Artikel Eisklettern in „Die Alpen“

Robert Jasper im Ausstieg
des Magiers. Foto: Robert Bösch
Januar 2013
Eis- und Mixed-Klettern im Basler Jura
Eiskalte Fälle und dünne Glasuren
Eisklettern tönt nach Winter
und Gebirge. Im Basler Jura
klappt das aber auch.
Gemütlich und für
jedermann. Oder in der
extremen Variante für ein
paar wenige Könner.
Text: Dominik Osswald, Basel
Es ist die sanfte Variante des Eiskletterns, die im Basler Jura
dominiert. Heikles Vorsteigen und wilde Abseilmanöver
müssen nicht sein. Hier steht der genussvollen Interaktion
mit dem Eis nichts im Weg. Das ist aber nicht alles, was die
Jurahügel und ihre Flühe zu bieten haben. Das Eisklettern
entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer Sportart, in
der auf der Suche nach neuen Schwierigkeiten ans Limit gegangen wird. Und auch das ist zu haben im Basler Jura. Mehr
noch: Hier wurden Massstäbe gesetzt.
Plaisir-Eisklettern
Auf die strengen Winter im Basler Jura ist wenig Verlass, und
grosse Wände gibt es nicht. Trotzdem wird hier seit etwa
1980 im Eis geklettert. Manche Juraschlucht erstarrt bei entsprechenden Temperaturen zu winterlicher Pracht mit fragilen Säulen und Zapfen oder feinen Eisglasuren. Etwa die
Region. Eine Seilbahn hebt einen auf 1000 Meter, AusgangsPunkt des Kantons Basel-Landschaft ist. Im Winter ist es ein
belebter Fleck mit Rodelbahn, Loipen und allem was dazu-
Eis und Fels kombiniert, an der Schreckfallsäule
im Gebiet Wasserfallen. Foto: Luca Osswald
Die Kälte im Februar 2012 reichte, um den
Magier gefrieren zu lassen. Foto: Meinrad Hänggi
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Januar 2013
Tourentipp Klettern
gehört. Bäche fallen im steilen Wald unterhalb der Bergstazum Eiskletterspielplatz. Wer hierherkommt, hört bald
nichts mehr vom Rummel rund um die Bergstation. Der Wald
in seinem Winterkleid prägt die Landschaft. Man ist allein
und eins mit Schneetannen, Eiszapfen und gefrorenen Bachbetten. Im Verlauf einer Kältewoche wachsen hier Säulen, die
einen fürchten lassen, eine trägt den treffenden Namen
«Schreckfall».
Die Routen sind zahlreich: kraftraubende Säulen und knifflige Glasuren für Fortgeschrittene, mässig steile Bachläufe
sind ideal für Einsteiger. Nur selten kommen Wanderer am
nahen Weg vorbei und erkunden das Schelmenloch. Ihre Mimik zeigt dann jeweils eine Mischung aus Überraschung und
Unbehagen. So grosse Eiszapfen sieht man hier nicht alle Tage,
Kletternde mit Steigeisen und Eisgeräten erst recht nicht.
Jaspers Magier
Ein anderer Eiskletterbrennpunkt in der Nordwestschweiz
ist ohne Zweifel eine unscheinbare Grotte bei Eptingen. Auf
den ersten Blick lässt sie nichts Spezielles erahnen. Ein
Er würde zu einer schönen Säule erstarren, aber angesichts
der milden Winter passiert das sehr selten. Nein, hier lockt
nicht das Eis. Im besten Fall bilden sich einige Zapfen, die
wie Schwerter in der Grotte hängen. Der Weg dorthin führt
Jasper, der in den USA Mixed-Routen wiederholt hatte, packte die Herausforderung. Zunächst eröffnete er mit Magier
Felskletterei zu den wenigen Metern Eis führt. Eine einzige
Seillänge, die verschiedene Kletterstile mit hohen Anforderungen vereint. Der Magier ist heute ein Klassiker, der kaum
wiederholt wird. Erst später weckte eine Linie Jaspers Interesse: Sie ergibt sich durch die Kombination von Fels, einem
überhängenden Teil der Grotte. Nach Jaspers Worten ist das
«die ideale Kombination aus Eis und steilem Fels». In seinem
Bericht in der Fluebible über die Erstbegehung der Route gibt
er Einblick in das damals neue Mixed-Klettern: «Schrill
kratzen die Steigeisen über den Kalk, suchen kleine Trittmöglichkeiten, während meine Finger an abschüssigen Leis-
Die Bäche eignen sich auch für Einsteiger.
Foto: Daniel Silbernagel
Januar 2013
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Tourentipp Klettern
Robert Jasper in Eptingen in der athletischen Route Ironman. In letzter Zeit schrauben die Cracks
die Schwierigkeiten nach oben. Foto: Frank Kretschmann
Die neue Dimension
Trait de lune
der Welt und ein Meilenstein. «Eine neue Dimension?», fragte Jasper am Ende seines Berichts. Das kann heute bestätigt
werden. Es geht um die Fortbewegung mit alpiner Ausrüstung und selbst gelegten Sicherungen in kombiniertem Gelände, das Ziel war aber nicht mehr ein Gipfel. Es ist die eine,
einzige Seillänge, die unspektakulär im Wald endet. Jasper
sieht im Mixed-Klettern ein Training für grosse alpine Unternehmungen. Leistungen, wie etwa die Speedrekorde von
Daniel Arnold und Ueli Steck in der Eigernordwand oder die
erste freie Begehung der Harlin-Direttissima zusammen mit
Roger Schäli, wären ohne solides Vorankommen in Fels und
Eis unmöglich. Und zwar im freien Kletterstil, sauber und
Matterhorn gegen Grotte
Letzten Winter kombinierte Jasper bestehende Routen in
Eptingen und meisterte so eine äusserst athletische Querung
durch die gesamte Grotte. Ironman heisst das Teststück, für
Jasper ein Highlight. Und so kommt es, dass die Cracks der
Szene von nah und fern an diesen unscheinbaren Ort reisen.
