Interdisziplinäre Vertiefungsarbeit (IVA) Angst und Angstbewältigung im Sportunterricht Eine Gegenüberstellung zwischen jugendlichen DownhillMountainbikern und „normalen“ Sek II Schülern Verfasst von: MSc. Daniel Spadin zur Erlangung der Diplomierung Lehrdiplom für Maturitätsschulen (Sek II) Betreut durch: Dipl. Sportwiss. Seiler Sara Wissenschaftliche Mitarbeiterin Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz Sport und Sportdidaktik im Jugendalter Basel, Juni 2015 Inhaltsverzeichnis Abstract ...................................................................................................................... 4 Hinweis für den Leser ................................................................................................. 5 Einleitung ............................................................................................................. 6 Begriffsdefinition Angst ........................................................................................ 7 Begriffsabgrenzung .............................................................................................. 8 3.1 Angst vs. Furcht............................................................................................. 8 3.2 Angst vs. Ängstlichkeit................................................................................... 8 3.3 Primäre und sekundäre Angstauslöser.......................................................... 8 3.4 Angepasste und unangepasste Angst ........................................................... 9 Ordnung der Ängste nach Schwarzer (2000) ..................................................... 10 4.1 Existenzangst .............................................................................................. 10 4.2 Soziale Angst .............................................................................................. 10 4.3 Leistungsangst ............................................................................................ 10 4.4 Einteilung der Ängste .................................................................................. 10 Angstbewältigungsstrategien ............................................................................. 12 5.1 Naive Bewältigungsstrategien ..................................................................... 12 5.2 Angstbewältigung durch Fremdregulation ................................................... 14 Angst und Leistung ............................................................................................ 15 Risikosportarten ................................................................................................. 16 Methodik/Untersuchung ..................................................................................... 16 Interviewte Schüler............................................................................................. 17 9.1 Ronny .......................................................................................................... 17 9.2 Nino ............................................................................................................. 17 9.3 Andri ............................................................................................................ 18 9.4 Fabio ........................................................................................................... 18 Downhill .......................................................................................................... 18 Resultate/Auswertung der Interviews ............................................................. 19 11.1 Erfahrung mit dem Fahrrad ......................................................................... 19 11.2 Definition von Angst..................................................................................... 19 11.3 Bewältigungsstrategien der Angst ............................................................... 20 11.4 Angst in anderen Sportarten und im Schulsport .......................................... 23 Diskussion ...................................................................................................... 24 2 12.1 Erfahrung mit dem Fahrrad ......................................................................... 24 12.2 Definition von Angst..................................................................................... 25 12.3 Bewältigungsstrategien der Angst ............................................................... 26 12.3.1 Bewältigungsstrategien der Jugendlichen ............................................. 26 12.3.2 Hilfe durch Lehrperson .......................................................................... 27 12.4 Angst in anderen Sportarten und im Schulsport .......................................... 29 Fazit ................................................................................................................ 30 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 31 Internetverzeichnis .......................................................................................... 32 Selbständigkeitserklärung ............................................................................... 33 Anhang ..................................................................................................................... 34 Fragebogen ........................................................................................................... 34 Interviewtranskriptionen ........................................................................................ 37 3 Abstract Einleitung Im Sportunterricht kommt es immer wieder zu Situationen in denen Schüler Angst verspüren. Diese Angst hat dabei immer einen konkreten Bezug zu etwas (Boisen, 1975). Für mich als Lehrer ist es wichtig zu wissen, wie Schüler diese Angst überwinden können und wie ich den Schülern helfen kann. Theorie In der Theorie sind verschiedenste Definitionen von Angst zu finden. Definitionen werden mit Begriffen wie Beklemmung, Erregung, Bedrohtsein, Überforderung und Kontrollverlust beschrieben (Baumann, 2015; Boisen, 1975). Im Sport hat die Angst immer einen konkreten Bezug zu einer Sache (Boisen, 1975). Schwarzer (2000) teilt die Ängste in die Existenzangst, die soziale Angst und die Leistungsangst ein. Als Pädagoge ist es dabei wichtig zu erkennen, aus welchem Grund ein Schüler Angst hat. Es muss erkannt werden, ob ein Schüler vor der Aufgabe an sich Angst hat oder z.B. Angst hat sich zu blamieren. Mit naiven Bewältigungsstrategien versuchen wir die Angst zu mindern (Alfermann & Stoll, 2007). Die wichtigsten Hilfsmittel der Lehrer sind die positive Bekräftigung, Hilfestellung, Vereinfachung und eine angstfreie und klare Kommunikation (Bandura, 2006; Baumann, 2015; Boisen, 1975; Cavelti, 1989). Methode Als Methode wurde das Leitfadeninterview gewählt. Reinders (2005) schreibt, dass qualitative Interviews geeignet sind, um Meinungen, Werte, subjektive Einstellungen und Erlebnisse zu erfragen. Bei meiner Arbeit geht es um die Einstellung zur Angst beim Downhill-Mountainbiking und dem Sportunterricht im Allgemeinen. Nach Flick & Keupp (1995) eignet sich dazu das Leitfadeninterview besonders gut. Jede Frage geht dabei von einer theoretischen Vorüberlegung aus (Gläser & Laudel, 2008). Resultate und Diskussion Alle Jugendlichen haben Angst vor einer Verletzung. Diese Angst vor der Verletzung ordnet Schwarzer (2000) der Existenzangst zu. Jugendliche werden auch von sozialen Ängsten und der Leistungsangst geplagt. Diese gilt es zunächst auszuschliessen, bevor man die Angst der Jugendlichen z.B. einer zu turnenden Übung zuschreibt. Um die Angst zu bewältigen wendet jeder, ob bewusst oder unbewusst, naive Bewältigungsstrategien an (Alfermann & Stoll, 2007). Die Strategie welche bei allen Jugendlichen vorkommt ist die Konzentrationstechnik. Schüler wollen genau wissen, was sie machen müssen. Die Konsequenz für den Sportlehrer ist eine genaue und exakte Erklärung der Aufgabe. Dies und auch das Vorzeigen einer Aufgabe kann die Angst im Sportunterricht stark hemmen. Allerdings muss man dabei aufpassen, nicht als „Supermodell“ dazustehen (Van Ophuysen & Hannover, 2005). 4 Hinweis für den Leser In der folgenden Arbeit wird zugunsten der Lesefreundlichkeit immer die männliche Form verwendet. Mit Downhill ist immer das Downhill-Mountainbiking gemeint. 5 Einleitung „Es vergeht kaum eine Sportstunde, in der nicht von einem Schüler geäussert wird, er habe Angst vor irgendeiner Übung“ (Boisen, 1975, S. 5). Obige Aussage muss aus heutiger Sicht, 40 Jahre später, sicherlich kritisch betrachtet werden. Mit ein paar Jahren Erfahrung, diversen Hospitationen und etlichen Unterrichtsbesuchen kann ich heute behaupten, dass viele Sportlektionen vergehen, in denen Schüler nicht mal annähernd in Situationen kommen, in denen sie Angst verspüren. Als Lehrer ist es für mich aber wünschenswert und interessant zu sehen, wie Schüler reagieren, wenn sie Angst haben. Kritisch kann man nun natürlich anmerken, Schüler sollen herausgefordert werden, aber nicht in Angstsituationen versetzt werden. Dazu müssen wir im ersten Abschnitt zunächst den Begriff der Angst klären. In meinem Unterricht bringe ich die Schüler immer wieder gerne in Situationen, in denen sie ein Angstgefühl verspüren. Die Freude über eine überwundene Gefahrensituation ist ein emotionales Hochgefühl für die Schüler. Und auch als Lehrer freut man sich darüber, wenn ein Schüler seine Angst überwinden konnte. Genau hier setzt meine Arbeit an. Ich versuche herauszufinden, wie es mir besser gelingt, einem Schüler die Angst soweit zu nehmen, dass er sich an eine schwierige Aufgabe heranwagt. Wenn ich das obige Ziel erreiche, dann habe ich auch mein ganz persönliches Ziel für diese Arbeit erreicht, einen ganz persönlichen Nutzen für meinen täglichen Beruf mit den Schülern mitzunehmen. Um diese Frage zu klären, brauche ich „Mutprofis“. Auf Grund einer Arbeit in der Forschungswerkstatt 1, war für mich klar, dass ich diese Mutprofis im DownhilllMountainbiking finde. Vergleiche ich nun diese „Mutprofis“ mit „normalen“ Schülern im gleichen Alter, hoffe ich daraus gewisse Strategien zur Bewältigung der Angst zu definieren. Übertragen auf die Schule sollen dann daraus konkrete Handlungsstrategien entstehen. Und zwar will ich zum einen wissen, welche Strategien die Schüler haben, um sich zu einer schwierigen Aufgabe zu überwinden und zweitens will ich die Frage klären, welchen Einfluss ich als Lehrer nehmen kann, um den Schülern bei der Bewältigung einer beängstigenden Situation zu helfen. Aus diesen Gedanken entstand der Titel der Arbeit und die konkrete Fragestellung: Angst und Angstbewältigung im Sportunterricht Eine Gegenüberstellung zwischen „normalen“ Sek II Schülern. jugendlichen Downhill-Mountainbikern und Wie unterscheiden sich jugendliche Downhill-Mountainbiker von gleichaltrigen Sek II Schülern in der Bewältigung der Angst im Sport? Und was kann der Lehrer zur Bewältigung dieser Angst beitragen? 6 Begriffsdefinition Angst Mit dem Begriff Angst werden wir täglich konfrontiert und trotzdem fällt es schwer den Begriff Angst zu definieren. Treffend schreibt Boisen (1975) von einem „Versuch einer Begriffserklärung“. In der Literatur sind etliche Definitionen, Einteilungen und Abgrenzungen bezüglich der Angst zu finden. Folgende Definitionen geben einen ersten Überblick. „mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender Gefühlszustand [angesichts einer Gefahr]; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins.“ (Duden online, 2015). „Angst ist ein Gefahrensignal. Sie signalisiert, dass eine Gefahr droht. Die Gefahr kann real sein oder sich lediglich in unserer Phantasiewelt befinden“ (Flöttmann, 2005, S.17). „Die Angst in ihren verschiedenen offenen und verdeckten Erscheinungsformen ist als zentraler Bestandteil fast aller negativen Erregungszustände im Sport anzusehen; zumindest wirkt sie in antizipatorischer Art und Weise bei psychischen Überlastungen und Überforderungen mit“ (Baumann, 2015, S. 270). „Affektiver Zustand des Organismus, der durch erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystems sowie durch die Selbstwahrnehmung von Erregung, das Gefühl des Angespanntseins, ein Erlebnis des Bedrohtwerdens und verstärkte Besorgnis gekennzeichnet ist“ (Stöber & Schwarzer, 2000, S. 189). Boisen (1975) fasst in ihrer Arbeit die Definitionsansätze wie folgt zusammen. 1. „Angst ist eine emotionale Reaktion auf eine Gefahrensituation oder auf die Antizipation derselben“ (Boisen, 1975, S. 8) 2. „Sie wird als unangenehm wahrgenommen und ist von physiologischen Veränderungen begleitet. (z.B. Blutdruckanstieg, Schweissausbruch, Zittern, Erblassen, Weinen)“ (Boisen, 1975, S. 8) 3. „Sie ruft Verhaltensänderungen hervor.“ (Boisen, 1975, S. 9) Ein Zitat, auf welches ich später in meiner Arbeit ebenfalls zurückgreifen werde, liefert Seligmann (1979) zit. nach Luginbühl & Wigholm (2004). „Angst ist die Reaktion auf Kontrollverlust und Unvorhersehbarkeit des Ereignisses.“ 7 Begriffsabgrenzung 3.1 Angst vs. Furcht Freud (1926) definiert die Angst mit deren unverkennbaren Beziehung zur Erwartung. Diese umschreibt er als die Angst vor etwas. Man hat also vor etwas Angst, das Objekt der Angst ist aber unbestimmt und objektlos. Sobald das Objekt der Angst gefunden sei, spricht man laut Freud (1926) von Furcht. Auch andere Autoren wie Thurner (1970) zit. nach Boisen (1975) definieren die Furcht in Bezug zu einem Objekt, während die Angst sich nicht auf ein bestimmtes Objekt bezieht. Auch Baumann (2015) unterscheidet die Furcht und die Angst. Die Autorin definiert den Unterschied aber nicht über die Objektlosigkeit, denn für sie beziehen sich Angst und Furcht immer auf etwas. Für sie liegt der Unterschied lediglich im „Grad der Kenntnis“ der Faktoren, welche die entsprechende Emotion auslösen. Etwas einfacher macht es uns Boisen (1975) mit ihrer Betrachtung des Unterschiedes der Angst und der Furcht. Boisen (1975) sagt ganz einfach, dass die Unterscheidung für den Sport keinen Sinn macht, weil Angst sich im Sport immer auf ein Objekt beziehen muss. Auch Luginbühl & Wigholm (2004) verwenden die Begriffe als Synonyme, weil sich die „Sportangst“ immer auf eine konkrete Situation bezieht. 