Merci Ein ganz herzliches Ausgabe 3/2015 Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind, Erlachstrasse14, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031308 15 15, Fax 031301 36 85 Die Stiftung Cerebral lanciert neues Lehrmittel «Prinzip Vielfalt» I N H A LT Ein spielerischer und natürlicher Zugang zu einem sehr wichtigen Thema Seite 3 Wenn nach einer spontanen Hirnblutung nichts mehr ist wie zuvor Andri Novotny kam als gesundes Baby zur Welt. Im Alter von sechs Wochen erlitt der kleine Junge eine Hirnblutung. Seither ist er schwer cerebral bewegungsbehindert und rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Die Stiftung Cerebral setzt sich dafür ein, dass die Bevölkerung für die Anliegen von behinderten Menschen sensibilisiert wird. Dies beginnt bereits im Kindesalter. Deshalb hat die Stiftung Cerebral ein neues Lehrmittel für Schweizer Schulen lanciert, bei dem auch der Spass am Lernen nicht zu kurz kommt. Lernen heisst verstehen. Nur wenn Kinder möglichst früh einen unkomplizierten und natürlichen Zugang zum Thema Behinderung erhalten, werden aus ihnen später offene und tolerante Erwachsene, die sich für die Schwächeren in der Gesellschaft einsetzen. Daher ist es wichtig, dass sie sich schon in der Schule damit auseinandersetzen. Seit vielen Jahren existiert ein Lehrmittel der Stiftung Cerebral, mit dem Lehr- personen der Unter-, Mittel- und Oberstufe ihre Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Behinderung vertraut machen können. Dieses Lehrmittel ist aber in die Jahre gekommen und entspricht dem heutigen Zeitgeist nicht mehr. Ein neues Lehrmittel mit zwei ganz unterschiedlichen Komponenten Die Stiftung Cerebral hat sich deshalb dazu entschlossen, ein neues Lehrmittel zu lancieren. Dieses sollte modern und spielerisch gehalten sein und die Kinder und Jugendlichen dazu einladen, behinderte Menschen und ihre Welt näher kennenzulernen. Gemeinsam mit dem Institut für Heilpädagogik der Pädagogischen Hochschule Bern und der Berner LerNetz AG Seite 5 Im Gespräch mit Dr. phil. Beatrice Kronenberg Die Direktorin des Schweizer Zentrums für Heilpädagogik (SZH) erzählt, warum Integration nicht immer der einfachere Weg ist und wie wichtig Lehrmittel wie «Prinzip Vielfalt» für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sind. Seite 7 Volg-Märkli für entspannte Ferienlager Im kommenden Herbst hilft der Schweizer Detailhändler Volg AG der Stiftung Cerebral mit einer Märkli-Aktion beim Spendensammeln. Der Erlös aus dieser Aktion wird für Ferienlager von Institutionen eingesetzt. Spielerisch fürs Leben lernen: Die neue Lernspiel-App der Stiftung Cerebral führt Kinder und Jugendliche ganz natürlich ans Thema Behinderung heran. Merc i Ausgab e 3/2015 Seite 2 ganz unterschiedliche Freunde auf ihrer abenteuerlichen Suche nach dem vermissten Tier. Nur gutes Teamwork lässt sie alle Hindernisse überwinden. EDITORIAL Natürlich sensibilisieren und zum Nachdenken anregen Liebe Leserin, lieber Leser, Unser neues Lehrmittel «Prinzip Vielfalt» soll Schulkindern nicht nur dabei helfen, Vorurteile abzubauen und behinderte Menschen als wertvollen Teil der Gesellschaft wahrzunehmen, sondern auch Spass machen. Deshalb haben wir nicht nur ein Printlehrmittel, sondern auch eine dazugehörende Lernspiel-App für Tablets und Smartphones entwickelt. Die App erfreut sich seit der Lancierung sehr grosser Beliebtheit und wird inzwischen nicht nur von Schweizer Kindern und Jugendlichen, sondern rund um den Globus gespielt. Wir freuen uns, ein Stück dazu beitragen zu können, dass unsere Kinder in einer offenen und toleranten Welt leben dürfen. Alle sollen darin Platz haben – auch die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft. Im Frühling ist der Schweizer Künstler Hans Erni gestorben. Trotzdem dürfen wir auch für das Jahr 2016 einen Kunstkalender mit seinen Werken herausgeben. Hans Ernis Familie hat sich dazu entschlossen, sein langjähriges Engagement für die