Patrik Aufdenblatten etwa, der im Eiskletter-Weltcup 2011
Vierter geworden war, nahm den Weg von Zermatt auf sich,
um dem «Eisernen Mann» eine souveräne Begehung abzuringen. Verkehrte Welt könnte man meinen, wenn einer aus
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Januar 2013
Zermatt die klettertechnische Herausforderung in Eptingen
weisenden Eiswänden der grossen Viertausender, sondern
im überhängenden Fels auf kleinstem Raum. 1 : 0 für die
Grotte. Das Matterhorn ist dafür schöner. 1 : 1, unentschieden.
Wettkämpfe in der Schweiz
Zum 14. Mal finden am 18. und 19. Januar die EiskletterWettkämpfe in Saas Fee statt. Eine Woche vorher
werden in Saas Grund die Jugendweltmeister erkoren.
Der internationale Verband UIAA fördert die EiskletterWettkämpfe ab dieser Saison noch intensiver, dies auch
im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Sotchi 2014,
wo Eisklettern im Rahmenprogramm Platz gefunden hat
und einem breiten Publikum präsentiert werden wird.
Daten:
12./13.1.
18./19.1.
23.2.
Saas Grund
Saas Fee
Pontresina
Infos und Resultate
www.sac-cas.ch → wettkampfsport → eisklettern
www.theuiaa.org
www.iceclimbingworldcup.ch
Die Schreckfallsäule, eine klassische Mixed-Route bei den Wasserfallen.
LEGENDE FRANçAISE:
LEGENDE DEUTSCH:
Foto: Luca Osswald
LEG it:
Jahreszeit
Informationen: Das GebietSites
liegtd’escalade
in einem
Infos zu den Routen
dans leBeste
Jura bâlois:
Kletterspots im Basler Jura:
Siti di arrampicata nel Giura basilese:
Naturschutzgebiet. Das Klettern im
Januar und Februar
1 Bürtenflue/Reigoldswiler Wasserfallen
1
1 Bürtenflue/Reigoldswiler Wasserfallen
Winter ist gestattet. Es dürfen
keine
Bürtenflue/Reigoldswiler Wasserfallen
Karten
weiteren Routen eingebohrt werden.
2
1 Wasserfallen (800 m)
grotta Eptingen
2 Grotte Eptingen
2 Grotte Eptingen
LK 1 : 25 000, Blatt 1087 Passwang,
Anreise
Koordinaten: 619.600/247.350/Exp N
1088 Hauenstein
Von
Zürich
via
Olten
nach
Sissach,
weiEckdaten: Eisrouten, Wi2 bis Wi5.
Literatur
ter mit dem Bus nach Diegten, Station
Der Hauptsektor der sich von W nach O
Daniel Silbernagel, Winterwelt Jura,
Edelweiss, oder nach Liestal, Bus nach
erstreckenden Bürtenflue ist das
Topoverlag, Basel 2010
Reigoldswil, zu Fuss bis Talstation
Schelmenloch mit einigen Mixed-RouWasserfallenbahn.
Patrik Andrey et al., Fluebible, Birkhäuten und Eisfällen.
Auto
ser Verlag, Basel 1997, vergriffen
46,5
Absicherung: Die Eisfälle können als
ÖV
Informationen
Toprope geklettert werden. Vorsicht
beim Einrichten (Steigeisen rechtzeitig
anziehen!). Als Stände dienen Schlingen
an Bäumen, alte Schlingen kritisch beurteilen.
Zustieg: Von der Talstation der Wasserfallenbahn dem «Jägerweg» folgen bis
zu einem Schild, das vor Eisschlag
warnt. Hier ist man unverkennbar richtig und steht bald am Fuss des
«Schönschelmen»-Eisfalls. Das Schelmenloch befindet sich gleich nebenan
und ist über den Pfad erreichbar.
2,3
CO 2 -Treibhausgas, in kg pro Person
und Weg: Beispielreise Zürich–Liestal.
Quelle: www.sbb.ch
Ausrüstung
70 m Einfachseil, Eisausrüstung
Kletterspots im Basler Jura:
1 Bürtenflue/Reigoldswiler Wasserfallen
2 Grotte Eptingen
Es besteht ein generelles Verbot, neue
Touren zu eröffnen oder einzubohren.
Die IG Klettern Basler Jura bemüht sich
um den Meinungsaustausch zwischen
LK 1:100
000, reproduziert mit Bewilligung
von swisstopo (JM120017)
Kletterern und
Naturschützern
im BasCN 1:100 000, reproduite avec l’autorisation de swisstopo (JM120017)
ler Jura, und
setzt
sich
für
den
Erhalt
CN 1:100 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (JM120017)
der bestehenden Klettergebiete ein.
Für die Zukunft ist es wichtig, dass die
Regeln eingehalten werden.
www.igklettern-basel.ch
Informationen: Das Gebiet liegt in einem
Naturschutzgebiet. Das Eisklettern im
Winter ist gestattet.
Diegten
2 Eptingen (500 m)
Koordinaten: 628.700/249.600/Exp W
Reigoldswil
Eckdaten: Routen ab M8
2
Eptingen
In kalten Wintern ist viel Eis vorhanden,
was interessante Mixed-Routen ergibt.
Zustieg: Der Hauptstrasse entlang bis
P. 504. Über die Brücke nach links und
dem Weg entlang bis zur Kurve. Hier
hoch zum Sektor.
1
Wasserfallen
LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM 120017)
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