Auszug aus Handreichung zur Arbeit mit den Rahmenplänen Sekundarstufe I CHEMIE Jahrgangsstufe 8 Dieses Material wurde als Handreichung für die Arbeit mit dem Rahmenplan Chemie Sekundarstufe I von einer Autorengruppe (Peter Slaby, Marianne Sgoff, Angelika Deuser und Rainer Koch) erarbeitet und vom damaligen HeLP 1999 herausgegeben. Es enthält für die Unterrichtsgestaltung in der Jahrgangsstufe 7 (Gymnasium) bzw. 8 (Haupt- / Real- und Gesamtschule) zahlreiche Strukturierungsvorschläge und Materialien für einen kompetenzorientierten Unterricht. Für die Bereitstellung auf dem hessischen Bildungsserver wurde es überarbeitet und gekürzt sowie den gültigen Lehrplaninhalten zugeordnet. Gefahren im Umgang mit Stoffen 0 Übersicht Voraussetzungen Verbindliche Inhalte Anknüpfungsmöglichkeiten Verhalten von Stoffen Verbrennung und thermische Zersetzung chemische Reaktion als Stoffumwandlung Stoffeigenschaften Gefahrenpotentiale Aggregatzustände Kennzeichnung von Stoffeigenschaften Erkennungs- und Prüfmethoden Brennbare, giftige, ..Stoffe Kennzeichnung und Entsorgung von Gefahrstoffen Sicherheitsregeln im Umgang mit Gefahrstoffen und Geräten Stoffgemische / Trennungen Ordnungsprinzipien Verfahren zur Isolierung und Reinigung von Reinstoffen Eigenschaftskombinationen Teilchenstruktur Begriffsbildung 1 Zuordnung der verbindlichen Inhalte zu den Kategorien Alltag, Fachwissenschaft, Technologie und Umwelt 2 Gefahrenpotentiale im Umgang mit Stoffen Die Erziehung zum Sicherheitsbewusstsein ist gleichermaßen eine Zielsetzung des Rahmenplans als auch der Aufsichtsverordnung, in deren Anlage 2 dieses Anliegen konkret beschrieben ist: ...Damit Schülerinnen und Schüler geeignete Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Geräten und Stoffen kennen lernen und damit der naturwissenschaftliche Unterricht einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheits- und Umwelterziehung leisten kann, ist es notwendig, dass Schülerinnen und Schüler selbst experimentieren und dabei einen sicherheitsgerechten und verantwortungsbewussten Umgang mit Gefahrstoffen, Energiequellen, Maschinen Schaltungen etc. kennen lernen und einüben. ... Unfallverhütung und Gesundheitsschutz sind im Rahmen des Unterrichts pflichtmäßige Anliegen. Die Schülerinnen und Schüler sind ... in den zur Unfallverhütung einzuhaltenden Regelungen zu unterweisen. Über die erfolgte Unterweisung ist ein schriftlicher Vermerk anzufertigen ... Insbesondere zum sicheren Experimentieren und zum Umgang mit Gefahrstoffen enthält die Anlage 2 der Aufsichtsverordnung detaillierte Hinweise und Vorschriften. Für die Integration des verbindlichen Inhalts Rahmenplan Chemie Jahrgangsstufe 8 „Gefahrenpotentiale im Umgang mit Stoffen“ in die Schulcurricula lassen sich nun verschiedene Wege beschreiben. 1. Der systematische Weg Hier werden in einer kurzen Unterrichtseinheit die verschiedenen Gefahrenquellen und Risikomomente thematisiert. Die Klassifizierung der Gefahrstoffe kann dabei als Ausgangspunkt für die Beschreibung konkreter Gefahrensituationen im naturwissenschaftlichen Experimentalunterricht, aber auch in vielen alltäglichen Situationen zuhause und anderswo dienen. Neben den Gefahrstoffen müssen auch Gefahrenmomente aufgezeigt werden, die der Umgang mit Druckgasen, mit hohen Temperaturen, mit Elektrizität, mit scharfen und spitzen Werkzeugen und mit Glas mit sich bringt. Maßnahmen, die den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen (einschließlich Aufbewahrung und Entsorgung) gewährleisten sollen, werden nicht nur theoretisch erörtert, sondern möglichst umfassend praktisch eingeübt. Dazu gehört auch die systematische Einweisung in alle Sicherheitseinrichtungen (Not-Aus-Schalter, Gaszufuhrsperre u.