Newsletter Nr. 4 September 2015

DER SINGAKADEMIKER
Newsletter Nr. 4 September 2015
der Singakademie Potsdam e.V.
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir hatten Ihnen ja versprochen, dass die Nummer 3 nicht der letzte Newsletter mit Informationen aus dem Leben der
Chöre der Singakademie Potsdam war. Also: Weiter geht’s!
In dieser Nummer – inzwischen auf zehn Seiten angewachsen – erwartet Sie wieder viel Informatives aus dem Leben der
Chöre; es gibt Veränderungen und Neubeginn: Unsere langjährige Stimmbildnerin Kammersängerin Christine Wolff hat ihr
Engagement im Sinfonischen Chor beendet. Dafür stellt sich unsere langjährige Korrepetitorin Britta Seesemann verstärkt
in den Dienst des Sinfonischen Chores – wir freuen uns darauf.
Endlich kommt auch ein Portrait unseres Künstlerischen Leiters Thomas Hennig; dazu erfahren wir mehr von einem unserer Partnerchöre, dem Berliner Lehrerchor.
Freud und Leid gehören zum Leben – und natürlich auch zum Leben eines Chores. So feierten wir einige „runde Geburtstage“ im Sinfonischen Chor, aber wir mussten auch Abschied nehmen von unserer langjährigen Chorsängerin Gabriele
Nentwig.
Dankbar sind wir immer wieder, wenn uns Probenräume außerhalb des Nikolaisaales zur Verfügung gestellt werden, wenn
uns dieser gewohnte Probenraum nicht zur Verfügung steht. Hier seien besonders herausgehoben die Aula des HumboldtGymnasiums und die Gemeindesäle der Heilig-Kreuz-Gemeinde in der Kiezstraße und der Evangelischen Kirchengemeinde
Babelsberg.
Wir schließen mit dem Wunsch, dass Sie uns auch in Zukunft die Treue halten, sich an unseren vielfältigen Konzerten und
Auftritten erfreuen und wir Ihnen damit ein Stück Ihres Alltags bereichern können.
Viel Freude beim Durchstöbern des Newsletters
Eduard Eylert, Michael Flechsig &
Bärbel Stellmacher
Aus dem Inhalt
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Rückblick, Aktuelles und Vorschau
aus unseren Chören
♫
Ein herzliches Dankeschön an
Christine Wolff
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Portrait Thomas Hennig
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Der Berliner Lehrerchor
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Nachruf für Gabriele Nentwig
♫
Unsere nächsten Auftritte und
Konzerte
Über die Chorfahrt des Claudius-Ensembles und die Herbstkonzerte
des Sinfonischen Chores erfahren Sie mehr auf den folgenden Seiten.
Sinfonischer Chor – Rückblick und Vorschau
♫
D
as Thema unseres diesjährigen Frühjahrskonzerts
Das „Stabat Mater“ des Potsdamer Komponisten und
Hornisten Gisbert Näther wird in dem Konzert in Potslautete „Leidenschaft und Eifersucht“. Nach
dam uraufgeführt und erlebt einen Tag später seine Berüber 20 Jahren kam „Cavalleria Rusticana“ wieder
liner Erstaufführung. Der Komponist hat das Werk der
einmal zur konzertanten Aufführung. Passend dazu war
Singakademie Potsdam und ihrem Künstlerischen Leiter
das deutsche Gegenstück „Die Loreley“ zu hören, zuletzt
Thomas Hennig gewidmet. Gisbert Näther versucht in eiim Jahr 2010 dem Potsdamer Publikum vorgestellt. Chor
ner freitonalen Tonsprache mit heutigen stilistischen
und Solisten wurden begleitet vom Brandenburgischen
Staatsorchester Frankfurt.
