Grüne Weiden, weiter Himmel

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Schier endlose Wälder und Weiden, kleine Felsgrate, enge Klusen,
Hochmoore und grasende Pferde prägen das Landschaftsbild
des Juras. Gelten die Alpen als klassisches Bergsteigerland, ist der
Jura ein ebenso klassisches Wanderland. Meistens wandert man
hier ohne allzu grosse Anstrengung wellenförmig auf und nieder und
gelangt früher oder später zu einer heimeligen Bergbeiz.
PHILIPP BACHMANN TEXT TONI KAISER BILDER
Grüne Weiden,
weiter Himmel
Fällt auf. Der aussichtsreiche La Dôle bei St-Cergue hoch über dem Genfersee ist mit 1677 Metern nach
dem Mont Tendre (1679) der zweithöchste Schweizer Juraberg. Seinen Gipfel und die Flanken «verzieren»
verschiedene Skilifte, eine Wetterstation, Radio- und Fernsehsender. Eine Bergwirtschaft sucht man
hingegen vergebens.
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Zum Träumen. Dieses lauschige Plätzchen befindet sich in den Gorges de l’Orbe, zwischen Les Clées
und Montcherand.
Die Via ferrata du Tichodrome verläuft fast waagrecht durch die gesamte Felswand oberhalb von
Noiraigue. Die Anlage ist wegen der Nistplätze der Mauersegler vom 1. Januar bis 31. Juli geschlossen.
Typisch für die erste (südlichste) Jurakette ist der atemberaubende Blick auf die parallel dazu
verlaufende Alpenkette. Vom Grenchenberg geht der Blick in die Berner Hochalpen mit (v. l.) Schreckhorn,
Finsteraarhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Ebnefluh usw.
Gestauter Fluss. Auf dem fjordähnlichen Lac des Brenets bei Le Locle wird Schifffahrt betrieben.
Der Kurs führt zum bekannten Saut-du-Doubs.
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Philipp Bachmann
Die schönsten
Wanderungen im Jura
AT Verlag 2012,
978-3-03800-656-5,
CHF 49.90
Martin Jenni und Hans Ikenberg
Französischer und Schweizer Jura
Touren, Einkehren, Unterkommen
Oase Verlag 2012,
978-3-88922-068-4,
CHF 36.–
Der Jura im Hochzeitskleid. Beim aargauischen Olsberg verwandeln die blühenden Kirschbäume
im Frühling die Juralandschaft in ein Märchenland. Jetzt ist die beste Wanderzeit.
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Weitere
Wanderbücher
Philipp Bachmann
Jurawandern
Vom Wasserschloss bei Brugg
zur Rhoneklus bei Genf
Rotpunktverlag 2011,
978-3-85869-219-0, CHF 39.90
Iris Kürschner
Jura
Die 40 schönsten Touren
Bruckmann Verlag, München
2012, 978-3-7654-5912-2,
CHF 19.90
Pier Hänni
Magischer Jura
Wanderungen zu Orten der Kraft von Schaffhausen über Basel bis zum Neuenburger Jura
AT Verlag 2008, 978-3-03800-262-8,
CHF 39.90
Thomas Rettstatt
Französischer Jura
Franche-Comté – Vogesen bis
Genfer See
Rother Wanderführer 2012,
978-3-7633-4372-0, CHF 22.90
Baume-les-Messieurs ist ein kleines Dorf im französischen Département Jura, 10 km östlich vom Lonsle-Saunier. Mit seiner alten Benediktinerabtei Saint-Pierre, die 909 gegründet wurde, jedoch schon auf
den irischen Mönch Columban zurückgehen soll, zählt das von 100 Meter hohen Felswänden umgebene Dorf
zu den schönsten Dörfern von Frankreich (www.les-plus-beaux-villages-de-France.org). Den schönen
Rundgang um den Felsenkessel von Baume-les-Messieurs finden Sie auf Seite 15 unten.
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Eine andere Welt.
Ich schaue zum Fenster hinaus, sehe den dunklen Bergwald mit den
hellen Kalkfelsen dazwischen, lasse mich einmal mehr verführen und wandere los, durch den alten Buchenwald des Vorbergs, die steile Stiegenlos hinauf und über den Nesselboden zum Weissenstein – oder
noch lieber zum Balmfluechöpfli, diesem ausgesetzten Felsgupf mit dem niedlichen Namen und der sensationellsten Aussicht des Juras.
