Wasserwirtschaftliche Berechnungen Inhaltsverzeichnis 1 Berechnungsgrundlagen 2 1.1 1.2 1.3 Verwendete Daten und Unterlagen Einzugsgebiet und Abflüsse Ausgangswasserstand in der Ochtum 2 3 6 2 2D-Hydraulikmodell 7 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Untersuchungsraum Modellgeometrie Rauheitsbeiwerte Angesetzte Steuerung der Wehrklappe am Gut Varrel Durchgeführte Berechnungen 7 9 10 10 11 3 Bemessung des Umfluters mit Sohlengleite am Gut Varrel 12 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.3 Beschreibung der Gerinnegeometrie Nachweis der Gerinnegeometrie nach ökologischen Vorgaben Wasserstände Strömungsgeschwindigkeiten Sohlensicherung Umfluter/Sohlengleite 12 12 13 16 19 4 Bemessung der Bauwerke am Moordeicher Wasserzug 21 4.1 4.2 Schöpfwerk Moordeicher Wasserzug Hochwasserabschlag Moordeicher Wasserzug 21 21 5 Bemessung der Bauwerke an der Varreler Graft 23 5.1 5.2 Schöpfwerk Varreler Graft Hochwasserabschlag Varreler Graft 23 23 6 Bemessung der Deichhöhen 26 Tabellenverzeichnis Tabelle 1-1: Tabelle 2-1: Abflüsse am Pegel Kirchseelte und am Umfluter Angesetzte Rauheitswerte 5 10 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1-1: Abbildung 1-2: Abbildung 2-1: Abbildung 3-1: Abbildung 3-2: Abbildung 3-3: Abbildung 3-4: Abbildung 3-5: Abbildung 3-6: Einzugsgebiet der Varreler Bäke Abflüsse im Einzugsgebiet der Varreler Bäke (HQ100) Untersuchungsraum 2D-Hydraulik mit Gewässerstrecken Wasserstände auf der Sohlengleite bei Q30/MQ/HQ100 Wassertiefe im Bereich der Sohlengleite (Q30) Wassertiefe im Bereich der Sohlengleite (MQ) Strömungsgeschwindigkeiten in Varreler Bäke und Sohlengleite (Q30) Strömungsgeschwindigkeiten in Varreler Bäke und Sohlengleite (MQ) Bemessung der Steinstabilität nach PALT & DITTRICH 3 4 8 13 14 15 17 18 19 G:\5088\5088 A\Texte\Erläuterungen\2015-05-05 Abgabe Entwurfs- und Genehmigungsplanung\2015-05-05 Wasserwirtschaftliche Berechnungen.docx www.idn-consult.de 1 Berechnungsgrundlagen 1.1 Verwendete Daten und Unterlagen Für die wasserwirtschaftlichen Berechnungen wurden folgende Grundlagen herangezogen: • Daten und Unterlagen zur Berechnung der Überschwemmungsgebiete des Klosterbaches/Varreler Bäke, des Moordeicher Wasserzuges und der Varreler Graft, aufgestellt von der IDN Ingenieur-Dienst-Nord Dr. Lange - Dr. Anselm GmbH (November 2007), zur Verwendung freigegeben vom NLWKN, Betriebsstelle Sulingen • Daten und Unterlagen zur Berechnung der ÜSG des Klosterbaches/Varreler Bäke, des Moordeicher Wasserzuges und der Varreler Graft - ohne Berücksichtigung von Verwallungen nördlich der Moordeicher Landstraße, aufgestellt von der IDN Ingenieur-Dienst-Nord Dr. Lange - Dr. Anselm GmbH (März 2010), zur Verwendung freigegeben vom NLWKN, Betriebsstelle Sulingen • Vermessungsdaten im Vorlandbereich der Varreler Bäke, aufgenommen vom Vermessungsbüro Ehrhorn, 06/2011 • Wasserstände am Pegel Kirchseelte von 1972 bis 2001, zur Verfügung gestellt vom NLWKN, Betriebsstelle Brake, November 2012 2/26 www.idn-consult.de 1.2 Einzugsgebiet und Abflüsse Einzugsgebiet Das Einzugsgebiet der Varreler Bäke ist insgesamt rd. 217 km² groß und setzt sich aus den folgenden Teileinzugsgebieten zusammen: • Varreler Bäke (121,19 km²), • Moordeicher Wasserzug und Braunwasser von Blocken (5,65 km²), • Varreler Graft (13,43 km²) und • Pultern (77,04 km²) Der Bereich der