Mitteln auf den Text einzugehen und dem Zuhörer damit
neue Wege der Assoziation zu ebnen. Gerade diese unDass wir keinen schlechten Eindruck hinterließen,
bewusste Verknüpfung von Gedanken hilft bei der Erkommt auch in einem Brief der Harfenistin Susanne
schließung der neuen Musik.
Heutling aus dem Orchester zum Ausdruck. Sie schrieb
unter anderem: „… unser Orchester spielte bisher nicht
Gabriel Fauré (1845 – 1924) gehört neben Bizet und
Gounod zu den bedeutendsten französischen Komponisso häufig mit diesen Chören zusammen, so erlebten wir,
ten seiner Zeit.
wie Thomas HenSein „Requiem“
nig mit ruhiger
für zwei Soli,
Klarheit die ‚MasChor und Orchessen‘ in kürzester
ter gilt als sein
Zeit zu einem Ganwohl bedeutendszen führte. Besonders ‚Cavalleria
tes Werk. Der
Komponist
äuRusticana‘ … wurßerte sich dazu
de zusammen mit
rückblickend:
den wunderbaren
„Die Komposition
Solisten zu einem
entstand
ohne
echten Erfolg. OrAnlass …, zu
chester, Chöre und
meinem VergnüSolisten
waren
sehr präsent. Eine
gen, wenn ich so
sagen darf“. Das
weitere
ZusamStück betont die
menarbeit
wäre
anmutige,
gedoch sehr Erfolg
fühlvolle Melodik
versprechend.“ Für
Urlaubszeit: Ein Teil der Mitglieder des Sinfonischen Chores
des Chores und
uns war dieses
vor dem Nikolaisaal (Foto Nadine Sasse)
der Solisten. Hier
Konzert ein erster
ist besonders das
Höhepunkt in diesem Konzertjahr.
wundervolle Sopransolo „Pie Jesu Domine“ zu erwähnen. Ausdrucksvolle Passagen gibt es aber auch im
Einen unvergesslichen Abend ganz anderer Art erlebten
„Sanctus“ durch die Harfe und das Aufgreifen majestätiwir einige Tage vorher, als wir das Gedenkkonzert zur
scher Hosanna-Rufe des Chores am Ende dieses Satzes.
Zerstörung Potsdams mitgestalten durften. Ich empEntrückt erklingt das abschließende „In Paradisum“, das
fand diese Veranstaltung als sehr beeindruckend, aber
den Zuhörer zu einem trostvollen Ausklang führt. Insgeauch sehr beklemmend, als die Mitglieder des Chores der
samt
zeichnet der Komponist ein friedvolles Bild des ToNikolaikirche plötzlich einigen Opfern durch Nennen der
des,
indem
er oft Moll-Akkorde von Chor und Orchester
Namen eine Gestalt gaben. Vom Verstand wusste man ja
in
stimmungsvolle
Dur-Sequenzen überführt, die trösum die vielen Opfer des Krieges, aber in dem Moment
tend
das
Himmelreich
erahnen lassen.
waren sie auch gefühlmäßig ganz nah.
Natürlich darf auch in diesem Jahr unser WeihnachtsIn unserem Herbstkonzert „Schmerz und Tod – ‚In Pakonzert nicht fehlen: Pünktlich zum Nikolaus – die Karte
radisum …‘ – Trost und Hoffnung“, das in Potsdam am
passt gut in die Stiefel – werden die Teile I-III des
14. November im Rahmen der „Vocalise“ und einen Tag
Weihnachtoratoriums und die Kantate zum 1. Weihspäter in der Berliner Gethsemanekirche stattfinden
nachtsfeiertag „Christen, ätzet diesen Tag“ von J.S.
wird, erleben Sie zeitnah zu Volkstrauertag und TotenBach erklingen.
sonntag zwei Werke, die sich eindrucksvoll mit den TheBärbel Stellmacher
men Leid und Trauer auseinandersetzen.
