Das Fachmagazin der DQS für Managementsysteme und impulsstarke Audits Nr. II 2015 Lernen mit Begeisterung: Volkswagen Bildungsinstitut Nr. II 2015 2014 Das Managementsystem aus Sicht der Auditoren DQS-Auditoren Tino Wolf & Dr. Karsten Koitz Das Volkswagen Bildungsinstitut hat uns bereits im ersten Audit nach DIN SPEC 77224 im Jahr 2014 durch einen sehr hohen Umsetzungsgrad der Schlüsselbotschaften von Service Excellence überzeugt. Im Ergebnis stand die höchste Stufe Platin. Und das nach nur drei Monaten Vorbereitungszeit! Im Audit 2015 fanden wir dieses hervorragende Ergebnis nicht nur bestätigt: Das VW BI hat darüber hinaus mit einer stringenten Weiterentwicklung von Service Excellence gepunktet, was sich in gesteigerter Kundenbegeisterung, hoher Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und nicht zuletzt in dem daraus resultierenden Erfolg manifestiert. Auch die Begeisterung der Mitarbeiter haben wir während des Audits erneut hautnah erleben können – wir freuen uns auf unseren nächsten Besuch in Zwickau. [email protected] [email protected] 2 Mit nachhaltig begeisterten Kunden zum Erfolg 14 Uhr, Ortstermin am zertifizierten Standort Zwickau, Volkswagen Bildungsinstitut GmbH: ein helles, lichtdurchflutetes Gebäude, weithin sichtbar an der Außenfassade „Wissen. Perspektiven. Erfolg.“ Wir treffen auf freundlich grüßende Schulungsteilnehmer und Auszubildende, an der Wand im riesigen Foyer eine Motorhaube mit Dankes-Signaturen sichtbar begeisterter Kunden. In seinem Büro wartet Dr. Holger Naduschewski bereits darauf, umfassend Auskunft über ein höchst erfolgreiches und lebendiges Managementprojekt in seinem Haus zu geben: Service Excellence gemäß DIN SPEC 77224 und das – um es vorwegzunehmen – auf höchstem Niveau. Das Volkswagen Bildungsinstitut (VW BI) gilt in ganz Sachsen als Institution. Als es Ende 1990 nur drei Monate nach der Wiedervereinigung als 100-prozentige Tochter von Volkswagen gegründet wurde, lag ein Schwerpunkt zunächst auf der Qualifizierung der Mitarbeiter des fast zeitgleich entstandenen VolkswagenWerkes in Zwickau. Schon damals galt das Anbieten von Bildungsdienstleistungen auf dem freien Markt als zweites Standbein; nicht zuletzt, um Zulieferer und Dienstleistungsunternehmen in verschiedenen Kompetenzbereichen des Automobilbaus zu unterstützen und zu entwickeln. Das Motto: „Kooperation in Partnerschaft mit Volkswagen.“ Eine Bildungsvision: zukünftigen Bedarf voraussehen Heute ist das VW BI mit mehr als 100 Kunden aus Mittelstand und Industrie in Sachsen ein bedeutender Partner für die Berufsausbildung, Personalentwicklung, Organisationsberatung und technische Weiterbildung. Ein wichtiger Tätigkeitsbereich ist darüber hinaus die Unterstützung der Kompetenzentwicklung in den Volkswagen-Werken weltweit. Hier zeigt sich die strategische Ausrichtung des VW BI sehr deutlich: zukünftigen Bedarf voraussehen und im Kompetenzentwicklungsprozess berücksichtigen. Das VW BI verfügt über drei Einrichtungen, in denen im Jahr 2014 über alle angebotenen Fachrichtungen hinweg ca. 7.200 Weiterbildungsteilnehmer qualifiziert und knapp 1.000 junge Menschen in der betrieblichen Erstausbildung in ihrer praktischen Fachlichkeit entwickelt wurden. Etwa die Hälfte der Auszubildenden entfällt auf die Volkswagen-Standorte in Zwickau, Chemnitz und Dresden. Eine intensive Aus- und Weiterbildung erfahren aber auch Mitarbeiter der Konzernmarken Audi, Seat, Škoda und Porsche sowie aus internationalen Verantwortlich für Service Excellence Drei Fragen an Dr. Holger Naduschewski DiD: Sie und Ihre Mitarbeiter haben ein Spitzenergebnis in Sachen Service Excellence hingelegt. Welche Ziele haben Sie sich für den fortlaufenden Verbesserungsprozess gesteckt? Dr. Naduschewski: Wer denkt, gut zu sein, hört auf, besser zu werden. Ich erwarte daher kontinuierliche Verbesserungen in der täglichen Arbeit jedes Einzelnen meiner Mannschaft in jedem Bereich. Dazu gehören u. a. der Ausbau des VW BI als „lernende Organisation“, die Aufnahme von Service Excellence-Ergebnissen in die Managementbewertung und die Evaluation von Wachstumsszenarien. Für einen Bildungsdienstleister ist die Marktpositionierung wichtig. Welchen Einfluss hat Service Excellence auf Ihre Kunden? Wir sind zufrieden, wenn unsere Kunden wiederkommen, uns empfehlen und uns beauftragen. Unsere Kunden können durch Service Excellence sicher sein, Top-Leistungen in Top-Qualität zu bekommen. Was können Sie Bildungseinrichtungen zur Einführung von Service Excellence empfehlen? In Abhängigkeit der individuellen Unternehmensziele und -philosophie und meinen persönlichen Erfahrungen rate ich jeder Organisation, die gewillt ist, diesen Weg zu beschreiten, sich der Herausforderung „Service Excellence“ zu stellen. Dadurch erschließen sich Verbesserungspotenziale, die Innovationen oder marktfähige Produkte im eigenen Hause fördern. Mit diesem hohen Anspruch entsteht das kontinuierliche Bedürfnis, vorausschauend die Kunden mit Neuerungen zu überraschen und zu begeistern. Natürlich spiegelt sich dieser positive Effekt in der eigenen Belegschaft wider. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft auf das bisher Erreichte stolz ist und sich mit den eigenen Leistungen identifiziert. Ich schaue optimistisch in eine erfolgreiche Zukunft mit unseren Geschäftspartnern. Volkswagen-Standorten in China, Indien, Brasilien, Russland, Südafrika, USA und Mexiko. An den Standorten in Zwickau und Chemnitz werden berufspraktische Grundlagen an Auszubildende und duale Studenten aus verschiedenen Branchen der Zuliefer- und Automobilindustrie vermittelt, zum Beispiel von Volkswagen Sachsen und Porsche Leipzig. Am dritten Standort des Bildungsinstituts in Crossen befindet sich das Trainingszentrum Service Automobil. Es ist das einzige in Deutschland, das an einem Standort Schulungsthemen u. a. der Bereiche Karosserie, Lack und Automotive sowie Digitale Fabrik sowohl für den Service als auch für die Fertigung anbietet. Dr. Holger Naduschewski VW Bildungsinstitut Der Geschäftsführer des VW BI studierte Maschinenbau an der TH Zwickau und promovierte 2001 an der TU Chemnitz. Seit 1996 füllte er bei der Volkswagen Sachsen GmbH verschiedene Positionen aus, ab 2000 als Leiter der Neuen Arbeitsorganisation, von 2003 bis 2006 als Leiter Fertigungsorganisation. Von 2006 bis 2007 führte er die Abteilung Prozessoptimierung bei Volkswagen Slovakia a. s. Anschließend übernahm er bei Volkswagen Sachsen die Leitung des Bereichs Produktionssystem / IE (Industrial Engineering). Seit 2010 ist er Geschäftsführer des VW BI. Zertifiziertes Qualitätsmanagement seit 1998 In der Automobilindustrie ist Qualitätsmanagement Standard, für ein Bildungsinstitut, das zukünftige bzw. bestehende Mitarbeiter für einen der weltweit führenden Automobilhersteller qualifiziert, auch. Das VW BI hat deshalb bereits vor 17 Jahren ein Qualitätsmanagementsystem nach ISO 9001 eingeführt, das im Januar 1998 erstmals von der DQS zertifiziert wurde und bis heute konsequent einem fortlaufenden Verbesserungsprozess unterliegt. Um auch von der Agentur für Arbeit finanzierte Maßnahmen durchführen zu können, verfügt die Bildungseinrichtung zusätzlich über eine entsprechende Zulassung gemäß AZAV sowie als Alleinstellungmerkmal über eine separate Zertifizierung der DVS-Kursstätte (Schweißen) nach ISO 9001. Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 3 Nr. II 2015 2014 Das Regelwerk: DIN SPEC 77224 Service Excellence DIN SPEC 77224 fokussiert auf die Erzielung von Kundenbegeisterung durch Service Excellence. Die Spezifikation fußt auf sieben Kriterien, denen die drei Aspekte „Konzeptioneller Ansatz“, „Umsetzung“ und „Ergebnisse“ zugeordnet sind. Als Managementbasis dient die Erfüllung der Forderungen von ISO 9001 und ISO 10002 (Beschwerdemanagement), was aber nicht per Zertifikat nachgewiesen werden muss. Bernd Brandtsteter DQS-Produktmanager Service Excellence Die Zertifizierung gibt es in zwei Varianten: Die Basisvariante hat die Grundkriterien im Blick. Bei der Reifegradvariante wird zusätzlich der Service ExcellenceProzess nach den Kriterien des Leitfadens analysiert, ergänzt um die Darstellung eines Selbstund eines Fremdbildes. Der Reifegrad wird anhand einer Punktebewertung ermittelt und auf dem Zertifikat in Silber, Gold und Platin abgestuft. Fragen zum Thema beantwortet [email protected] Schnelle Entscheidung der Geschäftsführung des Selbstbewertungsbogens aus dem Anhang Die Idee, das Managementsystem des VW BI von DIN SPEC 77224 der Status quo ermittelt um den Service Excellence-Gedanken zu werden. erweitern, wurde Anfang 2014 geboren. Auf der Basis dieser Resultate wurde u. a. Im Zuge des Abschlussgesprächs zum letz- anhand der sieben Kriterien zur Reifegradbeten Rezertifizierungsaudit gemäß ISO 9001 wertung für jeden Arbeitsplatz eine auf die erwähnten die DQS-Auditoren Tino Wolf und Forderungen der Spezifikation zugeschnittene Dr. Karsten Koitz ihre Beobachtung, dass Herangehensweise entwickelt. Im Vordergrund viele für Service Excellence charakteristische standen die vier Stufen der LeistungsdifferenHerangehensweisen, z. B. in Bezug auf die zierung: Was darf nicht passieren? Was wird Kundenerwartungen im Alltag, bereits ange- stillschweigend vorausgesetzt? Was wird als legt sind und sichtbar gelebt werden. Der kon- echte, professionelle Leistung wahrgenomsequente Schritt nach men? Was überrascht „Wer denkt gut zu sein, hört auf, und begeistert Kunvorne: eine systematische Strukturierung den? Dies wurde in besser zu werden.