PRO DIALOG aktuell vom 05.02.16 - AOK

Pro Dialog
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Freitag/Samstag, 5./6. Februar 2016 Nr. 13-24D
IM BLICK » ARZT UND PRAXISTEAM
7600 Patienten sollen bei
der PREFERE-Studie
mitmachen. Noch liegt
die Teilnehmerzahl aber
deutlich darunter.
BONN. Wenn jeder niedergelassene
Urologe in Deutschland drei Patienten in die PREFERE-Studie einbringt, kann das Rekrutierungsziel
erreicht werden. Darauf macht aktuell die Aktion „Drei Patienten für
PREFERE“ aufmerksam, mit der
die Praxen angesprochen werden.
Die Rekrutierungszahlen haben
zuletzt angezogen, bleiben aber
nach wie vor weit hinter den Erwartungen der Initiatoren zurück:
Bis Ende 2015 sind 321 Patienten
in die Studie eingebracht worden –
das Ziel liegt aber bei insgesamt
7600 Patienten.
Um die Rekrutierung zu erleichtern, hat das Steering Committee
der Studie Ende 2015 einige Änderungen an den Ein- und Ausschlusskriterien
vorgenommen.
Unter anderem wurden die Mindestzahl der benötigten Stanzbiopsien verringert und die histologischen Einschlusskriterien gelockert.
Zur schleppenden Rekrutierung
äußerte sich Johannes Bruns, Generalsekretär
der
Deutschen
Krebsgesellschaft, in einer Publikation des Berufsverbandes der
Deutschen Urologen: „Ich glaube,
die Art der Aufklärung der Patienten ist entscheidend“, betonte
Bruns. „Wer als Patient vom Urologen seines Vertrauens hört, dass
niemand derzeit sicher wisse, was
der richtige Ansatz sei und dass zurückliegende
Therapieentscheidungen nicht auf systematisch erhobener wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern vielmehr auf Erfahrung beruhten, wird eine Studienteilnahme sehr viel eher in Erwägung ziehen.“
Auch Hausärzte sollten infrage
kommende Patienten auf die Studie hinweisen. Teilnehmen können
unbehandelte Männer mit einem
Prostatakarzinom im frühen Stadium (Gleason Score bis maximal
7a). Die PREFERE-Studie vergleicht die vier nach der S3-Leitlinie empfohlenen Therapieoptionen: Radikale Prostatektomie, perkutane Strahlentherapie, Brachytherapie und Active Surveillance.
Die Studie soll die offene Frage klären, von welcher Behandlung die
Patienten unter Berücksichtigung
von Nebenwirkungen und Komplikationen auf lange Sicht am meisten profitieren. (Peter Willenborg)
PREFERE-Studie:
Die Zweitmeinung funktioniert
Die PREFERE-Studie ist
eines der größten urologischen Forschungsprojekte
in Deutschland. Schon jetzt
ist klar, dass sie die Diagnostik verbessert. Prof. Dr. Glen
Kristiansen vom Institut für
Pathologie des Uniklinikums Bonn berichtet über
die bisherigen Erfahrungen
mit der Referenzpathologie
der ersten 300 Fälle.
DAS INTERVIEW FÜHRTE
PETER WILLENBORG
ÄRZTE ZEITUNG: In der PREFERE-
Studie erfolgt standardmäßig eine
Zweitbegutachtung des Gewebes, das
bei der Biopsie entnommen wurde. Ist
dieser zusätzliche Aufwand gerechtfertigt?
PROF. DR. GLEN KRISTIANSEN: In klinischen Studien ist es Standard: Wenn
die Einschlusskriterien stark von einem histologischen Befund abhängen,
wird diese Befundung durch ein Panel
von Pathologen in definierter Weise
durchgeführt. Dies dient der Sicherung einer hohen Studienqualität und
wird daher auch durch das Protokoll
der PREFERE-Studie vorgeschrieben
und durch die Träger finanziert.
