Lautlos, freihändig und ziemlich schnell

Winterthur
Der Landbote
Donnerstag, 16. Juli 2015
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Lautlos, freihändig und ziemlich schnell
neugründung Elektro-Einräder und Stehroller gehören in
New York und Paris schon zum Stadtbild. Nun sollen sie auch in
Winterthur Einzug halten. Drei Jungunternehmer haben hinter
dem Hauptbahnhof ein Fachgeschäft für E-Mobilität eröffnet.
«Im Gegensatz zum
Internet kann man
bei uns die Geräte
Probe fahren.»
Yannick Graf, Stehrad
«Wir merkten, dass man nur im
Internet zu den Geräten kommt;
niemand konnte uns vernünftig
Auskunft geben, und nur wenige
boten Probefahrten an. Also entschlossen wir uns, das Ganze selber in die Hand zu nehmen. So
entstand die Idee, verschiedene
Fahrzeuge und einen Reparaturservice in einem Geschäft anzubieten», sagt Högger. Auch eine
Vermietung und eine Occasionsplattform soll es bald geben, diese
seien aber noch in Planung. «Wer
ein Gerät für ein paar Tage testen
will, kann das gerne auch jetzt
schon machen», sagt Graf.
Aus eigenem Sack finanziert
Die Elektrofahrzeuge sind keine
Schnäppchen. Die Preise bewegen sich zwischen 850 Franken
(für ein E-Longboard) und 4500
Franken (Segway von Ninebot).
Seit der Eröffnung hätten sie
schon ein halbes Dutzend Geräte
verkauft, sagt Högger. «Oft kommen Leute vorbei, die schon ein
Gerät haben, und erkundigen sich
nach Accessoires wie Lampen
oder Schläuchen.»
Alle drei Gründer kommen aus
technischen Berufen, was ihnen
bei Servicearbeiten zugutekommt. Spezielles Wissen über
ihre Elektrofahrzeuge haben sie
sich in Schulungen angeeignet, die
direkt von den Importeuren angeboten werden. Allerdings seien die
Geräte nicht sehr wartungsintensiv, sagt Högger. «Hin und wieder
muss ein Pneu gewechselt werden. Die Elektromotoren sind
aber sehr zuverlässig, und die Batterien kann man im Durchschnitt
1500-mal aufladen.»
Finanziert haben die Jungunternehmer ihre Firma aus
eigener Tasche. «Wir haben alle
einen 100-Prozent-Job und betreiben Stehrad als Hobby», sagt
Graf. Geöffnet ist das Geschäft jeweils Donnerstag und Freitag von
18 bis 21 Uhr und am Samstag von
12 bis 18 Uhr. Geräte für den Service können jederzeit auch beim
Velohändler gleich nebenan abgegeben werden.
Jonas Högger, Stehrad
Die Akkus der Elektro-Einräder
und Stehroller haben eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern.
Gesteuert werden die Fahrzeuge
durch Gewichtsverlagerung: Lehnt
sich der Fahrer nach vorn, nimmt
er Tempo auf, lehnt er sich wieder
zurück, bremst das Gerät ab. Es
braucht etwas Übung, bis man sich
an diese Art der Steuerung gewöhnt hat; hat man den Dreh aber
einmal raus, ist man überraschend
wendig und schnell. Mit bis zu 21
Kilometern pro Stunde erwischt
man den Zug auch noch, wenn
man einmal ein paar Minuten zu
spät aufgestanden ist.
Zulassung mit Töffliausweis
Weil die Fahrzeuge auf Schweizer
Strassen noch neu sind, ist ihre
Strassenzulassung noch nicht
gänzlich geklärt. Das Bundesamt
für Strassen (Astra) stellt in einer
Verordnungsänderung von Anfang Juni 2015 «stehrollerartige
Fahrzeuge» den Elektrobikes
gleich. Demnach dürfen selbstbalancierende Fahrzeuge ab 14 Jahren mit dem Führerausweis für
Motorfahrräder («Töffliausweis»)
und ab 16 Jahren ohne Ausweis
gefahren werden.
Noch ist es schwer vorstellbar,
dass die Strassen in Zukunft voll
mit diesen Geräten sein sollen,
doch inzwischen begegnet man
den leisen Flitzern immer wieder. Brauchen wir in Zukunft
nicht mehr zu Fuss zu gehen?
Wenn es nach den Gründern von
Stehrad geht, wohl eher nicht.
«In Städten wie New York oder
auch Paris sind Stehräder bereits
sehr verbreitet. Warum sollten
sie nicht auch in der Schweiz
Einzug halten?» Manuel Fasol
Yannick Graf (links) auf einem Elektro-Einrad und Jonas Högger auf einem Personaltransporter von Ninebot:
Marc Dahinden
«Warum sollten Stehräder in Zukunft nicht auch in der Schweiz zum Alltag gehören?»
Eine halbe Million für das neue historische Museum
historie Der Regierungsrat
hat 480 000 Franken aus dem
Lotteriefonds bewilligt für
den Verein, der in Winterthur
ein historisches Museum
einrichten will. Die Regierung
hat auch etliche Einwände.
Das erste Gesuch aus Winterthur
war schon 2012 eingereicht worden. Der Winterthurer Verein
Museum Schaffen erbat einen
Planungsbeitrag von 410 000
Franken aus dem Lotteriefonds.