Stiftung Cerebral weiterzuführen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Prinzip Vielfalt: Das neue Printlehrmittel der Stiftung Cerebral, hier die Ausgabe für die Mittelstufe. wurde ein Lehrmittel entwickelt, das Schülerinnen und Schülern aller Schulstufen einen sachlichen und offenen Zugang zum Thema Behinderung eröffnet. Das neue Lernangebot besteht aus zwei verschiedenen Komponenten. Einerseits gibt es ein neues Printlehrmittel mit dem Titel «Prinzip Vielfalt». Dieses Printlehrmittel führt die Schülerinnen und Schüler anhand der Tatsache, dass alle Kinder verschieden sind und ganz verschiedene Bedürfnisse haben, an das Thema Behinderung heran. Die Kinder lernen, Vielfalt als Chance zu sehen und die Stärken und Schwächen der anderen besser zu akzeptieren. Der zweite Teil des neuen Lehrmittels ist eine kostenlos downloadbare Lernspiel-App mit dem Titel «The Unstoppables». In diesem Spiel wird der treue Blindenhund von einem Bösewicht entführt. Die Spielenden begleiten vier Fredi Althaus, Projektleiter für «The Unstoppables» bei LerNetz, erinnert sich gerne an die Entstehung des Spiels: «Es war ein sehr schönes Projekt für unser Team. Einerseits war es äusserst spannend, ein Lernspiel zu entwickeln, das sich optimal mit dem Printlehrmittel verbindet, und andererseits machte es einfach Spass dabei zu sein, wenn die Figuren in ‹The Unstoppables› langsam Gestalt annehmen. Es ist uns gelungen, ein Lernspiel zu kreieren, bei dem die Spielenden einen sehr einfachen Zugang zum Thema erhalten. Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, sondern das Spiel regt ganz natürlich zum Nachdenken an.» Mirjam Keller sieht das ähnlich. Sie ist Mittelstufenlehrerin an der Primarschule Seidenberg in Gümligen (BE) und durfte mit ihrer 6. Klasse das Lernspiel vorab testen. Sie ist vor allem vom Design angetan: «‹The Unstoppables› ist sehr ansprechend gestaltet, praktisch und kindgerecht zu bedienen. Das Spiel bietet eine gute Art, Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren.» Mirjam Keller findet es sehr wichtig, dass sich Kinder mit dem Thema Behinderung auseinandersetzen. «Kinder reagieren sehr offen und ohne Vorurteile auf behinderte Menschen. Das muss unbedingt gefördert werden und erhalten bleiben!» Das Printlehrmittel ist direkt bei der Stiftung Cerebral und beim Lehrmittelverlag St. Gallen zu beziehen. Das Lernspiel steht im Apple App Store und im Google Playstore als kostenloser Download zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen allen schöne Spätsommertage und danke Ihnen für Ihre Unterstützung! Michael Harr, Geschäftsleiter Ohne Teamwork läuft nichts: Die vier Freunde Jan, Mai, Achim und Melissa im Lernspiel «The Unstoppables». Merci Ausgab e 3/2015 Seite 3 Andri Novotny leidet seit einer Hirnblutung an einer cerebralen Bewegungsbehinderung Für die Wünsche und Träume der Eltern von behinderten Kindern bleibt oft nicht viel Freiraum Andri Novotny kam als gesundes Baby zur Welt. Kurz nach seiner Geburt erlitt der kleine Junge jedoch eine Hirnblutung und ist seither rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Seine Familie kümmert sich aufopfernd um ihn, muss sich aber auch mal eingestehen, dass auch sie manchmal Hilfe annehmen muss. Es ist eher kühl an diesem Morgen Mitte Juni. Im Garten der Familie Wunder Novotny am Planaweg im Rheintaler Dorf Sevelen tropft der Regen von den Sträuchern und Bäumen, es hört sich an wie ein leises Konzert. Die sechsjährige Sophia und ihr dreijähriger Bruder Gion lassen sich vom schlechten Wetter nicht stören. Die beiden fischen mit einem Kescher im Schwimmteich nach Molchen. Jedes Mal, wenn sie fast einen erwischt haben, macht er sich aus dem Staub, und die beiden kreischen vor Vergnügen. Ursula Wunder werkelt in der Küche, während ihr Mann Martin Novotny am Tisch sitzt und gedankenverloren seinen beiden Kindern draussen im Garten zuschaut. Auf dem Tisch steht ein Laptop, auf dessen Bildschirm