DO, 22.10.2015 | 18:00 UHR Wenn Brot Krankheiten verhindern kann Die Willi Grüninger AG in Flums stellt neu mit Folsäure angereichertes Mehl her. Auch Bäckereibetriebe in Graubünden werden beliefert. Maria Walliser sieht in der Folsäure grosses Potenzial. Bild Patricia Hobi von Valerio Meuli Schweizweit erleiden jährlich 50 bis 80 Embryonen in den ersten Wochen der Schwangerschaft eine Fehlbildung des Rückenmarks: Spina bifida, im Volksmund «offener Rücken» genannt. Nun kann das Risiko stark reduziert werden – durch Backwaren. Die «Stiftung Folsäure Offensive Schweiz» und die Mühlen der Willi Grüninger AG in Flums spannen zusammen. Es wird von nun an Mehl produziert, dem das Vitamin Folsäure beigesetzt ist. Folsäure kann präventiv wirken und diverse Krankheiten verhindern. Ein Mensch benötigt rund 300 Mikrogram des Vitamins täglich. Eine schwangere Frau sollte schon im Vorfeld die doppelte Dosis zu sich nehmen. Wichtige Zusammenarbeit Der Leiter der Mühle in Flums, Willi Grüninger, erklärte die Schwierigkeiten der Anreicherung des Mehls mit Folsäure: «Das Vitamin ist nicht hitzeresistent und löst sich auf in Wasser. Diese Faktoren führen zu Reibungen im Herstellungsprozess.» Darum müsse ein Folsäurekonzentrat hergestellt werden, fuhr Grüninger fort. Pro Kilogramm Mehl und 100 Gramm Folsäurekonzentrat enthalte 100 Gramm fertig gebackenes Brot schlussendlich etwa 150 Mikrogramm Folsäure. Auf die Frage, warum verhältnismässig immer noch wenige Bäckereien Backwaren mit Folsäure herstellen würden, nannte Erich Meyer, Geschäftsführer der Stiftung, verschiedene Gründe. «In der Schweiz ist Brot ein Kulturgut, Bäcker und Müller sind sehr traditionsreiche Berufe». Man könne die Branche nicht innerhalb von wenigen Jahren gesamtheitlich überzeugen. Oftmals fehle auch einfach das nötige Hintergrundwissen in der Bevölkerung. Längerfristiges Ziel der Stiftung ist es, dass in jedem Kanton der Schweiz mindestens eine Bäckerei folsäurehaltige Produkte herstellt und anbietet. Graubünden ist involviert Vier solcher Betriebe gibt es in Graubünden schon. Sie alle beziehen das Mehl von der Grüninger AG. Einer davon ist die Bäckerei Merz in Chur. Schon vor Jahren hätte er von der Wirkung der Folsäure gehört, sagte Geschäftsleiter Roni Merz. Einige Zeit später sei Anesini-Walliser auf ihn zugekommen. Nun ist ein Produkt entstanden. Das «Brot vu Chur» enthält neben Körnern aus Chur eben auch einen Anteil an Folsäure. Sonst setzt Merz weiterhin auf normales Mehl. Quelle: Südostschweiz Ausgabe Graubünden Datum: Do, 22.10.2015 | 18:00 Uhr Webcode: Ht5DvmPE
© Copyright 2024 ExpyDoc