TECHNISCHE HINWEISE ZU DEN VERWENDETEN MATERIALIEN Die von uns durchgeführten Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen erfolgen nach historischen Vorbildern mit entsprechenden Materialien. Dies bedeutet, dass an die von uns fachgerecht durchgeführten Arbeiten nicht die Anforderungen gestellt werden können, die moderne Lacke und Verfahren erfüllen. Mit Erteilung des Auftrages akzeptieren Sie daher folgende technische Hinweise, die gleichzeitig eine Beschaffenheitsvereinbarung nach § 633 II Satz 1 BGB darstellen: 1. Konservierte Oberflächen, insbesondere Lackierungen zeigen aufgrund der Alterung eine schwächere Stabilität als vollständig neu geschaffene Oberflächen. 2. Grundierungen nach historischen Verfahren haben eine etwas geringere korrosionsschützende und haftungsvermittelnde Wirkung als moderne Materialien, was bei der Benutzung, Pflege und Wartung zu beachten ist. 3. Bei der Verwendung von historischen Rezepturen von Lacken werden in Einzelfällen auch bleihaltige Pigmente – vor allem zum Korrosionsschutz – eingesetzt. Diese befinden sich dann oft auch zu größeren Anteilen in den bereits auf den Fahrzeugen vorhandenen Beschichtungen. Sofern von uns derartige Materialien zur Restaurierung verwendet wurden, werden wir in der begleitenden Dokumentation ausdrücklich darauf hinweisen. Bei einer eventuellen weiteren Bearbeitung der Farbschichten durch Dritte müssen Sie diese auf das Vorhandensein dieser zum Teil giftigen Materialien hinweisen, damit geeignete Schutzmaßnahmen getroffen werden können. 4. Bei Retuschen von historischen Lackierungen kann eine so genannte „Metamerie“ oft nicht vermieden werden. Dies bedeutet, dass sich je nach Lichteinfall Farbabweichungen zeigen können. Solche Retuschen werden bei der Restaurierung von uns so gemischt, dass sie unter Sonnenlicht zum sie umgebenden Farbton passen. Bei anderer, z. B. einer künstlichen Beleuchtung, sind Farbabweichungen allerdings unvermeidbar und stellen keinen Mangel dar. 5. Historische Oberflächen bzw. Lackierungen sowie von uns nach historischem Rezept verwendete Materialien erfordern eine besonders aufmerksame und andauernde Pflege mit geeigneten Produkten. Diese müssen auf die Quellbarkeit der Lacke durch verschiedenste Lösemittel, ätherische Öle, Säuren oder Laugen abgestimmt sein. 6. Die Reinigung von historischen Materialoberflächen sollte nur mit einem Neutralreiniger erfolgen, da saure oder alkalische Mittel den Abbau der Beschichtungen beschleunigen. Auch heute gebräuchliche Scheibenreiniger, Bremsflüssigkeiten und Frostschutzmittel greifen derartige Lacke an. 7. Heute im Handel erhältliche Pflege- und Poliermittel für Autolacke sind nicht auf die speziellen Eigenschaften historischer Bindemittel abgestimmt und können daher deutliche Schäden hervorrufen (z. B. Erweichen, mattes Einschlagen, Flecken, Rauhigkeit und Auslaugen der Beschichtung). Sie sollten daher nur nach vorheriger Überprüfung an verdeckter Stelle angewendet werden. Von der Verwendung abrasiver Polituren ist aufgrund einer teilweise reduzierten Schichtstärke der vorhandenen Lackierung abzuraten. Denn dabei besteht die Gefahr, dass die Oberfläche auf die Grundierung durchpoliert wird und hierdurch ein fleckiger Eindruck entsteht. 8. Auf das Anbringen von Aufklebern (z. B. Startnummern) auf historischen Lackmaterialien sollte verzichtet werden, da ein Auswandern der darin enthaltenen Weichmacher und Lackverluste beim Abziehen die Oberfläche beschädigen können. 1 von 2 9. Hölzer, insbesondere historische unterliegen als Naturmaterial Schwund und Dehnung durch klimatische Einflüsse. Solche Bewegungen übertragen sich auf die Farbaufträge/Lackierungen, wodurch sich möglicherweise Risse und Ablösungen bilden. Diese Folgen können von uns nicht beeinflusst werden und unterliegen daher auch keiner Gewährleistung. Derartige Schäden lassen sich durch die Abstellung des Fahrzeuges im geeigneten Umgebungsklima minimieren und deutlich verzögern. 