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 2
Chorfahrt des Claudius-Ensembles
♫
D
ass gerade gemeinsame Chorwochenenden und mehr noch gemeinsame Reisen für die Gemeinschaft eines Ensembles wichtig
und prägend sind, wird wohl jeder Singakademiker unterschreiben. So freute es auch die Claudianer besonders, dass im sechsten Jahr
des Bestehens nun endlich ein Traum in Erfüllung gehen sollte – die erste gemeinsame Chorreise.
Der Gegenbesuch bei den Wolpertinger Singers im bayrischen Abensberg
stand zwar schon länger auf der Agenda, nur konnten wir uns terminlich
nie so recht einigen. Aber am 1. Mai 2015 war es endlich soweit. 20 Sängerinnen und Sänger machten sich gemeinsam mit unserer Chorleiterin
Claudia Jennings auf die bestens vorbereitete Reise. Nach sieben Stunden Busfahrt wurden wir zwar bei Regen, aber darum nicht weniger herzlich, durch die „Wolpis“ in Empfang genommen. Nach dem Beziehen unseres Quartiers stand ein kurzer Stadtrundgang in Abensberg mit seinem
beeindruckenden Hundertwasserturm auf dem Programm. Im Anschluss
wurden wir von den „Wolpis“ zu einem zünftigen Abendessen eingelaDas Claudius-Ensemble on Tour
den. Die Stimmung in dem kleinen Lokal war sehr herzlich und ausgelassen, auch weil die „Wolpis“ einen Teil ihrer unvergleichlichen Arrangements zum Besten gaben. So begannen wir
den nächsten Morgen etwas später mit einem ausgiebigen Frühstück im Haus Heuport in Regensburg, dem ersten Haus am Platze. Gestärkt machten wir uns auf einen
Stadtrundgang unter fachkundiger Führung. Dabei erhielten wir auch die Gelegenheit, mit Bruckners „Locus
iste“ in die Akustik des Regensburger Domes einzutauchen: beeindruckend.
Im Regensburger Dom
Erst anschließend am Nachmittag begann der eigentliche
Ernst der Reise mit Einsingen, Probe und Konzert. Im
Kulturzentrum Cabrizio in Offenstetten in der Nähe von
Abensberg fand am Abend ein Benefizkonzert zu Gunsten
der Syrienhilfe gemeinsam mit den Wolpertinger Singers
statt. Das Claudius-Ensemble eröffnete das Konzert
mit Madrigalen und Volksliedern aus seinem Sommerprogramm „Lasset uns singen“. Den zweiten Programmteil bestritten die Gastgeber mit einem bunten
Potpourri speziell für sie arrangierter Titel aus den Bereichen Pop, Jazz, Soul und Schlager.
Die bunte und breite Mischung des Programms kam
beim Publikum des ausverkauften Kulturzentrums sehr
gut an. So nutzten wir die Gelegenheit, um uns für die
besondere Gastfreundschaft in Abensberg bei unseren
Gastgebern zu bedanken. Die eigens dafür von der
Werder Feinkost GmbH gesponserten und speziell etikettierten Ketschup-Spezialitäten fanden neue Liebhaber wie auf dem umgekehrten Weg das Abensberger
Weißbier. Auch dieser Abend klang bei einem orientaGemeinsames Konzert mit den Wolpertinger Singers
lischen Buffet, das durch den Syrienverein liebevoll
vorbereitet wurde, bei Gesang, Wein und Bier sowie
viel guter Laune erst am frühen Sonntag aus. Nach kurzer Nacht und ergiebigem Frühstück ging es wieder in die Heimat
zurück mit dem festen Vorsatz, so etwas unbedingt zu wiederholen.
Auf diesem Weg möchte sich das Claudius-Ensemble bei allen Vorbereitern und Organisatoren, insbesondere aber bei Ute
Paul-Prößler und Jutta Müller-Manoury bedanken.
