Arthroskopische Rückfußkorrekturarthrodese S. F. Baumbach, M. Braunstein, F. Maßen, M. Regauer, W. Mutschler, W. Böcker & H. Polzer Der Unfallchirurg Organ der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie Organ der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie ISSN 0177-5537 Volume 119 Number 2 Unfallchirurg (2016) 119:86-91 DOI 10.1007/s00113-015-0133-5 1 23 Your article is protected by copyright and all rights are held exclusively by SpringerVerlag Berlin Heidelberg. This e-offprint is for personal use only and shall not be selfarchived in electronic repositories. If you wish to self-archive your article, please use the accepted manuscript version for posting on your own website. You may further deposit the accepted manuscript version in any repository, provided it is only made publicly available 12 months after official publication or later and provided acknowledgement is given to the original source of publication and a link is inserted to the published article on Springer's website. The link must be accompanied by the following text: "The final publication is available at link.springer.com”. 1 23 Author's personal copy Leitthema Unfallchirurg 2016 · 119:86–91 DOI 10.1007/s00113-015-0133-5 Online publiziert: 25. Januar 2016 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 S.F. Baumbach · M. Braunstein · F. Maßen · M. Regauer · W. Mutschler · W. Böcker · H. Polzer Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland Redaktion H. Polzer, München Arthroskopische Rückfußkorrekturarthrodese Hintergrund Rückfußarthrodesenägel Indikationen zur Arthrodese des oberen (OSG) und unteren Sprunggelenks (USG) bzw. Rückfußarthrodese (tibiotalokalkaneare Arthrodese, TTCA) umfassen u. a. [6, 17, 20, 34]: kombinierte posttraumatische Arthrosen, die Charcot-Arthropathie, rheumatoide oder tuberkulöse Arthritiden, neurogene Fehlstellungen, Pseudarthrosen nach Frakturen sowie, Lockerungen von OSG-Endoprothesen. Betroffene Patienten leiden an Schmerzen und einer stark eingeschränkten Funktion (American Orthopaedic Foot and Ankle Society, AOFAS [23, 29]). Daraus resultiert eine maßgebliche Verminderung der Lebensqualität (Gesundheitsfragebogen „short form“, SF-36 [23]). Das Behandlungsziel bei diesen Patienten besteht in der Schmerzreduktion, der Rekonstruktion eines belastungsfähigen, plantigraden Fußes und somit einer Steigerung der Lebensqualität. In der Literatur sind viele operative Verfahren zur TTCA beschrieben. Diese umfassen u. a. Arthrodeseklammern, Schrauben, Platte und externe Fixateure [2, 8, 30, 33]. Eine neuere Entwicklung stellt die Rückfußarthrodese mithilfe eines retrograden Nagels dar. In biomechanische Studien erzielten retrograde Arthrodesenägel eine höhere primäre Biege- und Rotationsstabilität im Vergleich zu Winkelplatten [1], Schrauben [22] oder dem externen Fixateur [39]. Die Arthrodesenägel wurden über die letzten Jahrzehnte erheblich weiterentwickelt. Initial wurden proximale Femur- oder Tibianägel verwendet. Die ersten speziell für den Rückfuß konzipierten retrograden Nägel waren zunächst gerade geformt. Gerade Nägel haben allerdings verschiedene Nachteile. Erstens erfordert ein gerader Nagel einen sehr medialen Eintrittspunkt im Kalkaneus. Daraus resultieren eine schlechtere kalkaneare Verankerung sowie eine häufigere Verletzung des/der N./A. plantaris lateralis [24]. Darüber hinaus kommt der Nagel nicht mittig im tibialen Isthmus zu liegen, was zu Stressreaktionen/-frakturen in diesem Bereich geführt hat [13, 24, 35]. Zuletzt folgt die gerade Nagelachse nicht den physiologischen Rückfußvalgus. Dies kann einen sekundären Repositionsverlust der Arthrodese zur Folge haben [13, 14, 24]. 