Energiewende: Ausbau von Offshore-Wind- Anlagen in

PRESSEMITTEILUNG
2. September 2015
Energiewende: Ausbau von Offshore-WindAnlagen in Deutschland liegt erstmals im Plan
Energiewende-Index von McKinsey zeigt: Verbesserungen auch bei
Anbindung der Windparks – Zentrale Ziele der Energiewende aber weiterhin
unerreichbar: CO2-Ausstoß und Kosten durch EEG-Umlage deutlich zu hoch
DÜSSELDORF. Der positive Trend, den der Energiewende-Index Deutschland
2020 seit seiner Einführung im Jahr 2012 verzeichnet, setzt sich fort. Von den
15 Indikatoren, die halbjährlich von der Unternehmensberatung
McKinsey & Company zum Status der Energiewende untersucht werden, liegen
aktuell nur noch sechs deutlich hinter Plan zur Zielerreichung. Vor einem halben
Jahr waren es noch sieben. Erstmals liegt der Indikator für den Offshore-WindAusbau im Plan. Auch der Indikator, der die Anbindung der Offshore-Windparks
erfasst, hat sich verbessert. Deutlich hinter den von der Politik gesetzten Zielen
verbleiben allerdings die zentralen Indikatoren CO2-Ausstoß und EEG-Umlage. Die
Aussichten auf eine Trendwende bis 2020 stehen bei diesen beiden Indikatoren
nachhaltig schlecht. Beim CO2-Ausstoß müssten noch Einsparungen in Höhe von
181 Millionen Tonnen (Mt) erreicht werden. „Um dieses Ziel für 2020 zu erreichen,
müssten sich ab sofort die durchschnittlichen jährlichen CO2-Minderungsraten
gegenüber dem Zeitraum 2000 bis 2014 in etwa vervierfachen“, stellt McKinseyDirektor Thomas Vahlenkamp fest, der den Index entwickelt hat.
Auch für die EEG-Umlage ist der Ausblick negativ: Nach Prognosen der Initiative
Agora Energiewende wird die Umlage bis 2023 von heute 6,17 ct/kWh auf 7 bis
8 ct/kWh ansteigen – vor allem getrieben durch den Offshore-Wind-Ausbau. Das
ursprünglich von der Politik formulierte EEG-Umlageziel von 3,5 ct/kWh bleibt
damit in weiter Ferne. Thomas Vahlenkamp: „Die Kosten für den Stromverbraucher
werden weiter steigen.“ Weiterhin ebenfalls nicht im Plansoll sind die Kosten für
Netzeingriffe sowie trotz leichter Verbesserungen für den Haushalts- und Industriestrompreis sowie den Primärenergieverbrauch. Zudem verschlechterte sich der
Indikator „Ausbau Transportnetze“; hier ergibt sich aktuell nach der Analyse ein
„leichter Anpassungsbedarf“.
Die Ergebnisse im Detail
1. Indikatoren mit realistischem Tempo in der Zielerreichung
■ Offshore-Wind-Ausbau: Die installierte Gesamtkapazität von Offshore-
Windparks ist auf 2,8 GW angestiegen. Dadurch verbessert sich der Indikator
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im Vergleich zur vorigen Erhebung deutlich von 79 % auf 170 %. Der
Indikator hinkt damit erstmals nicht mehr hinterher.
■ Solar-PV-Ausbau: Der Indikator ist seit Ende 2012 kontinuierlich gesunken –
aber auf sehr hohem Niveau. Durch den langsameren Zubau auf aktuell rund
100 MW im Monat schrumpft die Zielerreichung zwar um 7 Prozentpunkte,
bleibt aber mit 124 % stabil realistisch. Infolge der hohen Zubauraten früherer
Jahre liegt die installierte Kapazität mit 38,8 GW (Juni 2015) über dem aktuell
zu erreichenden Zielwert von 32,5 GW.
■ Stromverbrauch: Im zuletzt publizierten Index vom Frühjahr war dem
Stromverbrauch des Jahres 2014 ein erster Schätzwert von 576 TWh zugrunde
gelegt worden. Dieser wurde nun auf 579 TWh leicht nach oben korrigiert.
Damit bleibt der Verbrauch aber unter dem Zielwert von 584 TWh, die aktuelle
Zielerreichung liegt damit bei 118 %.
■ Arbeitsplätze in stromintensiven Industrien und erneuerbaren Energien:
Die Anzahl der Beschäftigten in energieintensiven Industrien hat sich
geringfügig auf 1,6 Millionen erhöht. Das gesetzte Ziel von 1,59 Millionen
Stellen wird damit leicht übertroffen (Zielerreichung 103 %). Auch die Zahl
der Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien blieb im Halbjahresvergleich etwa
konstant bei 371.400.
■ Ausfall Stromversorgung. Nach den zuletzt veröffentlichten Daten der
Bundesnetzagentur betrug der für 2013 veröffentlichte Messwert 15,3 Minuten
nach 15,9 Minuten im Jahr 2012. Das Ziel von maximal 17 Minuten wird
damit weiterhin klar erreicht.