ä.), in die Ausrüstung zum Brandschutz und zur Brandbekämpfung und in das Verhalten bei Unfällen oder Feueralarm. 2. Der unterrichtsparallele Weg Hierbei werden die Gefahrenmomente immer an konkrete Erlebnissituationen im laufenden Unterrichtsgeschehen geknüpft. Je nach methodischer und experimenteller Ausgestaltung der Unterrichtseinheiten ergeben sich gleich im Anfangsunterricht, aber auch ständig im fortschreitenden Chemieunterricht Situationen, an denen die Gefährlichkeit bestimmter Stoffe und die Maßnahmen zur Sicherheit thematisiert werden. Einige Beispiele: Stoffeigenschaften Aggregatzustände Verhalten von Stoffen ... beim Erhitzen ... beim Anzünden und Verbrennen Ordnungskriterien für Stoffe Charakterisierung wässriger Lösungen Kennen lernen von Stoffen, die gefährliche Dämpfe oder Gase abgeben. (gesonderte Aufbewahrung, Benutzung der Abzuganlage) Handhabung von Druckgasen, Gasdruck als Gefahrenquelle erstmaliger Verwendung des Gasbrenners als Wärmequelle (zahlreiche Gefahrenmomente), vorbeugender Brandschutz, Hilfsmittel Entstehung gefährlicher Verbrennungsprodukte, unkontrollierte heftige Reaktionsabläufe Klassifizierung nach Gefahrenpotential (z.B. brennbare, giftige, ätzende Stoffe) Gefahren im Umgang mit sauren und alkalischen Lösungen, Haut- und Augenschutz Diese Zuordnung ließe sich für zahlreiche Inhalte der später folgenden Rahmenthemen fortsetzen. Mit fortschreitendem Chemieunterricht entstehen auf diese Weise zahlreiche Erkenntnisse und Einsichten, gewonnen in der Praxis des Umgangs mit Gefahrstoffen. Allerdings müssen auch bei diesem Weg ganz am Anfang des Schuljahres wesentliche Aspekte systematisch durchgearbeitet werden. So müssen die Schülerinnen und Schüler mit der Laborordnung bzw. der Betriebsanweisung gemäß TRGS 450 vertraut gemacht werden und in die Sicherheits- und Brandschutzeinrichtungen eingewiesen werden, so wie es die rechtlichen Bestimmungen vorsehen. Zusätzlich zu diesen beiden Wegen gibt es von Zeit zu Zeit aktuelle Anlässe, die Gefahrstoffproblematik im laufenden Unterrichtsgeschehen zu thematisieren. Rundfunk, Fernsehen und Printmedien haben häufig genug Anlass, über Unglücksfälle oder katastrophale Ereignisse zu berichten, bei denen durch den Umgang mit Gefahrstoffen oder durch unkontrollierte Reaktionen Menschen zu Schaden kommen oder die Umwelt in großem Ausmaß belastet wird. Abseits jeder Neugier auf Sensationen und Katastrophenbilder wollen Schülerinnen und Schüler gerade im Chemieunterricht die Hintergründe solcher Vorkommnisse erfahren, die chemischen und technischen Details ebenso wie die möglichen Ursachen. Aus mancher Unfallmeldung lassen sich Rückschlüsse auf unsachgemäßen oder riskanten Umgang mit Gefahrstoffen, auf Fehleinschätzungen von chemischen Reaktionen oder Energiefreisetzungen ableiten, gerade dann, wenn es sich um Unglücksfälle im häuslichen Alltag handelt. In den folgenden Materialien finden sich dafür zahlreiche Beispiele. 