Nr. 1052 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (3. Session der 15. Gesetzgebungsperiode) Beantwortung der Anfrage der Abg. Klubvorsitzenden Steidl und Brand an Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Stöckl (Nr. 864 der Beilagen) betreffend die Notaufnahmen in den SALK Hohes Haus! Zur Beantwortung der Anfrage der Abg. Klubvorsitzenden Steidl und Brand betreffend die Notaufnahmen in den SALK vom 18. Mai 2015 erlaube ich mir, Folgendes zu berichten: Zu Frage 1: Warum kommt es zu den langen Wartezeiten in der Internen Notaufnahme der SALK? Die Wartezeiten in der Notaufnahme Erwachsene richten sich nach dem Ergebnis der Ersteinschätzung gemäß dem Manchester Triage System (MTS). Das MTS ist ein standardisiertes Verfahren zur systematischen Ersteinschätzung bzw. Triage der Behandlungsdringlichkeit von Patientinnen und Patienten in Rettungsstellen bzw. Notaufnahmen. Triage bezeichnet dabei die Methodik, den Schweregrad der Erkrankung bzw. der Verletzung innerhalb kurzer Zeit zu erkennen und mittels Kategorisierung eine Einstufung der Behandlungsdringlichkeit vorzunehmen. MTS wurde in den 1990-er Jahren in Großbritannien entwickelt und wird mittlerweile in vielen Ländern eingesetzt. Daher und aufgrund der großen und heterogenen Patientengruppe gibt es eine große Streuung der Wartezeiten. Unmittelbar nach der Anmeldung werden die Patientinnen und Patienten nach dem MTS eingeschätzt und fünf Kategorien zugeordnet: Gruppe Bezeichnung Farbe Richtwert Wartezeit 5 NICHT DRINGEND blau 120 Minuten 4 NORMAL grün 90 Minuten 3 DRINGEND gelb 30 Minuten 2 SEHR DRINGEND orange 10 Minuten 1 SOFORT rot 0 Minuten Daraus folgt, dass vor allem Patienten der Gruppen 4/grün und 5/blau mit vergleichsweise langen Wartezeiten rechnen müssen, während dringliche Fälle prioritär behandelt werden können. 1 Zu Frage 2: Welche Maßnahmen setzen Sie, um die Wartezeiten in der Internen Notaufnahme zu verkürzen? Siehe Beantwortung Frage 1. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Wartezeiten auch bei den Gruppen 4 und 5 zumeist deutlich unter der Richtzeit liegen. Zu Frage 3: Welches Ergebnis brachte die Analyse der Mängel der Internen Notaufnahme durch die Geschäftsführung der SALK? Die Interne Notaufnahme hat oberste Priorität und ist ständig Thema der häufig und laufenden Abstimmungstermine von Seiten des Geschäftsführers mit der Ärztekammer und dem Roten Kreuz. Zu Frage 4: Welche konkreten Schritte wurden mit dem Roten Kreuz zur Verbesserung der Situation vereinbart? Vereinbart wurden: Meldesystem in beide Richtungen: - Rotes Kreuz: Telefonische Voranmeldung dringender Patientinnen und Patienten (Basis sind die vom Roten Kreuz erhobenen Vitalparameter). - SALK: Meldung von Kapazitätsengpässen an das Rote Kreuz. Disposition: Das Rote Kreuz disponiert auch die 24-Stunden-Notaufnahme bei den Barmherzigen Brüdern. Vermeidung nicht dringlicher Patiententransporte am Montagvormittag. Zu Frage 5: Wie viele PatientInnen kommen ohne Überweisung in die Interne Notaufnahme der SALK (es wird um Angabe der Anzahl und um prozentuelle Angabe ersucht)? Ersteingeschätzte Patienten nach Zuweisern (01-04/2015): Selbstzuweiser: 5.036 (53 %) Rettung: 2.235 (23 %) Hausarzt: 1.411 (15 %) Übrige: 902 (9 %) 2 Zu Frage 6: Wie viele PatientInnen kommen mit Überweisung in die Interne Notaufnahme