“ der Prozesse im Sinne einem gemeinsam Dr. Holger Naduschewski, von DIN SPEC 77224 erarbeiteten „ExcelGeschäftsführer des Volkswagen Bildungsinstituts und deren Integration lence-Report“ dokuin das bestehende Managementsystem. Ein mentiert. Parallel fand eine konsequente Übervon den Auditoren vollzogener Abgleich des arbeitung des Qualitätsmanagementsystems überschaubaren Aufwandes mit dem erhebli- statt, wobei der Fokus auf die Themenfelder chen Nutzen einer „offiziellen“ Einführung von „Kundenbegeisterung“ und „Exzellenter BilService Excellence und anschließender Zerti- dungsdienstleister“ gelegt wurde. fizierung überzeugte Dr. Naduschewski sofort. Nach nur drei Monaten war das VW BI mit Die QM-Beauftragte des VW BI erhielt seinen Vorbereitungen so weit, dass das Zerim Februar 2014 den Auftrag, mit der Vor- tifizierungsaudit durchgeführt werden konnte – bereitung zur Zertifizierung des Service Excel- übrigens das erste Mal bei einem Bildungslence-Prozesses zu beginnen. Die qualitative dienstleister. Die DQS-Auditoren beschränkVorgabe: Die Reifegradvariante in „Gold“! Die ten sich dabei nicht auf das bloße Auditieren zeitliche Vorgabe: Schnellstmöglich! gemäß Service Excellence, sondern gaben Um die Belegschaft hinsichtlich der kon- auch wertvolle Impulse zur Ausschöpfung kreten Forderungen von DIN SPEC 77224 zu bereits angelegter Potenziale wie der Weitersensibilisieren, wurde zunächst eine Mitarbei- entwicklung der strategischen Dimension in der terversammlung einberufen. Die QM-Beauf- Managementbewertung oder in Bezug auf den tragte führte anschließend intensive Mitarbei- Ausbau der Methodik von internen Audits. Im tergespräche und verteilte Informationsmate- Ergebnis des Zertifizierungsaudits wurde das rial. Des Weiteren beschäftigten sich verschie- angestrebte „Gold“ durch „Platin“ gekrönt! Das dene Teams unter Verwendung der Methoden sehr hohe Niveau der Leistungen in allen Orgades Volkswagen Produktionssystems mit nisationseinheiten und Geschäftsprozessen Lösungsansätzen zu Themen wie Produktinno- mit der überzeugenden Umsetzung des Service vationen, fortlaufender Verbesserungsprozess Excellence-Gedankens und einer lückenlosen und Vermeidung von Ressourcenverschwen- Nachweisführung ergaben den Ausschlag. dung. Durch diese Ergebnisse konnte mithilfe Begeisterung in der täglichen Praxis „Bitte leiten Sie unsere Hochachtung an (…) Ihr ganzes Team weiter. Sie können stolz auf diese Truppe sein, denn sie lebt Ihre Visionen mit.“ Zahlreiche begeisterte Rückmeldungen wie die des Rektors der Saxony International School, dessen nicht minder begeisterte Schüler ein Praktikum absolvierten, zeigen: Service Excellence ist in Zwickau keine The- 4 orie. Es ist vielmehr Ausdruck der Tatsache, dass die Mitarbeiter auf der Basis exzellent organisierter Dienstleitungsprozesse die Erwartungen ihrer Kunden weit übertreffen, den entscheidenden Schritt von der reinen Erfüllung der Kundenwünsche zur Begeisterung ihrer Kunden gehen. Die Ergebnisse aus den im Jahr 2014 zweimal durchgeführten Kundenbefragungen untermauern diese Einschätzung: Über 99 Prozent der Antwortenden stimmten mit „sehr zu empfehlen“ oder „zu empfehlen“ – das Ziel: bis 2018 die 100-Prozent-Marke erreichen. Das VW BI möchte seine Kunden mit einer aufgeschlossenen, freundlichen Atmosphäre begeistern, vor allem aber auch mit Bildungsprodukten, die perfekt auf die Kundenwünsche zugeschnitten sind. Dafür stehen moderne Methoden, konstruktive Didaktik, neueste Technik und Ausbildungsstätten, die Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit auf höchstem Niveau bieten. Als Qualifizierungspartner von Volkswagen und Zulieferern setzt das Bildungszentrum nicht zuletzt auf innovatives (Voraus-)Denken. Jedes Jahr sollen mindestens zwölf neue Produkte in der Aus- und Weiterbildung generiert und angeboten werden. Die ehrgeizige Vorgabe soll eine marktgerechte Kompetenzentwicklung gewährleisten. „Heute das tun, woran andere erst morgen denken“, ist das Motto der Mannschaft. Service Excellence: integraler Bestandteil der strategischen Ziele Die Entscheidung, Service Excellence „offiziell“ einzuführen und gemäß DIN SPEC 77224 zertifizieren zu lassen, beruhte letztendlich auf der strategischen Überlegung, mit dem Zertifikat die eigene Leistungsfähigkeit gerade auch in diesem Bereich sichtbar zu machen. Nach außen, um die allgemeine Reputation über das Erleben der Teilnehmer und Partner zu stärken, die Position im Markt mit einem hochwertigen Produkt zu festigen und den qualitativen Ansprüchen der Hersteller und Zulieferer nicht nur aus technischer Sicht gerecht zu werden. Nach innen, um die Werte und die Identifikation der Mitarbeiter mit der eigenen Organisation zu festigen im Sinne von „ich gehöre dazu“, „ich arbeite hier gerne“, „hier fühle ich mich wohl“. Das Ziel bis 2018: Steigerung des Stimmungsbarometer-Indexes. Gleichzeitig hat die Einführung von Service Excellence die Mitarbeiter weiter qualifiziert und sensibilisiert und die zugrundeliegenden Prozesse im VW BI systematisiert. Das hervorragende Ergebnis aus der Zertifizierung und dem inzwischen erfolgten Überwachungsaudit ist für alle Beteiligten vor allem auch eine Bestätigung der eigenen Leistungsstärke. Und eine besondere Motivation, sich immer wieder neu zu erfinden und damit auch Service Excellence mit Blick auf nachhaltig begeisterte Kunden und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Erfolg weiterzuentwickeln. PLUG+LEARN Ein Verbundprojekt des BMU für Bildung und Forschung „PLUG+LEARN – wandlungsfähiges, marktplatzbasiertes Kompetenznetzwerk für die Automobil- und Zulieferindustrie“ ist eine Kooperation des VW BI mit dem Institut für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme der TU Chemnitz und regionalen Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie. Das Projekt ist auf eine Bündelung von Kompetenzen und auf Synergieeffekte in der automobilen Wertschöpfungskette ausgerichtet. Es werden PLUG+LEARN-Kompetenzmodule entwickelt, die in Analogie der Softwaretechnologie (Plug-andPlay – „Einsetzen, los geht‘s“) eine neue Strukturierung und Anwendung von Kompetenzen enthält. Dazu werden Qualifizierungsobjekte der Unternehmenspraxis mit situationsadäquaten Lernmethoden auf der Basis sog. Wandlungsbefähiger hinsichtlich Universalität, Skalierbarkeit, Modularität und Kompatibilität genutzt. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre. Das VW BI ist eine 100-prozentige Tochter der VW Sachsen GmbH Das Unternehmen in Zahlen (2014) 10,1 Mitarbeiter 106 Portfolio 16 Berufe, > 200 Kurse zur Weiterbildung Kunden 102 Firmen (OEM und KMU) Auszubildende 992 (50 % VWS, 50 % KMU) Weiterbildung 7.200 Teilnehmer Umsatz 12,1 Mio. Euro 44,9 45,0 n n n Weiterbildung 5.350 T€ Ausbildung 5.359 T€ Beratung inkl. StiP 1.204 T€ Geschäftsfelder Anteile in Prozent – Umsatz in tausend Euro Standort Zwickau Standort Crossen Standort Chemnitz www.vw-bi.de Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 5 LEITGEDANKEN Nr. II 2015 2014 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, in diesem Jahr blickt die DQS mit Stolz auf 30 Jahre einer Dienstleistung zurück, für die sie 1985 von DIN und DGQ einen klaren Gründungsauftrag erhielt: Zertifizierung von Managementsystemen zur Förderung der deutschen Wirtschaft. Wer erinnert sich? An die Entstehung der Normenreihe ISO 9000, zunächst „nur“ auf Qualitätssicherung fokussiert? An die DQS als Zertifizierer der ersten Stunde? An das erste ISO 9001-Zertifikat für die Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH, noch auf Grundlage des Normentwurfs? 1986 war das mutig, weil die Norm in der deutschen Wirtschaft stark umstritten war. Aber auch vorausschauend: Heute ist Hottinger Baldwin international Technologie- und Marktführer in der Messtechnik – und nach wie vor Kunde der DQS. Zur DQS gehören Wandlungsfähigkeit und Mut zum Wachstum. So hat sich die DQS Gruppe in drei Jahrzehnten zum breit aufgestellten Partner für Audits weltweit entwickelt. Und auch das Werkzeug „Audit“ selbst hat sich gewandelt – es ist viel stärker geworden. Es wird heute als Führungsinstrument für die Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen eingesetzt, für die strategische Risiken- und Chancenbetrachtung. So gelingt es Unternehmen, in volatilen, immer komplexeren Märkten die innere Innovation und Wandlungsfähigkeit zu managen. Im Interview mit dieser Zeitschrift (siehe Seite 17) äußert der DIN-Vorstandsvorsitzende Dr. Torsten Bahke den Wunsch, die DQS möge die deutsche und internationale Wirtschaft weiterhin mit höchster Qualität unterstützen – und dabei auch innovative Themenfelder nicht außer Acht lassen. Diese Bekräftigung unseres Gründungsauftrags nehmen wir gerne an. Christiana Rambow-Krummeck Bereichsleiterin Service & Vertrieb PS: Ein weiteres Jubiläum passt wunderbar zur Kontinuität in der DQS: Sie halten die 75. Ausgabe unseres Kundenmagazins „DQS im Dialog“ in den Händen. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre. INHALT Risikobasiertes Denken und Handeln 8 ISO 9001:2015 – Wissen der Organisation 10 Quo vadis Risikomanagement? 12 ISO 14001: Glaubwürdigkeit und Prozessgedanke in der Umweltkommunikation Interview mit Dr.