taxe perçue - Economy-C ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt 39100 BOZEN/ITALY März 2016 Filmgeschichte Südtirols Foto: Günther Masnovo Alpenkino Sand in Taufers 2 THEMA H&W | März 2016 Filmland Südtirol Vom Filmemachen, von Menschen und Kinos n Wer früher im Bereich Film arbeiten wollte, musste aus Südtirol weg. An eine Rückkehr war nicht mehr zu denken. Heute hat sich die Situation geändert. Anders geworden ist auch die allgemeine Kinosituation. Das Buch „Cinema. Film in Südtirol seit 1945“ erzählt davon. Der ehemalige Bozner Schauspieler Peter Martell (l.) beim Zusammen treffen mit Regisseur Wim Wenders und dem Südtiroler Filmpionier Martin Kaufmann (r.) anlässlich der Bozner Filmtage 2006. Martell wäre 1967 fast Filmpartner von Bud Spencer in einem Django-Western geworden. Weil er verletzt war, bekam Terence Hill die Rolle. Foto: Digital Photo Image OHG Bozen, Manuela Tessaro „Ich habe acht Jahre lang bei der Firma Birfield in Bruneck gearbeitet. Glücklich war ich dabei nie. Gleichzeitig wusste ich nicht, was ich wirklich machen will. Irgendwann wollte ich einfach weg“, sagt Anton M. Algrang (Jg. 1965), der Pusterer aus St. Georgen bei Bruneck, der heute als Schauspieler erfolgreich ist. Das ist nur eine von vielen Geschichten aus dem Filmland Südtirol. Immer sind es auch Geschichten vom Hierbleiben und Wegmüssen, häufig sind es abenteuerliche Geschichten. Das Konzept Filmland schließt nämlich vieles mit ein, die Filmbeschaffung, die vor Öffnung der Grenzen mehr als schwierig war, das Filmemachen und das Produzieren, den Drehort Südtirol, die Regie, das Schauspiel, das Kulturkino in beiden Sprachen, Festivals und die Kinosäle, von denen es heute nur mehr wenige gibt. Der Drehort Südtirol Südtirol ist als gefragter Drehort heute in der ganzen Welt bekannt. Erst 2014 war Der aus Bruneck stammende Produzent Karl „Baumi“ Baumgartner (l.) hat nicht nur den Weltruhm von Jim Jarmusch (r.) begründet sondern auch Aki Kaurismäki, Emir Kusturica, Yilmaz Güney, Andrej Tarkowskij, Sally Potter, Kim ki-duk und viele andere berühmt gemacht. 2014 wurde er mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet Foto: Pandora Film, Archiv Hollywood für Aufnahmen zu „Everest“ mit Josh Brolin und Jake Gyllenhaal am Schnalser Gletscher. Die Attraktivität Südtirols hat mit Landschaft und Wetter zu tun und mit dem Geld, das es gibt, als Wirtschaftsförderung sozusagen. Die geförderten Projekte müssen nämlich mindestens 150 Prozent der Mittel, die aus dem Landestopf kommen, wieder im Land ausgeben. Als „Standort mit viel Sonne“ sei Südtirol beliebt und auch, weil „das Lösen von Problemen hierzulande sehr gut funktioniert“, weiß Andreas Pichler. Der Bozner ist selbst Regisseur und Produzent mit europaweiten Verbindungen. Bis es soweit war, musste ein langer Weg zurückgelegt werden. Drehs im Land waren zwar nicht neu, schon Hitchcock war da, Pasolini oder Polanski. Eine echte Filmförderung konnte nur durch die Hartnäckigkeit einzelner Filmbegeisterter durchgesetzt werden. Denn Film hatte in Südtirol länger als anderswo nicht als Kultur sondern als eher fragwürdige Schaustellerei gegolten. Der Nachholdbedarf war bis herauf in die 1990er Jahre groß. Es war das Schönste, einen Film umarmt anzusehen In der Anfangszeit des Kinos war Südtirol als Teil der Donaumonarchie durchaus auf der Höhe der Zeit. Schon 1907 enstanden in Bozen zwei feste Kinos, der TheaterKinematograph unter den Lauben und der Weltbiograph in der Mustergasse. Beide überlebten sehr lange. Der Theater-Kinematograph wurde als Eden-Kino erst 2012 geschlossen, der Weltbiograph war bis in die 1960er Jahre als Zentral-Kino gegenüber der Hauptpost in Betrieb. Den ersten großen Kinoboom gab es in Bozen zur Zeit der Faschismus. In der Nachkriegszeit zog das Kino dann aufs Land. In 1960er Jahren hatte fast jedes Südtiroler Dorf sein eigenes Kino. Eines der langlebigsten unter ihnen war das Laurin-Kino in Welschnofen. Von 1957 bis 1992 wurde es von der Familie Kaufmann betrieben. In den 1970er Jahren begann der stetige Niedergang der Kinos. Die Haushalte hatten immer mehr TV-Geräte, und dank der Autonomie auch Programme in deutscher H&W | März 2016 Sprache. Viele waren zu träge weiter ins Kino zu gehen, auch wenn Kinobesuche auf ganz unterschiedliche Art reizvoll sein konnten. Es gab Menschen, die nutzten den beheizten Saal, um sich aufzuwärmen, wenn die eigene Wohnung zu kalt war, andere genossen die schummerige Atmosphäre. „Im Kino gab es kleine Logen, wo wir hingingen, wenn wir etwas allein sein wollten. Es war das Schönste, einen Film umarmt anzusehen“, erzählt Annalisa Cagol von ihren Besuchen im Corso-Kino in Bozen. 1980 wurde dieses schöne Kino geschlossen, 1988 abgerissen. In den dreißiger Jahren hatte es in Bozen sogar ein Kino gegeben, das „Cinema Palpa“ genannt wurde. Natürlich hieß das Kino nicht wirklich so: „Palpare“ bedeutet berühren, betatschen – wenig geeignet als Bezeichnung für eine seriöse Lichtspielstätte. Die Einrichtung hatte gar keinen offiziellen Namen, es handelte sich nämlich um eine soziale Einrichtung. Kinobetreiber war das Fürsorgeinstitut der Post- und Telefongesellschaft, die es auch ärmeren Menschen erlaubte, sich zu unterhalten. Soldaten zahlten weniger. „Für 50 Centesimi konnten wir von 14 bis 18 Uhr im Kino bleiben“, erzählt der Quireiner Paul Zenleser, damals ein Bub. 1987 entstand in Bozen die damals schon zweisprachige Filmschule ZeLIG. Heute genießt die inzwischen dreisprachige und auf Doukumentarfilm spezialisierte Filmschule internationales Renommee. Derzeit studieren junge Menschen aus 18 Ländern in Bozen. Hier bei einem Filmdreh. Foto: Filmschule ZeLIG 3 THEMA Inhalt Persönlichkeiten Es war nicht nur Luis Trenker, der das Filmland Südtirol prägte, auch wenn er vielleicht der erste ist, der spontan einfällt. Mindestens genau so wichtig für die Filmwelt war und ist der Brunecker Karl „Baumi“ Baumgartner, ein Produzent, der irgendwann aus dem engen Pustertal nach Frankfurt aufgebrochen ist und wichtige Weichen für den europäischen Film gestellt hat. Nicht umsonst wurde er 2014 mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet. Die Liste der Preisgekrönten aus Südtirol wird immer länger. Erst im Jänner gab es für die Filmeditorin Evi Romen, die Schauspielerin Gerti Drassl, die Produzenten Andreas Pichler und Valeria B. Moser den österreichischen Filmpreis. „Österreich liebt Südtirol“, titelten die Zeitungen. THEMA Filmland Südtirol 2 SÜDTIROL AKTUELL 4 5 6 7 8 9 10 11 Ein besonderes Kapitel in der Filmgeschichte Südtirols ist jenes des Filmschmuggels. Bis weit in unsere Zeit herauf mussten deutschsprachige Filme aus dem Ausland an den Grenzkontrollen vorbei importiert und wieder exportiert werden. Wer dabei war, kann noch immer abenteuerliche Geschichte erzählen, Martin Kaufmann aus Welschnofen zum Beispiel, Max Pörnbacher aus Sand in Taufers oder Hubert Prast aus Klobenstein. Dieser hatte Filmkartons sogar mit dem Flugzeug ins Land gebracht. Nachzulesen sind einige dieser Abenteuer und viele andere in „Cinema. Film in Südtirol seit 1945“, das erstmals die besondere Geschichte des Films in Südtirol erzählt. Besonders deshalb, weil es in Südtirol immer zwei Sprachgruppen sind, die im Auge behalten werden sollten, um Geschichte vollständig darzustellen. Dies gilt z.B. für das Kulturkino, das auf italienischer und auf deutscher Seite nach dem Krieg unter der Obhut der Pfarrer begonnen, das sich dann selbständig gemacht hat und verschiedene Wege gegangen ist, heute aber so langam zusammenfindet. > Renate Mumelter, Vereinbarung in Rom, Vorwort Autonomiekonvent Digitale Dörfer, Museion, Romedius-Pilgerweg Südtirol innovativ: Pertinger Herde