der SALK (es wird um Angabe der Anzahl und um prozentuelle Angabe ersucht)? Siehe Beantwortung Frage 5. Zu Frage 7: Wie viele PatientInnen werden mit dem Roten Kreuz in die Notaufnahme der SALK eingeliefert (es wird um Angabe der Anzahl und prozentuelle Angabe ersucht)? Siehe Beantwortung Frage 5. Zu Frage 8: Wie viele PatientInnen, die in der Internen Ambulanz einlangen, werden stationär aufgenommen? Zeitraum 01-04/2015: 2.162 (22 %), wobei hier auch die Patientinnen und Patienten des Notarzt-Zentrums Sterneckstraße beinhaltet sind. Zu Frage 9: Wie lange dauert der stationäre Aufenthalt dieser PatientInnen im Durchschnitt? Zur Beantwortung dieser Frage müssten alle Patientinnen und Patienten, die nach der internen Notaufnahme stationär aufgenommen wurden, pro Fall manuell angesehen werden, da keine automatisierte Auswertung für diese Fragestellung vorliegt. Aufgrund der betroffenen heterogenen Patientengruppe sehen die SALK in der Ermittlung dieses Durchschnitts keinen Mehrwert, womit von einem diesbezüglichen Ressourceneinsatz abgesehen wird. Zu Frage 10: Wie viele Ambulanzen (inkl. Spezialambulanzen) hat die SALK (es wird um Auflistung der jeweiligen Bezeichnung ersucht)? In Beantwortung dieser Frage ist es notwendig, auf die Begriffsbestimmung hinzuweisen: „Ambulanz“ im Sinne der Auflistung im Anhang ist eine Organisationseinheit im räumlichen Sinne. „Spezialambulanz“ ist eine Nutzungsform dieser Organisationseinheiten, neben „allgemeiner Ambulanz“ und „Notfallambulanz“. Die Größen werden somit nicht addiert, da Spezialambulanzen von bestimmten Mitarbeitern zu bestimmten Zeiten in räumlich/organisatorischen Ambulanzen abgehalten werden. Die Frequenzen der Spezialambulanzen werden in der Regel nicht eigens gezählt, sondern fließen in die Statistiken der Ambulanzen als Organisationseinheiten ein. Zudem darf auch darauf hingewiesen werden, dass die Ambulanzen unter www.salk.at (für LKH, CDK und St.Veit) im Bereich „Abteilungen“ aufgelistet sind bzw. siehe Beantwortung Frage 11. 3 Zu Frage 11: Wie hoch sind die Frequenzen in den jeweiligen Ambulanzen (es wird um Auflistung nach Spitzenzeiten, Tag und Nacht ersucht)? Siehe anbei die Ambulanzfrequenzen pro Organisationseinheit, inkl. Frequenzen nach Wochentagen (gruppiert Montag bis Freitag und Samstag bis Sonntag) und als Durchschnitt pro Tag. 4 Auswertezeitraum : Jan – Mai 2015, Stichtag: 16.6.2015, exklusive Radiologie 5 Frequenzen nach Uhrzeit in der INA (Auswertezeitraum 2014 – 2. März 2015) Zu Frage 12: Wie viele Unfälle werden im Durchschnitt in den Notaufnahmen der SALK aufgenommen (es wird um Auflistung ersucht)? Eine statistische Erfassung der Kategorie „Unfall“ erfolgt nicht, wie auch eine ambulante Diagnosendokumentation in Österreich noch nicht etabliert ist. Die durchschnittlichen Aufnahmezahlen in der unfallchirurgischen Ambulanz (01-05/2015), die geplante und akute Fälle umfassen, sind: Mo.-Fr. 06-16 Uhr: 104 Mo.-Fr. 16-22 Uhr: 14 Mo.-Fr. 22-06 Uhr: 5 Sa.-So. 06-16 Uhr: 39 Sa.-So. 16-22 Uhr: 18 Sa.-So. 22-06 Uhr: 8 Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass auch in anderen Ambulanzen Patientinnen und Patienten mit Unfallfolgen aufgenommen werden. 