Für den niedergelassenen Urologen,
der seinen Patienten zu einem Prüfzentrum schickt, entsteht kein Mehraufwand. Das Prüfzentrum kontaktiert
den Primärpathologen und bittet um
Übersendung der Originalschnitte an
eines der fünf Referenzzentren. Dafür
erhält der Primärpathologe eine Aufwandsentschädigung. Der Referenzpathologe erstellt innerhalb von drei
Werktagen einen Befund, den zuerst
der einsendende Pathologe, einen Tag
später der zuweisende Urologe und das
Prüfzentrum erhalten.
Wie sind die ersten Erfahrungen mit
dieser Zweitbegutachtung?
Die Erfahrungen sind ermutigend.
Die Abläufe haben sich mittlerweile
gut eingespielt. Die Kommunikation
zwischen den Experten im Referenzpathologen-Panel, die in Rostock,
Berlin, Dresden, Bonn und Erlangen
tätig sind, funktioniert vorbildlich.
Bei fallbezogenen Schwierigkeiten
oder allgemeinen Fragen ist es bislang
immer gelungen, innerhalb eines Tages, manchmal sogar innerhalb weniger Stunden über E-Mails einen Konsens zu erzielen.
Prostatakrebszellen: Die PREFERE-Studie soll beantworten, welche Therapie bei begrenztem Prostata-Ca besser geeignet ist:
Radikale Prostatektomie, perkutane Strahlentherapie, Brachytherapie oder Active Surveillance. © MURTI / SPL / AGENTUR FOCUS
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PREFERE-Patient,
oder nicht?
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Mithilfe einer online-basierten Anwendung können Ärzte jetzt ihr
Wissen zur PREFERE-Studie überprüfen. Im Test wird anhand von
acht Fallbeispielen gezeigt, welche
Patienten in die Studie eingeschlossen werden können und welche nicht: www.prefere.de
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Professor Dr. Glen
Kristiansen
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ist Direktor am Institut für Pathologie am Uniklinikum Bonn. Das
Institut beteiligt sich als Referenzpathologie an der bundesweiten
PREFERE-Studie.
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© PRIVAT
Aufruf an Ärzte:
Patienten für
Studie gesucht
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PROSTATA-CA
Eine Serie in Kooperation von ÄrzteZeitung und AOK-Bundesverband
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Und wie sehen die inhaltlichen
Ergebnisse aus?
Sehr erfreulich. Bei nahezu allen 300
untersuchten Patienten konnte die
Karzinomdiagnose bestätigt werden,
was die hohe Qualität der diagnostischen Pathologie in Deutschland bestätigt.
Wie hoch war denn der Anteil der falschen Diagnosen?
Bei zwei Prozent der Nachbegutachtungen konnte kein Karzinom bestätigt werden. Sogenannte Nachahmerläsionen oder Mimicker lesions, die
einem Karzinom täuschend ähnlich
sehen, hatten zu diesen Fehleinschätzungen geführt. Erwartungsgemäß
gab es aber auch andere Studienausschlüsse nach Zweitbegutachtung, die
insgesamt 21 Prozent der Fälle betrafen. Dies war allerdings nicht immer
dem primären Befund anzulasten. In
manchen Fällen war dieser vollkommen korrekt, entsprach aber trotzdem
nicht den Einschlusskriterien der
Studie. Offenbar wurden die Befunde
in Teilen nicht richtig verstanden. Positiv gesprochen: Hier zeigt die Studie
Optimierungspotenzial bei der Kommunikation auf.
Histologische Einschlusskriterien
für PREFERE sind ein Gleason Score
von maximal 3+4=7a – bei einem Anteil von tumorbefallenen Stanzen an
der Gesamtzahl der entnommenen
Stanzen unter 33 Prozent mit einem
größten zusammenhängenden Tumorherd unter fünf Millimeter – oder
alle Tumoren mit einem Gleason Score von 3+3=6. Viele Befunde entsprachen nicht unseren Einschlusskriterien.
Können Sie das spezifizieren? Woran
genau hat es gelegen, dass die Patienten nicht in die PREFERE-Studie eingeschlossen werden konnten?
