BDI Agenda Agenda 14. März 2016 Gefahr im Verzug beim Ausbau digitaler Netze Der BDI warnt vor einem Rückfall Deutschlands aufgrund des dramatisch stockenden Ausbaus digitaler Netze. BDI-Präsident Ulrich Grillo forderte die Bundesregierung anlässlich der Eröffnung der Cebit in Hannover auf, stärkere Impulse für die Digitalisierung der Wirtschaft zu setzen. >> Seite 2 Meinung BDI-Verbände Iran Das Schengen-System muss erhalten bleiben E-Mobilität braucht Impulse Hoffnung auf neue Geschäftsmöglichkeiten Über die Flüchtlingssituation und die Verantwortung der Politik sprach BDI-Präsident Ulrich Grillo Anfang März mit der Funke Zentralredaktion in Berlin . Der Verband der Automobilindustrie fordert verschiedene Maßnahmen, damit der Durchbruch der Elektromobilität auch in Deutschland gelingen kann. Siegfried Russwurm, Vorsitzender der Nordafrika-Mittelost-Initiative, sprach auf dem Deutsch-Iranischen Wirtschaftsforum über Chancen mit dem Golfstaat. >> Seite 3 >> Seite 4 >> Seite 7 Businesseurope Facebook BDI-Themen CETA und TTIP >> Seite 6 China >> Seite 7 Europäische Antwort auf internationale Krisen Like us on Facebook BDI-Präsident Ulrich Grillo diskutierte in Brüssel unter anderem mit der Generaldirektorin des britischen Industrieverbands Carolyn Fairbairn. Unterstützen Sie die Arbeit des BDI auf Facebook und gestalten Sie die öffentliche Meinungsbildung in den sozialen Netzwerken. >> Seite 8 >> Seite 8 >> mehr >> Seite 9 Rohstoffe Die nächste BDI Agenda erscheint am 4. April 2016. Wir wünschen Ihnen eine erholsame Osterzeit! Termine BDI Agenda 14. März 2016 02 Titelthema Grillo: Beim Ausbau digitaler Infrastrukturen ist Gefahr im Verzug Der BDI warnt vor einem Rückfall Deutschlands aufgrund des dramatisch stockenden Ausbaus digitaler Netze. »Bei der Digitalisierung ist Gefahr im Verzug«, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo anlässlich der Eröffnung der Cebit Mitte März in Hannover. Grillo forderte die Bundesregierung auf, durch eine leistungsfähigere Breitband-Infrastruktur stärkere Impulse für die Digitalisierung der Wirtschaft zu setzen. »Mit dem Ausbau der digitalen Netze ist die Wirtschaft unzufrieden. Unser Land ist von einer hochleistungsfähigen digitalen Infrastruktur weit entfernt«, kritisierte Grillo. Bei Tempo und Netzabdeckung liege der Standort Deutschland abgeschlagen hinter führenden Industriestaaten lediglich im Mittelfeld. »Deutschland muss jetzt zum Sprung in die Gigabit-Gesellschaft ansetzen«, forderte Grillo. »Sonst droht der Industriestandort auf Jahre abgehängt zu werden.« Auch in der digitalisierten Wirtschaft gelte: Die Infrastruktur ist das Rückgrat für Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit. »Die angestrebten 50 Megabit bis 2018 können nur ein Zwischenschritt sein. Wir müssen uns bereits heute auf zukünftige Technologien und Bedürfnisse einstellen«, sagte der BDI-Präsident. Dabei werde es immer wichtiger, Leuchtturmprojekte und öffentlich-private Partnerschaften mit passenden Programmen zur Entwicklung neuer Anwendungen zu fördern. Zugleich rief Grillo die mittelständische Wirtschaft auf, die Digitalisierung im eigenen Unternehmen voranzubringen: »Unser Mittelstand sollte zum Treiber der Digitalisierung werden.