ein Livestream einer Webcam. Man sieht, wie Andri eingekuschelt zwischen Plüschtieren in seinem Zimmer im Bett liegt. «Die Webcam haben wir letzten Herbst eingerichtet, als das mit Andris epileptischen Anfällen begann», erzählt Martin Heute gibt es Kuchen: Weil Andri nicht kauen kann, werden seine Mahlzeiten püriert. Novotny fast entschuldigend, «da sich die Anfälle immer mehr häuften, konnten wir ihn selbst im Bett nicht mehr aus den Augen lassen.» Andri kam im August 2007 nach einer problemlosen Schwangerschaft als gesundes Kind zur Welt. Für seine Eltern war er ein echtes Wunschkind. Doch die Freude am neugebore- Gemeinsam stark: Der Lebensentwurf der Familie Wunder Novotny sah eigentlich ganz anders aus. Die Familie lässt sich trotzdem nicht unterkriegen und schaut zuversichtlich in die Zukunft. nen Baby währte nicht lange, denn als Andri sechs Wochen alt war, erlitt er eine spontane Hirnblutung. Ursula Wunder erinnert sich: «Andris Haut war ganz gelb, er verdrehte die Augen und brach wie innerlich zusammen. . . es war furchtbar!» Nach der Hirnblutung war plötzlich alles anders Die Eltern fuhren sofort mit ihm ins Spital, wo er noch in der selben Nacht am Kopf operiert wurde. Ursula Wunder reibt sich über die Stirne. Die Erinnerung an diese Stunden fallen ihr sichtlich schwer; zu traumatisch war die Situation damals für die junge Familie. «Andri wurde auf die Intensivstation verlegt, denn er atmete kaum noch. Die Ärzte zeigten uns auf einem CT, wie schwer sein Gehirn durch die Blutung geschädigt worden war, und machten uns kaum Hoffnung.» Nach zwei Tagen entschieden sich die Eltern, Andri gehen zu lassen und die lebenserhaltenden Maschinen abzustellen. «Er sollte nicht leiden», Ursula Wunder hat Tränen in den Augen. Als die Maschinen schliesslich abgestellt wurden, war das für Ursula und Martin Wunder Novotny ein sehr bewegender Moment, den sie nie mehr vergessen sollten. «Andris Herztöne und auch seine Atmung fuhren Achterbahn», erzählt Martin Novotny, «mal sah es aus, als würde er uns gleich verlassen, dann wieder wurden Atmung und Herzschlag wieder Merci Ausgab e 3/2015 stärker. Schliesslich, nach einer gefühlten Ewigkeit, normalisierte sich beides. Es war, als hätte man einen Kippschalter umgelegt.» Martin Novotny schaut seine Frau an und lächelt. Andri wollte leben, und dafür kämpfte er wie ein Löwe. Nach 10 Tagen konnte die Familie das Spital verlassen – mit ihrem kleinen Sohn. Obwohl die Eltern überglücklich waren, dass sie Andri mit nach Hause nehmen durften, war ihnen doch auch sehr mulmig zumute. Ursula Wunder atmet tief durch: «Das erste Kind ist ja eh schon eine grosse Herausforderung. Wenn dieses dann auch noch einen solchen Kampf ums Überleben austragen musste und fortan mit einer Behinderung leben muss, wird die Situation natürlich umso schwieriger.» Die Wunder Novotnys fühlten sich hilflos und alleingelassen. Hinzu kam, dass niemand voraussagen konnte, wie schwer Andris Behinderung sein würde. Martin Novotny spricht ganz leise: «Es war erschreckend, wie viele Menschen aus unserem Umfeld sich von uns abwandten. Einige Wochen zuvor hatten sie sich noch mit uns über die Geburt unseres Kindes gefreut, und plötzlich meldeten sie sich einfach nicht mehr.» 24-Stunden-Pflege wird auf Dauer einfach zu viel Andri war fast rund um die Uhr auf Pflege und Betreuung angewiesen. Für die Eltern bedeutete das, dass sie sich 24 Stunden am Tag um ihn kümmern mussten und kaum je eine Pause erhielten. Das setzte beiden gewaltig zu, sie Seite 4 Schutz bei Stürzen: Seit Andri Epileptiker ist, trägt er tagsüber einen gepolsterten Helm. opferten sich auf bis zur totalen Erschöpfung. Schliesslich, als bei Ursula Wunder eine Erschöpfungsdepression drohte, zog ihr Mann die Notbremse. Schweren Herzens entschieden sich die beiden, Andri an einigen Wochenenden in ein Heim zu geben, damit sie sich einigermassen erholen konnten. Zudem stellten sie eine Praktikantin ein, die unter der