Friedrich Ostendorff Mitglied des Deutschen Bundestages BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Agrarpolitischer Sprecher der Bundedstagfraktion Die Wahrheit Die Wahrheit und der Faktencheck des DBV Verfasser: Friedrich Ostendorff, Rebecka Oellermann, Udo Werner Der Deutsche Bauerverband ist bekannt dafür, dass er die Tatsachen gerne verdreht. Das wird durch den veröffentlichten DBV-Faktencheck nicht besser. Wir helfen Ihnen und stellen der Faktenverdrehung zu ausgewählten Punkten „Die Wahrheit“ gegenüber. In der linken Spalte Seite finden Sie ausgewählte Zitate aus dem Faktencheck. In der rechten Spalte finden sie die Wahrheit Mittwoch, 24. Juni 2015 Friedrich Ostendorff MdB Der Faktencheck und die Wahrheit Der Faktencheck 24.06.2015 Die Wahrheit Umwelt und Klima (S. 7 bis 11) Treibhausgasemissionen a) „Die Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zur Treibhausgasberichterstattung führen die Landwirtschaft mit einem Anteil von zwischen 7 und knapp 8 Prozent (ca. 72 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent)…“ Zu a) 2012 stammten rund 53 % der gesamten Methan-Emissionen und über 77 % der Distickstoffmonoxid-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft. (UBA 19.06.2015). Im Jahr 2012 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von rund 70 Mio. t Kohlendioxid-Äquivalente verantwortlich. Das sind 7,7 % Treibhausgas-Emissionen. Die Landwirtschaft ist damit der zweitgrößte Verursacher in Deutschland. Zu b) Das ist richtig, es wird aber verschwiegen, dass die deutlichen Emissionsrückgänge von 1990 bis 2012 auf die Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung und die damit verbundene Verringerung der Tierbestände zurückgehen. Seit 2006 stagnieren die Emissionen bei etwa 1.270 Kilotonnen Methan pro Jahr (UBA 19.06.2015 (auf alle Anzeigen clicken)). Zu a und b) Es stimmt das Trinkwasser in Deutschland ist gut. Es Grundwasser und Trinkwasserqualität wird aber verschwiegen, dass Grund- und Trinkwasser nicht identisch sind. Hier geht es – wegen der Düngung a) „ Tatsache ist, dass in Deutschland – um den Schadstoff Nitrat. Es sind die Wasserversordas Grundwasser weite überwiegend ger, die durch Verdünnung des mit Nitrat belasteten Trinkwasserqualität erreicht.“ Grundwassers im erheblichen Maße dazu beitragen, dass der Grenzwert von 50 mg/l für Nitrat im Trinkwasb) „Nach dem aktuellen UBA-Bericht ser eingehalten wird. von Februar 2015 zur Trinkwasserqualität in Deutschland erhält das Was ebenfalls verschwiegen wird: Wenn nicht mehr gedeutsche Trinkwasser wieder die nügend unbelastetes Wasser in der Nähe vorhanden ist, Note „sehr gut“. Grenzwerte seien dann müssen die Wasserversorger das Nitrat technisch nur selten überschritten.“ aus dem Grundwasser entfernen oder sauberes Wasser von weit herholen. Im Extremfall würde das für einen c) „Laut Nitratbericht 2012 der BundesZweipersonenhaushalt mit einem Verbrauch von 80 m3 regierung halten über 85 Prozent der bedeuten: Es müsste nicht wie bislang durchschnittlich Grundwasserkörper an den 782 bun95 €/Jahr, sondern 140 €/Jahr bezahlen (UBA 12.02.2015). desweit repräsentativen Messstellen die strengen Trinkwassergrenzwerte Zu c) für Nitrat ein.“ Abgesehen davon, dass die Werte „85 %“ und „782 Messstellen“ im zitierten Nitratbericht 2012 nicht. vord) „Düngung in den letzten 20 Jahren kommen, wird auch hier vernebelt stetig verbessert. Die StickstoffüberEs geht eben nicht um das EUA-Messnetz mit 739 Messschüsse wurden in der Flächenbilanz stellen, das für eine allgemeine Beschreibung der Nitratseit Anfang der 90er Jahre bereits um Verteilung im Grundwasser benutzt wird. Vielmehr geht über 25 Prozent gesenkt. Im gleichen es um das Belastungsmessnetz, das ein an Emittenten Zeitraum wurden die Erträge z.B. von orientiertes Messnetz (162 Messstellen) für Weizen um 20 Prozent erhöht.