Pressemitteilung Die Nachricht über das klare AUS des IW8 als

Stuttgart, 16.11.2015
Pressemitteilung
Die Nachricht über das klare AUS des IW8 als Spielstätte und Produktionshaus für die freien Tanzund Theaterschaffenden hat uns nach den letzten Monaten und der 1. Lesung des Haushalts nicht
unerwartet und doch überraschend getroffen.
Die Bekenntnisse der kulturpolitischen Verantwortlichen hatten uns über den Sommer nach der
Schließung des OST – Freie Szene im Depot im Glauben des vielversprechenden Aufbruchs gelassen.
Nachdem in den letzten 10 Jahren unterschiedliche Optionen für den Standort einer Spielstätte
diskutiert und doch wieder verworfen werden mussten, schien mit dem IW 8 die realistische Option
auf eine professionelle Weiterentwicklung und profilierte Sichtbarkeit der freien Tanz- und TheaterSzene in der Stuttgarter Kulturlandschaft gegeben.
Was uns jetzt für den kommenden Doppelhaushalt 2016/17 in Aussicht gestellt wird, kommt
dagegen einer Nullrunde gleich. Und wenn wir davon ausgehen, dass vorgesehen ist, Mittel der
Projektförderung für die Aufführungsförderung einer dezentralisierten Spielpraxis der freien Szene
im öffentlichen Raum Stuttgarts umzuwidmen, so führt es de facto sogar zu einer Verschlechterung
der Situation der Freien insgesamt. Diese Absicht hätte nämlich zur Folge, dass weniger Projekt
gefördert werden können bzw. die Förderung innovativer Projekte geringer ausfallen müsste, und
zwar unabhängig davon, wo sie stattfinden. Denn eine dezentralisierte Theater- und
Aufführungspraxis verlangt den Einsatz entschieden höherer Mittel, etwa für Kommunikation,
Logistik und Technik. Für die einzelnen Projekte stehen also weniger Mittel zur Verfügung als bislang.
Dass die soziale Situation der freien Tanz- und Theaterschaffenden prekär ist, belegen nicht nur
jüngste Studien, sondern darf inzwischen als Binsenweisheit gelten. Wir haben diesen Weg gewählt,
wir wollen uns über ihn nicht beklagen.
Dennoch fragen wir uns, wie wir in naher Zukunft Richtlinien für Honoraruntergrenzen in der Freie
Szene, wie sie unlängst auf dem BuFT-Kongress (Bundeskongress freie Darstellende Künste) in
Hamburg diskutiert wurden, und die wir begrüßen, begegnen sollen, wenn nicht eine reale Erhöhung
des Projektmitteletats dazu beiträgt, eine weitere kontrollierte Selbstausbeutung zu verhindern.
Wir glauben nicht, dass den kulturpolitisch Verantwortlichen der Stadt daran gelegen ist, die
Arbeitssituation der Freien in Stuttgart zu verschlechtern, denn ihre bekundete Absicht ist ja, eine
Verbesserung herbeizuführen und auch weiterhin nach einem geeigneten Spielort für die freie Tanzund Theaterszene zu suchen. Denn was auch immer alternativ erwogen wird, eine profilierte und
qualitativ hochwertige Sichtbarkeit der freien Tanz- und Theaterschaffenden in Stuttgart mit
nationaler und internationaler Ausstrahlung bietet nur eine Spielstätte, die als Produktionshaus
verankert ist.
Wir schlagen deshalb in dieser schwierigen Situation eine Erhöhung des Projektmitteletats um
150.000 Euro vor. Dies würde ein klares Bekenntnis der Stadt Stuttgart zu ihrer freien Szene
darstellen. Und der freien Szene böte sie die Möglichkeit, nicht nur verlorene Qualitäten zurück zu
gewinnen, sondern auch, sich für den Einzug in ein künftiges Produktionshaus neu aufstellen zu
können.
Des Weiteren schlagen wir vor, die Mittel aus der Öffentlichkeitsarbeit der ehemaligen
Interimsspielstätte Treffpunkt Rotebühl zu erhöhen und (erneut) für eine befristete Planstelle
einzusetzen. Diese hätte die Aufgabe, die Suche nach einem neuen Standort für das künftige
Produktionshaus geordnet zu planen und sachkompetent zu kommunizieren.
Wir verbleiben in der Zuversicht, dass wir diesen Weg nur gemeinsam gehen können.
Die Vorstände von
Verein FTS (Freie Theater Stuttgart)
Verein PZ (Produktionszentrum Tanz & Performance)
Vereinigung der freien darstellenden Künstlerinnen und Künstler