86 | Der Unfallchirurg 2 · 2016 » In den letzten Jahrzehnten wurden die Arthrodesenägel erheblich weiterentwickelt Diese Probleme führten zur Entwicklung gebogener Nägel, die den physiologischen Rückfußvalgus antizipieren. Durch die Nagelkrümmung kommt es zu einer Lateralisierung des kalkanearen Nageleintrittpunkts und damit zu einer zentralen Lage des Nagels im Kalkaneus und tibialen Isthmus. Erste klinische Studien konnten diese Vorteile belegen [7, 14, 30]. Aktuelle Weiterentwicklungen betreffen die Verriegelungsoptionen und die Möglichkeit der Kompression. Neuere Nagelsysteme bieten verschiedene Verriegelungsoptionen in der Tibia, dem Talus und dem Kalkaneus. Dabei scheint insbesondere die kalkaneare Verriegelung einen signifikanten Einfluss auf die Stabilität zu haben. Biomechanische Studien zeigten die höchste Primärstabilität für kalkaneare Schrauben in der p.-a.-Orientierung [18, 19] sowie der Kombination aus „spiral blade“ und winkelstabiler Schraube [8, 16]. Einen weiteren Fortschritt stellt die Möglichkeit der externen oder internen Kompression vor dem Verriegeln des Nagels dar. Nicht komprimierbare Implantate verlieren 90 % ihrer Kompressionswirkung bei einer Knochenresorption von 1 mm [39]. Neben einer verbesserten biomechanischen Stabilität [3, 22] zeigte eine erste retrospektive vergleichende Studie eine geringere Pseudarthrodeserate für komprimierbare Nägel [33]. Aufgrund dieser Weiterentwicklungen und den damit verbundenen besseren Ergebnissen kommen gebogene retrograde Nägel mit der Möglichkeit der Kompression immer häufiger zum Einsatz [11, 14, 30]. Offene Rückfußarthrodese mit Nagel Die TTCA mit Nagel wird aktuell primär offen durchgeführt. Erste systematische Literaturrecherchen haben die Ergebnisse dieses Verfahrens zusammengefasst [12, 15]. Metaanalysen liegen derzeit jedoch noch nicht vor. Dies ist am ehesten auf eine fehlende Vergleichbarkeit der Studien aufgrund des heterogenen Patienten- Author's personal copy Tab. 1 Zusammenfassung der Studien zur offenen tibiotalokalkanearen Arthrodese (TTCA) mit Nagel mit einer Fallzahl von mindestens 49 Arthrodesen Autoren PJ Quill [29] Hammett et al. [14] Boer et al. [5] Mückley et al. [23] 2003 2005 2007 2011 De Vries et al. [9] Wuckich et al. [38] Hernandez et al. [17] 2012 2015 2015 Design Retro Retro Retro Retro/ Prosp Retro Retro Retro Anzahl Followup (Monate) Durchbau (%) Zeit bis Durchbau (Wochen) Majorkomplikationena (%) Minorkomplikationena (%) 1 56 2 5 AOFAS Präoperativ ∆52 n.a. n.a. 30b 82 52 50 55 Min 24 34 51 14 97 87 96 96 12 16 20 n.a. 11 33 10 15 63 70 70 n.a. 82 92 93 154 117 49 21 40 71 55 80 86 n.a. n.a. 18 32 38 24 n.a. 19 41 n.a. n.a. 30 n.a. 56 66 n.a. 78 84 Postoperativ Zufriedenheit (%) aSoweit aus den präsentierten Daten ersichtlich. bNur prospektive Fälle. PJ Publikationsjahr, AOFAS American Orthopaedic Foot and Ankle Society, Durchbau Rate knöcherner Durchbau, Retro retrospektiv, min mindestens, ∆ Unterschied präund postoperativ, n.a. nicht angegeben, Prosp prospektiv. kollektivs sowie auf die verschiedenen Implantate zurückzuführen. In einer systematischen Literaturrecherche von 2011 analysierten Jehan et al. [15] 33 Studien mit insgesamt 641 TTCAs mit Nagel. Für das Gesamtkollektiv zeigte sich eine knöcherne Konsolidierung in 87 % der Fälle, im Mittel nach 4,5 Monaten. Die Komplikationsrate betrug 56 % und die Reoperationsrate 22 %. In einer eigenen Literaturrecherche identifizierten die Autoren 7 Studien mit einer Fallzahl von mindestens 49 TTCAs [5, 9, 14, 17, 23, 29, 38]. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind in . Tab. 1 dargestellt. Zusammengefasst zeigte sich eine durchschnittliche Konsolidierungsrate von 85 % (55– 97 %). In 86 % der Fälle waren die Patienten mit dem Operationsergebnis zufrieden. Der mittlere AOFASWert betrug 65 Punkte. In 23 % (10– 38 %) der Fälle kam es zu Major-, in 21 % (1– 56 %) zu Minorkomplikationen. Limitationen Trotz der hohen Patientenzufriedenheit zeigten sich in den vorhandenen Studien eine mittlere Komplikationsrate von über 50 % sowie eine hohe Varianz in der knöchernen Konsolidierungsrate. Ursächlich hierfür könnten das