“ Nitrateinträge aus der Landwirtschaft darstellt, um die Wirksamkeit von Maßnahmen prüfen zu können. b) „...Das UBA bestätigt, dass die Emissionen des Sektors Landwirtschaft gegenüber 1990 bereits um rund 21 Prozent gesenkt werden konnten…“ Friedrich Ostendorff MdB Der Faktencheck und die Wahrheit 24.06.2015 Von 2008 bis 2010 wiesen 49,4% der Messstellen Grenzwertüberschreitungen für Nitrat auf (siehe hierzu auch Karte auf S. 14) Konzentriert man sich ausschließlich auf die 342 Messstellen des EUA-Messnetzes, die 46% der Brunnen dieses Messnetzes mit Nutzungseinfluss Landwirtschaft darstellen, dann wird immer noch in 22,2 % der Fälle der Grenzwert von 50 mg/l überschritten (Nitratbericht 2012, (S. 28 u. 38)) Zu d) Die Stickstoffüberschüssse der Landwirtschaft betrugen von 2010 bis 2012 im bundesweiten Durchschnitt 101 kg/ha und Jahr. Der Zielwert von 80 kg/ha wurde nicht erreicht (Diagramm: UBA 2014). Ammoniak: Neben dem direkten Einfluss der Landwirtschaft auf die Gewässer, stellt der indirekte Einfluss über die Ammoniakemission, die auch zur Eutrophierung beitragen, einen weiteren Eintragspfad dar. Ca. 95 % aller Ammoniakemissionen stammen aus der Landwirtschaft. Der Grenzwert der NEC-Richtlinie von 550 kt/Jahr, wird von Deutschland regelmäßig überschritten. Emissionen aus alle anderen Quellen konnten in den letzten Jahrzehnten reduziert werden. In Intensivtierhaltungs-Regionen, ist die Ammoniakkonzentration der Umgebungsluft um den Faktor sieben bis zwanzig höher als in Ackerbauregionen sind (Quelle: BUND 2012 (S. 21)). Trotzdem sind nur 1% aller Geflügel- und Schweinehaltungsanlagen mit Abgasreinigungsanlagen ausgerüstet (Dr. Jochen Hahne, vTI, Forschungs-Report 1/2012). Was verschwiegen wird: Rund 31% der Tier- und Pflanzenarten sowie Pilzen sind als bestandsgefährdet eingestuft, 4% sind bereits ausgestorben. Artensterben (S. 11) „An vorderster Stelle der Ursachen für die Gefährdung a) der Erhalt von rund 5 Mio. Hektar der Arten stehen intensive Formen der LandbewirtGrünland werde durch Beweidung mit schaftung“ (BfN, Mai 2015). Wiederkäuern gesichert (*Angabe Mit einem Flächenanteil von über 50 % ist die Landwirtwahrscheinlich aus 2012) schaft bundesweit der größte Flächennutzer. Schon aus diesem Grund hat sie großen Einfluss auf die Artenvielb) Die Schutzgebiete für Natur und Um- falt. welt sind stetig ausgeweitet worden, unter anderem 3,3 Millionen Hektar Von den etwa 3.000 Farn- und Blütenpflanzen hat gut in 4.600 FFH-Gebieten (Fauna-Flora- 1/3 ihren Verbreitungsschwerpunkt im Grünland. Von Habitat) sowie 4,0 Millionen Hektar in den rund 270 typischen Wildkräutern, die auf den 740 Vogelschutzgebieten (Überlap- Äckern vorkommen, sind 32% gefährdet. pungen möglich). Bei den Vögeln des Offenlandes sind derzeit die stärksten Bestandsrückgänge festzustellen. Seit 1990 verringerte sich z.B. der Bestand des Feldsperlings um 1/3, Friedrich Ostendorff MdB Der Faktencheck und die Wahrheit 24.06.2015 derjenige des Kiebitzes um 2/3; das Rebhuhn ging sogar um über 90 % zurück. Der Indikator „Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert“ betrug im Jahr 2009 bundesweit 13,2 % der Landwirtschaftsfläche. Bis 2013 ging dieser Wert auf 11,8 % zurück. Der Zielwert für diesen Indikator liegt aber bei 19%. (Artenschutz-Report 2015 (S. 33 bis 38)) Zu b) Von 2003 bis 2012 gingen 5% des Dauergrünlandanteil verloren. Grünland-Report 2014 (S. 10 bis 21). Zu c) Entscheidend ist nicht nur die Gesamtschutzfläche, in Deutschland, sondern die Größe der Einzelschutz-gebiete und die liegt durchschnittlich bei lediglich 800 ha. In Deutschland ist sogar jedes vierte FFH-Gebiet kleiner als 50 Hektar (BfN 2012, in Bund e.V.). In keinem Bundesland stehen die notwendigen Natura2000-Managementpläne vollständig bereit (BUND und NABU 2014). Zudem sind die Managementpläne rechtlich oft nicht verbindlich und ohne Wirkung auf die Bewirtschaftung. Der FFH-Bericht zeigt, dass sich das artenreiche Grünland in der atlantischen und in der kontinentalen biogeografischen Region in einem unzureichenden bis schlechten Zustand befindet. Von diesem schlechten Zustand bzw. dieser rückläufigen Entwicklung sind nicht nur überwiegend auf regelmäßige Pflegemaßnahmen angewiesene Lebensräume wie Magerrasen und Heiden betroffen, sondern auch blumenreiche Wiesen, die noch vor wenigen Jahrzehnten weit verbreitet waren. Daneben werden von den 80 verschiedenen GrünlandLebensraumtypen, die in der bundesdeutschen Liste der gefährdeten Biotope verzeichnet sind, fast 80 % als gefährdet eingestuft. 35 % der Grünlandbiotoptypen gelten sogar als „von vollständiger Vernichtung bedroht“ (Grünland-Report 2014 (S. 10 bis 21). Tierhaltung (S. 15 bis 17) Antibiotika: „Landwirte sind sich ihrer hohen Verantwortung für die Tiergesundheit, den Tierschutz und die Lebensmittelsicherheit bewusst. Dazu zählen ein sachgerechter Einsatz von Antibiotika, der die Bildung von Resistenzen minimiert, aber auch die Erhaltung der Gesundheit und eine schnellstmögliche Behandlung erkrankter Tiere“. „Antibiotika werden nicht nur zur Behandlung, sondern auch zur Verhinderung von Infektionen eingesetzt – teilweise um strukturelle und hygienische Mängel auszugleichen“ (Antibiotikaeinsatz und Resistenzentwicklung in Deutschland, E. Meyer, 2015. (S. 52). Friedrich Ostendorff MdB Der Faktencheck und die Wahrheit „Der Einsatz jeglicher antibiotisch wirksamer Substanzen im Tierfutter zur Förderung der Leistung ist bereits seit 2006 in der EU gesetzlich verboten.“ 24.06.2015 „Obwohl Antibiotika als Wachstumsförderer als Wachstumsförderer in der EU endgültig verboten wurden, nahmen der Verbrauch an verkauften Antibiotika nach 2006 in der Veterinärmedizin überhaupt nicht ab“ (EMA, 2011, in: Antibiotikaeinsatz und Resistenzentwicklung in Deutschland, E. Meyer, 2015 (S. 57). „Die Landwirte arbeiten intensiv an der Verbesserung des Gesundheitsmanagements für ihre Tierbestände. Erste Resultate sind mit einem deutlich verringerten Antibiotika-Einsatz sichtbar. Ergänzend dazu wurde im Rahmen der 16. Novelle des Arzneimittelgesetzesmonitoring für die Rinder-, Schweine- und Geflügelmast geschaffen.“ Rückgang der absoluten Abgabemenge von 1.706 Tonnen (2011) auf 1.452 Tonnen in 2013 aber: Reserveantibiotika haben stark zugenommen. Fluorchinolone von 8 t in 2011 auf 12 t in 2013. Ein Plus von 50% ! (Dritte Datenerhebung zur Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin BVL 2014 (Tab. 1)) In Regionen mit hoher Tierdichte stellen CC398 MRSA mit 10 % mittlerweile einen erheblichen Anteil der MRSA-Nachweise beim Menschen dar. (BfR 2014 FAQ MRSA) Der Kontakt zu Nutz- und Hobbytieren, die mit diesem Bakterium besiedelt sind, kann zu einer Übertragung Reserveantibiotika auf den Menschen und dann zu einer Besiedelung des Menschen führen. Insbesondere Personen mit regelmä„Laut Bundesinstitut für Risikobewertung ßigem und häufigem Tierkontakt in der Landwirtschaft (BfR) und Robert Koch-Institut waren im können betroffen sein. (BMEL 2015) Jahr 2012 rund 5 Prozent der in Krankenhäusern nachgewiesenen MRSA Das Risiko für eine Besiedlung mit MRSA ist für einzelne der Nutztierhaltung zuzuordnen. Damit Berufsgruppen höher: bspw. bis 86% der Schweinehalstammen 95 Prozent aus anderen ter sind mit la-MRSA besiedelt (kbv 2014) Quellen.“ Da jeder Einsatz von Antibiotika letztlich die Resistenz fördern kann, muss sichergestellt sein, dass Antibiotika gerade bei Tieren, von denen Lebensmittel gewonnen werden, nur dann eingesetzt werden, wenn sie unbedingt erforderlich sind. (BMEL 2015) „Ein generelles Verbot von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung würde das Problem der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen nicht lösen, sondern eher verschärfen, da sich die Zahl zugelassener Wirkstoffe noch weiter verringern würde.“ Realitäts-Check (S. 23 bis 25) Wegen der Gefahr der Resistenzentwicklung und der Resistenzübertragung von Tier auf Mensch sollte der Einsatz dieser Wirkstoffe in der Tierhaltung nur im Ausnahmefall stattfinden. (WHO 2011) Höfesterben: Nach Angaben des Statistischen Bundes„Selbständige bäuerliche Familienunter- amtes ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nehmen sind charakteristisch für die von 1.017.697 im Jahr 1971 über 448.936 im Jahr 2001 deutsche Landwirtschaft und werden das auf 285.000 im Jahr 2013 zurück. (Destatis 2013) Besonders auch in Zukunft bleiben.“ die Zahl der kleinen Höfe ging aufgrund von fehlender Hofnachfolge drastisch zurück. (Ungeklärte Hofnachfolge 2015) Friedrich Ostendorff MdB
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