Klimahouse, „Der Schlern“, Buchvorstellung Autonomieabkommen, Auszeichnung, Natura2000 Gewonnene Jahre EXPERTEN 12 Schwierige Grenze Kurzmeldungen Das Erbrecht INTERN 14 15 16 Südtiroler in Stuttgart und NRW Südtiroler in Hamburg H E I M AT U N D W E L T David Calas IMPRESSUM HEIMAT & Welt Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der Welt Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans Gamper Schriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Irene Schullian alle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: [email protected] Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter 7/72 Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 Lana Ausgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich) Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Redaktionsschluss: Am 15. des Monats Bankverbindung: Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001 Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen Journalistin und Filmkritikerin, Autorin des Buches AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Cinema. Film in Südtirol seit 1945, siehe Buchvorstellung Seite 9 PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL 4 H&W | März 2016 SÜDTIROL AKTUELL Kurz notiert Meldungen aus Südtirol n STUDIUM n BILDUNG n TOURISMUS n NEUES DEKRET Südtiroler Studierende Wettbewerb Fernradweg Bußen für Müllsünder 12.294 Südtiroler waren laut einer ASTAT-Erhebung im akademischen Jahr 2013/14 an italienischen und österreichischen Universitäten eingeschrieben. Knapp die Hälfte waren in Italien inskribiert, davon 26,2 Prozent an der Freien Universität Bozen und 13,9 Prozent an der Claudiana. Wer Österreich als Studienort wählte, den zog es vor allem nach Innsbruck (63,4 Prozent) und Wien (26,2 Prozent). Sozialwissenschaftliche und pädagogische Studienrichtungen standen hoch im Kurs.< Zwei Südtiroler Schulklassen ist es gelungen, beim internationalen Schülerwettbewerb zur politischen Bildung in Bonn den Hauptpreis in ihrer Kategorie zu gewinnen. Sieben weitere Schulklassen aus Südtirol konnten sich im oberen Mittelfeld platzieren und ebenfalls attraktive Preise holen. In der Kategorie „Lebensmittel für die Tonne“ holte die zweite Klasse der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Frankenberg in Tisens den ersten Preis und gewann eine Reise nach Berlin mit Fototermin bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. In der Kategorie „Politik brandaktuell“ gewann die Klasse 3 G der Mittelschule Oswald von Wolkenstein in Brixen mit einem berührenden Video zur Flüchtlingsthematik den Hauptpreis, der mit 1.500 Euro dotiert ist. < Der seit vergangenem Herbst neu erschlossene Fernradweg München-Venezia zählt mit fast 600 Kilometern zu den abwechslungsreichsten Radtouren Europas und ist mit 3000 Höhenmetern im Anstieg die leichteste Alpenüberquerung. In den Regionen entlang der Strecke spielt das Radfahren eine wichtige Rolle in der Tourismusentwicklung. Um dies noch weiter auszubauen und die gemeinsame Vermarktung zu verbessern, haben sich Tourismusorganisationen aus Bayern, Tirol, Südtirol und Venetien zusammengeschlossen. < Was bisher einzelne Gemeinden im Land per Verordnung geregelt hatten, ist nun Staatsgesetz: Raucher, die ihre Zigarettenstummel auf die Straße oder in den Abwasserschacht werfen, machen sich strafbar. Mit 2. Februar trat ein Dekret aus Rom in Kraft, das für Kleinmüll-Sünder teils saftige Geldbußen vorsieht. Über 20 Kilogramm achtlos weggeworfene Zigarettenstummel sammelt die Müllabfuhr allein in der Fußgängerzone in Bozen beinahe Monat für Monat ein. Wer dabei erwischt wird, wie er einen Stummel zu Boden wirft, muss mit einer Strafe von 110 Euro rechnen. < n SPORT Kitz-Sieger Peter Fill Peter Fill hat das Hahnenkammrennen in Kitzbühel gewonnen. In seinem 301. Weltcuprennen hat er seinen größten Sieg gefeiert. Der 33-jährige Kastelruther zähmte die Streif, die Topathleten abwarf. „Heute ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. 300 Rennen habe ich gebraucht, jetzt ist der Sieg beim bekanntesten Skirennen der Welt Realität geworden. Auf einer Piste, die im alpinen Skizirkus ein Mythos ist. Ich bin so glücklich, das kann man gar nicht in Worte fassen“, sagt Peter Fill. < Peter Fill Foto: facebook n POLITIK n FORSCHUNG Ötzis Mutter Ankunft in Venedig Foto: Frescura Gemeinderatswahlen Der 8. Mai ist als Termin für Neuwahlen in insgesamt 21 Gemeinden in Trentino-Südtirol festgelegt. In Südtirol wird in Bozen sowie in Freienfeld, Niederdorf und Schluderns gewählt, Die Bürgermeister-Stichwahl in Bozen fällt damit, so sie denn notwendig wird, auf den 22. Mai. In Bozen fallen im Frühling auch die vom kommissarischen Verwalter Michele Penta angekündigte Bürgerbefragung zum Kaufhaus-Projekt von René Benko und die landesweite Volksabstimmung zum Ausbau-Projekt für den Bozner Flughafen an. < n DESIGN Auszeichnung Für sein Projekt „Stibile“, das in seiner Formensprache an die Ursprünglichkeit traditioneller Südtiroler Bauernstuben anknüpft, erhielt der Pusterer Innenarchitekt und Designer Kurt Steurer den Design Award. Dem Fachmann aus St. Lorenzen war es ein Anliegen, modernes Design mit der Behaglichkeit und stimmungsvollen Atmosphäre von Holz zu kombinieren. Steurer liefert sein „Stibile“ (Stube) an heimische und ausländische Wohnliebhaber. < Die genetische Linie des Vaters findet sich auch in heutigen Populationen, wie man seit 2012 aus der Analyse des gesamten Genoms der Gletschermumie weiß. Für die aktuelle Studie verglichen die Forscher das Erbgut von Ötzis Mitochondrien – den Energiekraftwerken der Zelle – mit 1077 modernen Proben. Die mitochondriale Erbsubstanz wird ausschließlich von den Müttern an die Nachkommen weitergegeben und verändert sich nur sehr langsam; Analysen der mitochondrialen DNA geben deshalb Aufschluss über die Herkunft und Verwandtschaftsbeziehungen von Menschen. Die mütterliche Abstammungslinie hat demnach ihren Ursprung in den Ostalpen und ist aufgrund der kleinen Population ausgestorben. < H&W | März 2016 SÜDTIROL AKTUELL Vereinbarung in Rom VORWORT DER LANDESRÄTIN A22 wird öffentlich und lokal verwaltet n „Weitere 30 Jahre lang wird die Brennerautobahn-AG, als rein öffentliche Gesellschaft, die A22 führen“, freuen sich die Landeshauptleute Kompatscher und Rossi, und sprechen von einer historischen autonomiepolitischen Errungenschaft. Gemeinsam mit Minister Delrio und den weiteren zwölf öffentlichen Gesellschaftern haben sie in Rom das diesbezügliche Einvernehmensprotokoll unterzeichnet. „Jahrelang haben wir verhandelt und nach Lösungen gesucht, damit die für uns äußerst wichtige Verkehrsader öffentlich und unter Beachtung der lokalen Anforderungen und Bedürfnisse geführt werden kann. Die Unterzeichnung ist das sichtbare und nachhaltige Ergebnis dieser Bemühungen“, betonten nach der Unterzeichnung die Landeshauptleute Arno Kompatscher und Ugo Rossi. Demnach überträgt das Ministerium für Transport und Infrastruktur die Konzession zur Führung der Brenner autobahn einer In-House-Gesellschaft mit rein öffentlicher Beteiligung. Die Konzession soll über einen Zeitraum von 30 Jahren, also bis zum Jahre 2045, zugewiesen werden. Die Gesellschaft hat dafür Konzessionsgebühren von 1,4 Milliarden Euro – also 45 Millionen Euro jährlich – zu bezahlen. Die Vereinbarung macht die angepeilte Querfinanzierung Autobahn-Eisenbahn möglich: Neben der Bereitstellung der 550 Millionen Euro, welche die bisherige Brennerautobahn-AG für die Finanzierung des Brennerbasistunnels sowie der Zulaufstrecken zurückgelegt hat, beinhaltet sie ein umfassendes Investitionsprogramm für die Brennerachse von geschätzten 3,5 Milliarden Euro zur Modernisierung und Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur. Die Vereinbarung räumt auch Spielräume bei der Tarifgestaltung ein. Zwar werden die Autobahngebühren auf gesamtstaatlicher Ebene vorgegeben und dürfen nicht über das Ausmaß der Inflation steigen, doch besteht die Möglichkeit, über die Tarifpolitik im Sinne der Eurovignette Luftund Lärmbelastung zu steuern. „Die Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität auf der Brennerachse werden nicht nur der Wirtschaft zugute kommen“, so die Landeshauptleute von Trentino und Südtirol, „vielmehr wird die gesamte Bevölkerung längs der Brennerachse daraus Nutzen ziehen: die Mobilität wird verbessert und gleichzeitig sollen Umwelt- und Lärmbelastung verringert werden, so dass die Lebensqualität steigt.