Qualitätskriterien von Prüfungen Die Qualität von Prüfungen basiert auf den zugrunde liegenden Qualitätskriterien, die im Sinn der Fairness für alle Prüfungen Anwendung finden sollten. Prüfungen sollten idealerweise bestimmte Qualitätskriterien, auch Gütekriterien genannt, erfüllen. Nicht jede Art der Prüfung (mündlich, schriftlich etc.) entspricht von vornherein gleichermaßen diesen Qualitätskriterien, in der Praxis sind oft Abstriche in einzelnen Bereichen notwendig. Um die Qualität einer Prüfung zu sichern oder zu heben, sind bei der Konstruktion und Konzeption einer Prüfung insbesondere folgende Fragen zu berücksichtigen: Gültigkeit (Validität) Misst die Prüfung, was sie messen soll? Deckt eine Prüfung den Umfang der Lernziele repräsentativ ab (inhaltliche Validität)? Messen die Prüfungsaufgaben die in den Lernzielen definierten Domänen des Wissen, der Fertigkeiten und Fähigkeiten/Einstelungen (Konstruktvalidität)? Um diese Fragen in der Praxis zu klären, können sich Lehrende gegenseitig Feedback auf Prüfungsfragen geben und damit ein sogenanntes „ExpertInnen-Rating“ durchführen, eine mit KollegInnen leicht durchführbare Methode. Jede Prüfungsfrage wird dahingehend überprüft, ob sie „misst, was die Prüfung messen soll“, d.h. misst die Frage eines der Lernziele? ExpertInnen sind in diesem Fall mit dem Prüfungsstoff vertraute Peers. Neben der Lernzielorientierung kann beim ExpertInnen-Rating auch überprüft werden, ob bei der Frage ungewollt Sprachverständnis oder Aufmerksamkeit mitgeprüft werden. Zuverlässigkeit (Reliabilität) Wie genau bzw. zuverlässig misst die Prüfung die zu prüfenden Merkmale? Führt die Prüfung bei der nächsten Durchführung oder bei einer Parallelgruppe zu einem vergleichbaren Ergebnis? Eine höhere Anzahl mittelschwerer Prüfungsfragen führt in der Regel zu einer höheren Reliabilität. Wenn die Umstände in der Praxis es zulassen, sollen in Parallelgruppen dieselben Fragen (vielleicht in unterschiedlicher Reihenfolge) vorgegeben werden. Das Beachten der Beurteilungsfehler kann auch zu einer höheren Zuverlässigkeit beitragen. Fairness (Objektivität, Chancengleichheit) Sind die Ergebnisse einer Prüfung unabhängig von der durchführenden Person? Sind die Ergebnisse einer Prüfung unabhängig davon, wer diese durchführt, auswertet oder interpretiert? In der Praxis ermöglichen im Vorfeld verfasste Musterlösungen und/oder Kriterien für die Beurteilung der Antworten eine standardisierte und faire Beurteilung der Leistungen durch verschiedene Prüfer/innen. Ökonomie Stehen die notwendigen Ressourcen (Zeit, Budget, Material etc.) in angemessenem Verhältnis zum Informationsgewinn einer Prüfung? Zumutbarkeit Weiter spielen die zeitliche, psychische und körperliche Belastung für die Studierenden eine Rolle. Wahrnehmungsvrzerrer - Beurteilungsfehler Um eine faire Korrektur von Prüfungen zu gewährleisten, sollten mögliche Beurteilungstendenzen und Beurteilungsfehler bekannt sein: Erwartungseffekte Auch: Selbsterfüllende Prophezeiungen. Erwartungen von Lehrenden an die Studierenden können sich nach Art einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung auf die Beurteilung der Leistungen auswirken. Erwartungen an die Notenverteilung können ebenfalls Auswirkungen auf die Beurteilungen haben. Projektionsfehler und Halo-Effekte Auch: Überstrahlungseffekt. Eigene Eigenschaften, Ansichten oder Wünsche werden auf die Studierenden übertragen und fliessen in die Beurteilung ein. Die Wahrnehmung einer Person „überstrahlt“ die zu messende Leistung (Halo-Effekt). Das kann z. B. dazu führen, dass implizit wahrgenommene Persönlichkeitseigenschaften und nicht die Leistung beurteilt wird. Reihenfolgeeffekt Auch Kontrasteffekt. Die ersten Prüfungen werden oft strenger beurteilt als die folgenden. Das Leistungsniveau vorangegangener Prüfungen kann sich auf die Beurteilung darauf folgender Prüfungen auswirken. Strenge- und Mildefehler Strengefehler: Schon „geringe Mängel“ fließen stark in die Beurteilung ein und „gute“ Leistungen werden kaum gewertet. Mildefehler: „Gute“ Leistungen werden stark gewichtet, „schlechte“ Leistungen fliessen hingegen kaum in die Bewertung ein. Tendenz zu Extremurteilen Es wird vor allem zwischen „guten“ und „schlechten“ Leistungen unterschieden, Urteile in der Mitte des Notenspektrums werden vermieden. Tendenz zur Mitte Eindeutige (extreme) Urteile werden vermieden. Wie Beurteilungsfehler vermeiden Es empfiehlt sich Prüfungen „quer“ zu beurteilen, d.h. es wird jeweils eine Prüfungsaufgabe bei allen Prüfungsteilnehmenden kontrolliert, statt jeden Prüfungsbogen in einem Durchlauf zu bewerten. Dazwischen sollten auch Pausen eingelegt werden. Weiters sollte überlegt werden, inwieweit eine persönliche Neigung zu bestimmten Beurteilungstendenzen besteht, diese sollte bei der Beurteilung immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Quelle: CTL Center for Teaching and Learning(2013). Diskussionsgrundlage: Qualität von Prüfungen. Universität Wien. https://ctl.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/elearning/Qualität_von_Prüfungen/30_09_2013_DISK USSIONSGRUNDLAGE_Qualität_von_Prüfungen_FINAL.pdf (abgerufen am 25.9.2015).
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