PHILIPP BACHMANN TEXT TONI KAISER BILDER
Das kleinste Faltengebirge
Der Jura ist kein spektakuläres Gebirge. Sein
höchster Gipfel, der (französische) Crêt de la
Neige erreicht bloss 1718 Meter. Grosse Seen
und breite Flüsse fehlen ebenso wie Schnee­
berge und Gletscher (ausser diversen Eishöh­
len wie die Glacière de Monlési nordwestlich
von Couvet im Val de Travers). Dafür gibt es
schier endlose Wälder und Weiden, kleine
Felsgräte, enge Klusen und dunkle Schluch­
ten. Gelten die Alpen als klassisches Bergstei­
gerland, ist der Jura ein ebenso klassisches
Wanderland. Hier müssen keine Drei- oder
Viertausender bezwungen werden, sondern
höchstens einmal ein Aufstieg von ein paar
hundert Höhenmetern. Meistens aber wan­
dert man ohne allzu grosse Anstrengung
wellenförmig auf und nieder und gelangt
früher oder später zu einer heimeligen Berg­
beiz.
Aus grosser Höhe betrachtet, hat der Jura die
Form eines «Gipfelis». Von Regensberg bei
Zürich ziehen sich die Juraketten in einem
350 Kilometer langen Bogen bis zur franzö­
sischen Stadt Chambéry hin. Während am
östlichen Ende des Faltenjuras bloss ein
einziger Bergzug – die Lägern – steht, liegen
im mittleren Bereich bis zu zehn Falten neben­
Seelentröster für kalte Winternächte
Käse im Holz reifen zu lassen, das gibt es nicht nur im Jura. Aber der Vacherin Mont-d’Or, dieser
in der Fichtenholzschachtel gereifte Kuhmilchkäse aus dem Westschweizer Jura – vor allem um
den Lac de Joux – und dem französischen Haut-Doubs, ist der berühmteste unter ihnen. Er wird
seit über 150 Jahren hergestellt und ist neben elf weiteren Schweizer Käseprodukten – auch
dem Tête de Moine aus den Bezirken Freiberge, Pruntrut, Moutier und Courtelary – herkunftsgeschützt (Appellation d’Origine Protégé AOP). Traditionell wird er nur zwischen September und
April hergestellt, was darauf zurückgeführt wird, dass die Kühe im Winterhalbjahr zu wenig Milch
für die viel grösseren Gruyère-Laibe hergeben. Die
Vacherin-Saison wird jeweils mit der Fête du Vacherin Mont-d’Or im kleinen Dorf Charbonnières eröffnet – in diesem Jahr am 27.9. Genossen wird die
cremig-milde Köstlichkeit gerne aus dem Ofen mit
geschwellten Kartoffeln und einem Glas Weiss­wein.
VACHERIN MONT-D’OR
Vacherin Mont-d’Or aus dem Ofen
1. Einen ganzen Vacherin Mont-d’Or in der Schachtel
in Alufolie wickeln und mit einer Gabel regelmässig
einstechen. Nach Belieben 1– 2 geschälte Knoblauchzehen in den Käse stecken und 1– 2 Esslöffel
Weisswein darüber träufeln.
2. Den Käse in der Mitte des auf 200 Grad vorgeheizten Ofens 25 Minuten schmelzen lassen. Wie ein
Fondue mit Geschwellten oder Brot geniessen.
12
­einander. Am südlichen Ende bei Chambéry
reduziert sich diese «Vielfältigkeit» wiederum
auf eine einzige Falte. Die höchsten Jura­
ketten befinden sich am Innenrand des Jura­
bogens. Zum äusseren Rand hin, in Richtung
Franche-Comté, werden die Hügelzüge im­
mer niedriger. Ebenso nimmt die Höhe der
Juragipfel von Südwesten nach Nordosten
ab. Während die französischen Reculet und
Crêt de la Neige bei Genf die Höhenlinie
von 1700 Metern übersteigen, erreicht der
höchste Schweizer Juraberg, der Mont Ten­
dre, noch 1679 m. Weiter nordöstlich sind
die Gipfel niedriger: Chasseron NE und
Chasseral BE je 1607 m, Hasenmatt SO
1445 m, Belchenfluh SO/BL 1123 m, Was­
serfluh AG 866 m, Lägern AG/ZH 859 m.