3.2 Angst vs. Ängstlichkeit Nach Stöber & Schwarzer (2000) hat man bei einem Gefühl der Angst das Gefühl von Angespanntheit, Bedrohtsein und Besorgnis. Somit beschäftigt einem die Angst, sie wirkt erdrückend. Die Angst bezeichnen Stöber & Schwarzer (2000) als Zustand, den sogenannten Angstzustand (state anxiety). State anxiety meint damit immer die (emotionale) Reaktion auf einen äusseren Einfluss. Mit Ängstlichkeit, der sogenannten „trait anxiety“ meinen die Autoren Stöber & Schwarzer (2000) hingegen das Persönlichkeitsmerkmal „ängstlich“. Dabei ist zu erwarten, dass nach dem State-Trait-Angstmodell Personen mit einer hohen „trait anxiety“ bei einer gleich bedrohlichen Situation ängstlicher reagieren, d.h. mit einem höheren Grad an state anxiety, als Personen mit einer niedrigeren „trait anxiety“ (Spielberger, 1991). 3.3 Primäre und sekundäre Angstauslöser Hat man eine bedrohliche Situation zu meistern, dann reagiert man immer mit einer ersten und einer zweiten Einschätzung (Stöber & Schwarzer, 2000; Baumann, 2015). Bei der ersten Einschätzung (primary appraisal) wird die Gefahrensituation eingeschätzt (Stöber & Schwarzer, 2000). Primäre Angstauslöser können z.B. Sturzgefahr, ein lautes Geräusch oder auch ein plötzlicher Schmerz sein (Baumann, 2015). Bei der zweiten Einschätzung der Gefahr (secondary appraisal) schätzt man seine Ressourcen ein (Stöber & Schwarzer, 2000). Daraus resultiert dann eine Einschätzung. Dies kann entweder eine Gefahr sein oder aber je nach Ressourcen eine Herausforderung (Stöber & Schwarzer, 2000). Erst wenn die Situation in der zweiten Einschätzung als Gefahr eingeschätzt wird, dann erlebt man die Situation als 8 gefährlich. Hab ich genug Ressourcen und kann die Situation meistern, dann wird die Situation nur als Herausforderung eingeschätzt. 3.4 Angepasste und unangepasste Angst Baumann (2015) unterscheidet die angepasste und die unangepasste Angst. Wie oben erwähnt, hat die Angst im Sport immer einen konkreten Bezug (Boisen, 1975). Wenn dieser Bezug fehlt, dann spricht man von unangepasster Angst. Aus pädagogischer Sicht sind gerade diese unangepassten Ängste von enormer Wichtigkeit. Oft ist nicht die Aufgabe an sich das Problem, es besteht also kein Bezug zur Aufgabe. Viel mehr haben Schüler Probleme damit, dass sie sich z.B. blamieren könnten. Bei den unangepassten Ängsten ist man als Pädagoge verantwortlich dafür, der zu betreuenden Person eine neue Einschätzung zu geben und negative Emotionen so zu beeinflussen, dass sie in positive umgewandelt werden können (Baumann, 2015). Die angepasste Angst ist die Angst, welche für alle offensichtlich ist. Baumann (2015) nennt Beispiele wie gefährliche Geräte, zu schwierige Aufgaben oder zu steiles Gelände. Weiter könnte man bezogen auf das Downhill-Mountainbiking einen zu hohen Sprung oder eine zu schmale Rampe nennen. Diese Gefahr ist für alle begreiflich und realistisch (Baumann, 2015). Schon Freud (1926) bezeichnet diese Gefahr als „Realangst“ (Angst vor äusseren Gefahren). Die Einflussnahme und Bewältigung von angepassten und unangepassten Gefahren werde ich im Kapitel der Bewältigungsstrategien ausführen. 9 Ordnung der Ängste nach Schwarzer (2000) Schwarzer (2000) teilt die Angst in drei Ängstlichkeitsbereiche ein. Gerade für den Sport macht diese Einteilung Sinn. Denn als Pädagoge muss ich wissen, ob ein Schüler Angst vor der Aufgabe an sich hat, ob es die Angst sich zu blamieren ist, die ihn daran hindert eine Aufgabe zu bewältigen oder die Angst vor der Bewertung. Folgende drei Bereiche beschreibt Schwarzer (2000). 4.1 Existenzangst Für die Angst im Sportunterricht respektive im Downhill ist die Existenzangst sehr relevant. Angst vor Verletzung oder einem Unfall ist genau die Angst, um die es in dieser Arbeit geht. Die Existenzangst wird im Vergleich zur sozialen Angst und der Leistungsangst nur kurzfristig, dafür umso intensiver erlebt (Luginbühl & Wigholm, 2004). Boisen (1975) umschreibt diese Angst als Angst vor körperlicher Verletzung. 4.2 Soziale Angst Bei dieser Angst geht es um Scham, Verlegenheit oder Angst vor anderen Personen. Grund für diese Angst ist oft die Bewertung unserer Person durch andere (Luginbühl und Wigholm, 2004). Schwarzer (2000) schreibt bei der sozialen Angst auch von einer Angst vor Vorgesetzten, wie es eben auch ein Lehrer oder Trainer sein kann. Einen interessanten Standpunkt beschreibt in diesem Zusammenhang Bandelow (2004). Über die soziale Phobie lehnt er sich an Wilhelm Busch‘s Sprichwort: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“. Bandelow (2004) weist mit diesem Standpunkt auf die Schwierigkeit hin, dass eine Phobie jemanden daran hindern kann das zu zeigen was er kann. 4.3 Leistungsangst Luginbühl & Wigholm (2004) sehen die Leistungsangst als eine Untergruppe der sozialen Angst. Schwarzer (2000) meint damit die Angst vor der Bewertung, respektive Angst vor der Prüfung. Angst kann man vor einer schlechten Note haben oder Angst vor dem Verlieren gegen einen Konkurrenten. Weil im Sport oft nur die Leistung im Vordergrund steht, schreibt Schwarzer (2000) die sportbezogene Angst als einzelnen Begriff auf. Luginbühl & Wigholm (2004) interpretieren den Begriff als Zusammenfassung von mehreren Ängsten im Sport. Angst vor Blamage, Angst vor Verletzung, Angst vor Unbekanntem, Angst vor Versagen und Angst vor Konkurrenz. 4.4 Einteilung der Ängste Folgende Abbildung zeigt die Einteilung der Ängste. Mit Rot markiert sind die Ängste, welche aus meiner Sicht für den Sportunterricht am bedeutendsten sind und auch Relevanz für diese Arbeit haben. Natürlich sind andere Ängste nicht auszuschliessen. Auch die Schulangst und Angst vor dem Lehrer schliesse ich bewusst aus, weil dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen und vom eigentlichen Thema ablenken würde. 10 Einteilung der Ängste Abb. 1: Einteilung der Ängste (modifiziert nach Schwarzer, 2000) Existenzangst Soziale Angst Todesangst Verletzungsangst Angst vor Unheimlichkeit Altersangst Unfallangst Dunkelangst Scham Verlegeheit Angst vor dem anderen Geschlecht Leistungsangst Publikumsangst Schüchternheit Bewertungsangst Angst vor Vorgesetzten Berufsangst Prüfungsangst Krankheitsangst Infektionsangst, Herzangst, Krebsangst Gewitterangst Flugangst Lehrerangst Kriegsangst Höhenangst Schulangst Sexualangst Sportbezogene Angst Angst vor öffentlichen Plätzen Mathematikangst Spinnenangst 11 Angstbewältigungsstrategien Boisen (1975) erwähnt in seiner Arbeit ausdrücklich, dass Angst durchaus bewusst im Unterricht oder eben im Sport selbst vorkommt, respektive vorkommen soll. Das pädagogische Ziel kann explizit sein, die Schüler mit Angst zu konfrontieren, damit diese lernen die Angst zu bewältigen. Im Folgenden teile ich die Strategien auch genau nach diesen zwei Gesichtspunkten ein. Was kann, respektive tut eine Person um die Angst zu bewältigen und was kann ich als Pädagoge tun, um den Schüler zu helfen die Angst zu überwinden. Angst ist immer ein Zustand der negativen Empfindung oder eine Bedrohung, die der Mensch versucht möglichst schnell zu umgehen (Baumann, 2015). Was als bedrohend wirkt, hängt von jeder einzelnen Person ab. Die Bedrohung wird beeinflusst durch das subjektive Können, den Grad der trait-anxiety, Erfahrungen mit ähnlichen Situationen und natürlich der Gefahrensituation selbst (Alfermann & Stoll, 2007; Lazarus, 1991). Michaelis (1970) zit. nach Luginbühl & Wigholm (2004) schreibt ergänzend, dass eine Gefahrensituation gemildert wird, wenn der Eintritt und der Ausgang einer Situation vorhersehbar sind und die Situation nicht plötzlich und nicht zu lange auftritt. 5.1 Naive Bewältigungsstrategien Jeder von uns verfügt, ob bewusst oder unbewusst, über naive Bewältigungsstrategien (Alfermann & Stoll, 2007). Als naiv werden die Bewältigungsstrategien deshalb bezeichnet, weil sie keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben. Jeder von uns eignet sich im Laufe der Zeit durch verschiedenste Erfahrungen solche Bewältigungsstrategien an. Laut Alfermann & Stoll (2007) sind diese ausgesprochen wirksam. Bezogen auf das Downhill kann das z.B. ein Fluchen sein, wenn man eine Stelle nicht meistert oder auch Resignation, wenn eine Stelle zu schwer zu fahren ist. In Anlehnung an Alfermann & Stoll (2007) werde ich die wichtigsten und zu erwartenden Bewältigungsstrategien herausnehmen und sie auf den Downhill übertragen. Im Zusammenhang mit der Auswertung der Interviews ist es von hohem Interesse, welche Techniken bei den Befragten angewandt werden und entsprechend in ihren Aussagen wieder zu finden sind. 12 Tabelle 1: Überblicksdarstellung der kognitiven, naiven Bewältigungstechniken (modifiziert nach Alfermann, D. & Stoll, O., 2007). Motivationstechniken Positive Selbstinstruktion. Beruhigungstechniken Herabsetzung der Aktivierung. Konzentrationstechniken Volle Konzentration auf die kommende Situation. Informationssuche und Einsatz taktischer Mittel Abgleichung mit Vorwissen/Erfahrung und Bewusstwerden der eigenen Position. Umbewertungstechniken Wenn ein Ziel zu hoch ist oder anders betrachtet werden muss. Ablenkungstechniken Konzentration soll auf etwas anderes gelegt werden, als auf die belastende Situation, respektive auf die schwierige Passage. Aggressions- oder Wutausbrüche. Abreaktion Resignation Der Sportler entzieht sich der belastenden Situation in dem er aufgibt, respektive die Gefahr umgeht. Beispiele: „Gut gefahren, ich fahre besser als letztes Jahr, diese Stelle hab ich nie so locker gemeistert, so schnell war ich noch nie, du bist so gut, du schaffst das locker.“ Beispiele: „Du hast schon schwierigere Passagen gemeistert. Die Stelle ist einfach zu fahren. Ganz locker bleiben.“ Beispiel: „Konzentriere dich auf die kommende Passage. Locker bleiben und sauber fahren. Konzentrier dich auf die Vorderbremse.“ Beispiel: „Ok, jetzt muss ich schnell sein, damit ich den nächsten Sprung gut erwische. In der nächsten Kurve kann ich innen überholen.“ Beispiel: „Schnell bin ich heute sowieso nicht, versuche jetzt wenigstens sauber zu fahren. Ich versuche zumindest den zweiten Rang zu verteidigen.“ Beispiel: „OK, einfach nur dem vorangehenden Fahrer folgen. Fahr einfach drüber.“ Beispiel: „Was ist los heute? Die Stelle schaff ich doch sonst! Der nervt mich, dem gebe ich kein Platz.“ Beispiel: „Ich packe es heute einfach nicht. Ich schaffe heute keine schwierige Passage. Alle anderen sind besser als ich.“ 13 5.2 Angstbewältigung durch Fremdregulation Angstbewältigungsstrategien gehören zum Grundgerüst eines jeden Sportlehrers, weshalb ich nicht im Detail nochmals alle Möglichkeiten herausschreiben werde. Trotzdem werden sie nochmals kurz erwähnt, um dann die Verbindung zu machen zwischen den naiven Bewältigungsstrategien und der externen Hilfe. Die These sei erlaubt, dass man bei Schülern mit einer hohen trait-anxiety andere pädagogische Massnahmen anwenden muss, als bei Schülern mit einer tiefen trait-anxiety. Grundvoraussetzung zur Angstbewältigung ist eine soziale angstfreie Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler aber auch der Schüler untereinander. Es muss erlaubt sein, dass die Schüler versagen dürfen, ihre Ängste äussern können und der Lehrer die Ängste ernst nimmt (Boisen, 1975). Methodisch ist es relevant, dass ich vom Einfachen zum Schwierigen und vom Bekannten zum Unbekannten gehe (Baumann, 2015). Konkret bedeutet dies, dass sich Schüler zunächst wohl fühlen sollen, und gar keine Angst verspüren. Zudem gibt es der Lehrperson die Möglichkeit, Schüler nach Leistung aufzuteilen und so individuell zu fördern. Laut Boisen (1975) sollen diese aber nicht in ängstliche und mutige aufgeteilt werden, weil sich sonst ängstliche Schüler gegenseitig anstecken können. Weiter sollen die Schüler spüren, dass der Lehrer Hilfe leisten kann und sie vertrauen können. Als Lehrer kann ich schon bei einfachen Übungen Hilfestellung leisten. Richtiger Körperkontakt hat eine angstreduzierende Wirkung. Auch sollen Schüler selbst lernen Hilfestellung zu leisten, so kann ebenfalls Vertrauen in die Hilfestellung aufgebaut werden (Baumann, 2015). Auf psychologischer Ebene kann der Lehrer die Jugendlichen positiv bekräftigen. Laut Alfermann & Stoll (2007) ist dies nachhaltiger und führt dazu, dass die Schüler ein höheres Selbstwertgefühl bekommen und sich mehr zutrauen. Bekräftigungen können sowohl verbal als auch nonverbal (durch Körpersprache) erteilt werden (Boisen, 1975). Beide Formen werden als „extrinsische“ Bekräftigung bezeichnet. Als intrinsische Bekräftigung bezeichnet Boisen (1975) positive Erfolgserlebnisse. Zudem schreibt sie, dass „ängstliche Schüler offenbar einen grösseren Bedarf an positiver Bekräftigung haben als nichtängstliche Schüler, und dass zusätzliche Ermutigungen bei ihnen einen leistungsfördernden Effekt haben, der wahrscheinlich auch eine Angstreduktion nach sich zieht“ (Boisen, 1975, S. 66). Weiter ist es auch hilfreich wenn sich Schüler in Kleingruppen aufteilen. So ist es oft authentischer, wenn ein nichtängstlicher Schüler einem ängstlichen Schüler die Übung erklären kann und die Gefährlichkeit aus Sicht der Schüler eingeschätzt wird (Baumann, 2015). Als Lehrer ist man darauf bedacht, dass die Übungen klar formuliert werden oder besser gar vorgemacht. Unklarheit bringt Unsicherheit (Cavelti, 1989). Weitere Massnahmen zur Minderung der Angst sind laut Cavelti (1989) die Verlangsamung der Bewegung und die Hilfe bei Orientierungsschwierigkeiten. 14 Angst und Leistung Eine interessante Formel findet sich bei Eysenck und Calvo (1992). Sie drücken Leistung folgendermassen aus: Performance effectiveness (quality of performance) = processing efficiency x effort Stöber & Schwarzer (2000) übersetzen die Formel folgendermassen: Leistung = Verarbeitungseffizienz x Anstrengung Verarbeitungseffizient meint in diesem Zusammenhang niederängstliche Personen (Stöber & Schwarzer, 2000). Interpretiert man die Formel, kann man sagen, dass Personen mit einer hohen Ängstlichkeit die genau gleiche Leistung erbringen können wie Personen mit einer niedrigen Ängstlichkeit. Ängstliche Personen müssen dafür nur mehr Anstrengung - bezogen auf das Downhill - also mehr Training betreiben. Boisen (1975) unterscheidet die Bewegungsaktivierung durch Angst und die Bewegungshemmung durch Angst. Somit ist klar, dass die Angst nicht nur negativ sein muss, sondern durchaus auch positive Wirkungen nach sich zieht. Das YerkesDodson Gesetz zeigt dies eindrücklich. Abb. 2: Das Yerkes-Dodson-Gesetz zeigt, wie die Qualität der Leistung und das Erregungsniveau zusammenhängen (aus Alfermann & Stoll, 2007). 