In 36 Prozent der Ausschlüsse war das
Karzinom zu ausgedehnt, um in diese
Niedrig-Risiko-Studie eingeschlossen
werden zu können, hier waren tumortragende Stanzzylinder primär als negativ bewertet worden. In 27 Prozent
der Fälle war das Karzinom in der einzelnen Stanze zu groß, in 25 Prozent
der Fälle zu bösartig. In ganz seltenen
Fällen war aber auch ein hochgradiges
Karzinom mit einem Gleason von 9 bis
10 übersehen und z. B. als Entzündung
interpretiert worden. Diese gravierenden Fehler sind aber Einzelfälle. Häufiger ist schon ein Mangel an Präzision
bei der Primärbefundung, der gerade
bei der Frage nach Eignung für die
Therapieoption Active Surveillance
auffällig wird. Allerdings ist hier ein
Trend zu einer Verbesserung erkennbar. Dies ist möglicherweise bereits eine Folge der PREFERE-Studienarbeit.
Wie lautet Ihr Zwischenfazit zur
PREFERE-Referenzpathologie?
Die Zweitmeinung funktioniert, sie
verbessert die Studienqualität und
schützt die Patienteninteressen. Eine
detailliertere Statistik wollen wir
nach Vorliegen der ersten 1000 Fälle
liefern. Dies wird ein erstes solides
Ergebnis der Studie sein. Aber schon
heute ist klar: Der Patient profitiert
von der Referenzpathologie durch
doppelte Sicherheit in Bezug auf seinen Befund, wenn die Diagnose des
Erstuntersuchers bestätigt wird und
so das Risiko einer Über- oder Unterbehandlung verringert werden kann.
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AOK-Experte für Strategie
gegen hohen Zuckerkonsum
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AOK-TICKER
Mehr als ein Drittel der Bundesbürger glaubt,
dass ihr Zuckerkonsum gesundheitsschädlich
ist. Dennoch wissen knapp zwei Drittel nicht,
wie viel Zucker sie täglich essen. Das zeigt eine
repräsentative Umfrage im Auftrag des AOKBundesverbandes. Dabei sind auch Lebensmittel mit gesundem Image häufig sehr süß. Dr. Kai
Kolpatzik, Abteilungsleiter Prävention im AOKBundesverband dringt in der aktuellen Ausgabe
von „Gesundheit und Gesellschaft“ (G+G) auf eine
Strategie für weniger Zucker in Deutschland. (eb)
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Artikel zum Download auf
www.aok-bv.de
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Studie im Fokus: Beraten
Landärzte schlechter?
Wie gut beraten Hausärzte in der Stadt und auf dem
Land ihre Patienten zu einem gesunden Lebensstil?
Um diese Frage ging es in einer bundesweiten Untersuchung, die auf der Seite „Studie im Fokus“ im
Gesundheitspartner-Portal der AOK vorgestellt
wird. Die Befragung von über 4000 Hausärzten
durch das Mannheim Institute of Public Health ergab, dass Stadtärzte im Vergleich zu ihren Kollegen
auf dem Land ihre Patienten wesentlich häufiger
auf die Möglichkeit hinweisen, gesundheitsschädigendes Verhalten zu reduzieren. (eb)
www.aok-gesundheitspartner.de
> Arzt und Praxis
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Mecklenburg-Vorpommern:
Pilotprojekt für Diabetiker
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Für Patienten mit Diabetes mellitus bietet die AOK
Nordost gemeinsam mit der KADIS Managementgesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern den innovativen Versorgungsvertrag „Ther@Optimum
Diabetes“ zur ergänzenden telemedizinischen Betreuung an. Für den Vertrag werden noch Teilnehmer gesucht. Das Angebot richtet sich an Diabetiker, bei denen eine therapiebedürftige Stoffwechselsituation vorhanden ist. Insgesamt nehmen
bereits 38 Hausärzte und Diabetologen und über
200 Patienten an dem Programm teil. (eb)
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Weitere Infos unter:
www.kadis-online.de
Die Praxis-Serie
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Lesen Sie am 19. Februar: MoodGYM heißt ein Online-Selbsthilfeprogramm, das Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen dabei helfen soll, wieder mehr
Freude am Leben zu haben. Eine
Studie von Forschern um die Leipziger Professorin Dr. Steffi Riedel-Heller zeigt nun, wie das Portal wirkt.
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