-Ing. Bahke anlässlich 30 Jahre DQS 6 14 17 Führung und Verpflichtung in der ISO 9001:2015 Vergleicht man die derzeitige ISO 9001:2008 mit dem finalen Entwurf der ISO 9001:2015, fällt in Bezug auf das hier besprochene Kapitel 5 zunächst der geänderte Titel auf: Aus „Verantwortung der Leitung“ wird schlicht „Führung“. Und das hat es in sich: Der Umfang des Kapitels ist um etwa 50 % gewachsen. Auffällig ist der hohe Detaillierungsgrad der Forderungen an die oberste Leitung. So werden allein im ersten Unterkapitel (5.1.1) zehn einzelne Handlungsthemen beschrieben. In Summe benennt die neue Norm die Aufgaben der obersten Leitung sehr viel konkreter als bisher. STANDPUNKT Die oberste Leitung ist gemäß der Normendefinition die Person oder Personengruppe auf der höchsten Ebene der Entscheidungsbefugnis. Auf dieser Ebene wird über Ressourcen entschieden und es darf Verantwortung delegiert werden. In den meisten Organisationen gehen diese Merkmale einher mit einer Geschäftsleitungsfunktion und der entsprechenden Handlungsvollmacht. Eine der ersten neuen Forderungen wird in der deutschen Übersetzung mit „Rechenschaftspflicht“ beschrieben: Die oberste Leitung muss die Rechenschaftspflicht für die Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems übernehmen. Hinter diesem Begriff steht die Unterscheidung im Englischen zwischen „Accountability“ und „Responsibility“. Für die Durchführung von Aufgaben können auch andere Funktionsträger und Mitarbeitende einer Organisation verantwortlich (responsible) sein. Die oberste Leitung muss jedoch nicht nur Auskunft zu den Ergebnissen des Qualitätsmanagementsystems geben können, sie steht auch in der unternehmerischen Verantwortung für dessen Wirksamkeit. Um dies zu erreichen, sind die Forderungen des Qualitätsmanagementsystems in die Geschäftsprozesse zu integrieren und sowohl das risikobasierte Denken als auch der prozessorientierte Ansatz in der Organisation zu fördern. Hier hilft ein Blick in die ISO 9004:2009, um Erwartungen greifbar zu machen. Bereits im Reifegrad 2 (von 5) werden die Festlegung von Schlüsselprozessen, deren systematische Messung sowie klare Prozessverantwortlichkeiten postuliert. Besser wäre beispielsweise die Integration der relevanten interessierten Parteien bei der Prozessgestaltung. Und in Bezug auf Risiken und Chancen wären eine regelmäßige Bewertung sowie vorausschauende Risikoanalysen bis hin zu Notfallkonzepten Kennzeichen einer guten Umsetzung des risikobasierten Denkens. Aber Achtung: Konzepte, Ideen und Vorhaben reichen nicht – die Ergebnisse zählen. Dieser Leitgedanke der ISO 9001:2015 wird auch in den Forderungen an die oberste Leitung deutlich. Sie muss sicherstellen, dass das Qualitätsmanagementsystem seine beabsichtigten Ergebnisse erzielt. Hier entsprächen das Erreichen einiger vorhergesagter Ergebnisse und das systematische Durchführen von Korrekturmaßnahmen lediglich einem Basisniveau. Zeichen einer reifen Organisation wären konsistent gute Ergebnisse mit entsprechend nachhaltigen Trends, idealerweise über dem Branchendurchschnitt, und zwar sowohl in Bezug auf das Gesamtsystem, als auch hinsichtlich der Schlüsselprozesse. Was erwartet die DQS als Zertifizierungsunternehmen also von der obersten Leitung, wenn sie ein Audit durchführt? „Führung“ in der ISO 9001:2015 erfordert ein persönliches, aktives Mitwirken der obersten Leitung im Managementsystem. Nachweise finden sich in Form von aussagekräftigen, faktenbasierten Management Reviews, in Protokollen, persönlichen Botschaften, Entscheidungen und, nicht zuletzt, in einer beständig hohen Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Wer seine Verpflichtung zu Qualität solchermaßen spürbar wahrnimmt, ist für die Zertifizierung bestens gerüstet. Götz Blechschmidt Geschäftsführer der DQS GmbH Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 7 FACHMAGAZIN Nr. II 2015 2014 Risikobasiertes Denken und Handeln Normenrevision ISO 9001:2015 Zu den wesentlichen Veränderungen, die die Revision der ISO 9001 für uns bereithält, zählt zweifelsohne der Ansatz des risikobasierten Denkens. Nun ist das Thema „Risiko“ nicht gänzlich neu in der ISO 9001, nur war es bislang eingebettet in den Forderungen zu Vorbeugungsmaßnahmen, die in der Revision entfallen sind und durch das Betrachten von Risiken und Chancen ersetzt werden. Ausgangspunkt für das Betrachten von durch gesetzliche / behördliche Vorgaben Risiken und Chancen ist der geschärfte oder durch unternehmenseigene FestFokus der ISO 9001:2015 auf das Erzielen legungen erfüllt werden müssen. Es ist „beabsichtigter Ergebnisse“ sowohl des damit also nicht von einem umfassenden Qualitätsmanagementsystems als auch Risikomanagementsystem z. B. auf Basis der hierfür benötigten von ISO 31000 die ISO 9001:2015 wird Prozesse. Die „beabRede und es wird auch einen risikobasierten sichtigten Ergebnisse“ kein formeller Risikohingegen ergeben sich Ansatz bei der Festlegung managementprozess aus dem Anwendungsgefordert. Auch werden der organisatorischen bereich des Systems keine Forderungen in Prozesse fordern. mit dem Ziel, Produkte Bezug auf konkrete und Dienstleistungen zur Verfügung zu anzuwendende Methoden zur Risikostellen, die durch Kundenerfordernisse, ermittlung oder -bewertung gestellt. Die innere Logik von ISO 9001:2015 Prozesse der Organisation und deren erwartete Ergebnisse Betrachten der Risiken und Chancen in Bezug auf das Erreichen bzw. Nichterreichen der erwarteten Ergebnisse ISO 9001:2015 definiert Risiko als die Auswirkung von Unsicherheit auf ein erwartetes Ergebnis. 8 Umfang der benötigten „dokumentierten Information“ Risiko In diesem Zusammenhang sind zwei durch das zuständige ISOKomitee veröffentlichte Dokumente wirklich empfehlenswert, die in kurzer und prägnanter Form erläutern, worum es beim risikobasierten Ansatz tatsächlich geht. Dies ist zum einen ein Foliensatz („Risk Based Thinking“) und zum anderen ein weiteres, sehr plastisches Beispiel zum Überqueren einer stark befahrenen Straße (Dokument N1222 „Risk in ISO 9001:2015“). Beide Dokumente sind unter dem unten angegebenen Link kostenlos abrufbar. Weitere gute und ergänzende Erläuterungen bietet auch das Kapitel 0.3.2 der revidierten Fassung, in dem unter anderem ausgeführt wird, dass risikobasiertes Denken für ein wirksames Qualitätsmanagementsystem unerlässlich ist und zum Erreichen verbesserter Ergebnisse und dem Vermeiden von negativen Auswirkungen eingesetzt werden soll. Konkrete Forderungen der ISO 9001:2015 Identifikation (Bestimmung) von Risiken und Chancen, um die Erzielung beabsichtigter Ergebnisse abzusichern, erwünschte Auswirkungen zu verstärken (dies sind die Chancen), unerwünschte Auswirkungen zu verhindern oder zu verringern (dies sind die Risiken) und Verbesserungen zu erreichen. Bewertung der erkannten, bestimmten Risiken und Chancen. Hier sind keine obligatorisch anzuwendenden Methoden genannt. Gängige, etablierte Werkzeuge wie z. B. (Prozess-) FMEA’s, SWOT-Analysen, ABC-Analysen oder Risikomatrix sind aber durchaus empfehlenswert. Maßnahmen aus den identifizierten Risiken und Chancen ableiten. Diese können sich auf die Eliminierung / Vermeidung des Risikos oder der Risikoquelle beziehen, auf die Reduzierung des Risikos durch eine Veränderung der Eintrittswahrscheinlichkeit oder der Auswirkungen / Konsequenzen ausgerichtet sein oder eben auch eine Akzeptanz des Risikos beinhalten, um z. B. eine Chance wahrzunehmen. Bewertung der Wirksamkeit der Maßnahmen, z. B. anhand von Nichteintritt eines identifizierten Risikos oder der Absenkung einer Eintrittswahrscheinlichkeit oder der Verringerung der Auswirkungen (z. B. durch Versicherungen, vertragliche Absicherungen in Kundenverträgen etc.). Soweit die Frage angesprochen ist, in welcher Form oder in welchem Umfang hierüber dokumentierte Nachweise („dokumentierte Information“ nach neuer Terminologie der ISO 9001:2015) erforderlich sind, kann Folgendes festgehalten werden: Es gibt hierzu keine konkrete, präzise Forderung in den relevanten Kapiteln der Norm. Stattdessen heißt es im (ebenfalls lesenswerten) Anhang A4: „… ist die Organisation für die Anwendung des risikobasierten Denkens sowie für das Einleiten von Maßnahmen zur Behandlung eines Risikos verantwortlich, einschließlich der Beantwortung der Frage, ob dokumentierte Informationen als Nachweis für die Bestimmung von Risiken von ihr aufzubewahren sind oder nicht.“ Einfacher ausgedrückt: Das legt eine Organisation individuell für sich fest – nicht die Norm und nicht die Zertifizierungsgesellschaft und deren Auditoren! Interessierte Parteien und deren relevanten Forderungen in Bezug auf Risiken und Chancen Ein Aspekt, der nicht übersehen werden sollte, ist die Betrachtung der relevanten Forderungen der für das Qualitätsmanagementsystem relevanten interessierten Parteien, wobei „Relevanz“ folgendermaßen auszulegen ist: Auswirkung auf die Fähigkeit der Organisation, fortlaufend konforme, also den Kundenerwartungen und gesetzlichen, behördlichen Forderungen entsprechende Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Damit sind im Kontext der Betrachtung von Risiken und Chancen auch diese zu berücksichtigen (Referenz: Kap 6.1.1 ISO/FDIS 9001:2015). Stiefkind: Chancen Auch wenn die ISO 9001:2015 Risiken immer auch in Bezug zu Chancen setzt, stehen viele vor der Frage, was konkret Chancen sein können. Nicht gemeint ist damit die Erreichung beabsichtigter Ergebnisse, denn das ist eine grundlegende Forderung an das Qualitätsmanagementsystem und seine Prozesse. Auch hier gibt das Kapitel 0.3.2 der ISO 9001:2015 gute Hinweise. Dort sind folgende Möglichkeiten für Chancen aufgeführt: Kundengewinnung Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen Verringerung von Abfall / Ausschuss Verbesserung der Produktivität. Weitere Hinweise finden sich in den Anmerkungen zum Kapitel 6.1.2, z. B. Übernahme neuer Praktiken und Einsatz neuer Techniken Markteinführung neuer Produkte Erschließung neuer Märkte Aufbau von Partnerschaften Alles in allem empfehlen wir, mit der gleichen Intensität, mit der Risiken bestimmt, bewertet und daraus Maßnahmen abgeleitet werden, mit den möglichen Chancen umzugehen und auch diese zu bestimmen, zu bewerten und ebenfalls Maßnahmen zu deren Ergreifung abzuleiten. Frank Graichen Geschäftsführer DQS Medizinprodukte GmbH [email protected] Empfehlenswerte Dokumente des ISO-Komitees Foliensatz „Risk Based Thinking“ und Dokument N1222 „Risk in ISO 9001:2015“ kostenlos abrufbar unter http://isotc.iso.org/livelink/livelink/open/tc176SC2public Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 9 Nr. II 2015 2014 ISO 9001:2015 – Wissen der Organisation Wir leben und arbeiten in einer „Informations- und Wissensgesellschaft“, und in der großen Mehrzahl der Organisationen ist die praktische Bedeutung von Wissen als Wert und Erfolgsfaktor längst unumstritten. Aber wie gelingt es uns, die „Ressource Wissen“ systematisch in das Managementsystem zu integrieren? Im ISO/FDIS 9001:2015 heißt es: „Die Organisation muss das Wissen bestimmen, das benötigt wird, um ihre Prozesse durchzuführen und um die Konformität von Produkten und Dienstleistungen zu erreichen. Dieses Wissen muss aufrechterhalten und in ausreichendem Umfang vermittelt werden. Um sich ändernde Erfordernisse und Trends zu berücksichtigen, muss die Organisation ihr momentanes Wissen betrachten und muss bestimmen, auf welche Weise das nötige Zusatzwissen erlangt wird oder wie darauf zugegriffen wird.