Woche tatkräftig mithalf. Auf dem Laptopmonitor tut sich was. Andri ist aufgewacht und schaut sich suchend im Bett um. Ursula Wunder geht zu ihm ins Zimmer und spricht leise mit ihm, während sie ihn liebevoll anzieht und nach unten begleitet. Er sieht vom Schlaf noch ganz zerzaust aus und blinzelt. Andri kann selber gehen, da er aber fast nichts sieht, muss er geführt werden. Er kann nicht sprechen und versteht nur sehr einfache Worte. Seine Mutter setzt ihn auf einen Stuhl und holt in der Küche einen Znüni für ihn. «Mmmh, es gibt Kuchen!», sie streicht ihm über den Rücken, als sie sich mit der Schale neben ihn setzt. Der Kuchen ist püriert, denn Andri kann nicht kauen. Andri gluckst vor Freude und macht seinen Mund ganz weit auf, damit auch ja ein ganz grosser Löffel vom Kuchen hineinpasst. Ursula Wunder lacht. Die Familie Wunder Novotny ist schon lange bei der Stiftung Cerebral angemeldet und bezog auch schon Pflegeartikel sowie eine Badehose für Andri. Vor Kurzem kam eine sogenannte Sanddecke hinzu. Ursula Wunder: «Die Decke ist sehr oft im Einsatz und hilft unserem Sohn, wenn er zappelig ist und sich unruhig im Bett herumwälzt. Er kann sich dann besser spüren und so den Schlaf eher finden.» Viele Fortschritte dank viel Geduld und liebevoller Pflege Kuscheln mit Mama: Andri braucht viel Körperkontakt, damit er sich wohlfühlt. Seit rund einem Jahr besucht Andri das Halbinternat der Stiftung Kronbühl in Wittenbach (SG). Dort gefällt es ihm sehr gut, und die Eltern sind froh, ihn in guten Händen zu wissen. Er wird jeweils abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht, zudem erhält er im Kronbühl auch gleich seine Therapien – Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie sowie eine Hippotherapie. Heute ist Andri ein sehr zufriedener, fröhlicher Junge, der alle anlächelt. Sein Zustand hat sich in den letzten Jahren laufend verbessert. Dank Merci Ausgab e 3/2015 viel Geduld und liebevoller Pflege konnte er grosse Fortschritte machen, sehr zur Freude seiner Familie. Vor zwei Jahren kam aber ein grosser Rückschritt. Andri erlitt einen epileptischen Anfall, und weitere sollten folgen. Inzwischen ist es so schlimm, dass Andri an schlechten Tagen sogar mehrere Anfälle erleiden kann. Martin Novotny: «Das grosse Problem ist, dass Andri auch epileptische Anfälle bekommt, wenn er erschrickt. Da reicht es manchmal schon, wenn man ihn beim Anziehen aus Versehen leicht an der Nase berührt.» Andri trägt seit einiger Zeit einen Helm. Dieser schützt ihn, falls er bei einem Anfall zu Boden fällt. Andris Schüsselchen ist inzwischen leer, seine Mutter wischt ihm sorgfältig den Mund sauber. Dann begleitet sie ihn ins Wohnzimmer und reicht ihm seine kleine Gitarre. Voller Freude klimpert Andri mit der linken Hand auf den Saiten herum. Er sitzt ganz nah bei seiner Mama, denn er braucht den Körperkontakt. Sie zaust ihm durch die kurzen blonden Haare. Da reisst Andri plötzlich die Arme in die Höhe und wird ganz starr. Ein Anfall! Ursula Wunder bleibt ganz ruhig. Sie zieht Andri zu sich heran und hält ihn liebevoll, aber unnachgiebig fest: «Ich bin da, Andri, es ist alles gut.» Nur langsam entspannt er sich, es scheint, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. «Das ist gerade nochmals gut gegangen. Wenn wir ihn nicht zurückholen können, wird aus einem leichten Anfall sehr schnell ein Grand mal. Seit Andri Epileptiker ist, kann man ihn kaum noch eine Minute allein lassen. Viel zu gross ist die Gefahr, dass er sich ernsthaft verletzen könnte.» Eltern von behinderten Kindern müssen ihre Bedürfnisse oft zurückstellen Bevor Ursula Wunder und Martin Novotny Kinder hatten, reisten sie sehr viel in der Welt herum und schrieben sogar Bücher über ihre Reisen. Heute sieht das anders aus. «Wir hatten uns vorgestellt, dass wir unsere Kinder später auf unsere Reisen mitnehmen», erzählt Martin Novotny. «Da Gion schon drei Jahre alt ist, wären wir jetzt schon wieder unterwegs.» Andris Behinderung hat diese Pläne vereitelt. Ursula Wunder lächelt wehmütig. Die Pflege eines behinderten Kindes lässt einfach nicht viel Freiraum für die Wünsche und Träume der Eltern. Die Familie ist deswegen jedoch keinesfalls verbittert. «Wir hatten und haben nie das Gefühl, dass es uns schlechter geht als anderen Familien mit gesunden Kindern. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen. Unser Rucksack mag ein bisschen schwerer sein als der von anderen, dafür gibt uns Andris Zuneigung die Kraft, ihn zu tragen.» Seite 5 INTERVIEW MIT DR. PHIL. BEATRICE KRONENBERG «Man muss die Vielfalt der Lernenden als Bereicherung und nicht als Belastung sehen» Beatrice Kronenberg ist Direktorin des Schweizer Zentrums für Heilpädagogik (SZH) mit Sitz in Bern. Alle zwei Jahre veranstaltet das SZH einen Heilpädagogikkongress. Der diesjährige Kongress trägt den Titel «Integrative/Inklusive Schule – und dann?». Die Stiftung Cerebral ist seit vielen Jahren Partnerin des SZH. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Cerebral und dem SZH aus? Die Zusammenarbeit erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Wir profitieren voneinander: Das SZH führt alle zwei Jahre einen Kongress durch. Dieser wird jeweils durch einen namhaften Beitrag der Stiftung Cerebral unterstützt. Im Gegenzug haben wir am Kongress die Möglichkeit, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Weiter sind für uns Denkanstösse der Stiftung Cerebral sehr wichtig. So etwa die Studie «Menschen mit Behinderung in der Welt 2035», mit der die Stiftung Cerebral das Gottlieb-Duttweiler-Institut beauftragt hatte. Mitunter sind wir vom SZH gegenüber der Stiftung Cerebral auch beratend tätig, wie beispielsweise bei der Entstehung des Lehrmittels «Prinzip Vielfalt». Der Austausch zwischen der Stiftung Cerebral und dem SZH dauert nun schon seit Jahrzehnten – ich möchte ihn nicht missen. Direktorin des SZH: Dr. phil. Beatrice Kronenberg. Das Thema des diesjährigen Heilpädagogikkongresses in Bern ist «Integrative/Inklusive Schule – und dann?». Welche Problemstellungen möchten Sie dabei ansprechen? Wir stellen fest, dass sich für Kinder mit Behinderungen, die die Regelschule besucht haben, der Anschluss an die Berufsausbildung schwierig gestaltet. An Sonderschulen wird dieser Anschluss hingegen bewusst aufgegleist. Integriert geschulte Lernende sind in dieser Hinsicht klar benachteiligt. Am Kongress wollen wir dafür sensibilisieren und das in Sonderschulen erarbeitete Know-how in Sachen Übergang von der Schule in die Berufswelt weitergeben. Was braucht es, damit sich behinderte Kinder und Jugendliche in der Regelschule wohlfühlen und später auch in der Arbeitswelt behaupten können? Die gesamte Schule, nicht bloss die einzelne Lehrperson, muss eine integrierende Haltung entwickeln. Dies schliesst ein, die Vielfalt der Lernenden als Bereicherung und nicht als Belastung zu sehen. Die Ausbildung der Lehrpersonen muss den neuen Ansprüchen angepasst werden. Es müssen genügend und vor allem die richtigen Ressourcen bereitgestellt werden. Das Wissen, wie schulische Integration angepackt werden müsste, ist eigentlich vorhanden und kann auf mehreren Websites abgerufen werden. Schulische Integration funktioniert aber erst, wenn sie gelebt wird. Sie sprachen vorher das gerade erschienene neue Lehrmittel «Prinzip Vielfalt» der Stiftung Cerebral an. Warum braucht es ein solches Lehrmittel? «Prinzip Vielfalt» ist ein hervorragendes Lehrmittel, das Schülerinnen und Schülern aller Stufen einen Zugang zum Thema Behinderung eröffnen will. Die Lehrperson findet Sachinformation und kann sich beim Vorbereiten auf den Unterricht inspirieren lassen. Die Kinder werden motiviert, sich auf spielerische Weise mit der Vielfalt im Schulzimmer auseinanderzusetzen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein gutes Lehrmittel die Stärken der Beteiligten stärkt und ihre Schwächen schwächt. «Prinzip Vielfalt» erfüllt dies