10. Öl-Harz-Lacke sowie Alkydharzfarben nach historischem Vorbild werden i. d. R. mit dem Pinsel in mehreren Lagen aufgetragen und jeweils mit Zwischenschliffen bearbeitet. Natürliche Folge dieser traditionellen Arbeitsweise sind leichte Werkzeugspuren auf der Oberfläche. Die mit solchen Materialien erreichbare Oberflächenhärte und Belastbarkeit unterscheidet sich materialbedingt deutlich von der moderner Lackierungen und stellt keinen Mangel dar. Dies gilt auch für die materialbedingte Vergilbung des Bindemittels und eine mit der Zeit mögliche Versprödung der Farbschichten, besonders an hitzebelasteten oder starkem Sonnenlicht ausgesetzten Flächen. Der Kontakt mit sauren oder alkalischen Stoffen beschleunigt die Zersetzung dieser Stoffe erheblich. 11. Historische Nitrozelluloselacke sind rein physikalisch getrocknete Beschichtungen, sie bleiben also dauerhaft löslich oder quellbar in Lösemitteln wie Acetaten, Ketonen und Alkoholen. Damit unterscheiden sie sich nicht von historischen Originallackierungen. Eine Beständigkeit gegen Super-Benzin konnte im Test zwar nachgewiesen werden (Stand 2007), trotzdem sollten Treibstofftropfen vermieden oder umgehend mit weichem Tuch aufgenommen werden. Dies auch deswegen, weil moderne industrielle Beimischungen z. B. von Bioethanol die Eigenschaft dieser Gemische laufend verändern. Es ist daher nicht möglich, deren Wirkung auf historische Lacke sicher vorherzusagen. Bei einem Betrieb des Fahrzeuges mit Methanol müssen Treibstofftropfen auf jeden Fall vermieden werden, da Methanol sowohl historische Schichten als auch Retuschen unweigerlich sehr stark anlöst. Das Alterungsverhalten von Nitrozelluloselacken weicht deutlich von den heute üblicherweise verwendeten 2KMaterialien ab. So lässt sich eine leichte, kontinuierliche Gilbung, vor allem bei Teillackierungen mit hellen und kühlen Tönen im Laufe der Jahre nicht vermeiden. Dies führt dazu, dass die Retuschen sich mit der Zeit gegen die Umgebung abzeichnen. An besonders hitzebelasteten oder besonders stark dem Sonnenlicht ausgesetzten Flächen kann es über einen längeren Zeitraum auch zu einer Versprödung kommen. Alkalische bzw. saure Stoffe (z. B. in Reinigungsmitteln) beschleunigen die Zersetzung nitrozellulosehaltiger Schichten erheblich. Durch den Pigment- und Weichmachergehalt in den verwendeten Materialien sind die verwendeten Nitrozelluloselacke nicht feuergefährlich und entsprechen den geltenden Sicherheitsvorschriften. 12. Bei der Konservierung und/oder Ergänzung anderer Materialien (z. B. Leder, Kunstleder, Lincrusta, Textilien, Metalloberflächen) müssen gesonderte Pflegeanweisungen auf Basis des mit dem Auftraggeber im Vorfeld der Restaurierung erarbeiteten Konzeptes beachtet werden. Wir werden in der unserem Kunden überlassenen Restaurierungsdokumentation darauf hinweisen. 13. Hinweise zur ChemVOCFarbV: Die verwendeten Restaurierungsmaterialien werden von uns in Kleinmengen aus nicht anwendungsfertigen Grund-Komponenten projektbezogen selbst formuliert und zusammengestellt. Sie werden ausschliesslich im Rahmen unserer Arbeit an historisch wertvollen Objekten angewendet. Die Materialien werden nicht verkauft oder anderweitig ausserhalb dieser Projekte in Verkehr gebracht. Eine solche Vorgehensweise ist laut Referat 45 Umweltministerium Baden-Württemberg/Stuttgart (W. Adebahr) mit der ChemVOCFarbV, insbesondere den in §3b geregelten Ausnahmen für historisch und kulturell wertvolle Objekte, konform. 2 von 2
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