“ Das bedeutet als Handlungsanforderungen konkret: Für die identifizierten Prozesse einer Organisation ist auch das mit diesen Prozessen verbundene Wissen konkret zu benennen. Aussagen zum Prozesswissen gehören also direkt in die Prozessbeschreibungen. Es geht einerseits um die Durchführung der Prozesse und andererseits um die Ergebnisqualität. Prozesswissen bezieht sich auf die Durchführung der einzelnen Teilprozesse und Aktivitäten (z. B. bezogen auf die Beherrschung von Methoden und Technologien, die Bedienung von Maschinen) und auf die Umsetzung von Konformitätsforderungen (bezogen auf Gesetzlichkeiten, normative Vorgaben usw. und die Anforderungen von Kunden). Die Aufrechterhaltung des Wissens in konkreten Organisationsformen, z. B. bezogen auf Prozesse, Produkte, die Entwicklung von Kundenerwartungen, ist sicherzustellen. Dabei helfen uns heute in sehr effektiven Formen die Instrumente moderner Informationstechnik. Aufrechterhaltung impliziert auch Verfügbarkeit und praktische Nutzung von Wissen als Zielkriterium. Die „ausreichende Wissensvermittlung“ ist die Brücke zum Kompetenzmanagement. Wissen ist im Sinne der Norm keine abstrakte Größe an sich, sondern funktional auf die wirksame Anwendung in Prozessen durch kompetente Akteure ausgerichtet. Also benötigen wir Transfer- und Lernformen, wie aus Wissen Kompetenzen von einzelnen Akteuren oder Mitarbeitergruppen werden. Welches benötigte Wissen ist jetzt bereits vorhanden und welche Wissensanforderungen sind zukünftig zu berücksichtigen? Welches Wissen ist aber auch „auszusondern“, denn veraltetes Wissen kann für Organisationen nicht nur als Ballast wirken, sondern sehr gefährlich werden in Bezug auf Effektivität und Effizienz der Prozesse? Eine Form der Umsetzung dieser Forderung findet sich in „lernenden Prozessen“ und „lernenden Organisationen“ wieder. Auf welches Wissen greifen wir im Maßstab der eigenen Organisation zurück und welches „Zusatzwissen“ holen wir uns kontinuierlich oder bei speziellen Bedarfen aus externen Quellen? Wie sind diese Zugriffe organisiert und sichergestellt? Wie sichern wir aber auch die Vermeidung von unerwünschtem „Abfluss“ von Wissen aus der Organisation? In den letzten Jahren hat sich das angewandte Wissensmanagement (WM) von einem organisationstheoretischen Diskussionsfeld zum praktischen Gestaltungsinstrument weiterentwickelt. Die damit verbundenen Chancen passen sehr gut zur neuen Normforderung, „Wissen als Ressource“ zu managen. Was ist, was soll Wissensmanagement? Im Entwurf der ISO wird Wissen als die „verfügbare Sammlung von Informationen, die eine berechtigte Überzeugung darstellen und mit großer Sicherheit wahr sind“, definiert. Dieser Wissensbegriff greift das im englischen Sprachraum häufig verwendete Verständnis von Wissen als „Justified True Belief“ auf und stellt den Zusammenhang zwischen Informationen und Wissen her. [1] Grundlage des Verständnisses von Wissensmanagement ist die Einordnung von Wissen als Ressource der Organisation, die es zielgerichtet, z. B. untersetzt durch konkrete „Wissensziele“, zu nutzen gilt. Hierzu gilt es, unterschiedliche Methoden und Instrumente auf betrieblicher Ebene einzusetzen, um den Umgang mit Wissen im Unternehmen systematisch zu gestalten. Wissensmanagement in der Praxis 1. Der Lebenszyklus von Wissen in Organisationen Für die unternehmens- und handlungsorientierte Zusammenfassung des Lebenszyklus von Wissen lässt sich folgendes Referenzmodell des Fraunhofer IPK sehr gut verwenden. Wissen erzeugen Wissensangebot Geschäftsprozesse Wissensdomänen Wissensnachfrage Wissen speichern 10 Wissen anwenden Wissen verteilen Das Referenzmodell bietet ein einfaches Verständnis von Wissensmanagement und seine Zusammenhänge im Unternehmen. Die Kernbotschaften des Modells sind schnell verständlich: [2] Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die wichtigen Geschäftsprozesse und Wissensdomänen des Unternehmens. In den Geschäftsprozessen wird Wissen erzeugt, gespeichert, verteilt und (wieder) angewendet, um die Wissensnachfrage mit einem Wissensangebot zu bedienen. Wissensmanagement dient dazu, diese Kernaktivitäten im Umgang mit Wissen zu optimieren und zu systematisieren. 2. Der Weg zum prozessorientierten Wissensmanagement Die am Fraunhofer IPK entwickelte GPO-WM-Methode* baut auf dem oben skizzierten Referenzmodell auf und gliedert sich in drei aufeinander aufbauende Schritte: ÎÎ Auswahl und Beschreibung der Geschäftsprozesse Die Beschreibung der zentralen Geschäftsprozesse erfolgt anhand von Prozess-Steckbriefen oder durch den Einsatz von Modellierungswerkzeugen. Neben der Visualisierung der Unternehmensabläufe wird durch ein Prozessmodell zugleich der Kontext für den Umgang mit Wissen spezifiziert. Liegen im Unternehmen bereits Prozessbeschreibungen – beispielsweise aus dem Qualitäts- oder Geschäftsprozessmanagement – vor, so kann auf diesen aufgebaut werden. ÎÎ Analyse von Stärken und Schwächen im Umgang mit Wissen Anhand ausgewählter Wissensdomänen, z. B. Wissen über Kunden, Wissen über Produkte, Fach- und Methodenwissen, werden die vier WM-Kernaktivitäten (Erzeugen, Speichern, Verteilen und Anwenden) analysiert. Hierzu wird in funktionsübergreifenden Workshops eine Selbstbewertung anhand eines strukturierten Leitfadens durchgeführt. ÎÎ WM-Lösungen auswählen und prozessorientiert einführen Nach Auswertung und Diskussion der Analyseergebnisse werden Handlungsfelder priorisiert und entsprechende Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet. Hierbei hat sich die Erstellung einer Lösungs-Roadmap (zeitliche Planung und Meilensteine für die Umsetzung) in der Praxis bewährt. Die Ausrichtung der WM-Aktivitäten an konkreten Geschäftsprozessen gewährleistet, dass die operativen Abläufe im Unternehmen betrachtet werden und somit die Integration von Wissensmanagement in die alltäglichen Abläufe des Unternehmens sichergestellt wird. Hierzu werden in der folgenden Tabelle ausgewählte Methoden und Instrumente exemplarisch dargestellt Methoden und Instrumente Wissen erzeugen Befragungen zur Ermittlung der Kundenzufriedenheit Wissen speichern Einsatz technischer Hilfsmittel zur Dokumentation von Wissen, z. B. standardisierte Verzeichnisstrukturen, Wikis, Dokumentenserver Wissen verteilen Durchführung von Expertendebriefings bei ausscheidenden Mitarbeitern – „Wissenstransfer zwischen den Generationen“ Wissen anwenden Checklisten oder Verfahrensanweisungen, um in wiederkehrenden Aufgaben die Qualität der Arbeitsergebnisse zu sichern Methoden und Instrumente für den systematischen Umgang mit Wissen im Unternehmen Chancen nutzen und „Stolpersteine“ meistern Aus der Erfahrung von Unternehmen, die sich bereits mit der Einführung von WM-Lösungen beschäftigt haben, lassen sich u. a. folgende Empfehlungen ableiten: [3] Mitarbeiter bereits frühzeitig in das „Projekt Wissensmanagement“ einbinden und Ziele gemeinsam erarbeiten. Den Nutzen des Wissensmanagements anhand von Beispielen verdeutlichen und intern kommunizieren („internes Marketing“). Prioritäten setzen: leicht umsetzbare, Nutzen stiftende Punkte zuerst angehen. Auf bereits vorhandenen Strukturen und Systemen aufbauen. Genügend Zeit und Ressourcen einplanen. Unterstützung der Geschäftsleitung sichern. Verbindlichkeiten und Verantwortlichkeiten schaffen, z. B. durch die Anbindung an das Qualitätsmanagement. Unternehmenskultur einbeziehen: Passt die Lösung zu unserer Kultur? Bei Einführung neuer IT-Systeme: Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen durchführen. Dr. Karsten Koitz DQS-Auditor [email protected] Prof. Dr.