Frank Zehle
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 3
Rückblick auf die Aktivitäten der Kinderchöre I
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17.-19. April: Spatzenchorlager Münchehofe
Wie in jedem Jahr verbrachten die jüngsten Sängerinnen
und Sänger der Singakademie ein verlängertes Wochenende in der Jugendherberge Münchehofe. Neben konzentrierten Proben blieb auch viel Zeit für Spaß und Spiel
an der frischen Luft in der schönen Landschaft der Märkischen Schweiz. Den Abschluss des Chorlagers bildete das
nun schon zur Tradition gewordene Konzert in der kleinen
Dorfkirche von Münchehofe. Fast eine Stunde lang zeigten
die Kinder ihr Programm, darunter viele Lieder, die sie gerade erst neu gelernt hatten.
1.-3. Mai: Kinderchorjubiläen
mit dem Kinderchor „Slunko“ aus Trebic/ Tschechien als Gast
Es gab einen doppelten Grund zum Feiern:
der Spatzenchor wurde 40 Jahre …
… und der Kinder- und Jugendchor 45 Jahre alt.
Das gemeinsame Singen mit unseren Gästen war ein wunderbarer Abschluss der Jubiläumsveranstaltung in der St.Nikolai-Kirche.
Am 2. Mai gab es dann ein tolles Jubiläumsfest
im Treffpunkt Freizeit.
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 4
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Rückblick auf die Aktivitäten der Kinderchöre II
20./21. Juni: Kinder- und Jugendchor erfolgreich beim Chorwettbewerb in Erwitte
Erwitte, ein kleiner Ort in Nordrhein-Westfalen mit
6.500 Einwohnern, verwandelt sich alle vier Jahre zu
einem wahren Mekka für die singende Jugend. In
nüchternen Fakten ausgedrückt heißt das: 48 Chöre
aus ganz Deutschland sowie erstmals ein Chor aus
Armenien treffen sich an zwei Tagen zum musikalischen Wettstreit und stellen sich dem Urteil der Jury.
800 dieser jungen Leute übernachten in Erwitte und
finden ein Quartier entweder bei gastfreundlichen
Einwohnern oder in Turnhallen.
Der Kinder- und Jugendchor der Singakademie Potsdam war nun schon zum dritten Mal dabei und konnte mit 21,3 von 25 möglichen Punkten und dem Prädikat "sehr gut" sein bisher bestes Ergebnis erzielen.
Zwei Tage erlebten wir Chorgesang auf höchstem Niveau und waren stolz, auch beim Abschlusskonzert vor 1000 Zuhörern
auf der Bühne stehen zu dürfen.
Das Engagement der vielen freiwilligen Helfer, die hervorragende Organisation sowie die offene, herzliche Atmosphäre
haben uns wieder einmal tief beeindruckt. Und auch die zwei Übernachtungen in einer riesigen Tennishalle mit allen Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Erlebnisse lassen diese Chorfahrt unvergesslich werden. Für uns steht fest: Auch 2019
wollen wir wieder dabei sein.
22.-27. August: Chorlager des Kinder- und
Jugendchores in Milow
Einsingen
Choreografie für einen Walt-Disney-Titel
des Konzertes mit dem Landespolizeiorchester
Tagesplan
Immer mit dabei:
Chor-Maskottchen Singfried
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Rückblick auf die Aktivitäten der Kinderchöre III
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13. September: "Der Herr der Ringe" – mit dem Landespolizeiorchester im Märchenzauber
Der Kinder-und Jugendchor der Singakademie gestaltete zusammen mit dem
Landespolizeiorchester im Nikolaisaal ein
tolles Konzert.
Und was kommt demnächst?
17.-19. Oktober: Konzertreise zu unserem
befreundeten Chor „Slunko“ nach Trebic/
Tschechien.
Weitere Konzerttermine finden Sie auf
der letzten Seite.
Foto Nadine Sasse
Ein herzliches Dankeschön an Christine Wolff
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Liebe Christine,
Du hast uns kurz vor der Sommerpause als Stimmbildnerin des Sinfonischen Chores verlassen. Auch wenn schon viele Worte zu Deinem Abschied gesprochen wurden, ergibt sich für mich doch jetzt, wenn unser neuer Newsletter erscheint, eine
gute Gelegenheit, Dir noch einmal sehr herzlich zu danken.
Ich danke Dir im Namen der Singakademie Potsdam für eine jahrelange, unermüdliche und außerordentlich engagierte
Arbeit, die sich klanglich deutlich bemerkbar gemacht hat. Dein persönlicher Einsatz, der große Erfahrungsschatz, den Du
uns allen vermittelt hast, wirken nach.
Ich möchte Dir aber an dieser Stelle ganz persönlich danken, Du
hast meine Arbeit stets befördert, immer kreativ begleitet und
warst mir ein wertvoller Team-Partner. Und ich denke, Du weißt,
wie wichtig und notwendig so eine künstlerische Partnerschaft in
der täglichen Arbeit ist. Wir haben vieles gemeinsam besprechen
können, haben Lösungen gefunden, wenn die Situation es erforderte. Gemeinsam bekommt man Dinge viel leichter in den Griff,
wo man sich allein vielleicht „verknotet“. Nicht zuletzt kannst Du
über die menschliche Stimme so viel berichten, weil Deine Seele
und Deine Stimme einig sind, weil Du mit Deiner Stimme berühren
kannst und auszudrücken vermagst, was Dir wichtig ist.
Christine Wolff (Foto Nadine Sasse)
Wir werden auch in Zukunft musikalisch zusammen arbeiten, darauf freue ich mich.
Vielen Dank und alles Gute für viele zukünftige Konzerte.
Thomas Hennig
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 6
Thomas Hennig, Künstlerischer Leiter der Singakademie
♫
Lieber Thomas,
von den Herausgebern unseres Newsletters bin ich gebeten worden, etwas „über“
Dich zu schreiben.
ERST wollte ich eigentlich nicht. Das liegt aber nicht an Deiner Person, sondern daran, dass es so selbstverständlich ist, dass Du als Dirigent und Künstlerischer Leiter
seit 2010 zur Singakademie Potsdam gehörst und Dich damit doch jeder kennen
müsste.
ABER nun setze ich mich doch daran und habe die Briefform gewählt, weil mir das
leichter fällt.
Lieber Thomas, an jedem Dienstag bist Du pünktlich zur Probe des Sinfonischen
Chores im Potsdamer Nikolaisaal, obwohl die Verkehrsverbindung aus Berlin häufig
unzuverlässig ist.
Wenn Du den Probenraum betrittst, glaubt man Dir immer, dass Du Dich auf die
Probe mit dem Chor freust: Du begrüßt viele der Sängerinnen und Sänger persönThomas Hennig (Foto Silke Rudolph)
lich mit Namen und gibst jedem das Gefühl, wichtig zu sein.
Und dabei sind wir ja nur einer von drei Chören, die Du leitest. Neben dem Berliner Oratorienchor arbeitest Du ebenfalls
mit dem Berliner Lehrerchor. Auch wenn die unterschiedlichen Chöre für Dich einen großen Arbeitsaufwand darstellen, so
profitieren sicher alle davon. Du unterstützt, dass Vertreter der einzelnen Chöre Werke in den anderen Chören kennenlernen und dann bei deren Aufführungen mitwirken können. Es ist schön, dass sich aus dieser Zusammenarbeit Möglichkeiten ergeben, Werke gemeinsam einzustudieren und aufführen zu können. So war es uns möglich, 2011 mit dem Berliner
Oratorienchor das Requiem von Verdi zu realisieren. Am 14. und 15. November 2015 werden wir dann das „Requiem“ von
Fauré und Gisbert Näthers „Stabat Mater“ mit dem Berliner Lehrerchor zu Gehör bringen. Auch wenn das für Dich viel Arbeit bedeutet, besteht für uns so die Möglichkeit, ein Werk zweimal aufzuführen.
„Neben“ diesen Chorleiteraufgaben bist Du ja noch seit 2005 Lehrbeauftragter für Partiturspiel / Partiturkunde an der
Universität der Künste Berlin, seit 2012 Chefdirigent der Neuen Preußischen Philharmonie, seit 2014 Fachbereichsleiter
für das Fach Dirigieren (Studienvorbereitung) an der Musikschule Paul Hindemith in Berlin-Neukölln und Vizepräsident
beim Chorverband Berlin. Und zu all den vielen sich daraus ergebenden Aufgaben übernimmst Du noch Kompositionsaufträge, wie z.B. 2015 von der Max-Planck-Gesellschaft für die Gedenkveranstaltung „100 Jahre Giftgaskrieg“ in Berlin.
Für dieses umfangreiche Betätigungsfeld hast Du Dich in Hannover an der Hochschule für Musik und Theater bei Prof.
Hennig in Chorleitung und im Dirigieren bei Prof. Wehnert, bei Prof. Bauer im Klavier und bei Prof. Koerppen in Komposition ausbilden lassen. Nach Deinem Diplom hast Du in Osnabrück Musikwissenschaft und Philosophie studiert, daneben
bei Prof. Österreicher in Wien und Prof. Huegler in Trossingen das Dirigierstudium fortgesetzt.
Ein detaillierter beruflicher Werdegang würde an dieser Stelle zu weit führen. Wenn man mehr wissen möchte, findet man
dazu im Internet vielfältige Aussagen. Ich will nur hervorheben, dass Du als Anerkennung Deiner Leistungen verschiedenste Preise und Stipendien zuerkannt bekamst, Dein Weg Dich sogar bis nach Brasilien und Nigeria führte und
dass trotz all dieser Erfolge Deine Zuwendung auch weiterhin dem „einfachen“ Chorsänger gilt.
Das wissen wir sehr zu schätzen. Du bist bei den Proben immer so vorbereitet, als wenn gerade die aktuelle die wichtigste
wäre, hörst genau heraus, in welcher Stimme und an welcher Stelle etwas nicht korrekt gesungen wurde und bringst die
notwendigen Verbesserungen immer so an, dass sich keiner verletzt fühlt, sondern sich häufig sogar eine Gelegenheit
zum Schmunzeln ergibt. Du traust unserem Sinfonischen Chor viel zu, woran wir auch gewachsen sind. Mit Deiner ruhigen
Art, Deiner Toleranz und Deinem Verhandlungsgeschick verstehst Du es, unsere Interessen gut zu vertreten.
Für all das sind wir Dir dankbar und hoffen, noch recht lange gemeinsam mit
Dir viele erfolgreiche Konzerte vorbereiten und durchführen zu können.
In Verbundenheit und
für die ganze Singakademie Potsdam
Jutta Müller-Manoury
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 7
Berliner Lehrerchor – einer unserer Partnerchöre
♫
D
er Berliner Lehrerchor e.V. ist einer der traditionsreichsten Laienchöre Berlins. Er
ging aus dem Berliner Lehrer-Gesangverein hervor. Dieser wurde 1887 als Männerchor der Berliner Musiklehrer gegründet und erwarb bald deutschlandweit einen
sehr guten Ruf. Zweimal errang er bei den deutschen Sängerwettstreiten den höchsten
Preis, der dort einem Chor verliehen werden konnte - die „Kaiserkette“. Diese ging während
der Wirren am Ende des letzten Weltkrieges verloren.
Auch in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zählte der Berliner Lehrer-Gesangverein
zu den herausragenden Chorensembles in Deutschland, auch wenn die Entwicklung des
Chores selbst natürlich durch die jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst war.