Hinter dem Kettenjura mit seinen ausge­
prägten Falten und tiefen Klusen breitet sich
der Plateaujura in die französische FrancheComté bis nach Monbéliard und Besançon
aus. Diese nur schwach gefaltete Juraland­
schaft, zu der auch die Freiberge gehören,
liegt auf 800 bis 1000 Metern über Meer und
wird von mehreren Schluchten und Tälern
durchbrochen. Der wichtigste Fluss des Pla­
teaujura ist der Doubs, der sich in weiten
Schlaufen durch die Freigrafschaft schlängelt,
einen Abstecher in die Schweiz macht, bei
St-Ursanne die Richtung um 180 Grad än­
dert und schliesslich im südlichen Burgund
in die Saône mündet.
Ein Teil des Juragebirges im Nordosten
­wurde gar nicht gefaltet. Hier wurden die
Gesteinsschichten nur leicht gegen den
Schwarz­wald im Norden angehoben und
später durch die Erosion in schief liegende
Platten zerlegt. Man spricht deshalb vom
Tafeljura. Diese charakteristische Landschaft
mit den steilen Talflanken und den weiten
Hochflächen findet man in der Ajoie, im
Baselbiet, im Fricktal, aber auch im schaff­
hausischen Randen.
Kletterparadies Jura. Praktisch über den ganzen Jura verteilt streben raue Kalkwände und -türme steil nach oben, die von Kletterern wie hier bei Moutier gerne als
Übungsgelände genutzt werden.
Zum Verweilen. Vor allem im Frühling ist der kleine Wasserfall unter der Grottes
de Baume im französischen Jura eine wahre Augenweide (siehe Tour 5 Seite 15 unten).
Hier gibts auch ein schönes Restaurant.
Freiberger Rasse. Die ausgedehnten Hochebenen
der Freiberge sind die Wiege der einzigen Schweizer
Pferderasse.
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ständig mit Wald bedeckt. Die Kelten nann­
ten das Juragebirge denn auch «jor», was soviel
wie «Waldland» bedeutet.
Olivier Piguet, Le Sentier VD. Wer beim Uhr­
macher im Vallée de Joux einen Kurs besucht, trägt
am Schluss seine selbstzusammengebaute Uhr
nach Hause (www.olivierpiguet.ch).
Weinberg bei Hottwil AG. 800 Winzerinnen und Winzer
betreiben im Aargau auf gut 400 Hektaren Weinbau. Er ist
damit der viertgrösste Weinbaukanton der Deutschschweiz.
Flaniermeile. Orbe ist ein schmuckes Kleinstädtchen mit
römischer Vergangenheit am Rande des Waadtländer Juras.
Feine Forellen. Die romantisch gelegene Auberge Le Theusseret bei Goumois
ist eine ehemalige Mühle und heute ein bekanntes Fischrestaurant.
Jung und verkalkt
Das Juragebirge besteht zu zwei Dritteln aus
hartem Kalkstein. Der Rest ist weicher Mer­
gel und Ton. Die Gesteinssedimente des Juras
sind bereits im Erdmittelalter (vor 230 bis 65
Millionen Jahren) entstanden. Damals, im
Mesozoikum, wurde das Gebiet der heutigen
Schweiz mehrmals von einem flachen, tro­
pisch warmen Meer überflutet. In jenem
Ur-Mittelmeer, das sich zwischen den Konti­
nentalplatten Afrika und Europa ausgedehnt
SCHWEIZ 9/2014
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Vielleicht ist es der scharfe Gegensatz zum
hektischen Mittelland, der den Jura mit sei­
nen grossen Wäldern und weiten Landschaf­
ten so attraktiv macht. Vielleicht ist es auch
die Ruhe und das gemächliche Leben auf den
Jurahöhen, das die Menschen aus den städ­
tischen Agglomerationen in die Natur hinaus
lockt. «Man kommt in eine andere Welt,
wenn man auf den Jurahügeln steht, die klare
Luft einatmet, das Glockengebimmel der
weidenden Kühe hört und die Aussicht auf
die ferne Alpenkette geniesst», meinte ein
Mittellandbewohner, der kaum zehn Kilo­
meter vom Weissenstein entfernt wohnt.
