MUSEUM BEGREIFBAR MACHEN „HANDS-ON“-OBJEKTE ZUR FÖRDERUNG VON INTERESSE UND BIOLOGIELERNEN Andrea Florez Jurado & Annette Scheersoi Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Fachdidaktik Biologie HINTERGRUND & THEORETISCHER RAHMEN Um der Bildungsfunktion eines Museums gerecht werden zu können, ist es das Ziel eines jeden Museums, das Interesse der BesucherInnen für die dargestellten Themen und Objekte zu wecken. Jedoch unterscheiden sich die BesucherInnen in zahlreichen Merkmalen. Die Herausforderung besteht darin, die Bildungsangebote möglichst vielen Menschen, auch Menschen mit Beeinträchtigungen, zugänglich zu machen. Im Museum spielen Objekte eine zentrale Rolle. Meist sind sie hinter Glas geschützt. In modernen Ausstellungen werden jedoch zunehmend auch „Hands-On“-Objekte eingesetzt, die von den BesucherInnen angefasst werden können. „Hands-On“-Objekte werden in Museumsausstellungen oft unreflektiert eingesetzt, sodass ihr Potential als Lernhilfe ungenutzt bleibt. Entwicklung Entwicklung von Lösungsansätzen von Lösungsansätzen auf Basis der biologischen Interessentheorie Forschungsergebnisse auf Basis der Interessentheorie zum Lernen im Museum Fachinhalte und der biologischen zurFachinhalte Inklusion FORMATIVE EVALUATION Design Version 1 Bisher gibt es kaum Untersuchungen zur detaillierten Wirkung von „Hands-On“-Objekten bzw. zum Einfluss unterschiedlicher Darstellungsformen auf das Interesse und die Wissensvermittlung bei den MuseumsbesucherInnen. In diesem Projekt soll daher untersucht werden, ob – und unter welchen Bedingungen – das Angebot von tastbaren Objekten das Interesse des heterogenen Besucherpublikums weckt und zur tiefergehenden Beschäftigung mit den Inhalten anregt. Den theoretischen Rahmen bildet dabei die Pädagogische Interessentheorie (Krapp, 1998, 2002). Erprobung & Analyse Design Version 2 Erprobung & Analyse METHODIK Das Untersuchungsdesign folgt dem Ansatz der praxisorientierten Interessenforschung in der Biologiedidaktik (PIB, Scheersoi & Hense, 2015). Erste Besucherbeobachtungen während der Voruntersuchungen haben gezeigt, dass nicht alle „Hands-On“-Objekte gleichermaßen intensiv und wie vom Museum intendiert genutzt werden. Basierend auf den Designhypothesen werden in den folgenden Untersuchungen die Ausstellungskomponenten Schritt für Schritt variiert, um unterschiedliche Gestaltungsparameter und Rahmenbedingungen (z.B. Größe, Farbvarianten, Textur, Objektanzahl, Beschriftung, Positionierung) vergleichen und analysieren zu können. Jede Variation des Exponats ergibt eine neue Designversion, die anschließend wieder erprobt, analysiert und ggf. überarbeitet wird. LITERATUR Allen S. (2004). Design for learning: studying science museum exhibits that do more than entertain. Science education, 88(Suppl. 1), 17–33. Asensio, M. & Simon, C. (1996). The effectiveness of communicative instruments for blind visitors. Visitor Studies, 9(1), 135-149. Buyurgan, S. (2009). The expectations of visually impaired students from museums. Educational Sciences: Theory & Practice, 9 (3), 1191-1204. Dohn, N. B. (2011). Situational interest of high school students who visit an aquarium. Science Education, 95, 337-357. Falk, J. H., Scott, C., Dierking, L., Rennie, L. & Jones, M. C. (2004). Interactives and Visitor Learning. Curator, 47,171–198. Fuller, R. (2010). Research on effective use of tactile exhibits with touch activated audio description for the blind and low vision audience. Indiana University, Bloomington, IN. Hein, H. (2007). The authority of objects: from regime change to paradigm shift. Curator, 50, 77-85. Krapp, A. (1998). Entwicklung und Förderung von Interessen im Unterricht. Psychologie in Erziehung und Unterricht 44, 185-201. Krapp, A. (2002). Structural and dynamic aspects of interest development: Theoretical considerations from an ontogenetic perspective. Learning and Instruction 12(4), 383-409. Lindemann-Matthies, P. & Kamer, T. (2005). The influence of an interactive educational approach on visitors‘ learning in a