heterogene Patientenkollektiv und die Operationstechnik sein. Eine Vielzahl der Indikationen zur Rückfußarthrodese betreffen Patienten mit multiplen Komorbiditäten. Aus Grunderkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus (DM) oder rheumatoider Arthritis ergibt sich ein deutlich erhöhtes Risikoprofil für postoperative Komplikationen. Darüber hinaus wird die TTCA primär offen mittels ausgedehnter Zugänge durchgeführt. Am häufigsten wird dabei ein lateraler Zugang verwendet. Durch Osteotomie der Fibula lässt sich das obere Sprunggelenk und durch Verlängerung des Schnitts nach distal das untere Sprunggelenk erreichen. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Operation über einen kombinierten anterioren und lateralen oder einen posterioren Zugang durchzuführen. Alle Zugänge resultieren in ausgedehnten Wundflächen. Diese können gerade bei Risikopatienten zu erhöhten Komplikationsraten führen. » Grunderkrankungen erhöhen das Risiko für postoperative Komplikationen Der Einfluss von Vorerkrankungen auf den Erfolg der Rückfußarthrodese wurde in mehreren aktuellen Studien untersucht [10, 25, 38]. In einer retrospektiven FallKontroll-Studie (n = 148) analysierten Myers et al. [25] den Einfluss von Diabetes mellitus auf die Komplikationsrate bei verschiedenen Arthrodesen des Rückfußes. Patienten mit DM hatten eine 2,9fach erhöhte Komplikationsrate (17fache infektiös/2,2fache nichtinfektiös). Eine weitere retrospektive Studie untersuchte die Komplikationsrate bei 117 Patienten nach TTCA mit Nagel. Patienten mit DM hatten eine 8,3fache Risikoerhöhung für eine Wundinfektion [38]. De Vries et al. [10] führten eine Risikoeinschätzung für Majoramputationen nach Rückfußnagelarthrodese durch (n = 179). Das Vorliegen eines DM erhöhte das Risiko für eine Majoramputation um das 7fache, das Vorliegen einer Revisionsoperation um das 6,2fache und das Vorliegen eines präoperativen Ulkus um das 3fache. » Zusammengefasst besteht bei Diabetikern eine deutlich erhöhte Komplikationsrate. Ursächlich hierfür scheint am ehesten die Kombination aus den ausgedehnten Operationszugängen, dem Diabetes mellitus und dessen assoziierten Folgeerkrankungen wie z. B. periphere Polyneuropathie, Ulzerationen, Makro- und Mikroangiopathien zu sein. Entsprechend müssen alternative Operationsverfahren entwickelt werden, um die Komplikationsrate in diesem Risikokollektiv zu senken. Hier sollte v. a. die Reduktion der Eingriffsinvasivität im Vordergrund stehen. Arthroskopische Rückfußarthrodese mit Nagel Die Anwendung arthroskopischer Verfahren zur Rückfußarthrodese stellt eine vielversprechende Therapieoption dar [4, 21, 26–28, 31, 32, 36, 37]. Die arthroskopisch durchgeführt Arthrodese Der Unfallchirurg 2 · 2016 | 87 Author's personal copy Zusammenfassung · Abstract reduziert die Invasivität des Eingriffs deutlich. Darüber hinaus kann eine sparsame Resektion des Knorpels und der subchondralen Sklerosezone bis auf gut durchbluteten, subchondralen Knochen unter Sicht durchgeführt werden. Dies ermöglicht den Erhalt der Gelenkgeometrie und der maximal möglichen Knochenmasse [4, 26]. Die Einstellung des Rückfußes wird dadurch erleichtert und führt zu einer geringeren Beinverkürzung. Vielversprechende Studienergebnisse liegen bereits für die isolierte arthroskopische Arthrodese des OSG vor. Dabei konnten vergleichbare bzw. bessere Raten der knöchernen Konsolidierung, ein kürzerer Krankenhausaufenthalt und weniger Komplikationen für die arthroskopische im Vergleich zur offenen Arthrodese gezeigt werden [26–28, 36]. Zur kombinierten arthroskopischen Arthrodese des oberen und unteren Sprunggelenks mit Nagel liegen aktuell nur Einzellfallberichte sowie eine Fallserie mit 9 Patienten vor [4, 21, 31, 32, 37]. Eine Zusammenfassung der vorhandenen Studien ist in . Tab. 2 dargestellt. Im Jahr 2006 publizierten Sekiya et al. [31] den ersten Fallbericht einer erfolgreichen arthroskopischen TTCA bei