Diese «andere Welt» zieht sich von den be­
waldeten Kreten des Aargauer Juras bis zu
den einsamen Wytweiden des Parc Jurassien
Vaudois und den noch einsameren Höhen
des Französischen Juras hin. Aber auch die
Hochflächen des Randen bei Schaffhausen,
die Obstgärten des Fricktals und des Basel­
biets, die Ackerlandschaften der Ajoie, das
tiefe, dunkle Tal des Doubs und natürlich die
berühmten Freiberge gehören zum Jura.
Letztere gelten bei vielen Deutschschweizern
gar als der Jura schlechthin. Dabei ist die
prächtige Parklandschaft mit den mächtigen
Wettertannen, den weidenden Pferden und
den weissgetunchten Bauernhäusern kein
Naturzustand, sondern eine jahrhunderte­
alte, von Menschen gemachte Kulturland­
schaft. Ursprünglich war der Jura fast voll­
Fondue im Sommer. Das und viele weitere Hofspezialitäten gibts in der Bergwirtschaft
Le Soliat, nur wenige Meter von den Felsabgründen des Creux du Van entfernt.
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hatte, wurden Millionen von Schalentieren,
Muscheln, Schnecken, Ammoniten, Belem­
niten, Seesternen, Seeigeln und anderen
Tier- und Pflanzenresten auf dem Meeresbo­
den abgelagert. In einigen Küstenbereichen
entstanden auch Korallenriffe. Heute können
wir die mesozoische Tierwelt als Versteine­
rungen an den Jurafelsen bewundern.
Die Geologen unterscheiden drei grosse
Epochen des Erdmittelalters: Trias, Jura und
Kreide. Das Juragebirge hat also der mittle­
ren Epoche den Namen gegeben. In jener
Jura­zeit entstanden die markanten, hellen
Kalkfelsen, welche beispielsweise an der
Weissensteinkette aufscheinen. Mit diesem
Kalkstein (Malm-Kalk) wurde die Stadt So­
lothurn erbaut. Im Gegensatz zur weissen
St.-Ursen-Kathedrale von Solothurn er­
scheint das Schloss von Neuenburg orangegelb. Das Baumaterial stammt aus einem
Steinbruch bei Hauterive NE, und der gelbe
Stein, der dort abgebaut wird, aus der Krei­
dezeit. Diese jüngere geologische Epoche
kommt nur westlich von Biel vor, womit er­
sichtlich wird, warum die alten Steinhäuser
am welschen Jurasüdfuss gelb und die Solo­
thurner Häuser weiss sind.
Rund 185 Millionen Jahre dauerte die Phase
der Gesteinsbildung, gerade mal drei Millio­
nen Jahre diejenige der Auffaltung. Während
die Alpenfaltung bereits vor 65 Millionen
Jahren begann, setzte der Faltungsprozess im
Die schönsten
Wanderungen im
Französischen
Jura
Besançon
FRANCE
3 2
Pontarlier
Champagnole
B
du alc
Ju on
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5 4
SCHWEIZ
1
Gorges du Pichoux:
Tal der 1000 Quellen
Es gurgelt und grünt in dieser faszinierenden
Schlucht zwischen Undervelier (bei Bassecourt) und Souboz – einer typischen Jura­
klus, wo sich die Sorne einen imposanten
Durchgang zwischen hohen Kalkwänden
freigewaschen hat. Ein Stauwehr ermöglicht
einen lauschigen Weiher, den Lac Vert. In
diesen sprudeln mehrere weiss schäumende
Läufe der Blanches Fontaines. Die urtümliche Landschaft mit den flechtenverzierten
Bäumen entführt den Besucher in eine andere Welt. «Ein starker Kraftort», schreibt Pier
Hänni in seinem Magischen Jura (AT Verlag
2008). Leider führt auch eine viel befahrene
Strasse durch die Schlucht. Am besten wandert man bis ans Schluchtende und auf demselben Weg wieder zurück (T1, 1 h hin- und
zurück).