« Erhebungen des Mittelstandspanels im Auftrag des BDI zeigen: Nur drei von zehn Unternehmen des industriellen Mittelstands sind bislang stark digitalisiert. Die Digitalisierung erfordert laut BDI neue Finanzierungswege für Investitionen. Demnach sollte die Politik einen weiter gefassten Investitionsbegriff ermöglichen. Zudem erfordere die höhere Innovationsgeschwindigkeit kürzere Abschreibungsmöglichkeiten für Software. Die in vielen Industriestaaten bewährte steuerliche Forschungsförderung hält die Industrie für geeignet, um die Digitalisierung zu flankieren. Deutschland sollte dieses erfolgreiche Instrument endlich einführen. >> Zum Positionspapier »Digitalisierung im industriellen Mittelstand zum Erfolg führen« Ansprechpartnerin: Iris Plöger [email protected] >> BDI-Facebook-Seite BDI Agenda 14. März 2016 03 Meinung Wir müssen alles dafür tun, das Schengen-System zu erhalten BDI-Präsident Ulrich Grillo sprach mit der Funke Zentralredaktion Anfang März in Berlin über die Flüchtlingssituation, die Verantwortung der Politik sowie über den europäischen Binnenmarkt. In dem Gespräch appellierte Grillo an die Politik, sich mit Problemen vor Ort offen und ehrlich auseinanderzusetzen. Wir dokumentieren das Interview in Auszügen. »Ich finde es beeindruckend, was die deutschen Unternehmen tun. Sie stellen Praktika und Ausbildungsplätze bereit – und schaffen damit wichtige Voraussetzungen für die Integration. Außerdem tragen sie zur Bekämpfung von Fluchtursachen bei. Unternehmen beteiligen sich in den Krisenregionen am Wiederaufbau. Gerade werden die Weichen für Investitionen in Jordanien gestellt, wohin viele Syrer geflohen sind. Die Unternehmen tun ihr Möglichstes, Asylsuchenden mit Bleibeperspektive raschen Zugang zu Arbeitsplätzen zu ermöglichen. Aber klar ist: Die Unternehmen können der Politik nicht die Verantwortung abnehmen. Man muss realistisch sein: Die Flüchtlinge müssen erst einmal die deutsche Sprache lernen – und sich mit Recht und Gesetz, dem Betriebssystem Deutschland vertraut machen. Die Integration ist nicht von heute auf morgen zu schaffen, und sie muss aktiv gesteuert werden. Für gute und dauerhafte Chancen auf dem Arbeitsmarkt ist eine Ausbildung unerlässlich. Ein Projekt für Jahrzehnte Die Flüchtlingsintegration ist kein Ersatz für eine gesteuerte Zuwanderungspolitik, die wir in unserer alternden Gesellschaft auch weiterhin brauchen. Das ist etwas völlig anderes, als Flüchtlingen aus existenzieller Not zu helfen. Wie viele Flüchtlinge sich in den Arbeitsmarkt integrieren lassen, können wir noch nicht genau sagen. Es werden jedenfalls erstmal viel weniger sein, als sich alle wünschen. Die Integration in die Gesellschaft ist ein Projekt für Jahrzehnte. Ich weiß, wovon ich spreche. Die Grillos sind ja auch Flüchtlinge. Meine Familie ist vor elf Generationen, im Jahr 1610, vor den Religionskriegen in Italien geflohen und irgendwann im Ruhrgebiet angekommen. Unsere Familiengeschichte zeigt, dass Integration gelingen kann. Jetzt ist die Politik gefragt, in die Integration zu investieren. Wir haben eine große Koalition für große Taten, wie es Frau Merkel einmal formuliert hat. Ich rufe Union und SPD dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Wir brauchen dringend Investitionen, etwa in vernünftige Unterbringung. Die Integration darf nicht in den Turnhallen aufhören. Wir müssen günstigen Wohnraum schaffen, und zwar dezentral, um Gettobildung in den Großstädten zu verhindern. Außerdem muss die Politik massiv in die Sprachförderung investieren – und dazu auch pensionierte Lehrer zurückholen. Diese Ausgaben bringen unser Land langfristig weiter und wirken wie ein kleines Konjunkturprogramm. BDI-Präsident Ulrich Grillo Keine Spaltung der Gesellschaft riskieren Der Vorschlag des Wirtschaftsministers, ein gesondertes Sozialprogramm für Deutsche aufzulegen, ist grundverkehrt. Damit wird der falsche Eindruck erzeugt, dass in der Flüchtlingskrise die Einheimischen benachteiligt würden. Aber ich halte auch nichts davon, beispielsweise den Mindestlohn nur