“ Um diese Chancen optimal zu nutzen, sei ein gutes Zusammenspiel gefragt. < Landeshauptmann Kompatscher bei der Unterzeichnung des Einvernehmensprotokolls in Rom mit Minister Delrio und Landeshauptmann Rossi Foto: LPA/Katharina Tasser Südtirol im Kino Liebe Südtirolerinnen und Südtiroler in der Welt, ein spannendes Drehbuch, ein kreativer Regisseur, ein fähiger Produzent, überzeugende Schauspieler und nicht zuletzt eine authentische Kulisse sind nur einige der Voraussetzungen, die es für einen gelungenen Kinofilm braucht. Dass sich unsere Heimat mit ihrer vielfältigen Landschaft als Drehort empfiehlt, wusste bereits der legendäre – wenn auch nicht unumstrittene – Grödner Bergsteiger, Schauspieler und Filmemacher Luis Trenker (1892-1990). Die schroffen Berge und die grünen Wiesen, die idyllischen Bergdörfer und die gepflegten Altstädte bieten auf kleins tem Raum viele der geforderten Ingredienzien für „großes Kino“. Und es ist immer wieder ein Genuss, Südtirol auf der Leinwand zu erleben und in historischen Filmen wie „Berge in Flammen“, in actionreichen Hollywoodproduktionen wie „Cliffhanger“ und „Everest“ sowie in neuen Projekten wie „Das finstere Tal“, „Honig im Kopf“, „Der stille Berg“ oder „Un passo dal cielo“ unsere einmalige Landschaft wieder zu erkennen. Vielleicht gerade für die Kino- und Filmfans unter Ihnen, die damit auch in der Ferne ein Stück Heimat erleben können. Eine beeindruckende Kulisse beeinflusst jedoch nicht nur den Erfolg des Kino- oder Fernsehfilmes: Die wirtschaftlichen Effekte durch produktionsbedingte Ausgaben vor Ort wie die Unterbringung und Verpflegung der Filmteams, aber auch der Transport, die Bauten, die Mieten und die Gagen für heimische Filmschaffende sowie die indirekte Tourismuswerbung sind mitunter positive Begleiterscheinungen. Wenn man bedenkt, dass es nicht wenige eingefleischte Fans gibt, die gezielt zu den Drehorten ihrer Lieblingsfilme reisen, werden die mittel- und langfristigen Vorteile eines attraktiven Filmstandortes bewusst. In Südtirol zeichnete seit 2010 die „Business Location Südtirol“ als Finanzierungs- und Servicepartner für Filmproduktionen verantwortlich. Mit der Fusion aller Südtiroler Wirtschaftsdienstleister (BLS, EOS, SMG und TIS) zum Sonderbetrieb von Land und Handelskammer „Innovation – Development – Marketing IDM Südtirol“ wird es möglich, im engen Netzwerk unser Land noch besser zu positionieren, unter anderem auch als Filmland. Damit Sie Südtirol immer öfter im Kino sehen und von der Sehnsucht nach der Heimat gepackt werden, um unser vielfältiges Land neu zu entdecken und vor Ort live und ungefiltert zu erleben. In Verbundenheit Martha Stocker Landesrätin 5 6 H&W | März 2016 SÜDTIROL AKTUELL Autonomiekonvent ‑ Südtirol mitdenken Autonomiereform soll mit breiter Bürgerbeteiligung erarbeitet werden n Der Landtag hat die Einsetzung eines Konvents beschlossen, der einen Entwurf zur Überarbeitung des Autonomiestatuts für Trentino-Südtirol erarbeiten soll. Im Laufe der Jahre hat sich nicht nur die Autonomie geändert, sondern auch das Verständnis von Politik und Demokratie. Umso mehr ist eine Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger wichtig, wenn es um die Erarbeitung einer neuen Grundlage geht, auf der das Land sich weiter entwickeln kann. Träger des Projekts ist der Südtiroler Landtag. Ihm obliegt die Organisation des gesamten Prozesses. Die Europäische Akademie Bozen (EURAC) begleitet das Projekt wissenschaftlich. Das Präsidium des Landtags (Präsident Thomas Widmann, Vizepräsident Roberto Bizzo und die Präsidialsekretäre Maria Hochgruber Kuenzer, Helmuth Renzler und Roland Tinkhauser) hat den zeitlichen Fahrplan für das Projekt festgelegt: Der Konvent der 33 nimmt seine Arbeit im Frühling 2016 auf. Im Jänner startete die Bürgerbeteiligungsphase, die neun Diskussionsveranstaltungen vorsieht. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, gleich welchen Alters, können dabei – angeleitet durch Moderatorinnen und Moderatoren – ihre Ideen und Wünsche für die Zukunft Südtirols einbringen. Sie bilden die erste Phase des mehrstufigen Prozesses des SüdtirolKonvents und stellen die Vor- schläge der Bevölkerung in den Mittelpunkt. Die eingebrachten Themen sind Grundlage für die Arbeit des Forums der 100, dem Gremium der Bürger. und des Konvents der 33, dem Gremium mit Experten aus Politik, Wissenschaft und der organi- sierten Zivilgesellschaft, die ab April tagen werden. Auf www.konvent.bz.it gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Südtirolkonvent, seine Tätigkeiten und die Formen und Möglichkeiten der Mitbestimmung. < In der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) hat Ende Jänner der erste Open Space im Rahmen des Südtirol-Konvents stattgefunden. Der Andrang war enorm: Über 350 Personen fanden den Weg in Foto: Südtiroler Landtag die EURAC. Im Bild Blick auf die Themen. Hochpustertal und Drei Zinnen Foto: TVB Hochpustertal-landschaft/photogruener Wanderwoche vom 27. August bis 3. September 2016 Wir möchten Sie auch in diesem Jahr wieder ganz herzlich zur nächsten Wanderwoche ins Pustertal einladen. Die Wanderwoche führt Sie zunächst ins Ahrntal, wo Sie von Rein in Taufers aus, zusammen mit unseren Vorstandsmitgliedern Siegfried Gufler und Georg Daverda weiter ins Knuttental wandern. In Terenten steht die Erkundung des bekannten „Mühlenwegs“ an. Der Höhepunkt der Wanderwoche ist die Umrundung der Drei Zinnen, dem markantesten Gebirgsstock der Dolomiten und Wahrzeichen des Hochpustertals. Sie ist ein absolutes Muss für jeden Wanderer im Oberpustertal. Nach weiteren Wanderungen in Sexten, Gadertal und im Antholzertal können Sie sich wieder im Hotel REISCHACH in Reischach bei Bruneck erholen, und die erlebten Eindrücke in geselliger Runde Revue passieren lassen. Auf Wunsch können wir Ihnen das Faltblatt mit weiteren Infos gerne via Email zusenden. Zeitraum: vom 27. August bis 3. September 2016 Preis: 540 Euro pro Person im Doppelzimmer, 645 Euro im Einzelzimmer, jeweils mit Halbpension Anmeldefrist: bis 10. Juli Für weitere Informationen und Anmeldung: [email protected] oder Tel. 0039 0471 309176 H&W | März 2016 7 SÜDTIROL AKTUELL Projekt für „Digitale Dörfer" Mehr Zukunftschancen für Gemeinden in ländlichen Gebieten n Mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien will das Fraunhofer-Institut ländliche Gemeinden auf die Überholspur bringen. Auf Einladung von ITLandesrätin Waltraud Deeg stellte Forschungsleiter Mario Trapp Ende Jänner Vertretern von Land, Gemeinden und der Wirtschaft das Projekt „Digitale Dörfer” vor. „Die zentrale Herausforderung in ländlichen Regionen liegt in der geringen Bevölkerungsdichte und den großen Distanzen, die zum Einkaufen, Arbeiten oder der medizinischen Versorgung zurückgelegt werden müssen“, sagte Mario Trapp, Hauptabteilungsleiter des Fraunhofer-Institutes für experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslauten bei einem Vortrag über