-Ing. Holger Kohl Geschäftsfeldleiter Unternehmensmanagement, Fraunhofer IPK [email protected] Ronald Orth Abteilungsleiter Business Excellence Methoden, Fraunhofer IPK [email protected] * GPO-WM = Geschäftsprozessorientiertes Wissensmanagement Quellen: [1]Orth, R.; Voigt, S.; Kohl, I.: Praxisleitfaden Wissensmanagement Fraunhofer-Verlag, 2011 [2]North, K.; Brandner, A.; Steininger, T.: Die neue ISO 9001:2015 – Wissensmanagement wird Pflicht! In: wissensmanagement 17 (2), 2015 [3]Orth, R.: Fit für den Wissenswettbewerb: Wissensmanagement in KMU erfolgreich einführen. Hg: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2013 Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 11 Nr. II 2015 2014 Quo vadis Risikomanagement? Unternehmerische Aktivitäten eröffnen zwar große Chancen, bergen aber immer auch große Risiken: Investitionen in neuen Märkten werfen nicht den gewünschten Profit ab? Probleme in der Datenverarbeitung behindern massiv die laufenden Arbeitsprozesse? Der Umsatz eines Unternehmens bricht aufgrund eines massiven Shitstorms ein? Ein Brand zerstört Produktionsanlagen? Ein Unternehmen wird Opfer eines Hackerangriffs? Mit einem Risikomanagementsystem auf Normen mit Bezug zur InformationstechBasis der ISO 31000 können unterneh- nologie (z. B. ISO/IEC 27001 oder ISO/IEC merische Risiken systematisch im Vor- 20000-1) oder für das Gesundheitswefeld identifiziert, bewertet und bewältigt sen (ISO 15224) setzen teilweise schon werden. So enthält jedes Risiko eine seit vielen Jahren auf Risikomanagement potentielle Chance. Daneben bietet die- als Grundlage jedes unternehmerischen ses Vorgehen in jedem Fall einen zusätz- Handelns. Das Erkennen von Risiken und lichen Informationsgewinn für die Unter- die Verfolgung der daraus abgeleiteten nehmensleitung, weil es parallel zum pro- Maßnahmen sind zentrale Komponenzessualen Berichtsweg eine zusätzliche ten dieser Normen. Sie stellen die Basis Informationsquelle darstellt, die die Über- für Unternehmen dar, die nachhaltig ihre wachung wichtiger Kennzahlen garantiert Existenz sicherstellen und gleichzeitig die und standardisiert. Chance nutzen wollen, für ihre Kunden an Deshalb sollte jedes unternehmeri- Attraktivität zu gewinnen. sche Handeln einen risikobasierten Ansatz Die ISO 31000 beschreibt die Grundaufweisen, der das präventive Denken in sätze und Richtlinien zur Anwendung den Vordergrund rückt, wie es die zukünf- von Risikomanagement in Organisatiotige ISO 9001:2015 fornen und Unternehmen. dert. Unternehmen, die Normen setzen auf Dabei setzt sie den Fokus aufgrund ihrer Größe, auf die Eingliederung Risikomanagement des Risikomanagementihrer Komplexität oder als Grundlage jedes prozesses in ein bereits der besonderen Fordeunternehmerischen bestehendes Managerungen von interessierten Parteien (z. B. Kunden, mentsystem. Auf diese Handelns. Mitarbeiter, GesellschafWeise lassen sich die ter, Versicherungen) explizit ein Risikoma- präventiven Maßnahmen des Risikomanagement einführen wollen, sollten sich nagements optimieren. Die Norm dient an der ISO 31000 orientieren, auf die in dabei als Leitfaden und zeigt vielfältige den Anmerkungen der ISO 9001:2015 Möglichkeiten der Umsetzung im eigenen verwiesen wird. Unternehmen auf. Somit eignet sie sich hervorragend als Nachschlagewerk, wenn Gesetzliche und normative Grundlagen es darum geht, eine individuelle Strategie Die Einführung eines Risikomanagements und Definition des Risikomanagementist für AGs und größere GmbHs gemäß prozesses für das eigene Unternehmen der gesetzlichen Änderungen des Akti- zu finden. Ergänzend dazu stellt die ONR engesetzes und des Handelsgesetzbu- 49000-Normenserie „Risikomanagement ches, die mit dem KonTraG (Gesetz zur für Organisationen und Systeme, AnwenKontrolle und Transparenz im Unterneh- dung der ISO 31000 in der Praxis“ eine mensbereich) 1998 eingeführt wurden, konstruktive Umsetzungshilfe dar. Pflicht. Diese Entwicklung zeigt sich auch in Hinsicht auf normative Entwicklungen für internationale Standards. 12 Nutzen durch die Einführung eines Risikomanagements nach ISO 31000 Vordergründig wird immer die Bedeutung eines systematischen ComplianceManagements als zentraler Teil eines Risikomanagements hervorgehoben, weil damit eine größere Rechtssicherheit und somit eine Haftungsreduzierung erreicht werden soll. Mit den Werkzeugen des Risikomanagements wird aber darüber hinaus auch eine Risikokultur geschaffen: Führungskräfte und Mitarbeiter werden sensibilisiert, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und weitere Lösungsansätze in den Blick zu nehmen. Das Bewusstsein, die Ursache eines Risikos genau zu beleuchten, wird verstärkt. Eine effiziente Risikokultur in einem Unternehmen wirkt sich auch positiv in Hinsicht auf die Erfüllung von aktuellen und zukünftigen Kundenanforderungen aus. Hier ist z. B. die künftige Ausrichtung des Produktportfolios systematisch zu betrachten, damit entscheidende Wettbewerbsvorteile gesichert oder Trends nicht verschlafen werden: Aus Risiken Chancen machen – das ist das Ziel / der Effekt eines risikobasierten Denkansatzes! Wohl überlegte und organisierte Maßnahmen machen es zudem einfacher, in Notfallsituationen die Geschäftskontinuität zu sichern und damit auch das Ansehen bei den Kunden oder anderen interessierten Parteien zu steigern. Und nicht zuletzt erspart das Verhindern von Gefahrereignissen dem Unternehmen Kosten, die beim Eintritt von Schadensfällen auftreten können. Auch Imageschäden können begrenzt oder ausgeschlossen werden. Risikomanagement als Regelprozess – ein an die ISO 31000 angelehntes Beispiel Der Risikomanagementprozess könnte z. B. folgendermaßen festgelegt und eingeführt werden: Phase 1: Risikoidentifizierung Risiken werden mit Methoden und Techniken, die in den Leitfäden beschrieben sind, erkannt und erfasst. Phase 2: Risikoanalyse und Risikobewertung Mit einer für das Unternehmen individuell definierten Methode werden die identifizierten Risiken analysiert und bewertet. Diese kann einer einfachen Systematik folgen, bei der die Fragen nach der Eintrittswahrscheinlichkeit und der möglichen Auswirkung des Risikos auf das Unternehmen beantwortet werden. Phase 3: Risikobeobachtung und Risikobewältigung Aus den Erkenntnissen der zweiten Phase werden Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen abgeleitet. Diese könnten folgende Strategien zur Bewältigung des Risikos verfolgen: Die Risikovermeidung Die Risikoüberwälzung, z. B. an Versicherungen oder über die Vertragsgestaltung Die Risikoreduzierung, wenn das Risiko nicht ganz zu vermeiden ist Die Risikoakzeptanz, die eine ständige Überwachung zur Folge hat: Hier gilt es, zusätzlich korrektive Maßnahmen zu definieren, um geeignete Möglichkeiten zur Schadensreduzierung, z. B. durch erprobte Notfallpläne, zu haben. Sobald die Rahmenbedingungen und der Prozess für das Risikomanagement festgelegt sind, beginnt die wichtigste und gleichzeitig schwierigste Phase: der Betrieb des Risikomanagements als Regelprozess, der durch folgende Aspekte geprägt sein könnte: Die identifizierten Risiken müssen beobachtet und regelmäßig berichtet werden. Es gilt, neue Risiken zu identifizieren und zu melden. Schulungen und AwarenessVeranstaltungen werden durchgeführt. Der Aufwand für das Risikomanagement sollte durch eine kontinuierliche Verbesserung schrittweise reduziert werden. Es werden neue Forderungen aus dem Management oder Controlling sowie neue gesetzliche Rahmenbedingungen oder geänderte Standards ihren Weg in das laufende Risikomanagement finden, was die Bewertung von bereits identifizierten Risiken verändern oder neue Risiken hervorbringen kann. Eine offene Kommunikation zwischen Führungsetage und Mitarbeitern ist hierfür das erforderliche Fundament. Beim Risikomanagement muss jedoch zwischen kommunizierbaren und nichtkommunizierbaren Risiken unterschieden werden, denn letztere ziehen die Einschränkung des Adressatenkreises aufgrund ihrer Brisanz nach sich. Dies kann durch eine klare Rollendefinition in der „Risikoorganisation“ mit Verantwortungen und Befugnissen transparent für alle geregelt werden. Fazit: Aus Risiken Chancen machen! Ein funktionierendes, gelebtes Risikomanagement ist mehr als reines Compliance-Management. Es stärkt eine Kultur der präventiven Herangehensweise im Unternehmen. Themen, die für das Unternehmen brisant werden können, werden erkannt und vorab durchleuchtet, sodass das Eintreten dieser Risiken gesenkt werden kann und im Falle eines Falles meh- rere mögliche Varianten zum Umgang mit der eingetretenen Gefahr zur Verfügung stehen. Plötzliche Umsatzeinbußen, Ausfälle in der Datenverarbeitung, Hackerangriffe oder ein Brand im Produktionsbereich verlieren zwar nicht den Schrecken, können aber durch geeignete und vorab definierte Korrekturmaßnahmen in ihrer Auswirkung deutlich gemildert werden. Bei einem zusätzlichen Informationsgewinn werden so gleichzeitig mögliche Kosten für das Unternehmen gesenkt. Erfolgreiches Risikomanagement ist also auch wesentlich mehr als nur die Erfüllung gesetzlicher Rahmenbedingungen. Durch das Erkennen von Chancen und den Vertrauensbonus der Kunden trägt es dazu bei, den Wettbewerbsvorteil zu sichern. Und das in einem individuellen Rahmen, der auf die jeweiligen Bedürfnisse des Unternehmens / der Organisation abgestimmt umgesetzt werden sollte, abhängig von der Größe und Komplexität der Organisation sowie der Risikoexposition durch die Organisation. Die Integration in ein bereits bestehendes Managementsystem lässt ein Risikomanagement nicht als „Fremdkörper“ im Unternehmen erscheinen, sondern verzahnt geschickt die Ziele von ersterem mit dem Nutzen von letzterem. Risiken und Chancen werden systematisch erkannt und können so nachhaltig zur kontinuierlichen Verbesserung beitragen. Die ISO 31000 und weitere genannte Normen bieten dabei den Unternehmen eine wertvolle Unterstützung. Andreas Altena DQS-Auditor [email protected] Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 13 Nr. II 2015 2014 Glaubwürdigkeit und Prozessgedanke in der Umweltkommunikation Neue Forderungen durch ISO 14001:2015 Der Final Draft ISO 14001:2015 befindet sich in der Schlussabstimmung der ISO-Gremien und die revidierte Norm wird für Mitte September erwartet. Für Managementbeauftragte und Auditoren, aber auch Führungskräfte und Mitarbeiter rückt die Interpretation der Neuerungen für ihre Organisationen daher immer näher. Ein Thema, das die Revision fokussiert, ist die interne und externe Kommunikation. Diese wird gerne mal unter Soft Facts eingeordnet, kann allerdings je nach Branche, Risiken, Interessens- oder Konfliktpotenzial schnell zu einem Hard Fact werden. Wird die Glaubwürdigkeit in der Umweltkommunikation verletzt, ist das Vertrauen von Kunden, Partnern und Öffentlichkeit nur sehr schwer wiederherzustellen. Beispiele gab es in der Vergangenheit immer wieder. ISO 14001:2015 hat dies nun stärker im Blickfeld. Umweltkommunikation erhält aus verschiedenen Richtungen eine höhere Bedeutung. Zum einen erhalten interessierte Parteien einen höheren Stellenwert. Wurden die relevanten Parteien identifiziert, ist die nächste Frage, welche Informationen fließen sollen. Auch kann es kundenseitig vermehrt zu Nachfragen nach der Umweltleistung kommen: Kunden nutzen diese womöglich für ihre eigene Lebenszyklusbetrachtung von Produkten und zum Austausch in der Lieferkette. Zum anderen wird die Umweltberichterstattung zum Standard. Viele Unternehmen beteiligen sich beispielsweise schon an der freiwilligen ÖkoauditVerordnung EMAS oder an der international etablierten Global Reporting Initiative (GRI) bzw. an dem darauf verweisenden Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Ab 2016 gilt aus rechtlicher Sicht für mindestens 25.000 EU-Unternehmen >500 Mitarbeiter, dass sie einen Nachhaltigkeitsbericht zu nichtfinanziellen Informationen veröffentlichen müssen. Verankert ist dies in der Richtlinie 2014/95/EU. Der zu beobachtende Trend bei derzeit ca. 2.500 EU-Großunternehmen geht zur integrierten Berichterstattung über ökonomische, soziale und ökologische Aspekte und Ergebnisse. Das International Integrated Reporting Council (IIRC) erarbeitet derzeit ein Rahmenwerk zur integrierten Berichterstattung. 