Jura erst vor fünf Millionen Jahren ein. Die
geophysikalischen Kräfte waren jedoch die­
selben wie in den Alpen: Durch den Druck
der afrikanischen Kontinentalplatte auf die
europäische Platte und dem Widerlager der
alten Rumpfgebirge Schwarzwald, Vogesen
und Zentralmassiv wurden die Sedimente
des Juras zusammengestaucht und aufgefal­
tet. Es entstanden langgezogene Hügel (An­
tiklinalen) und Täler (Synklinalen). Da die
Erosion «erst» seit wenigen Millionen Jahren
wirkt, entspricht der geologische Bau des
Juragebirges noch weitgehend der Topogra­
phie. Mit anderen Worten: Der Jura ist ein
Faltengebirge aus dem Lehrbuch.
Am Rand der Geschichte
So klar und einheitlich die Geologie des Juras
ist, so vielfältig präsentiert sich die kultur­geo­
grafische Landschaft. Aufgegliedert in zahl­
reiche Talschaften, unterscheiden sich die
Regionen des Juras ebenso stark untereinan­
der wie zum schweizerischen Mittelland. So
hat beispielsweise das solothurnische Thal
kaum Kontakt mit dem benachbarten Dels­
berger Becken, aber sehr viele Beziehungen
zum Gäu im Mittelland. Dies ist natürlich
auf die unterschiedliche Sprache und die
Kantonsgrenze zurückzuführen. Aber auch
die Freiberge und das benachbarte La Chauxde-Fonds pflegen relativ wenig Kontakt mit­
einander. Neben sprachlichen und admini­
strativen Hürden haben auch konfessionelle
und kulturelle Abgrenzungen zu einer
starken Fragmentierung des Schweizer Juras
geführt. Hinzu kommen topografische Hin­
dernisse, die seit der Besiedlung des Jurabo­
gens im Mittelalter zur kulturgeografi­schen
Kleinräumigkeit beigetragen haben. Es gab
auch nie ein Staatsgebilde, das den gesamten
Jura umfasst hätte, nicht einmal Ansätze dazu
waren vorhanden. Der Jura war immer ein
Wallfahrtsort. Die Grotte de Sainte-Colombe – mit kleiner Karstquelle – liegt etwa einen
Kilometer nördlich von Undervelier an der Strasse nach Berlincourt.
Aussichtsberg Chasseron. Der felsige Gipfel zwischen Fleurier und
Sainte-Croix liegt zwar im Nebel, doch nur wenige Meter darunter sorgt
eine Bergwirtschaft für kulinarische Lichtblicke.
3 Gorges du Nouailles. Vom pittoresken MouthierHaute-Pierre (10 km nördlich von Ouhans) führt dieser
Rundweg durchs idyllische Tal der Loue zu deren im
Talschluss aus den Felsen sprudelnden Quelle und über
die aussichtsreiche Krete zurück zum Ausgangspunkt.
Dabei passiert man mehrere Attraktionen: die schäumenden Cascades de Syratu, die Grotte Faux Monnay­
eurs (mit Metallleiter) und die aus dem Fels schiessende
Quelle Source de Pontet. Route: Von Mouthier (Parkplatz
bei der Kirche) auf der orogr. rechten Bachseite bis zur
Source de Pontet, Bachseite wechseln und durch die
Schlucht zur Loue-Quelle (Rest.), rechts steil hinauf auf
den Kamm und diesem entlang via Belvédère Renédale
zum Belvédère du Moine (Rest.) und hinunter nach
Mouthier (T2, Auf-/Abstieg je 250 Hm, 4¾ h). Tipp: Der
berühmte Kirsch La Marsotte!
1 Drei Tage auf dem Balcon du Jura. Diese
dreitägige Höhenwanderung über die höchsten
Juraberge mit Blick auf die ganze Alpenkette führt
vom schweizerischen St-Cergue ins französische
Dörfchen Longeray unterhalb des imposanten
Fort l’Ecluse bei Bellegarde. Übernachtet wird auf
dem Col de la Faucille (www.monts-jura.com) und
im Selbstversorger-Gîte du Gralet. Der Balcon du
Jura ist als Fortsetzung des Jurahöhenweges 5
im Führer Jurawandern – Vom Wasserschloss
bei Brugg zur Rhoneklus bei Genf von Philippe
Bachmann beschrieben (Rotpunktverlag 2007,
3-858869-219-0, CHF 39.90). Infos auch unter
www.wanderland.ch/de/routen/route-05.html.