die Chancen der Digitalisierung im ländlichen Raum in Bozen. Eingeladen wurde er von IT-Landesrätin Waltraud Deeg und der Landesabteilung für Informationstechnik. Auch in Südtirol lebt 56 Prozent der Bevölkerung in Kleingemeinden und ländlichen Gebieten. „Besonders dort ist es wesentlich, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, um den ländlichen Raum trotz der Standortnachteile mit all seinen Potentialen zukunftsfähig zu erhalten“, betonte Landesrätin Deeg. Wie digitale Dörfer funktionieren können, erläuterte Trapp anhand einiger Pilotprojekte. In zwei Testregionen in Rheinland-Pfalz erforscht das IESE derzeit gemeinsam mit Lokalverwaltungen und der Wirtschaft, wie der Einsatz intelligen- ter Informations- und Kommunikationstechnologien die Mobilität, die Nahversorgung und medizinische Versorgung verbessern und auch neue Arbeitsmodelle schaffen kann. „Dadurch können Dienste vernetzt, Kosten gesenkt und die Gemeinschaft gestärkt werden“, Ein weiterer Forschungsbereich ist die medizinische Versorgung im Notfall auf dem Land. Fernüberwachungen mittels Armband oder eine Überwachung der Räume mit unaufdringlichen Sensoren wurden vom Fraunhofer-Institut bereits mit Erfolg getestet. Voraussetzung für die Digitalisierung im ländlichen Raum sei laut Deeg eine funktionierende Infrastruktur. „Die flächendeckende Breitbandversorgung, gerade auch in der Peripherie, bleibt daher weiterhin eine Priorität in der digitalen Entwicklungsstrategie“, so Deeg. < Digitalisierung bringt ländliche Gemeinden auf die Überholspur Foto: LPA/kl Ausstellungsdesign Pilgern über Grenzen n Das Museion eröffnet das Ausstellungsjahr 2016 mit Gastkurator Francesco Vezzolis außergewöhnlichem Ausstellungsprojekt Museo Museion. n Es ist der erste Pilgerweg, der Nordtirol, Südtirol und das Trentino miteinander verbindet. Er führt in zwölf Tagesetappen von Thaur bei Innsbruck über 180 Kilometer bis nach San Romedio am Nonsberg. Er wurde im Mai 2014 eröffnet. Gastkurator Vezzoli im Museion Francesco Vezzoli gehört international zu den bekanntesten italienischen Künstlern und zeigt – als Gastkurator – eine Ausstellung über die Sammlung Museion und – als Künstler – die erste Retrospektive seines bildhauerischen Werks. „Heute ist es sehr schwer, intellektuell anspruchsvolle Einrichtungen zu finden, die dezentral aufgestellt sind. Denn die Gegenwartskunst folgt kommerziellen Gesetzen und zieht daher zentrale Standorte vor, an denen die ökonomischen Voraussetzungen, ein großes Einzugsgebiet Auf den Spuren des heiligen Romedius und ein Publikum, das gewohnt ist, sich mit komplexen kulturellen Angeboten auseinanderzusetzen, Aufmerksamkeit und Rentabilität gewährleisten. Mein Ausgangspunkt bei der Konzipierung dieses Projekts war daher diese ganz besondere Situation, dieses Oxymoron zwischen einer Provinz und einer Identität, die auf die üblichen musealen Kompromisse verzichtet“, so Francesco Vezzoli. < Francesco Vezzoli Foto: L. Meneghel Der heilige Romedius gilt als der Schutzpatron der Pilger und Wanderer. Er soll, adeliger Herkunft vom Schloss zu Thaur, sein gesamtes Hab und Gut verschenkt haben, um nach Rom zu pilgern und wurde dann in Tavon auf dem Nonsberg Einsiedler. Meist wird der heilige Romedius mit dem Pilgerstab, der Pilgermuschel und oft auch auf einem Bären reitend dargestellt. Der Pilgerweg ist für Bergwanderer mit guter körper- licher Verfassung geeignet. Einzelne Streckenabschnitte verlangen Trittsicherheit, Orientierungsvermögen und Bergerfahrung. Das Pilgerheft kann man unter www.romedius-pilgerweg.at lesen oder herunterladen. < Das Pilgerziel San Romedio am Nonsberg Foto: ÖAV Akademische Sektion Wien 8 SÜDTIROL AKTUELL H&W | März 2016 Zündende Ideen für den Herd Südtirol innovativ Das Pertinger-Sortiment unmfasst Heizungs-, Kombi-, Wirtschafts-, Bausatzoder Maß- Herde, Elektro-Backöfen, Abzugshauben, Kochfelder, Arbeitsflächen und Becken. Fotos: Pertinger n Seit fast 80 Jahren sorgt Pertinger aus Vahrn mit seinen Herden für sichere, wohlige und gemütliche Wärme. Die Herde, ein Produkt mit Jahrhunderte alter Tradition, werden neuen Bedürfnissen angepasst und mit modernster Technik verwirklicht. Die Entwicklung des Unternehmens Pertinger baut hauptsächlich auf drei Grundsätze: hohe Funktionalität, gemütliche Wärme, umweltfreundliches und nachhaltiges Heizen. Tradition, Qualität, Innovation So entstehen bei Pertinger innovative Lösungen wie der hochwirksame, umweltfreundliche Biofeuerraum. Das innovative System sorgt dafür, dass der Wirkungsgrad und die Temperatur wesentlich höher sind als bei traditionellen Feuerräumen. Die Verbrennung ist viel sauberer und gleichmäßiger, die Umweltbelastung wird reduziert, der Verbrauch an Holz nimmt ab und es gibt weniger Aschereste. Wohlige Wärme, Zubereitung von Speisen und gleichzeitig warmes Wasser für Bad oder Heizkörper: das alles steckt in einem Pertinger Heizungsherd. Im Bild ein traditioneller Herd mit Holzfeuerung. Sämtliche Pertinger Küchenherde können mit einer speziellen Durchheizklappe ausgerüstet werden, mit deren Hilfe der Rauch aus dem Feuerraum in eine Nachheizwand, die in einem daneben liegenden Raum aufgestellt werden kann, geleitet wird. Durch die hohe Wärmespeicherung müssen Herd oder Nachheizwand nicht ununterbrochen versorgt werden. Dank der konstanten Strahlungswärme wird in den folgenden Stunden eine angenehme Wärme abgegeben. „Wir sind stets offen für neue Technologien, wir arbeiten ständig an der Verbesserung der Wärmewirksamkeit und setzen auf individuelles Design“, erklärt Firmeninhaber Othmar Pertinger, der das Unternehmen in zweiter Generation führt. Jeder Herd ein Einzelstück Hochmodern, funktional und mit klaren Linien präsentiert sich die Pertinger-Herdmanufaktur in Vahrn. Im Firmensitz gibt es auch eine Schauküche und Schulungsräume für Kundenveranstaltungen. Foto: by Oskar Dariz „Herde auf Maß müssen von höchster Qualität und den individuellen Bedürfnissen an gepasst sein“, so das Credo von Othmar Pertinger. Jeder Pertinger Herd ist daher ein Einzel- stück, der im werkseigenen Büro geplant und gezeichnet, im Werk gefertigt und von den Betriebsmonteuren beim Kunden eingebaut wird. Erschließung neuer Märkte Mittlerweile hat die Traditionsfirma über 50 Mitarbeiter und fertigt jährlich rund 2.500 Herde. Zudem wird stetig an der Erschließung neuer Märkte gearbeitet und auch an der Erweiterung des Produktportfolios und an der Qualität der Produkte. Neben Italien und Deutschland werden PertingerHerde auch nach Skandinavien, Großbritannien und Osteuropa, ja sogar nach China und in die USA verkauft. Dabei ist sich Othmar Pertinger der besonderen Natur seiner Produkte bewusst. „Wer mit Feuer arbeitet, trägt eine besondere Verantwortung, auch unserer Umwelt gegenüber“, so der Firmeninhaber. Sein Credo ist klar: Ein Pertinger-Herd steht nicht nur für Produktqualität, sonder auch für Nachhaltigkeit. < H&W | März 2016 9 SÜDTIROL AKTUELL Klimahouse expandiert nach China Messe Bozen und Messe Frankfurt bringen Klimahouse nach China n Die erste Auflage des internationalen Fachkongresses Klimahouse China, die anlässlich der ISH China Ende Mai 2016 in Peking stattfindet, ist vor allem eine Schulungsund Informationsplattform, die Inputs und Lösungen rund um das Thema energieeffizientes Bauen und Sanieren verbunden mit hoher Wohnqualität bieten will. China muss sich mit dem Thema Green Economy auseinandersetzen, da es aufgrund des hohen Energieverbrauchs seiner Gebäude der weltweit größte CO2Emittent ist. In China rechnet man im Bereich der effizienten Energiesysteme mit einem Marktvolumen von rund 220 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020. Nachhaltiges Bauen schützt den Planeten