Hochwasserschutzplanungen ist maßgeblich vom Einzugsgebiet der oberstromigen Varreler Bäke beeinflusst. Oberhalb des Planungsraumes liegt der Pegel Kirchseelte an der Varreler Bäke. Das Einzugsgebiet des Pegels beträgt 108 km². Die Teileinzugsgebiete, der Pegel Kirchseelte und der Planungsraum sind in Abbildung 1-1 dargestellt. Abbildung 1-1: Einzugsgebiet der Varreler Bäke 3/26 www.idn-consult.de Hochwasserabfluss (HQ100 ) Beim extremen Hochwasser von 1998 ist der Pegel ausgefallen. Seitens des NLWKN - Betriebsstelle Brake - wurde das Hochwasser von 1998 anhand von einzelnen Kontrollmessungen am Pegel Kirchseelte sowie der Ganglinie des benachbarten Delme-Pegels Holzkamp ausgewertet. Für das Oktoberhochwasser von 1998 wurde demnach ein Spitzenabfluss von 27,6 m³/s am Pegel Kirchseelte ermittelt. Anhand einer statistischen Auswertung des NLWKN - Betriebsstelle Sulingen wurde unter Berücksichtigung der Abflussjahre 1970 bis 1998 ein 100-jährlicher Hochwasserabfluss von ca. 27,2 m³/s ermittelt. In Abstimmung mit den beteiligten Fachbehörden wurde vereinbart, das etwas höhere Oktoberhochwasser 1998 als Bemessungshochwasser anzusetzen. Zu Beginn der Planungen an der Varreler Bäke wurden durch den IDN ein Flussgebietsmodell für das gesamte Einzugsgebiet aufgestellt und die HQ100Abflüsse für die einzelnen Gewässer berechnet (siehe Abbildung 1-2). Die mit dem Flussgebietsmodell ermittelten Abflüsse wurden in den frühen Planungsphasen für den Hochwasserschutz sowie für die ÜSG-Ermittlungen verwendet. Für die hiermit vorgelegten hydraulischen Berechnungen wurden die HQ100Abflüsse ebenfalls aus dem Flussgebietsmodell entnommen. 35 Varreler Bäke 30 Moordeicher Wasserzug Braunwasser von Blocken 25 Abfluss [m³/s] Varreler Graft Pultern 20 15 10 5 0 0 Abbildung 1-2: 12 24 36 48 Zeit [h] 60 72 84 96 Abflüsse im Einzugsgebiet der Varreler Bäke (HQ100) 4/26 www.idn-consult.de Die dargestellten Zuflüsse aus dem Flussgebietsmodell betragen für den Oberlauf der Varreler Bäke 29 m³/s, für das Gewässer Pultern 10,5 m³/s, für den Moordeicher Wasserzug mit dem Braunwasser von Blocken 0,7 m³/s und für die Varreler Graft 2,4 m³/s. Die HQ100-Abflüsse wurden instationär im Berechnungsmodell angesetzt. Mittel- und Niedrigwasserabfluss Für die Berechnungen der Sohlengleite wurden der Mittelwasserabfluss (MQ) und der Abfluss, der an höchstens 30 Tagen pro Jahr unterschritten wird (Q30), herangezogen. Zur Ermittlung der relevanten Abflüsse wurde der Pegel Kirchseelte herangezogen. Das Einzugsgebiet im Bereich des Umfluters ist mit 118,95 km³ gegenüber dem Einzugsgebiet am Pegel Kirchsselte (108,0 km²) um den Faktor 1,1 höher. Dieser Faktor wurde für die verwendetet Abflüsse entsprechend angesetzt. Eine statistische Analyse hat für den Pegel Kirchseelte die in Tabelle 1-1 aufgeführten Abflusswerte ergeben. Tabelle 1-1: Abflüsse am Pegel Kirchseelte und am Umfluter Q30 2011 Q30 1972/2011 NQ 2011 MQ 2011 MQ 1972/2011 Kirchseelte 0,42 m³/s 0,38 0,36 0,83 0,92 m³/s m³/s m³/s m³/s Einlaufbereich Umfluter 0,46 m³/s 0,42 0,39 0,91 1,01 m³/s m³/s m³/s m³/s Gewählt 0,45 m³/s 0,95 m³/s Für die Berechnungen der Mittel- und Niedrigwasserszenarien an der Sohlengleite wurden die Abflüsse Q30 = 0,45 m³/s sowie MQ = 0,95 m³/s stationär angesetzt. 