3 Übersichtsschema Bezüge zu anderen verbindlichen Inhalten, zu anderen Themen und Unterrichtsgegenständen (in Beispielen) Verbindliche Inhalte Brennbare, giftige, ätzende und explosive Stoffe Kennzeichnung und Entsorgung von Gefahrstoffen Mögliche Verknüpfungen und Bezüge Thema Aktivitäten Kennzeichnende Stoffeigenschaften Brennbarkeit von Stoffen Zusammenstellung, Vergleich und Zuordnung (Aggregatzustände, Aufbewahrung, Verwendung für Wärme / für Licht ...) Alltags- und nutzungsbezogene Kri- Brennstoffe im Alltag terien (für Ordnungsprinzipien) Verbrennung und thermische Zersetzung als stoffliche Veränderung Verhalten von Stoffen beim Erhitzen Entflammen, Verbrennen, Zersetzung von Feststoffen mit der Gasbrenner- und Schmelzen als Erscheinungen flamme wahrnehmen und unterscheiden Kennzeichnende Stoffeigenschaften Lösen von Stoffen in Lösemitteln Untersuchung der Wasser- bzw. Benzinlöslichkeit von Feststoffen Verfahren zur Isolierung von Stoffen Destillationsverfahren (einfache Trennungsmethoden) Eindampfen zur Kristallisation Sicherheitsregeln im Umgang mit Stoffen und Geräten Kennzeichnende Stoffeigenschaften Umgang mit Benzin, Benutzung der Abzuganlage oder von Adsorbentien, Entsorgung organische Lösemittel Verwendung von Sandbad und elektr. Heizgeräten beim Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten Auftrennung von Lebensmittel- oder Herstellen, Umgehen und Entsorgen Filzstiftfarben (Papierchromaeiner Eisessig/Butanol/Wasser-Lösung tographie) Verhalten von Glas Einfache Bearbeitung von Glasrohren - beim Erhitzen und -stäben über der Gasbrennerflam- bei der Glasbearbeitung me und mit dem Glasschneider z.B. Einschmelzen von inerten Festsstoffen wie Mineralien 4 Material 1. Die Pressenotiz im Unterricht Fischsterben durch Ammoniak LAUTERBACH. Während der Reparaturarbeiten an der Kunsteisbahn in Lauterbach liefen vermutlich mehrere Liter Ammoniak aus der Kältemaschine in die nahegelegene Lauter und verursachten ein großes Fischsterben. Wie der Umweltsachbearbeiter der Lauterbacher Polizei, Schaaf, und der Vorsitzende des Angelsportvereins, Schoppach, erklärten, sei die Lauter auf einer Länge von etwa drei Kilometern biologisch tot. Verendet seien mehr als zehn Zentner Bachund Regenbogenforellen sowie sämtliche kleinen Nahrungsfische. Der materielle Schaden am Fischbestand belaufe sich nach ersten Schätzungen eines Gutachters auf mindestens 20 000 Mark. Bis der alte Zustand vor dem Ammoniakunfall wiederhergestellt sei, seien mindestens sechs Jahre und viele Arbeitsstunden von Mitgliedern des Lauterbacher Angelsportvereins notwendig. Bsp. Unfall mit Gefahrstoffen Leitfragen zur Analyse des Geschehens: • Was ist passiert? • Welche Personen waren am Unfallgeschehen beteiligt? • Welche Gefahrstoffe waren beteiligt? • Welche Bedeutung hat dieser Gefahrstoff im Alltag, in der Industrie? • Worin liegen die konkreten Ursachen? • Welche Bereiche (menschliche Gesundheit, Gewässer, Boden, Luft ...) wurden durch die Geschehnisse beeinträchtigt? • Welches Ausmaß hat der Schaden (Folgeschäden, Kosten)? • Welche Gegenmaßnahmen zur Beseitigung bzw. Abminderung der Folgen wurden ergriffen? • Wie verhalten sich Behörden und evtl. beteiligte Firmen? Warnung vor Quecksilber HAMBURG, 10. Dezember (Reuter). Die Hamburger Baubehörde warnte dringend davor, Knopfzellen (Mini-Batterien) in den Hausmüll zu werfen. Knopfzellen