und die Gesundheit seiner Bewohner und bietet auch großen wirtschaftlichen Nutzen. ISH China der Messe Frankfurt ist die größte Fachmesse Asiens für Sanitär, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie für Anlagen im Bereich der neuen Energien. „Wir sind erfreut, dass Messe Bozen ISH China als Plattform ausgesucht hat, um Klimahouse und damit die aktuellsten Themen für nachhaltiges Bauwesen nach China und damit einem der am stärksten wachsenden Märkte weltweit zu bringen“, meint Donald Wich, Geschäftsführer der Messe Frankfurt Italia: „Diese Zusammenarbeit bereichert das Angebot der Veranstaltung um interessante Themen Vivat, crescat, floreat 90. Jahrgang der Zeitschrift „Der Schlern“ n Südtirols Monatszeitschrift für Landeskunde feiert den 90. Jahrgang. In der Jubiläumsausgabe blickt „Der Schlern“ zurück: Im Mittelpunkt stehen die Menschen, die die Zeitschrift in diesen neun Jahrzehnten besonders geprägt haben. Gegründet wurde „Der Schlern“ im Jahr 1920, in den für Südtirol schweren Jahren zwischen 1938 und 1945 ist er nicht erschienen, deshalb beginnt der 90. Jahrgang erst heuer. Auf insgesamt über 60.000 Seiten haben in diesen Jahren zahlreiche Autorinnen und Autoren gezeigt, wie vielfältig Landeskunde ist. „Der Schlern“ erreicht eine Leserschaft in aller Welt, liegt an Universitätsbibliotheken ge- nauso auf wie an Archiven. Ein Beitrag der Jubiläumsausgabe ist dem Gründer des „Schlern“ gewidmet: Franz Junger. Nach dessen Tod im Jahr 1934 leitete Karl M. Mayer bis 1965 die Geschicke der Zeitschrift. Anschließend war Karl Wolfsgruber war Schriftleiter bis 1971. Ihm folgte Hans Grießmair, er war 30 Jahre lang der Schriftleiter. 2006 übernahm Irmgard Flies bis zu ihrem Tod 2014 die Schriftleitung. Seither hat Beate Gatterer die Schriftleitung inne. Zum Jubiläum gibt es ein besonderes Geburtstagsgeschenk; Das „Schlern“-Register, das mti dem Jahr 1997 endet, soll fortgesetzt werden und in den ersten Ausgaben des Jahres 2017 erscheinen. < und Anreize für den gesamten Sektor.“ „In Südtirol sind die Arbeiten für ein KlimaLand Südtirol voll im Gange. Wir haben uns mit dem Klimapaket 2050 ehrgeizige Ziele gesetzt und es gibt noch viel zu tun, um sie zu erreichen. Aber mit Sicherheit sind wir auf diesem Gebiet eine Modellregion“, so Armin Hilpold, Präsident der Messe Bozen: „Diesen Weg werden wir unter Beteiligung aller Akteure des Sektors beharrlich weitergehen. Messe Bozen schaut in die Zukunft: Die Zusammenarbeit mit einem in China bereits präsenten und erfahrenen Partner bietet uns die Möglichkeit, den chinesischen Markt zu erkunden und mit einem Kongress innerhalb der ISH China einen weiteren Schritt in Richtung internationale Vernetzung zu machen.“ < Null Emission dank Wasserstoff in Bozen Foto: Marco Parisi BUCHVORSTELLUNG Cinema. Film in Südtirol seit 1945 Die Geschichte des Kinos in Südtirol ist noch nie umfassend erzählt worden. Auch dieses Buch wird die Lücke nicht füllen, es versucht aber, einen Einblick zu geben, eine Zusammenschau anzubieten, in der das deutsche und das italienische Südtirol Beachtung finden. Das ist gar nicht so einfach, denn blinde Flecken in der Wahrnehmung sind in Südtirol fast schon naturgegeben. In diesem Buch geht es um Kinosäle genauso wie um das Filmemachen und die Kulturarbeit rund um Film und Kino, es geht auch um Menschen, die in irgendeiner Weise mit dem Kino zu tun hatten oder haben. „Cinema. Film in Südtirol seit 1945“ von Renate Mumelter in Zusammenarbeit mit Martin Kaufman Edition Raetia 2015 ISBN 978-88-7283-536-4 10 H&W | März 2016 SÜDTIROL AKTUELL Autonomieabkommen für Südtirol Nationalpark Stilfser Joch und Festlegung der jagdbaren Tierarten n Staatspräsident Mattarella hat die vom römischen Ministerrat vergangenen Dezember genehmigte Durchführungsbestimmung zum Nationalpark Stilfser Joch unterzeichnet. Südtirol kann nun seinen Parkanteil autonom verwalten. Einen weiteren Durchbruch in Sachen Jagd gab in Rom: Südtirol und das Trentino erhalten mehr Spielraum bei den nicht-jagdbaren Wildarten. „Die Verwaltung des Südtiroler Parkanteils wird vom Land übernommen. Die seit Jahrzehnten von Südtirol angestrebte autonome Verwaltung des eigenen Flächenanteils am Nationalpark Stilfser Joch ist somit Wirklichkeit“. Das teilt der Südtiroler SVP-Senator Karl Zeller, Mitglied der Zwöl- fer- und Sechser-Kommission, in einer Aussendung mit. „Jene zum Nationalpark Stilfser Joch war eine der schwierigsten Durchführungsbestimmungen, der jahrelange und zähe Verhandlungen vorausgegangen sind. Tatsächlich handelt es sich um eine sehr wichtige autonomiepolitische Errungenschaft: Die Verwaltung unseres Parkanteils erfolgt nun endlich vom Land Südtirol und nicht mehr wie bisher über Bormio. Durch die autonome Verwaltung wird es möglich sein, den Stilfser Joch Park aufzuwerten und bürgernäher zu gestalten“, so Zeller. Südtirol und das Trentino erhalten mehr Spielraum bei den nicht-jagdbaren Wildarten wie Murmeltier und Steinbock. Hierzulande dürfen die Tiere seit Jahren nur aufgrund von Sonderdekreten erlegt werden. „Die nun vorliegende neue Durchführungsbestimmung sieht vor, dass erstmals den autonomen Provinzen von Bozen und Trient die Zuständigkeit eingeräumt wird, die jagdbaren Tierarten selbst festzulegen, sofern ein positives Gutachten des ISPRA (staatliche Umweltbehörde) sowie des Landwirtschaftsministeriums und das Einvernehmen des Umweltministeriums vorliegt“, erklärt Zeller. Falls das Ministerium nicht innerhalb von 30 Tagen auf den Antrag des Landes antworte, gelte dieser als genehmigt. „Natürlich kann diese Sonderregelung nur dann in Anspruch genommen werden, wenn eine stichhaltige wissenschaftliche Begründung vorliegt, bestimmte Voraussetzungen gegeben sind – wie zum Beispiel eine MurmeltierÜberpopulation – und Auflagen eingehalten werden“, so erklärte Zeller weiter. < Im Bild der Ortler vom Stilfser Joch aus gesehen. Foto: LPA Auszeichnung Natura2000 n Der europäische online Campingführer Camping.Info hat die beliebtesten europäischen Campingplätze 2016 ermittelt. Unter 24.890 Campingplätzen ging Camping Seiser Alm als Sieger hervor. n Um ein zusammenhängendes europäisches ökologisches Netz zu schaffen, wurden auch in Südtirol Natura2000 Gebiete ausgewiesen. Europas beliebtester Campingplatz Camping Seiser Alm in Völs am Schlern ist seit Jahren unter den besten Campingplätzen Europas zu finden und hat nun den Sprung auf die Position eins ge- schafft. Die Familie Mahlknecht hat die Anlage im Jahr 1974 erbaut und führt diese mittlerweile in der zweiten Generation. Besonders beliebt sind die Dolomiten Lodges, Unterkünfte mit alpin-moderner Innenausstattung aus heimischem Zirmholz. Rang drei ging an Genießer& Komfortcamping Schlosshof Lana und Rang sechs an den letzjährigen Sieger Caravan Park Sexten. < Camping Seiser Alm in Völs am Schlern Foto: Camping Seiser Alm Umwandlung in Besondere Schutzgebiete Für 35 „Gebiete von Gemeinschaftlicher Bedeutung“ (GGB), die in „Besondere Schutzgebiete“ umgewandelt werden müssen, hat die Landesregierung das Verfahren eingeleitet. Gemäß der Flora Fauna Habitat Richtlinie der EU vom Mai 1992 müssen die Mitgliedsstaaten für den Schutz von Arten und Lebensräumen von gemeinschaftlicher Bedeutung Natura 2000 Schutzgebiete ausweisen. Diese Gebiete sind weiters laut Richtlinie innerhalb von sechs Jahren nach Ausweisung in sogenannte „Besondere Schutzgebiete“ (BSG) umzuwandeln. Die Umwandlung ist an die Festlegung spezifischer Entwicklungsund Erhaltungsmaßnahmen für die einzelnen Gebiete gekoppelt. „Für jedes Gebiet wurden Maßnahmen für Lebensräume und Arten, deretwegen das Gebiet als Natura2000 Gebiet anerkannt wurde, vorgeschlagen, damit diese Lebensräume