6 Zu Frage 13: Wie viele AmbulanzpatientInnen werden stationär aufgenommen? Dies ist insbesondere im Bereich der Notaufnahme von Bedeutung (siehe Frage 8). Im Übrigen ist zu erwähnen, dass ambulante Frequenzen häufig in Verbindung mit stationären Aufenthalten stehen (Diagnose und Abklärung im Vorhinein, Kontrollen und Therapiefortsetzung im Nachhinein). Dazu werden Leistungen an den Ambulanzen auch im Rahmen von stationären Aufenthalten erbracht. Zu Frage 14: Wann wird die e-card von den AmbulanzpatientInnen registriert, bei Ankunft oder bei Beginn der Behandlung? Bei der Ankunft der Patientin bzw. des Patienten. Zu Frage 15: Wie hoch sind die durchschnittlichen Wartezeiten in den jeweiligen Ambulanzen (es wird um Auflistung der jeweiligen (Spezial-)Ambulanzen ersucht)? Siehe dazu Beantwortung Frage 10 und 11. Für die Notaufnahme Erwachsene (inkl. Allgemeinchirurgie) kann dazu wie folgt Stellung genommen werden: Patientengruppe „blau“ (nicht dringend): 13 % unter 30 min.; 15 % über 120 min. Patientengruppe „grün“ (normal): 22 % unter 30 min.; 15 % über 90 min. Patientengruppe „gelb“ (dringend): 68 % unter 30 min.; 32 % über 30 min. Die Patientengruppen „orange“ und „rot“ werden unverzüglich behandelt. Zu Frage 15.1.: Falls sich erhebliche Unterschiede zwischen den jeweiligen Ambulanzen feststellen lassen, woran liegt das? Siehe Beantwortung Frage 1. Zu Frage 16: Wie sind die Öffnungszeiten der Ambulanzen in den SALK (es wird um Auflistung der jeweiligen Ambulanzzeiten ersucht?) Notfallambulanzen sind von 00.00 Uhr bis 24.00 Uhr geöffnet; die Ambulanzöffnungszeiten für geplante Patientinnen und Patienten bewegen sich zwischen 07.30 Uhr und 16.00 Uhr. Detaillierte Informationen zu den Öffnungszeiten sind unter www.salk.at veröffentlicht. Patientinnen und Patienten, die eine Spezialambulanz aufsuchen, haben im Vorfeld einen Termin mit dem Arzt bzw. dem Sekretariat vereinbart (keine Spontanpatienten). 7 Zu Frage 17: Wie ist die personelle Besetzung in den Ambulanzen/Notaufnahmen der SALK (es wird um Auflistung nach ärztlichem Personal (Oberarzt, Assistenzarzt etc.), medizinischem Personal (Diplomkrankenpfleger, Pflegehelfer), Verwaltungspersonal, Reinigung, medizinischtechnisches Personal der jeweiligen Ambulanz nach Tag und Nacht ersucht)? Eine SALK-weite Darstellung der Personal-Besetzung aller Ambulanzen ist automatisiert nicht abrufbar. Die Zuteilung des ärztlichen Personals obliegt dem jeweiligen Klinikleiter im Rahmen der aktuellen Dienstplanung. Die Pflege bildet u. a. auch interdisziplinäre Teams, die mehrere Ambulanzen bzw. auch OP-Bereiche und Ambulanzen gemeinsam besetzen. Im Verwaltungsbereich erfolgt keine durchgehende Zuteilung auf die Organisationseinheiten der Kliniken (Stationen, Tagesklinik, OP, Ambulanzen). Das medizintechnische Personal ist weitestgehend hausweit als Pool vorhanden. Der Reinigungsdienst erfolgt überwiegend über Fremdfirmen, Unterhaltsreinigung nach Frequenz und Bedarf nach Plan. Zu Frage 18: Wird systematisch erhoben, wie viele PatientInnen eigentlich nicht in den Ambulanzen/Notaufnahmen versorgt werden müssten, sondern vom Hausarzt oder niedergelassenen Ärzten versorgt werden könnten? Vgl. oben 1: Hier sind die Ergebnisse der Ersteinschätzung für die Monate 01-04/2015 dargestellt. Die Kategorien „blau“, „grün“ sowie teilweise „gelb“ könnten vom niedergelassenen Bereich versorgt werden, somit in etwa 50 %. absolut blau grün gelb orange rot leer Summe relativ blau grün gelb