sind die winzigen Batterien, die fiir Armbanduhren, Feuerzeuge, Filmkameras und Herzschrittmacher verwendet werden und unter anderem Quecksilber enthalten, wie ein Sprecher der für die Müllabfuhr zuständigen Behörde am Dienstag mitteilte. Bei der Aufbereitung oder Verbrennung des Mülls wird das Quecksilber frei und verdampft sehr schnell. Wenn allein jeder der 1,68 Millionen Hamburger eine dieser winzigen Batterien im Jahr wegwerfe, werde die Luft bereits mit einer Tonne des giftigen Schwermetalls belastet, sagte der Sprecher. Er wies darauf hin, dass die Hersteller und Importeure der Knopfzellen bereit seien, diese Batterien beim Austausch zurückzunehmen. Bsp. Aktuelle Verbraucherhinweise Leitfragen: • Was ist der Anlass für diesen Verbraucherhinweis? • Um welchen Gefahrstoff geht es? • Welche Risiken gehen von diesem Gefahrstoff aus? • Welche Bedeutung hat dieser Gefahrstoff im Alltag, in der Industrie? • Welcher Belastungspfad für Mensch und Umwelt wird hier aufgezeigt? Sicherheitsrelevante Kenndaten: Ammoniak-Lsg., R: 34-37 Verursacht Verätzungen. Reizt die Atmungsorgane. konz. S: 7-26-45 NH3 in aqua Behälter dicht geschlossen halten. Bei Berührung mit den WassergefährAugen gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultiedungsklasse: 2 ren. Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt zuziehen (wenn möglich, das Etikett vorzeigen). R: 23-33 Quecksilber Gesundheitsschädlich beim Verschlucken. Gefahr kumulaHg tiver Wirkungen. WassergefährS: 1/2-7-45 dungsklasse: 3 Unter Verschluss und für Kinder unzugänglich aufbewahren. Behälter dicht geschlossen halten. Maßnahmen gegen elektrostatische Aufladungen treffen. 2. Pressenotizen (Sammlung) Chlorgaswolke im Ruhrgebiet DORSTEN, 17. April (apa). Eine giftige Chlorgaswolke zog am Mittwoch über das nördliche Ruhrgebiet im Raum Marl/Dorsten in Richtung Wesel und beunruhigte Bevölkerung wie Kommunalverwaltungen. Besonders in der Stadt Dorsten klagten Kinder über Brechreiz und Augentränen. Eine Berufs- und eine Grundschule wurden vorsichtshalber geschlossen, in weiteren Schulen traf man Vorsichtsmaßnahmen. Infolge eines Pumpendefekts war am Morgen das Chlorgas aus einem Betrieb der Chemischen Werke Hüls AG (CWH) in Marl ausgetreten. Ein Werkssprecher bezeichnete die entwichene Menge des giftigen Gases als relativ gering, da die undichte Leitung nach acht Minuten habe abgesperrt werden können. Sofort vorgenommene Messungen hätten keine gefährliche Konzentration des Gases in der Luft gegeben. Zwei Betriebsangehörige erlitten mittelschwere Reizungen durch Gasinhalation, die jedoch keine stationäre Behandlung erforderten. * Tanklaster kippte um KELHEIM, 6. Dezember (AP). Ein Tanklastzug mit 15 000 Litern Dieselöl ist am Samstag auf der Bundesstraße 299 in Siegenburg im Landkreis Kelheim verunglückt. Die bayerische Landespolizei teilte mit, die Zugmaschine sei aus ungeklärter Ursache auf das Bankett geraten. Daraufhin sei der Anhänger umgekippt. Einer der drei Tanks sei geplatzt. 