Karten: LK 1: 50 000, 260T St-Cergue, IGN-Serie
1: 25 000, 3327 ET, 3328 OT und 3330 OT.
2 Cirque du Consolation. Abwechslungsreiche Rundtour mit Ausgangspunkt beim ehemaligen Kloster Notre-Dame-de-Consolation (bei
Fuans 20 km nördlich von Morteau). Sie führt um den spektakulären
Felsenkessel des Dessoubre und seine urwüchsige Märchenlandschaft.
Zottelig bemooste Baumriesen, feuchte Grotten, schäumende Quell­
bäche zwischen bröckeligen Felsen und einmalige Aussichtspunkte sind
auf teils etwas ausgesetzten Wegen mit mehreren Metalltreppen und
Seilgeländern zu entdecken. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich! Route: Vom Klosterhof dem Bach entlang, links über die Brücke
der Source noir, steil mithilfe von Treppen hinauf auf ein Felsband und
zur Grande Grotte, weiter der Felsrippe entlang zum Hof La Sci dessus,
hinauf zum Aussichtspunkt Roche du Prêtre und auf gleichem Weg zurück, weiter zu den Ruinenresten der Burg von Châtelneuf (hier gibts
auch eine grosse Tyrolienne), auf dem Rücken abwärts zum Belvédère
Ste-Catherine, rechts hinunter in die Schlucht, nach hinten zur Cascade
du Lançot und zurück zum Kloster (T2, Auf-/Abstieg je 350 Hm, 3½ h).
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SCHWEIZ 9/2014
SCHWEIZ 9/2014
Im Felsenkessel des Dessoubre. Auf dem abwechslungsreichen Rundgang vom ehemaligen
Kloster Notre-Dame-de-Consolation (siehe Tour 2 links unten) taucht der Wanderer in eine
archaische Landschaft ein.
4 Région des Lacs du Jura. Ein vielfältiges
Wanderwegnetz durchzieht die malerische
Seenregion 20 km südlich von Champagnole. Eingebettet in liebliches Wald- und Wiesenland, laden unzählige Seen und die berühmten Hérisson-Kaskaden zum Wanderund Badespass. Route: Von La Fromagerie
bei Ilay via La Frasnoi zum Lac de Narlay,
diesen umrunden, zum Parkplatz Le Petit
Marclu, steil hinauf auf den grossartigen
Aussichtspunkt Belvédère des 4 Lacs, weiter
über die Krete zum Pic d’Aigle und absteigen
nach Ilay-La Fromagerie (T2, Auf-/Abstieg je
etwa 300 Hm, 3¼ h).
5 Cirque de Baume. Der grossartige Felsenkessel von Baume-les-Messieurs (10 km östlich von Lons-le-Saunier) beherbergt ein altes
Klosterensemble der Benediktiner, dessen Ursprünge bis ins 6. Jahrhundert auf den irischen
Mönch Columban zurückgehen. Eine sensationelle Rundwanderung führt über den Schluchtrand in den Talschluss und durch die Schlucht
zurück zum malerischen Klosterdorf. Route:
Von Baumes-les-Messieurs steil über die
Echelles de Sermu hinauf auf das Plateau, kurz
nach rechts zu einem grandiosen Aussichtspunkt, zurück und weiter dem Kamm entlang
via das Dorf Sermu zum Belvédère des Roches
de Baume (spektakuläre Aussicht, Rest. mit
schöner Terrasse), steil hinunter in den Talkessel zur besichtigbaren Grotte mit Quelle (Rest.),
dem Bach entlang zurück nach Baume (T2,
Auf-/Abstieg je 250 Hm, 2½ h).
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Randgebiet, ein Grenzland, wo sich die En­
den weit entfernter Machtzentren trafen. Die
einzigen beiden historischen Staatsgebilde,
die man als «jurassisch» bezeichnen könnte,
waren das Fürstbistum Basel und die Frei­
grafschaft Burgund mit der Hauptstadt Be­
sançon. Die Franche-Comté verlor ihre be­
schränkte Autonomie schon im 17. Jahrhun­
dert an das zentralistische Frankreich, und
das Gebiet des Fürstbistums Basel wurde am
Wiener Kongress (1815) dem Kanton Bern
zugeschlagen. Heute existieren mit dem
Kanton Jura und dem Baselland immerhin
zwei rein jurassische (Halb-)Kantone.