5/26 www.idn-consult.de 1.3 Ausgangswasserstand in der Ochtum An der Mündung der Varreler Bäke in die Ochtum stellen sich in Abhängigkeit des jeweiligen Abflussereignisses unterschiedliche hydraulische Randbedingungen ein. HQ100 Bei seltenen Hochwasserereignissen können Rückstaueffekte aus der Ochtum in den Unterlauf der Varreler Bäke auftreten. Die Stärke des Rückstaus hängt davon ab, ob und wie sich die Hochwasserwellen in der Varreler Bäke und der Ochtum mit einem Hochwasserereignis in der Weser bzw. einem Verschließen des Ochtumsperrwerkes überlagern. Für den anzusetzenden Ausgangswasserstand an der Mündung der Varreler Bäke sind zu der Überlagerung der Ereignisse Annahmen zu treffen. Für die vorliegenden hydraulischen Berechnungen wurde die Annahme aus den ÜSG-Berechnungen der Varreler Bäke aus den Jahren 2007 bzw.2010 übernommen. Der Wasserstand an der Mündung in die Ochtum wurde hier mit 3,5 m ü. NN festgelegt. Die Ergebnisse der aktuellen Berechnungen für das ÜSG Ochtum wurden dem IDN im Jahr 2013 vom NLWKN Sulingen zur Verfügung gestellt. Der Ausgangswasserstand der Varreler Bäke an der Mündung bei HQ100 beträgt auf Grundlage dieser Ergebnisse 3,25 m ü. NN. Eine zur Kontrolle durchgeführte Berechnung hat ergeben, dass sich durch diesen veränderten Ausgangswasserspiegel keine Änderungen des Bemessungswasserstandes (HW 100) im Planungsraum ergeben. Q30, MQ, HQ1 Bei Abflüssen bis zu einem einjährlichen Hochwasser sind keine Rückstaueinflüsse aus der Ochtum in die Varreler Bäke zu erwarten. Bei der Berechnung dieser Abflussszenarien wird als untere Randbedingung ein Normalabfluss angesetzt. 6/26 www.idn-consult.de 2 2D-Hydraulikmodell 2.1 Untersuchungsraum In der bestehenden Situation erfolgen bei Hochwasserereignissen Überläufe vom Klosterbach/Varreler Bäke zu den umliegenden Gewässern (Braunwasser von Blocken, Moordeicher Wasserzug und Varreler Graft). Für die hydraulische Berechnung des ÜSG wurde daher im Auftrag des NLWKN, Betriebsstelle Sulingen, ein 2D-Hydraulikmodell des gesamten Gewässersystems aufgebaut. In diesem Modell sind der Klosterbach/Varreler Bäke von Groß Mackenstedt bis zu Mündung in die Ochtum sowie weitläufige Vorlandbereiche und die oben genannten Nebengewässer abgebildet. Die hydraulischen Berechnungen der geplanten Maßnahmen wurden auf Grundlage des ÜSG-Modells durchgeführt. Der Modellbereich entspricht dem des ÜSG (Abbildung 2-1). 7/26 www.idn-consult.de Mündung der Varreler Bäke in die Ochtum Zulauf Pultern Zulauf Varreler Graft Zulauf Moordeicher Wasserzug Zulauf Braunwasser von Blocken Zulauf Varreler Bäke Abbildung 2-1: Untersuchungsraum 2D-Hydraulik mit Gewässerstrecken 8/26 www.idn-consult.de 2.2 Modellgeometrie Bestand Das Hydraulikmodell zur Berechnung der geplanten Maßnahmen basiert auf den Modellen zur ÜSG-Berechnung der Varreler Bäke (Stand November 2007) und der Vergleichsrechnung des ÜSG "ohne Verwallungen" (Stand März 2010). Im Zuge der Hochwasserschutzplanungen wurden weitere Vermessungsdaten erhoben, die zur Verfeinerung des Hydraulikmodelles herangezogen wurden. Das verfeinerte Bestandsmodell stellt den Referenzzustand für die Planungen dar (Bestand). Hinweis: Die aufgelaufenen Vermessungsdaten wurden parallel zu den Hochwasserschutzplanungen auch vom NLWKN Sulingen für eine Überarbeitung des ÜSG herangezogen. Diese Überarbeitung ist derzeit in Arbeit und basiert auf der geleichen Modellgrundlage wie der hier zugrunde gelegte Referenzzustand "Bestand". Planung Im Zuge der Bauwerksbemessung wurde das Bestandsmodell iterativ an die jeweiligen Planungsstadien angepasst. Mit den Modellen der jeweiligen Planungsstände wurden verschiedene Abflussszenarien und Zustände berechnet. Nach der Bemessung der einzelnen Bauwerke wurden die geplanten Deichtrassen, die Absenkungen bestehender Deiche und die Planungen des Umfluters mit Sohlengleite in einem vollständigen Planungsmodell abgebildet (Planung). 