Nach dem 2. Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen erhielt der Verein als einer der ersten Chöre die Wiederzulassung
zum Auftritt. Es fanden sich erneut Musikbegeisterte, die den Berliner Lehrer-Gesangverein zu künstlerischen Höhen führten. Dazu zählten Auftritte im ausverkauften Titaniapalast, vor den Bundespräsidenten Theodor Heuß und Heinrich Lübke,
zahlreiche Schallplattenaufnahmen und die Teilnahme an Sängerfesten.
Nachwuchssorgen hatte der Chor,
als die musische Bildung an den
Schulen eine immer geringere
Rolle spielte. Und mit dem Bau
der Berliner Mauer 1961 konnten
die Sänger aus den Stadtteilen
im Osten Berlins nicht mehr an
den Chorproben teilnehmen.
Noch im gleichen Jahr wurde im
Berliner Lehrer-Gesangverein ein
Frauenchor gebildet, der schnell
großen Anklang bei den Zuhörern fand. Im Jahre 1973 erfolgte
eine Umbenennung des Berliner
Lehrer-Gesangvereins in Berliner
Lehrerchor (BLGV) e.V.
Seit 1975 ist der Berliner Lehrerchor ein gemischter Chor, der
sich aus Sängerinnen und SänDer Berliner Lehrerchor im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt
gern aller Berufsgruppen zusammensetzt. In den folgenden Jahren unternahm der Berliner Lehrerchor regelmäßige Chorreisen, bei denen mit befreundeten Chören Konzerte veranstaltet wurden. In den großen Konzerthäusern und Kirchen Berlins wurden Oratorien und Werke der klassischen Musik mit Orchester aufgeführt. Diese Traditionen setzt der Berliner Lehrerchor heute noch fort, erarbeitet große und experimentelle
Werke in Projektchören, ohne seinen eigenen musikalischen Charakter aus den Augen zu verlieren.
Seit September 2007 ist Thomas Hennig Dirigent und musikalischer Leiter des Berliner Lehrerchores. Er war es auch, der,
gemeinsam mit den Vorständen der Chöre, die Zusammenarbeit zwischen dem Sinfonischen Chor der Singakademie Potsdam und dem Berliner Lehrerchor initiierte. Beide Chöre konzertierten auf Einladung des Berliner Oratorienchores zusammen mit anderen Ensembles in der Pfingstzeit vor zwei Jahren mit Mahlers 8. Sinfonie in der Berliner Philharmonie
und in Cottbus. Höhepunkt der Zusammenarbeit werden aber im Herbst diesen Jahres die Proben und dann die beiden
Konzerte mit Faurés „Requiem“ und Gisbert Näthers „Stabat Mater“ sein.
Die Mitglieder beider Chöre freuen sich schon darauf, hoffen auch zukünftig auf gemeinsame Projekte, und die Potsdamer
wünschen dem Berliner Lehrerchor weiterhin viel Erfolg.
www.berliner-lehrerchor.de
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 8
Singakademie Potsdam
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Nachruf für Gabriele Nentwig (1952 – 2015)
Wem die Kunst das Leben ist, dessen Leben ist oft eine große Kunst.
J.S. Bach
Auf Gabi Nentwig traf das zu! Mit Optimismus, großer Selbstdisziplin und Beharrlichkeit hat sie ihr bewegtes Leben und alle gesundheitlichen Anfechtungen
gemeistert, und wir dürfen sicher sein, dass das Singen ihr dabei stets ein hilfreicher Begleiter war. Musik und Gesang waren für Gabi Lebenselixier, Quelle
von Kraft und Lebensfreude. Nur halb hat sich ihr Kindheitstraum, Sängerin
werden zu wollen, erfüllt – diese „Hälfte“ hat sie über 45 Jahre lang mit uns geteilt. So lange nämlich war Gabi Nentwig Mitglied der Singakademie ihrer Heimatstadt Potsdam, und das bei nur 63 Lebensjahren! Mehr hat ihr die schwere
Krankheit nicht gelassen.