und Arten erhalten werden, sich gegebenenfalls erholen und einen stabilen Erhaltungszustand erreichen können“, erklärt Landesrat Richard Theiner. < Castelfeder im Unterland Foto: LPA H&W | März 2016 11 SÜDTIROL AKTUELL Gewonnene Jahre - Neues ZeitAlter für Frauen Sonderausstellung im Frauenmuseum in Meran n Das Frauenmuseum hat einen Teil der Ausstellung „Die Gewonnenen Jahre – Neues ZeitAlter für Frauen“ vom Frauenmuseum in Fürth/Nürnberg übernommen, die sehr viele Diskussionen und Anerkennung bekommen hat. Dazu wurden lokale regionale Recherche und Beispiele eingebracht sowie auch demografische Entwicklungen angeben. Künstlerinnen aus Südtirol setzen sich mit dem Thema des Alterns auseinander. Ihre Werke sind integrierender Bestandteil der sehr interaktiven und abwechslungsreich gestalteten Ausstellung. „Wenn ich älter bin, möchte ich nicht jünger aussehen, sondern glücklich sein“. Immer mehr Frauen werden immer älter – sind das gewonnene Jahre? Ja, denn die meisten Frauen erwerben durch ihre gestiegene Lebenserwartung weltweit zusätzliche Lebenszeit bei noch relativ guter Gesundheit und häufig kaum eingeschränkter Aktivität. Die meisten Menschen über 50 fühlen sich heute rund zehn Jahre jünger als sie sind, das subjektive Bild ist überwiegend von Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und von Optimismus geprägt. Was aber machen Frauen mit der „gewonnenen Zeit“, wie erleben sie den Lebensabschnitt nach Erwerbstätigkeit und Familienpflichten? Eine Lebensphase, die im Gegensatz zu anderen Lebensphasen, frei und gestalt- bar erscheint. Keine fremdbestimmten Aufgaben, keine Verhaltsregeln mehr. Die Sonderausstellung „Gewonnene Jahre“ fragt: Wie werden diese Jahre zu neuer Lebensqualität? Was können Frauen tun? Was probieren Sie aus und welche Erfahrungen machen Sie? Machen Frauen einfach „weiter so“ oder gehen sie einen neuen Weg, wagen sie den Umbruch und Neubeginn? Braucht es einen Neubeginn? < Die Ausstellung ist noch bis Ende September zu sehen. Foto: museia.it Gutes tun: für Körper, Geist und Seele Genusstage für Frauen im Kloster Neustift 19. bis 22. Mai 2016 Termin: vom 19. bis 22. Mai 2016 Ort: Vahrn bei Brixen, im Bildungshaus Kloster Neustift Preis: 450 Euro im Einzelzimmer mit Vollpension und umfassende Seminar-Einheiten mit qualifizierten Referentinnen. Ausführliches Programm und Informationen: [email protected] oder 0039 0471 309176 Fotos: Pixelio.de/ Zusammen mit den Vorstandsmitgliedern Maria Malleier und Maria Luise Schuurbiers erfahren Sie bei einer gemeinsamen Kräuterwanderung mit Kräuterreferentin Christiane Gruber Vieles zur Kraft der heimischen Kräuter, zu deren Anwendungsgebieten und können bei der gemeinsamen Verarbeitung verschiedene Möglichkeiten selbst erproben. Die Referentin Monika Engl, diplomierte Kneipp- und Gesundheitstrainerin, vermittelt Ihnen alles rund ums Thema Kneippen und zeigt Ihnen Möglichkeiten, die Selbstheilungskräfte zu stärken, Gesundheit mit altbewährten Hausmitteln zu erhalten und wie Sie dem Körper, dem Geist und der Seele etwas Gutes tun können. Das Bildungshaus Kloster Neustift in Vahrn bei Brixen bietet die richtige Umgebung für diese gemeinsame Auszeit, und neben der Entspannung kommt auch dank der mediterranen und traditionellen Südtiroler Küche, zusammen mit dem hauseigenen Weingut des Kloster Neustifts, der kulinarische Genuss nicht zu kurz! Reiner Sturm, Jörg Brinckheger, Michael Krah, uschi dreiucker Die Genusstage für Frauen bieten wunderbare Voraussetzungen um vom Alltag abzuschalten und neues Wissen und neue Kraft zu tanken. 12 ? H&W | März 2016 NÜTZLICHES Sie fragen, Experten antworten Italienisches und internationales Erbrecht TREFF.Heimat im September n Im Rahmen des Vortrages vom 21. Jänner für den TREFF.Heimat hat Rechtsanwalt Thomas Wörndle die wichtigsten Grundsätze des italienischen Erbrechts erläutert. Gleichzeitig wurden die Grundzüge des länderübergreifenden internationalen Erbrechts mit besonderem Augenmerk auf die umliegenden Nachbarländer und die EU-Erbrechtsverordnung angesprochen, die im Wesentlichen seit August 2015 wirksam wird. Italienisches Erbrecht Erbfolge ohne Testament Wenn jemand bei seinem Ableben keine letztwillige Verfügung hinterlässt, wird die Erbfolge vom Gesetz geregelt, welches vorsieht, dass die Verwandten bis zum sechsten Grad sowie der Ehepartner erbberechtigt sind: siehe Tabelle unten. Dem Ehepartner stehen überdies das Wohnungsrecht an der als Familienwohnsitz genutzten Wohnung sowie das Gebrauchsrecht an deren Einrichtung zu. Stirbt der Erblasser ohne Verwandte innerhalb des sechsten Grades und ohne Ehegatten, erbt der Staat. Die Erbberechtigten erben jeweils eine Quote des gesamten Vermögens und so auch jedes einzelnen Vermögenswertes, d.h. erben z.B. drei Kinder drei Wohnungen des Vaters, so steht jedem Kind eine Quote von einem Drittel an jeder Wohnung zu. Die gesetzliche Erbfolge (ohne Testament) Erben Erbvermögen Ehepartner Alles Ehepartner und 1 Kind 1/2 Kind 1/2 Ehepartner Ehepartner und mehrere Kinder 1/3 Ehepartner 2/3 Kinder Ehepartner, Eltern und Großeltern 2/3 Ehepartner 1/3 Verwandte 1 Kind Alles Mehrere Kinder Alles zu gleichen Teilen Eltern oder Großeltern Alles zu gleichen Teilen Ehepartner, Eltern, Großeltern und Geschwister 2/3 Ehepartner 1/4 Eltern bzw. Großeltern 1/12 Geschwister Ehepartner und Geschwister 2/3 Ehepartner 1/3 Geschwister Eltern, Großeltern und Geschwister 1/2 Eltern oder Großeltern 1/2 Geschwister Geschwister Alles zu gleichen Teilen Andere Verwandte bis zum 6. Grad Alles zu gleichen Teilen Ausgleichspflicht Die Nachkommen und der Ehegatte des Erblassers müssen, wenn sie in der Erbfolge zusammentreffen, die Schenkungen, die sie vom Verstorbenen erhalten haben, ausgleichen, außer wenn sie der Verstorbene davon befreit hat. Somit werden zu Lebzeiten erhaltene Schenkungen zwischen diesen Personen auf deren Erbanteil angerechnet. Der Erblasser kann sie bei der Schenkung oder in seinem Testament von der Ausgleichspflicht befreien. Erbfolge mit Testament Der Erblasser kann über sein Vermögen durch ein Testament verfügen. Ein Testament kann von jedem Volljährigen, der nicht voll entmündigt ist oder zum Zeitpunkt der Abfassung unzurechnungsfähig ist, gültig verfasst werden. Das Testament soll Ausdruck des letzten Willens des Erblassers sein und kann daher jederzeit widerrufen oder abgeändert werden. Testamentsformen Das eigenhändig geschriebene Testament Um gültig zu sein, muss dieses Testament allein vom Erblasser zur Gänze mit der Hand geschrieben, datiert und unterzeichnet werden. Wer ein eigenhändig geschriebenes Testament in Verwahrung hat (Notare, Rechtsanwälte, Wirtschaftsberater, Private) muss dieses bei Ableben des Erblassers einem Notar zur Veröffent- lichung aushändigen. Ein eigenhändig geschriebenes Testament muss, um erfüllt werden zu können, im Original vorliegen, daher ist auf eine sichere Aufbewahrung zu achten. Das öffentliche Testament Das öffentliche Testament wird von einem Notar in Gegenwart zweier Zeugen in einer öffentlichen Urkunde verfasst. Der Erblasser erklärt vor dem Notar in Gegenwart der Zeugen seinen Willen, der vom Notar schriftlich festgehalten wird. Anschließend verliest dieser den Text, welcher vom Erblasser, den Zeugen und vom Notar selbst unterschrieben werden muss. Das geheime Testament Das geheime Testament kann vom Erblasser selbst oder von einer anderen Person geschrieben werden. Falls es vom Erblasser eigenhändig geschrieben wird, reicht eine Unterschrift am Ende. Wurde es gänzlich oder teilweise von einer anderen Person oder nicht handschriftlich vom Erblasser verfasst, so muss es der Erblasser am Ende jedes halben Bogens (ein Bogen sind vier