9/26 www.idn-consult.de 2.3 Rauheitsbeiwerte Die Rauheitsbeiwerte wurden analog zur ÜSG-Berechnung angesetzt. Die Geländenutzung im Untersuchungsraum wurde anhand von Karten sowie Luftbildern festgelegt. Die für unterschiedliche Nutzungsarten angesetzten Geländerauheiten nach Manning-Strickler sind in Tabelle 2-1 zusammengestellt. Tabelle 2-1: Angesetzte Rauheitswerte Nutzung Hauptquerschnitt der Gewässer Böschungsbereich der Gewässer Gräben Seen Sohlengleite Deichflächen Acker Grünland Gartenland Wald Gehölzreihen Bebauung Straßen- und Schienenverkehr 2.4 Rauheitsbeiwert [m1/3/s] 45 25 25 60 15 20 10 20 15 5 10 5 20 Angesetzte Steuerung der Wehrklappe am Gut Varrel In den Berechnungen mit HQ100 wurde die Wehranlage am Gut Varrel als vollständig gelegt angenommen. Für die Berechnungen mit Q30 und MQ wurde eine Wehrklappenhöhe von 6,25 m ü. NN angenommen, um auch bei geringen Abflüssen einen Durchfluss am Gut Varrel zu erhalten. 10/26 www.idn-consult.de 2.5 Durchgeführte Berechnungen Mit den Modellen (Bestand und Planung) wurden verschiedene Abflussszenarien berechnet und ausgewertet. Für die Nachweise der ökologischen Belange des Umfluters mit Sohlengleite wurden mit dem Planungs-Modell die Abflussszenarien MQ und Q30 berechnet. Für die Bemessung der Deichhöhen und der Sohlensicherung der Sohlengleite wurde für den Planungszustand das HQ100 berechnet. Als Referenzzustand wurde mit dem Bestands-Modell ebenfalls das HQ100 berechnet. 11/26 www.idn-consult.de 3 Bemessung des Umfluters mit Sohlengleite am Gut Varrel 3.1 Beschreibung der Gerinnegeometrie Die Geometrie des geplanten Umfluters mit Sohlengleite ergibt sich aus den Ansprüchen für die hydraulisch optimale Hochwasserableitung, die ökologische Passierbarkeit und den örtlichen Rahmenbedingungen. Der geplante Umfluter mit Sohlengleite ist in den Anlagen 10-1 bis 10-4 und in Anlage 3-2 dargestellt. Der Hochwasserabschlag beginnt an der Varreler Bäke bei Stationierung 6+519. Um eine optimale Hochwasserableitung über den Umfluter zu erreichen, ist der erste Bereich der Gleite mit einem Sohlgefälle von 1 : 100 ausgebildet. Die Sohllage reduziert sich in diesem Bereich in vier Abschnitten mit je 30 m Länge von 5,95 m ü. NN auf 4,75 m ü. NN. Im mittleren, rd. 80 m langen Bereich ist eine horizontale Sohllage von 4,75 m ü. NN geplant. Der dritte Bereich, in dem die bestehende Sohlengleite liegt, ist mit einem Sohlgefälle von 1 : 67 ausgebildet. Die Sohlhöhe reduziert sich in diesem Bereich über fünf Abschnitte mit je 20 m Länge von 4,75 m ü. NN auf 3,25 m ü. NN. Das Sohlgefälle ist in Abschnitte eingeteilt, um Ruhezonen für die Fauna zu schaffen, die den Fischen den Aufstieg erleichtern. Der gesamte Umfluter wird mit einer 1,5 m breiten Niedrigwasserrinne gestaltet, um auch bei niedrigsten Abflüssen eine ausreichende Wassertiefe zu erzielen und somit den Fischaufstieg zu ermöglichen. 