einer 76-jährigen Patientin mit rheumatoider Arthritis, instabiler Hautsituation und eingeschränkter Knochenqualität nach langjähriger Kortisontherapie. Fünf Jahre später veröffentlichte dieselbe Arbeitsgruppe die Ergebnisse der bisher größten Fallserie von 9 arthroskopischen Rückfußarthrodesen [32]. Dabei kam es lediglich bei einem Patienten zu einer Majorkomplikation mit Pseudarthrodese des USG. Die knöcherne Konsolidierung war nach durchschnittlich 9 ± 2 Wochen erreicht. Der AOFAS-Score verbesserte sich im Mittel um 35 Punkte. Vilà y Rico et al. [37] präsentierten die Ergebnisse der arthroskopischen TTCA von 2 Patienten. Der knöcherne Durchbau war nach 8 Wochen erreicht und es kam lediglich zu einer Minorkomplikation bei Schraubenirritation. Zwei Studien beschreiben die erfolgreiche arthroskopische TTCA bei zweizeitig behandelten infizierten Pseudarthrosen nach distaler Tibiafraktur (n = 2) und einer Patientin mit tiefem Wundinfekt nach einer zweitgradig offener Pilonfraktur [4, 21]. 88 | Der Unfallchirurg 2 · 2016 Unfallchirurg 2016 · 119:86–91 DOI 10.1007/s00113-015-0133-5 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 S.F. Baumbach · M. Braunstein · F. Maßen · M. Regauer · W. Mutschler · W. Böcker · H. Polzer Arthroskopische Rückfußkorrekturarthrodese Zusammenfassung Die Rückfußarthrodese (tibiotalokalkaneare Arthrodese, TTCA) ist bei fortgeschrittenen Arthrosen, Deformitäten oder Komplikationen nach operativen Eingriffen am oberen und unteren Sprunggelenk indiziert. Aufgrund der biomechanischen Vorteile erfolgt die TTCA zunehmend mithilfe eines gebogenen retrograden Nagels mit der Möglichkeit der Kompression vor der Verriegelung. In den meisten Fällen wird der Eingriff offen über ausgedehnte operative Zugänge durchgeführt. Trotz einer Patientenzufriedenheit von über 80 % zeigen sich in den vorhandenen Studien eine mittlere Komplikationsrate von über 50 % sowie eine hohe Varianz in der knöchernen Konsolidierungsrate. Die teilweise schweren Vorerkrankungen in diesem Patientenkollektiv haben darauf einen Einfluss. Risikoanalysen ergaben ein mehrfach erhöhtes Komplikationsrisiko bei Vorliegen von Diabetes mellitus, Revisions- operationen oder einem präoperativen Ulkus. Eine Reduktion der Invasivität des Eingriffs könnte die Komplikationsrate in diesem Hochrisikokollektiv senken. Hier stellt die arthroskopische Arthrodese eine vielversprechende Operationsalternative dar. Auch wenn aktuell nur Einzellfallberichte und eine Fallserie vorliegen, kam es in einem Gesamtkollektiv von 17 Patienten nur zu einer Pseudarthrodese des unteren Sprunggelenks sowie einer Minorkomplikation. Trotz der eingeschränkten Studienlage stellt die arthroskopische Rückfußarthrodese eine aussichtsreiche Therapieoption bei Patienten mit erhöhtem Risikoprofil, wie z. B. kritischer Weichteilsituation, plantarem Ulkus, peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) oder Diabetes mellitus dar. Schlüsselwörter Rückfußarthrodese · Nagel · Arthroskopie · Komplikationen · Diabetes mellitus Arthroscopic tibiotalocalcaneal arthrodesis Abstract Tibiotalocalcaneal arthrodesis (TTCA) is indicated for a variety of disorders, including end-stage osteoarthritis, severe deformities and complications after operative interventions on the upper and lower ankle joints. Due to the biomechanical advantages, TTCA is predominantly performed with curved retrograde intramedullary nails allowing compression before locking. Hindfoot arthrodesis is most commonly performed by extensive open surgical approaches. Despite a patient satisfaction rate greater than 80 %, current reviews have reported mean complication rates of more than 50 % with a pronounced variance in bone union rates. This is influenced by the sometimes severe preexisting diseases in this patient collective. A predictive risk assessment for complications following TTCA revealed a significantly increased risk in the presence