unbedingt. Ich hoffe, dass möglichst viele Schulklassen davon profitieren werden. Merci Ausgab e 3/2015 Seite 6 Aus den Briefen an die Stiftung Cerebral rkus Grieder in Vater Ma se d n u el a Raph en Velo. mit dem neu unterwegs Wir möchten Ihnen von Herzen für Es tut im den grosszügigen Beitrag danken, den wir für Raphaels Spezialvelo Mensche mer wieder gu t, mit n zu red erhalten haben. Wir konnten bev i e e n l e , d W i e or reits die ersten Ausfahrten unterspreche te wissen, wovo ohne nehmen. Es ist schön, wie Raphael n. Ich d anke Ihn n wir herzlich die Fahrten jeweils geniessen kann! en ganz f ü r unser Wir sind sehr glücklich, dass Ihre Ges f r p e r u ä n c Spende es uns ermöglicht hat, RaUnterstü h und Ihre wert dliches phaels Herzenswunsch zu erfüllen, volle tzung! mit uns gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Das gibt eine schöne Abwechslung in den AllSu 5616 M sanne Würsc tag, die wir sehr schätzen. h, eist Familie Grieder-Wittwer, 4852 Rothrist grosszügige Herzlichen Dank für Ihre seres Unterstützung beim Kauf un sind wir Reha-Buggys ! Dank ihm da wir ihn viel mobiler geworden und binden könproblemlos mit dem Velo ver hr ten durch nen, sind gemütliche Ausfa in Problem unsere schöne Umgebung ke mehr. Der neue Oberriet Familie Stieger, 9463 Reha-Bug g y der Fam ilie Stiege erschw anden rzlich für den he n ne Ih en nk da ir W an den Arbeits grosszügigen Beihltrag«Vela Tango 200». und Therapiestu oh für diese Hilfe. Wir sind sehr fr leistet wertvolle Der Vela-Stuhl chule. Wir sind sehr Dienste in der S Unterstützung der dankbar für die l. Sie trägt wesentlich Stiftung Cerebra imon und wir den dazu bei, dass S n können. Alltag bewältige r. en l, 3063 Ittig Familie Kee IN KÜRZE Infoveranstaltung der Stiftung Cerebral für Familien Am 4. und 5. September 2015 findet wieder die beliebte Infoveranstaltung der Stiftung Cerebral in der Bea Expo in Bern statt. Familien mit cerebral bewegungsbehindertem Familienmitglied erhalten die Möglichkeit, sich in ungezwungener Atmosphäre über neue Hilfsmittel zu informieren und diese auch gleich selber auszuprobieren. Die Infoveranstaltung bietet zudem die Möglichkeit, mit anderen betroffenen Familien Kontakte zu knüpfen und sich mit dem Cerebral-Team zu unterhalten. Benefiz-Maskenball der Berner Service Clubs für behinderte Kinder Am 31. Oktober 2015 veranstaltet der Service Club der Junior Chamber International (JCI) Bern zusammen mit anderen Service Clubs aus der Region Bern einen Benefiz-Maskenball im Kultur Casino Bern. Ziel dieses Charity-Anlasses ist es einerseits, den Austausch zwischen den verschiedenen Service Clubs zu fördern, und andererseits, konkrete finanzielle Hilfe für gemeinnützige Projekte aus der Region zu bieten. Unterstützt wird das neue Projekt der Stiftung Cerebral «Gärtnern für alle». Die Veranstalter des Benefiz-Balles haben sich zum Ziel gesetzt, CHF 50 000.– für dieses neue Projekt zu sammeln und so möglichst vielen Institutionen rollstuhlgängige Hochbeete zu finanzieren. Die Stiftung Cerebral bedankt sich herzlich für diese schöne Spendenaktion und wünscht allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Maskenball viel Vergnügen. Merci Ausgab e 3/2015 Seite 7 Die Stiftung Cerebral erhält Unterstützung bei der Finanzierung von Ferienlagern Mit Volg-Märkli werden Ferienträume wahr Die Stiftung Cerebral hilft Institutionen seit vielen Jahren bei der Finanzierung von Ferienlagern für ihre Bewohnerinnen und Bewohner und ermöglicht ihnen so unvergessliche Ferienerlebnisse. Bei diesem Engagement wird sie diesen Herbst vom Schweizer Lebensmitteldetailhändler Volg unterstützt. Der Alltag ist für uns alle manchmal ein bisschen eintönig. Ferien bieten da eine äusserst willkommene Abwechslung. Das spüren auch behinderte Menschen, die in Institutionen leben und arbeiten. Gerade für sie ist es jedoch oft schwierig, individuell in die Ferien zu fahren. Je nach Behinderung und finanziellen Möglichkeiten