3.2 Nachweis der Gerinnegeometrie nach ökologischen Vorgaben Die Sohlengleite wurde in Anlehnung an die Publikation "Naturnahe Sohlengleiten", DWA (Januar 2009) dimensioniert. Neben dem optimierten Hochwasserabfluss über den Umfluter ist danach für die ökologische Durchgängigkeit die Einhaltung vorgegebener Strömungsparameter notwendig. Für Sohlengleiten mit gleichmäßiger Sohlenstruktur in der Region Epi-Potamal sind Geschwindigkeiten von 80 bis 100 cm/s erlaubt. Die Mindestwassertiefe sollte bei gleichmäßiger Bauweise die 2-fache Körperhöhe der größtmöglichen Fischarten nicht unterschreiten. In der Varreler Bäke ist der Hecht als maßgebliche Fischart vorzufinden. Als Empfehlung ist hier eine Mindestwassertiefe im Wanderkorridor von 27 cm angegeben. 12/26 www.idn-consult.de 3.2.1 Wasserstände Die Wasserstände auf der Sohlengleite wurden mit dem 2D-Hydraulikmodell für den Planungszustand berechnet und sind in Abbildung 3-1 sowie in Anlage 10-1 dargestellt. 8,0 Sohle Plan 7,5 WSPL Q30 7,0 WSPL MQ WSPL HQ100 Höhe [m ü. NN] 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 -10 10 30 50 70 90 110 130 150 170 190 210 230 250 270 290 310 330 350 370 Stationierung [m] Abbildung 3-1: Wasserstände auf der Sohlengleite bei Q30/MQ/HQ100 Die Wasserstände bewegen sich beim Q30-Abfluss im gesamten Bereich zwischen 27 und 48 cm, im Mittel bei 34 cm. Die geringsten Wassertiefen treten dabei erwartungsgemäß im unteren Sohlengleitenbereich auf, hier ist das Sohlengefälle mit 1 : 67 am steilsten. Bei mittleren Abflussverhältnissen treten um 5 bis 10 cm größere Wassertiefen auf als beim Q30-Abfluss. Die Hochwasserstände reduzieren sich durch den Bau der Sohlengleite im oberhalb gelegenen Abschnitt der Varreler Bäke. Gegenüber dem Bestand reduziert sich der Hochwasserstand um rd. 25 cm. Gegenüber der ursprünglich geplanten Variante des Deichbaus (ohne Ausbau der Sohlengleite zum Umfluter) reduzieren sich die Hochwasserstände oberhalb der Sohlengleite um rund 60 cm. Die Abbildung 3-2 sowie Abbildung 3-3 zeigen die flächigen Wassertiefen der Varreler Bäke und der auch als Umfluter verwendeten Sohlengleite bei Q30 und MQ. Im Bereich der Sohlengleite wird deutlich, dass im gesamten Abschnitt das 13/26 www.idn-consult.de Niedrigwassergerinne vollständig gefüllt ist. In den zwischengelagerten Ruhezonen sind die höheren Wasserstände erkennbar. Abbildung 3-2: Wassertiefe im Bereich der Sohlengleite (Q30) 14/26 www.idn-consult.de Abbildung 3-3: Wassertiefe im Bereich der Sohlengleite (MQ) 15/26 www.idn-consult.de 3.2.2 Strömungsgeschwindigkeiten Die Strömungsgeschwindigkeiten auf der Sohlengleite wurden ebenfalls mit der 2D-Hydraulik für den Planungszustand berechnet. Im oberen Abschnitt der Sohlengleite bei einem Gefälle von 1 : 100 liegen die maximalen Strömungsgeschwindigkeiten bei 0,65 m/s (Q30) bzw. 0,71 m/s (MQ) und damit unter der auf Sohlengleiten im Epi-Potamal zulässigen Fließgeschwindigkeit. In den Beruhigungszonen reduzieren sich die Geschwindigkeiten auf 0,45 bis 0,5 m/s. Im ebenen Abschnitt zwischen Stationierung 120 und 200 reduzieren sich die maximalen Geschwindigkeiten bis auf 0,26 m/s. Im unteren Abschnitt der Sohlengleite bei einem Gefälle von 1 : 67 liegen die maximalen Strömungsgeschwindigkeiten bei 0,77 m/s (Q30) bis 0,84 m/s (MQ) im Grenzbereich der im Epi-Potamal zulässigen Fließgeschwindigkeiten. In