15 Bewegungsaktivierend bedeutet laut Boisen (1975), dass der Körper in einen erhöhten Aktions- und Reaktionszustand kommt. Dies ist aber vor allem für einfachere, quantitative Bewegungen förderlich, wie z.B. ein Sprint oder ein Dauerlauf. Für komplexe Bewegungen, so Boisen (1975) weiter, ist die Angst eher hemmend, ausser, und dies ist für die Arbeit relevant, die Bewegungsabläufe sind automatisiert. Alfermann & Stoll (2007) bestätigen, dass Angst dann einen negativen Einfluss hat, wenn sie die eigenen Fähigkeiten überschreitet. Wird der Punkt der Erregung überschritten, kommen wir in eine Zone der Bewegungshemmung. Das motorische System wird gehemmt, Bewegungen können nicht mehr optimal gesteuert werden (Boisen, 1975). Der Punkt ist laut Boisen (1975) schneller erreicht, umso höher die trait-anxiety ist. Risikosportarten Zuckermann (2008) zählt Skydiving, Tauchen, Bergsteigen und Skifahren zu den Hochrisikosportarten. Zweifellos würde er heute, da Downhill-Mountainbiking so populär ist, auch diese Sportart dazu zählen. Definiert wird eine Risikosportart nicht über die Anzahl Unfälle, sondern über die Folgen eines Unfalles. „There are probably many more injuries in gymnastics than in parachuting, but when something goes wrong in the latter, it is more likely to be fatal“ (Zuckermann, 2008, S. 88). Leute, die eine Risikosportart machen, sogenannte Sensation Seekers, unterscheiden sich laut Zuckermann nur darin, dass sie dazu tendieren den Nervenkitzel zu suchen. Einen Nervenkitzel, den sie im Alltag nicht finden. Hingegen kann man keinen Unterschied feststellen bezüglich dem Suchen nach einem Erlebnis. Downhillsportler sind typische Sensation Seekers. Zuckermann (2008) schreibt weiter zum Thema Sensation Seekers, dass je mehr wir uns auf das Material verlassen können, desto weniger hoch ist die Sensation Seeking Scale (SSS). Er konnte zeigen, dass z.B. Autorennfahrer keine sehr hohen SSS-Werte zeigen. Verständlicher wird es, wenn wir uns eine Achterbahn vorstellen. Mit absolutem Vertrauen in das Material wagen sich auch ängstliche Personen mit hoher Geschwindigkeit in Steilwandkurven und Loopings. Übertragen wir dies auf den Downhill, kann das richtige Material eine hohe angstreduzierende Wirkung haben. Und im Schulsport muss man demnach darauf bedacht sein, alles sicher und vertrauenswürdig aufzustellen. Ein altes Minitrampolin, welches sich schon kaum aufstellen lässt, kann schon erste Ängste auslösen. Dies ist bei anderen Sportarten dasselbe. Methodik/Untersuchung Als Methode der Datenerhebung wähle ich das Leitfadeninterview. Nach Hopf (1995) eignet sich diese Methode für Biographieforschungen, geschlechterbezogene Fragestellungen, Fragen zu politischen und sozialen Einstellungen und 16 berufsbezogenen Orientierungen. Reinders (2005) schreibt weiter, dass qualitative Interviews geeignet sind, um Meinungen, Werte, subjektive Einstellungen und Erlebnisse zu erfragen. Bei meiner Arbeit geht es um die Einstellung zur Angst beim Downhillsport und dem Sportunterricht im Allgemeinen. Um die unterschiedlichen Einstellungen und Bewältigungsstrategien konkret herauszuarbeiten schreiben Flick & Keupp (1995), dass sich das Leitfadeninterview besonders eignet, wenn konkrete Aussagen über ein Thema Ziel der Arbeit sind. Reinders (2005) weist zudem darauf hin, dass eine Frage nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Es darf in der Frage also nicht schon eine Hypothese formuliert werden. Das Leitfadeninterview soll dazu animieren, dass die Befragten eine Antwort geben müssen. Laut Lamnek (1995) zit. nach Reinders (2005) soll das Interview trotz Leitfaden möglichst natürlich ablaufen. Damit für mich die Fragen aber auswertbar bleiben, sollen bei allen Befragten die gleichen Fragen abgefragt werden. Gläser & Laudel (2008) weisen darauf hin, dass jede Frage aus einer theoretischen Vorüberlegung herausgehen soll. Jede Frage geht also aus einem theoretischen Hintergrund hervor, auf den ich mich bei der Auswertung der Interviews beziehen werde. Interviewte Schüler 9.1 Ronny Ronny ist 17 Jahre alt und betreibt seit rund zwei Jahren intensiv Downhill und Enduro. Enduro ist dem Downhill sehr ähnlich. Der Unterschied liegt darin, dass innerhalb einer Abfahrt auch Passagen vorkommen, bei denen man innerhalb einer bestimmten Zeit hochtrampeln muss. Gewertet werden aber trotzdem nur die Abwärtspassagen. In der abgelaufenen Saison 2014 hat er mehr auf Enduro gesetzt. Ursprünglich war Ronny Mountainbiker. Doch schon als Mountainbiker hat sich Ronny nur auf die Abwärtspassagen gefreut, was ihn zum logischen Schritt bewegt hat, voll auf die Karte Downhill/Enduro zu setzen. Erste Erfolge stellten sich schnell ein und so wurde Ronny bester Rookie am Trailfox in Flims (ein wichtiger Wettkampf in der Downhillszene, bei dem innerhalb von vier Tagen diverse Abfahrten absolviert werden) und gilt national als einer der grössten Nachwuchstalente. Auch der Fahrradausrüster „Trek“ hat sein Talent erkannt und ist als Sponsor eingestiegen. Ronny ist in einer sportlichen Familie in Laax (GR) aufgewachsen. Ideale Voraussetzungen, um mit dem Mountainbikesport in Kontakt zu kommen. Nebst Downhill ist Ronny mit seinen Freeskis unterwegs und spielt Fussball. 9.2 Nino Nino ist der Trainingspartner von Ronny. Nino ist 16 Jahre alt und betreibt ebenfalls seit rund zwei Jahren Downhill. Auch Nino ist über das Mountainbiking zum Downhillsport gekommen. Noch ist er nicht so erfolgreich wie Ronny. Nino führt dies auch darauf zurück, dass er noch weniger spezifisches Downhilltraining durchgeführt hat als Ronny. Nino ist ebenfalls im Downhillmekka Laax aufgewachsen. Nebst Downhill fährt Nino Freeski und hat Fussball gespielt. 17 9.3 Andri Andri ist 17 Jahre alt und ein ehemaliger Schüler von mir. Allerdings nur in anderen Fächern, nicht im Sport. Er macht gerne und vielseitig Sport. Hat früher Fussball gespielt, spielt Volleyball, fährt Ski (eher Piste) und ist auch gerne auf dem Mountainbike unterwegs. Dabei fährt er auch gerne mal auf schmalen Trails den Hang hinunter. Andri ist in Savognin zu Hause, auch dies eine Gegend in der man leicht in Kontakt mit dem Mountainbikesport kommt. 9.4 Fabio Fabio ist 17 Jahre alt und einer meiner Schüler in der dritten Oberstufe (nicht im Sport). Vom Alter her wäre er schon ein Sek II Schüler. Fabio ist ein guter Skifahrer, hat dies früher rennmässig gemacht. Auch heute noch ist er viel auf den Ski unterwegs (Piste), spielt Fussball und geht gerne Mountainbiken. Downhill „Ein Downhill-Rennen muss einer absteigenden Strecke folgen.“ (BDR, Wettkampbestimmung Mountainbike, 2014, S. 13). Downhill ist Teil der UCI und verfügt mit dem „UCI Mountain Bike World Cup Downhill“ über eine entsprechende Rennserie. Downhill ist also klar definiert. Es geht nur darum, möglichst schnell eine Strecke den Berg runter zu fahren. Weitere Kriterien betreffen den Untergrund und einen gewissen Anteil an Sprüngen, Steilwandkurven, Steilheit etc. Aufgrund der hohen Unfallgefahr zählt Downhill laut SUVA zu den Risikosportarten. Die SUVA definiert Downhill folgendermassen: „Abfahrtsrennen mit Mountain-Bikes inkl. Training auf der Rennstrecke (sogenanntes Downhill-Biking)“ (SUVA, 2015). Wer einen Unfall beim Downhill-Biking macht, muss demnach mit gekürzten Beiträgen rechnen. 18 Resultate/Auswertung der Interviews Zur Verständigung werden die Aussagen der Downhiller mit Schrägschrift geschrieben. 11.1 Erfahrung mit dem Fahrrad Wie lange fährst du schon Downhill/Mountainbike? Alle interviewten Jugendlichen fahren schon seit längerer Zeit in irgendeiner Form Fahrrad. Ronny und Nino, die beiden Downhiller, sind schon vor mittlerweile fast zehn Jahren einem Fahrradclub beigetreten. Bei Nino war es der Vater, der ihn zu diesem Schritt ermutigt hat, bei Ronny ein Fahrradtrainer der ihn beim Üben beobachtet hat. Nachdem beide relativ lange Mountainbike (Crosscountry) betrieben haben, haben sie auf Downhill gewechselt. Beide weil sie das technische runterfahren dem hochstrampeln bevorzugen. Nino dazu: „Und von da an hatte ich keine Lust mehr Mountainbike zu fahren und so bin ich dann zum Downhill gekommen. Und das hat mir viel mehr Spass gemacht.“ Ähnlich klingt es bei Ronny: „Zehn Jahre bin ich Crosscountry gefahren und jetzt habe ich seit zwei Jahren auf Downhill gewechselt.“ Fabio ist ebenfalls über einen Club zum Radfahren gekommen. Allerdings war es für ihn ein Ausgleich zum Skitraining im Winter: „Durch das Skitraining“, erzählt Fabio, „das hat mir gut gefallen und dann habe ich ein bisschen angefangen.“ Heute macht ihm das Mountainbiken sehr viel Spass, weshalb er selber vermehrt geht. Bei Andri war, respektive ist, das Mountainbike in erster Linie ein Fortbewegungsmittel: „Dann hat es schon angefangen, den Schulweg mit dem Fahrrad zu machen. Und später habe ich mal ein Mountainbike bekommen und wollte das ausweiten. Dann bin ich mal den Berg hochgefahren.“ So fährt er heute auch gerne in der Freizeit mit dem Mountainbike. 11.2 Definition von Angst Frage: Was verstehst du unter Angst im Allgemeinen? Hast du im Alltag Angst? Eine allgemeine Formulierung fällt allen schwer. Die Jugendlichen sprechen von gefährlichen Tieren oder auch vor der Dunkelheit in einem Wald. Andri hat Höhenangst. Sonst antworten sie mit jugendlicher Unbekümmertheit. Es fallen Aussagen wie: „Nein, nicht gross“, „Sonst im Alltag eigentlich nicht“, „Im Alltag habe ich nicht viel Angst oder gar keine Angst“. Nur Andri definiert die Situation allgemein mit der Aussage: „Wenn ich einer Situation nicht gewachsen bin.“ Frage: Welche Ängste hast du im Sport? Was macht dir bei einer Abfahrt mit dem Fahrrad Angst? Der für sein Alter kleine Nino spricht davon, dass er Angst davor hat, wenn andere grösser sind, zum Beispiel beim Fussball. Ronny macht es Angst, wenn er schlecht fährt und andere es sehen können. Darüber kann der Hobbymountainbiker Fabio nur lächeln, für ihn wäre das kein Grund Angst zu haben. 19 Einig sind sich hingegen alle darüber, dass sie Angst vor der körperlichen Verletzung haben. Nino sagt dazu: „Passagen in welchen viel zu viel grosse Steine drin sind, wo man leicht Stürzen kann.“ – „Einen riesen Sprung, wenn du über eine Strasse springen musst, wenn du noch nie einen solch grossen gesprungen bist, das man da Angst hat“, beschreibt Ronny seine Ängste. „Das mir etwas passiert mit den Knien zum Beispiel“, meint Fabio und weiter, „Angst, dass etwas passieren könnte“. Frage: Wenn ein Fahrer Angst hat einen Drop von 1m zu fahren, dann ist diese Angst für mich angepasst. Wie beurteilst du diese Situation? Weshalb ist für dich diese Angst angepasst oder nicht? Für alle vier ist Angst über eine Drop von einem Meter nicht angepasst. Zumindest wenn sie es auf sich selber beziehen. Hingegen können sie gut nachvollziehen, dass man da Angst hat. Für alle vier ist es wichtig, dass man sein Fahrrad im Griff hat und entsprechend übt. Stellvertretend für alle vier die Aussage von Andri: „Wenn man sich mit dem Velofahren gewohnt ist, dann weiss man in etwa, wie man das Velo zu bedienen hat und dann würde man das auch schaffen.“ 11.3 Bewältigungsstrategien der Angst Frage: Beschreibe mal, was du während einer Abfahrt denkst. Die Unterschiede zwischen Downhiller und normalen Mountainbiker liegen hier im Detail. Wenn bei Ronny eine schwierige, schnelle Passage kommt dann denkt er sich: „Wie fahre ich diese Passage, wie komm ich da am besten durch?“ Hingegen Andri denkt sich: „Da muss ich dann etwas langsamer fahren.“ Weiter überlegt sich Andri, wie er das Hindernis umfahren kann, während Nino dazu meint: „Also ich denke fast nichts bei der Abfahrt, ausser dass es mir Spass macht beim Fahren“, und weiter sind für ihn Hindernisse eigentlich keine Hindernisse, „und vielleicht noch wo ich am besten durchfahre und wie ich Tricks über den Kicker machen kann und so.“ Fabio denkt immer voraus und wenn eine schwierige Stelle kommt, „dann gehe ich halt einen Umweg“, sagt er, während es bei Nino klingt: „Dann schaue ich es an und probiere es.“ Und weiter ergänzt Nino seine Gedanken bei einer Abfahrt: „Ja, vielleicht die perfekte Linie finden.“ Gemeinsam ist aber allen, dass sie nicht oder gar nicht an einen Sturz denken, sondern die Gedanken frei halten um eine gute Linie zu finden. Allerdings variiert die Ansicht darüber, was eine gute Linie ist. Frage: Was war bisher dein schlimmster Sturz? Alle können sich an ihren schlimmsten Sturz erinnern. Typisch für alle Unfälle ist, dass es bei allen vieren unter nicht optimalen Bedingungen passiert ist. Bei Nino war es, als sie damals als Kinder zu dritt auf dem Fahrrad fahren wollten und prompt gestürzt waren. Ronny probierte nach einem Rennen spontan eine Downhillabfahrt auf nassem Untergrund aus, ähnlich wie bei Fabio, wo ebenfalls die nasse Unterlage zum 20 Verhängnis wurde. Andri schliesslich, musste in die Schule eilen, war in der Kurve zu schnell unterwegs, wo er auf dem Kies ausrutschte. Frage: Wenn du heute Downhill fährst, wie präsent sind deine Gedanken an diesen Sturz „Nein, habe ich nie daran gedacht“ und „Nein, eigentlich nicht. Der war noch nie wirklich präsent“ sind die Antworten der Downhiller. Andri hingegen antwortet mit: „Ja, doch schon. Aber ich weiss jetzt was mein Fehler war und heute achte ich mehr darauf, was ich falsch gemacht habe, wie ich dem ausweichen kann.“ Und auch Fabio kann den Sturz bis heute nicht gänzlich verarbeiten: „Ja, wenn ich da vorbeifahre schon. Dann denke ich immer daran und fahre langsam vorbei.“ Frage: Wie präsent sind deine Gedanken an einen Sturz der vorangehenden Abfahrt? Bei den beiden Downhillern ist gemeinsam, dass die Gedanken nicht direkt beim Sturz sind. Vielmehr wird ein Sturz analysiert und eine neue bessere Linie gesucht. Nino sagt dazu: „ (…), nehme ich vielleicht eine andere Linie, aber sonst fahre ich einfach weiter.“ Und Ronny sagt zwar, dass er im Training vielleicht für eine Fahrt etwas vorsichtiger fährt, die Passage bei welcher der Fehler passiert ist, schaut man sich an, aber sonst fährt man normal weiter. Auch Andri macht eine Fehleranalyse, aber „gerade direkt bei der gleichen Fahrt weiterfahren, das wird schon schwer.“ Und Fabio denkt an den Sturz wenn er schlimmer war und „etwas am Fahrrad kaputt ging, aber sonst nicht.“ Frage: Wie beurteilst du dein technisches Können nach einem Sturz? Machst du da technisch gute oder schlechte Fahrten? (Ergänzende Fragen: Hast du schon mal das Gefühl gehabt dass du nicht mehr gut fahren kannst? Beschreibe mir doch wann und wie. Nino spricht davon, dass er nach einem heftigen Sturz auch schon kurz vorsichtiger und langsamer gefahren ist: „Ungefähr eine Runde, dann geht es eigentlich wieder.“ Aber Nino kennt auch das Gefühl des gehemmt seins. Nach einem heftigen Sturz ist er langsamer gefahren: „Weil zuerst hatte ich ja Angst beim runterfahren und dann bin ich langsamer gefahren über die Steine und wenn man über die Steine schnell fährt geht es irgendwie besser. Und wenn man dann langsam fährt, hat man das Gefühl, dass es falsch schüttelt und gar nicht gut geht.