haben sie kaum eine Chance, überhaupt eine geeignete Feriendestination zu finden. Zudem sind sie oft auf Pflege angewiesen, was die Auswahl an Möglichkeiten zusätzlich einschränkt. Dank Ferienlagern bestens versorgt neue Horizonte erkunden Eine gute Alternative sind Ferienlager, die viele Institutionen ihren Bewohnerinnen und Bewohnern regelmässig anbieten. Dank den Lagern erhalten die Betroffenen die Möglichkeit, zusammen mit ihren gewohnten Bezugspersonen und bestens umsorgt in die Ferien zu verreisen. Auch die Stiftung Vivendra in Dielsdorf (ZH) veranstaltet regelmässig Ferienlager für ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Stefan Eckhardt, Geschäftsleiter: «In den Ferien kann man aus dem Alltag ausbrechen, in den Tag hineinleben und ganz neue Sinneseindrücke sammeln. Uns ist es deshalb ein grosses Anliegen, dass jede Wohngruppe mindestens eine Woche pro Jahr in die Ferien verreisen kann. So kommen jährlich 22 Ferienwochen für insgesamt rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen.» Bei der Finanzierung ihrer Ferienangebote kann sich die Stiftung Vivendra seit vielen Jahren auf die finanzielle Unterstützung der Stiftung Cerebral verlassen. Stefan Eckhardt: «Wir sind sehr dankbar für diese wundervolle Unterstützung! Ohne die Hilfe der Stiftung Cerebral wäre es uns kaum möglich, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern solch vielfältige Ferienangebote anzubieten!» Dass solche Ferienangebote sehr wichtig sind, zeigen die durchwegs positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden. Stefan Eckhardt: «Es ist immer wieder schön, wie entspannt und Spass und Erholung: Ferienlager bringen Abwechslung in den oftmals eher eintönigen Alltag von behinderten Menschen. zufrieden unsere Wohngruppen aus den Ferien zurückkehren. Von den vielfältigen Erlebnissen und Eindrücken erzählen die Bewohnerinnen und Bewohner oft noch sehr lange, auch wenn der Alltag längst wieder eingekehrt ist.» Gemeinsam mit Volg für mehr Ferienfreuden Die Stiftung Cerebral ist von der Wichtigkeit von Ferienlagerangeboten für behinderte Menschen überzeugt und hilft deshalb vielen verschiedenen Institutionen in der ganzen Schweiz immer wieder bei der Finanzierung. Diesen Herbst erhält sie dabei Unterstützung vom Schweizer Detailhändler Volg. Vom 10. August bis 18. September 2015 können in über 560 Volg-Läden die Kundinnen und Kunden ihre Volg-Märkli der Stiftung Cerebral spenden. Das gespendete Geld aus der Volg-MärkliAktion wird von der Stiftung Cerebral für die Finanzierung von Ferienlagern verwendet. Dieter Krähenbühl, Geschäftsleitung Verkauf bei Volg, erklärt das Engagement folgendermassen: «Wir möchten benachteiligten Menschen eine Freude machen und gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden dazu beitragen, dass sie trotz ihrer Einschränkungen unbeschwerte Ferien erleben können.» Dieter Krähenbühl hofft nun darauf, dass mit der Märkli-Aktion möglichst viele Spenden zusammenkommen. Die Stiftung Cerebral bedankt sich herzlich für diese schöne Aktion von Volg und freut sich auf viele gespendete Märkli für ganz viele unvergessliche Ferienerlebnisse. Vol g- Mä rk l i -A k ti o n Die Volg-Märkli-Aktion dauert vom 10. August bis am 18. September 2015. In dieser Zeit können in über 560 Volg-Läden in der ganzen Schweiz die Volg-Märkli für die Stiftung Cerebral gespendet werden. Die gespendeten Märkli werden von der Stiftung Cerebral für die Finanzierung von Ferienlagern für behinderte Menschen verwendet. Helfen auch Sie mit und spenden Sie Ihre Volg-Märkli für einen guten Zweck. Wir danken Ihnen bereits jetzt herzlich für Ihre Unterstützung! Merci Ausgab e 3/2015 Seite 8 Der Kunstkalender der Stiftung Cerebral erscheint auch für das Jahr 2016 Rund ums Jahr mit Bildern von Hans Erni Die Familie Erni hat sich dazu entschieden, der Stiftung Cerebral auch für das Jahr 2016 Bilder des Schweizer Malers und Plastikers Hans Erni zur Verfügung zu stellen. Der