den Beruhigungszonen reduzieren sich die Geschwindigkeiten auf rund 0,5 m/s. Die berechneten Strömungsgeschwindigkeiten zum HQ100 dienen zur Ermittlung der notwendigen Sohlensicherung. Abbildung 3-4 und Abbildung 3-5 zeigen die flächigen Strömungsgeschwindigkeiten der Varreler Bäke und der auch als Umfluter verwendeten Sohlengleite bei Q30 und MQ. In der Flächigen Darstellung wird ersichtlich, dass die oben angegebenen maximalen Strömungsgeschwindigkeiten in Gewässermitte auftreten. Mit fallender Wassertiefe an den äußeren benetzten Flächen reduzieren sich die Strömungsgeschwindigkeiten deutlich. Hierdurch können auch kleinere, schwimmschwächere Fische aufwärts schwimmen. 16/26 www.idn-consult.de Abbildung 3-4: Strömungsgeschwindigkeiten in Varreler Bäke und Sohlengleite (Q30) 17/26 www.idn-consult.de Abbildung 3-5: Strömungsgeschwindigkeiten in Varreler Bäke und Sohlengleite (MQ) 18/26 www.idn-consult.de 3.3 Sohlensicherung Umfluter/Sohlengleite Die Deckschicht der Sohlengleite muss den Erosionskräften der turbulenten Strömung standhalten. Dazu wurde der erforderliche Korndurchmesser der Steinschüttung nach dem Ansatz von PALT & DITTRICH (2002) aus "Naturnahe Sohlengleiten" berechnet. Die Geschwindigkeiten im Hochwasserfall (HQ100) wurden mit dem 2D-Hydraulikmodell für den Planungszustand berechnet. Die höchsten Geschwindigkeiten auf der Sohlengleite treten bei hohen Abflüssen im Bereich der Station 0+310 und 0+133 auf (v = 1,35 m/s). Der kritische Abfluss beträgt 2,03 m³/(s*m). Da auch die Neigung der Sohlengleite in die Berechnung einfließt, wurde hier der ungünstige Wert 1 : 67 gewählt. Bemessung der Steinstabilität Sohlengleiten mit gleichmäßiger Struktur in Schüttsteinbauweise nach PALT & DITTRICH (2002) Quelle:DWA-Themen; Naturnahe Sohlengleiten;Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef; Januar 2009, S.69 ff. umgestellt zu: Eingangsparameter: für Sohlengleite 1 : 67 HQ100 2,03 m³/(s*m) 67 2300 kg/m³ Dichte des Steinmateriales qkrit = I= ρS = Dichte des Wassers ρW = 1000 kg/m³ Korndurchmesser bei 65 M-% d65 = 0,10 m äquivalenter Korndurchmesser ds = 0,11 m gewählter Korndurchmesser d65 = 0,15 m qkrit = 3,70 m³/(s*m) kritischer spezifischer Abfluss Rampenneigung 1: Ergebnis: Gegenprobe: Abbildung 3-6: Bemessung der Steinstabilität nach PALT & DITTRICH 19/26 www.idn-consult.de Bei einem kritischen Abfluss von 2,03 m³/(s*m) und einer Rampenneigung von 1 : 67 ergibt sich ein äquivalenter Korndurchmesser von 11 cm. Für eine ausreichende Sicherheit wurde ein Deckschichtmaterial mit einem Korndurchmesser von 90 bis 250 mm mit mindestens 65 % Massenanteil mit einer Körnung von 150 mm gewählt. Sohlengleite sowie Anlaufbereiche und Kolke im Unterwasser werden mit dem gleichen geschütteten Steinmaterial gesichert. Im Überfallbereich und in den stabilisierenden, sohlengleich herzustellenden Riegeln wird größeres Material eingesetzt, das von Hand zu setzen und gegeneinander zu verkeilen ist. 20/26 www.idn-consult.de 4 Bemessung der Bauwerke am Moordeicher Wasserzug 4.1 Schöpfwerk Moordeicher Wasserzug Die Leistungsfähigkeit des Schöpfwerkes wird entsprechend der Leistungsfähigkeit des Gewässers ausgelegt. Die Leistungsfähigkeit des Moordeicher Wasserzuges wurde mit dem aufgestellten 2D-Hydraulikmodell berechnet. Der bordvolle Abfluss beträgt demnach im Unterlauf rd. 0,9 m³/s. Als Pumpenleistung für das Schöpfwerk werden 1 bis 1,3 m³/s gewählt. Diese Leistung ist bei der Planung des Schöpfwerkes noch zu überprüfen (s. Pkt. 4.4.3 der Erläuterungen). 