für Flüchtlinge aufzuheben. Damit würden wir den Spaltpilz in die Gesellschaft tragen. Mit solchen Mythen gehen die Rechtspopulisten auf Stimmenfang. Wir dürfen Fremdenfeindlichkeit nicht tolerieren. Das gehört nicht zu unserem Gesellschaftsbild und Miteinander. Jeder Volksverhetzer gehört in einen Integrationskurs. Aber es gibt eine Verunsicherung in der Gesellschaft, die nachvollziehbar ist. Die demokratischen Parteien müssen sich mit den Problemen vor Ort offen und ehrlich auseinandersetzen. Sie müssen den Weg zeigen, wie die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen tatsächlich gelingen kann: welche Chancen und Möglichkeiten dadurch entstehen, wie unser Land dadurch gewinnen kann. So lässt sich auch wieder Vertrauen gewinnen. Das ist das beste Rezept gegen rechtspopulistische Tendenzen. Europa muss das Problem gemeinsam lösen Es geht um die Sicherung der Außengrenzen und um eine vernünftige, solidarische Quotenregelung, an der sich möglichst viele der 28 Mitgliedstaaten beteiligen. Einer der wesentlichen Wettbewerbsvorteile Europas sind die offenen Binnengrenzen. In Europa stammen drei Viertel der Zulieferungen für IndustrieProdukte aus anderen europäischen Ländern. Nirgendwo sonst auf der Welt ist dieser Anteil so hoch. Wenn Gütertransporte tagelang an Grenzübergängen aufgehalten werden, wird das zum Problem. Wir müssen alles dafür tun, das Schengen-System zu erhalten.« BDI Agenda 14. März 2016 04 BDI-Verbände VDA E-Mobilität braucht Impulse Deutschland ist vom Ziel Leitmarkt bei der Elektromobilität noch weit entfernt: Ende 2015 waren etwa 50.000 Elektroautos (Batteriefahrzeuge und Plug-In-Hybride) auf Deutschlands Straßen unterwegs. Der Elektroanteil an allen Pkw-Neuzulassungen in Deutschland beträgt damit nur 0,7 Prozent. »In anderen Ländern ist die Dynamik deutlich höher, weil dort ein ganzes Bündel an unterstützenden Maßnahmen den Markt beschleunigt«, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie. Damit der Durchbruch der Elektromobilität auch in Deutschland gelingen kann, seien verschiedene Maßnahmen notwendig: Aufbau der Ladeinfrastruktur, Anreize für gewerbliche und private E-Auto-Käufer, Beschaffungsinitiative der öffentlichen Hand, weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung (Batterietechnologie). www.vda.de BDE Einheitliche Berechnungsmethode für EU-weite Recyclingquoten Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) unterstützt das neue Kreislaufwirtschaftspaket der Europäischen Kommission insbesondere in einem Kernpunkt: der Anhebung der EU-weiten Recyclingquoten für Siedlungs- und Verpackungsabfälle bis 2030. Entscheidend sei dabei die Festlegung einer einheitlichen und überprüfbaren Methode der Quotenberechnung. BDE-Präsident Peter Kurth: „Es dient der europäischen Umwelt- und Klimapolitik, wenn sich die Mitgliedsstaaten auf die Stärkung der höherwertigen Abfallbehandlung von Siedlungsund Verpackungsabfällen verpflichten. Ambitioniert kann eine Quote jedoch nur sein, wenn sie mit klaren Berechnungsregeln einhergeht und gleichzeitig kontrolliert wird, dass diese in der EU einheitlich angewandt werden.“ www.bde-berlin.org Bitkom ITK-Unternehmen wollen mehr investieren Die Investitionsbereitschaft in der IT- und Telekommunikationsbranche ist in diesem Jahr außerordentlich hoch. Zwei Drittel der ITK-Unternehmen in Deutschland (66 Prozent) wollen 2016 ihre Investitionen verglichen mit dem Vorjahr steigern, die Hälfte von ihnen sogar deutlich um mehr als fünf Prozent. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage des Digitalverbands Bitkom. »Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen nehmen Geld in die Hand«, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Von ihnen geben 69 Prozent an, dass sie zusätzliche Mittel für Investitionen aufwenden wollen. Bei der Zusammenarbeit von etablierten großen Unternehmen und dem Mittelstand mit Start-ups sei noch Bedarf in Deutschland. »Eine Beteiligung an einem Start-up kann eine echte Investition in die Zukunft des eigenen Unternehmens sein«, betonte Rohleder. www.bitkom.org BDI Agenda 14. März 2016 05 ZVEI Intelligente Messsysteme für die Energiewende nutzen Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie begrüßt eine rasche Einführung von intelligenten Messsystemen, sogenannte Smart Meter, die im Rahmen des »Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende« Ende Februar im Bundestag diskutiert wurde. »Wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten, denn jetzt brauchen wir den digitalen Umbau der Energienetze für eine stabile Nutzung erneuerbarer Energien«, sagte Klaus Mittelbach, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Den Kosten für intelligente Messsysteme stehe ein großer Nutzen gegenüber. »Das hat unter anderem die im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens durchgeführte Kosten-Nutzen-Analyse des Bundeswirtschaftsministeriums belegt«, sagte Mittelbach. www.zvei.org VDMA Grenzschließungen innerhalb Europas wären ein Rückfall ins Mittelalter Von offenen Grenzen innerhalb Europas profitieren international aufgestellte Industrien wie der Maschinenbau. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) warnt daher nachdrücklich vor einer dauerhaften Einschränkung des Schengen-Abkommens. »Wenn es zu weiträumigen Grenzschließungen in Europa kommt, ist das ein Rückfall ins Mittelalter und in die Kleinstaaterei«, betont VDMA-Präsident Reinhold Festge. Aus Sicht des Verbands kann es mittelfristig nur eine gemeinsame europäische Lösung für die Flüchtlingskrise geben. Für den deutschen Maschinenbau ist das EU-Ausland der wichtigste Exportmarkt mit einem Anteil von 43 Prozent aller Ausfuhren. Hinzu kommt, dass Wertschöpfungsketten in der Industrie zumeist über Landesgrenzen hinweg verlaufen. www.vdma.org ZIA Deutscher Hotelmarkt: Deutschland so beliebt wie nie zuvor Bereits zum sechsten Mal in Folge sind die Übernachtungszahlen in Deutschland angestiegen. Mit 436,2 Millionen lagen sie im Jahr 2015 drei Prozent über dem Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Immobilienberatungsunternehmens CBRE und des Zentralen Immobilien Ausschusses. »Deutschland ist bei Reisenden so populär wie noch nie«, sagt Veronica Waldthausen, Senior Associate bei CBRE Hotels. »Dabei stiegen die Gästezahlen insbesondere aus dem Ausland überproportional stark an.« Internationale Gäste kamen im vergangenen Jahr auf rund 79,7 Millionen Übernachtungen, was einem Anteil von etwa 18 Prozent entspricht. »Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung der Bundesrepublik auf globaler Ebene und der Assetklasse Hotelimmobilie«, erklärt Matthias Niemeyer, Vorsitzender der Plattform Hotelimmobilien beim ZIA. »Unser Land profitiert von seiner Stellung als sichere, stabile und wohlhabende Nation.