SI 0012 I n f o r m at i o n SERVICE Nur für Fachpersonal! Seite 1/2 Druckölbefüllung an überholten Motoren P Abb. 1 - Schematische Darstellung des Ölkreislaufs © MS Motor Service International GmbH – 02/13 DE Situation: Nach einer Komplettüberholung eines Motors kann es bei der Erstinbetriebnahme mitunter sofort zu Gleitlagerschäden kommen. Das Problem liegt darin begründet, dass das Öldrucksystem noch nicht mit Öl befüllt ist. Erst wenn das Öldrucksystem mit Öl gefüllt und entlüftet ist, kann von der Ölpumpe auch Öldruck aufgebaut werden. Wird der Motor in trockenem Zustand gestartet, dauert es unter Umständen zu lange bis das Öl an die Lagerstellen gelangt. Vorallem die hoch belasteten Gleitlager der Pleuelstangen leiden unter der mangelhaften Ölversorgung. WWährend der ersten Startphase werden die Pleuellager vorwiegend mit dem bei der Montage aufgebrachten Öl geschmiert. Abhilfe: Diese Notlaufreserven sind jedoch schnell aufgebraucht und es kommt zur Schädigung der Lagerstellen durch Reibung und Überhitzung. NZudem ist es bei neuen oder überholten Motoren oftmals der Fall, dass sich der Motorstart aufgrund leerer Kraftstoffleitungen verzögert und oft, dass sich der Motorstart aufgrund von leeren Kraftstoffleitungen verzögert und oft minutenlang der Anlasser betätigt werden muss bis der Motor anspringt. Selbst bei Motorölwechseln mit Filter kann es bei bestimmten LKW-Motoren zu einer Schädigung der Gleitlager kommen, weil das neue Öl nicht schnell genug an die Lagerstellen gelangt. Um Schäden bei der Erstinbetriebnahme zu vermeiden, ist es in jedem Fall empfehlenswert, das Öldrucksystem vor dem Motorstart manuell mit Motorenöl zu befüllen. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass jegliche Luft aus dem Öldrucksystem entfernt wird und die sichere Funktion der Bauteile von Anfang an gewährleistet ist. Neben den Gleitlagerstellen profitieren auch hydraulische Kettenspanner, hydraulische Nockenwellen verstellungen, Hydrostößel und auch motorölgeschmierte Motorkomponenten wie Turbolader, Kraftstoffförderpumpen, Einspritzpumpen sowie Unterdruckpumpen von diesem Verfahren. Änderungen und Bildabweichungen vorbehalten. Zuordnung und Ersatz, siehe die jeweils gültigen Kataloge, TecDoc-CD bzw. auf TecDoc-Daten basierende Systeme. www.ms-motor-service.com MS Motor Service International GmbH · 74196 Neuenstadt · Germany SI 0012 Nur für Fachpersonal! Seite 2/2 Hinweis Dieses Verfahren wird von vielen namhaften Motorenherstellern bei der Inbetriebnahme neuer oder überholter Motoren generell vorgeschrieben. Vorgehensweise: 1. Unter Zuhilfenahme eines Druckbehälters werden mindestens 30% der normalen Motorölfüllmenge über einen Schraubanschluss am Öldrucksystem in den Motor gepumpt (Abb. 1 und 2). Als Anschlussstellen eignen sich die vom Motorenhersteller für diesen Zweck vorgesehenen Verschlussschrauben. Sind keine solchen vorhanden, kann ggf. ein Verschlussstopfen von einer Ölbohrung oder der Öldruckschalter entfernt werden, um den Anschluss zu bewerkstelligen. Abb. 3 Abb. 4 2. Nun wird solange Öl in den Motor gepumpt bis das Öl blasenfrei an den am weitesten von der Ölpumpe entfernten Ölschmierstellen austritt. Diese Stellen sind in der Regel die Kipphebellagerungen oder die Lagerstellen von oben liegenden Nockenwellen. Der eingespeiste Öldruck darf den normalerweise im Motor herrschenden Öldruck nicht überschreiten. Unregelmäßigkeiten im Ölaustritt fallen hier sofort auf. Aus einer intakten Lagerstelle werden einige wenige Öltropfen austreten (Abb. 3), während ein fehlerhaftes Lager einen weitaus größeren bzw. gar keinen Ölaustritt zeigt. Tritt im Vergleich zu den übrigen Lagerstellen an einem Lager zu viel Öl aus (Abb. 4), dann kann davon ausgegangen werden, dass das Lagerspiel zu groß ist. Mögliche Ursachen sind der Einbau von den falschen Gleitlager-Übermaßgrößen bzw. zu klein geschliffene oder verschlissene Lagerzapfen. Kein Ölaustritt hingegen deutet auf falsch herum eingesetzte Lagerschalen oder verstopfte Ölbohrungen hin. Hier muss dann in jedem Fall die Ursache beseitigt und das Aufdrückverfahren wiederholt werden. Bei Motoren mit Kolbenspritzkühlung kann zusätzlich die Funktion der Ölspritzdüsen sowie deren Spritzrichtung kontrolliert werden. 3. Weiterhin ist darauf zu achten, dass der Ölstand des Ölfüllbehälter während des Befüllens nicht auf Minimalstand absinkt, da sonst erneut Luft in das Ölsystem gelangt und der ganze Vorgang wiederholt werden muss. © MS Motor Service International GmbH – 02/13 DE Das Verfahren eignet sich auch sehr gut zur Beurteilung der vorschriftsmäßigen Überholung und des Einbaus der Kurbelwelle mit den dazu gehörenden Gleitlagern. Dazu wird – wie in den Abbildungen 3 und 4 gezeigt – während des Aufdrückens der Ölaustritt an den Kurbelwellenlagerstellen bei abgenommener Ölwanne kontrolliert. Abb. 2 www.ms-motor-service.com MS Motor Service International GmbH · 74196 Neuenstadt · Germany
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