Veranstaltungshinweise des Netzwerks Erinnerung und Zukunft in der Region Hannover November 2015 Migranten als Unternehmer: Die Ölgroßhändler Kahan in Brest, Baku, Berlin und Palästina 04.11.2015, 19 Uhr Veranstalter: Jüdische Bibliothek der Israel Jacobson Gesellschaft Hannover Ort: Synagoge „Etz Chaim“, Fuhsestr. 6, 30419 Hannover Referentin: apl. Prof. Dr. Verena Dohrn, Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin Die Inhaber der Kaukasischen Handelsgesellschaft Kahan waren Revolutionsflüchtlinge aus dem Russischen Reich. Sie kamen aus Litauen und Polen und gehörten zu denjenigen Litwaken, die sich für den religiösen Zionismus engagierten. Ihr Vermögen hatten sie mit Öl aus Baku erworben. Nach dem Ersten Weltkrieg ließen sie sich in Berlin nieder und gründeten dort die Naphta Industrie und Tankanlagen AG (Nitag). Sie machten Wilhelmshaven zum Ölhafen und entwickelten sich in den 1920er Jahren zum drittgrößten Ölimporteur in Deutschland. Reichhaltige Familienarchive geben Einblick in die Familienund Unternehmensgeschichte. Verena Dohrn, Hannover, ist Historíkerin mit den Spezialgebieten osteuropäisch-jüdische Geschichte und Kultur. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in Forschungsprojekten an den Universitäten Bremen, Göttingen, Berlin und Hannover. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Gedenkstunde zur Ehrung der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus der jüdischen Gemeinde 09.11.2015, 9.45 / 10 Uhr Veranstalter: Werner Meyer Ort: Alte Predigthalle, An der Strangriede 54,30167 Hannover Die Bundeswehr, der „Arbeitskreis Reserveoffiziere“, die „Arbeitskreise Reserveunteroffiziere“ der Garnison Hannover und die jüdische Gemeinde gestalten ein erinnerndes Gedenken. Bürgerinnen und Bürger sind willkommen. Ein Vertreter der jüdischen Gemeinde und ein Vertreter der Bundeswehr ergreifen das Wort. Es folgen eine Kranzniederlegung in der Alten Predigthalle und an der Ehrenstele und den Ehrengräbern auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede, Gedenkworte und das Legen von Gedenksteinen nach jüdischer Tradition. Männliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Zentrales Gedenken an die Pogromnacht 09.11.2015, 12 Uhr Veranstalter: Landeshauptstadt Hannover und Region Hannover Ort: Gedenkort Neue Synagoge, Rote Reihe 6, 30169 Hannover Die Novemberpogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 waren eine vom nationalsozialistischen Regime organisierte Zerstörung von Einrichtungen jüdischer Gemeinden sowie jüdischer Geschäfte und Privatwohnungen im Deutschen Reich. Die Pogrome fanden ebenfalls in Hannover statt – die Neue Synagoge wurde niedergebrannt und zerstört. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung werden Kränze niedergelegt, Schülerinnen und Schüler der Heisterbergschule erinnern mit einem eigenen Beitrag an eine verfolgte Familie in Hannover. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Filmreihe Erinnerungsbilder: Kindertransport – In eine fremde Welt R: Mark Jonathan Harris, USA 2000, 117‘ 10.11.2015, 19.30 Uhr Veranstalter: Kino im Künstlerhaus in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover – Städtische Erinnerungskultur Ort: Kino im Künstlerhaus, Sophienstraße 2, 30159 Hannover Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nimmt Großbritannien 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und Tschechien auf und bewahrt sie damit vor dem Tod im KZ, den die meisten ihrer Verwandten erleiden müssen. Die Kinder, in der Hoffnung, dass ihre Eltern bald nachkommen würden, wurden in Züge gesetzt und von fremden Familien adoptiert. (Kino.de) Der Film ist Teil des Begleitprogramms der Ausstellung „Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“, die vom 28. Oktober bis zum 18. November 2015 im Bürgersaal im Neuen Rathaus zu sehen ist. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ganz normale Massenmörder? Zur Sozialpsychologie der NS-TäterInnenschaft 11.11.2015, 18.30 Uhr Veranstalter: Ada und Theodor-Lessing Volkshochschule Hannover in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie und dem Institut für Soziologie an der Leibniz Universität Hannover Ort: Ada und Theodor Lessing-Volkshochschule, Burgstraße 14, 30159 Hannover, Saal, 1. OG Referent: Prof. Dr. Rolf Pohl, Leibniz Universität Hannover Moderation: Arzu Altug, VHS Hannover Ausgehend von der Frage, ob „etwa schlechthin alles, auch der Tod, auch der Terror, auch das Grauen, auch der Genozid dadurch `normalisiert` erscheinen [kann], dass es (…) `normal` funktioniert“ (Jürgen Link), soll der u.a. von Hannah Arendt hervorgehobenen Kluft zwischen der Monstrosität der Taten und der „Banalität“ der nationalsozialistischen Täter nachgegangen werden. Das Hauptdefizit der aktuellen NS-Täterforschung besteht in dem weitgehenden Fehlen einer Reflexion der Begriffe „Normalität“ und „Pathologie“. Diese Kritik richtet sich aber nicht nur gegen eine inflationäre Verwendung des Normalitäts-Begriffs, sondern auch gegen die Gefahr eines ungeprüften Festhaltens an Begriffen der Psychopathologie. Mit beiden Zugängen lassen sich aus sozialpsychologischer Sicht die komplexen „Produktionsregeln“ (Peter Brückner) und damit die Logik des NS-Genozids an den Juden (und anderen „Fremdvölkischen“) nicht erfassen. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Martin Luther und die Juden 12.11.2015, 19 Uhr Veranstalter: Region Hannover - Gedenkstätte Ahlem Ort: Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, 30169 Hannover Referent: Dr. Jens Gundlach Luthers religiös motivierter Antijudaismus und Antisemitismus waren keine „Ausrutscher“ des Reformators in seiner letzten Lebensphase, sondern markanter Bestandteil seiner Theologie und seiner Kirchenpolitik. Weil die Juden sich mehrheitlich weigerten, zum Christentum überzutreten, überzog er sie mit übelster Hetze und Verleumdung. Luther rief dazu auf, ihre Synagogen und Häuser zu verbrennen, sie der Zwangsarbeit zu unterwerfen und sie letztlich aus Deutschland und Europa zu vertreiben. Einen „Holocaust“ wollte Luther nicht. Aber die Nazis beriefen sich auf ihn. Dr. Jens Gundlach, bis 2003 als Redakteur bei der HAZ verantwortlich für die Themen Kirche und Gesellschaft, Theologe und Politikwissenschaftler, veröffentlichte 2010 eine Studie über den Kirchenkampf am Beispiel des hannoverschen Theologen Heinz Brunotte. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Volkstrauertag – Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft 15.11.2015, 14 Uhr Veranstalter: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. – Bezirksverband Hannover, Region Hannover und Landeshauptstadt Hannover Ort: Marktkirche Hannover Der Volkstrauertag ist kein staatlich verordneter Gedenktag, schon gar kein „Heldengedenktag“, sondern eine Einladung an die Bürgerinnen und Bürger, sich der Millionen Toten der Kriege zu erinnern. Die zentrale Gedenkstunde ist ein Zeichen gegen Krieg, Intoleranz und Gleichgültigkeit. Das Grußwort spricht Regionspräsident Hauke Jagau. Im Anschluss finden Kranzniederlegungen am HolocaustMahnmal (Opernplatz) und am Mahnmal Aegidienkirche statt. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Das Surren einer Mücke gegen das Weltrad (Theodor Lessing). Widerstand gegen den Ersten Weltkrieg. Eine szenische Collage von und mit Oskar Ansull und Bengt Kiene 15.11.2015, 15 Uhr Veranstalter: Region Hannover - Gedenkstätte Ahlem Ort: Gedenkstätte Ahlem, Heisterbergallee 10, 30453 Hannover Oskar Ansull und Bengt Kiene zeigen, dass sich überraschend früh und klar die Friedensgeister von den Kriegsgeistern schieden. Die 1914 noch kriegstrunken auf die Schlachtfelder zogen, kamen grausam um oder ernüchterten bald vor schrecklichem Irrtum. Wenige Zeitschriften, die damals nicht „umlernen“ mussten, etwa »DIE AKTION – Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst« von Franz Pfempfert, die seit 1911 ein Forum für Kriegsgegner und Pazifisten war. Ansull und Kiene machen dort gedruckte und weitere Stimmen vor dem Zeithintergrund hörbar, führen diese Rufer in einstiger Wüste wieder zusammen. So scheint buchstäblich die »Zeit in Aktion« noch einmal auf, nachvollziehbar in: Lyrik, Prosa, Glossen, Reden, Aufrufen, Anzeigen – eine Spurensuche und Spurenlese. Oskar Ansull lebt gegenwärtig in Berlin. Er veröffentlicht seit 1984 Gedichte und Prosa und ist Herausgeber und Wiederentdecker des deutsch-jüdischen Autors K.E. Franzos, C.E. Gaddas Kriegsgefangenentagebuchs 1918 und B. Tecchis Prosa. Mit Bengt Kiene begründete er in den 1990er Jahren die freie Theatergruppe „hebebühne“ in Hannover, mit und in der sie eine Reihe gemeinsamer Projekte realisiert haben, zuletzt das Programm zum Ersten Weltkrieg. Bengt Keine ist Schauspieler, Sänger und Autor. Klassische Lieder- und Chansonabende mit Werken von Tucholsky, Brecht und vor allem Georg Kreisler. Verleihung des 1. Norddeutschen Querkunst-Preises für den Georg-Kreisler-Abend „Gelächter aus dem Hinterhalt“. Er lebt in Berlin. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertages am Mahnmal für das KZAhlem 15.11.2015, 15.00 Uhr Veranstalter: „Arbeitskreis Bürger gestalten ein Mahnmal“ in Zusammenarbeit mit den evangelischen und katholischen Gemeinden aus Ahlem, Badenstedt, Davenstedt und Velber, sowie der Heisterbergschule Ahlem Ort: Mahnmal für das KZ-Ahlem, Petit-Couronne-Straße / Heisterbergallee, Verbindungsweg „Am Mahnmal“ beim Englischen Friedhof Der Gedenkgottesdienst, mit anschließender Kranzniederlegung, soll im gemeinsamen Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt ein Zeichen der Versöhnung, der Verständigung und des Friedens setzen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Finissage der Ausstellung „Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“ 18.11.2015, 18 Uhr Veranstalter: Landeshauptstadt Hannover – Städtische Erinnerungskultur Ort: Neues Rathaus, Bürgersaal, Trammplatz 2, 30159 Hannover Zum Abschluss des Ausstellungszeitraums der Ausstellung „Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“ findet in der Finissage eine Rückschau statt. Das Grußwort spricht Ingrid Wettberg von der Liberalen Jüdischen Gemeinde. Dr. Rebekka Göpfert (Berlin), die mit ihren Forschungen zu Kindertransporten das Thema mit in den Fokus der Öffentlichkeit brachte, hält einen inhaltlichen Kurzvortrag. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Hitler. Eine Biographie 19.11.2015, 19 Uhr Veranstalter: Region Hannover - Gedenkstätte Ahlem Ort: Haus der Region, Hildesheimer Straße 18, 30169 Hannover, Raum N003 Referent: Prof. Peter Longerich Tyrann, Psychopath, Vollstrecker eines rassenideologischen »Programms« – oder gar charismatischer »Führer«, dem seine Anhänger »entgegengearbeitet« haben? Peter Longerich geht in seiner neuen Biographie über die bisherigen Hitler-Deutungen hinaus: Er entwirft das Bild eines Diktators, der weit mehr und viel aktiver als bisher angenommen in die unterschiedlichsten Politikbereiche persönlich eingriff. Und dabei nicht selten überraschend flexibel handelte. Ob Außenpolitik und Kriegführung, Terror und Massenmord, Kirchenpolitik, Kulturfragen oder Alltagsleben der Deutschen – überall bestimmte Hitler, bis in Details hinein, die Politik des Regimes. Durch seine persönlichen Entscheidungen prägte er es auf eine Weise, die bislang unterschätzt wird. Konsequent zerschlug er Machtstrukturen, die ihn behinderten, und schuf stattdessen eine Führerdiktatur – in seiner schließlich fast grenzenlosen Macht war er auf die Zustimmung der Bevölkerung nicht mehr angewiesen. Diese Biographie rückt die Person Hitler und ihr Handeln in das Zentrum der Geschichte des Nationalsozialismus: Denn erst das Zusammenspiel der Kräfte, die Hitler bewegten, mit jenen, die er selbst in Bewegung setzte, lässt uns erkennen, was das »Dritte Reich« im Innersten zusammenhielt. Peter Longerich ist Professor für Neuere und neueste deutsche Geschichte und Direktor des Research Centre for the Holocaust and Twentieth-Century History am Royal Holloway College der Universität London. Von 1983 bis 1989 war er am Institut für Zeitgeschichte in München tätig. Longerich ist ein international bekannter Experte der Holocaustforschung, seine Bücher über die „Politik der Vernichtung“ (1998) und ihre Resonanz in der deutschen Bevölkerung, „Davon haben wir nichts gewusst!“ (2006), sind Standardwerke. Seine 2008 erschienene Biographie Heinrich Himmlers erfuhr in wenigen Monaten vier Auflagen. Seit 2014 ist er zudem Mitglied der Fachkommission der Gedenkstätte Ahlem und arbeitet für die Gedenkstätte an der Weiterentwicklung der Ausstellungsinhalte und bietet Schulungen im pädagogischen Bereich für Lehrkräfte in der Region Hannover an. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Stolpersteinverlegung 20.11.2015 Veranstalter: Landeshauptstadt Hannover – Fachbereich Bildung und Qualifizierung – Städtische Erinnerungskultur in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Ort: Informationen zu den Verlegeorten und dem zeitlichen Ablauf siehe Ankündigungen in der Tagespresse und www.hannover.de Gunter Demnig verlegt in Hannover erneut Stolpersteine und ergänzt damit sein wachsendes dezentrales Kunstwerk zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Stolpersteine regen inmitten des Stadtbildes eine thematische Auseinandersetzung mit den Schicksalen nationalsozialistischer Ausgrenzung und Verfolgung an. Anlässlich der Ausstellung „Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“ werden in der Eichstraße ebenfalls Stolpersteine für die Familie Herzberg verlegt. Ulrich Herzberg, Jahrgang 1927, konnte am 6.12.1938 mit einem Kindertransport in die Niederlande zunächst gerettet werden. 1943 wurde er dennoch in Westerbork interniert und in Sobibor ermordet. Das Besondere an den Stolpersteinen ist die direkte Vermittlung von Namen und biografischen Grunddaten der Verfolgten im Stadtbild von Straße, Nachbarschaft und Stadtteil. Bisher sind 302 Stolpersteine im Stadtgebiet Hannovers verlegt worden. Alle Namen, Verlegeorte und Zusatzinformationen sind zu finden über www.erinnerungskultur-hannover.de ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
© Copyright 2024 ExpyDoc