2000 Liter Öl seien ausgelaufen und im Erdreich versickert. Die Bundesstraße wurde für den ganzen Tag total gesperrt. * Gasexplosion zerstörte Häuser WARENDORF, 11. Oktober (dpa). Drei alte Häuser in der Innenstadt von Warendorf im Münsterland sind am Freitag durch eine Gasexplosion schwer beschädigt worden. Von den Bewohnern der Gebäude mussten drei mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Nach Auskunft der Polizei war in den Morgenstunden Gas aus einer offenbar undichten Leitung in einem Geschäftshaus ausgeströmt und hatte sich schlagartig entzündet. Das Feuer vernichtete das Gebäude bis auf die Umfassungsmauern. Zwei benachbarte Altbauten wurden schwer beschädigt. Eine Druckwelle zertrümmerte Fensterscheiben im Umkreis von gut 100 Metern. Der Sachschaden wird auf eine Million Mark geschätzt. * FR ‘79 * Explosion beim Chemie-Spiel HAMBURG, 7. September (Reuter). Ein Spiel mit Chemikalien endete am Donnerstagabend in Hamburg mit einer Explosion, die einen zwölfjährigen Jungen tötete und seine zwei Kameraden schwer verletzte. Nach Angaben eines Polizeisprechers befanden sich der 13jährige Bruder des Getöteten und ein zweiter Zwölfjähriger aus der Nachbarschaft am Freitag nicht mehr in Lebensgefahr, wurden jedoch weiter auf der Intensivstation behandelt. Dem Nachbarsjungen hatte die Explosion Teile einer Hand abgerissen. In dem blutverschmierten Kellerraum fanden Sprengmeister der Polizei einen Chemie-Übungskasten, dessen Inhalt nach ihrer Auffassung jedoch nicht zur Herstellung eines Explosivstoffes verwendet werden konnte. Welche Chemikalien die Kinder verwendet hatten, war zunächst nicht eindeutig zu klären. * Mit Sprengstoff hantiert HECHINGEN, 18. September (dpa). Beim Experimentieren mit Sprengstoff sind bei einer Explosion am Samstagnachmittag in Hechingen-Frommern (Zollernalbkreis) ein 18jähriger Junge getötet und seine fünf Freunde zum Teil schwer verletzt worden. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Sonntag mitteilten, hatten sich die sechs im Alter zwischen 13 und 16 Jahren durch getrennte Einkäufe die Bestandteile für eine Sprengstoffmischung besorgt und seit Tagen experimentiert. Wegen unsachgemäßer und gefährlicher Handhabung des Gemisches kam es zu der zu diesem Zeitpunkt nicht geplanten Explosion. * Giftunfall in der Chemiestunde: Keine Verletzten ERFURT • Mit einem Schrecken endete eine Chemiestunde am Erfurter Heinrich-Mann-Gymnasium vorzeitig. In der Verbindung von Bromwasser und Sauerstoff war hochgiftiges Gas entstanden. Eine 50-Milliliter-Flasche mit Bromwasser war versehentlich von einem Versuchswagen gefallen und zerbrochen. Wie die Polizei gestern mitteilte, seien die 26 Schüler und der Lehrer vorbeugend zur Untersuchung in ein Erfurter Krankenhaus gebracht worden. Die 500 Schüler des Gymnasiums wurden für kurze Zeit evakuiert. Es gab jedoch keine Verletzten. Die Flüssigkeit wurde von der Erfurter Feuerwehr gebunden und entsorgt. (dpa) * 3. Unfälle mit unterschiedlichen Gefahrenmomenten Frau an giftigen Dämpfen erstickt BAD HERSFELD. Die Vermischung zweier handelsüblicher Sanitärreiniger hat einer 48jährigen Hausfrau aus Philippsthal (Kreis Hersfeld-Rotenburg) das Leben gekostet. Die Frau starb nach Mitteilung der Polizei vom Freitag an den Chlordämpfen, die sich bei der Säuberung des Badezimmers mit der Reinigermischung entwickelten. Die Kripo nahm diesen Fall zum Anlass, die Benutzer solcher Reinigungsmittel auf die aufgedruckten Hinweise und Gebrauchsanweisungen aufmerksam zu machen. FR ‘88 * Chemikalie verletzte Menschen BREMEN, 4. September (AP). Drei Menschen sind am Wochenende schwer verletzt worden, nachdem auf der Autobahn Münster - Bremen in Höhe der