Druckansicht: Hilft die jüdische Schweiz? - tachles.ch Seite 1 von 2 Hilft die jüdische Schweiz? Benny Epstein , 18. September 2015 Die Zürcherin Joëlle Weil lanciert eine Sammelaktion für Flüchtlinge aus aller Welt – die Ware will sie den Bedürftigen eigenhändig überbringen. Am vorletzten Wochenende entschied sich Joëlle Weil, nicht mehr länger zuzuschauen. Immer nur das Leid der Flüchtlinge im Fernsehen anzusehen und darüber in den Zeitungen zu lesen, um dann Mitleid und Bedauern zu empfinden, reichte der 26-jährigen Journalistin nicht mehr. Auf Facebook gründete sie die Gruppe Swiss Jewish Youth 4 Refugees, die jüdische Schweizer Jugend setzt sich für Flüchtlinge ein. «Die Bilder, welche wir seit Monaten in den Medien sehen, haben mich sehr berührt», erklärt Weil ihre Beweggründe. «Zusätzlich begleitet ein guter Freund von mir fürs Schweizer Fernsehen eine Flüchtlingsfamilie. Von ihm persönlich über die Zustände der Flüchtlinge und über das Schicksal der Einzelfamilie, die er begleitet, informiert zu werden, hat mich auf einer neuen Ebene berührt.» Die Zürcherin, die mittlerweile in Tel Aviv lebt, lanciert daher nun via Facebook eine Sammelaktion für Flüchtlinge. Vom 24. September bis 12. Oktober wird im Gemeindehaus der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich gesammelt: Wintermäntel, Winterkleider, Decken, Schlafsäcke, Schuhe, Tragetücher für Kleinkinder, Hygieneartikel und Spielsachen soll jedermann vorbeibringen. Auch eine Kasse für Geldspenden wird aufgestellt. «Ich hoffe auf einen Mega-Ansturm. Ob Secondhand oder neue Sachen, spielt keine Rolle», so Weil. «200 Zahnbürsten, zehn Strumpfhosen oder eine einzelne Jacke – alles ist willkommen.» Mit dem Auto durch Europa Unterstützung erhält sie beim Umsetzten der wohltätigen Idee von den Jugendbünden Hagoschrim, Bne Akiwa und Hashomer Hatzair sowie vom FC Hakoah Zürich, von der Swiss Union of Jewish Students sowie vom Verein jüdischer Studenten Zürich. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) war von Aktion so begeistert, dass er spontan eine Spende von 1000 Franken versprach. Weil: «Die Begeisterung, die Anteilnahme die ich spüre, ist sehr schön.» Auf Facebook hat die Gruppe bereits knapp 500 Teilnehmer. Kommende Woche will sie auch beim Verband schweizerischer jüdischer Fürsorgen (VSJF) vorsprechen. Um zu garantieren, dass die gespendete Ware letztlich bei den Bedürftigen landet, wird Weil selbst mit dem Auto durch Europa fahren und das gesammelte Material eigenhändig verteilen. «Ich habe bereits die Zusage von fünf weiteren freiwilligen Fahrern.» Das Zürcher Solidaritätsnetz Solinetz unterstützt Weil bei der Erarbeitung einer Bedürfnisliste. «An manchen Orten brauchen die Leute schon in einem Monat Winterkleider. Hierbei profitiere ich vom Know-how vom Solinetz.» http://tachles.ch/news/print/hilft-die-juedische-schweiz 18.09.2015 Druckansicht: Hilft die jüdische Schweiz? - tachles.ch Seite 2 von 2 Neues Projekt für Kinder und Jugendliche Der VSJF startet indes mit dem SIG ein gemeinsames Projekt für Flüchtlinge in der Schweiz. SIG-Geschäftsführer Jonathan Kreutner: «Wir möchten Kindern und jungen Erwachsenen in einem Durchgangszentrum für Asylsuchende eine Freude bereiten.» Bis im Sommer 2016 sollen Freiwillige während den Schulferien jeweils ein bis zwei Beschäftigungsangebote durchführen. Kinder und Jugendliche, die mit oder ohne elterliche Begleitung im Asylverfahren sind, sollen in Freizeitparks oder zu Ausflügen begleitet werden. «Laut unseren Fachleuten vom VSJF ist es ein grosses Bedürfnis der Asylsuchenden, einfach mal abschalten zu können. Das sollen sie dank unserer Hilfe.» VSJF-Präsidentin Gabrielle Rosenstein fügt an: «Bei jedem Ausflug wird mindestens eine Person aus unserem Team dabei sein. Nach Jom Kippur wollen wir mit der Durchführung dieser Aktion beginnen.» http://tachles.ch/news/print/hilft-die-juedische-schweiz 18.09.2015
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