« www.zia-deutschland.de BDI Agenda 14. März 2016 06 CETA 99 Prozent der Zölle fallen weg Der BDI bewertet das Freihandelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada positiv. Mit seinem Inkrafttreten – voraussichtlich im Jahr 2017 – fallen 99 Prozent der Industriezölle zwischen Europa und Kanada weg. Die EU-Kommission und die kanadische Regierung haben den endgültigen Vertragstext Ende Februar veröffentlicht. Die Vertragspartner haben unter anderem das Kapitel zum Investitionsschutz modifiziert. CETA sieht nun die Einrichtung eines stehenden Investitionsgerichtshofes vor, wie ihn die EU-Kommission auch für das amerikanisch-europäische Freihandelsabkommen TTIP vorgeschlagen hat. Außerdem wird es einen Berufungsmechanismus für Investitionsschutzverfahren geben. CETA verbessert den Zugang zum kanadischen Vergabemarkt auf föderaler und sub-föderaler Ebene erheblich. Der Schwellenwert für genehmigungspflichtige Auslandsinvestitionen in Kanada steigt auf umgerechnet rund eine Milliarde Euro. Dies er- leichtert Investitionen in Kanada massiv. Darüber hinaus wird die Einreise für Geschäftszwecke und die Entsendung von Mitarbeitern in Tochterunternehmen vereinfacht. Das Abkommen soll bis zum Sommer in die EU-Amtssprachen übersetzt und dann dem Europäischen Rat zur Zustimmung vorgelegt werden. Die formelle Unterzeichnung ist für den EU-Kanada-Gipfel im Herbst geplant. Das EU-Parlament muss dem Abkommen noch zustimmen. Ob CETA der Ratifizierung durch die Parlamente in den EU-Mitgliedstaaten bedarf, ist noch offen. >> Zum Statement der EU-Kommission zu CETA >> Zur Bewertung des Abkommens durch den BDI Ansprechpartner: Fabian Wendenburg [email protected] TTIP Vorstellungen der Bürger einbringen Stormy-Annika Mildner, Leiterin der BDI-Abteilung Außenwirtschaftspolitik, begleitet regelmäßig die Bürgerkonferenzen im Rahmen der TTIP-Dialogoffensive der Industrie. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger diskutierten in Frankfurt, Jena und zuletzt in Hamburg mit Fachleuten. Was verspricht sich der BDI von den Bürgerdialogen? Mit dem Dialogforum Freihandel haben wir eine Plattform geschaffen, auf der sich Bürger über Freihandelsabkommen wie TTIP informieren können. Zugleich haben sie die Chance, ihre Empfehlungen für ein aus ihrer Sicht gutes Freihandelsabkommen zu erarbeiten – in Form einer Bürgeragenda. Der Prozess wird von einem Beirat gesteuert, der die Unabhängigkeit des Dialogforums gewährleistet. Der Beirat führt unter anderem Expertenanhörungen zu den wichtigsten Freihandelsthemen durch. Das ist Grundlage für eine sachorientierte und faktenbasierte Debatte. Was denken Sie: Welche Erkenntnisse haben die Teilnehmer der Bürgerdialoge gewinnen können? Die Bürger konnten sich über zentrale Themen der TTIP-Verhandlungen informieren. Zum Beispiel über Investitionsschutz oder Nachhaltigkeit. Sie trafen Experten aus der EU-Kommission, aus dem Bundeswirtschaftsministerium, von NGOs und aus der Wissenschaft. Außerdem haben die Teilnehmer gemerkt: Die Unterschiede in der Bewertung von TTIP sind gar nicht so groß, wie es die öffentliche Diskussion vermuten lässt. Hohe Standards, volle demokratische Kontrolle, Abbau unnötiger Handelsbarrieren - das sind Verhandlungsziele, auf die sich viele schnell einigen können. Stormy-Annika Mildner, BDI-Abteilungsleiterin Außenwirtschaftspolitik Wie geht es nun eigentlich mit der Dialogoffensive weiter? Ziel ist es, dass die Bürger ihre Ergebnisse im Sommer an die Politik übergeben. Es geht darum, ihre Vorstellungen in den Verhandlungsprozess einzubringen. >> Zum Dialogforum Freihandel Ansprechpartnerin: Julia Howald [email protected] BDI Agenda 14. März 2016 07 Iran Deutsche Unternehmen hoffen auf neue Geschäftsmöglichkeiten Das erste Deutsch-Iranische Wirtschaftsforum fand Anfang März im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin statt. »Mit dem Wegfall der nuklearbezogenen Sanktionen bietet sich nun die Gelegenheit, die Partnerschaft zwischen Deutschland und Iran wieder aufleben zu lassen und wieder engere oder neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen«, sagte Siegfried