“ Ronny hingegen hat sich noch nie gehemmt gefühlt: „Ausser wenn ich recht Schmerzen habe, dann spürt man halt den Schmerz der einem nicht richtig fahren lässt.“ Fabio kann nicht sagen, dass er gehemmt war, er sagt: „Ich fahre einfache unsicherer.“ Und Andri meint: „Man ist nicht mehr so motiviert. Man ist sicher niedergeschlagen.“ Weiter sagt er aber auch: „Ich fahre sicher viel vorsichtiger. Wahrscheinlich wird es sich so sogar verbessern.“ 21 Frage: Wie gehst du an eine schwierige Aufgabe heran, vor der du Angst hast? Wie kommst du auf den Punkt, dass du dich sicher fühlst eine schwierige Situation/Passage zu meistern? Die Downhiller fahren bei einer schwierigen Passage oft einfach drüber. Zu viel überlegen regt nur die Angst an, wie mir Nino erklärt: „Dann sehe ich die Gefahr nicht und habe auch keine Angst.“ Aber auch als Downhiller muss man sich manchmal die Situation genauer anschauen: „Ganz schwierige Passagen werden angeschaut, schaue vielleicht wo grössere Löcher drin sind, damit ich die vermeide und sonst gehe ich einfach drüber, weil das Spass macht.“, antwortet Nino. Ronny vertraut auf sein grosses Können und meint: „Bei mir ist es meistens so, ja die anderen haben es auch gefahren, dann geht es bei mir sicher auch. Und die Velos von heute die sind/ Mit denen kannst du fast überall runter.“ Fabio macht vor allem unbekanntes Gelände Probleme: „Dann ist es besser wenn ich nicht fahre. Weil man weiss ja nie wo man landet.“ Genau diesen Kick macht Nino aber Spass: „Ich fahre einfach drüber, weil das Spass macht.“ Andri hingegen bringt sich schon gar nicht auf den Punkt schwierige Passagen zu meistern: „Ich komme gar nicht auf den Punkt. Wenn es kritisch ist, steige ich eher ab. Ich bin nicht so der Draufgänger.“ Frage: Wie kann dir der Lehrer helfen, eine schwierige, bedrohliche Situation zu meistern? Bei dieser Frage unterscheiden sich die Antworten kaum. Das Wichtigste was ein Lehrer tun kann um eine bedrohliche Situation zu meistern, sind korrekte Anweisungen. Er muss exakt wissen, was zu tun ist und dies auch so kommunizieren können. Weiter hilft den Athleten/Schülern das richtige Vormachen enorm viel und Mut zusprechen. Entsprechend meint Ronny: „Sicher mal die Linie zeigen und dann dass er sagt es geht und Mut gibt. Vielleicht das auch vorzeigen wenn er es kann und dann geht es eigentlich fast von alleine.“ Und Nino sagt: „Ja, vielleicht, dass er auch zeigen kann, dass er es selber fahren kann und mir den Mut geben, das kannst du locker schaffen, wenn du einfach gut drüber fährst. Und sonst einfach, wenn er Mut zuspricht und wenn ich selber keine Angst mehr habe.“ Und wie oben erwähnt gehen auch die Aussagen der Nichtdownhiller in die gleiche Richtung. Fabio dazu: „Er soll sagen, dass ich es schaffe, ein bisschen Sicherheit geben. Gut zureden, sagen man schafft das. Das ist das Wichtige.“ Und Fabio sagt auch noch: „Sachen, bei denen ich mir sicher bin, dass ich es nicht schaffe. Dass der Lehrer oder die Lehrerin mir das vorzeigt und sagt wie man es richtig macht.“ Und Andri erwähnt ebenfalls das Vorzeigen: „Vorfahren! Vorfahren und heil runterkommen, dann ist das sicher eine grosse Motivation.“ Und auch die technischen Hinweise sind Andri wichtig: „Wie man vielleicht die Bremse mehr oder weniger anziehen soll.“ 22 11.4 Angst in anderen Sportarten und im Schulsport Frage: Welche Sportarten machst du sonst noch? Erläutere mir kurz deine bevorzugten Sportarten und warum du diese gerne betreibst. Die beiden Downhiller haben sehr ähnliche Verläufe, was ihre sportliche Biografie betrifft. Ronny erzählt auf die Frage nach anderen Sportarten: „Also, neben Downhill, Crosscountry auch auf dem Velo. Und dann Strassenvelo, beides um Kondition zu trainieren, fit sein für das Downhill. Fitness mache ich viel, Fussball spiele ich, Skifahren, Freestyle, normal auf der Piste.“ Und auf die Frage, ob er beim Freestyle auch Sprünge macht antwortet Ronny mit: „Mache ich schon auch. Zwar in den letzten Jahren etwas weniger, wegen meinen Knien. Aber sonst mache ich da schon auch alles.“ Auch Nino ist früher mal Slalom gefahren, hat Fussball gespielt, aber für ihn steht im Winter ganz klar das Freeski im Zentrum: „Mir gefällt vor allem all die Tricks zu machen, etwas neues zu Lernen. Saltos zu machen, einfache Spass mit Freunden zusammen.“ Fabio hingegen antwortet auf die Frage mit „Skifahren“ und auf die Nachfrage ob Pistenfahren oder Freeski antwortet er: „Pistenfahren und wandern.“ Andri fühlt sich in Teamsportarten wie Volleyball und Fussball wohl. Zudem klettert er und auf die Nachfrage was in am Klettern reizt, meint er:“ Das macht mir einfach Spass und hilft mir die Höhenangst zu überwinden.“ Frage: Würdest du beim Ringturnen einen Retoursalto als Abgang wagen? Was hält dich davon ab? Und was würde dir helfen, diese Situation zu bewältigen? Die beiden Downhiller haben den Retoursalto schon in der Schule gemacht. Entsprechend scheint für sie das Element auch keine grosse Herausforderung zu sein, respektive war es auch nie: „Ich habe es auch schon gemacht, weil wir in der Schule auch Geräteturnen gehabt haben und auch Prüfungen gehabt. Halt auch vom Freeski. Saltos und Trampolin, das mache ich auch alles.“, sagt Ronny und meint weiter, „auf den Kopf wirst du nicht fallen, soweit kommst du wohl noch rum, habe ich so gedacht.“ Bei Nino klingt es ähnlich: „Ja, wenn man ein bisschen schwingt, dann rausziehen, dann geht das eigentlich sehr einfach, das kann eigentlich jeder.“ Und auf die Nachfrage ob ihm das Element zu Beginn Angst gemacht hat antwortet Nino weiter: „Nein. Ja ich habe einfach vom Trampolin den Backflip schon immer gemacht und dann habe ich es in der Schule schon gekonnt und dann ging es viel einfacher.“ Etwas kritischer antworten die beiden Nichtdownhiller. Andri spricht nochmals die genaue Instruktion an: „Davon abhalten würde mich sicher, wenn der Lehrer nur so knapp beschreibt, was man jetzt genau machen müsste. So, mach jetzt einfach. Die anderen haben das auch geschafft, mach jetzt, das würde mich erniedrigen. Mir würde es helfen, wenn ich irgendwie Hilfestellung bekomme, dass Leute daneben sind und schauen. Mir ist immer wichtig, das man genau beschreibt, was man wirklich machen muss.“ Und auch für Fabio scheint ein Retoursalto eine Herausforderung zu sein: „Ein Salto? Ich wäre mir schon unsicher.“ Die Angst könnte aber gemindert werden, wenn ein etwa gleichstarker Mitschüler es schafft: „Also wenn mir einer das vormachen würde, so ein 23 Mitschüler der ungefähr gleichviel kann wie ich, dann würde ich es auch machen oder wenigstens probieren. Aber sonst würde ich es nicht machen.“ Frage: Hattest du in anderen Sportarten oder im Schulsport Situationen in denen du Angst verspürt hast? Beschreibe die Situation und wie du die Situation bewältigt hast. Ronny beschreibt ein Erlebnis aus seiner Zeit als Skifahrer: „Früher im Ski Alpin bin ich Rennen gefahren und dann haben wir immer in Brigels trainiert und die Pisten sind relativ flach da. Und dann beim Rennen auf steilem Gelände mit offenen Toren, dann hatte ich vor dem Tempo Angst, weil ich es/ Die Ski sind halt auch immer brutal schnell gelaufen und so hatte ich vor dem Tempo Angst, aber das ist heute auch vorbei.“ Nino hingegen hatte eigentlich noch nie Angst: „Wirklich Angst eigentlich nicht. Eigentlich nie Angst gehabt. Nein, eigentlich nicht.“ Fabio und Andri erzählen beide von einem Ereignis aus dem Geräteturnen. Fabio sagt auf die Frage, ob er schon mal in anderen Sportarten oder im Schulturnen Angst hatte: „Ja, gerade kürzlich mussten wir einen Salto machen. (…). Und ich habe gewusst ich schaffe es nicht, aber ich habe es trotzdem probiert und dann ist es nicht so gut gelungen.“ Und weiter auf die Frage was das Problem war antwortete Fabio, dass seine Knie nicht mehr die besten sind und er Angst vor der Landung hat. Und Andri erzählt von einem Handstandüberschlag bei der auf gleicher Ebene auf dem Rücken gelandet wird: „Mit dem Trampolin mussten wir auf den Schwedenkasten eine Handstand machen und dann auf eine Matte fliegen. Und da hatte ich immer die Angst, dass ich mit dem Rücken auf den Schwedenkasten fliegen kann und das habe ich mich auch noch nie getraut. Und der Lehrer ist da ein bisschen da gestanden und hat gesagt ich schau dann schon auch. Aber mir ist das wie zu wenig Sicherheit gewesen. Und auf Nachfrage was ihn davon abgehalten hat, bestätigt er mir, dass es die Lehrperson war.“ Diskussion 12.1 Erfahrung mit dem Fahrrad Die beiden Downhiller Ronny und Nino haben deutlich mehr Erfahrung mit dem Fahrrad als Fabio und Andri. Die Erfahrung, respektive das Training macht einen wesentlichen Anteil an der Minderung der Angst aus. Mit der übersetzten Formel von Eysenck & Calvo (1992) lässt sich dies auch relativ leicht erklären. Leistung = Verarbeitungseffizienz x Anstrengung Das heisst unabhängig davon, ob man ein Mensch mit hoher Ängstlichkeit, also einer geringen Verarbeitungseffizienz ist oder nicht, jeder kann mit viel Training eine gute Leistung erbringen. Sprich wer viel übt, wird auch seine Angst abbauen können. Alfermann & Stoll (2007) schreiben weiter, dass eine negative Belastungswirkung wie die Angst dann auftritt, wenn die Anforderung das individuelle Können in einem zu 24 hohen Masse überschreitet. Dies bedeutet, dass die Erfahrung und das Können einen grossen Einfluss nehmen können auf die Angst. Dass die Erfahrung den beiden Downhillern hilft die Angst zu bewältigen, werden wir weiter unten sehen. Übertragen auf den Sportunterricht kann man daraus ableiten, dass man den Schülern auch die nötige Zeit lassen muss, etwas Neues zu lernen. Zu schnelle Lernschritte und damit eine Überforderung können schnell zu Angst führen. 12.2 Definition von Angst Wie schon bei der Begriffsdefinition von Angst erwähnt, fällt es schwer die Angst zu definieren. Auch Boisen (1975) schreibt nur von einem Versuch der Begriffserklärung. Entsprechend schwer haben sich auch die vier Jugendlichen getan, Angst zu definieren. Flöttmann (2005) spricht von einer realen Gefahr und einer Gefahr, die wir uns in einer Phantasiewelt einbilden. Wenn einer der jugendlichen von der Angst bei Dunkelheit spricht, dann ist diese Gefahr eingebildet. Denn eigentlich gibt es keinen Grund, dass man bei Dunkelheit Angst haben muss. Hingegen ist Ninos Angst vor gefährlichen Tieren real. Steht ein wildes Tier direkt vor dir oder beim Joggen schnappt ein Hund nach dir, dann kann es durchaus sein, dass du verletzt werden kannst und eine reale Angst vor Verletzung entsteht. Natürlich haben auch Kinder Ängste, sogenannte soziale Ängste, wie z.B. Scham, Verlegenheit oder Schüchternheit (Schwarzer, 2000). Diese treten laut Bandelow (2004) erst ab dem zwölften Lebensjahr verstärkt auf. Jugendliche verspüren im Alltag soziale Ängste wie Scham, Verlegenheit und Schüchternheit (Bandelow, 2004; Schwarzer, 2000). Weiter sagt Bandelow (2004) auch, dass das Ausmass dieser sozialen Ängste bei Jugendlichen in der Regel von kurzer Dauer ist. Menschen die wegen Ängsten in Behandlung sind, sind im Durchschnitt 36 Jahre alt. Generalisierte Ängste und Panikattacken kommen also erst zwischen 30 und 40 Jahren gehäuft vor. Die Aussagen der interviewten Jugendlichen belegen die Sorglosigkeit der jungen Leute. Wenn ich das mit jugendlicher Unbekümmertheit beschreibe, liege ich gar nicht so falsch. Die interviewten Jugendlichen bestätigen mit ihren verneinenden Aussagen, dass sie solche Sorgen kaum plagen. Hingegen wenn es um den Sport geht, dann sieht es etwas anders aus. Insbesondere Ronny macht es Angst, wenn er schlecht fährt. Die Angst ist eine Mischung aus Leistungsangst und Scham. Weil Ronny im Normalfall gut fährt, hat er Angst davor wenn andere sehen, dass er schlecht fährt. Er baut sich einen gewissen Leistungsdruck auf, was Schwarzer (2000) als sportbezogene Angst bezeichnet. Gleichzeitig schämt er sich dann dafür, dass er eben so schlecht fährt. Somit wird es dann auch verständlich, weshalb Fabio über diese Aussage nur lächeln kann. Für ihn besteht überhaupt kein Druck beim Donwhill eine gute Leistung zu erbringen, weshalb für ihn die Leistungsangst nicht vorhanden ist. Weiter spricht Nino von einer Angst, wenn er gegen grössere Jugendliche Fussball spielen muss. Auch diese Angst ist im Modell von Schwarzer (2000) erläutert. Und zwar wird diese Angst dem Begriff der Schüchternheit zugeordnet, welche der sozialen Angst zuzuordnen ist. 25 Bisher habe ich nur von sozialer Angst und der Leistungsangst gesprochen. Wie oben mit Beispielen beschrieben, kommen diese auch bei Jugendlichen vor und müssen immer zuerst ausgeschlossen werden, bevor ich auf die Existenzangst schliesse und hier im speziellen die Verletzungsangst. So nützt es mir nichts, wenn ich einem Schüler versuche die Angst vor einer Verletzung zu nehmen, wenn er sich einfach schämt etwas vor der ganzen Klasse vorzumachen. Alle befragten Jugendlichen haben jedoch Angst vor einer Verletzung. Und damit wird auch die Aussage von Boisen (1975) gestärkt, wonach sich im Sport die Angst immer auf etwas bezieht. Trotzdem würde ich auch die Aussage von Baumann (2015) stützen, dass man Furcht und Angst unterscheiden kann mit dem Grad der Kenntnis. Alle Jugendlichen sprechen unabhängig von ihrem Könnensgrad davon, dass sie Angst vor einer Verletzung haben. Diese Angst ist aber nur allgemeiner Natur und begleitet sie laut ihren Aussagen nicht während einer Abfahrt. Konkreter wird die Angst dann, wenn sie vor einer schwierigen Stelle stehen, wobei schwierig von allen anders definiert wird. Dann würde ich Baumann (2015) zustimmen und vor Furcht sprechen, weil man dann genau weiss, weshalb die negative Erregung ausgelöst wird. Bei der Frage, ob die Angst bei einem Sprung von einem Meter angepasst ist oder nicht, geben alle vier eine interessante Antwort. Für sie ist die Angst ganz klar unangepasst, aber wenn man nicht geübt ist, kann diese Angst durchaus angepasst sein. Soll heissen, für sie stellt die Situation keine Realangst nach Freud (1926) dar. Hätten sie Angst, wäre das nicht angepasst und das Problem liegt woanders. Für Nichtdownhiller hingegen ist Angst bei einem drei Meter Sprung angepasst. Ein geübter Downhiller springt diesen Sprung im Normalfall aber noch immer locker, hat er Angst, hat dies nicht einen unmittelbaren Bezug zur Aufgabe, das Problem muss woanders liegen. Angst vor dem Versagen, Angst vor der Blamage oder Scham vor Kollegen, wenn man zum Beispiel der Schlechteste in einer Gruppe von Downhillprofis ist. Ob bei jemandem