14 Was fordert ISO 14001:2015 konkret? 7.4.1 Allgemeines In diesem Punkt wird gefordert, dass die Organisation einen Prozess für die interne und externe Kommunikation in Bezug auf das Umweltmanagementsystem (UMS) planen und verwirklichen muss. Der Prozess muss enthalten, wer mit wem, wann, worüber und wie kommuniziert. Neu daran ist, dass ein Prozess gefordert wird und nicht wie bisher ein Verfahren bzw. Methoden für die Kommunikation. Bei der Planung des Kommunikationsprozesses müssen ausdrücklich die umweltbezogenen Verpflichtungen berücksichtigt werden. Dies kann beispielsweise Berichtsauflagen aus Genehmigungen, Datenlieferungen für externe Darstellungen oder für die Lieferkette betreffen. Eine der größten Neuerungen ist, dass die Organisation die Glaubwürdigkeit und Richtigkeit der Informationen sicherstellen muss. Nach wie vor muss die Organisation auf UMS-relevante Äußerungen reagieren, allerdings sind jetzt auch interne relevante Äußerungen einbezogen, z. B. Berichte gesetzlich geforderter oder freiwillig bestellter Umweltbeauftragter. Externe Äußerungen genießen weiterhin das Privileg, als Eingabe für die Managementbewertung zu dienen. Hier hat sich nichts geändert. Generell sind unter „Äußerun- gen“ relevante Anfragen, Verbesserungsvorschläge, Beschwerden oder Nachrichten zu verstehen. Soweit angemessen, muss die Organisation dokumentierte Nachweise für ihre Kommunikation aufbewahren. 7.4.2 Interne Kommunikation Hier wird nach wie vor die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen und Funktionen gefordert. Neu hingegen ist, dass auch Änderungen des UMS angemessen kommuniziert werden müssen. 7.4.2 Externe Kommunikation Dieser Punkt wiederholt im Grunde die allgemeinen Forderungen, dass relevante Informationen extern kommuniziert werden müssen, die aufgrund von Verpflichtungen und des selbst definierten Kommunikationsprozesses erforderlich sind. Was soll mit Umweltkommunikation erreicht werden? Alle Strategien und Ziele sind i. d. R. mit interner und / oder externer Kommunikation verbunden. Umso wichtiger ist es zu erkennen, wofür umweltrelevante Informationen kommuniziert werden sollen. Deswegen sollte sich die Führung einer Organisation auf Ziele und Strategien einigen und sich ihrer damit verbundenen Werte bewusst sein. Dies ist die Basis, um wie Umweltrechtliche und weitere externe Umweltforderungen werden erfüllt – ggf. auch an die Unternehmensberichterstattung. X X Umweltkosten werden reduziert. Interessierte Parteien werden in die Verbesserung der Umweltleistung einbezogen. X X … verbesserte Umweltleistung Ganzheitlicher Umweltschutz Abheben von Wettbewerbern Glaubwürdigkeit nach außen Legitimation nach außen Chancenorientierung Konservative Effizienz 2. Welche Strategien verfolgt Ihre Organisation? Risikominderung 1. Welche umweltbezogenen Ziele hat Ihre Organisation? Rechtssicherheit gefordert die Umweltpolitik und Umweltziele festzulegen und mit der strategischen Ausrichtung und dem Kontext der Organisation zu vereinbaren. Insbesondere sollte bestimmt werden, wie wichtig der Umwelt-Dialog mit interessierten Parteien wie beispielsweise Mitarbeitern, Lieferanten oder Nachbarn ist. X X X X X X X X X X X Investitionen werden in umweltschonende Produktentwicklungen getätigt. X X X X X X Unternehmerische Nachhaltigkeit in Bezug zur Ökologie wird grundlegend in allen Bereichen vorangetrieben. X X X X X X X Tätigkeiten Ergebnisse interne / externe Themen aus dem Kontext der Organisation, insb. umweltrelevante Einflüsse auf die Organisation WER mit WEM intern / extern berechtigt und befugt UMS-Anwendungsbereich WORÜBER relevant vertraulich angemessen anschlussfähig Informationen und Berichte – dokumentierte (Print, EDV, Video etc.) und nichtdokumentierte bedeutende Umweltaspekte und Umweltleistung, auch im Hinblick auf die Lebenswegbetrachtung von Produkten umweltrechtliche und sonstige (Selbst-)Verpflichtungen relevante Risiken und Chancen relevante interne / externe Äußerungen Ressourcen für die umweltbezogene Kommunikation (Personal, Technik, Medien) WANN regelmäßig / fall- und anlassbezogen WIE verständlich wahrheitsgetreu faktisch und zuverlässig konsistent und vollständig schriftlich / mündlich formell / informell Umweltpolitik Managementbewertung rechtskonformes Berichtswesen dokumentierte Kommunikationsnachweise, soweit angemessen … … X X X X X X … Ziele und Strategien einer Organisation Relevanz ist gefragt Eingaben Ziele und Strategien der Führung Investitionen werden in umweltschonende Technologien und Umweltkompetenz getätigt. Über die Selbstverpflichtung zu Umweltstandards bzw. zur Umweltberichterstattung wird nach außen kommuniziert. ISO 14001:2015 definiert gemäß Punkt 3.26 einen Prozess als zusammenhängende und sich gegenseitig beeinflussende Tätigkeiten, die Eingaben in Ergebnisse umwandeln. Ein Prozess kann, muss aber nicht dokumentiert sein. Das ist der Rahmen, mit den verschiedenen Forderungen von ISO 14001:2015 wie aufgeführt. relevante Erwartungen und Erfordernisse interessierter Parteien X X Was berücksichtigt die prozesshafte Umweltkommunikation? Ein stringentes Herangehen ermöglicht es, den Kommunikationsprozess effektiv und glaubwürdig zu gestalten. Dabei gilt, sich auf relevante umweltbezogene Informationen zu konzentrieren. Perfektionismus, Aktionismus und Formalismus sind zu vermeiden, um den Prozess schlank zu halten. Vor allem sollte Greenwashing vermieden werden. Diese Gefahr besteht, wenn beispielsweise Umweltthemen zu sehr in den Vordergrund gerückt werden, die von Interessengruppen als irrelevant für die tatsächlichen Umweltauswirkungen der Organisation angesehen werden. Die Glaubwürdigkeit ist ebenfalls in Gefahr, wenn Mitarbeiter und Führungskräfte die kommunizierten Normen und Werte im Umweltschutz nicht mittragen. Auch die Richtigkeit in der Umweltkommunikation ist kein Selbstläufer. Wurden kommunizierte Umweltdaten nicht ausreichend auf Richtigkeit und Aktualität hin geprüft, können Fehler auftreten. Die Forderung, einen Prozess zu planen und zu implementieren, der Glaubwürdigkeit und Richtigkeit sicherstellt, ist also goldrichtig. Der Kommunikationsprozess Kommunikationsanlässe können ein Einzelfall, ein Projektfall, ein Regelfall oder ein Routinefall sein. Das hängt davon ab, wie niedrig bzw. hoch die Komplexität, Plan- und Strukturierbarkeit, Gleichartigkeit und Wiederholbarkeit sowie die Determinierbarkeit fester Prozessschritte sind. Die Umweltkommunikation ist zudem in bestehenden Prozessen integriert – z. B. im Einkauf, in der Produktion, in der Entwicklung, in der Entsorgung von Abfällen, im Umgang mit Gefahrstoffen, im Labor, in der Rechtsverfolgung, in der Führung oder in der Öffentlichkeitsarbeit. Ein umweltbezogener Notfall wird im Regelfall sofort gemeldet. Eine Unterweisung zum Umgang mit Gefahrstoffen erfolgt beispielsweise mündlich mit Demonstration, am Tag der offenen Tür wird eine Präsentation gezeigt. Umweltinformationen sind vielfältig und je nach Bedeutung muss die Kommunikation gestaltet werden. Spätestens jetzt wird deutlich, dass Kommunikation nicht als ein zentraler Prozess festgelegt werden kann. Glaubwürdigkeit, Richtigkeit und Angemessenheit kommunizierter Umweltinformationen müssen jedoch immer gegeben sein. Claudia Nauta DGQ Weiterbildung GmbH Produktmanagerin Umwelt, Energie, OHS [email protected] Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 15 Nr. II 2015 2014 Die Revisionen schreiten voran ISO Komitees veröffentlichen finale Schlussentwürfe von ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015 ISO/FDIS 14001:2015 Das für die Revision von ISO 14001 zuständige Technische Komitee ISO/TC 207/SC1 traf sich im April in London, um die bis dahin noch unbearbeiteten Kommentare zum Draft International Standard (DIS) zu bewerten und sich auf den Schlussentwurf zu verständigen. Ein Vergleich zwischen DIS und FDIS zeigt, dass sich – anders als bei ISO 9001 – noch weitere inhaltliche Änderungen ergeben haben. Nach zahlreichen Treffen der für die Revisionen verantwortlichen ISO-Komitees bedeutet die Veröffentlichung der Final Draft International Standards ISO/FDIS 9001:2015 und ISO/FDIS 14001:2015 im Juli einen weiteren Schritt nach vorn im Revisionsprozess. Mit der Veröffentlichung begannen die abschließenden Abstimmungsprozesse der nationalen Mitgliederorganisationen. Damit rückt auch