Russwurm, Vorsitzender der Nordafrika Mittelost Initiative der Deutschen Wirtschaft (NMI). An dem Tag, an dem die Aufhebung der Sanktionen in Kraft tritt, werden eingefrorene Gelder von schätzungsweise bis zu 100 Milliarden US-Dollar wieder freigegeben. Diese Mittel könnten in den Auf- und Ausbau der Infrastruktur des Landes, insbesondere in die Sektoren Öl und Gas, aber auch in Energie, Mobilität und Logistik fließen. Der iranische Energieminister Hamid Chitchian unterstrich die Bedeutung der Ansiedlung deutscher Finanzinstitute im Iran sowie die Absicherung von Exportgeschäften deutscher Firmen durch staatliche Hermes-Bürgschaften. Denn die Unternehmen leiden derzeit an der Zurückhaltung deutscher Privatbanken im Iran-Geschäft. Dass es doch geht, zeigt die Firma Siemens. Der Technologiekonzern liefert mehrere Gasturbinen sowie dazugehörende Generatoren in den Iran. Russwurm hofft, dass damit auch für kleine und mittelständische Unternehmen der gordische Knoten durschlagen sein könnte und auch sie in Folge mehr Geschäfte im Iran machen können. Die NMI setzt sich für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Nahost sowie Nordafrika Siegfried Russwurm, Vorsitzender der NMI und Mitglied des SiemensVorstands ein. Sie unterstützt Reisen der Bundesregierung mit Wirtschaftsdelegationen in die Region und tritt für den Abbau von Handels- und Investitionsschranken in der Region und in der EU ein. Die Initiative wird getragen von BDI, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, Afrika-Verein, Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen sowie vom Bankenverband. Ansprechpartner: Benjamin Godel [email protected] China EU prüft Optionen zur Vergabe des Marktwirtschaftsstatus Die EU muss sich entscheiden, ob und unter welchen Umständen sie China den Marktwirtschaftsstatus verleiht. Die Übergangsregelung in Chinas WTO-Beitrittsprotokoll läuft im Dezember aus. Der BDI fordert die EU auf, der europäischen Industrie in jedem Fall auch weiterhin wirksame handelspolitische Schutzinstrumente zur Verfügung zu stellen. Die EU-Kommission prüft derzeit eine mögliche Vergabe des Status an China. Kommt die Kommission zu dem Ergebnis, dass die EU China den Marktwirtschaftsstatus gewähren sollte, müsste sie die Antidumping-Grundverordnung der EU überarbeiten. Bisher führt diese Verordnung den Staat als »NichtMarktwirtschaft«. Vorerst hat die Kommission einen Folgenabschätzungsprozess eingeleitet. Mitte Februar eröffnete sie dazu auch eine öffentliche Konsultation. Sie stellte dabei drei Handlungsoptionen vor: 1. China nicht den Status zu gewähren, 2. China den Status zu gewähren, und 3. China den Status zu gewähren und gleichzeitig Ausgleichsmaßnahmen einzuführen, welche die Effektivität der EU-Handelsschutzinstrumente auch weiterhin sicherstellen. Der BDI wirbt bei Verbänden und Unternehmen dafür, sich an dem Konsultationsverfahren zu beteiligen. So soll die Kommission die nötige Grundlage für eine ausgewogene Entscheidung erhalten. >> Stellungnahme des BDI >> Öffentliche Konsultation der EU-Kommission Ansprechpartner: Ferdinand Schaff [email protected] BDI Agenda 14. März 2016 08 Businesseurope Day 2016 Wirtschaft fordert europäische Antwort auf internationale Krisen Der europäische Industrie-Dachverband Businesseurope organisierte eine hochrangig besetzte Konferenz in Brüssel Anfang März. Rund 400 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik diskutierten über eine europäische Strategie zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie der Flüchtlingskrise und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa. BDI-Präsident Ulrich Grillo betonte: »Wir brauchen mehr Europa. Europa ist die Lösung, nicht das Problem.