die Angst also angepasst ist, hängt stark von seinem Können ab. Für einen Anfänger ist die Angst schon relativ schnell angepasst, wohingegen es bei einem Profi viel mehr braucht, dass Angst angepasst ist. 12.3 Bewältigungsstrategien der Angst 12.3.1 Bewältigungsstrategien der Jugendlichen Alle vier Jugendlichen wenden im Grunde die Technik der Konzentration an (Alfermann & Stoll, 2007). Sie versuchen sich auf das Kommende zu konzentrieren und die Konzentration voll darauf zu richten. Dies ist aus den Aussagen der Jugendlichen deutlich erkennbar. Sie überlegen sich Dinge wie, wo ist die beste Linie, wie komme ich am schnellsten durch oder wie kann ich das Hindernis umfahren. Die beiden Downhiller schaffen es nach einem „normalen“ Sturz sich gleich wieder auf die Sache zu konzentrieren. Dabei hilft ihnen eine klare Fehleranalyse. Nach dem Schema von Alfermann & Stoll (2007) würde diese Bewältigungsstrategie unter dem Begriff der Informationssuche eingeteilt. In Erfahrung bringen, weshalb etwas passiert ist, Konsequenzen ziehen und weiterfahren. Downhill scheint bei Ronny und Nino so automatisiert, dass bei ihnen trotz starker Erregung noch keine Bewegungshemmung eintritt. Laut Alfermann & Stoll (2007) entstehen Ängste nur dadurch, dass die eigenen 26 Fähigkeiten überschritten wurden. Das gute Downhiller also ohne weiteres weiterfahren können, hängt auch damit zusammen, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten trotz Sturz nicht überschreiten. Nach Boisen (1975) kann bei automatisierten Bewegungen die starke Erregung sogar positiv genutzt werden. Auch Fabio kann nach einem leichten Sturz normal weiterfahren. Bei einem schweren Sturz fällt es ihm aber schwer, ohne daran zu denken weiterzufahren. Baumann (2015) spricht von einer sogenannten Affirmation wenn man danach immer wieder an diesen Sturz denken muss. Dies führt dann laut Baumann (2015) zu einer Bewegungshemmung. Diese Bewegungshemmung drückt Fabio mit dem Gefühl der Unsicherheit aus. Andri macht bei der Bewältigung eines Sturzes eine gemischte Bewältigungsstrategie. Zum einen versucht auch er den Sturz zu analysieren, aber er braucht sicher länger bis er wieder voll fahren kann. Dies geht dann schon eher in Richtung Resignationsstrategie, indem er sich der belastenden Situation entzieht (Alfermann & Stoll, 2007). Auch beim oben erwähnten Hindernisumfahren kann man schon von einer Vermeidungsstrategie, respektiv nach Alfermann & Stoll (2007) von einer Resignation sprechen. Vor allem Andri scheint oft die Resignation als Bewältigungsstrategie zu wählen. Nicht nur, dass er das Hindernis gern umfährt, auch bei einer schwierigen Situation versucht er sich nicht weiter zu pushen, sondern steigt lieber ab, wenn es kritisch wird. Dies ist eine typische Strategie der Resignation. Auch Fabio resigniert vor unbekannten Passagen, respektive steigt ab oder fährt auch mal langsamer, was auf eine typische Resignationstechnik hinweist. Die Downhiller resignieren nur selten. Nino hat einmal nach einem heftigen Sturz resigniert, weil er sich nicht mehr traute voll zu fahren und sich das schlecht angefühlt hat. Normalerweise sind es bei den mutigen Dowhillern aber andere Techniken. Nino fährt gerne einfach mal drüber, auch wenn er die Situation nicht kennt. Seine Devise lautet, einfach fahren, dann sieht man die Gefahr nicht. Dies kann man in die Ablenkungstechnik einordnen (Alfermann & Stoll, 2007), indem man versucht die Gefahr nicht zu sehen. An schwierigen Stellen wendet Ronny gerne die Motivationstechnik nach Alfermann & Stoll (2007) an. Er sagt sich, wenn es andere schaffen, dann schaffe ich es auch. Zudem beruhigt er sich mit dem Vertrauen in das Material, in dem er sagt, dass man mit dem heutigen Material fast überall runterkommt. Dies bestätigt die Feststellung von Zuckermann (2008), dass man mit einem hohen Vertrauen in das Material weniger Angst hat. Die geübten Downhiller haben ein grosses Vetrauen in ihr Können. Manchmal verspüren aber auch sie in einer ersten Einschätzung so etwas wie Angst (primary appraisal). Die Situation wird dann aber mit dem eigenen Können abgeglichen (secondary appraisal) und führt bei geübten Downhillern oft dazu, dass in einer zweiten Einschätzung die Situation nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen wird (Stöber & Schwarzer, 2000). 12.3.2 Hilfe durch Lehrperson Nach Boisen (1975) soll man als Lehrer die Konfrontation mit der Angst im Unterricht einbauen. Boisen (1975) meint damit, dass man die Schüler zu einer gewissen „Angsttoleranz“ erziehen soll. Die Schüler sollen also fähig sein, mit der Angst umzugehen und trotz Angst eine Bewegung sauber auszuführen. Angst kann also 27 durchaus bewusst im Unterricht eingebaut werden, um so die Lernenden dazu zu erziehen, dass sie selber lernen mit Angst umzugehen. Hilfe zur Selbsthilfe. Aus den Interviews mit den Schülern haben sich zwei Kernaussagen herauskristallisiert. Es hat sich bei den interviewten Schülern gezeigt, dass zwei Dinge die Angst stark mindern. Vorzeigen und eine exakte Erklärung des Bewegungsablaufs. In drei von vier Interviews haben die befragten Schüler gesagt, dass es motivierend ist, wenn es der Lehrer vorzeigt. Es hilft den Schülern die Angst zu reduzieren, wenn der Lehrer eine schwierige Bewegung ohne schmerzende Folgen vorzeigen kann. Bandura (2006) bestätigt dies mit seinen Aussagen über das Modelllernen: „First, observers can acquire new patterns of behavior by watching the performances of others. This observational learning effect ist demonstrated most clearly when models exhibit novel responses which observes have not yet learned to make and which they later reproduce in substantially identical form“ (Bandura, 2006, S. 6). Ein Schüler hat zudem erwähnt, dass es motivierend ist, wenn es ein gleichstarker Schüler vorzeigt. Ein Schüler der gerade erst den Strecksprung gelernt hat, wird wahrscheinlich eher abgeschreckt, wenn ich als Lehrer einen 1 ½ Salto vorzeige. Hingegen kann es dem Schüler der den normalen Salto schon sehr gut kann, eine Bewegungsvorstellung geben und somit wie es Baumann (2015) beschreibt, zu einer Minderung der Angst kommen. Van Ophuysen & Hannover (2005) sprechen von sogenannten „Supermodellen“. Schüler die vor einer Bewegung Angst haben, können durch eine perfekte Ausführung einer für sie unerreichbaren Bewegung demotiviert werden. Hingegen kann ein Mitschüler mit ähnlichen Voraussetzungen die nötige Überzeugung bringen, dass man es selbst auch schaffen kann. Baumann (2015) spricht hier von der Transparenz. Natürlicher kann Transparenz auch durch korrekte und kompakte Erklärungen erreicht werden, aus eigener Erfahrung kann ich aber bestätigen, dass das Vorzeigen einen starken Einfluss auf die Minderung der Angst haben kann. Natürlich gilt es zu Bedenken, wann zeige ich was vor, um nicht bei einem schwachen ängstlichen Schüler als „Supermodell“ dazustehen. Auf die Frage nach Situationen bei denen die Schüler Angst hatten im Sportunterricht kam das Thema der Hilfestellung zur Sprache. Hier kommt die Kompetenz des Lehrers, Hilfestellung zu leisten und Hilfestellung zu instruieren ins Spiel. „Unmittelbarer Körperkontakt hat eine angstreduzierende Wirkung. Sobald der Turner den Griffansatz des Helfers spürt, wird er von einem Gefühl der Sicherheit befallen. Der Schüler spürt körperlich, dass ihm nichts passieren kann“ (Cavelti, 1989, S.7). So hatte Andri deshalb Angst, weil der Lehrer zu weit und passiv neben der Sprunganlage stand. Boisen (1975) weist im weiteren darauf hin, dass man die Veränderungsmöglichkeiten wahrnimmt. Veränderungsmöglichkeiten können z.B. zusätzliche Matten sein. Zwei der befragten Schüler hatten beim Retoursalto von den Ringen nicht zuletzt wenig Angst, weil zwei 40cm Matten unter den Ringen aufgestellt wurden, die eine weiche Landung garantierten. Weitere Veränderungsmöglichkeiten sind eine langsame Bewegungsausführung (wenn möglich) oder eine Verminderung des Schwierigkeitsgrades mit einem erneuten Aufbau (Cavelti, 1989). Was auch zu einer verminderten Angst führt, ist das entsprechende Material. So erwähnt Downhiller Ronny ganz klar, dass man mit den heutigen Fahrrädern auch alles fahren kann. Als Lehrer muss man also auch darüber nachdenken, ob die Anlage oder das Material vertrauenserweckend ist, oder schon von daher erste Angstproblematiken auftreten 28 können. Schack (1997) erläutert auch noch die Möglichkeit der Konsequenzerwartung. Gerade bei der Sportart Downhill kann es angstmindernd wirken, wenn ich einen Sturz übe. Gleiches auch beim Turnen, wenn ich erkläre und vorzeige, was bei einem schlechten Überschlag passieren kann. Verdeutlicht wird die Vorwegnahme von Situationen die passieren können auch mit dem Erlernen einer Eskimorolle. Nur wer schon mit dem Kopf unter Wasser war, wird später keine Angst mehr haben, wenn ihm das in fliessendem Gewässer passiert. 12.4 Angst in anderen Sportarten und im Schulsport Im theoretischen Teil der Arbeit habe ich von sogenannten Sensation Seekers geschrieben. Von Personen also, die den Nervenkitzel suchen. Solche Personen suchen laut Zuckermann (2008) auch in anderen Sportarten gerne das Risiko. Die Aussage wird bei meinen Schülern auch voll bestätigt. So sind die beiden Downhiller im Winter oft auf den Freestyle Ski unterwegs. Auch hier machen sie ähnlich dem Downhill Sprünge und ähnlich Sachen. Downhillen und Freeski sind zwei typische Freestylesportarten und passt von daher perfekt in Zuckermanns Theorie der Risikosportarten. Die beiden anderen fahren hingegen lieber auf der Piste. Auch der Retoursalto von den Ringen stellt für die beiden Risikoerprobten Downhiller keine grosse Herausforderung dar. Saltos ist man sich laut ihren Aussagen ja von anderen Sportarten gewohnt, deren Adaption auf die Ringe sei eigentlich einfach, klingt es bei ihnen. Die anderen finden das hingegen nicht so einfach und würden es nicht direkt machen. Die beiden Typen kommen also gut heraus. Nach dem Modell von Spielberger (1991) kann man sicherlich sagen, dass die beiden Downhiller eine niedrigere „trait anxiety“ aufweisen, also nicht so ängstlich sind. Deshalb ist nachher auch der Grad der „state anxiety“, also dem Grad der Besorgnis, der Angespanntheit und des Bedrohtseins, bei den Nichtrisikosportlern entsprechend höher. Die gleiche Aufgabe des Retoursaltos wird deshalb von den Nichtrisikosportlern als bedrohlicher wahrgenommen, als von den Downhillern. 29 Fazit Risikosportler und „normale“ Schüler unterscheiden sich in diversen Punkten. Risikosportler können einen Sturz viel schneller verarbeiten als andere. Unter anderem machen sie dies durch eine genaue Fehleranalyse. Zudem hat sich gezeigt, dass Risikosportler auch in anderen Bereichen im Sport weniger Angst zeigen, ganz wie es das state-trait Modell von Spielberger (1991) zeigt. So zeigen die Risikosportler auch z.B. im Geräteturnen keine Angst und würden ohne weiteres einen Retoursalto von den Schaukelringen machen. Die Jugendlichen wählen zur Überwindung ihrer Ängste verschiedene Varianten. Die wichtigste ist die Konzentrationstechnik. Alle befragten Jugendlichen konzentrieren sich auf die Sache und überlegen sich genau was zu tun ist. Daraus folgt, dass allen Schülern auch eine klare Instruktion sehr wichtig ist, denn sie wollen genau wissen wie eine Bewegung funktioniert. Wenn ein Lehrer nicht klar kommunizieren kann, dann führt das sehr oft zu Unsicherheit und Angst. Klarheit kann auch geschaffen werden, wenn der Lehrer Sachen vorzeigen kann. Ebenfalls gehört dazu die Kompetenz des Sicherns und Helfens. Kann dies ein Lehrer nicht bieten, fördert er die Angst im Sportunterricht ungewollt. Dies zeigt die Bedeutung einer fundierten praktischen Ausbildung und Erlernens von Hilfestellungen. Nebst der klaren Instruktion ist auch das „gut zusprechen“ immer eine gute Lösung. Neben der Konzentrationstechnik, die bei Risikosportlern und Nichtrisikosportlern in etwa in gleichem Masse vorkommt, konnten noch weitere naive Bewältigungsstrategien (Alfermann & Stoll, 2007) festgestellt werden. Zum einen ist da die Motivationstechnik, indem sich die Jugendlichen mit anderen vergleichen, welche die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Auch die Ablenkungstechnik wird angewandt, indem man versucht die Gefahr nicht zu sehen. Die Technik der Resignation wird von den Risikosportlern kaum angewandt. Sie stellen sich eher einer belastenden Situation, respektive versuchen die Situation mit anderen Strategien zu bewältigen. Aber die Nichtrisikosportler welche ich interviewt habe, wenden diese Technik gerne an, indem sie vom Rad steigen, ein Hindernis umfahren oder auch ein Überschlag nicht probieren. 30 Literaturverzeichnis Alfermann, D., & Stoll, O. (2007). Sportpsychologie: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen (2. Aufl). Sportwissenschaft studieren: Vol. 4. Aachen: Meyer & Meyer. Bandelow, B. (2004). Das Angstbuch: Woher Ängste kommen und wie man sie bekämpfen kann (1. Aufl). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Bandura, A. (2006). Psychological modeling: Conflicting theories. New Brunswick, N.J.: Aldine Transaction. Baumann, S. (2015). Psychologie im Sport: Psychische Belastungen meistern, mental trainieren, Konzentration und Motivation (6. Aufl). Aachen: Meyer & Meyer. Boisen, M. (1975). Angst im Sport: Der Einfluss von Angst auf das Bewegungsverhalten. Schriftenreihe des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Hamburg: Vol. 8. Giessen etc.: Achenbach. Wettkampfbestimmung Mountainbike (MTB) 13, Bund Deutscher Radfahrer e. V. (BDR) 04 / 2014. Cavelti, M. (1989). Angst im Geräteturnen (Semesterarbeit). Universität Bern, Bern. Eysenck, M. W., & Calvo, M. G. (1992). Anxiety and Performance: The Processing Efficiency Theory. Cognition & Emotion, 6(6), 409–434. doi:10.1080/02699939208409696 Flick, U., von Kardorff, E., & Keupp, H. (Eds.). (1995). Grundlagen Psychologie. Handbuch qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen (2. Aufl). Weinheim: Beltz. Flöttmann, H. B. (2005). 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Retrieved from http://www.suva.ch/startseite-suva/praevention-suva/sichere-freizeitsuva/wagnisse-suva.htm 32 Selbständigkeitserklärung Ich erkläre hiermit, - dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Verwendung anderer als der angegebenen Hilfsmittel verfasst habe, - dass ich sämtliche verwendeten Quellen erwähnt und gemäss den von der Professur für Entwicklungspsychologie und Pädagogik des Jugendalters angegebenen Zitierregeln aufgeführt habe. Ort/Datum: Unterschrift: Chur/23.06.2015 33 Anhang Fragebogen Teil 1: Allgemeine Daten Vor Beginn des Interviews werden die Grunddaten Alter und Wohnort aufgenommen. Dies dient der ersten Kontaktaufnahme. 