die abschließende Veröffentlichung der beiden revidierten Normen – erwartet für Mitte September 2015 – in greifbare Nähe. Nach der Veröffentlichung beginnt eine dreijährige Übergangsphase. Danach verlieren alle Zertifikate nach den alten Normen ihre Gültigkeit. Am Inhalt der FDIS beider Standards wird es gegenüber der im September 2015 neu erscheinenden, dreisprachigen Internationalen Normen (Englisch, Französisch, Deutsch) keinerlei Änderungen mehr geben. Damit vermitteln die Schlussentwürfe durchaus verlässliche Erkenntnisse über den Inhalt der künftigen Normen. Beide Schlussentwürfe sind als Manuskript-Druck mit deutscher Rohübersetzung und englischer Originalfassung beim Beuth Verlag erhältlich (www.beuth.de). Im Kapitel 5.2 „Umweltpolitik“ wurde hinsichtlich der Angemessenheit für den Zweck der Organisation der Bezug nun auch zum Kontext hergestellt. Die Pflicht der Bekanntgabe der Umweltpolitik an jene Personen, die im Auftrag der Organisation Tätigkeiten verrichten (Fremdfirmen), ist entfallen. Im Kapitel 6.1 wurde der Titel „Maßnahmen zum Umgang mit Risiken in Verbindung mit Gefahren und Chancen“ in „Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen“ geändert und entspricht damit dem Wortlaut analog der ISO 9001:2015. Die Inhalte aus dem Punkt 6.1.4 „Risiko in Verbindung mit Gefahren und Chancen“ wurden in das Unterkapitel 6.1.1 „Allgemeines“ verschoben. Das Unterkapitel „Planung zu ergreifender Maßnahmen“ wurde zur Nummer 6.1.4. Die Forderungen im Kapitel 7.2 „Kompetenz“ wurden erweitert. Die Kompetenz des Personals ist nun auch hinsichtlich des Erreichens rechtlicher Forderungen sicherzustellen. Ebenfalls neu ist die Notwendigkeit der Ermittlung des Trainingsbedarfs hinsichtlich der Umweltaspekte und des Umweltmanagementsystems. Die sprachliche Änderung in 7.4 „Kommunikation“, dass die Organisation einen Prozess für interne und externe Kommunikation „planen und umsetzen“ muss, anstatt diesen zu planen und zu verwirklichen, hat faktisch keine Auswirkung. Die Anmerkung in 7.5.1 „Dokumentierte Information“ zum Umfang dokumentierter Informationen wurde um den Hinweis auf die Notwendigkeit zur Nachweisführung des Einhaltens von bindenden Verpflichtungen erweitert. Im Kapitel 8.1 „Betriebliche Planung und Steuerung“ findet sich jetzt der Hinweis, dass Umweltforderungen gemäß der Lebenswegbetrachtung auch die Entwicklung betreffen – und zwar unter Berücksichtigung jedes Schrittes im Lebensweg. Die Regelungen im Kapitel 8.2 „Notfallvorsorge“ wurden erweitert. Die Organisation hat nun relevante Informationen hinsichtlich Training (sofern angemessen), Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr den interessierten Parteien zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sind entsprechende dokumentierte Information für die Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr aufrechtzuhalten. Im Kapitel 9.1 „Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung“ wurde die Umweltleistung mit aufgenommen. Die Managementbewertung im Kapitel 9.3 muss nun die Erfordernisse und Erwartungen der interessierten Parteien beinhalten. Ebenfalls neu ist, dass die Ergebnisse der Managementbewertung Möglichkeiten zur Verbesserung der Integration des Umweltmanagementsystems in andere Geschäftsprozesse enthalten müssen. Robert Bernacik DQS-Produktmanager ISO 14001 [email protected] Mitglied im Normenausschuss Grundlagen Umweltschutz (NAGUS) des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN). In diesem Spiegelgremium wird die deutsche Position für den internationalen Konsens erarbeitet. 16 Interview mit Dr.-Ing. Torsten Bahke, Vorstandsvorsitzender des DIN, anlässlich des 30-jährigen Firmenjubiläums der DQS Herr Dr. Bahke, warum engagierte sich das DIN 1985 für die Gründung der DQS? Zweck der Gründung der DQS im Jahr 1985 war die Förderung der deutschen Wirtschaft. Und für diese war das Thema Qualitätssicherung (QS) von großer Bedeutung, um international Güter zu exportieren. 1987 veröffentlichte die Internationale Normungsorganisation ISO ihren ersten Qualitätssicherungsstandard ISO 9001. In den Jahren zuvor hatte man sich bereits intensiv mit diesem Thema befasst. Bereits 1979 wurde in Großbritannien mit der Norm BS 5750 der Standard veröffentlicht, der als Vorgänger der ISO 9001 gilt. Zum Beispiel in der Schweiz und in Großbritannien existierten bereits Gesellschaften, die Zertifikate über die Qualitätssicherungssysteme von Firmen ausstellten. Um die Einhaltung der Norminhalte für QS-Systeme durch eine unabhängige, branchenneutrale Stelle bestätigen zu lassen, gründeten DIN und die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ) zusammen mit zunächst zwei großen Industrieverbänden die DQS als erste Zertifizierungsstelle für Managementsysteme in Deutschland. Das DIN brachte die Normungskompetenz, die DGQ die Ausbildungskompetenz für Auditoren in das gemeinsame Unternehmen, das ursprünglich als Selbstverwaltungsorgan der deutschen Wirtschaft konzipiert war. Das Zertifikat „Qualitätssicherungssystem“ steigerte das Vertrauen der Kunden im In- und Ausland in die Qualitätsfähigkeit deutscher Unternehmen. Gleichzeitig sorgte es für eine weitere Verbreitung des Gedankens der Normung und förderte deren Anwendung. Heute ist die Reihe ISO 9000 eine der bekanntesten Normenreihen weltweit. 2013 wurden alleine in Deutschland über 56.000 Zertifikate erteilt. Was leistet die DQS heute, 30 Jahre nach ihrer Gründung? Das Verständnis von Qualität hat sich in Deutschland und weltweit gewandelt. Heute werden ganzheitliche Qualitätsmanagementsysteme benötigt, die in internationalen Lieferketten zuverlässige Leistungen garantieren. Die DQS ist deshalb heute international aktiv und anerkannt. Sie gehört zur Gruppe der zehn größten Zertifizierer für Managementsysteme. Während sich die DQS 1985 ganz auf das Thema Qualität konzentrierte, auditiert und zertifiziert sie heute auch umfassende Managementsysteme unter anderem in den Bereichen Umweltschutz, Arbeitsschutz und Informationssicherheit. Dies leistet die DQS mit 2.500 kompetenten Auditoren weltweit. Sie ist in 60 Ländern mit eigenen Büros vertreten und hat über 57.000 Standorte zertifiziert. In welchem Zusammenhang stehen für Sie Normung und Zertifizierung? Normung und Zertifizierung hängen eng zusammen: Normen sind die anerkannte Bewertungsgrundlage für die Zertifizierung. Sie entstehen in einem transparenten, durch DIN moderierten Prozess unter Beteiligung der interessierten Kreise wie zum Beispiel Wirtschaft, Wissenschaft, öffentliche Hand, Verbraucher oder Prüfinstitute. Diejenigen Fachkreise, die eine Norm später anwenden, bestimmen deren Inhalte selbst. Normen wirken somit deregulierend. Der Gesetzgeber stellt mit seinen Rechtsvorschriften nur einen Rahmen bereit, die Ausgestaltung nehmen die Anwender in die eigene Hand – zusammengeführt unter dem Dach von DIN. Auch die DQS beteiligt sich in nationalen und internationalen Normungsgremien, um ihre Erfahrung mit Managementsystemen wieder in die Normungsarbeit einfließen zu lassen. INTERVIEW Das Verständnis von Qualität hat sich in Deutschland und weltweit gewandelt Dr.-Ing. Torsten Bahke Vorstandsvorsitzender des DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Berlin Das DIN war und ist aktiver Gründungsgesellschafter der DQS. Dr. Bahke selbst hat den Gesellschafterausschuss neun Jahre lang geleitet. Welchen Wunsch geben Sie der DQS mit für ihre künftige Entwicklung? Mein Wunsch ist, dass die DQS die deutsche und globale Wirtschaft weiterhin mit höchster Qualität unterstützt und dabei auch die neuen innovativen Themenfelder nicht außer Acht lässt. Vielen Dank für das Gespräch. Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 17 NEWS Nr. II 2015 2014 DQS MED Neues Büro in Tuttlingen eröffnet Die DQS Medizinprodukte GmbH hat als benannte Stelle im April 2015 in Tuttlingen in der Königstraße 13 ein Büro eröffnet. Der Landkreis und die Stadt Tuttlingen sind seit Jahrzehnten eine Hochburg in der Medizintechnik nicht nur in Deutschland, sondern weit über die Grenzen Europas hinaus. Hunderte kleiner und mittelständischer Betriebe stellen Medizinprodukte her oder beliefern mit ihren Qualitätsprodukten diese Branche. Sie sind damit ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und eine tragende Säule in der Region. Die DQS MED möchte, auch vor dem Hintergrund eines in dieser Branche streng regulierten Marktes, mit ihrer Präsenz vor Ort einen Beitrag zur Stärkung der Region leisten und ihre Kundennähe weiter verbessern. Arbeitgebergeförderte Leistungen in der Primärprävention und Gesundheitsförderung Informationsinitiative bereitet auf ISO 9001:2015 vor Das GoVit-Konzept www.erfolg-durch-qualitaet.de Arbeitnehmer leiden immer häufiger unter der psychischen Belastung, der sie an ihrem Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat die Bundesregierung im Jahr 2009 ein Programm aufgesetzt, das medizinische Eigenvorsorge von Arbeitnehmern mit steuerlichen Vergünstigungen belohnt. Arbeitgeber können Beschäftigten auf der Grundlage von § 3 Ziffer 34 EStG jährlich bis zu 500 Euro zusätzlich zum Lohn auszahlen. Abzüge von Einkommensteuer oder Beiträge zur Sozialversicherung fallen nicht an, der ausgezahlte Betrag kann als Betriebsausgabe verbucht werden. Als Voraussetzung gilt jedoch, dass das Geld in eine Aktivität zur Primärprävention mündet, die die entsprechenden Handlungsfelder in den §§ 20 und 20a, SGB V (Denken, Ernähren und Bewegung) erfüllt. Das im Jahr 2014 von der Globe Health GmbH entwickelte GoVit-Konzept fußt auf einer Kooperation mit ausgewählten Hotels der gehobenen Klasse, die qualifizierte Maßnahmen zur Primärprävention und Gesundheitsförderung anbieten. Die DQS ist alleiniger