■ Gesicherte Reservemarge. Aus den jüngsten verfügbaren Daten des Berichts
zur Leistungsbilanz der Transportnetzbetreiber lässt sich eine Reservemarge
von 12,9 % berechnen. Das bedeutet eine deutliche Erhöhung gegenüber dem
Vorjahreswert von 6,8 % und damit eine konstant realistische Zielerreichung.
2. Indikatoren mit leichtem Anpassungsbedarf
■ Anbindung Offshore-Windparks: Im vergangenen Halbjahr sind weitere
sechs Offshore-Windparks mit insgesamt 1,8 GW angeschlossen worden.
Damit hat sich die installierte Leistung innerhalb kürzester Zeit fast
verdreifacht. Zurzeit ist nur noch ein Offshore-Windpark nicht ans Stromnetz
angebunden. Die Zielerreichung des Indikators verbesserte sich dadurch auf
„leichter Anpassungsbedarf“.
■ Ausbau Transportnetze: Seit März entstanden 41 neue Leitungskilometer –
nur rund halb so viele wie geplant. Dadurch entsteht bei diesem Indikator
leichter Anpassungsbedarf. Da für die Zukunft von weiteren Verzögerungen
bei den Bauvorhaben auszugehen ist, ist mittlerweile die Zielerreichung
insgesamt in Frage gestellt. Auch ist mit einem erheblichen Kostenanstieg zu
rechnen, wenn für den Netzausbau in Zukunft vermehrt Erdkabel verwendet
werden.
McKinsey & Company | 2
3. Indikatoren mit unsicherer Zielerreichung
■ Ausstoß CO2-Äquivalent. Nach einem Anstieg 2013 sanken die Emissionen
2014 wieder – nach jüngsten Schätzungen um 3,3% auf 920 Millionen Tonnen
(Mt). Haupttreiber waren die milde Witterung zu Beginn des Jahres 2014, auf
die sich ca. 2%-Punkte der Senkung zurückführen lassen, und der Rückgang
der Stromerzeugung aus Kohle. Die Zielerreichung des Indikators bleibt im
roten Bereich; Zielwert für 2020 sind 739 Mt.
■ EEG-Umlage. Die EEG-Umlage ist zu Beginn 2015 gegenüber dem Vorjahr
von 6,24 auf 6,17 ct/kWh gesunken – zum ersten Mal seit ihrer Einführung.
Der Abstand zum Ziel von 3,5 ct/kWh, das die Bundesregierung ausgegebenen
hat, ist aber immer noch erheblich.
■ Primärenergieverbrauch: Beim Verbrauch von Primärenergie wie Kohle, Öl
oder Erdgas wurden im vergangen Jahr durch Effizienzgewinne Einsparungen
in Höhe von rund 300 Petajoule (PJ) erzielt (-2,2 %). Insgesamt verbessert sich
der Indikator um 15 Prozentpunkte, liegt aber immer noch bei nur 59 % Zielerreichung. Um den für 2020 avisierten Wert von 11.454 PJ zu erreichen, müssen
noch weitere 2.024 PJ eingespart werden.
■ Haushaltsstrompreise: Mit derzeit 29,3 ct/kWh liegen die Haushaltsstrom-
preise in Deutschland noch immer 41,1 % über dem Durchschnittspreis der
westeuropäischen Länder, obgleich dieser zuletzt leicht angestiegen war.
■ Industriestrompreise: Die Preise für Industriekunden liegen mit 11,2 ct/kWh
noch immer 19 % über dem EU-Durchschnitt, obgleich sie ähnlich wie die
Haushaltsstrompreise zuletzt um 0,4 ct/kWh gesunken sind. Hauptgrund dafür
dürfte der gefallene Börsenpreis sein, der noch im Dezember 2014 bei
38 €/MWh lag und bis Juni 2015 auf rund 30 €/MWh fiel.
■ Kosten Netzeingriffe. Die Kosten für Netzeingriffe sind zuletzt auf
1,40 Euro/MWh fluktuierende Erneuerbare (Wind und Solar) gesunken. Der
Indikator bleibt allerdings im roten Bereich, da 1,00 Euro/MWh als Ziel zu
erreichen gewesen wäre.
Hintergrund und Methodik
Der Energiewende-Index von McKinsey bietet alle sechs Monate einen Überblick
über den Status der Energiewende in Deutschland. Feedback und Rückmeldung
dazu sind ausdrücklich erwünscht und werden bei der Aktualisierung des Index
berücksichtigt, sofern es um öffentlich zugängliche Fakten geht. Auf der Website
von McKinsey besteht die Möglichkeit, den Autoren zum Thema Energiewende
Feedback zu geben. Dort finden Sie auch einen detaillierten Überblick über den
Index und die untersuchten Indikatoren: www.mckinsey.de/energiewendeindex
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Über McKinsey
McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 27 der 30 DAX-Konzerne zählen
aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit Büros an
den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München,
Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit über 100 Büros in mehr als 60 Ländern.
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