beliebte Kunstkalender der Stiftung Cerebral kann deshalb ab sofort wieder bestellt werden. Am 21. März 2015 ist der bekannte Schweizer Künstler Hans Erni verstorben. Die Stiftung Cerebral verliert mit ihm nicht nur ein langjähriges Mitglied des Patronatskomitees, sondern vor allem auch einen guten Freund, der sich stets für behinderte Menschen eingesetzt hat. Hans Erni unterstützte die Arbeit der Stiftung Cerebral über viele Jahre. So konnte dank seiner grosszügigen Hilfe jährlich ein Kunstkalender mit Reproduktionen seiner wundervollen und zeitlosen Bilder produziert werden. Dieser Kunstkalender wurde jeweils in der Cerebral-Boutique verkauft und erfreute sich sehr grosser Beliebtheit. Der Erlös aus dem Verkauf des Kunstkalenders ging vollumfänglich an cerebral bewegungsbehinderte Menschen und ihre Familien. Ein langjähriges Engagement geht weiter Die Stiftung Cerebral freut sich sehr, dass dieses Engagement auch nach dem Tod von Hans Erni weitergeht. Die Familie des Künstlers hat sich dazu entschlossen, der Stiftung Cerebral auch für das Jahr 2016 Werke von Hans Erni zur Verfügung zu stellen. Der neue Kunstkalender der Stiftung Cerebral ist ab sofort verfügbar und kann in unserem Boutique-Onlineshop unter www.cerebral.ch direkt bestellt werden. Einige Möglichkeiten, wie Sie spenden können. Allgemeine Spenden Die einfachste Art zu spenden. Ihre Spende wird dort eingesetzt, wo direkte Hilfe am notwendigsten ist. Zweckgerichtete Spende Sie entscheiden, wofür Ihr persönlicher Beitrag verwendet wird. Ihre Spende wird ausschliesslich für die von Ihnen bestimmte Hilfeleistung verwendet. Die Stiftung Cerebral hat zwei Fonds errichtet: - den Mobilitätsfonds - den Überbrückungsfonds Zuwendungen an gemeinnützige Organisationen können bei der Steuererklärung in Abzug gebracht werden. Von Kanton zu Kanton ist die Regelung unterschiedlich. Verlangen Sie unser Merkblatt oder rufen Sie uns an. Wir garantieren Ihnen eine sorgfältige Verwendung Ihrer Spende. Unsere Stiftung wird von der ZEWO kontrolliert und ist als gemeinnützig anerkannt. Wir arbeiten mit dem kleinstmöglichen Verwaltungsaufwand und veröffentlichen jedes Jahr einen Die Stiftung Cerebral bedankt sich bei der Familie Erni herzlich für diese grosse Ehre und das Vertrauen in unsere Tätigkeit. IMPRESSUM «Merci» ist das Informationsblatt für Spenderinnen und Spender der Schweizerischen Stiftung für das cerebral gelähmte Kind und erscheint viermal jährlich: im März, Juni, August und November. Die Stiftung Cerebral arbeitet eng zusammen mit der Vereinigung Cerebral Schweiz. Herausgeber: detaillierten Geschäftsbericht. Dieser kann kostenlos angefordert oder auf www.cerebral.ch heruntergeladen werden. Zahlungsmöglichkeiten Postkonto 80-48-4 UBS Konto 235-90735950.1 BC 235 IBAN CH 89 0023 5235 9073 5950 1 Oder benützen Sie den beigefügten Einzahlungsschein. Die Wahrung Ihrer Privatsphäre ist uns äusserst wichtig. Wir geben keinerlei Daten an andere Organisationen oder Personen in irgendeiner Form weiter. Wir beraten Sie gerne! Haben Sie Fragen zum Thema Spenden? Frau Jelena Sollberger freut sich auf Ihren Anruf: 031 308 15 15. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre wertvolle Unterstützung! Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind, 3001 Bern Telefon 031 308 15 15 Fax 031 301 36 85 Postkonto 80-48-4 Internet www.cerebral.ch Email [email protected] Produktionsleitung: Redaktion und Texte: Fotos: Druck: Auflage: Stiftung Cerebral Sina Schuppisser Hansueli Trachsel Witschidruck AG, Nidau 86 400 Exemplare Abonnementspreis «Merci»: Fr. 5.–/Jahr, im Spendenbetrag enthalten (inkl. Cerebral-Boutique) SPONSOR: Cosanum AG Medizinalbedarf Brandstrasse 28 8952 Schlieren Telefon 043 433 66 66 Die Cosanum AG ist langjährige Lieferantin der Stiftung Cerebral für Pflegeartikel (Windeln, Kombis, Krankenunterlagen usw.). Folgen Sie uns auch auf Facebook und Twitter
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