4.2 Hochwasserabschlag Moordeicher Wasserzug Ermittlung des Drosselabflusses Die Bemessung des Abschlagsbauwerks erfolgt auf Grundlage des gewählten Bemessungshochwassers (siehe Kapitel 1.2). Der Spitzenabfluss im natürlichen Einzugsgebiet des Moordeicher Wasserzuges tritt demnach vor dem Beginn der Füllung des Polderraums an der Varreler Bäke auf. Wenn der volle Einstau des Polders erreicht ist, hat sich der Gebietszufluss zum Moordeicher Wasserzug wieder auf rd. 0,3 m³/s verringert. Der Hochwasserabschlag aus dem Polder zum Moordeicher Wasserzug kann dementsprechend 0,6 m³/s betragen, ohne dass das Gewässer überlastet wird. Die Drosselstrecke im Hochwasserabschlag soll als Rohrdurchlass (Guss) ausgeführt werden. Im Bereich der Deichkrone ist ein Schieberschacht vorgesehen, sodass sich eine rd. 12,6 m lange Drosselstecke ergibt. Die Wasserspiegeldifferenz an der Drossel berechnet sich für den Bemessungsfall wie folgt: • HW 100 im Polder: 8,35 m ü. NN • HW 100 im Moordeicher Wasserzug: 5,74 m ü. NN • Druckdifferenz: 2,61 m 21/26 www.idn-consult.de Nachweis Kreisdurchlass Die Leistungsfähigkeit von Kreisdurchlässen kann mit der nachstehenden Formel nachgewiesen werden (vgl. PRESS/ BRETTSCHNEIDER, Hilfstafeln zur Lösung wasserbaulicher und wasserwirtschaftlicher Aufgaben, 10. Auflage, Hamburg, 1974): Qmögl. ∆h g d l kSt = = = = = = ζe/ζa = möglicher Durchfluss Spiegeldifferenz Ober-/ Unterwasser Erdbeschleunigung Durchmesser des Durchlasses Bauwerkslänge Rauigkeitsbeiwert, für Betonrohre gilt: kSt = 65 m1/3/s Ein- und Austrittsverlustbeiwert [m³/s] [m] [m/s²] [m] [m] [m1/3/s] [-] Mit den oben angegebenen Randbedingungen ergeben sich die folgenden Drosselabflüsse: Rohrdurchmesser Bauwerkslänge Rauheitsbeiwert Spiegeldifferenz Abfluss Geschwindigkeit [mm] [m] [m1/3/s] [m] [cbm/s] [m/s] 400 12,60 65 2,61 0,541 4,31 500 12,60 65 2,61 0,900 4,58 Als Drosselstrecke wird ein 12,6 m langes Gussrohr DN 400 gewählt. Im Fall eines Nachregens ist durch die Überlagerung des vollen Drosselabflusses mit dem erneuten Gebietsabfluss eine Überlastung des Moordeicher Wasserzuges denkbar. Über eine manuelle Bedienung der Schieber im Drosselbauwerk kann der Drosselabfluss in einem solchen Fall reduziert werden. 22/26 www.idn-consult.de 5 Bemessung der Bauwerke an der Varreler Graft 5.1 Schöpfwerk Varreler Graft Die Leistungsfähigkeit des Schöpfwerkes wird entsprechend der bordvollen Leistungsfähigkeit des Gewässers ausgelegt. Die Leistungsfähigkeit der Varreler Graft wurde mit dem aufgestellten 2DHydraulikmodell berechnet. Der bordvolle Abfluss beträgt demnach im Unterlauf rd. 2,9 m³/s. Als Pumpenleistung für das Schöpfwerk werden 3 bis 3,5 m³/s gewählt. Diese Leistung ist bei der Planung des Schöpfwerkes noch zu überprüfen (s. Pkt. 4.4.3 der Erläuterungen). 