« Businesseurope-Präsidentin Emma Marcegaglia warnte, dass Europa aufgrund der schleppenden wirtschaftlichen Erholung auf den globalen Märkten an Boden verliere. »Es wäre gefährlich, wenn EU-Mitgliedsstaaten Reformmüdigkeiten zuließen«, sagte Marcegaglia. Grillo unterstrich die große Abhängigkeit Europas von den globalen Märkten. Mehr als 90 Prozent des Wachstums werde außerhalb Europas generiert. Umso wichtiger sei es, dass Europa gemeinsam die Globalisierung mitgestalte. Weitere Redner waren Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rates, Mark Rutte, niederländischer Premierminister, sowie Elżbieta Bieńkowska, EU-Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum sowie für kleine und mittelständische Unternehmen. BDI-Präsident Ulrich Grillo diskutierte mit Carolyn Fairbairn, Generaldirektorin des britischen Industrieverbands CBI. Ansprechpartner: Joscha Ritz [email protected] Rohstoffe Deutschland setzt Zeichen für Transparenz Der internationale Vorstand der Initiative für Transparenz im Rohstoffsektor (EITI) hat Deutschland als 51. Mitglied aufgenommen. Die Entscheidung wurde während der siebten EITIWeltkonferenz in Lima verkündet. Der BDI hat die deutsche Kandidatur aktiv unterstützt, um durch den Beitritt Deutschlands die internationalen Bemühungen für mehr Transparenz im Rohstoffsektor zu stärken. Damit will er die Bedeutung der heimischen Rohstoffgewinnung für das Industrieland Deutschland herausstellen. Zur Verkündung der Entscheidung war Uwe Beckmeyer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und EITI-Sonderbeauftragter der Bundesregierung, vor Ort. Der Aufnahme als EITI-Mitglied ging eine 18-monatige Kandidatur voraus, an welcher der BDI maßgeblich beteiligt war. Eine Multi-Stakeholder-Gruppe, bestehend aus Vertretern von Wirtschaft, Zivilgesellschaft und öffentlichem Sektor, hat die Kandidatur inhaltlich vorbereitet und sich auf gemeinsame Ziele und einen Arbeitsplan für die zukünftige Umsetzung von EITI in Deutschland verständigt. Staatssekretär Uwe Beckmeyer (li.) und Frederik Reinfeldt, nominierter Vorsitzender der EITI International, in Lima der Multi-Stakeholder-Gruppe und als Koordinator der Wirtschaftsseite in den EITI-Prozess einbringen. >> Mehr Informationen Nachdem Deutschland offiziell als implementierendes Land der EITI zugelassen worden ist, wird die Gruppe im nächsten Schritt den nationalen Prozess zur Umsetzung der Initiative in Deutschland steuern. Der BDI wird sich weiter aktiv im Rahmen Ansprechpartnerin: Eva Stollberger [email protected] BDI Agenda 14. März 2016 BDI-Termine: >> bdi.eu/der-bdi/aktivitaeten-und-veranstaltungen 15.03.2016 Forum Wirtschaft und Verbraucher: Verbraucherpolitik zwischen Regulierung, Konsumlenkung und Eigenverantwortung Berlin 05.04.2016 Greece-Germany Business Forum Berlin 24.04.2016 Wirtschaftsforum Hannover 25.04.2016 U.S.-German Business Summit Hannover 05.10.2016 Tag der Deutschen Industrie 2016 (nur auf Einladung, Beginn, 2 Tage) Berlin 16.10.2016 Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage 2016 (Beginn, 3 Tage) Weimar BDI-Newsletter abonnieren: http://bdi.eu/media/newsletter-abo/ Bildnachweise: Fotolia/Warakorn (1), BDI/Kruppa (1,3), Fotolia/Berlinstock (1), BDI (1,6,7), Businesseurope (1,8), d-EITI (8) Redaktion: Holger Lösch und Dr. Jobst-Hinrich Wiskow (V.i.S.d.P.), Maximilian Bettzuege, Sonja Wanjek Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren. Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Breite Straße 29; 10178 Berlin 09
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