Die Teilnahme an den Proben und Konzerten bedeuteten ihr bis zum Ende ungewöhnlich viel, und die Erinnerungen an zahllose Proben, Auftritte, Konzerte und
Begegnungen rund um ein Chorsängerleben gehörten für sie zu den wertvollsten
Erinnerungen, wie sie selbst immer wieder betonte. Ihre Freude am Singen sowie ihr beeindruckender Fleiß bei den Einstudierungen werden uns unvergessen
bleiben und ermuntern. Wir haben mit Gabi eine äußerst eifrige und verlässliche
Altistin verloren.
Am 24. August 2015 haben wir Gabi u. a. mit Klängen des Werkes, das sie mit uns noch lernte und gern mit aufgeführt
hätte, dem Requiem von Fauré, auf dem Neuen Friedhof in Potsdam verabschiedet.
Vorstand, Künstlerische Leitung und Mitglieder der Singakademie Potsdam
SINGAKADEMIE POTSDAM NEWSLETTER NR. 4 SEPTEMBER 2015 S. 9
Unsere nächsten Auftritte und Konzerte
Samstag, 10. Oktober
Schinkelhalle
Musikalische Umrahmung der Blutspende-Gala des DRK
durch den Spatzenchor
Leitung: Konstanze Lübeck
Sonntag, 18. Oktober
17.00 Uhr
Nikolaisaal
„Ich hab‘ die Nacht geträumet“
Gemeinsames Konzert des Claudius-Ensembles (Leitung: Claudia Jennings)
mit den Potsdamer Vokalistinnen (Leitung: Gabriele Tschache)
und arcanum musicae (Leitung: Jens Bauditz)
Samstag, 14. November, 19.30 Uhr
Erlöserkirche Potsdam
Sonntag, 15. November, 19.00 Uhr
Gethsemanekirche Berlin
Konzert des Sinfonischen Chores mit dem Berliner Lehrerchor
– in der Erlöserkirche im Rahmen der Vocalise‘2015 –
G. Näther „Stabat Mater“ – Ur-/Erstaufführung –,
G. Fauré „Requiem“
Neues Kammerorchester Potsdam, Yvonne Friedli, Haakon Schaub
Leitung: Thomas Hennig
Freitag, 4. Dezember
Kutschstall
Sternenmarkt
Wie jedes Jahr ist der Spatzenchor mit dabei
Leitung: Konstanze Lübeck
Sonntag, 6. Dezember
17.00 Uhr
Nikolaisaal
Weihnachtskonzert des Sinfonischen Chores
J. S. Bach „Weihnachtsoratorium“, Kantaten 1-3 und die
Kantate zum 1. Weihnachtsfeiertag „Christen, ätzet diesen Tag“ BWV 63
Preußisches Kammerorchester Prenzlau
Leitung: Thomas Hennig
Sonnabend, 12. Dezember
16.00 Uhr
Sternkirche
Weihnachtskonzert des Spatzenchores, Kinder- und Jugendchores
und des Jugendkammerchores
Leitung: Konstanze Lübeck
Sonntag, 20. Dezember
Nikolaikirche
Weihnachtssingen der Potsdamer Chöre
Mit dabei: der Kinder- und Jugendchor
Leitung: Konstanze Lübeck
Sonntag, 3. April 2016
17.00 Uhr
Nikolaisaal
Konzert des Sinfonischen Chores
Antonín Dvořák „Die Geisterbraut“
Brandenburger Symphoniker
Leitung: Thomas Hennig
Die Singakademie Potsdam
wird unterstützt von
Die Singakademie Potsdam dankt der Landeshauptstadt Potsdam
für die anteilige Förderung ihrer Arbeit
Herausgeber:
Singakademie Potsdam e.V.
Wilhelm-Staab-Straße 10/11, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 / 27 06 450
www.singakademie-potsdam.de
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♫
Redaktion:
Eduard Eylert, Michael Flechsig, Bärbel Stellmacher
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