of diabetes mellitus, revision surgery or preoperative ulceration. In Auch wenn aktuell noch Studien mit größeren Fallzahlen zur arthroskopischen TTCA ausstehen, sind die ersten publizierten Ergebnisse vielversprechend. Im Gesamtkollektiv von 17 Patienten kam es lediglich zu einer Majorkomplikation mit Pseudarthodese des USG und einer these high-risk patients, a reduction of the invasiveness of the procedure could possibly reduce the complication rates. Arthroscopic TTCA therefore appears to be a promising alternative approach. Even though only few case reports and one case series have been published, in the total collective of 17 patients only one subtalar non-union and one minor complication were reported. Despite the limited evidence available, arthroscopic TTCA appears to be a promising therapy option in patients with an increased risk profile and comorbidities, such as critical soft tissue situations, plantar ulceration, peripheral arterial occlusive disease (PAOD) and diabetes mellitus. Keywords Tibiotalocalcaneal arthrodesis · Nail · Arthroscopy · Complications · Diabetes mellitus Minorkomplikation mit störendem Auftragen einer proximalen Verriegelungsschraube. Author's personal copy Tab. 2 Zusammenfassung der Studienlage zur arthroskopischen TTCA Autoren Sekiya et al. [31] Bevernage et al. [4] Sekiya et al. [32] Vilà y Rico et al. [37] Michels et al. [21] PJ Design Anzahl Indikation Follow-up (Monate) Durchbau (%) Zeit bis Durchbau (Wochen) Majorkomplikationen Minorkomplikationen 2006 Retro 1 2010 Retro 3 2011 Retro 9 2013 Retro 2 2014 Retro 2 0 AOFAS Präoperativ 37 Postoperativ 81 RA 48 100 12 0 SpF OA + SpF Inf RA (78 %) OA (11 %) SpF (11 %) OA Pseudart Inf n.a. 100 9 ± 3 41 89 24 n.a. Zufriedenheit (%) 0 0 38 78 n.a. 9 ± 2 Pseud USG 0 47 82 n.a. 100 8 0 26 78 100 % 100 12 0 Irit Schraube 0 17 71 n.a. n.a. aSoweit aus den präsentierten Daten ersichtlich. PJ Publikationsjahr, Durchbau Rate knöcherner Durchbau, AOFAS American Orthopaedic Foot and Ankle Society, Retro retrospektiv, RA rheumatoide Arthritis, SpF Spitzfuss, OA Arthrose, Inf Infektion, Pseudart Pseudarthrose, n.a. nicht angegeben, Pseud USG Pseudarthrodese unteres Sprunggelenk, Irit Schraube Schraubenirritation. Operatives Vorgehen Wir sehen die Indikation zur arthroskopischen Rückfußarthrodese bei Patienten mit erhöhtem Risikoprofil, wie z. B. kritischen Weichteilen, plantarem Ulkus, PAVK oder Diabetes mellitus. Kontraindikationen stellen floride Infektionen und groteske Fehlstellungen dar. Die präoperative Diagnostik umfasst: 55Labor (u. a. Leukozyten, C-reaktives Protein [CRP], Blutbild [BB], Gerinnung, HbA1c), 55Röntgen des Sprunggelenks und Fußes unter Belastung sowie 55Computertomographie. Wir führen die Operation in Rückenlage und Oberschenkelblutsperre durch. Die Abdeckung erfolgt oberhalb des Kniegelenks. Die Arthroskopie des OSG erfolgt über ein anteromediales, -zentrales und -laterales Portal, die des USG über ein postero- und anterolaterales Portal. Zunächst werden der Knorpel und die subchondrale Sklerose vollständig entfernt. Gegebenenfalls erfolgt eine weiter knöcherne Resektion mit Weichteilrelease, bis die angestrebte Rückfußstellung erreicht ist. Empfohlen sind 3–5° Dorsalextension, 5° Rückfußvalgus und ca. 5° Außenrotation. Anschließend wird das subchondrale Knochenmark mit einer Ahle oder einem K-Draht eröffnet. Unter arthroskopischer und radiologischer Kontrolle erfolgt die Testkompression. Dabei können unter Sicht störende Knochenbrücken identifiziert und entfernt werden. Sollten Knochendefekte bestehen, können diese mit autologer Spongiosa, eingebracht über ein Trichtersystem, aufgefüllt werden. Bei gutem Knochenkontakt erfolgt anschließend die temporäre Fixierung des Rückfußes mit K-Drähten in der vorbeschriebenen Stellung. Entsprechend dem gewählten Implantat wird danach der Nagel eingebracht. Wir verwenden derzeit einen gekrümmten Nagel mit medialer Verriegelung proximal sowie ventraler oder dorsaler Verriegelungsoption distal. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur externen Kompression nach dem Einbringen der proximalen Verriegelung (Tornier® 611 AFN, Bloomington, MN, USA). Aufgrund des erhöhten Risikoprofils der Patienten führen wir eine restriktive Nachbehandlung mit 8 Wochen Entlastung (Walker oder 2-Schalen-Orthese) durch. Acht Wochen postoperativ erfolgt die erste bildgebende Diagnostik. Bei gutem Durchbau folgen das schrittweise Aufbelasten über weitere 4 bis 6 Wochen und das Anpassen orthopädischer Maßschuhe. Fallbeispiel 45-jähriger Patient mit CharcotArthropathie links (Sanders and Frykberg Typ III; Eichenholtz Grad IV, . Abb. 1a) bei peripherer Polyneuropathie aufgrund eines langjährigem Diabetes mellitus Typ 2. Bei Aufnahme bestand bedingt durch die Fehlstellung ein ausgedehnter plantarer Druckulkus. Nach initialer operativer Konditionierung des Ulkus erfolgten die arthroskopische TTCA (. Abb. 1b, c) mit retrogradem Arthrodesenagel (Tornier, AFN, 6°, 180 × 10 mm, . Abb. 1d) sowie eine Bumpektomie. Bei regelhafter Wundheilung Mobilisation in einer 2-Schalen-Orthese. Acht Wochen postoperativ zeigte sich radiologisch der vollständige knöcherne Durchbau (. Abb. 1e, f, g). In regelmäßigen Followup-Untersuchungen 1, 3, 6 und 12 Monate postoperativ ergaben sich bei vollständig abgeheiltem Ulkus keine Komplikationen. Der Patient war mit dem klinischen und funktionellen Ergebnis sehr zufrieden. Fazit für die Praxis 55Bei fortgeschrittenen Arthrosen, Deformitäten oder postoperativen Komplikationen am oberen und unteren Sprunggelenk ist die Rückfußarthrodese eine der letzten Therapieoptionen. 55Retrograde gekrümmte Nägel mit der Möglichkeit der intraoperativen Kompression vor dem Verriegeln bieten eine hohe biomechanische Stabilität. 55Im Rahmen der offenen Rückfußarthrodese mit Nagel kommt es im Durchschnitt zu 23 % Major- und 21 % Minorkomplikationen. 55Risikoanalysen zeigen ein vielfach erhöhtes Komplikationsrisiko bei Vorliegen von Diabetes mellitus, Der Unfallchirurg 2 · 2016 | 89 Author's personal copy Leitthema Abb. 1 9 a Präoperative laterale Röntgenaufnahme im Stehen. Intraoperative Arthroskopiebilder vom entknorpelten OSG (b) und USG (c). d Postoperativ unbelastete laterale Röntgenaufnahme der Rückfußarthrodese. Sagittale CTSchnitte 8 Wochen postoperativ: vollständiger Durchbau von OSG (e) und USG (f). g Koronarer Schnitt 8 Wochen postoperativ: vollständiger Durchbau des OSG. OSG oberes, USG unteres Sprunggelenk Revisionsoperationen oder einem präoperativen Ulkus. 55Die arthroskopische Durchführung der Rückfußarthrodese stellt in diesem Risikokollektiv eine vielversprechende, weniger invasive Behandlungsoption dar. 55Erste Einzellfallberichte und eine Fallserie zeigen eine deutliche Reduktion der Komplikationsrate für die arthroskopische Rückfußarthrodese. Korrespondenzadresse PD Dr. H. Polzer Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum der LudwigMaximilians-Universität Nußbaumstr. 20 80336 München [email protected] 90 | Der Unfallchirurg 2 · 2016 Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. S.F. Baumbach, M. Braunstein, F. Maßen, M. Regauer, W. Mutschler, W. Böcker, H. Polzer geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren. Literatur 1. Alfahd U, Roth SE, Stephen D et al (2005) Biomechanical comparison of intramedullary nail and blade plate fixation for tibiotalocalcaneal arthrodesis. J Orthop Trauma 19:703–708 2. Berend ME, Glisson RR, Nunley JA (1997) A biomechanical comparison of intramedullary nail and crossed lag screw fixation for tibiotalocalcaneal arthrodesis. Foot Ankle Int 18:639–643 3. Berson L, Mcgarvey WC, Clanton TO (2002) Evaluation of compression in intramedullary hindfoot arthrodesis. Foot Ankle Int 23:992–995 4. Bevernage BD, Deleu PA, Maldague P et al (2010) Technique and early experience with posterior arthroscopic