orange rot leer Summe 8 Jän Feb Mär Apr 69 902 1.070 470 20 70 746 1.005 372 18 86 954 1.178 378 20 94 860 967 285 20 Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2015 319 3.462 4.220 1.505 78 0 9.584 Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2015 3% 36% 44% 16% 1% 0% 100% 2.531 2.211 2.616 2.226 Jän Feb Mär Apr 3% 36% 42% 19% 1% 0% 3% 34% 45% 17% 1% 0% 3% 36% 45% 14% 1% 0% 4% 39% 43% 13% 1% 0% 100% 100% 100% 100% Zu Frage 18.1.: Wenn ja, wie ist das Ergebnis der Erhebung der letzten fünf Jahre? Die EDV-unterstützte Ersteinschätzung nach dem Manchester Triage System erfolgt erst seit Dezember 2014. Zu Frage 18.2.: Wenn nein, warum nicht? Zu Frage 19: Wie hoch sind die Kosten für das Rote Kreuz durch die Wartezeiten bei der Notaufnahme in den SALK? Von Seiten des Roten Kreuzes wurde mitgeteilt, dass Kosten nicht erfasst werden. Allfällige Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich z. B. Übergabezeiten werden laut Auskunft des Roten Kreuzes in direkten Abstimmungsgesprächen erörtert. Zu Frage 20: Warum werden PatientInnen in Behandlungskojen zugewiesen, obwohl sie darin dann zwischen 20 Minuten und länger auf die Behandlung warten? Die Fragestellung suggeriert ein geplantes Vorgehen hinter derartigen Fällen, was natürlich nicht der Fall ist. In einer Notfallambulanz muss stets und prompt auf die eintreffenden Patientinnen und Patienten reagiert werden. Aufgrund der Reihung nach Dringlichkeit ist es selbstverständlich möglich, dass ein weniger schwerer Fall auch noch in der Behandlungskoje hinter einen Schockraumpatienten oder sonst dringenden Fall zurückgereiht wird. Zu Frage 21: Gibt es schon Erfahrungswerte, ob das neu eingerichtete Notarzt-Zentrum zu Randzeiten einen entlastenden Effekt für die Notaufnahme der SALK hat? Anhand des Beispieles „Ambulante Frequenzen zwischen 16:00 Uhr und 24:00 Uhr im Monatsverlauf“ ist kein Entlastungseffekt feststellbar. Allerdings erfordern aus dem Notarzt-Zentrum zugewiesene Patientinnen und Patienten häufig eine stationäre Aufnahme, was als positive Selektion gesehen wird. Organisationsstruktur . Anzahl amb. Frequenzen Kalenderjahr\Kalendermonat 1 2 3 4 M2 Notaufnahme Ambulanz 2012 405 557 609 556 526 605 727 743 759 763 704 833 2013 799 822 824 729 748 712 686 755 698 646 655 756 2014 811 759 881 827 829 787 781 784 775 759 720 795 2015 859 765 937 823 840 5 6 7 8 9 10 11 Datenquelle: SALK/SAP BW (Zugriff am 12.06.2015); Waagrecht: Kalendermonate 1-12, Wert: Ambulante Frequenzen im Zeitfenster 16-24 Uhr im jeweiligen Kalendermonat 9 12 Zu Frage 22: Stimmt es, dass PatientInnen absichtlich mit verlängerten Wartezeiten konfrontiert werden, damit der Besuch in der Notambulanz im Vergleich zum niedergelassenen Bereich unattraktiver für die Betroffenen werden? Das ist nicht richtig. Siehe dazu Beantwortung der Fragen 1 und 2. Zu Frage 23: Gibt es eine Dokumentation der Beschwerden hinsichtlich der Wartezeiten in der Notaufnahme? Die Beschwerden sind verschwindend gering – kleiner 1‰. Siehe dazu Anlage. Zu Frage 23.1.: Wenn ja, wie viele Beschwerden liegen vor? Siehe Anlage. Zu Frage 23.2.: Wenn nein, warum nicht? Ich ersuche das Hohe Haus um Kenntnisnahme dieser Anfragebeantwortung. Salzburg, am 26. Juni 2015 Dr. Stöckl eh. 10 Beilage Zu Frage 23./23.1:
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