1. Wie lange fährst du schon Downhill/Mountainbike? Die Einstiegsfrage dient dazu die Erfahrung mit dem Fahrrad im Allgemeinen einzuordnen. Weiter dient die Frage der weiteren Angewöhnung zwischen Befragtem und Befrager. Teil 2: Definition von Angst 2. Frage: Was verstehst du unter Angst im Allgemeinen? Hast du im Alltag Angst? Verschiedene Definitionen von Angst. Angst vs. Furcht, Angst vs. Stress oder Angst vs. Ängstlichkeit. (Baumann, 2015). 3. Frage: Welche Ängste hast du im Sport? Was macht dir bei einer Abfahrt mit dem Fahrrad Angst? Boisen (1975): Angst vor Misserfolg, Angst vor körperlicher Verletzung, Angst vor Blamage 4. Frage: Wenn ein Fahrer Angst hat einen Drop von 1m zu fahren, dann ist diese Angst für mich angepasst. Wie beurteilst du diese Situation? Weshalb ist für dich diese Angst angepasst oder nicht? Man spricht in der Literatur von angepasster und unangepasster Angst (Baumann, 2015). Angepasst bedeutet, dass die Angst angeboren ist. Z.B. Angst vor Schmerzen als primärer Angstauslöser. Allerdings ist die Unterscheidung nicht immer einfach und sehr individuell (Baumann, 2015). 34 Teil 3: Bewältigungsstrategien der Angst 5. Frage: Beschreibe mal, was du während einer Abfahrt denkst. Boisen (1975) beschreibt die Angst vor körperlicher Verletzung als Schutzfunktion. Der Schutz wäre hier das langsamer fahren, was aber für die Ausübung der Sportart wiederum negativ wäre. Baumann (2015) beschreibt die Sturzgefahr und den Schmerz als primäre Angstauslöser. Diese Angst kann gehemmt werden, wenn ein Sturz besser bewältigt werden kann. 6. a. Frage: Was war bisher dein schlimmster Sturz? b. Frage: Wenn du heute Downhill fährst, wie präsent sind deine Gedanken an diesen Sturz? c. Frage: Wie präsent sind deine Gedanken an einen Sturz der vorangehenden Abfahrt? Baumann (2015) spricht in seiner Arbeit von sogenannter Affirmation. Affirmation bedeutet auf das Downhill übertragen, dass nach einem Sturz immer wieder an den Sturz gedacht wird und man so gehemmt ist. Boisen (1975) geht davon aus, dass nach einer Verletzung oder einem Unfall das Angstniveau erhöht wird. 7. Frage: Wie beurteilst du dein technisches Können nach einem Sturz? Machst du da technisch gute oder schlechte Fahrten? (Ergänzende Fragen: Hast du schon mal das Gefühl gehabt dass du nicht mehr gut fahren kannst? Beschreibe mir doch wann und wie. Boisen (1975): Bewegungsaktivierung versus Bewegungshemmung (Beeinflusst durch das Adrenalin). Eine Aktivierung kann dann stattfinden, wenn der Angstreiz nicht zu hoch ist. Nach Baumann (2015) hilft ein gekonntes Stürzen ebenfalls zur Bewältigung eines Sturzes. 8. Frage: Wie gehst du an eine schwierige Aufgabe heran, vor der du Angst hast? Wie kommst du auf den Punkt, dass du dich sicher fühlst eine schwierige Situation/Passage zu meistern? Vormbrock (1988) spricht in seine Arbeit von intellektuellen Fähigkeiten. Dies bedeutet, dass man in einer ersten/primären Einschätzung Angst verspürst. In einer zweiten/sekundären Einschätzung überprüfst du deine Möglichkeiten, dein Können. Spielberger (1991) spricht von „state“ und „trait“ anxiety. Mit „state“ meint er die Interpretation der aktuellen Gefahr. Diese aktuelle Gefahr wird dann abgeglichen mit der „trait anxiety“, also der individuellen Beurteilung der Angst aufgrund von Erfahrungen und eigenem Können. Alfermann & Stoll (2007) schreiben über die naiven Bewältigungsstrategien wie z.B. Motivations-, Beruhigungs-, Konzentrations-, Umbewertungs-, Ablenkungs-, oder Abreaktionstechniken. 35 9. Frage: Wie kann dir der Lehrer helfen, eine schwierige, bedrohliche Situation zu meistern? Boisen (1975) und Baumann (2015) schreiben wie ein Pädagoge Einfluss nehmen kann. Mut zusprechen, sichern und Transparenz sind Begriffe die immer wieder vorkommen. Teil 4: Angst in anderen Sportarten und im Schulsport 10. Frage: Welche Sportarten machst du sonst noch? Erläutere mir kurz deine bevorzugten Sportarten und warum du diese gerne betreibst. Oft suchen Sportler, die eine Risikosportart machen das Risiko auch in anderen Sportarten. Zuckermann (2008) spricht hierbei von einem sogenannten Sensation Seeking. 11. Frage: Würdest du beim Ringturnen einen Retoursalto als Abgang wagen? Was hält dich davon ab? Und was würde dir helfen, diese Situation zu bewältigen? Ein grundsätzlich einfach zu turnendes Element, welches nur wenige Schüler turnen und viel Mut erfordert. Konkrete Auseinandersetzung mit dem Thema Angst im Sportunterricht und dem in Frage 9 erwähnten Sensation Seeking. Baumann (2015) sagt, dass oft die Angst vor Blamage höher ist, als die Angst vor der Verletzung. 12. Frage: Hattest du in anderen Sportarten oder im Schulsport Situationen in denen du Angst verspürt hast? Beschreibe die Situation und wie du die Situation bewältigt hast. Angst in einer unbekannten Sportart. Was macht den Schülern Angst? Kann durch Training und Vertrauensaufbau die Angst gehemmt werden? (Baumann, 2015; Boisen 1975; Cavelti, 1989) 36 Interviewtranskriptionen Interviewtranskription Nino I: Also Nino, ich weiss von dir dass du Downhill machst, kannst du mir kurz erklären wie du zum Downhill oder auch ganz allgemein zum Sport gekommen bist? #00:00:26-7# B: Ich bin über meinen Vater dazu gekommen, weil er uns in den Veloklub gebracht hat. Und dann hab ich da auch begonnen Velo zu fahren. Und dann habe ich ein paar Jahre mitgemacht, bis ich auch Runden fahren musste. Und von da an hatte ich keine Lust mehr Mountainbike zu fahren und so bin ich dann zum Downhill gekommen. Und das hat mir viel mehr Spass gemacht. Und ja, so bin ich eigentlich zum Sport gekommen und sonst habe ich noch Fussball gespielt, seit der 1. Klasse bis in die 6. Klasse und dann aufgehört und jetzt fahre ich nur noch Downhill. #00:01:09-9# I: Gut, ich befrage dich später noch zu anderen Sportarten. Wie lange fährst du schon Downhill respektive Mountainbike? #00:01:16-8# B:Ich fahre schon seit ich sieben Jahre bin Mountainbike und mit neun Jahren zum ersten Mal Downhill und ich habe schon damals gewusst, das runter fahren mir VIEL MEHR Spass, als das Hochfahren, einfach etwas mit Technik, wo man viel besser in der Technik sein muss, zum Beispiel Rennvelofahren gefällt mir überhaupt nicht. #00:01:47-6# I: Also, beim Downhillen wenn man das so von aussen anschaut, braucht es sicherlich auch sehr viel Mut. Was verstehst du ganz allgemein unter Angst? #00:02:03-3# B: Unter Angst verstehe ich eigentlich wenn ich etwas nicht getraue etwas zu machen, zum Beispiel wenn ich beim Downhillen einen grossen Sprung machen muss und der ist zu gross für mich, dann habe ich Angst den zu Springen. Aber sonst ist Angst für mich wenn ich von Tieren, grossen Tieren Angst habe. Aber sonst beim Velofahren habe ich keine Angst, weil ich es schon seit langer Zeit mache. #00:02:28-9# I: Vor was hast du im Sport oder auch im Alltag Angst? Gibt es da Sachen, wo du sagst, da habe ich jetzt Angst? #00:02:39-2# B: Sonst im Alltag eigentlich nicht. Sonst im Sport wenn andere viel grösser sind, zum Beispiel im Fussball. Im Downhill grössere Sprünge oder Passagen in welchen viel zu viele grosse Steine drin sind wo man leicht Stürzen kann oder so. Aber sonst eigentlich nicht so. #00:03:03-6# I: Man sagt es gibt angepasste Angst und unangepasste Angst. Das hängt immer von dem ab, der es beurteilt. Ich habe jetzt zum Beispiel Angst ein Drop zu fahren der 1m hoch ist. Wie beurteilst du das? Findest du das angepasst dass ich da Angst habe, oder denkst du, nein da musst du jetzt keine Angst haben? #00:03:41-2# 37 B: Ja es kommt auf die Person an. Es gibt Personen die viel Fahrrad fahren, die haben keine Angst. Es gibt Leute die vielleicht erst angefangen haben, die haben vielleicht Angst. Wenn man weiss man kann es, dann soll man keine Angst haben, wenn man weiss man kann es nicht, dann soll man Angst haben. Und dann würde ich auch nicht probieren. #00:04:06-3# I: Also du sagst vor allem die Erfahrung ist da sehr wichtig? #00:04:09-8# B: Ja genau. #00:04:10-1# I: Nächste Frage. Da geht es darum, was du denkst wenn du runter fährst. Beschreibe einfach mal, was du denkst während einer Abfahrt. #00:04:28-6# B: Also ich denke fast nichts dabei bei der Abfahrt, ausser dass es mir Spass macht beim Fahren. Und vielleicht noch wo ich am besten durchfahre und wie ich Tricks über den Kicker machen kann und so. Sonst denke ich fast nichts beim Fahren, ausser dass ich Spass habe. #00:04:44-7# I: Und was denkst du wenn du an eine schwierige Stelle hinkommst? #00:04:48-5# B: Ja, wenn ich es nicht sehe dann gehe ich einfach drüber und wenn ich es sehe, dann schaue ich es zuerst an und dann gehe ich erst. #00:04:57-3# I: Und was machst du wenn dir diese Stelle Angst macht? #00:05:06-2# B: Dann schaue ich es genau an und wenn es vielleicht geht dann probiere ich es und sonst nicht. Wenn ich Protektoren und alles anhabe dann geht es eigentlich besser. #00:05:15-2# I: Und was denkst du vor jetzt/ Wenn du eine schwierige Stelle hast und die angeschaut hast und oben stehst. Was geht dir dann durch den Kopf? #00:05:25-5# B: Ja, eigentlich ob ich es fahren soll, was kann passieren. Ja, vielleicht die perfekte Linie zu nehmen. Solche Sachen. #00:05:45-6# I: (...) Also was hast du gesagt, was passieren kann, Perfekte Linie, wie du es fahren kannst. Gut, aber eben grundsätzlich ist es die Freude wo du (...) vor allem daran denkst. #00:06:04-8# I: Was war bisher dein schlimmster Sturz? #00:06:09-7# B: Mein schlimmster Sturz war, als wir zu dritt auf dem Fahrrad waren und ich ganz vorne dran war, als wir noch klein waren. Dann ist mein Bein zwischen die Felgen dazwischen gekommen und dann hat es uns rausgekickt und ich war ganz unten dran. Dann habe ich das Gesicht voll aufgekratzt, Prellungen gehabt und den Daumen gebrochen. Aber sonst beim Downhill fahren habe ich noch nichts weh gemacht oder gebrochen. #00:06:38-5# I: Und denkst du noch an diesen Sturz? #00:06:44-2# B: Nein, habe ich nie daran gedacht. #00:06:47-6# 38 I: Aber sonst während eines Trainingstages stürzt du wahrscheinlich auch ein paarmal, nehme ich an? #00:06:52-5# B: Ja, schon auch aber da macht es mir manchmal ein bisschen weh, und dann fahren wir einfach weiter, denkt man nicht daran und dann geht es weiter. #00:06:595# I: Wievielmal stürzt du pro Trainingstag? #00:07:01-9# B: Einmal bis Nullmal, Null- bis Einmal. #00:07:06-5# I: Und wenn du jetzt stürzt, bei der nächsten Abfahrt oder gerade kurz nacher/ Du hast jetzt gesagt du fährst einfach weiter, das heisst du denkst gar nicht an den Sturz oder denkst du nachher noch daran? #00:07:18-2# B: Ja, vielleicht wenn ich wieder an die Stelle komme und sehe dass ich da vorher falsch reingefahren bin, nehme ich vielleicht eine andere Linie, aber sonst fahre ich einfach weiter. #00:07:29-9# I: Und wie hast du das Gefühl nach einem Sturz fährst du schlechter, rein technisch gesehen? #00:07:38-5# B: Vorsichtiger und dann fahre ich eher etwas langsamer. #00:07:42-4# I: Und, wie lange dauert das an? #00:07:47-2# B: Ungefähr ein Runde dann geht es eigentlich wieder. #00:07:49-9# I: Hattest du nach einem Sturz schon mal das Gefühl, jetzt fährst du wirklich sehr schlecht, es geht nichts mehr? #00:08:02-3# B: Einmal war ich allein, dann hat es mich in die Kurve geschmissen. Dann habe ich noch zwei drei Fahrten gemacht. Und dann habe ich schon gedacht es geht nicht mehr so und dann bin ich halt nach Hause gefahren. Weil zuerst hatte ich ja Angst beim runterfahren und dann bin ich langsamer gefahren und über die Steine und wenn man schneller fährt geht es irgendwie besser. Und wenn man dann langsam fährt hat man das Gefühl, dass es falsch schüttelt und gar nicht gut geht. #00:08:294# I: Gut, dann komme ich nochmals zurück. Habe da vorher schon etwas vorgegriffen. Wie schaffst du es, wenn du wirklich ein schwere Aufgabe vor dir hast/ Vielleicht kannst du dir nochmals ganz gut überlegen wie du auf den Punkt kommst, doch da fahre ich jetzt runter oder wie entscheidest du, nein da fahre ich nicht runter? #00:08:48-6# B: Also wenn ich jetzt zum Beispiel eine neue Downhillstrecke fahre, manchmal fahre ich direkt drüber oder wenn es sehr schwierige Passagen sind, dann schaue ich es immer zuerst an. Damit ich weiss wie es ist. Schaue vielleicht, wo es grössere Löcher drin hat, damit ich die vermeide und sonst gehe ich einfach drüber, weil das Spass macht und dann sehe ich nicht die Gefahr und habe auch keine Angst. #00:09:12-4# 39 I: Und wie kann dir im Downhill ein Trainer oder auch sonst ein Lehrer zum Beispiel/ Wie kann dir ein Lehrer oder ein Trainer helfen, eine solche Situation zu bewältigen wenn du dir jetzt selber nicht sicher bist, kann ich das fahren, was hilft dir von aussen? #00:09:33-6# B: Ja, vielleicht, dass er auch zeigen kann, dass er es selber fahren kann und mir den Mut geben, das kannst du locker schaffen, wenn du einfach gut drüber fährst. Und sonst einfach, wenn er Mut zuspricht und wenn ich selber keine Angst mehr habe. #00:09:53-2# I: Also vorzeigen oder Mut machen und gut zureden. Gut, du hast es schon bald geschafft, es kommen noch drei Fragen. Das hatten wir schon ganz am Anfang etwas von anderen Sportarten/ Sag mir noch kurz was du für andere Sportarten machst, gemacht hast. Was dir daran gefallen hat. #00:10:18-4# B: Also ich habe Fussball gespielt, Mountainbike bin ich gefahren. Dann habe ich Slalom gefahren, jetzt fahre ich nur noch Freeski. Kicker, Slidestange und so. #00:10:35-7# I: Und was gefällt dir daran, jetzt gerade am Freeski? #00:10:44-5# B: Mir gefällt vor allem all die Tricks zu machen, etwas neues Lernen. Saltos zu machen, einfach Spass mit Freunden zusammen. #00:10:52-3# I: Gut, dann noch eine Frage zum Geräteturnen. Wenn du jetzt die Aufgabe hast, von den Ringen einen Retoursalto zu machen. Würdest du es machen oder nicht machen? Und wieso würdest du es machen oder nicht machen? #00:11:18-7# B: Also ich würde es wahrscheinlich schon machen, weil wir es schon mal in der Schule gemacht haben. Und ja ich mache auch auf dem Trampolin einen solchen Salto und alles und dann habe ich nicht so viel Angst. #00:11:32-1# I: Und von den Ringen hast du das relativ schnell gekonnt? Hast du da nicht gross/ #00:11:39-8# B: Ja, wenn man ein bisschen schwingt dann rausziehen, dann geht es eigentlich sehr einfach, das kann eigentlich jeder. Zuerst kann man ja Trockenübungen machen wenn man sich nur raufhängt und wieder hinten runter fliegen lässt. Dann geht es eigentlich. #00:11:46-6# I: Ja, das Element ist eigentlich nicht schwer, es braucht Mut, aber du hattest da nie Mühe, dass dir das Angst gemacht hat? #00:11:55-7# B: Nein. Ja ich habe einfach vom Trampolin den Backflip schon immer gemacht und dann habe ich es in der Schule schon gekonnt und dann ging es viel einfacher, als wenn ich das noch nicht gekonnt hätte. #00:12:14-5# I: Gut, dann noch als Abschlussfrage. Hattest du irgendwie in anderen Sportarten oder im Schulsport/ Hattest du irgendwo schon mal Angst gehabt? Jetzt konkret im Schulsport, hattest du da schon irgendwo Sachen machen müssen, bei denen du 40 Angst hattest? #00:12:34-9# B: Wirklich Angst eigentlich nicht. Eigentlich nie Angst gehabt. Nein eigentlich nicht. #00:12:41-5# I: In dem Fall, vielen Dank. #00:12:49-0# B: Kein Problem. #00:12:49-9# Interviewtranskription Ronny I: Ronny erzähle als erstes doch mal wie du allgemein zum Sport und spezifischer zum Downhillsport gekommen bist. #00:00:26-3# B: Wir sind früher immer mit dem Vater Motorcross schauen gegangen. Die Rennen in der Schweiz. Und dann am Schluss am hat es dann immer ein Show gegeben, bei der sie Wheelies und solche Sachen gemacht haben. Dann bin ich einfach immer nach Hause gegangen und habe es auf dem Fahrrad ausprobiert. Und einmal hat mich der J+S Leiter Rolf Beeli vom VC Surselva gesehen und hat gesagt, wieso willst du nicht mal trainieren kommen und das war mit 6 oder 7 Jahren. Und dann bin ich mal ins Training und das hat mir brutal gefallen und das sind nun schon fast 12 Jahre die ich Velo fahre. 