Raststätte Wildeshausen ein mit Chemikalien beladener Lastzug umkippte. Nach Angaben der Polizei in Delmenhorst wurden größere Mengen des Pulvers Preventol frei, ein Schwefelsäurediamid, das zur Farbenherstellung verwendet wird und in Verbindung mit Wasser ätzend wirkt. Der aus Reinfeld bei Lübeck stammende Lastwagen hatte insgesamt 20,8 Tonnen Chemikalien geladen, wobei zunächst nicht feststand, wie groß der Anteil an Preventol war. Die Autobahn musste für sechs Stunden voll und für dreizehneinhalb Stunden in Richtung Bremen gesperrt werden. FR ‘87 * Stickstoff im Dynamit-Schiff LONDON, 15. März (dpa). Der dänische Frachter „Hornestrand" mit 400 Tonnen Dynamit an Bord ist am Wochenende mit Stickstoff vollgepumpt worden, um die Gefahr einer Explosion endgültig zu bannen. Die „Hornestrand" war vor zehn Tagen in unmittelbarer Nähe der Hauptschifffahrtslinie durch den Ärmelkanal in Brand geraten und von ihrer Mannschaft verlassen worden. Der Frachter wurde dann vor die Küste Cornwalls geschleppt, wo ein Bergungsunternehmen seitdem versuchte, den Schwelbrand an Bord zu bekämpfen. Der Stickstoff soll für 72 Stunden im Schiff bleiben, bis neue Infrarot Untersuchungen angestellt werden, um eine mögliche Gefährdung ein für allemal auszuschließen. FR ‘79 * Waschmaschine wurde Bombe CLERMONT-FERRAND, 27. April (Reuter). Bei dem Versuch, einen Fleck aus seiner Kleidung zu waschen, hat am Sonntag ein Mann im französischen Clermont-Ferrand sein Wohnhaus zerstört Nach Angaben der Polizei benutzte der Mann statt eines üblichen Waschpulvers Reinigungsbenzin in seiner Waschmaschine. Durch einen Funken wurde der ungewöhnliche Waschakt jäh unterbrochen: bei der Explosion des Benzins sei das Erdgeschoss des Hauses zerstört worden, hieß es im Polizeibericht. Der Mann und zwei weitere Hausbewohner blieben bei der Explosion unverletzt. FR ‘85 * 1300 Liter Essigsäure im Boden versickert NEU ISENBURG, 3.Oktober. Eine „Entsorgung" besonderer Art praktizierten Mitarbeiter eines Darmstädter Fuhrunternehmens im Industriegebiet von Neu-Isenburg (Kreis Offenbach): Sie zerschlugen am Dienstagnachmittag 36 Kunststoffkanister, wobei 1300 Liter 70prozentige Essigsäure in den Boden versickerten. Den bisherigen Ermittlungen zufolge hatte eine Tiefbaufirma, die im Februar geschlossen worden war, einen Darmstädter Fuhrunternehmer mit der Beseitigung der auf dem Gelände zurückgebliebenen Chemikalien beauftragt. Zeugen berichteten nach Angaben der Behörden, dass zwei Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens die Essigsäurekanister einfach zerschlugen und die Flüssigkeit in den Boden laufen ließen. Von der durch die Essigsäure ausgehenden starken Geruchsbelästigung waren Angestellte eines benachbarten Autohauses betroffen. Vier der Bediensteten mussten wegen Reizung der Atemwege behandelt werden. 4. Was sind Gefahrstoffe? Astérix et Cléopatre 1965 bei Dargaud ; Deutsche Erstauflage des Buches 1969 bei Ehapa Wann wird ein Stoff zum Gefahrstoff? Gift - Synonym für lebensbedrohliche Gefahr durch Stoffe, die über die Nahrung, die Atemluft oder über die Haut in unseren Körper eindringen. Die Umgangssprache hat diesen Begriff viel früAlle Dinge sind Gift und her besetzt als die Naturwissenschaftler. Wer sich aber heute ernsthaft mit den schädlichen Wirkunnichts ist ohn’ Gift; gen von Stoffen beschäftigt, benötigt