Predigt am Dreifaltigkeitssonntag - 31.05.2015 Die Darstellung Gottes

Predigt Dreifaltigkeitssonntag 2015
Wir feiern das hohe Fest der Dreifaltigkeit Gottes Es gibt unzählige Darstellungen der
hlst. Dreifaltigkeit. Denken Sie nur an die gotischen oder barocken Darstellungen von
Gott Vater als einem alten Mann, der das Kreuz hält, an dem Christus hängt, darüber
eine Taube als Symbol für den hl. Geist. Ein Bild, das bei aller Begrenztheit einen hohen
Wert besitzt, denn es macht die Liebe Gottes gerade darin sichtbar, dass der Vater den
Gekreuzigten zeigt. Oder die östliche Darstellung dreier Engel, die Abraham begegnen, ein Bild für die
Dreifaltigkeit, unzählige Male nachgeahmt. Diese Form zeigt noch deutlicher, dass sich Gottes Wesen nur
andeuten lässt, eben durch Engelsgestalten statt durch Vater, Sohn und Geist selber.
Es ist eine Crux mit der Darstellung Gottes und das spüren wir seit einigen Jahrzehnten immer stärker.
Diese Krise der Darstellung Gottes aber birgt eine große Chance: sich zu emanzipieren von Gottesbildern,
die ja doch hinter der göttlichen Wirklichkeit immer zurückbleiben müssen. Deshalb gibt es vermehrt
Bilder, die sich bei der Natur bedienen, die symbolhaft sind, die deutbar sind und nicht schon alles
vorgeben. Bilder, die auch aus der Bibel schöpfen, wie etwa die Wolke als Bild für Gott, das Feuer. Insofern
hat Engelbert Mayer durchaus ein passendes Bild für Gott gemalt mit dem als brennenden Dornbusch
genannten Bild, das die letzten 25 Jahre an der Altarrückwand hing. Wir haben es in der Fasten- und der
Osterzeit durch das aktuelle Hungertuch ersetzt und machen nun eine Pause. Wir gönnen uns für eine Zeit
jene leere Wand, die jahrzehntelang zu sehen war. Auch sie ist eine Darstellung Gottes.
Der Architekt Groethuysen hat damals, 1967, beim Bau der Kirche mit einem feinen Gespür für die
Gegenstandslosigkeit Gottes die Altarrückwand frei gelassen. Die Ziegel des umlaufenden Seitenschiffes
gehen nicht einfach durch, sondern sind über die Breite der Altarinsel aufgebrochen. So, als sollte aus der
Mt-Passion jene Stelle zitiert werden, in der es heißt, dass beim Tod Jesu der Vorhang im Tempel entzwei
riss. Der Vorhang im Tempel reißt entzwei und dahinter wird das Allerheiligste sichtbar. Im Tempel war das
die Bundeslade. In der Kirche ist das Allerheiligste im Tabernakel verborgen und war früher in den
Hochaltar einbezogen. Wenn Groethuysen also die Stelle frei lässt, an der in früheren Kirchen der
Hochaltar steht, dann fällt der Blick nur vordergründig auf eine leere Wand. Denn man kann tiefer sehen
und erkennen, dass uns Gott gezeigt wird und zwar darin, dass er sich beim besten Willen nicht darstellen
lässt.
Und so können wir in der geöffneten Wand die Anregung erkennen, weiter zu sehen, die Bilder von Gott
beiseite zu legen und uns der Gegenwart Gottes im Raum öffnen. Nicht zum ersten Mal, Schwestern und
Brüder, möchte ich Sie bitten, nein, auffordern, sich alleine in die Kirche zu setzen und Gottes Gegenwart
auf sich wirken zu lassen. Sich nicht ablenken zu lassen von schönen Kunstwerken wie etwa in der AMK,
sondern damit zu rechnen, dass Gott selbst da ist, sichtbar im Brot und spürbar im Herzen. Dann öffnet sich
der Vorhang und eine Ahnung Gottes wird lebendig. Dem einen gelingt es schneller, der andere hat mehr
Mühe. Übung macht auch hier den Meister.
Diese Kirche nimmt Gott ernst. Das ist der Grund, weshalb ich sie immer besonders geschätzt habe. Lassen
wir sie auf uns wirken und nähern wir uns so dem Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit.