammt groß aus, ist es aber nicht. Er ist sehr gemütlich, von allen Instituten bewohnt
und besitzt eigentlich alles, von zwei verschiedenen Banken, über die maltesische Post, die
Bibliothek, Coffeeshops, einer Universitätskirche, Kopierläden bis hin zu einem
Kindergarten. Die Klassenzimmer sind sehr sehr klein, es gibt nur wenige Räume die einem
Heidelberger Hörsaal gleichen, teilweise hält der Dozent die Vorlesung sogar in seinem Büro
wenn wirklich wenige Studenten teilnehmen, das ist bei mir aber noch nie vorgekommen. Im
Vergleich zu Heidelberg sind die Vorlesungszahlen sehr gering, die kleinste Vorlesung, die
ich hatte, waren 10 Studenten, die größte um die 40-50 Studenten. Das macht es eine sehr
gute Atmosphäre, so dass sich die Dozenten um die Bedürfnisse der Studenten kümmern
können. Dazu muss man sagen, dass die Vorlesungen wirklich wie
Vorlesungen, nicht wie Seminare aufgebaut sind. Meistens steht der
Dozent vorne und hält eine „Rede“, ohne wirkliche Beteiligung zu
erwarten. Etwas schade finde ich, dass es den meisten Dozenten ganz
egal ist, ob es leise oder laut im Raum ist, der Dozent redet einfach
weiter so kann es öfter mal vorkommen, dass niemand wirklich zu
hört, alle am Handy hängen oder über das Wochenende diskutieren.
Zur Benotung kann man sagen, dass schon sehr streng benotet wird, es aber total auf den
Dozenten ankommt. Gute Noten sind durchaus machbar. Das Niveau variiert auch von
Vorlesung zu Vorlesung. In einem Kurs, der nur 2 Credits gab hatten wir wöchentlich fünf
Pflichtlektüren zu lesen und die Klausur war auch nicht gerade ohne, wohingegen wir für
einen anderen Kurs, der auch nur 2 Credits gab, weder vor- noch nacharbeiten mussten und
nur zwei Präsentationen als Prüfung hatten. In einigen Erfahrungsberichten wurde
beschrieben, dass die Dozenten oftmals vom Englischen ins Maltesische gewechselt haben.
Ich muss sagen, dass mir das in den letzten 7 Monaten kein einziges Mal passiert ist, da alle
meine Dozenten im Englischen geblieben sind. Sowieso wird die englische Sprache das
Maltesische mit den Jahren immer mehr verdrängen, da die Uni immer internationaler wird
und Maltesisch so immer mehr in den Hintergrund rückt. Zum Campusleben kann man sagen,
dass durchgehend (und vor allem am Semesteranfang) viele Events von den verschiedenen
Campusorganisationen organisiert werden so zum Beispiel, Erasmus Parties, Boat Parties,
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Campus Feste und die bekannte Fresher’s Week in der ersten Uniwoche im Oktober, bei der
man als Erasmusstudent auch eine freie Simkarte von GO oder Vodafone bekommt. Ich selbst
hatte GO in meiner Mappe und bekam somit jeden Monat für 5€ 500MB Internet und
Freiminuten und Frei-SMS an 5 beliebige Nummern. Alle weiteren SMS kosteten 1ct, weitere
Anrufe 25ct/Min.
Eine Sache, die ihr wissen solltet: In der Uni kann man sich sehr leicht erkälten; gerade wenn
man im Oktober wegen der angenehmen Sommertemperatur noch in Top und Shorts zur Uni
geht. Da es draußen (außer in den Wintermonaten) so warm ist, hauen die Malteser in den
Unterrichtsräumen die Klimaanlage rein, so dass sich gleich zu Beginn des
Auslandaufenthaltes die Hälfte der Erasmus Studenten erkältet hat. Ich habe mir grundsätzlich
eine Jacke und einen Schal mit in die Uni genommen, bin aber trotzdem schon in der ersten
Uniwoche krank geworden, da die Klimaanlage auch in sämtlichen Bussen, Supermärkten
oder anderen Läden aufgedreht wird.
Die Unterkunft
Wohnen auf Malta ist generell sehr billig. Ein Privatzimmer in Malta findet man schon ab
150-250€, welches man schon vorab gut in der Facebook Erasmusgruppe finden kann. Eine
weitere Möglichkeit ist die University Residence, die zwar nicht nah an der Uni liegt aber von
einem Shuttle stündlich befahren wird. Jedoch hatten Studenten, die dort gewohnt haben
meistens Probleme nach Paceville, der Partymeile, zu kommen, da diese 8km entfernt ist.
Dienstags und Donnerstags, wenn die Erasmus Parties stattfanden, fuhr auch nachts ein
Shuttle, jedoch nicht am Wochenende. Die Preise an der Residence sind im Vergleich zu
privaten Zimmern jedoch sehr überteuert und kosten um die 500€/Monat. Duschen und
Toiletten sind dabei auf dem Gang. Aus diesem Grund haben wir es zu Beginn vorgezogen
die dritte Möglichkeit zu nehmen und sind in den Garden View Holiday Complex in Swieqi
gezogen. Der Vorteil gegenüber eines privaten Zimmers war natürlich der schnelle Anschluss
an andere Studenten, der Pool, das Fitnessstudio aber auch, dass man immer einen
Ansprechpartner hatte. Wenn man nicht wusste welchen Bus man nehmen soll, oder wenn
man andere Fragen hatte, konnte man einfach an der Rezeption fragen. Die Rezeption in der
Eingangshalle ist immer besetzt und um Mitternacht „bewacht “ Security den Complex.
Generell ist er sehr sicher mit Kameras überall. Die Zimmer im Garden View sind wie in der
Residence sehr altmodisch eingerichtet, aber relativ sauber. Die Putzfrau kommt einmal die
Woche und wechselt Bettlaken und Handtücher, putzt Bad und Küche und wischt nass.
Sauber war es dann aber irgendwie trotzdem nicht so richtig. War was kaputt, ging man
lediglich zur Rezeption und ein Tag später war das Problem repariert. Die einzigen Nachteile
im Garden View war der hohe Preis für die Miete (380€), das Problem, dass kein Internet
dabei war, sondern zusätzlich dazu gebucht werden musste und, dass die Waschmaschinen 6€
pro Waschgang gekostet haben. Internet-Minuten konnte man sich für relativ viel Geld an der
Rezeption kaufen – das Internet war aber nicht sehr stabil weshalb wir uns für 25€ im Monat
10GB bei vodafone gekauft haben. Dennoch war es super Pool und Fitnessstudio zu haben.
Nach zwei Monaten haben wir uns jedoch entschieden aus dem Garden View auszuziehen, da
uns die 380€ im Monat einfach zu teuer waren, vor allem weil weder Internet noch
Waschmaschine dabei war und weil wir von anderen gehört haben, dass private Wohnungen
viel moderner eingerichtet und viel billiger zu bekommen waren. Die Wohnung in der wir
jetzt wohnen haben wir über die Facebook-Seite „Accommodation in Malta“ gefunden und
war es wirklich wert! Nun zahlen wir 325€ und haben eine unglaubliche Lage in Balluta Bay
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direkt in Saint Julians, mit Meerblick (deswegen der Preis),
Dachterrasse, 10min zu Fuß nach Paceville, 25min zu Fuß an die
Uni und das beste: Wir haben freies Internet! (Nach einem Leben
im Garden View lernt man so etwas wirklich zu schätzen).
Ich kann euch auf jeden Fall empfehlen, lasst die Finger von den
Studentenwohnheimen und sucht euch von vorneherein was
Privates! Wohnungen gibt es hier zu Hauf!
Sonstiges
Generell sind die maltesischen Studenten sehr entgegenkommend, haben einen angesprochen
und mit einem gequatscht und es war somit relativ einfach Kontakte zu Einheimischen zu
knüpfen. Mein kompletter Freundeskreis bestand nur aus Maltesern, was wirklich schön war,
weil man dann wirklich einen Einblick in die Maltesische Kultur bekommen hat. Außerdem
wurde man an die nicht-touristischen Ecken Maltas geführt und der Vorteil war natürlich
auch, dass die Malteser alle ein Auto haben und wir somit des Öfteren stundenlanges
Busfahren vermieden haben. Die Sprache Maltesisch ist nicht wirklich schwer, nur etwas
komplex, dennoch habe ich in den letzten 7 Monaten schon so Einiges gelernt – ein weiterer
Vorteil mit Maltesern in Kontakt zu sein.
Des Weiteren bietet es sich an ein paar Tage vor Unibeginn nach Malta zu kommen, um
schon etwas die Insel auskundschaften zu können und natürlich ein paar Strandtage zu
genießen. Generell waren wir im Oktober und November noch im Meer, bis es dann Anfang
Dezember etwas kälter wurde. Januar und Februar und sogar noch etwas der März waren
super verregnet und kalt (was etwas blöd ist, wenn man wie wir keine Heizung in der
Wohnung hat). Sobald Ostern im April jedoch vorbei war wurden es wieder
Sommertemperaturen und die Tops und Shorts konnten wieder rausgeholt werden.
Während viele Sachen in Malta billiger sind als in Deutschland, gibt es auch Dinge wie
Kosmetikprodukte oder Sonnencreme, die weitaus teurer sind als wir es daheim kennen.
Nehmt euch deshalb auf jeden Fall einen guten Vorrat aus Deutschland mit und lasst euch
wenn ihr Besuch bekommt auch auf jeden Fall was mitbringen.
Meine größte Sorge war mein amerikanisches Englisch zu verlieren, da ich gelesen habe, dass
das Englisch der Malteser weder Amerikanisch noch Britisch ist. Jeder der sich überlegt nach
Malta zu gehen und dieselbe Sorge hat, lasst euch gesagt sein: Es gibt haufenweise Briten und
auch einige Amerikaner, die auch an der Uni Malta für ein oder zwei Semester studieren, so
dass man seinen britischen oder amerikanischen Akzent sehr einfach beibehalten und üben
kann. Ich selbst habe nun tagtäglich den amerikanischen Akzent um mich, da ich hier einen
amerikanischen Soldaten kennengelernt habe, der hier in Malta stationiert ist und sehr oft mit
ihm und seinen Freunden Ausflüge mache, so dass ich mir letztendlich gar keine Sorgen mehr
machen muss meinen Akzent zu verlieren.
Schlussendlich, habe ich mich in die kleine Insel und das maltesische Englisch mit der ganz
bestimmten Intonation verliebt, so dass ich auf jeden Fall nächstes Jahr für meinen Master in
Tourism wieder zurückkommen werde. Des Weiteren kann ich jedem nur empfehlen ein
Semester, besser noch ein komplettes akademisches Jahr, auf Malta zu verbringen, da die
Insel ein ganz besonderes Flair hat, es etwas ganz anderes als Deutschland ist, man sich
seinen Sommer etwas verlängern kann und es auf jeden Fall eine Erfahrung wert ist.
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