bald die nur die Dosis macht, breitere Begriffspalette, wie sie von Chemikern dass ein Ding kein Gift und Biologen, von Toxikologen und Ökologen verwendet wird. ist. Und nicht allein der Mensch, sondern auch alle Paracelsus ( 1493 - 1541 ) anderen Organismen, ja selbst die Sphären Wasser, Boden und Luft unseres Ökosystems Erde werden heute selbstverständlich in die Betrachtung von stofflichen Schadwirkungen einbezogen. Im Begriffsraster der EU-Richtlinien und der Verordnungen des Bundesgesetzgebers steht der Begriff giftig innerhalb einer Abstufung sehr giftig - giftig - gesundheitsschädlich, die - dem Gedanken Paracelsus’ folgend - in Abhängigkeit von der tödlichen Dosis vorgenommen wurde. Neben der direkten tödlichen Wirkung werden auch irreversible nichtletale Wirkungen (z.B. allergieauslösende) und andere schwerwiegende Gesundheitsschäden im Rahmen dieses Begriffsrasters berücksichtigt, insbesondere die krebserzeugende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Wirkung von Stoffen. Wenn chemische Substanzen die Haut bzw. die Schleimhaut des Menschen angreift, verändert und Schäden hervorruft, spricht man von reizender bzw. in gravierender Form von ätzender Wirkung. Das Gefahrensymbol hierfür deutet auch an, daß auch andere „Materialien“ durch Einwirken ätzender Stoffe verändert oder zerstört werden können. Neben der Giftigkeit, der Ätz- und Reizwirkung können zahlreiche andere Risikomomente, die sich aus den chemisch-physikalischen Eigenschaften, besonders aus dem Reaktionsbestreben ableiten, einen Stoff zum Gefahrstoff machen. Explosionsgefährliche, hoch- und leichtentzündliche sowie brandfördernde Stoffe gehören zu dieser Gruppe. Material 2: Klassifizierung von Gefahrstoffen nach den rechtlichen Bestimmungen (EU-Richtlinie und Gefahrstoffverordnung) 1.Stoffe mit gefährlichen physikalisch-chemischen Eigenschaften: hochentzündlich Diethylether, Acetaldehyd, n-Butan, 1-Buten, Wasserstoff, Propan, Schwefelwasserstoff, Chlormethan, Ethan, Ethen, Acetylen, Kohlenstoffmonooxid, Methan, Methylformiat leichtentzündlich Aceton, Aluminiumcarbid, Barium, Benzin, Benzol, tert.Butanol, Cyclohexan, Ethanol, Ethylacetat, n-Hexan, Kalium, Magnesium, Methanol, Natrium, Petrolether, Phosphor, 1Propanol, Toluol brandfördernd Ammoniumnitrat, Bariumchlorat, Bariumperoxid, Calciumhypochlorit, Calciumnitrat, Chrom(VI)-oxid, Cumolhydroperoxid, Eisen(III)-nitrat, Kaliumnitrat, Kaliumpermanganat, konz. Salpetersäure explosionsgefährlich Ammoniumdichromat, Benzoylperoxid, Blei(II)-azid, 2,4-Dinitrophenylhydrazin, 1,3,5Trinitrobenzol, Nitrocellulose, Pikrinsäure, Quecksilber(II)-fulminat (Knallquecksilber), Trinitro-m-kresol 2. Stoffe mit akuter letaler Wirkung, wobei die Stoffe durch Verschlucken, durch Einatmen oder über die Haut in den Körper gelangen können sehr giftig Arsen(III)-oxid, Brom, Fluorwasserstoffsäure, Kaliumcyanid, MILLONs Reagenz, Nitrobenzol, weißer Phosphor, Quecksilber(II)-chlorid, Stickstoffmonooxid, Thallium, Schwefelwasserstoff giftig Acetonitril, Anilin, Arsen, Benzin, 1,4-Benzochinon, Bromoform, Chloralhydrat, Chloressigsäure, Chrom(VI)-oxid, N,N-Dimethylformamid, Diphenylamin, Iodethan, Kaliumfluorid, Methanol gesundheitsschädlich Acetylsalicylsäure, Ammoniumchlorid, Azobenzol, Bariumcarbonat, Benzaldehyd, Cadmium, Chrom(III)-chlorid, Cyclohexanon, LCystein, 