Was ist aber das Gemeinsame, das Typische
des Juras? Gibt es gar eine Corporate Iden­tity
im Jura? Typisch ist sicher die offene Land­
schaft mit den Wytweiden, den grossen Wäl­
Langlaufparadies Jura
Gut 3000 Loipenkilometer zählt der französisch-schweizerische Jura. Viele davon hängen zusammen, zum Beispiel
die beiden durchgehend signalisierten Fernrouten «Traversée du Jura Suisse TJS» (von La Cure südlich des Vallée du
Joux bis Savagnières/Les Bugnenets oberhalb St-Imier)
sowie auf der französischen Seite die Grande Traversée du
Jura GTJ von Giron nach Le Locle. Da kann das Wanderherz schon mal die Lust packen, einfach mal loszuwandern
und die fast grenzenlosen Weiten der rundgeschliffenen Höhenzüge mit ihren mächtigen, oft zu
einem weissen Dreieck verpackten Jura­tannen auf schmalen Latten selber zu erforschen. Eine
gute Hilfe ist eine praktische Anleitung, welche die langlaufbegeisterten Jurakenner Karl und
Marianne Meyer sowie der Ethnologe und Publizist Dominik Wunderlin in Zusammenarbeit mit
den Langlauf-Dachorganisationen «Romandie Ski de Fond» und «Grande Traversée du Jura»
zusammengetragen haben. In ihrem rucksacktauglichen Bändchen beschreiben sie detailreich
mit vielen Infos zu Land und Leuten und den wichtigen Adressen die Hauptroute – und dazu
zahlreiche Alternativen – vom französischen Giron bis in die Gegend des Chasseral.
dern und dem weiten Himmel. Wahrschein­
lich fördert diese Weite auch die Offenheit
des Denkens, die Toleranz gegenüber An­
dersdenkenden, die Bereitschaft, neue Ideen
aufzunehmen. Ein gutes Beispiel für die
­Innovationsfreude der Jurassier ist die Aus­
breitung der Uhrenindustrie, die seit dem
16. Jahrhundert in Genf heimisch war. Nach
Anleitung von Genfer Uhrmachern, began­
nen die Bauern im Vallée de Joux und in La
Chaux-de-Fonds um das Jahr 1700 Uhren­
teile herzustellen. Im 18. Jahrhundert ver­
breitete sich das Uhrenhandwerk auch im Val
de Travers, im Vallon de St-Imier und in den
Freibergen und im 19. Jahrhundert im ge­
samten Jurabogen. Heute werden im Jura
immer noch Uhren hergestellt, die Mikro­
elektronik ist aber auch ein wichtiges wirt­
schaftliches Standbein geworden, wie der
sanfte Agrotourismus.
Die Offenheit der Landschaft und der Men­
schen, gepaart mit der Gastfreundschaft in
den urchigen Bergbeizen, das sind die Ingredi­
enzen des genussvollen Wanderns im Jura. k
Der Geograf Philipp Bachmann
aus Oberdorf SO ist Autor mehrerer
Wanderbücher, u. a. auch über
den Jura.
Langlauf grenzenlos. Eine Entdeckungsreise durch den Jura, von Karl und Marianne Meyer
und Dominik Wunderlin, Dietschi AG Olten / Schweiz. Juraverein 2012, 978-3-905404-54-8,
CHF 29.90
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Wanderschuhe zu schnüren. Entdecken auch Sie die wunderbare Landschaft am
Lägernhang bis hin zur Klosterhalbinsel Wettingen und erfreuen Sie sich zusätzlich
am attraktiven Rahmenprogramm auf dem Festgelände im Tägi Wettingen.
Sie haben die Wahl! Erkunden Sie auf einer von drei verschiedenen
Wanderrouten die Region – geführt oder individuell. Oder begeben Sie
sich mit Ihrer Familie auf den Family-Trail, einem abenteuerlichen Postenlauf
am Fusse der Lägern. Zusammen mit Ihnen werden Sara Bachmann
(Sara macht’s), Lucas Fischer (Aargauer des Jahres 2013) und der
zottelige Murmi ebenfalls die Wanderschuhe schnüren.
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