Schweizer Zollexperten unterstützen Aufbau der Risikoanalyse in Haiti

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Schweizer Zollexperten unterstützen
Aufbau der Risikoanalyse in Haiti
Zwei Wochen lang waren zwei Schweizer Zollexperten beim Zoll in Haiti im Einsatz. Sie haben die Behörden
beim Aufbau des Risikomanagements unterstützt und dabei auch mit dem Kanadischen Zoll zusammengearbeitet. Die beiden Experten wurden mit schwierigen Arbeitsbedingungen – und einem Massenausbruch aus
einem Gefängnis konfrontiert. Von Stéphane Crisostomo und Sylvie Haldimann
Anfang August machten sich zwei Experten des Schweizer Zolls auf den Weg
in die Hauptstadt Haitis, Port-au-Prince.
Sie hatten den Auftrag, die Behörden
beim Aufbau eines Risikomanagements
zu unterstützen. Im Einsatz waren Sylvie
Haldimann, Inspektorin bei der Sektion
Zollfahndung Lausanne, und Stéphane
Crisostomo, Abteilungsleiter am Flughafen Basel/Mühlhausen. Die Mission fand
zum Teil in den Büros des Kanadischen
Zolls in Port-au-Prince statt. Ein technischer Berater und zwei haitianische
Angestellte arbeiten dort seit einigen
Monaten am Projekt zur Generierung
von Steuereinnahmen. Der Kanadische
Zoll überwacht und finanziert das Projekt seit mehreren Jahren vor Ort.
Die Risikoanalyse steckt in Haiti noch in
der Kinderschuhen. Vor dieser Mission
war kein Personal in diesem Bereich
tätig. Der Zoll in Haiti ist besonders mit
Problemen technischer und personeller
Art sowie in Bezug auf die Infrastruktur
konfrontiert. Deshalb mussten vor dem
Aufbau einer Nachrichten- und Risikoanalyse zuerst die Abläufe optimiert
werden.
Die Schweizer Experten schlossen ihren
Auftrag mit einer Reihe von Empfehlungen ab. Kurz nach ihrer Abreise wurde
eine Gruppe zur Nachrichten- und
Risikoanalyse gegründet.
Port-au-Prince Stadt
Elendsviertel in Port-au-Prince
Besuch wegen Massenausbruchs
verschoben
Die Experten besuchten drei Zollstellen:
den Hafen und den Flughafen von Portau-Prince sowie den Zoll von Malpasse
an der Grenze zur Dominikanischen
Republik. Zusammen generieren die
drei Zollstellen rund 90 Prozent der
Zolleinnahmen. Der Besuch in Malpasse
musste mehrmals verschoben werden
und konnte erst ein paar Stunden vor
Abschluss der Mission stattfinden. Der
Grund: Aus einem Hochsicherheitsgefängnis an der einzigen Strasse zwischen
Port-au-Prince und Malpasse waren 400
Gefangene ausgebrochen. Der Einsatz
forderte von der Schweizer Delegation
aber auch sonst einiges ab, waren die
Arbeitsbedingungen doch generell
schwierig. Dies vor allem auch wegen
fehlender Ressourcen bei Sicherheit,
Material, Logistik und Strategie.
Motiviertes und kompetentes
Personal
Die Schweizer Experten haben nach
und nach mit der Realität dieses Landes
und den immer noch deutlichen Spuren
Von links nach rechts: Team während der
Mission Sylvie Haldimann, Stéphane Crisostomo, El Hadj Danfa, André Lamoureux,
Daniel Harvey.
des Erdbebens von 2010 Bekanntschaft
gemacht. Seit damals teilt die Zollstelle im Hafen von Port-au-Prince die
Räumlichkeiten mit der Zolldirektion
und der Zollschule. Die engen Verhältnisse, der Mangel an Büros und Material
sind für haitianische Zöllner Alltag. Die
Stadt ist auch noch nicht sicher genug,
um sich frei zu bewegen. Offizielle
Gebäude werden von bewaffneten
Posten bewacht. Trotz herausfordernder
Bedingungen sehen die Mitarbeitenden vor Ort die Lage positiv. Durch ihre
Offenheit, Motivation und Kompetenz
ist aus einer formellen Mission ein konstruktiver Austausch geworden.
Nachhaltige Zusammenarbeit
im Vordergrund
Der kanadische Zoll hat soeben
einer Verlängerung der bestehenden
Zusammenarbeit mit dem haitischen
Zoll zugestimmt. Auch die EZV wird im
nächsten Jahr wieder Expertenteams
zur Verfügung stellen, vorausgesetzt die
erzielten Fortschritte und die Sicherheit
vor Ort erlauben eine Weiterführung.