Swiss Zoo. Science education, 90, 296-315. Minogue J. & Jones M. G. (2006). Haptics in Education: Exploring an untapped sensory modality. Review of educational research, 76(3), 317-348. Palmer, D. (2004). Situational interest and the attitudes towards science of primary teacher education students. International Journal of Science Education, 26(7), 895–908. Kontakt: Andrea Florez Jurado Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Fachdidaktik Biologie Meckenheimer Allee 170 53115 Bonn [email protected] authentischer Bildungsort: Naturkundemuseum LWL-Museum für Naturkunde Münster Design Version FRAGESTELLUNGEN • Wie müssen tastbare und interaktive Exponate gestaltet sein, damit sie situationales Interesse in der Museumsausstellung wecken und aufrecht erhalten? • Welche Rahmenbedingungen und Präsentationsvarianten wirken sich fördernd auf die Interessenentwicklung aus? Itera tive W und eiter Konk entw retis icklu ierun ng g Theoriebasierte Designhypothesen zur Gestaltung und Theoriebasierte Designhypothesen Präsentation von „Hands-On“-Objekten im Museum ... SUMMATIVE EVALUATION Endversion Entwicklungsteam: WissenschaftlerInnen, KuratorInnen, PräparatorInnen, PädagogInnen & BesucherInnen VORUNTERSUCHUNG Flexibler Einsatz von qualitativen und quantitativen Methoden Anfassobjekte: • ziehen mehr Aufmerksamkeit als Wörter und Bilder auf sich (Peart, 1984; Sandifer, 2003; Falk et al., 2004) • wecken die Neugier der Besucher (Hein, 2007; Fuller, 2010; Romanek & Lynch, 2008) • führen zu einem länger anhaltenden Interesse (Dohn, 2011; Palmer, 2004; Paris et al., 1998; Zahorik, 1996) • fördern die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem dargestellten Thema (Lindemann-Matthies & Kamer, 2005; Minogue & Jones, 2006; Piscitelli et al., 2003) • sind eines der beliebtesten Elemente aller Besucher überhaupt (Asensio & Simon, 1996; Buyurgan, 2009) • sind keine Garantie für erfolgreiches Museumslernen und können die Informationsvermittlung sogar erschweren, wenn sie unreflektiert für Ausstellungen genutzt werden (Allen, 2004) Fotos: LWL / Steinweg Designprinzipien für Designprinzipien für die Vermittlungspraxis die Vermittlungspraxis Empfehlungen zur Gestaltung und Empirische Ergebnisse Empirische Ergebnisse zur Interessenforschung zur Interessenforschung Biologielernen im Naturkundemuseum Präsentation von „Hands-On“Objekten in Museumsausstellungen Phasen des Forschungsprojekts nach dem PIB Modell Position Anzahl Farbe Anziehungskraft tastbarer Objekte und Präparate Größe Textur Beleuchtung Hypothetische Einflussfaktoren auf die Anziehungskraft von „Hands-On“-Objekten Paris, S. G., Yambor, K. M., & Packard, B. W. L. (1998). Hands-on biology: A museum-school-university partnership for exchanging students’ interest and learning in science. Elementary School Journal, 98, 267–288. Peart, B. (1984). Impact of exhibit type on knowledge gain, attitudes, and behavior. Curator, 27, 220–237. Piscitelli, B., Everett, M., & Weier, K. (2003). Enhancing Young Children‘s Museum Experiences: A manual for museum staff. QUT Museums Collaborative. Romanek, D. & Lynch, B. (2008). Touch and the value of object handling: final conclusions for a new sensory museology. In Chatterjee H. J. (Hrsg.), Touch in museums. Policy and practice in object handling (pp. 275–286). Oxford: Berg. Pp. Sandifer C. (2003). Technological novelty and open-endedness: two characteristics of interactive exhibits that contribute to the holding of visitor attention in a science museum. Journal of research in science teaching, 40(2), 121-137. Scheersoi, A. & Hense, J. (2015). Kopf und Zahl – Praxisorientierte Interessenforschung in der Biologiedidaktik (PIB). Biologie in unserer Zeit, 45, 214-216. Zahorik, J. A. (1996). Elementary and secondary teachers’ report of how they make learning interesting. Elementary School Journal, 96, 551–564. LWL-Museum für Naturkunde Westfälisches Landesmuseum mit Planetarium Für die Menschen. Für Westfalen - Lippe.
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