10 Jahre bin ich Crosscountry gefahren und jetzt habe ich seit 2 Jahren auf Downhill gewechselt. #00:01:36-5# I: Das heisst, Downhill fährst du seit zwei Jahren und Mountainbike schon seit über 10 Jahren? #00:01:44-5# B: Jo genau. Also ich bin immer wieder Downhill gefahren, aber Rennen nie. #00:01:50-2# I: Was verstehst du/ Ganz allgemein was verstehst du unter Angst? #00:02:01-7# B: Angst ist halt eher wenn man irgendwo an eine Passage kommt, die recht schwierig ist und man vielleicht springen muss und unten siehst du könntest vielleicht geradeausfahren und könntest stürzen. Das ist Angst. Angst, dass etwas passieren könnte. Aber sonst Angst könnte ich jetzt nicht sagen. Das ich vom Tempo Angst habe oder so etwas. #00:02:36-3# I: Vor was hast du Angst, sei es im Alltag oder im Sport? #00:02:42-6# B: Im Alltag habe ich nicht viel Angst oder gar keine Angst. Und im Sport ist es halt wie gesagt, wenn du Passagen hast, einen riesen Sprung, wenn du über eine Strasse springen musst, wenn du noch nie einen solch Grossen gesprungen bist, das man da Angst hat, das man nachdenklich wird, vielleicht könnte das und das passieren aber sonst. #00:03:20-0# I: Also vor allem wenn es neue Sachen sind? #00:03:22-5# B: Genaue, die ich noch nie gemacht habe. #00:03:25-8# 41 I: Wenn ich jetzt einen Drop von 1m runterspringen muss, dann habe ich Angst. Ich finde diese Angst angepasst. Man spricht immer von angepasster und unangepasster Angst. Was würdest du sagen, ist das für dich auch angepasst? Oder sagst du nein? #00:03:52-3# B: Nein, Angst nein. Wir sind so viel gesprungen, das ist für mich nichts. #00:04:016# I: Und wenn jetzt einer da Angst hat. Kannst du das nachvollziehen, dass jemand Angst hat da runter zu springen? #00:04:10-4# B: Ja sicher, am Anfang hatten wir auch immer, das ist normal, ich finde es einfach normal wenn du noch nie gesprungen bist. #00:04:21-0# I: Du sagst vor allem die Erfahrung, das Üben kann einem die Angst auch nehmen? #00:04:28-4# B: Genau. Also wenn du einmal gesprungen bist und siehst es nichts passiert, dann ist die Angst also fast weg. Vielleicht denkst noch ja es könnte/ Aber wenn es noch zwei dreimal gut geht, dann hast du einfach keine Angst mehr. #00:04:41-3# I: Überlege dir mal kurz, wenn du oben am Start stehst, runter fährst, erzähle mir mal kurz was dir durch den Kopf geht. Am Start, über den Sprung oder was auch immer. #00:05:03-8# B: Also wenn schon das ganze Wochenende gut gegangen ist, dann arbeite ich gut im Kopf durch, schnell, da muss ich so und so fahren. Da geht nicht viel durch den Kopf, aber wenn du einen Sturz hattest der sehr weh getan hat, dann ist es schon anders. Am Start denkst du, ja hoffentlich geht das gut. Hoffentlich passiert nichts, hoffentlich habe ich keine Platte, hoffentlich Stürze ich nicht, hoffentlich sieht mich keiner wenn ich/ Dann wirst du schon nachdenklich, aber sonst geht durch den Kopf eine Passage, bei der das Tempo was ausmacht. Die hast du dann im Kopf und denkst das muss ich dann so und so fahren. Sonst ist Angst nie in den Hintergedanken. #00:06:06-0# I: Du konzentrierst die also auf die Technik wie du durchfährst und das andere wenn du mal geflogen bist, dann ist es der Schmerz. Und du denkst auch es sieht mich einer, was denken die anderen. Das ist so was zusammengefasst was ich gehört habe. #00:06:30-0# I: Was ist dein bisher schlimmster Sturz gewesen? #00:06:34-8# B: Mein schlimmster Sturz. In Bern am Gurten nach dem Crosscountryrennen hätte ich runter gehen müssen um Jacken zu holen. Dann bin ich die Downhillstrecke runter, war ziemlich nass und ich dachte da kann ich schon runter. Dann hatte es Steine, Nasse Wurzeln und es hat mich dann ziemlich verschlagen. Hatte dann brutale Leistenschmerzen und Schürfungen, aber sonst ist nichts mehr passiert. #00:07:07-3# I: Und wenn du jetzt heute einen Downhill fährst, ist der Sturz präsent? #00:07:14-5# 42 B: Nein, eigentlich nicht. Der war noch nie wirklich präsent. Ich habe den sofort vergessen und/ Nein ich finde es ist das schlimmste wenn du einen Sturz hast und an einem Rennen bist und an den Sturz denkst. Das ist das schlimmste was man machen kann. Dann passieren Fehler. Einfach abschalten. #00:07:39-9# I: Und wie machst du das Abschalten konkret? Kannst du das erklären? #00:07:472# B: Ich bin einfach so ein Mensch, wenn es um Sport geht, dann kann ich einfach alles hinter mir lassen. Aber wie ich abschalten kann. Wenn ich noch ein paarmal fahre und der nächste und übernächste Run gut geht, dann habe ich schon lange vergessen. Ich vergesse es einfach so. #00:08:15-7# I: Wievielmal stürzt du an einem Trainingstag? #00:08:18-7# B: Im Durschnitt, also/ Sehr sehr wenig. Es gibt sehr wenige Trainings bei denen ich Stürze. In der neuen Saison bin ich noch nie gestürzt. Sehr sehr wenig Stürze. #00:08:37-8# I: Ein bisschen hast du es schon angetönt vorhin. Wie präsent sind/ Wenn du jetzt stürzt im Training, wie präsent sind nachher die Gedanken in der nächsten Abfahrt? #00:08:47-0# B: Im Training. Ja man fährt vielleicht etwas vorsichtiger. Die Passage die du gestürzt bist, fährst du normal oder schaust es besser an wie du gestürzt bist und dann weisst du wo du den Fehler gemacht hast, so und so und dann ist es eigentlich vorbei. #00:09:06-7# I: Also du machst so gewisse Analysen. (Unv.) was passiert ist. #00:09:11-1# I: Und wie beurteilst du dein technisches Können nach einem Sturz? Hattest du schon mal das Gefühl du seist gehemmt gewesen bei einer Abfahrt. Dass es technisch nicht mehr zusammengepasst hat? #00:09:27-7# B: Nein, eigentlich nicht. Nach einem Sturz vielleicht die Passage, aber sonst fahre ich normal weiter. Ausser wenn ich recht Schmerzen haben, dann spürt/ ist halt der Schmerz hintendran und lässt dich nicht richtig fahren. #00:09:47-5# I: Wie gehst du an eine schwierige Aufgabe. Jetzt wenn du/ Ich weiss du bist technisch schon auf einem hohen Niveau. Aber auch du wirst noch Herausforderungen haben. Wie gehst du an eine solche Aufgabe heran, wo du zum ersten Mal hinkommst und quasi Angst verspürst. Was machst du dann? An die Aufgabe, wie gehst du da daran? #00:10:17-8# B: Es gibt sicher einige die noch besser sind, technischer fahren, die es auch schon gefahren sind. Dann schaust du wie die gefahren sind und fragst vielleicht wie und wo muss ich fahren und dann musst du einfach fahren. Die Linie die sie gefahren sind ist auch gegangen und dann/ #00:10:41-6# I: Und wie kommst du zu dem Punkt, dass du oben stehst und sagst jetzt fahre ich die Stelle? Was geht da in dir vor? #00:10:50-8# 43 B: Bei mir ist es meistens so, ja die anderen haben es auch gefahren dann geht es bei mir sicher auch. Und die Velos von heute die sind/ Mit denen kannst du fast überall runter. #00:11:03-4# I: Wie kann dir jemand Externes, ein Trainer oder auch wenn du an die Schule denkst, ein Lehrer, wie kann dir jemand helfen eine solche schwierige Situation zu meistern? #00:11:17-9# B: Sicher mal die Linie zeigen und dann dass er sagt es geht und Mut gibt. Vielleicht das auch vorzeigen wenn er es kann und dann geht das eigentlich fast von alleine. #00:11:38-7# I: Gut, dann kommen wir noch zum letzten Teil. Was für Sportarten machst du sonst noch? Kannst du mir kurz erläutern was du sonst noch machst und was dich reizt an dieser Sportart, die du sonst noch machst neben dem Downhill? #00:12:00-5# B: Also, neben dem Downhill, Crosscountry auch auf dem Velo. Und dann Strassenvelo, beides um Kondition zu trainieren, fit sein für das Downhill. Fitness mache ich viel, Fussball habe ich mal gespielt, Skifahren, Freestyle, normal auf der Piste. #00:12:25-9# I: Freestyle machst du auch Sprünge und alles Mögliche da? #00:12:30-4# B: Mache ich schon auch. Zwar in den letzten Jahren etwas weniger, wegen den Knien. Aber sonst mache ich schon auch alles. #00:12:40-6# I: Im Schulturnen machen wir manchmal auch Geräteturnen. Wenn jetzt du würdest einen/ Die Aufgabe wäre ein Retoursalto aus dem Schwung heraus, ein Retoursalto von den Ringen hinunter. Würdest du das machen, oder würdest du es nicht machen, was hält dich davon ab, was hilft dir um das Element zu turnen? #00:13:056# B: Ich habe es auch schon gemacht, weil wir in der Schule auch Geräteturnen gehabt haben und auch Prüfungen gehabt. Halt auch vom Freeski Saltos und Trampolin, das mache ich auch alles. #00:13:23-6# I: Wenn du das am Anfang siehst, hat dir das Angst gemacht oder was ist da in dir vorgegangen, als du zum ersten Mal/ Wo der Lehrer gesagt hat, das müsst ihr machen? #00:13:33-7# B: Nein, wir hatten grosse Matten und dann denkst du halt du könntest auf die Knie fallen und das schmerzt nicht. Und von dem her muss ich nicht viel denken. #00:13:51-6# I: Also ihr hattet einfach eine dicke Matte? Aber unten sind ja doch nur die dünnen Matten. #00:13:57-5# B: Ja wir hatten eben zwei grosse und dann halt auch auf der grossen Anlauf genommen und so trainiert. Und dann habe ich gedacht wenn du dumm fällst, schmerzt doch nicht. Und ist nicht so hoch. Und auf den Kopf wirst du nicht fallen, 44 soweit kommst du wohl noch rum, habe ich so gedacht. #00:14:23-5# I: Hattest du irgendwo in anderen Sportarten schon mal Angst? (...) Und wenn ja könntest du das vielleicht noch umschreiben? #00:14:36-9# B: Früher im Ski Alpin bin ich Rennen gefahren und dann haben wir immer in Brigels trainiert und die Pisten sind relativ flach da und dann wenn wir beim Rennen auf steilem Gelände waren mit offenen Toren, dann hatte ich vor dem Tempo Angst, weil ich es/ Die Ski sind halt auch immer brutal schnell gelaufen und so hatte ich vor dem Tempo Angst, aber das ist heute auch vorbei. #00:15:14-0# I: Einfach weil du zu wenig trainiert hast oder zu wenig? #00:15:18-6# B: Ja, es war einfach neu auf solch steilen Pisten und ja ich bin nicht so viel gefahren und dann von dem her war es neu. #00:15:30-0# I: Wie hast du es dann heute, wenn du auf eine neue Downhillstrecke kommst und etwas neu ist? Wenn etwas Überraschendes kommt, verspürst du da nie Angst oder so? #00:15:39-0# B: Nein, das ist einfach eine Herausforderung die ich entgegennehme. Nein, lieber immer etwas Neues als immer das Gleiche. Ich liebe halt Herausforderungen. #00:15:50-4# I: Gut, in dem Fall dir auch besten Dank. #00:15:55-7# Interviewtranskription Fabio I: Wie bist du ganz allgemein zum Sport gekommen? #00:00:38-6# B: Durch meine Eltern. Sie machen viel Sport. Durch das bin ich zum Sport gekommen und auch meinen Grossvater. #00:00:50-1# I: Und wie lange/ Wie bist du zum Mountainbiken gekommen? #00:00:55-3# B: Durch das Skitraining. Ich war im Skiclub und da mussten wir immer im Sommer Velofahren und das hat mir gut gefallen und dann habe ich auch ein bisschen angefangen. #00:01:06-1# I: Und wie lange machst du das schon, Mountainbiken? #00:01:10-6# B: Ungefähr drei Jahre. #00:01:14-4# I: Zur Angst. Was verstehst du ganz allgemein unter Angst? #00:01:24-5# B: Angst dass etwas passiert, im Sport zum Beispiel. Ja, das verstehe ich unter Angst. #00:01:35-4# I: Hast du auch manchmal im Alltag Angst. In der Schule oder sonst Angst? #00:01:40-0# 45 B: Nein, nicht gross. #00:01:42-7# I: Vor was hast du dann ganz konkret im Sport Angst? #00:01:47-8# B: Das mir etwas passiert mit den Knien zum Beispiel, das wäre das Schlimmste. Vor dem habe ich am meisten Angst. #00:01:59-9# I: Gut. Sonst irgendwie Angst wenn andere zuschauen, das hast du eigentlich nicht? #00:02:09-1# B: Nein. #00:02:10-1# I: Dass die irgendwie nachher jemand zusammenscheisst du seist schlecht gewesen oder andere dich auslachen? #00:02:18-6# B: Geb ich mir Mühe (lacht), das ich alles richtig mache. #00:02:24-9# I: Wenn du jetzt mit dem Velo so einen Sprung von ca. 1m herunterspringen müsstest. Würdest du das machen oder hättest du da Angst? #00:02:40-9# B: Also mit meinem Velo hätte ich keine Angst. Aber ohne Federung in der Hintergabel hätte ich schon Angst. #00:02:48-6# I: Also du würdest mit voller Geschwindigkeit über einen solchen Sprung drüber fahren? #00:02:53-5# B: Ja. #00:02:52-3# I: Und wenn es ein bisschen ein höherer Sprung wäre, so von dem Unterstand (ca. 2.5m), wenn du da runter fahren müsstest?. #00:03:00-9# B: Nein, da nicht. Lieber nicht (lacht). #00:03:04-4# I: Da hättest du Angst. Und wenn andere sich nicht getrauen, dann wäre das für dich auch angepasst, dass die da Angst haben? #00:03:11-9# B: Also, ich würde auch wenn die anderen es machen würden (überlegt) #00:03:130# I: Würdest du da nicht drüber? #00:03:17-4# B: Nein. #00:03:17-6# I: Dann erzähl mir mal, wenn du so ein Weglein runterfährst, hast sicher auch schon gemacht, beschreibe mir mal was du während einer solchen Abfahrt denkst. Was in deinem Kopf vorgeht. #00:03:31-2# B: Also ich denke immer/ Also wenn ich die Wege kenne, dann denke ich immer voraus was so auf mich zukommt und schaue wie ich jetzt am besten fahren muss. Immer ein bisschen vordenken. #00:03:48-7# 46 I: Und wenn du so an eine schwierige Stelle hinkommst, was geht dir dann durch den Kopf? #00:03:57-0# B: Also wenn es unmöglich ist durchzufahren, dann fahre ich nicht durch. Dann gehe ich halt