2013 stellte der Regierungsrat
dieses Gesuch zurück, weil er
Zweifel hatte, ob in Winterthur
«aufgrund der Finanzlage der
Stadt gesicherte Rahmenbedingungen für die Schaffung eines
neu konzipierten Museums»
herrschten. Ende 2013 reichten
die Initianten deshalb ein zweites
Gesuch ein, in dem sie das Museumskonzept und eine mögliche
Finanzierung klarer darstellten.
Das neue Museum soll demnach
stark interaktiv sein, von Besucherinnen und Besuchern mitgestaltet werden und 2025 eröffnet
werden. Es besteht gegenüber
den ersten Plänen also noch Zeit.
Im zweiten Anlauf «Ja, aber»
Dieses zweite Gesuch aus Winterthur hat der Regierungsrat nun
kürzlich bewilligt, wie aus der Publikation des Beschlusses im
Internet hervorgeht. Der Betrag
ist sogar noch grösser geworden:
480 000 Franken hat die Regierung freigegeben – allerdings in
zwei Schritten. Die erste Hälfte
wird jetzt ausbezahlt, um die Detailprojektierung voranzutreiben.
Die zweiten 240 000 Franken
werden bei Halbzeit dieser Feinarbeit ausbezahlt, aber nur, wenn
die kantonale Denkmalpflege und
das Staatsarchiv diese Halbzeitbilanz gesehen haben und positiv
bewerten. Und noch mehr Bedingungen stellt die Regierung: Der
Verein Museum Schaffen muss in
stetem Kontakt mit dem Landesmuseum bleiben zwecks Absprachen, und der Verein muss sich
überlegen, das Museum statt in
der Villa Lindengut in einem alten Industriegebäude einzurichten. Schliesslich setzt die Regierung ein Fragezeichen hinter den
Namen: Die Bezeichnung Museum Schaffen sei zu überprüfen.
Nochmals Geld von der Stadt
Trotz der Skepsis, die aus dem Regierungsbeschluss spricht, dürfen
sich die Museumsmacher in spe
freuen. Der Historische Verein
Winterthur (HVW), der hinter
dem Projekt steht, begehe neue
Wege, sei mutig und zukunftsweisend, heisst es im Beschluss auch.
Der Regierungsrat hat den Beitrag in eigener Kompetenz bewilligt – das darf er bis 12 Millionen
Franken pro Jahr und bis maximal 500 000 pro Gesuch. Mit diesem Glücksspielgeld aus Zürich
kommt man in Winterthur dem
Ziel von 1,2 Millionen für die Planung schon recht nahe. 410 000
hatten Stadtrat und HVW schon
2012 bewilligt. Der Historische
Verein soll nun nochmals 50 000
aufbringen, die Stadt weitere
40 000 beisteuern, und den Rest
sucht man bei Stiftungen und privaten Geldgebern. Martin Gmür
Einsatz wegen
Rohrbruch
überschwemmung An der
Schützenstrasse ist es gestern zu
einem Wasserrohrbruch gekommen. Polizei und Feuerwehr rückten aus und pumpten überflutete
Garagen aus. Dazu wurde die
Schützenstrasse zwischen Rundund Ruhtalstrasse für den Verkehr gesperrt. Die meisten Haushalte im selben Abschnitt blieben
bis auf weiteres ohne Wasser. Um
etwa 19 Uhr fuhren Bagger auf
und begannen, die Strasse aufzureissen. Laut Aussage der Einsatzzentrale der Stadtpolizei soll
der Strassenabschnitt morgen
früh wieder befahrbar sein. maw
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10.07.2015
Wer schon einmal jemanden auf
einem futuristisch anmutenden
Elektro-Einrad durch die Stadt
hat flitzen sehen, wähnte sich
möglicherweise in einem Science-Fiction-Film. Die Chance,
dass ein Steven-Spielberg-Streifen Realität wurde, ist allerdings
gering. Wahrscheinlicher ist, dass
das Gefährt aus dem neuen
«Fachgeschäft für urbane Mobilität» namens Stehrad stammt. In
dem kleinen Geschäft bei der Esse-Bar gleich hinter dem Hauptbahnhof findet man seit Anfang
Juli Fahrzeuge wie Elektro-Einräder, E-Trottinetts oder E-Longboards. Der Laden ist zweckmässig eingeräumt: Gleich beim Eingang steht ein Schreibtisch mit
Computer, dahinter ein fein säuberlich gestapelter Turm Holzpaletten. Die Elektrofahrzeuge sind
rund um die Paletten und gleich
vor dem Eingang ausgestellt. Der
kleine Platz vor dem Laden dient
als Teststrecke für interessierte
Kunden.
Gegründet wurde die Firma
Stehrad von Gregor Matter (50),
Yannick Graf (27) und Jonas
Högger (27). Matter, der Vater
von Grafs Freundin, war der Ausgangspunkt für die Geschäftsidee. Als Teambildungsmassnahme für seine Firma beschaffte er
drei Elektro-Einräder und veranstaltete Ausfahrten für seine
Mitarbeiter. Als er Graf davon
erzählte, kam auch der auf den
Geschmack und begann mit seinem Jugendfreund Högger, sich
mit den elektrischen Fahrzeugen zu beschäftigen.
«Die Elektromotoren
sind sehr zuverlässig
und können im Schnitt
1500-mal aufgeladen
werden.»