5.2 Hochwasserabschlag Varreler Graft Abzuschlagender Abfluss Der mögliche Hochwasserabschlag ergibt sich aus der Differenz der Leistungsfähigkeit der Varreler Graft und dem Zufluss aus dem natürlichen Einzugsgebiet der Varreler Graft. Die Bemessung des Abschlagsbauwerks erfolgt auf Grundlage des gewählten Bemessungshochwassers (siehe Kapitel 1.2). Der Bemessungsabfluss aus dem natürlichen Einzugsgebiet der Varreler Graft beträgt 2,4 m³/s (Bemessungszeitpunkt 1). Zum Zeitpunkt des Spitzenabflusses in der Varreler Bäke hat sich der natürliche Gebietszufluss auf 1 m³/s verringert (Bemessungszeitpunkt 2). Der Hochwasserabschlag sollte dementsprechend 0,5 m³/s (Bemessungszeitpunkt 1) bzw. 1,9 m³/s (Bemessungszeitpunkt 2) betragen. Randbedingungen Abschlagsbauwerk Der Abschlag zur Varreler Graft soll über ein ungesteuertes Doppelschützbauwerk erfolgen. 23/26 www.idn-consult.de Die Wasserspiegeldifferenzen am Abschlagsbauwerk berechnen sich für den Bemessungsabfluss wie folgt: Bemessungszeitpunkt 1 2 • HW 100 Varreler Bäke: 7,01 m ü. NN 7,60 m ü. NN • HW 100 Varreler Graft: 6,73 m ü. NN 6,68 m ü. NN • Wasserspiegeldifferenz: 0,28 m 0,92 m Bemessung der Drosselöffnung - Unvollkommener Ausfluss unter Schütz Die Breite des Schützes wurde mit 1 m gewählt. Über die Einstellung der unteren Schütztafel wird der Mittelwasserabschlag zur Varreler Graft bestimmt. Die bestehende Drosselblende hat eine Öffnungsgröße von 56 x 27 cm. Mit der gewählten Breite und dem Mittelwasserstand in der Varreler Bäke (6,47 m ü. NN) ergibt sich bei einer Überfallhöhe von 6,34 m ü NN ein unveränderter Mittelwasserabfluss zur Varreler Graft. Der Drosselabfluss bei einem unvollkommenen Ausfluss unter einem Schütz berechnet sich gemäß SCHNEIDER BAUTABELLEN wie folgt: Q = c ⋅ µ ⋅ a⋅b⋅ 2⋅ g ⋅h [m³/s] mit c = Abminderungsfaktor, abhängig von h/a und hu/a (siehe nachstehendes Diagramm) a = lotrechte Öffnungshöhe [m] b = Öffnungsbreite [m] h = Wassertiefe bis UK-Drosselöffnung [m] vo = Anströmgeschwindigkeit; hier vo = O [m/s] µ = Abflussbeiwert, abhängig von h/a [-] 24/26 www.idn-consult.de Gewählt wurde eine lichte Höhe der Schützöffnung von 0,3 m. Der Hochwasserabschlag beträgt bei dieser Dimension: • Bemessungszeitpunkt 1: Q = 0,6 m³/s • Bemessungszeitpunkt 2: Q = 0,9 m³/s Im Fall eines Nachregens ist durch die Überlagerung des vollen Drosselabflusses mit dem erneuten Gebietsabfluss eine Überlastung der Varreler Graft denkbar. Über eine manuelle Bedienung der Schütze im Drosselbauwerk kann der Drosselabfluss in einem solchen Fall reduziert werden. 25/26 www.idn-consult.de 6 Bemessung der Deichhöhen Die Hochwasserschutzplanungen beinhalten neben dem beidseitigen Deichbau den Bau des Umfluters im Bereich des Gut Varrel, dem neu zu errichtenden Abschlagsbauwerk zur Varreler Graft sowie den erforderlichen Drosselbauwerken und Rückstauklappen. Der Planungsraum ist in Anlage 1 dargestellt. Durch den Bau der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen (Deiche, Umfluter und Abschläge) verändern sich die hydraulische Leistungsfähigkeit, die Retentionsräume und die Hochwasserspiegel im Gewässer. Die im geplanten Zustand zu erwartenden Hochwasserstände (HQ100) wurden mittels 2D-Hydraulik berechnet und als Bemessungsgrundlage für die Deichhöhen herangezogen. Die berechneten Wasserspiegellagen der Varreler Bäke im Planungsraum bei einem 100-jährlichem Abfluss sind im Längsschnitt, Anlage 5, dargestellt. Für die geplanten Deichhöhen wurde auf den berechneten Wasserstand ein Freibord von 50 cm hinzugefügt. Aufgestellt: Bearbeitet: IDN Ingenieur-Dienst-Nord Dr. Lange - Dr. Anselm GmbH Dipl.-Ing. Stefan Meyer Wasserwirtschaft Projekt-Nr. 5088-A Oyten, 5. Mai 2015 26/26
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