Seiten) unterzeichnen. Das Testament wird in einem Umschlag versiegelt und einem Notar in Anwesenheit von zwei Zeugen überreicht. Das Pflichtteilsrecht Der Gesetzgeber sieht für den Ehepartner, die ehelichen und unehelichen Kinder sowie die ehelichen Vorfahren (Eltern, H&W | März 2016 Großeltern usw.) Pflichtteile vor: siehe Tabelle rechts. Trotz dieser Bestimmungen könnte der Erblasser zu Lebzeiten durch Schenkungen über sein gesamtes Vermögen verfügen und so die Pflichtteilsberechtigten um ihren Anspruch bringen. Um dies zu verhindern, bestimmt der Gesetzgeber, dass die zu Lebzeiten des Erblassers gemachten Schenkungen bei der Berechnung des Pflichtteils mitberechnet werden müssen. Es wird hierbei der Wert der Schenkungen zum Zeitpunkt des Ablebens herangezogen. Der Wert der Schenkungen wird zum Todeszeitpunkt bestimmt, wobei eventuell getätigte Investitionen in Abzug gebracht werden können. Eine besondere Regelung betrifft das Pflichtteilsrecht des Ehepartners. Dem Ehepartner stehen das Wohnungsrecht an der als Familienwohnsitz genutzten Wohnung, sowie das Gebrauchsrecht an deren Einrichtung zu. Internationales Erbrecht Das internationale Erbrecht befasst sich mit Erbfällen mit einem Bezug zu zwei oder mehreren staatlichen Rechtsordnungen. Z.B. Es verstirbt ein italienischer Staatsbürger mit Wohnsitz und Vermögen in Deutschland. Dieser Erbfall enthält drei der für das internationale Erbrecht wichtigsten Anknüpfungspunkte an eine Rechtsordnung: 1. Staatsangehörigkeit 2. Wohnsitz Nächster 13 NÜTZLICHES 3. Lageort des Vermögens. Welcher Anknüpfungspunkt in solchen Fällen ausschlaggebend ist und welche Rechtsordnung demzufolge bei der Abwicklung der Erbschaft oder im Streitfall zur Anwendung kommt, wird von den Bestimmungen des internationalen Privatrechtes (IPR) festgelegt. Da jeder Staat eigene IPR-Bestimmungen hat, kann es zu verschiedenen und auch widersprüchlichen Ergebnissen kommen. Internationale Erbrechtsfälle können sich daher als sehr komplex erweisen. Um eine Vereinheitlichung und Rechtssicherheit auf europäischer Ebene zu erzielen, wurde kürzlich die sogenannte EUErbrechtsverordnung verabschiedet. frei verfügbarer Teil Ehepartner 1/2 1/2 Ehepartner und 1 Kind 1/3 Ehepartner 1/3 Kind 1/3 1/4 Ehepartner 1/2 Kinder 1/4 Ehepartner, Eltern und Großeltern 1/2 Ehepartner 1/4 Verwandte 1/4 1 Kind 1/2 1/2 Mehrere Kinder 2/3 1/3 Eltern oder Großeltern 1/3 2/3 Pflichtanteile beim Erben Erblassers zum Zeitpunkt seines Todes bestimmt. Verstirbt z.B. ein italienischer Staatsbürger mit gewöhnlichem Aufenthalt in Deutschland, so kommt auf die gesamte Erbfolge deutsches Recht zur Anwendung. Die EU-Verordnung gibt allerdings keine Definition des gewöhnlichen Aufenthaltes vor und überlässt die entsprechende Interpretation somit den nationalen Gerichten. Durch die „Rom-V“ Verordnung (EU) Nr. 650/2012, die auf die Rechtsnachfolge von Personen Anwendung findet, die seit dem 17.8.2015 verstorben sind, werden einheitliche Regeln darüber festgelegt, welches Erbrecht auf einen internationalen Erbfall anzuwenden ist. Weiters wurde ein europäisches Nachlasszeugnis eingeführt. Nach wie vor nicht geregelt ist hingegen die Besteuerung von internationalen Erbrechtsfällen. Rechtswahl Die EU-Erbrechtsverordnung sieht auch die Möglichkeit vor, eine Rechtswahl zu treffen, d.h. eine Person kann mit einer Verfügung von Todes wegen (Testament) das Recht des Staates wählen, dem sie zum Zeitpunkt der Rechtswahl oder ihres Todes angehört. Z.B. Ein italienischer Staatsbürger mit gewöhnlichem Aufenthalt bestimmt mittels Testament, dass auf seine gesamte Erbfolge italienisches Recht Anwendbares Recht Das anwendbare Recht wird durch die EU-Erbrechtsverordnung einheitlich für alle EUMitgliedstaaten nach dem gewöhnlichen Aufenthalt des TREFF•Heimat Foto: Walter Dejori Informationen bei Südtiroler in der Welt, Tel. 0471 300213 oder [email protected]. Pflichtteil Ehepartner und mehrere Kinder EU-Erbrechtsverordnung Stadtbesichtigung Glurns und Besuch der Whisky-Brennerei Puni 14. April 2016 Erben zur Anwendung kommt. Siehe auch Heimat & Welt Oktober 2015. Gerichtsstand Für die Entscheidungen in Erbsachen sind die Gerichte jenes EU-Mitgliedstaates zuständig, in welchem der Erblasser zum Todeszeitpunkt seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte. Ferner wird durch die EU-Erbrechtsverordnung ein europäischer Erbschein („europäisches Nachlasszeugnis“) eingeführt, dessen Verwendung für die Erben jedoch nicht verpflichtend ist. Der europäische Erbschein ersetzt auch nicht die bisher verwendeten staatsinternen Nachlasszeugnisse. > Thomas Wörndle Rechtsanwalt Wörndle bietet montlich eine kostenlose Beratung für KVW Mitglieder an. Informationen unter Tel. 0471 300214 14 INTERN H&W | März 2016 Spielenachmittag in fröhlicher Runde Südtiroler in Stuttgart n Die letzte Veranstaltung im Vereinsjahr 2015 war ein Spielenachmittag. Es war eine große Spieltischrunde in weihnachtlicher Atmosphäre. Sigi und Waltraud freuten sich über die zahlreichen Mitspieler. Mit Eifer und Spielehrgeiz saßen alle an den Tischen, die Stifte in der Hand, die Scheine vor sich liegen, die Kugeln rollten – die mit Spannung erwarteten Glückszahlen rief Sigi in die Runde – dann laut und vernehmlich: Bingo! – der Gewinner strahlte, denn ein Preis ward ihm gewiss. Die nächste Runde konnte beginnen und immer wieder auch die Hoffnung, selbst einen Preis mit nach Hause nehmen zu dürfen. Als Überraschung hatte Waltraud die Gewinnerpreise liebevoll weihnachtlich verpackt. Für die Gewinner war an diesem Tag schon „Weihnachten“ – doch sollte heute keiner mit leeren Händen nach Hause gehen – für alle anderen gab es einen Trostpreis. Mit einem Weihnachtsgeschenk bedankten sich die begeisterten Mitspieler bei Waltraud und Sigi für die gute Organisation und Durchführung der Spielenachmittage. Anschließend saßen unsere Kart- Der Spielnachmittag kommt bei den Besuchern immer gut an. ler bei einem „Watter“ bis in die späten Abendstunden noch beieinander. > P. Goller Gnocchi, Frittatten und Knödel Südtiroler in Nordrhein-Westfalen n Viele Köche verderben angeblich den Brei. Die Südtiroler in NRW ließen sich davon nicht beirren und pilgerten an zwei Abenden zahlreich zum Kochen in die Großküche von In Via nach Köln. Das Resultat des emsigen Treibens konnte sich trotz Bienenhausatmosphäre durchaus sehen lassen. Während die Königinnen erhaben Regie führten und mit den Kochlöffeln dirigierten, waren die Drohnen - erkenntlich an ihren blauen Schürzen - für die niedrigen Dienste zuständig. Sie schälten und schnibbelten fleißig und rollten unermüdlich den Teig, um dann mit der Maschine handgemachte Nudeln hervorzuzaubern. Der Küchencrew war es wieder gelungen ein ausgewogenes Programm auf die Beine zu stellen. Unverkennbar war der mediterrane Einfluss, denn am Freitag gab es Bandnudeln mit Lachs und am Samstag standen Gnocchi in allerlei Variationen auf dem Programm (selbstgemacht natürlich). Tra- ditionelle Gerichte durften auch nicht fehlen: Frittatensuppe erinnerte an Mutters Küche und Speckknödel sind nun mal nicht wegzudenken, wenn Südtiroler an die Töpfe rufen. Ein Blick in die Runde zeigte durchwegs zufriedene Gesichter, selbst Sonderwünsche gingen in Erfüllung. Ein guter roter Tropfen trug an beiden Tagen erheblich zur ausgelassenen Stimmung bei. Vergeblich wartete man jedoch auf das Erscheinen des ZDF - die Verhandlungen mit dem Zweiten scheinen sich doch noch etwas in die Länge zu ziehen. > Egon Santer H&W | März 2016 15 INTERN Törggele-Veranstaltung Südtiroler in Hamburg VEREINSKALENDER APRIL 2016 1. April Südtiroler in Augsburg Monatstreffen im Vereinsraum 2. April Südtiroler in Kufstein/Wörgl Südtiroler in Innsbruck