1,3-Dichlorbenzol, Dimethylglyoxim, 1-Hexanol, Hydrochinon (alt: mindergiftig) 3. Stoffe, die irreversible nichtletale Wirkungen nach einmaliger Exposition hervorrufen Acetamid, Anilin, Dinitrobenzole, 1,4Sehr giftig, giftig oder gesundheitsschäd- Dioxan, Iodmethan, Nickelcarbonat, Kristallviolett, Phenylhydrazin, Thioharnstoff, lich mit R39, R40 Chlormethan, 1,1,2,2-Tetrachlorethan, Cadmiumfluorid, Cadmiumiodid, 1Nitronaphthalin R39: Ernste Gefahr irreversiblen Schadens. R40: Irreversibler Schaden möglich. 4. Stoffe, die nach wiederholter oder längerer Exposition schwerwiegende Wirkungen hervorrufen giftig oder gesundheits- Anilin, n-Hexan, iso-Hexan, Mangan, Man- R48: gan(II)-chlorid, Molybdän(VI)-oxid, Queck- Gefahr ernster schädlich mit R48 Gesundheitsschäsilber(II)-chlorid, Schwefelkohlenstoff, Cadmiumsulfid, Chlormethan, den bei längerer Exposition. 5. Stoffe, die ätzende oder reizende Wirkungen einschl. schwerer Augenschäden hervorrufen ätzend Adipinsäuredichlorid, Aluminiumchlorid, Ameisensäure, Ammoniak-Lsg., Benzoylchlorid, Buttersäure, Calciumhydroxid, Calciumoxid, Essigsäure, FEHLING-II-Lsg., Kalilauge, Milchsäure, Natronlauge reizend essigsaure Tonerde, Brenztraubensäure, Brombenzol, Calciumchlorid, Dibutylether, Eriochromschwarz T, Kaliumdisulfit, Kalkwasser, Menthol, Natriumcarbonat, Natriumsulfit, Phthalsäure, verd. Salzsäure 6. Stoffe, die sensibilisierende Wirkungen hervorrufen mit R42, R43 Ammoniumchromat, Ammoniumperoxodisulfat, Anthracen, Benzoylperoxid, Cobalt, Formaldehyd-Lsg., Hexamethylentetramin, Hydrazin-Monohydrat, Kaliumchromat, Nickel(II)-chlorid, Paraformaldehyd R42: Sensibilisierung durch Einatmen möglich. R43: Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich. 7. Stoffe, die krebserzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Wirkungen hervorrufen krebserzeugend Kat. 1 oder 2 mit R45, R49 krebserzeugend Kat. 3 mit R40 erbgutverändernd Acrylamid, Acrylnitril, 4-Aminoazobenzol, Benzol, R45: Cadmiumacetat, 1,2-Dibromethan, Kaliumbromat, Kann Krebs erzeugen. R49: Zinkchromat, o-Anisidin Kann Krebs erzeugen beim Einatmen. Acetamid, Antimon(III)-oxid, Dichlormethan, Acetaldehyd, Nickel-Pulver, Nickel(II)-sulfat, Thioharnstoff, Cadmiumsulfid Ethylenoxid, Hexamethylphosphorsäuretriamid 4,6-Dinitro-o-kresol zungsfähigkeit beeinträchtigen. Schwefelkohlenstoff wicklung) Kat. 1 oder 2 mit R61 fortpflanzungsgefährdend (Ent- R62: Kann möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. (Fruchtbarkeit) Kat. 3 mit R62 fortpflanzungsgefährdend (Ent- R40: Blei(II)-acetat, Ethylglykol, 2-Ethoxyethylacetat, 2- R60: Kann die FortpflanMethoxyethanol (Fruchtbarkeit) Kat. 1 oder 2 mit R60 fortpflanzungsgefährdend R46: Irreversibler Schaden möglich. Kat. 3 mit R40 fortpflanzungsgefährdend Irreversibler Schaden möglich. Kann vererbbare Schäden verursachen. Kat. 1 oder 2 mit R46 erbgutverändernd R40: Blei(II)-acetat, Bleichlorid, bas. Bleicarbonat, Blei- R61: Kann das Kind im Mutnitrat, Bleioxide, Bleisulfat, Bleisulfid, terleib schädigen. N,N-Dimethylformamid, 2-Methoxyethanol Schwefelkohlenstoff R63: Kann das Kind im Mutterleib möglicherweise schädigen. wicklung) Kat. 3 mit R63 8. Stoffe mit bestimmten Auswirkungen auf die Umwelt umweltgefährlich Tetrachlorkohlenstoff, 1,1,1-Trichlorethan, 2,4,5Trichlorphenol
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