tibiotalocalcaneal arthrodesis. Orthop Traumatol Surg Res 96:469–475 5. Boer R, Mader K, Pennig D et al (2007) Tibiotalocalcaneal arthrodesis using a reamed retrograde locking nail. Clin Orthop Relat Res 463:151–156 6. Brodsky JW, Verschae G, Tenenbaum S (2014) Surgical correction of severe deformity of the ankle and hindfoot by arthrodesis using a compressing retrograde intramedullary nail. Foot Ankle Int 35:360–367 7. Budnar VM, Hepple S, Harries WG et al (2010) Tibiotalocalcaneal arthrodesis with a curved, interlocking, intramedullary nail. Foot Ankle Int 31:1085–1092 8. Chiodo CP, Acevedo JI, Sammarco VJ et al (2003) Intramedullary rod fixation compared with bladeplate-and-screw fixation for tibiotalocalcaneal arthrodesis: a biomechanical investigation. J Bone Joint Surg Am 85-A:2425–2428 9. De Vries JG, Berlet GC, Hyer CF (2012) Union rate of tibiotalocalcaneal nails with internal or external bone stimulation. Foot Ankle Int 33:969–978 10. Devries JG, Berlet GC, Hyer CF (2013) Predictive risk assessment for major amputation after tibiotalocalcaneal arthrodesis. Foot Ankle Int 34:846–850 11. Fang Z, Claaßen L, Windhagen H et al (2015) Tibiotalocalcaneal arthrodesis using a retrograde intramedullary nail with a valgus curve. Orthopaedic. Surgery 7:125–131 12. Franceschi F, Franceschetti E, Torre G et al (2015) Tibiotalocalcaneal arthrodesis using an intramedullary nail: a systematic review. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 13. Goebel M, Mückley T, Gerdesmeyer L et al (2003) [Intramedullary nailing in tibiotalocalcaneal arthrodesis]. Unfallchirurg 106:633–641 Author's personal copy Fachnachrichten 14. Hammett R, Hepple S, Forster B et al (2005) Tibiotalocalcaneal (hindfoot) arthrodesis by retrograde intramedullary nailing using a curved locking nail. The results of 52 procedures. Foot Ankle Int 26:810–815 15. Jehan S, Shakeel M, Bing AJF et al (2011) The success of tibiotalocalcaneal arthrodesis with intramedullary nailing – a systematic review of the literature. Acta Orthop Belg 77:644–651 16. Klos K, Gueorguiev B, Schwieger K et al (2009) Comparison of calcaneal fixation of a retrograde intramedullary nail with a fixed-angle spiral blade versus a fixed-angle screw. Foot Ankle Int 30:1212–1218 17. Lucas Y Hernandez J, Abad J, Remy S et al (2015) Tibiotalocalcaneal arthrodesis using a straight intramedullary nail. Foot Ankle Int 36:539–546 18. Mann MR, Parks BG, Pak SS et al (2001) Tibiotalocalcaneal arthrodesis: a biomechanical analysis of the rotational stability of the Biomet Ankle Arthrodesis Nail. Foot Ankle Int 22:731–733 19. Means KR, Parks BG, Nguyen A et al (2006) Intramedullary nail fixation with posterior-toanterior compared to transverse distal screw placement for tibiotalocalcaneal arthrodesis: a biomechanical investigation. Foot Ankle Int 27:1137–1142 20. Mears DC, Gordon RG, Kann SE et al (1991) Ankle arthrodesis with an anterior tension plate. Clin Orthop Relat Res 268:70–77 21. Michels F, Burssens A, Putzeys G et al (2014) Endoscopic guided tibiotalocalcaneal arthrodesis after failed osteosynthesis of pilon fractures. Clin Res Foot Ankle 02:1–4 22. Mückley T, Eichorn S, Hoffmeier K et al (2007) Biomechanical evaluation of primary stiffness of tibiotalocalcaneal fusion with intramedullary nails. Foot Ankle Int 28:224–231 23. Mückley T, Klos K, Drechsel T et al (2011) Shortterm outcome of retrograde tibiotalocalcaneal arthrodesis with a curved intramedullary nail. Foot Ankle Int 32:47–56 24. Mückley T, Ullm S, Petrovitch A et al (2007) Comparison of two intramedullary nails for tibiotalocalcaneal fusion: anatomic and radiographic considerations. Foot Ankle Int 28:605–613 25. Myers TG, Lowery NJ, Frykberg RG et al (2012) Ankle and hindfoot fusions: comparison of outcomes in patients with and without diabetes. Foot Ankle Int 33:20–28 26. Myerson MS, Quill G (1991) Ankle arthrodesis: a comparison of an