Hoangart Hoangart 3. April Südtiroler in Nordrhein-Westfalen Mitgliederversammlung in Köln 6. April Südtiroler in Innsbruck Südtiroler in Kitzbühel Gitschler Wanderung zum Graf-FerdinandHaus im Kühtai Hoangart 7. April Südtiroler in München Südtiroler in Landeck/Zams Sport Hoangart 8. April Südtiroler in Oberösterreich Hoangart mit dem Verein der Südtiroler in Linz 9. April Südtiroler in Oberösterreich Südtiroler in München Südtiroler in Kitzbühel Hoangart mit dem Verein der Südtiroler in Wels Planetarium Tirtlen-Krapfenessen 13. April Südtiroler in Oberösterreich Hoangart mit dem Verein der Südtiroler in Steyr 15. April Südtiroler in Salzburg Stadt Südtiroler in München Monatsversammlung Film Option 16. April Südtiroler in Hamburg Südtiroler in Nordrhein-Westfalen Südtiroler im Engadin Bosseln Brauereiführung in Düsseldorf Vorstandsreise (bis 17.4.) Heimat & Welt-Lesereise: 20. bis 23. Oktober 17. April Südtiroler in Hessen Besuch der Vogelburg Weilrod (Vogelpark) Die Stadt Aosta, auch „Rom der Alpen“ genannt, hat aufgrund ihrer tausendjährigen Geschichte sehr viel römische Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Region bietet Spitzenweine, Käse in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, Wurstwaren mit ganz speziellen Herstellungsmethoden, verfeinert mit dem Aroma von Bergkräutern. 20. April Südtiroler in München Südtiroler in Reutte Kaffeekränzchen Jahreshauptversammlung 21. April Südtiroler in Schwaz, Innsbruck, Kufstein Ausflug Staffelsee 22. April Südtiroler in Oberösterreich Südtiroler in Vorarlberg/Dornbirn Südtiroler in Kitzbühel Frühlingsfahrt mit dem Verein der Südtiroler in Steyr Hoangart Blütenfahrt nach Südtirol 23. April Südtiroler in Hallein Südtiroler in Innsbruck Kegel- und Asphaltstock-Turnier Tirtlnachmittag 24. April Südtiroler in Bodensee-Oberschwaben-Allgäu Frühjahrswanderung 28. April Südtiroler in Bischofshofen Südtiroler in Salzburg Stadt Vereinsabend Südtirol Reise (bis 1.5.) 29. April Südtiroler in Oberösterreich Maibaumaufstellen in der Stadt Linz n Wie jedes Jahr im Herbst fanden sich wieder die Mitglieder und Südtirolfreunde des Südtirolvereins Hamburg zum Törggelen im Kleingartenvereinshaus ein. Nach dem gewohnten Kaffee und Kuchen wurden wieder typische Südtiroler Spezialitä- ten wie Speck, Käse, Wein und leckere Kastanien serviert. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Musiker Duo „Franz & Franz“ aus Südtirol, sie sorgen für eine gute Laune bis in die späten Abendstunden. < Aosta für Genießer Informationen und Anmeldung: bei KVW Reisen unter www.kvw.org/reisen, [email protected], Tel. 0039 0471 309919 TERMINE Sommertreffen in Brixen/Milland Am Samstag, 25. Juli, findet das Sommertreffen für die Südtiroler in der Welt und ihre Angehörigen in Brixen und Milland statt. Heimatfernentreffen in Welschellen und Mühlwald Am 28. und 29. Mai in der Gemeinde Mühlwald; am 11. September in Welschellen. Poste Italiane spa - Versand im Postabonnement - G.D. Nr. 353/2004 • Erscheint monatlich • (konv. in Ges. Nr. 46 vom 27.2.2004) Art. 1, Abs. 2, DCB Bozen PORTRÄT Südtirol wird kreativer David Calas, Architekt in Wien n Der Bozner David Calas ist selbstständiger Architekt, Urbanist und Lehrbeauftragter an der Technischen Universtät Wien. Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen? Calas: Andere Länder hatten für mich immer eine besondere Anziehungskraft. Durch das Reisen hat sich der Wunsch nach einem anderen Lebensumfeld verstärkt. Mit 19 Jahren und der Matura in der Tasche, begleitet von einer ausgeprägten Sturm-und-Drang Zeit, wollte ich einfach aus Südtirol weg. Mein primärer Wunsch war der Abnabelungsprozess und die Erfahrung, auf sich alleine gestellt zu sein. Ich entschied mich ganz spontan für Wien, einer nicht allzu fernen Destination, um dort zu studieren. Die Entscheidung fiel ebenfalls spontan auf Architektur, diese bereue ich bis heute noch nicht. Was hat Sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Calas: Anfangs stellt man sich eine gänzlich unbekannte Stadt und die bevorstehenden Erlebnisse darin äußerst fantastisch vor. Bald jedoch holt die Realität einen auf den Boden der Tat- sachen zurück. Die erste Zeit war ziemlich hart, da ich auf mich gestellt war, weshalb auch etwas Heimweh aufkam, da das vertraute Umfeld fehlte. Doch mit der Zeit erlernte ich die nötige Gelassenheit, wodurch sich ein tolles Lebensgefühl in der neuen Umgebung entwickelte. Die Studienzeit war zwar intensiv, jedoch konnte ich diese auch zum Teil mit all ihren Facetten auskosten, die eine Stadt wie Wien bietet. Die Entscheidung im Ausland zu bleiben kam unmittelbar nach Studien ende, da mir äußerst verlockende Jobs angeboten wurden. Der Reiz als Architekt an tollen Projekten zu arbeiten und Wien als Drehscheibe von Zentralund Osteuropa zu nutzen, war ausschlaggebend für einen weiteren Verbleib im Ausland. Von Wien aus konnte ich an verschiedenen Projekten in Kroatien, Serbien, Slowenien jedoch auch in Südtirol arbeiten, weshalb die kulturelle Einsicht wuchs ohne die eigenen Wurzeln zu missen. Hinzu kam dann vor einigen Jahren die Lehre an der TU Wien, die mich immer wieder in verschiedenen Studentenprojekten, unter anderem auch in Südtirol, involviert sieht. Durch meine Selbststän- STECKBRIEF David Calas - 25.9.1984 geboren und aufgewachsen in Bozen - Oberschule für Geometer - Architektur in an der TU Wien - Studium der Politikwissenschaften (Bachelor) - Lebt und arbeitet in Wien - Gründung des eigenen Archtitekturbüros STUDIO CALAS – build - social cultural - sustain - URBAN SYNC – City yourself - Lehrbeauftragter an der TU Wien – Abteilung für Wohnbau und Entwerfen digkeit (STUDIO CALAS) und als Gründer einer Startup (URBAN SYNC) konnte ich Wien auch von unternehmerischer Seite kennen- und schätzen lernen. Die kreative Energie ist enorm und ansteckend! Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert? Calas: Mein Weggang liegt bereits zwölf Jahre zurück, weshalb sich einiges getan hat. Abgesehen von den traditionellen Strukturen, diese finde ich äußerst wichtig wenn sie mit der Zeit re-interpretiert werden, möchte ich mich nur auf die positiven Veränderungen in Südtirol beziehen. Ich merke, dass sich eine Veränderung anbahnt, die in der Selbstorganisation interessierter Menschen liegt. Das Anpacken erfolgt dynamischer, kreativer und immer öfters abseits von öffentlich-politischen Institutionen. Mit der Lage Südtirols, der Plurilingualität und dem aufkommenden Esprit entsteht eine gewisse Attraktivität. Diese finde ich als seine sehr wichtige, jedoch auch ausbaufähige Veränderung. Fühlen Sie sich noch als Südtiroler? Wie würden Sie heute Ihre Identität beschreiben? Calas: Südtirol hat mich geprägt und wird mich in Zukunft prägen, weshalb ich Südtiroler bin! Falls unzustellbar bitte zurück an: David Calas ist öfters für Projekte in Südtirol Foto: www.svenwuttej.com Ich sehe Identität jedoch nicht als territoriale Grenzlinie, sondern auch als Ausgangspunkt für weitere kulturelle Erfahrungen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols? Calas: Dass es sein Potential erkennt, dieses auch nutzt und das nicht nur in internen Beziehungen. Das gute „Standing“ Südtirols sollte zur Schaffung einer kulturellen Verbindungsachse im zentraleuropäischen Raum verwendet werden.< Für Österreich: Gesamtverband der Südtiroler in Österreich Für Deutschland: Zeughausgasse 8 Verband der Südtiroler Vereine A-6020 Innsbruck in der Bundesrepublik Deutschland c/o INVIA Köln e.V. Für die Schweiz: Stolzestraße 1a Südtiroler Verein Zürich und Umgebung D - 50674 Köln c/o Arthur Altstätter Auhaldenstrasse 26 CH-8427 Rorbas
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