einen Umweg. #00:04:04-3# I: Also, du denkst vor allem wie du durchfahren musst. (...) Bist du schon mal so richtig schlimm gestürzt oder was war bisher dein schlimmster Sturz? #00:04:17-2# B: Ja ich bin schon ein paarmal gestürzt. #00:04:19-4# I: Kannst du dich an deinen schlimmsten Sturz erinnern? #00:04:22-2# B: Ja, kann ich mich. #00:04:25-3# I: Kannst du mir gleich schnell erzählen, wie das vor sich gegangen ist? #00:04:286# B: Ja, im ersten Jahr, als da die neuen Mountainbikewege gemacht wurden, war das bei Nässe ein rutschiger Belag. Ich war damals ziemlich schnell am runterfahren und rutsche aus und habe am Bein und den Armen alles aufgeschürft gehabt. #00:04:518# I: Und wenn du jetzt heute wieder Mountainbiken gehst, denkst noch an diesen Sturz? #00:04:59-1# B: Ja, wenn ich da vorbeifahre schon. Dann denke ich immer, fahre langsam vorbei. #00:05:06-9# I: Wenn du so richtig Downhillen gehst, stürzt du dann viel? An einem solchen Tag? #00:05:14-3# B: Nein, ich fahre lieber aufwärts mit dem Velo. #00:05:19-6# I: Aber runter stürzt du nicht so viel? #00:05:21-6# B: Nein eigentlich nicht. #00:05:23-9# I: Und wenn du runter fährst und stürzt. Was denkst du nach einem Sturz wenn du weiterfährst? Denkst du nachher noch an diesen Sturz oder nicht? #00:05:33-6# B: Ja, wenn er schlimmer ist dann denke ich daran. Wenn etwas kaputt gegangen ist beim Velo, dann denke ich daran, aber sonst nicht. Nicht gross eigentlich. #00:05:436# I: Wenn du gestürzt bist, was meinst du, fährst du nachher besser oder schlechter hinunter? #00:05:49-8# B: Also ich fahre einfach unsicherer hinunter. #00:05:54-5# 47 I: Also, du bist unsicherer. Hattest du auch schon das Gefühl, dass du nicht mehr fahren kannst nach einem Sturz? #00:06:04-6# B: Nein, das Gefühl hatte ich noch nie. Kann mich nicht mehr erinnern. #00:06:10-6# I: Dann komme ich noch ein bisschen zurück. Wenn du jetzt ein wirklich schwierige Aufgabe vor dir hast. Eine Passage bei der du nicht sicher bist ob du die meistern kannst. Wie bringst du dich/ Wie kommst du zum Entscheid, doch das fahre ich oder fahre ich nicht? #00:06:31-7# B: Also wenn ich das Gelände kenne, dann schaue ich schon das es geht. Aber wenn ich das Gelände nicht kenne, ist es besser wenn ich nicht fahre. Weil man weiss ja nie, wo man landet. #00:06:47-9# I: Und wenn du jetzt das Gelände kennst und ja/ Wenn du jetzt eine Passage noch nie gefahren bist und du willst sie vielleicht fahren, was machst du dann, was geht bei dir im Kopf vor? #00:07:00-8# B: Also dann denke ich nicht viel. #00:07:06-5# I: Hast du dann eher Angst wenn du sie nicht fährst oder wie kann man das beschreiben? #00:07:14-0# B: Also Unsicherheit ist da. #00:07:16-3# I: Eine gewisse Unsicherheit die da ist. Und wie probierst du dann diese Unsicherheit zu bewältigen? Hast du da irgendeine Strategie? #00:07:23-6# B: Ja, immer Vorausschauen und Vorausdenken, was vielleicht auf mich zukommen könnte. Wie ich das lösen kann. #00:07:39-9# I: Und wie kann dir ein Trainer oder in der Schule auch ein Lehrer. Wie kann dir jemand helfen wenn du eine solche Situation hast/ Wie kann dir jemand von aussen helfen, die Situation zu meistern? #00:07:54-7# B: Kollegen mal sicher und ja (...) wer ist noch? (lacht) #00:08:01-7# I: Oder eben ein Lehrer oder auch ein Trainer, was soll der dir sagen, dass du da runterfahren kannst? #00:08:10-1# B: Er soll sagen dass ich es schaffe, ein bisschen Sicherheit geben. Gut zureden, sagen man schafft das. Das ist das Wichtige. #00:08:32-4# I: Hilft vormachen etwas? #00:08:41-7# B: Ja, bei gewissen Sportarten schon. #00:08:43-9# I: Was heisst bei gewissen Sportarten? #00:08:47-1# B: Sachen, bei denen ich mir sicher bin, dass ich es nicht schaffe. Dass der Lehrer oder die Lehrerin mir das vorzeigt und sagt wie man es richtig macht. #00:09:03-1# 48 I: Dann haben wir es schon bald. Noch drei Fragen. Noch ein bisschen allgemeiner. Welche Sportarten machst du sonst noch? #00:09:09-8# B: Skifahren. #00:09:11-9# I: Freeski oder eher Pistenfahren? #00:09:15-9# B: Pistenfahren und wandern. #00:09:21-8# I: Also auch Bergsteigen oder wirklich nur wandern? #00:09:24-2# B: Klettern, wandern, so in dieser Art. #00:09:26-8# I: Frage zum Schulsport. Wenn ich jetzt dir die Aufgabe geben würde, du müsstest beim Ringturnen einen Retoursalto machen. Das ist die Aufgabe. An den Ringen nach vorne schwingen und dann ein Retoursalto. Würdest du das machen? Ja oder Nein, oder hättest du Angst das zu machen oder nicht und würdest denken das kann ich locker? #00:09:48-7# B: Ein Salto? Ich wäre mir schon unsicher, also wenn mir einer das vormachen würde, so ein Mitschüler der ungefähr gleichviel kann wie ich, dann würde ich es auch machen oder wenigstens probieren. Aber sonst würde ich es nicht machen. #00:10:07-7# I: Und was kann dir helfen, um das zu können? #00:10:16-0# B: V.a. mal die Sicherheit. #00:10:19-5# I: Wie kann man dir Sicherheit geben? #00:10:21-2# B: Also, dass man mal weich landet. Oder eine Hilfe daneben steht. #00:10:30-0# I: Und wie muss die Hilfe sein für dich? #00:10:31-6# B: Nützlich, dass sie hilft. #00:10:36-9# I: Also, dir das Gefühl geben, doch der kann mich halten. #00:10:42-1# B: Ja zum Beispiel. #00:10:43-1# I: Dann noch die letzte Frage. Hast du sonst im Schulsport oder allen anderen Sportarten schon mal eine Situation gehabt wo du Angst gehabt hast? Vor einem Teil das du machen musstest oder/ #00:10:56-8# B: Ja, gerade letzthin, mussten wir einen Salto in die Luft machen. Zuerst auf das Trampolin springen und ein Salto auf der Matte landen. Und ich habe gewusst ich schaffe es nicht, aber ich habe es trotzdem probiert und dann ist es nicht so gut gelungen. #00:11:16-6# I: Also du musstest eigentlich auf eine höhere Ebene einen Salto machen? Oder 49 einfach ein Salto vom Trampolin? #00:11:22-2# B: Ja, und wieder auf den Füssen landen. Aber das ist für mich immer schwierig auf den Füssen zu landen, weil meine Knie sind nicht mehr die Besten. #00:11:33-1# I: Dann hast du eigentlich Angst vor der Landung? #00:11:38-2# B: Ja genau. #00:11:40-3# I: OK, besten Dank dir. #00:11:45-5# B: Danke auch. #00:11:47-0# Interviewtranskription Andri I: Wieso machst du gerne Sport? Allgemein zuerst. #00:00:38-3# B: Weil ich brauche irgendwie auch/ Mein Körper muss ich ja fordern, dass ich so auch Leistung bringen kann. Sport macht mir auch einfach Spass, soziales Verhalten. #00:00:49-4# I: Haben deine Eltern auch einen Einfluss gehabt? #00:00:51-2# B: Ja meine Eltern hatten sicher auch einen grossen Einfluss, damit ich nicht den ganzen Tag zu Hause hocke. #00:00:47-7# I: Machen die auch Sport? #00:00:57-6# B: Eher weniger. #00:01:01-2# I: Wie bist du zum Mountainbike gekommen? Wann hast du gedacht jetzt gehe ich mal ein bisschen Mountainbiken? #00:01:08-8# B: Das hat sicher schon sehr früh angefangen. Mit dem Fahrradfahren. Das liegt halt auch daran, dass ich in einer Bergregion wohne und man mit dem Velo viel schneller unterwegs ist. Dann hat es schon angefangen, den Schulweg mit dem Fahrrad zu machen. Und später habe ich mal ein Mountainbike bekommen und wollte das ausweiten. Dann bin ich mal den Berg hochgefahren. #00:01:48-4# I: Dann kommen wir zum Thema Angst. Kannst du ganz allgemein mal erzählen, was für dich Angst bedeutet. #00:02:00-9# B: Also ich habe Angst wenn ich das Gefühl habe, ich bin einer Situation nicht gewachsen. Wenn ich mich unsicher fühle oder denke, dass ich das nicht schaffen werde. #00:02:21-6# I: Vor was hast du Angst im Sport oder im Alltag? Nenne ein Beispiel. #00:02:26-7# B: Ich habe Höhenangst. (...) Im Dunkeln im Wald herumlaufen. #00:02:48-9# 50 I: Dann gehen wir etwas spezifischer auf das Velofahren ein. Wenn du jetzt einen Sprung machen musst der ca. Tischhöhe, also ca. 1m hoch ist und da runter springen müsstest, da gibt es solche die sagen die Angst ist angepasst und andere die sagen nein, das ist kein Problem da muss man nicht Angst haben. Wenn jetzt du einen Sprung machen müsstest von etwa Tischhöhe, hättest du da Angst, meinst du das ist OK wenn man da Angst hat oder denkst du eher nicht? #00:03:16-5# B: Ich denke sicher man darf Angst haben, das ist keine Frage. Man muss sich einfach der Sache sicher sein. Wenn man sieht, das habe ich noch nie gemacht, das werde ich nie schaffen, dann würde ich es auch nicht wirklich machen. Wenn man sich mit dem Velofahren gewohnt ist, dann weiss man in etwa wie man das Velo zu bedienen hat und dann würde man das auch schaffen. #00:03:43-6# I: Wenn du runter fährst, beschreibe mir mal was du denkst wenn du einen schwierigen Weg runterfährst. Was geht dir durch den Kopf, wenn du dich ein bisschen daran erinnern kannst? #00:03:56-1# B: Nicht wirklich viel. Ich konzentriere mich dann meistens, schaue auf den Weg. Schaue wo ich durchfahre und versuche Hindernisse zu vermeiden. An das umfliegen denkt man eigentlich nicht wirklich. Ich fahre aber sicher langsamer, wenn es Steil ist oder ein Hindernis im Weg ist. #00:04:19-7# I: Aber an das umfliegen selbst denkst du nicht? #00:04:23-0# B: Das denkt man nicht, nein. #00:04:24-7# I: Kannst du dich an deinen schlimmsten Sturz den du je hattest/ Kannst du dich daran erinnern? Wie hat der ausgesehen? #00:04:45-4# B: Das war vor einem Jahr, da war ich ein bisschen spät dran und musste in die Schule. Dann bin ich mit dem Fahrrad gefahren und bin auf einen Weg gekommen der nicht flachgeteert gewesen war. Ich glaube ich war etwas zu schnell gefahren und bin auf die Bremse. Auf dem Weg war etwas Kies und weil ich das Vorderrad etwas zu fest gezogen habe, hat es mich vorne raus gehoben und bin dann auf die Schulter geflogen. #00:05:19-6# I: Die war kaputt nachher? #00:05:20-6# B: Kaputt nicht, aber ein Muskel war gezerrt. Musste auf St. Mortiz ein MRI machen. #00:05:29-3# I: Und wenn du heute noch Mountainbiken gehst, dann denkst du noch an den Sturz? Wenn es brenzlig wird mit runterfahren? #00:05:35-3# B: Ja doch schon. Aber ich weiss jetzt was mein Fehler war und heute achte ich mehr darauf, was ich falsch gemacht habe, wie ich dem ausweichen kann. #00:05:48-1# I: Und wenn du bei einer Abfahrt umfliegst, denkst noch an den Sturz oder kannst du das gleich vergessen? #00:05:55-5# 51 B: Also gerade direkt bei der gleiche Fahrt weiterfahren, das wird schon schwer. #00:06:05-4# I: Wenn du runterfährst und umfliegst, wie hast du das Gefühl? Fährst du nachher eher schlechter oder besser? #00:06:15-0# B: Gute Frage. Ich fahre sicher viel vorsichtiger. Wahrscheinlich wird es sich so sogar verbessern. #00:06:25-7# I: Anders gefragt. Hattest du schon mal das Gefühl, dass du nicht mehr gut fährst nach einem solchen Sturz? #00:06:31-4# B: Nicht mehr so wie vorher. Man ist nicht mehr so motiviert. Man ist sicher niedergeschlagen, aber ich denke man ist dann noch viel mehr konzentriert das man kein Fehler macht, dass man heil runterkommt. #00:06:44-8# I: Was machst du wenn du eine schwierige Aufgabe vor dir hast? Beim runterfahren kommt eine schwierige Passage, du weisst nicht soll ich sie fahren oder nicht fahren. Was machst du nachher, dass du diese Situation meistern kannst. Was geht in deinem Kopf vor, was überlegst du dir? Wie motivierst du dich, dass du da runterfahren kannst? #00:07:06-8# B: Ich denke mal ich versuche die Lage einzuschätzen, wie wird es für das Velo sein, wie wird es für mich sein. Ob es befahrbar ist. #00:07:21-8# I: Wie kommst du nachher auf den Punkt, dass du runter fährst? #00:07:25-2# B: Soviel komme ich gar nicht auf den Punkt. Wenn es kritisch ist, steige ich eher ab. Ich bin nicht so der Draufgänger. Ich Stürze mich nicht in zu grosses Risiko. #00:07:43-8# I: Also du gehst erst wenn du sehr sicher bist, dass du es schaffst? #00:07:47-8# B: Also ja, ich gehe auf sicher. #00:07:49-1# I: Wie kann dir jemand von aussen, sei es nun ein Trainer oder ein Lehrer helfen, so eine Situation zu meistern? #00:07:55-9# B: Vorfahren! Vorfahren und heil runterkommen, dann ist das sicher eine grosse Motivation. #00:08:06-0# I: Was soll er dir sagen? #00:08:10-3# B: Wie man vielleicht die Brems mehr oder weniger anziehen soll. #00:08:16-2# I: Also so technische Hinweise? #00:08:18-5# B: Technische Hinweise genau. (...) Und ein bisschen darauf einsprechen, dass man das schon schafft. #00:08:33-6# I: Welche Sportarten machst du sonst noch? Fussball weiss ich. #00:08:41-3# 52 B: Volleyball und Klettern. #00:08:46-1# I: Was reizt dich jetzt am Klettern? #00:08:49-5# B: Das macht mir einfach Spass und hilft mir die Höhenangst zu überwinden. #00:08:56-3# I: Also suchst du da ein bisschen die Herausforderung? #00:09:00-1# B: Ich suche die Herausforderung, genau. #00:09:01-2# I: Fussball, Volleyball einfach wegen dem Teamgedanken wahrscheinlich. (...) Wenn du jetzt beim Ringturnen einen Retoursalto machen musst. Würdest du das jetzt auf Anhieb machen, was haltet dich davon ab? Respektive was würde dir helfen, wenn dir der Lehrer was sagt? Was muss er dir sagen, dass du dich das getraust? Weil es ist ein einfaches Element, welches aber sehr viel Mut braucht. Vorne den Ringen loslassen und ein Retoursalto machen. Also was würde dich jetzt davon abhalten das zu machen oder was würde dich dazu bewegen das zu machen? #00:09:39-7# B: Davon abhalten würde mich sicher wenn der Lehrer nur so knapp beschreibt, was man jetzt genau machen müsste. So, mach jetzt einfach. Die anderen haben es auch geschafft, mach jetzt, das würde mich sicher erniedrigen. Mir würde es helfen, wenn ich irgendwie Hilfestellung bekomme, das Leute daneben sind und schauen falls/ Auch wenn es nicht nötig ist, das würde mir Sicherheit geben. Mir ist es immer wichtig, das man genau beschreibt, was man wirklich machen muss. Wie man vorgeht. #00:10:15-8# I: Dir einfach genau technisch sagen wie es geht. Gut zureden. (...) Hattest du schon mal in anderen Sportarten oder im Schulturnen eine Situation gehabt, bei der du Angst hattest? #00:10:32-3# B: Ja wir hatten jetzt gerade im Turnen/ Mit dem Trampolin mussten wir auf den Schwedenkasten einen Handstand machen und dann auf eine Matte fliegen. Und da hatte ich immer die Angst, dass ich mit dem Rücken auf den Schwedenkasten fliegen kann und das habe ich mich auch noch nicht getraut. Und der Lehrer ist da ein bisschen da gestanden und hat gesagt ich schau dann schon auch. Aber mir ist das wie zu wenig Sicherheit gewesen. #00:11:06-6# I: Und hast du es schliesslich gemacht? #00:11:08-7# B: Nein. #00:11:10-2# I: Was hat dich davon abgehalten es nicht zu machen? Die Lehrperson in dem Sinne? #00:11:17-8# B: Ja. #00:11:20-3# I: Ok, besten Dank. 53
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