arthroscopic and an open method of treatment. Clin Orthop Relat Res 268:84–95 27. Nielsen KK, Linde F, Jensen NC (2008) The outcome of arthroscopic and open surgery ankle arthrodesis: a comparative retrospective study on 107 patients. Foot Ankle Surg 14:153–157 28. O’brien TS, Hart TS, Shereff MJ et al (1999) Open versus arthroscopic ankle arthrodesis: a comparative study. Foot Ankle Int 20:368–374 29. Quill GE (2003) Tibiotalocalcaneal arthrodesis with medullary rod fixation. Tech Foot Ankle Surg 2:135–143 30. Rammelt S, Pyrc J, Agren P-H et al (2013) Tibiotalocalcaneal fusion using the hindfoot arthrodesis nail: a multicenter study. Foot Ankle Int 34:1245–1255 31. Sekiya H, Horii T, Kariya Y et al (2006) Arthroscopicassisted tibiotalocalcaneal arthrodesis using an intramedullary nail with fins: a case report. J Foot Ankle Surg 45:266–270 32. Sekiya H, Horii T, Sugimoto N et al (2011) Arthroscopic tibiotalocalcaneal arthrodesis with intramedullary nail with fins: a case series. J Foot Ankle Surg 50:589–592 33. Taylor J, Lucas DE, Riley A et al (2015) Tibiotalocalcaneal arthrodesis nails: a comparison of nails with and without internal compression. Foot Ankle Int. [Epub ahead of print] 34. Tenenbaum S, Stockton KG, Bariteau JT et al (2015) Salvage of avascular necrosis of the talus by combined ankle and hindfoot arthrodesis without structural bone graft. Foot Ankle Int 36:282–287 35. Thordarson DB, Chang D (1999) Stress fractures and tibial cortical hypertrophy after tibiotalocalcaneal arthrodesis with an intramedullary nail. Foot Ankle Int 20:497–500 36. Townshend D, Di Silvestro M, Krause F et al (2013) Arthroscopic versus open ankle arthrodesis: a multicenter comparative case series. J Bone Joint Surg Am 95:98–102 37. Vilà Y Rico J, Rodriguez-Martin J, Parra-Sanchez G et al (2013) Arthroscopic tibiotalocalcaneal arthrodesis with locked retrograde compression nail. J Foot Ankle Surg 52:523–528 38. Wuckich DK, Mallory BR, Suder NC et al (2015) Tibiotalocalcaneal arthrodesis using retrograde intramedullary nail fixation: comparison of patients with and without diabetes mellitus. J Foot Ankle Surg 54:876–882 39. Yakacki CM, Khalil HF, Dixon SA et al (2010) Compression forces of internal and external ankle fixation devices with simulated bone resorption. Foot Ankle Int 31:76–85 Die häufigsten Operationen im Krankenhaus Im vergangenen Jahr sind 18,5 Mio. Menschen in deutschen Krankenhäusern vollstationär behandelt worden. Bei 38% von ihnen wurde eine Operation durchgeführt, berichtet das Statistische Bundesamt. Gut jeder Zweite, der operiert wurde, war 60 Jahre und älter. Am häufigsten fanden in dieser Altersgruppe Eingriffe am Darm statt: Das Bundesamt weist 239.788 „andere Optionen am Darm“ aus - darunter wurden Eingriffe zum Lösen von Verwachsungen und Op zur Ausdehnung von Darmabschnitten zusammengefasst. Es folgen endoskopische Eingriffe an den Gallengängen (192.306) und die Implantation eines neuen Hüftgelenks (183.940). Bei Patienten zwischen 45 bis 59 Jahren waren folgende Eingriffe am häufigsten: Arthroskopie am Gelenkknorpel und an den Menisken (104.059), andere Operationen am Darm (85.234) und chirurgischer Zugang zur Lendenwirbelsäule, zum Kreuzbein und Steißbein (79.406). In der Altersklasse von 15 bis 44 Jahren dominierten Operationen, die im Zusammenhang mit Entbindungen stehen. Auf Platz 1: Rekonstruktion weiblicher Geschlechtsorgane nach Riss bei der Geburt (295.424.). Dahinter kommen Kaiserschnitt (225.883) und Operationen an der unteren Nasenmuschel (94.967), die in knapp 59 Prozent der Fälle bei Männern vorgenommen wurden. Bei den Kindern bis 14 Jahren ist die Entfernung der Mandeln (Rachenmandeln 33.586 Op, Gaumenmandeln 22.172) die häufigste Operation - vor dem Einschneiden des Trommelfells zur Eröffnung der Paukenhöhle (34.523). Quelle: Statistisches Bundesamt, www.destatis.de Der Unfallchirurg 2 · 2016 | 91
© Copyright 2025 ExpyDoc