Zertifizierungspartner und stellt nach einem speziellen GoVitAudit in den Häusern ein entsprechendes Zertifikat als notwendigen Nachweis für die Erfüllung aller Voraussetzungen aus. Der Beuth Verlag startete mit der neuen Website „Erfolg durch Qualität“ eine Informationsinitiative, die Verantwortliche in Unternehmen, Berater und Auditoren auf die neue, für Mitte September erwartete Norm vorbereiten soll. Als multimedialer Wissensdienstleister, der mit DIN unter einem Dach sitzt, verfügt Beuth über die aktuellsten Informationen rund um Normen. Dieses Expertenwissen ist seit 20. Juli online verfügbar: in Form von Interviews, exklusiven Buchauszügen, White Paper, einem wöchentlich erscheinenden Newsletter, informativen Videos und Webinaren, die auf die wichtigsten Änderungen und Herausforderungen der ISO-Revision zielen. Auf der Website finden die Branchen Gesundheits- und Sozialwesen sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung besondere Berücksichtigung. Kontakt: [email protected] ISO 9001 und ISO 14001 Neue Impulse für Unternehmen Als DQS Kompetenzzentrum für Medizinprodukte wurde die DQS Medizinprodukte GmbH bereits 1995 als benannte Stelle durch die ZLG zugelassen und hat somit 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Medizinproduktezulassung und der Managementsystemzertifizierung im Gesundheitswesen. www.dqs-med.de 18 Kurz vor der Veröffentlichung sind die Revisionen von ISO 9001 und ISO 14001 eines der Top-Themen in den Organisationen. Wir haben anlässlich des DQS-Kundentages in Münster unsere Kunden gefragt, welche Themen der ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015 sie als neue Impulse für ihr Unternehmen sehen. Film ab! www.dqs.de/video www.erfolg-durch-qualitaet.de ISO 45001 Stufe des Committee Drafts erreicht Die neue internationale Norm für Arbeitssicherheit- und Gesundheitsschutz-Managementsysteme ISO 45001 hat nun offiziell die Stufe eines Committee Drafts (CD) erreicht. Der Normentwurf orientiert sich an dem bekannten Regelwerk BS OHSAS 18001. ISO 45001 wurde entwickelt, um mit Forderungen und Anleitungen zur Implementierung eines Managementsystems weltweit Organisationen bei der Schaffung einer sicheren und gesunden Arbeitsumgebung für ihre Mitarbeiter zu unterstützen. Der CD wurde im Juni 2015 genehmigt, womit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Veröffentlichung der Norm getan ist. Der CD erreichte eine Zustimmung von mehr als 75 Prozent der an seiner Entwicklung beteiligten Komitee-Mitglieder. Voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres wird er in den Draft International Standard (DIS) zur öffentlichen Abstimmung übergehen. Kontakt: [email protected] 2015 erwartet Sie wieder eine spannende Themenvielfalt, und Sie sind herzlich eingeladen: zum Zuhören und Diskutieren, zum Fragen und Erfahrungsaustausch, zum mit- und voneinander Lernen. Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen. DQS-WORKSHOPS Der sichere Übergang für Unternehmen des sozialen Dienstleistungs-Sektors Intensivworkshop zur Normrevision ISO 9001 Lernen Sie die bestechend einfache Logik von ISO 9001:2015 kennen und vertiefen Sie Ihr Wissen über die revidierten Forderungen. Der zweitägige Workshop besteht aus sieben Schwerpunkt-Themen plus einer Zusammenfassung zu weiteren neuen Forderungen. 14. – 15. September 2015 in Berlin Zukunftsfähiges Qualitätsmanagement Vertiefen Sie Ihr Basiswissen zur neuen ISO 9001:2015: über die neue High Level Structure, über entscheidende Änderungen und deren Umsetzungsmöglichkeiten in bereits bestehende Managementsysteme. 23. September 2015 in Stuttgart Lieferantenaudits professionell durchführen Ansatzpunkte und Werkzeuge für Ihre Lieferantenaudits: Vom Festlegen der Auditziele unter Berücksichtigung unterschiedlicher Schwerpunkte geht es über die konkrete Auditplanung und Vorbereitung zur Auditdurchführung. Den Abschluss bildet die Auditnachbereitung. Hier wird der Schwerpunkt auf die systematische Vorgehensweise gelegt. 23. September 2015 in Stuttgart Erfolgsfaktor interessierte Parteien Die Revision von ISO 9001 stellt den Umgang mit den Erwartungen aller interessierten Parteien an eine Organisation heraus. Das ist eine wertvolle Erweiterung, die in Zeiten schnell kommunizierender interessierter Parteien, beispielsweise über Social Media, die Aufmerksamkeit auf ein zentrales Thema in der Kommunikation eines Managementsystems lenkt. ISO Revisionen Weitere Veranstaltungstermine, ausführliche Informationen, Programme und Anmeldung finden Sie unter www.dqs-veranstaltungen.de Informationen und Umsetzungshilfen von DGQ, DIN und DQS Führende Experten für Normung und Managementsysteme machen Sie mit den Themen der Revision vertraut. In Workshops ermöglichen wir Ihnen die vertiefte Auseinandersetzung und den Erfahrungsaustausch zu den wichtigen Revisionspunkten. ISO 9001: Die nächste Generation 1. September 2015 in Berlin 5. Oktober in Frankfurt am Main 12. November 2015 in Kassel 1. Dezember 2015 in Berlin 15. Dezember 2015 in Stuttgart WEBINARE Risikomanagement – Gefahren vermeiden und Chancen nutzen ISO 14001: Die nächste Generation 17. September 2015 in Bochum 7. Oktober 2015 in Frankfurt am Main 2. Dezember 2015 in Berlin Eine der wichtigsten Änderungen in der Revision von ISO 9001:2015 ist das Etablieren eines systematischen Risikoansatzes. Wir zeigen, was unter risikobasiertem Denken zu verstehen ist und in welchen Normabschnitten es benannt wird. Und vor allem: wie die Forderung umgesetzt werden kann. 12. August 2015, 5. Oktober 2015 Zukunftsfähiges Qualitätsmanagement – Normrevision ISO 9001:2015 Nachhaltigkeitskonferenz 2015 Nachdem bei unserer ersten Nachhaltigkeitskonferenz in 2014 der thematische Schwerpunkt auf sozialer Verantwortung in globalen Lieferketten lag, möchten wir 2015 einige vielversprechende Standards und Initiativen für Nachhaltigkeit beleuchten. Welche Standards und Brancheninitiativen für gesellschaftliche Verantwortung sind im deutschen Kontext verbreitet? Wie verhalten sich die unterschiedlichen Ansätze zueinander? Welche Standards gibt es für die Nachhaltigkeitsberichterstattung? 23. September 2015 in Köln Kundenzeitschrift der DQS GmbH, Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen und ihrer verbundenen Unternehmen. Auflage 12.000 Ex., gedruckt auf umweltfreundlich hergestelltem Papier. Nachdruck von Beiträgen, auch auszugsweise, nach R ücksprache mit der Redaktion und bei Angabe der Quelle gern gestattet. Wissenswertes über die Entwicklung, Gründe und Meilensteine der Umsetzung der Normrevision ISO 9001: Was wegfällt, was bleibt und was an zusätzlichen Aspekten erwartet wird. 15. September 2015, 15. Oktober 2015 Pharmakovigilanz: Sicherheit für Fertigarzneimittel Sie suchen nach zuverlässigen und angemessenen Lösungen, um Ihr PharmakovigilanzSystem richtlinienkonform nachweisen zu können? Erfahren Sie in unserem Webinar, was Ihre Stammdokumentation (PSMF) enthalten muss und welche Vorgehensweisen bei einer systematischen Überwachung beachtet werden müssen. 6. Oktober 2015 25. September 2015 in Stuttgart IMPRESSUM VERANSTALTUNGEN Termine, die Sie sich ebenfalls (vor)merken sollten … Herausgeber DQS GmbH Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen August-Schanz-Straße 21 60433 Frankfurt am Main Tel. +49 69 95427-0 Fax +49 69 95427-111 Verantwortlich Matthias Vogel und Ilona Korall, DQS GmbH Tel. +49 69 95427-125 [email protected] Redaktion & Layout: kompri, Triefenstein Druck: johnen-druck, Bernkastel-Kues Member of: Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 19 ISO 9001:2015 ISO 14001:2015 Ein Angebot für „Neue-Norm-Pioniere“ Warum warten, wenn Sie jetzt schon startklar sind? Steigen Sie mit uns zeitnah auf ISO 9001:2015 oder ISO 14001:2015 um! Bewerben Sie sich bis 30. September 2015 für eines unserer insgesamt zehn attraktiven Pionier-Pakete. 1-tägiges kostenloses Delta-Audit – eine Diagnose durch Ihren Auditleiter Teilnahme eines weiteren Beobachters am Übergangsaudit (Stufe 1 und 2) – ein weiterer (für Sie kostenfreier) Erkenntnisgewinn Individuelles Feedback zum Audit im Rahmen eines erweiterten Abschlussgesprächs Erlass der Zertifikatsgebühr im ersten Jahr Optional: Wir berichten über unsere Erfahrungen im Audit in den DQS-Medien wie Webseite, Newsletter oder Kundenzeitschrift. Ihr Profil: ;; Ihr Managementsystem schätzen Sie als reif und wirksam ein. ;; Beim Delta-Audit können Sie einen Plan zum Umstieg auf die neue Norm vorlegen. ;; Sie streben eine Standortzertifizierung an (keine Stichprobenverfahren, keine Matrixzertifizierung). ;; Delta-Audit, Bereitschaftsbewertung (Stufe 1-Audit) und Systemaudit (Stufe 2-Audit) sind zeitlich so geplant, dass bis Ende Februar 2016 das Zertifikat nach neuer Norm ausgestellt ist. ;; Sie sind bereit, beim Zertifizierungsaudit einen Beobachter der Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) zuzulassen. ;; Sie stimmen zu, dass zusätzlich zum Auditleiter ein weiterer Beobachter der DQS an den Audits teilnimmt. ;; Sie stehen uns nach dem Audit ggf. für weiteres gegenseitiges und detailliertes Feedback zur Verfügung. ;; Optional: Sie sind daran interessiert, über unsere gemeinsamen Auditerfahrungen in den DQS-Medien zu kommunizieren. Und was ist, wenn Sie nicht ausgelost werden? Dann gehören Sie trotzdem mit zu den ersten Organisationen in Deutschland, die auf die neuen Normen umsteigen. Wir führen das Zertifizierungsaudit nach Ihren Terminwünschen auf der Grundlage eines regulären Angebotes für ein Übergangsaudit (Bereitschaftsbewertung und Systemaudit) durch. Onlinebewerbung bis 30. September 2015 unter: [email protected] Nr. II 2015 DAS FACHMAGAZIN FÜR MANAGEMENTSYSTEME UND IMPULSSTARKE AUDITS 20
© Copyright 2024 ExpyDoc